Zwischen Kopftuch und Currywurst - Thomas Berlin - E-Book

Zwischen Kopftuch und Currywurst E-Book

Thomas Berlin

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Beschreibung

Als Sabine nach zwei Wochen Türkeiurlaub in Berlin zurückkehrt, bringt sie mehr mit als nur Sonne und Erinnerungen: eine Entscheidung, die alles verändert. Gemeinsam mit ihrem neuen Partner Mesut will sie nach Konya ziehen – und ihre Kinder Emilia (16) und Jason (14) sollen mit.
Doch die Jugendlichen wollen ihr Leben in Berlin nicht einfach aufgeben. Emilia kämpft um ihre Freundschaften, ihre Schule und ihre Freiheit. Jason bangt um seinen Platz im Fußballverein und seinen Traum, eines Tages für Deutschland zu spielen. Für beide ist klar: Sie werden nicht widerstandslos in die Türkei gehen.
Sabine jedoch hält an ihren Plänen fest. Zwischen Liebe, Sehnsucht nach einem Neubeginn und den Erwartungen ihres Partners gerät sie in einen Konflikt, den sie allein nicht lösen kann. Als Emilia und Jason Hilfe beim Jugendamt suchen, nimmt die Auseinandersetzung eine neue Dimension an. Aus Streitgesprächen werden Anhörungen, aus Erziehungsfragen wird ein Fall für das Familiengericht.
Mesut versucht, Druck auf die Kinder auszuüben, doch sein Auftreten zeigt bald eine dunkle Seite: Härte, Kontrolle und Gewaltbereitschaft. Kaya, sein Sohn, gerät zwischen die Fronten. Sabine muss erkennen, dass ihre Liebe zu Mesut ihre Familie in Gefahr bringt – und dass ihre Kinder stärker sind, als sie geglaubt hat.
Im Gerichtssaal wird entschieden, ob Emilia und Jason gegen ihren Willen ins Ausland ziehen müssen oder das Recht haben, in Berlin zu bleiben. Mesut verliert die Fassung, beschimpft die Richterin und wird schließlich wegen schwerer Körperverletzung und Bedrohung zu einer langen Freiheitsstrafe verurteilt. Sabine bleibt zurück – schwanger von Mesut, aber entschlossen, ein neues Leben mit ihren Kindern zu beginnen.
Die Familie wächst zusammen: Emilia und Jason finden ihre Stimme, Kaya lernt in Berlin Vertrauen und Zugehörigkeit, und Sabine bereitet sich auf ihr Baby vor. Zwei Jahre später sind die Jugendlichen volljährig, Jason feiert sein erstes Länderspiel, und die Familie blickt hoffnungsvoll in die Zukunft.
Zwischen Kopftuch und Currywurst ist ein Roman über Migration, Identität, Generationenkonflikte und das Ringen um Selbstbestimmung. Er zeigt, wie schwierig, aber auch wie notwendig es ist, Kinder und Jugendliche in Entscheidungen einzubeziehen, die ihr Leben prägen – und wie Familie auch inmitten von Streit und Verlust neu entstehen kann.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Thomas Berlin und I.C.Koerner

Zwischen Kopftuch und Currywurst

📘 Impressum

Angaben gemäß § 5 TMG und § 55 Abs. 2 RStV:
Thomas Berlin
Ines C. Körner
Postfach 16
15362 Neuenhagen bei Berlin
Deutschland
Inhaltlich verantwortlich gemäß § 55 Abs. 2 RStV:
Thomas Berlin & Ines C. Körner
(Postfach 16, 15362 Neuenhagen bei Berlin)
Urheberrecht:
Alle Rechte an diesem Werk liegen bei den Autoren. Die unerlaubte Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Wiedergabe, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Genehmigung nicht gestattet.
Hinweis zur Mitwirkung künstlicher Intelligenz:
Dieses Werk wurde unter Mitwirkung künstlicher Intelligenz erstellt. Die redaktionelle und inhaltliche Verantwortung liegt vollständig bei den Autoren.

© 2025 Thomas Berlin & Ines C. Körner

UUID: e18f55c6-1988-4b5f-988a-1495d586bd16
Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Vorwort der Autoren

Prolog - Ein unerwarteter Abschied

Teil I - Berlin, unser zu Hause

I - 01. (01) Ein Abendbrottisch voller Geheimnisse

I - 02. (02) „Wir ziehen nach Konya!“ – Der Schock

I - 03. (03) Geschwister gegen die Mutter

I - 04. (04) Emilia zwischen Wut und Angst

I - 05. (05) Jason sucht Verbündete

I - 06. (06) Gesprächen unter Freunden - Abschied oder Kampf?

I - 07. (07) Sabine und Mesut schmieden Pläne

I - 08. (08) Kaya in Konya – dieselben Ängste

I - 09. (09) Emilia schwört Widerstand

I - 10. (10) Erste Fluchtgedanken

Teil II - Wiederstand und Hoffnung

II - 01. (11) Briefe, Lügen und kleine Sabotagen

II - 02. (11) „Ich bleibe hier!“ – Emilia wird laut

II - 03. (13) Jason versucht, den Vater zu ersetzen

II - 04. (14) „Streitgespräche mit Sabine“

II - 05. (15) Der Schulleiter

II - 06. (16) Freunde schmieden Auswege

II - 07. (17) Ein Wochenende mit Mesut in Berlin

II - 08. (18) Kaya trifft Emilia und Jason

II - 09. (19) Der Gang zum Jugendamt

II - 10. (20) Stimmen im Raum

Teil III - Auf gepackten koffern

III - 01. (21) Vorladung vom Familiengericht

III - 02. (22) Stimmen im Gerichtssaal

III - 03. (23) Der Schatten des Gerichtes

III - 04. (24) Eine Anwältin für Emilia und Jason

III - 05. (25) Mit aller Härte

III - 06. (26) Die Masken fallen

III - 07. (27) Der erste Prozesstag

III - 08. (28) Der zweite Prozesstag

III - 09. (29) Der dritte Prozesstag

III - 10. (30) Die Stimmen der Entscheidung

III - 11. (31) Das Urteil

III - 12. (32) Ein neuer Alltag unter Aufsicht

Teil IV - Neue Wege, neue Grenzen

IV - 01. (33) Alltag zu viert

IV - 02. (34) Briefe aus der Zelle

IV - 03. (35) Neue Fronten in der Schule

IV - 04. (36) Kontrolle und Vertrauen

IV - 05. (37) Das Ungeborene

IV - 06. (38) Der Pflichtverteidiger

IV - 07. (39) Beginn des Strafprozesses

IV - 08. (40) Der Ausraster

IV - 09. (41) Die Stimme der Kinder

IV - 10. (42) Zerreißprobe für Sabine

IV - 12. (44) Plädoyers und Urteil

IV - 11. (43) Sachverständige und andere Zeugen

IV - 13. (45) Ein neuer Anfang

Epilog - Zwei Jahre später

Nachwort der Autoren

Über die Autoren

Werke der Autoren

Danksagung

landmarks

Titelseite

Cover

Inhaltsverzeichnis

Buchanfang

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Vorwort der Autoren Gedanken zum Thema Kulturen, Identität und Familienumbrüche

Prolog – Ein unerwarteter Abschied – Ein neuer Anfang im Schatten des Verlustes – Der Motorradunfall des Vaters, der die Familie veränderte

Teil I – Berlin, unser Zuhause

Einführung in Teil I

(01) Ein Abendbrottisch voller Geheimnisse – Wenn Vertrauen zerbricht –(02) „Wir ziehen nach Konya!“ – Der Schock – Zwischen Wut und Widerstand –(03) Geschwister gegen die Mutter – Wenn Liebe auf Widerstand trifft –(04) Emilia zwischen Wut und Angst – Ein Herz im Ausnahmezustand –(05) Jason sucht Verbündete – Zwischen Loyalität und Selbstzweifeln –(06) Gespräche unter Freunden – Abschied oder Kampf? – Wenn Loyalität auf die Probe gestellt wird –(07) Sabine und Mesut schmieden Pläne – Entscheidungen im Schatten der Vergangenheit –(08) Kaya in Konya – dieselben Ängste – Wenn Ferne nicht fremd, sondern nah wirkt –(09) Emilia schwört Widerstand – Zwischen Klarheit und Rebellion –(10) Erste Fluchtgedanken – Wenn Weglaufen leichter scheint als Ausharren –

Teil II – Widerstand und Hoffnung

Einführung in Teil II 11. (11) Briefe, Lügen und kleine Sabotagen – Wenn Widerstand im Verborgenen wächst – 12. (12) „Ich bleibe hier!“ – Emilia wird laut – Wenn Protest die Stille zerreißt – 13. (13) Jason versucht, den Vater zu ersetzen – Zwischen Verantwortung und Überforderung – 14. (14) Streitgespräche mit Sabine – Wenn Liebe und Kontrolle aufeinanderprallen – 15. (15) Der Schulleiter – Wenn Schule zum Schauplatz wird – 16. (16) Freunde schmieden Auswege – Wenn Solidarität zu Plänen wird – 17. (17) Ein Wochenende mit Mesut in Berlin – Wenn große Worte am Widerstand abprallen – 18. (18) Kaya trifft Emilia und Jason – Begegnung der Welten – 19. (19) Gang zum Amt – Wenn Worte nicht mehr reichen – 20. (20) Stimmen im Raum – Wenn jeder für sich sprechen muss –

Teil III – Auf gepackten Koffern

Einführung in Teil III 21. (21) Vorladung vom Familiengericht – Erste Schritte in den Ernstfall – 22. (22) Stimmen im Gerichtssaal – Wenn Kinder eine Stimme haben – 23. (23) Der Schatten des Gerichtes – Wenn Worte nicht mehr ausreichen – 24. (24) Eine Anwältin für Emilia und Jason – Eine Stimme mit Gewicht tritt auf – 25. (25) Mit aller Härte – Mesut und Kaya in Berlin – 26. (26) Die Masken fallen – Zwischen Kontrolle und Ohnmacht – 27. (27) Der erste Prozesstag – Worte wie Waffen – 28. (28) Der zweite Prozesstag – Mesut zeigt sein wahres Gesicht – 29. (29) Der dritte Prozesstag – Weitere Stimmen der Wahrheit – 30. (30) Die Stimmen der Entscheidung – Die Plädoyers – 31. (31) Das Urteil – Ein neuer Anfang im Schatten des Skandals – 32. (32) Ein neuer Alltag unter Aufsicht – Zwischen Aufatmen und Auflagen –

Teil IV – Neue Wege, neue Grenzen

Einführung in Teil IV 33. (33) Alltag zu viert – Zwischen Kontrolle und neuen Rollen – 34. (34) Briefe aus der Zelle – Zwischen Manipulation und Entscheidung – 35. (35) Neue Fronten in der Schule – Zwischen Spott, Fragen und innerem Zusammenhalt – 36. (36) Kontrolle und Vertrauen – Besuch vom Jugendamt – 37. (37) Das Ungeborene – Fünfzehn Wochen Hoffnung und Zweifel – 38. (38) Der Pflichtverteidiger – Verlockungen, Zweifel und klare Grenzen – 39. (39) Beginn des Strafprozesses – Zwischen Pflicht, Angst und Mut – 40. (40) Der Ausraster – Die versuchte Manipulation fliegt auf – 41. (41) Die Stimme der Kinder – Zwischen Wahrheit, Mut und Verletzlichkeit – 42. (42) Zerreißprobe für Sabine – Zwischen Vergangenheit und neuer Verantwortung – 43. (43) Sachverständige und weitere Stimmen – Zwischen Gutachten und letzten Belastungen – 44. (44) Plädoyers und das Urteil – Zwischen Schuld und Gerechtigkeit – 45. (45) Ein neuer Anfang – Hoffnung im Schatten der Vergangenheit –

Epilog – Zwei Jahre später – Volljährigkeit, Neuanfänge und ein Hauch von Zukunft –

Nachwort der Autoren

Über die Autoren

Werke der Autoren

Vorwort der Autoren

Dieses Buch erzählt die Geschichte einer Familie, die zwischen zwei Welten steht – zwischen Berlin und Konya, zwischen Vertrautem und Fremdem, zwischen Freiheit und Tradition. Im Mittelpunkt stehen Jugendliche, die sich nicht selbst für diesen Umbruch entschieden haben, sondern mit den Entscheidungen der Erwachsenen leben müssen.

Uns war wichtig, die Sichtweise der Kinder und Jugendlichen in den Vordergrund zu stellen. Denn während Erwachsene von Liebe, Neubeginn und Zukunftsplänen sprechen, geht es für Emilia, Jason und Kaya um etwas ganz anderes: den Verlust von Heimat, Freundschaft und gewohnten Sicherheiten – und um die Frage, wie sie ihre Stimme gegen Entscheidungen erheben können, die ihr Leben bestimmen sollen.

Die Geschichte greift Fragen auf, die viele Familien in einer zunehmend globalisierten Welt beschäftigen:

Wie lassen sich Kulturen miteinander verbinden, ohne dass jemand seine Identität verliert?Wo liegen die Grenzen von Anpassung, und wo beginnt Selbstbestimmung – gerade für Jugendliche?Was bedeutet „Heimat“, wenn das Herz an zwei Orten zugleich hängt?

„Zwischen Kopftuch und Currywurst“ ist kein Bericht, sondern ein Roman – doch er schöpft seine Kraft aus der Realität. Er möchte Denkanstöße geben, Verständnis wecken und zeigen, wie schwer, aber auch wie wertvoll es ist, Brücken zwischen unterschiedlichen Welten zu bauen – und wie wichtig es ist, Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben, wenn Erwachsene über ihr Leben entscheiden.

Wir laden Sie ein, Emilia, Jason, Sabine, Mesut und Kaya auf ihrem Weg zu begleiten – durch Widerstände, Konflikte und Hoffnungen. Vielleicht erkennen Sie dabei ein Stück Ihrer eigenen Geschichte wieder.

Thomas Berlin & Ines C. Körner

Prolog - Ein unerwarteter Abschied

Ein neuer Anfang im Schatten des Verlustes

Der Tag, an dem sich alles veränderte, begann wie so viele andere. Ein Motorrad, ein Moment der Unachtsamkeit, ein Schrei – und plötzlich war nichts mehr, wie es einmal war. Für Emilia, damals sechs Jahre alt, und Jason, gerade vier, brach die Welt zusammen, als ihr Vater nach einem schweren Motorradunfall nicht mehr nach Hause kam.

Die ersten Jahre ohne ihn waren geprägt von Leere und Fragen, die niemand beantworten konnte. Sabine, erst 26 Jahre alt und nun Witwe, kämpfte darum, den Alltag zu bewältigen. Plötzlich war sie nicht nur Mutter, sondern auch alleinige Ernährerin, Trösterin und Halt in allen Lebenslagen. Die Kinder klammerten sich aneinander, weil sie spürten, dass das vertraute Leben mit einem Schlag zerbrochen war.

Es dauerte lange, bis sich eine gewisse Stabilität einstellte. Sabine fand eine neue Arbeitsstelle, Emilia und Jason entwickelten ihren eigenen Rhythmus, und langsam kehrte das Lachen zurück in die kleine Berliner Wohnung. Doch trotz aller Stärke, die Sabine bewies, blieb die Einsamkeit. Abends, wenn die Kinder schliefen, fühlte sie die Leere neben sich im Bett, spürte den Verlust eines Partners, mit dem sie Sorgen und Freuden teilen konnte.

Eines Tages, am Küchentisch, sprach sie zum ersten Mal offen mit ihren Kindern. „Ihr wisst, dass ich euch über alles liebe“, begann sie zögerlich. „Aber manchmal … manchmal wünsche ich mir, nicht mehr allein durchs Leben gehen zu müssen. Einen Menschen an meiner Seite, der auch für euch da ist.“ Emilia und Jason hörten schweigend zu. Es war ungewohnt, die Mutter so verletzlich zu sehen, aber sie verstanden instinktiv, dass es kein Verrat an ihrem Vater war, sondern ein Schritt nach vorn.

So begann Sabine, langsam wieder nach vorne zu schauen. Sie öffnete sich für Begegnungen, auch wenn viele Versuche scheiterten – zu oberflächlich, zu fern von dem, was sie wirklich suchte. Doch eines Tages, während einer Urlaubsreise in die Türkei, trat ein Mann in ihr Leben, der alles verändern sollte.

Mesut war anders als die anderen. Warmherzig, aufmerksam und voller Respekt begegnete er Sabine. Zwischen ihnen entstand eine Nähe, die sich nicht erklären ließ – sie war einfach da. Die Gespräche wurden länger, die Blicke vertrauter, die Treffen intensiver. Und bald war aus einem zufälligen Kennenlernen mehr geworden: eine Liebe, die beiden neuen Mut gab.

Sabine fühlte, dass dies ein echter Neuanfang sein könnte – für sie, für Emilia und Jason. Doch sie ahnte noch nicht, welche Herausforderungen dieser Weg mit sich bringen würde.

Teil I - Berlin, unser zu Hause

Einführung in Teil I

Berlin – eine Stadt voller Stimmen, Farben und Geschichten. Für Emilia und Jason war sie mehr als nur der Ort, an dem sie lebten. Hier kannten sie jede Straßenecke, jede U-Bahn-Station, jede Currywurstbude. Hier waren ihre Freunde, ihre Schule, ihre Erinnerungen an den Vater. Berlin war für sie nicht nur Heimat, sondern ein Stück Identität, das sie nicht einfach ablegen konnten wie ein altes Kleidungsstück.

Für Sabine hingegen war Berlin längst ambivalenter geworden. Die Stadt hatte ihr Halt gegeben in den schweren Jahren nach dem Verlust ihres Mannes, aber sie war auch ein täglicher Spiegel der Einsamkeit. Sie sehnte sich nach einem Neuanfang – und fand ihn in Mesut, tausend Kilometer entfernt, in einer völlig anderen Welt.

Teil I erzählt vom scheinbar alltäglichen Familienleben in Berlin – von Schultagen und Freundschaften, von Konflikten am Esstisch, von kleinen Geheimnissen und großen Offenbarungen. Es ist die Phase, in der alles noch vertraut wirkt, aber die ersten Risse sichtbar werden.

Hier beginnt die eigentliche Geschichte: mit einem Abendessen, das das Leben von Emilia und Jason auf den Kopf stellen wird.

I - 01. (01) Ein Abendbrottisch voller Geheimnisse

Wenn vertrauen zerbricht

Heimkehr Es war ein gewöhnlicher Montagnachmittag, als Sabine nach zwei Wochen Türkeiurlaub die Wohnungstür in Berlin-Wedding aufschloss. Der Duft nach Straßenstaub, Dönerbuden und frisch gebrühtem Kaffee hing in der Luft, so wie immer, wenn sie nach Hause zurückkehrte. Emilia und Jason hatten die Stunden bis zu ihrer Ankunft gezählt – beide überzeugt, dass sie diesmal nicht allein durch die Tür treten würde.

Schon auf der Treppe nach oben hatte Jason auf jedes Knarren der Stufen gelauscht, in der Hoffnung, eine fremde Männerstimme zu hören. Und Emilia, mit sechzehn längst die kritischere Beobachterin, hatte sich innerlich darauf vorbereitet, Mesut zu begrüßen. Er war in den letzten Monaten so präsent gewesen wie ein unsichtbares Familienmitglied: Videoanrufe am Abend, Fotos aus Konya, kleine Pakete aus der Türkei.

Doch Sabine kam allein. Ihr Gesicht strahlte, die Wangen sonnengebräunt, die Augen voller Glanz. Jason stürzte sich auf sie, warf ihr die Arme um den Hals, und auch Emilia ließ sich nach kurzem Zögern zu einer Umarmung hinreißen. Nur eine Frage lag beiden auf der Zunge: Warum war Mesut nicht dabei?

„Er kommt bald“, sagte Sabine, als sie den Koffer in den Flur stellte. „Aber heute wollte ich erst einmal nur euch in die Arme schließen.“

Ein Abendessen wie früher – und doch ganz anders Am Abend saßen sie zu dritt am Küchentisch. Es gab Kartoffelsalat mit Würstchen, Emilias Lieblingsessen, das Sabine am Vormittag vorbereitet hatte. Jason schaufelte mit Appetit, während er immer wieder neugierig zu seiner Mutter schielte. Emilia pickte gedankenverloren in den Gurkenscheiben.

„Du siehst glücklich aus, Mama“, sagte sie schließlich. „So… richtig glücklich.“

Sabine lächelte und stellte die Gabel ab. „Das bin ich auch, Emi. Mehr, als ich es seit Jahren war.“

Jason wippte aufgeregt mit dem Bein. „Dann heiratet ihr bald, oder? Und wir bekommen noch ein Geschwisterchen?“

Sabine lachte, doch in ihrem Blick lag etwas, das Emilia sofort auffiel – ein Ernst, der nicht zu Jasons Leichtigkeit passte. „Es gibt etwas, das ich euch sagen muss“, begann sie. „Etwas Wichtiges. Bitte hört mir bis zum Ende zu.“

Die Nachricht, die alles verändert Emilia spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sabine sah sie und Jason abwechselnd an, als wolle sie Mut sammeln. Dann verschränkte sie die Finger, atmete tief durch und sagte: „Mesut und ich… wir wollen eine richtige Familie werden. Nicht mehr hin- und herfliegen, nicht mehr getrennte Leben. Wir wollen zusammenziehen.“

Jason grinste. „Super! Dann kommt Mesut also nach Berlin, oder?“

Sabine schüttelte den Kopf. „Nein, Liebling. Es wird andersherum sein. Wir ziehen zu ihm. Nach Konya. In vier Wochen.“

Stille. Der Sekundenzeiger der Küchenuhr tickte. Emilias Gabel fiel klirrend auf den Teller. Jason starrte seine Mutter an, als hätte sie gesagt, sie flögen morgen auf den Mond.

„Was?!“ Emilias Stimme überschlug sich. „Nach… wo bitte? In die Türkei? In vier Wochen? Das ist doch ein Witz!“

Erste Risse Sabine hob beschwichtigend die Hände. „Ich weiß, das ist viel. Aber bitte versteht mich. Ich liebe Mesut. Und er liebt nicht nur mich, er mag auch euch. Wir könnten dort ein neues Leben beginnen.“

„Ein neues Leben?!“, fauchte Emilia. „Mein Leben ist hier! Meine Schule, meine Freunde, alles! Und du willst mich einfach ausreißen wie Unkraut?“

Jason schluckte. Er wollte stark wirken, aber seine Stimme zitterte. „Ich… ich will auch nicht weg. Ich bin hier Mannschaftskapitän. Nächste Saison werde ich Stammspieler der 1. B-Junioren. Außerdem verliere ich meinen Platz in der Berlin-Auswahl. Und meine Freunde…“

„Ihr werdet neue Freunde finden“, versuchte Sabine zu trösten. „Kaya, Mesuts Sohn, ist in eurem Alter. Ihr werdet euch verstehen.“

„Das glaubst du doch selbst nicht“, murmelte Emilia. In ihren Augen glitzerte Wut, darunter Angst.

Zwischen Küche und Flur – Erinnerungen, die ziehen Später zog Sabine den Koffer ins Schlafzimmer. Der Reißverschluss hakte, so wie sich alles hakte. Sie hielt ein T‑Shirt in den Händen, das nach fremdem Weichspüler roch, und plötzlich stiegen Bilder hoch: Mesut am Marktstand in Konya, das laute Lachen seiner Schwester, das Lichtermeer über der Altstadt bei Nacht. Ein Gefühl von Zugehörigkeit, das sie seit Jahren vermisst hatte.

Sie schloss die Augen. Ich habe so lange allein getragen. Ich will nicht mehr allein sein.

Im Flur stand Emilia und starrte auf die Reisetasche, als wäre sie ein Eindringling. „Du willst uns wegschaffen“, sagte sie leise. „Nicht mit uns reden – entscheiden.“

„Ich will, dass wir zusammen sind“, antwortete Sabine. „Das ist etwas anderes.“

„Für dich vielleicht“, flüsterte Emilia. „Für mich ist es Wegnehmen.“

Nachrichten, die brennen In ihrem Zimmer tippte Emilia eine Nachricht in den Klassenchat: „Meine Mutter ist zurück. Sie will, dass wir nach Konya ziehen. Vier Wochen.“ Antworten prasselten herein – erschrocken, wütend, tröstend. Nele schrieb: „Wir finden einen Weg!“ Cem: „Sag Bescheid, ich rede mit meinem Vater.“ Lara schickte nur ein geballtes Emoji und ein Herz.

Jason schrieb an Malik aus dem Verein: „Bruder, sie will uns wirklich wegziehen.“ Malik antwortete: „Geht nicht. Wir reden mit dem Trainer. Du bleibst.“ Jason starrte auf die Worte, als könnten sie ein Netz spannen, das ihn hielt.

Sabines Dilemma Sabine setzte sich ans Fenster, Berlin rauschte. Busse, Fahrräder, ein Lieferroller, Stimmen im Hof. In der Wohnung klang noch Jasons Lachen nach – ein Lachen, das in den letzten Jahren zu selten gewesen war. Der Tod ihres Mannes hatte vieles ausgesaugt: Farbe, Wärme, Mut. Mit Mesut war wieder Licht da gewesen. Und nun sollte sie dieses Licht vor ihren Kindern rechtfertigen.

Wie erklärt man Sehnsucht? dachte sie. Wie rechtfertigt man Hoffnung?

Sie legte die Stirn an die kühle Scheibe und merkte, dass sie fror.

Rebellion im Herzen Emilia konnte nicht schlafen. Auf der Wand gegenüber die Skyline mit dem Fernsehturm, darunter Fotos: Erster Schultag, Klassenfahrt, das Finale ihrer Tanz-AG. All das soll ich wegwerfen? Widerstand spannte sich in ihr an wie ein Muskel.

„Niemals“, flüsterte sie. „Ich werde nicht gehen.“

Durch die dünne Wand hörte Jason ihr Flüstern. Ich will auch nicht gehen, dachte er, und in seinem Kopf liefen Spielzüge ab, als könnte er die Zukunft ausspielen wie ein Match. Aber das war kein Spiel.

Die Nacht denkt laut Später, als die Wohnung dunkler wurde, lag Sabine wach. Sie hörte Emilias gedämpftes Schluchzen, Jasons unruhiges Drehen. Konya zog an ihr, Berlin hielt sie fest. Zwei Magneten, die ein Herz zerrten.

Wann habe ich aufgehört, mich selbst zu fragen, was ich will? dachte sie. Vielleicht genau jetzt beginne ich wieder damit.

Sie öffnete den Chat mit Mesut. Sein letztes Foto: er und Kaya am Fluss, zwei Silhouetten gegen den Abend. Eine Familie, stand darunter. Komm bald.

Sabine tippte: „Ich bin daheim. Wir haben gesprochen. Es wird schwer.“ Dann löschte sie die Nachricht wieder. Wahrheiten verdienen volle Sätze, nicht halbe.

Morgengrauen – ein zarter Riss im Grau Am nächsten Morgen roch es nach Kaffee. Sabine deckte den Tisch, schnitt Obst, stellte Jogurt hin. Als Jason auftauchte, starrte er sie an, als wäre sie eine Fremde. „Guten Morgen“, sagte er, und in seiner Stimme lag die Frage, die er nicht stellte.

Emilia kam kurz danach. Ihr Blick war hart, darunter Müdigkeit. „Ich habe nachgedacht“, begann sie. „Du kannst dein Leben entscheiden. Aber du darfst nicht meins verplanen. Ich werde nicht gehen.“

„Emi…“, setzte Sabine an.

„Nein. Hör mir zu“, sagte Emilia. „Ich bin sechzehn. Wenn du mich zwingst, gehe ich zum Jugendamt. Ich lasse mich anhören. Und Jason auch.“

Jason nickte – klein, entschlossen.

Der Versuch zu erklären Sabine setzte sich. „Ich habe euch nicht erzählt, wie es ist, dort zu sein“, sagte sie. „Wie die Abende riechen, wenn man am Fluss sitzt. Wie Kayas Großmutter den Kräutertee kocht. Wie ich mich plötzlich… ganz fühle. Nicht als Lücke, nicht als Rest von etwas, das nicht mehr ist.“

Emilia verschränkte die Arme. „Und ich? Bin ich dann der Rest?“

„Nein“, sagte Sabine. „Ihr seid das Ganze. Aber ich… ich wollte wieder etwas dazu sein können. Partnerin. Geliebt. Nicht nur verantwortlich.“

„Wir lieben dich auch“, sagte Jason. „Hier. Dafür musst du nicht weg.“

„Manchmal“, murmelte Sabine, „muss man den Ort wechseln, um sich selbst zu finden.“

„Oder man bleibt – für die Menschen, die man schon hat“, hielt Emilia dagegen.

Draußen Berlin Nach dem Frühstück ging Jason zum Training. Die Luft war kalt, die Hände in den Taschen, der Rucksack schwer. Auf dem Platz roch es nach Gras und Gummi. „Du bist spät, Kapitän“, rief der Trainer. „Zu Hause Stress“, sagte Jason.

„Dann renn es raus“, antwortete der Trainer. Und Jason rannte. Jeder Sprint ein Nein. Jeder Schuss ein Ich-bleibe. Am Rand nickte Malik ihm zu.

Emilia ging zu Nele. Sie setzten sich vor den Späti, tranken Mate aus der Flasche. Emilia erzählte, und Nele sagte: „Wir sind dein Netz. Du fällst – wir fangen.“ Emilia lächelte zum ersten Mal seit gestern.

Ein Gespräch, das nicht endet Am Abend versuchte Sabine es noch einmal. „Es gibt auch einen Mittelweg“, sagte sie. „Ein Monat in den Osterferien. Zum Kennenlernen. Nur schauen, nicht entscheiden.“

Emilia schüttelte den Kopf. „Ein Test, der keiner ist. Du nennst es Probefahrt, aber du hast den Kauf längst unterschrieben.“

Jason sagte: „Ich will nicht hinfahren, um zu beweisen, dass ich dort nicht leben will. Ich will hier leben, ohne Beweis.“

Sabine schwieg. Jedes Argument verhärtete die Fronten. Die Liebe zu Mesut auf der einen Seite, die Liebe zu ihren Kindern auf der anderen – beides wahr.

Zwei Türen weit voneinander In der Nacht standen zwei Türen im Flur leicht offen. Hinter der einen schrieb Emilia in ein Notizbuch: „Ich bleibe. Ich kämpfe.“ Hinter der anderen hielt Jason das Trikot fest, als würde es ihn am Boden verankern.

Sabine stand zwischen den Türen und atmete. Dann schloss sie beide sanft, als könnte sie damit die Härte der Welt aussperren.

Ein Funke Hoffnung Im Wohnzimmer setzte sie sich noch einmal hin. Der Sessel roch nach ihr und nach all den Abenden, an denen sie versucht hatte, stark zu sein. Sie legte die Stirn in die Hand und ließ die Tränen kommen. Nicht laut, nicht bitter – nur still.

Zum ersten Mal seit dem Tod ihres Mannes sah sie eine Zukunft, die nicht von Trauer bestimmt war. Sie wusste nicht, wie sie ihre Kinder überzeugen sollte. Aber sie wusste: Morgen würde sie es wieder versuchen. Nicht mit Druck, sondern mit Worten. Nicht mit Ultimaten, sondern mit Zeit.

Draußen heulte eine Sirene, irgendwo klappte ein Fenster zu. Berlin atmete. Und Sabine atmete mit.

I - 02. (02) „Wir ziehen nach Konya!“ – Der Schock

Zwischen Wut und Widerstand

Am Morgen danach

Der nächste Morgen war anders als alle zuvor. Normalerweise herrschte in der kleinen Küche Hektik – Jason suchte verzweifelt seine Sportsachen, Emilia kritisierte ihr Haar vor dem Spiegel und Sabine versuchte, mit einer Tasse Kaffee halbwegs den Überblick zu behalten. Diesmal aber war es still.

Emilia schob das Müsli mit dem Löffel hin und her, ohne einen Bissen zu essen. Jason trank seinen Kakao in kleinen Schlucken, die Hände um die Tasse gekrallt, als könne er sich daran festhalten. Sabine tat so, als würde sie die Zeitung lesen, doch ihre Augen wanderten immer wieder zu den Kindern.

„Wir müssen darüber reden“, begann sie schließlich.

„Da gibt’s nichts zu reden“, schnitt Emilia ihr das Wort ab. „Ich ziehe nicht nach Konya. Punkt.“

Jason nickte heftig. „Ich auch nicht.“

Sabine seufzte. Sie hatte gehofft, dass eine Nacht Schlaf etwas Ruhe bringen würde. Stattdessen wirkte alles nur noch verhärteter.

In der Schule

Emilia erzählte es gleich am ersten Tag. In der Pause, auf dem Schulhof, zwischen all dem Lärm und den Gesprächen, ließ sie die Bombe platzen.

„Meine Mutter will, dass wir in die Türkei ziehen. In vier Wochen!“

Ihre beste Freundin Nele riss die Augen auf. „Was? Spinnst du?“

„Ich wünschte, es wäre ein Witz“, antwortete Emilia und verschränkte die Arme. „Aber sie meint es ernst.“

Die Gruppe um sie herum schwieg einen Moment lang. Dann brach ein Chor von Fragen los: „Und was ist mit der Abschlussfahrt?“, „Du willst uns doch nicht im Stich lassen?“, „Kannst du nicht einfach bei deinem Onkel wohnen?“

Emilia schüttelte den Kopf. „Ich bin sechzehn. Ohne meine Mutter darf ich hier nicht bleiben.“

Nele legte ihr den Arm um die Schulter. „Dann musst du kämpfen. Sag nein. Mach ihr klar, dass du hierbleiben willst.“

Jasons Geheimnis

Auch Jason vertraute sich jemandem an – seinem besten Freund Malik aus dem Fußballverein. Nach dem Training setzten sie sich auf die Umkleidebank, die Haare noch feucht vom Duschen.

„Ey, stell dir vor“, begann Jason, „meine Mutter will, dass wir in die Türkei ziehen.“

Malik spuckte fast sein Wasser wieder aus. „Echt jetzt?“

„Ja. Nach Konya. In vier Wochen.“

Malik sah ihn ernst an. „Und du willst nicht, oder?“

Jason schüttelte den Kopf. „Niemals. Ich bin nächstes Jahr Stammspieler in der 1.B - Junioren und in der Stadtauswahl. Und außerdem … das ist hier mein Zuhause.“

„Dann wehr dich“, sagte Malik schlicht. „Du bist doch nicht irgendein kleiner Junge, der alles mit sich machen lässt.“

Jason spürte zum ersten Mal, dass er nicht allein war.

Sabines Perspektive

Während die Kinder in der Schule waren, saß Sabine am Küchentisch und telefonierte mit Mesut. Sein Bild erschien auf dem Bildschirm ihres Handys, und schon sein Lächeln ließ sie ruhiger atmen.