Syn ... wie die Sünde - A.E. Via - E-Book

Syn ... wie die Sünde E-Book

A.E. Via

5,0

Beschreibung

Sergeant Corbin "Syn" Sydney hat sein ganzes Leben lang hart daran gearbeitet, der beste Detective zu werden. Als er die Chance bekommt, Teil der Atlanta Narcotics Task Force zu werden, ergreift er sie. Doch er war nicht auf die innige Beziehung seiner beiden Vorgesetzten vorbereitet: Lieutenant Cashel "God" Godfrey und Lieutenant Leonides Day. In dieser neuen Situation trifft er auf den langhaarigen, tätowierten Barkeeper Furious Barkley. Und noch bevor er begreift, was passiert, verliebt er sich Hals über Kopf. Und es sieht so aus, als würde Furious das gleiche empfinden. Doch zuerst muss Syn die Beweise finden, dass Furious kein Mörder ist und ihn gleichzeitig vor der Vergangenheit schützen, die ihn verfolgt. God, Day, Ronowski und Johnson – unterhaltsam wie immer. Und Syn und Furious … zum Verlieben. Nothing Special Buch 2

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Syn … wie die Sünde

Nothing Special 2

Aus dem Englischen von Xenia Melzer

Impressum

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2018

http://www.deadsoft.de

© the author

Titel der Originalausgabe: Embracing his Syn

(Nothing Special 2)

Übersetzung: Xenia Melzer

Cover: © Princess S.O.

Coverbearbeitung: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-239-7

Inhalt:

Sergeant Corbin „Syn“ Sydney hat sein ganzes Leben lang hart daran gearbeitet, der beste Detective zu werden. Als er die Chance bekommt, Teil der Atlanta Narcotics Task Force zu werden, ergreift er sie. Doch er war nicht auf die innige Beziehung seiner beiden Vorgesetzten vorbereitet: Lieutenant Cashel „God“ Godfrey und Lieutenant Leonides Day.

In dieser neuen Situation trifft er auf den langhaarigen, tätowierten Barkeeper Furious Barkley. Und noch bevor er begreift, was passiert, verliebt er sich Hals über Kopf. Und es sieht so aus, als würde Furious das gleiche empfinden.

Doch zuerst muss Syn die Beweise finden, dass Furious kein Mörder ist und ihn gleichzeitig vor der Vergangenheit schützen, die ihn verfolgt.

God, Day, Ronowski und Johnson – unterhaltsam wie immer.

Und Syn und Furious … zum Verlieben.

Für meinen wunderbaren Ehemann …

Danke, dass du mein Schreiben so unterstützt. Du bist immer da, um mir Mut zu machen und mich aufzumuntern, wenn ich zu streng mit mir selbst bin. Die Aufmerksamkeit und Fürsorge, die du mir zuteilwerden lässt, wenn ich Stress habe, geht so viel tiefer als jedes Wort, das mir einfallen könnte, um meine Dankbarkeit auszudrücken. Du erstaunst mich immer wieder, mein Geliebter.

Du bist mein Engel, mein Max, mein Ryker, mein Bass, mein Hawk, mein God, mein Day, mein Pres, mein Ric, mein Blair, mein Furi und mein Syn.

Jeder der schillernden, unterhaltsamen Charaktere, die aus dem Grund meines Herzens aufsteigen, beginnt mir dir. Jeder von ihnen besitzt ein Merkmal, dessen ich mich jeden Tag an dir erfreue, Darling. Schönheit, Sinnlichkeit, Humor, Charme, Stärke, Mut, Entschlossenheit, Willenskraft und so viele mehr, aber vor allem unzerbrechliche Liebe.

Meine tiefste, aufrichtigste Dankbarkeit geht an den Hüter meines Herzens.

Kapitel 1

„Die Dinge sind nicht immer wie sie scheinen“

„Also gut, Syn, wehe du verschwendest meine verdammte Zeit! Zeig mir, was du draufhast.“

Syn drehte sich um und schaute seinen hoffentlich zukünftigen Leutnant an. Gods barsche Stimme konnte wirklich einschüchternd sein. Wenn man dann noch den Körperbau des Mannes und seine Tattoos dazu nahm, konnte er die meisten Männer einschüchtern … aber Syn war nicht die meisten Männer.

Er hatte um seine sofortige Versetzung von seinem Revier in Philadelphia gebeten, als er gehört hatte, dass es in der bekanntesten Task Force der östlichen USA eine offene Stelle gab. Sie wurde von Leutnant Cashel Godfrey – allgemein bekannt als God – und Leutnant Leonidis Day angeführt. Day war ein intelligenter, schlagfertiger Bastard, der keine Angst hatte, jemanden zurechtzustutzen, wenn derjenige ihn herausforderte. Das dynamische Duo war vor zwei Jahren in den Rang des Leutnants befördert worden, nachdem sie nur fünf Jahre lang als Ermittler gearbeitet hatten. Bevor sie vom Bürgermeister von Atlanta rekrutiert worden waren, um ihre eigene Task Force anzuführen, die aus einigen der härtesten Bastarde diesseits des Mississippi bestand, war so eine schnelle Beförderung noch nie vorgekommen. Die neuen Regeln für God und Day waren dieselben wie zuvor … es gab keine.

Leutnant Day stand an einer Seite der mit Bolzen gesicherten Tür, ein sarkastisches Grinsen im Gesicht, seine zwei verchromten Handfeuerwaffen auf die schäbige Veranda gerichtet. God befand sich an der anderen Seite, sein breiter Rücken war den roten Ziegeln des Hauses zugewandt, seine beiden goldfarbenen Desert Eagles gezogen und bereit zum Feuern. Syn schaute noch einmal hinter sich und sah, wie Detective Ronowski seine Flinte durchlud. Syn nickte ihm kurz zu. Alle waren bereit.

Syn spannte seinen Rücken an, wich zurück, verlagerte sein Gewicht auf sein hinteres Bein, hob seinen rechten Stiefel in einer schnellen Bewegung und zertrümmerte das dünne Holz um den Türknauf. „Atlanta PD! Atlanta PD!“, schrie Syn, als er in das kleine Stadthaus vorrückte, die Augen fest nach vorne gerichtet, seine Peripherie aber nicht außer Acht lassend. God und Day waren jetzt im Haus und Syn sah zu, wie sie Tische und Stühle auf ihrem Weg durch den engen Flur, der augenscheinlich zu zwei Schlafzimmern und einem kleinen Badezimmer führte, beiseitestießen. Nachdem Syn zweimal „Gesichert“ für das Wohnzimmer und die Küche gerufen hatte, begann Ronowski, die Kissen auf der Couch zu durchsuchen, die Unterseite von Tischen zu befühlen und, auf der Suche nach hohlen Geräuschen, die Wände abzuklopfen. Immerhin war allgemein bekannt, dass Drogendealer Drogen, Geld und Waffen hinter doppelten Wänden versteckten.

„Atlanta PD, sofort die Hände in die Luft!“ Syn hörte Days Befehl und kehrte in den vorderen Bereich des Hauses zurück. Er sah, wie Day einen Mann nach draußen führte, der in den frühen Dreißigern zu sein schien. Er trug kein Oberteil und seine Haare klebten an einer Seite seines Kopfes, als ob er geschlafen hätte. Seine Hände waren mit Kabelbindern hinter seinem Rücken zusammengebunden. Day stieß ihn auf das alte, karierte Sofa und Gods Blick hinderte ihn daran, wieder aufzustehen.

„Ich nehme an, ihr werdet mir meine Rechte nicht vorlesen. Verdammte, dreckige Cops! Ich habe gehört, dass du dich nach mir erkundigt hast, God. Ich habe auch anderen Scheiß gehört.“

„Vielleicht sollte ich dafür sorgen, dass du gar nichts mehr hörst“, knurrte God.

Syn sah zu, wie God seine dreißig Zentimeter lange, gezackte Militär-Klinge aus der Scheide unter seinem rechten Arm zog. Er ließ das Messer einmal meisterhaft über seine Hand fliegen, wie man es in einem Jet Li Film erwarten würde, und benutzte seine andere Hand, um das Ohr des Verdächtigen schmerzhaft festzuhalten.

Der Verdächtige erstarrte und wurde sehr still, als die Messerspitze leicht über seine Wange glitt und an seinem Ohrläppchen haltmachte.

„Reg dich, verdammt noch Mal, nicht auf, God“, fauchte der Mann.

„Was hast du sonst noch so gehört, Goose?“, fragte God mit tiefer Stimme.

„Nichts, Mann! Gar nichts, in Ordnung?“

Syn sah, dass God ihn anschaute und stellte sicher, dass er sein Pokerface aufgesetzt hatte. In den letzten zwei Tagen hatte er die ganze Akte über diesen drogendealenden Abschaum gelesen. Ihr Verdächtiger, Greg „Goose“ Jenkins, hatte die illegalen Geschäfte seines Onkels übernommen, nachdem Day und God diesen für zwanzig Jahre hinter Gitter gebracht hatten. Die Männer aus ihrem Team hatten genügend Überwachungsmaterial über Goose gesammelt, um eine Durchsuchung durchzuführen und eine solide Anklage zusammen zu bekommen, sollten sie Drogen, Bargeld oder Waffen in dem Haus finden.

Nachdem God sein Messer weggesteckt hatte, spuckte Goose auf den Boden und warf jedem von ihnen einen hasserfüllten Blick zu. „Wo ist der Durchsuchungsbefehl, God? Dein Junge dahinten nimmt mein verdammtes Haus auseinander, ich will also den beschissenen Durchsuchungsbefehl sehen!“

Syn hielt die Augen auf den Verdächtigen gerichtet, aber die Kommentare des Mannes machten ihn wütend. Sollten sie das hier nicht längst gemeldet haben? Was machten Ronowski und Day dahinten?

Syn war nur probeweise Mitglied der Task Force. Er musste beweisen, dass er Anweisungen befolgen, die Notwendigkeit zu agieren voraussehen und effizient als Mitglied des Teams arbeiten konnte, musste aber auch beweisen, dass er rücksichtslos und gefährlich war … genau wie alle anderen Mitglieder des Teams. Er hatte Geschichten gehört, dass diese Jungs wirklich hart waren. Das war Syn auch. Er wollte die Karriereleiter hinaufklettern, und Teil von God und Days Task Force zu sein, war eine sichere Methode, sich einen Namen zu machen und dem Schatten seines Vaters zu entkommen, um sein eigenes Vermächtnis zu schaffen.

God zog einen der Esszimmerstühle in den Raum, drehte ihn herum und setzte sich rittlings darauf. Er starrte Syn an. Diese grünen Augen bohrten sich in ihn, aber er wagte es nicht, den Blick abzuwenden. God war unglaublich intuitiv. Er schien zu wissen, dass Syn Zweifel an dieser Verhaftung hatte.

„Ich habe gehört, dass du korrupt bist, Mann“, schnappte Goose.

„Du hörst immer noch schlecht“, antwortete Syn, bevor God es konnte. God warf Syn einen kurzen Blick zu.

„Wo ist dein verdammter Durchsuchungsbefehl, God? Ich habe euch Arschlöcher nicht klopfen hören, bevor ihr meine Tür eingetreten und euch selbst eingeladen habt.“

„Man lädt den Wind nicht ein“, sagte Day mit einem frechen Grinsen, als er mit Ronowski im Schlepptau zurück in das Zimmer kam. „Der Wind bläst einfach nur durch.“

„Fick dich“, knurrte Goose.

Sie stellten einen mittelgroßen Safe auf den wackeligen Esstisch und Ronowski zog einen kleinen Gegenstand aus einer seiner Taschen. Er befestigte ihn an der Vorderseite des Safes, direkt neben dem Schloss. Dann drückte er sein Ohr dagegen und lauschte angestrengt, während er die Scheibe drehte.

„Ich wusste es. Schmutzige Cops!“, brüllte der wütende Mann und sprang auf die Füße. God bewegte sich so schnell, dass Syn keine Chance hatte, zu reagieren. Gods große Hand legte sich um den Hals des Verdächtigen und hob ihn einen Meter in die Luft, bevor er ihn auf den unnachgiebigen Boden schleuderte.

„Schmerzens-Stadt, Einwohner: Du“, kicherte Day.

Verdammt. In Syns Kopf drehte sich alles. Etwas stimmte nicht. God hatte keinen Durchsuchungsbefehl, er hatte dem Mann seine Rechte nicht vorgelesen und niemand meldete die Sache der Zentrale. Oh Scheiße… das kann nicht wahr sein!

„Geht es Ihnen gut, Detective Sydney?“

Syn blinzelte und erkannte, dass Schweißtropfen sein Gesicht hinabliefen und seine Waffe immer noch gezogen war. Alle anderen hatten ihre Waffen bereits wieder in die Holster gesteckt. Syn hoffte, dass er nicht Zeuge von dem wurde, was er fürchtete, dass es war.

„Jackpot“, verkündete Ronowski.

Syn wirbelte herum und sah zu, wie der Detective mit dem glatten Gesicht haufenweise Geldrollen herauszog. Er wusste nicht genau, wie viel, aber es mussten mindestens zehn- bis zwanzigtausend Dollar sein, weil die Rollen aus Hundertern bestanden. Ronowski drehte sich um, zwinkerte God zu und Syns Augen verengten sich. Bitte, jemand muss eine Beweismitteltüte holen. Bitte! Er sah, wie Ronowskis hellblaue Augen zu Day wanderten und er wollte verdammt sein, aber der Mann, über den er so wunderbare Geschichten gehört hatte, griff in den Safe und zog mehrere Rollen Bargeld heraus und stopfte sie in das Futter seiner Weste … ebenso wie God und Ronowski.

„Hast schon bei deiner ersten Verhaftung einen Zahltag. Scheint dein Glückstag zu sein, Sydney.“ Gods Blick war eine Warnung, als Syn sich weigerte, auch nur einen Schein einzustecken.

Kapitel 2

„Leg mich einmal herein, Schande über dich“

Die Fahrt zurück zum Revier in dem unmarkierten Suburban verlief unbehaglich und schweigend. God fuhr wie eine Fledermaus aus Haiti, während alle anderen sich an die oh-Scheiße-Griffe klammerten. Es schien, als würde der Mann alle Verkehrsregeln brechen.

Syns Gedanken überschlugen sich. Er stellte sich vor, dass, wenn es sich hier um einen Cartoon handeln würde, Rauch aus seinen Ohren kommen und seine Augen aus seinem Kopf fallen würden. Wie zur Hölle konnten God und Day schmutzige Cops sein? War die ganze Task Force korrupt oder nur diese drei? Er hatte gedacht, dass er seinen Vorgesetzten seine Effizienz und Furchtlosigkeit bei einer Razzia beweisen würde, aber das war alles Bullshit. Sie hatten Goose nicht einmal verhaftet. Sie hatten sein verdammtes Geld gestohlen und ihm gesagt, dass er aus der Stadt verschwinden solle, weil sie sonst zurückkommen würden.

Was zur verdammten Hölle?

Ronowski sah aus wie der Junge von nebenan mit seinen kurzgeschnittenen, blonden Haaren, dem glatten Gesicht und Augen, die blauer waren als der Himmel über Wyoming. Aber nachdem God Goose gewarnt hatte, hatte Ronowski schnell die Kabelbinder von Gooses Händen geschnitten und den Mann mit einem mächtigen rechten Haken zu Boden geschickt. Er war lässig über Gooses bewegungslosen Körper gestiegen und mit der Schrotflinte auf der Schulter ruhend durch die Tür gegangen.

Sie hatten das Revier gerade betreten, als Captain Myers durch seine Tür bellte, dass sie in sein Büro kommen sollten. Syn schnaufte frustriert und spürte, wie God eine schwere Hand auf seine Schulter fallen ließ und den Griff zu seinem Nacken verlagerte.

Syn befreite sich. „Nimm deine verdammte Hand von mir, Godfrey.“

„Uh oh, sieht so aus, als ob jemand mehr Ballaststoffe im Essen braucht“, witzelte Day auf seinem Weg an ihnen vorbei.

„Bewegt eure Ärsche auf der Stelle hier herein!“ Der Captain kam wieder heraus und brüllte durch den Bullpen.

Syn und God befanden sich in einem hitzigen Blickduell. „Denkst du, ich habe Angst vor dir, God?“

„Das solltest du“, kam die einfache Antwort. Der Zahnstocher bewegte sich in Gods Mund und er redete, als ob er keine Sorgen auf der Welt hatte.

Syns Augen wurden schmal, seine Wut war offensichtlich. „Ja, ich habe gehört, dass du ein verdammter Irrer bist, und ich habe mich darauf gefreut, mit dir zusammen zu arbeiten. Aber jetzt kannst du mich am Arsch lecken.“

„Du meinst wohl für mich zu arbeiten … nicht mit mir. Ich bin dein Leutnant, Detective Sydney.“

„Du verdienst diesen Titel nicht und du wirst ihn nicht aus meinem Mund hören. Ich würde niemals für dich oder mit dir arbeiten. Du hast dich dem falschen Cop zu erkennen gegeben.“ Syn trat näher und obwohl er einen Meter siebenundachtzig maß, musste er zu God aufschauen. „Ich werde ganz sicher nicht eure Schlampe sein. Du kannst mich nicht niederschlagen und du machst mir ganz sicher keine Angst.“

„Bist du dir da sicher?“

„Scheiße ja, ich bin mir sicher.“ Syn starrte wütend auf Gods selbstherrlichen Gesichtsausdruck und spürte, wie die Vene in seinem Hals hervortrat. Er war mehr als nur wütend. Er hatte sein Zuhause und seine Familie in Philly zurückgelassen, nur um hierherzukommen und für Cops zu arbeiten, die korrupt waren? Syn trat zwei Schritte zurück und nickte in Richtung des immer noch wartenden Captains. „Lass uns ein wenig reden.“

Syn durchquerte den Raum mit hocherhobenem Kopf, während mehrere Augenpaare seinen Bewegungen folgten. Er hörte nicht, ob die anderen Detectives ihm folgten, aber er wusste, dass sie es taten. Obwohl sie so groß waren, waren sie so leichtfüßig wie er selbst. Syn ging am Captain vorbei und sie alle betraten sein großzügiges Büro. Syn fiel auf, dass Ronowski sie nicht begleitete. Feigling!

Syn riss sich seine abgetragene Lederjacke vom Leib und warf sie auf einen der Stühle. Sein T-Shirt war unter seiner Kevlar-Weste durchgeschwitzt und seine Waffen fühlten sich an, als würden sie eine Tonne wiegen … vielleicht war das aber auch sein Gewissen. Syn ging direkt zum Fenster und schaute in den grau werdenden Himmel über dem beinahe leeren Parkplatz. Er wandte den anderen den Rücken zu, unfähig, ihnen in die Augen zu schauen.

Der Captain pfiff die alte Western-Showdown-Melodie und schloss die Tür. Er setzte sich auf die Kante seines Schreibtischs, bevor er zu sprechen begann. „Ihr seid ziemlich angespannt, Jungs. Ich nehme an, Ihr Tag ist nicht so gelaufen, wie Sie sich das vorgestellt haben, Detective Sydney. Ich muss wohl nicht fragen, wie die Razzia gelaufen ist, vor allem, weil Goose sich nicht in Haft befindet. Ihr hättet warten sollen, bis Ihr sicher wart, dass er sich im Haus aufhält. Meine Männer sollten es eigentlich besser wissen.“ Der Captain schaute erwartungsvoll zu God und Day.

Syns Kiefer zuckte. Er fühlte sich wie eine Bombe, die darauf wartete, zu explodieren. Er wusste, dass dies das Ende seiner Karriere sein konnte. Wollte er wirklich derjenige sein, der God und Day verpfiff? Was, wenn er es nicht beweisen konnte und die ganze Sache am Ende auf ihn zurückfallen würde? Er würde fallengelassen werden. Kein PD würde ihn wollen. God und Day waren für so viele Cops Helden … vor allem, weil sie out und proud waren. Das gab vielen anderen schwulen Polizisten die Hoffnung, dass auch sie akzeptiert werden würden, auch wenn ihr Arbeitsfeld von machohaften Alpha-Männchen dominiert wurde. Weil God und Day so alpha waren, wie man nur sein konnte, und sie aufgrund ihrer Fähigkeiten akzeptiert wurden, trotz ihrer sexuellen Orientierung. Aber jetzt wusste Syn, dass sie nichts anderes waren als Wichse lutschende Diebe.

„Wir dachten, dass er da wäre, Cap, aber es war nicht er, sondern nur irgendein Junkie.“ Day sprach zuerst.

Verdammter Lügner! Goose war da.

„Unser Anwärter hat die Tür eingetreten, bevor wir das OK gegeben haben. Wir denken nicht, dass er für die Task Force geeignet ist, Cap. Er ist zu hitzköpfig.“

Oh, zur Hölle damit. Er würde auf keinen Fall zulassen, dass sie ihm das anhängten. Syn knurrte und machte mehrere entschlossene Schritte auf Day zu, bevor God ihm den Weg versperrte.

„Du wirst über deinen nächsten Schritt sehr genau nachdenken, vor allem, wenn du vorhast, ihn anzufassen.“ Gods Stimme senkte sich zu einem angsteinflößenden Timbre.

„Fick dich“, knurrte Syn zurück.

„Langsam. Beruhigt euch alle. Detective Sydney, wir haben Sie auf Probe aufgenommen und wenn Day sagt, dass Sie nicht gut genug sind, dann tut mir das leid, Sohn. Ich bin mir sicher, dass Sie Ihren Job in Philly zurückbekommen können. Ich habe mit dem Captain dort gesprochen und er hat gesagt, dass Sie ein verdammt guter Detective sind und dass es ihm nicht gefällt, Sie zu verlieren. Das tut er jetzt nicht.“

Syn starrte noch immer God an, während er den Worten des älteren Mannes zuhörte.

„Ich habe kannte Ihren Vater, Detective Sydney. Er war ein verdammt guter Mann und ein noch besserer Captain. Ich habe acht Jahre unter ihm gedient und eine Menge gelernt.“ Myers tätschelte Syn den Rücken. „Sie müssen noch ein paar Dinge lernen, Sohn. Sie können sich aber jederzeit wieder bewerben.“

Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Syn glaubte nicht, dass er alles wusste, was man über Polizeiarbeit wissen musste, aber er wusste, dass er der richtige Mann für diesen Job war. Überall redeten Cops davon, wie großartig sein Vater und Großvater waren. Syn wollte sich seine eigene Großartigkeit verdienen. Er stand davor, einen Schritt in diese Richtung zu tun, weil er tun würde, was richtig war, auch wenn es ihn alles kosten konnte.

„Ich war der absolut richtige Mann für diesen Job, Captain Myers, aber ich weigere mich, für diese beiden Diebe zu arbeiten.“

God trat schnell in Syns persönlichen Bereich, legte beinahe seine Nase auf Syns Stirn. Er knurrte: „Halts Maul“ Aber Syn wich nicht zurück. Er redete weiter, weigerte sich, sich einschüchtern zu lassen.

„Die Razzia verlief ganz nach ihrem Plan. Sie sollten vielleicht die Kontostände einiger Ihrer Detectives überprüfen, Captain. Es scheint, dass sie mit ihrem Gehalt nicht zufrieden sind und jetzt darauf zurückgreifen, Dealer auszurauben.“

„Sprichst du von dir selbst, Sydney?“, erkundigte God sich blasiert.

Syn sah rot. Seine Hand bewegte sich schnell, zu schnell, als dass God sie hätte aufhalten können, als er Gods Jacke mit den Fäusten packte. Syn hatte nicht erwartet, dass Gods Wut so schnell eskalierte, wie sie es tat. Eine riesige Hand legte sich um seine Kehle, die andere ergriff seine kugelsichere Weste. God schob ihn nach hinten, bis Syn gegen die Wand stieß.

„Beruhig dich, Sydney!“, brüllte God.

Syn versuchte erfolglos, zu Atem zu kommen.

„God, lass ihn los, sofort!“ Syn konnte hören, wie der Captain brüllte. Sein Kopf pochte von dem Aufprall an der Wand.

Syn wusste, dass er nur noch wenige Sekunden hatte, bevor er ohnmächtig werden würde. Er hob seinen rechten Arm so weit es ging und ließ ihn auf Gods Unterarm sausen, wodurch der seinen unerbittlichen Griff löste. Syn nahm einen hastigen Atemzug, kauerte sich zusammen und rammte seine rechte Faust in Gods Rippen. Er sah, wie Gods rechte Faust auf ihn zukam, und er musste beide Arme nutzen, um den Schlag zu blocken. Verdammt, God war riesig und unglaublich stark. God packte beide Schultern von Syn und ganz egal, wie sehr Syn sich wand, er konnte sich doch nicht befreien. Er gab den Versuch, Gods Finger loszuwerden, auf und legte stattdessen beide Hände auf Gods breite Schultern, warf seinen Kopf nach hinten und rammte seine Stirn auf Gods Nasenrücken, was diesen endlich dazu bewog, ihn loszulassen. God taumelte zurück und obwohl Syn benommen war, folgte er ihm, entschlossen, die Oberhand zu behalten. In einem Sekundenbruchteil bemerkte er, dass ihm die Beine weggeschlagen wurden. Day hatte sich wie ein Panther bewegt, sich fallengelassen und mit seinem Bein einen Kreis beschrieben, was Syn mit voller Wucht und dem Rücken zuerst zu Boden schickte.

Verdammt, der Arsch ist schnell. Syn ließ sich von dem Schmerz, der seinen Rücken hinunterlief, nicht aufhalten. Er sprang zurück auf die Füße und bereitete sich darauf vor, gegen beide zu kämpfen. Wie? Er hatte keine Ahnung, aber er würde ganz sicher sein Bestes geben.

„Genug“, sagte Day, der nicht einmal außer Atem war.

Syn sah zu God, der am Schreibtisch des Captains seine Nase hin- und herbewegte, um zu sehen, ob sie gebrochen war. Syn wagte es nicht, sich zu entspannen. „Ich sage, wann es genug ist, und ich werde nicht aufhören, ehe ich nicht bei der Inneren war und eure ganze, verdammte Task Force untersucht wird. Es wird nicht genug sein, bis sie nicht mit Mikroskopen nach schmutzigem Geld in euren Ärschen gesucht haben“, keuchte Syn.

„Ein Mikroskop ist nicht das, was ich in meinem Arsch bevorzuge, Detective Sydney … oder weißt du das noch nicht?“, gab Day zurück.

Syn konnte seine überraschte Reaktion nicht unterdrücken. Days krasse Bemerkung erwischte ihn unvorbereitet. „Du Hurensohn.“ Syn ging wieder auf Day zu.

Captain Myers ging dazwischen und legte eine große Hand auf Syns Oberkörper. „Tatsächlich sage ich, wann es genug ist, Detective Sydney. Wenn Sie nicht in einer der Zellen darauf warten wollen, sich zu beruhigen, würde ich vorschlagen, dass Sie sich zusammenreißen. Ihr seid alle hervorragend ausgebildete Profis und ihr benehmt euch wie Tiere.“

Syns Brustkorb hob und senkte sich rapide unter dem Einfluss von Adrenalin. Er hatte sich gerade mit God und Day angelegt. Was zur Hölle mache ich hier eigentlich?

Captain Myers drehte sich um und deutete mit einem langen Finger auf Day. „Day, wenn du in meiner Gegenwart je wieder darüber sprichst, was du in deinem Arsch haben möchtest, werde ich deinen frechen, unanständigen Hintern zurück in eine Uniform stecken und dich vor einer Schule den Verkehr regeln lassen.“

Syn sah zu, wie Day vor dem Captain die Schultern zuckte und dann zu God ging, um sich seine Nase anzusehen. „Ist sie gebrochen?“, erkundigte er sich.

God schüttelte den Kopf, wobei er Syn böse anstarrte.

Day lächelte Syn mit etwas an, das wie Stolz wirkte. Er klatschte seine Hände einmal zusammen und gab ein Wolfsheulen von sich, bevor er weiterredete. „Verdammt, der Mann kann austeilen. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der sich von dir nicht einschüchtern lässt, God. Ich mag ihn jetzt schon. Ich sage, wir machen ihn zum Dritten in der Kommandostruktur. Ich habe dir doch gesagt, dass er perfekt zu uns passen wird. Mann, wenn ich recht habe, habe ich recht. Manchmal verblüffe ich mich selbst damit, wie gut ich Menschen beurteilen kann!“ Day vollführte einen seltsamen kleinen Freudentanz.

„Ja, ich kann Menschen auch gut beurteilen, darum mag ich niemanden“, schnappte God.

„Wovon zur Hölle redet ihr? Ich werde nicht hierbleiben und mit euch Bastarden arbeiten.“ Syn schaute Day an, als wäre der verrückt geworden, und wandte sich dann an den Captain. „Captain Myers, ich möchte auf der Stelle eine offizielle Beschwerde gegen Detective Ronowski, Leutnant Godfrey und Leutnant Day einlegen. Ich war Zeuge, wie sie eine unberechtigte Durchsuchung und Beschlagnahme durchgeführt haben, einen Mann mit übermäßiger Gewalt angegriffen und Beweise gestohlen haben.“ Syn deutete wütend auf God. „Zur Hölle, ich will, dass dieser verrückte Bastard für rücksichtsloses Fahren und das Ignorieren von sechs roten Ampeln auf unserem Weg zurück zur Wache festgenommen wird.“

Syn war sprachlos, als alle drei Männer in Gelächter ausbrachen. Syn wusste nicht, was so lustig war. Vielleicht war der Captain ebenfalls korrupt und sie alle lachten über das Ende von Syns Karriere als Detective. Verdammt.

Der Captain hob die Hände in einer beschwichtigenden Geste. „Schön, Sie haben Ihren Standpunkt klargemacht, Detective. Sie sind sauber. Jetzt setzen wir uns alle hin und reden vernünftig darüber.“

„Mit allem gebührenden Respekt, Sir, ficken Sie sich“, spuckte Syn aus.

Eiskalte Furcht durchfuhr Syn, als er den wütenden Blick des Captains sah, bevor der Mann durch zusammengebissene Zähne sprach. „Ich verstehe, dass Sie aufgewühlt sind, Detective Sydney, aber wenn Sie nicht wissen wollen, wie sich ganz altmodische Prügel anfühlen, dann wischen Sie sich besser diesen selbstgerechten Ausdruck aus dem Gesicht, ändern Ihren Tonfall und erinnern sich daran, dass Sie mit einem Vorgesetzten sprechen. Einem Vorgesetzten, der Ihnen nur noch ein letztes Mal sagen wird, Ihren Hintern auf einen Stuhl zu pflanzen und etwas Respekt zu zeigen. Wenn nicht, werde ich mir nicht nur Ihre Marke holen, sondern Ihren Arsch auch schneller vor das Disziplinarkomitee bringen, als Sie fragen können, warum.“

Syn fuhr sich müde mit der Hand über seine Bartstoppeln und ließ sich auf einen der vier unbequemen Stühle im Büro der Captains fallen, wobei er versuchte, wegen des Schmerzes in seinem unteren Rücken nicht zu stöhnen. Day und God folgten langsam seinem Beispiel.

Der Captain setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch und drückte einen Knopf auf seinem Telefon. „Schicken Sie Detective Sealing herein.“

„Ja, Sir“, antwortete eine weibliche Stimme.

Syn war immer noch alarmiert und stellte sicher, dass er God und Day nie aus den Augen ließ. Er hörte, wie die Tür aufging, und erkannte augenblicklich den Verdächtigen aus dem Haus, in das sie vorhin eingebrochen waren, nur dass der Mann jetzt eine Marke und eine Waffe an seinem Gürtel trug. Er hatte eine Prellung an seinem Kiefer – offensichtlich von Ronowskis Schlag. Und da er gerade an ihn dachte, kam Ronowski als nächstes durch die Tür.

Der Captain ließ die beiden Männer die Tür schließen, bevor er weiterredete. „Detective Sydney, das ist Detective Sealing. Sie kennen ihn wahrscheinlich als Goose. Er ist in God und Days Task Force für das Training zuständig. Er hat einen goldenen Boxhandschuh gewonnen und ist Experte für Kampfkunst, kann also einen Schlag einstecken. Was Sie gerade durchgemacht haben, war ein Test Ihrer Stärke, Ihres Mutes und vor allem Ihrer Moral. Alles Dinge, die Sie in dieser Task Force brauchen. Soweit ich es sehe, haben Sie mit fliegenden Fahnen bestanden. Ich glaube nicht, dass Day noch glücklicher sein könnte, vor allem, weil er Sie unter mehr als dreihundert Kandidaten ausgewählt hat.“

Syn drehte sich um und sah, wie Day ihm zuzwinkerte. Syn verdrehte die Augen.

„Ich habe dich nicht ausgewählt, weil du einer langen Linie von Cops entstammst. Ich habe dich ausgewählt, weil du echt bist. Deine Akte und deine Empfehlungen sprechen für sich selbst. Und jetzt habe ich auch noch gesehen, dass du Eier aus Stahl hast.“

Syn blinzelte und versuchte, sein schnell schlagendes Herz zu beruhigen. Es hatte noch nicht ganz begriffen, dass seine Karriere vielleicht doch noch nicht vorbei war. „Das war also alles nicht echt? Die Akte und all das?“

Day nickte.

„Arschloch“, flüsterte Syn. „Das ist ziemlich viel Aufwand, um jemandes Loyalität zum Job zu testen, findet ihr nicht?“

„Nein“, erwiderte Detective Sealing. „Du wirst Millionen von Dollar beschlagnahmen, Sydney, mehr Geld, als du je gesehen hast. Wir haben uns deine Finanzen angesehen. Du hast zwar keine Schulden, bist aber auch nicht reich. Wir mussten sicherstellen, dass du nicht überredet werden kannst, ein wenig von dem Geld zu behalten. Und wer könnte dich besser überzeugen als deine eigenen Vorgesetzten? Ein neuer Rekrut mag ja zögern, wenn ein Kollege ihn in Versuchung führt, aber wenn deine eigenen Leutnants an Bord sind, dann scheint es gleich sicherer, sich darauf einzulassen. Glaub mir, Detective Sydney, nicht jeder hat meine Simulation bestanden. Du hast nicht nur das Geld abgelehnt, sondern auch den Job, deine Vorgesetzten physisch angegriffen und du warst bereit, zur Inneren zu gehen. Ich denke, es ist in Ordnung, zu sagen, dass wir die richtige Wahl getroffen haben.“

„Ich habe die richtige Wahl getroffen“, warf Day selbstzufrieden ein.

„Wie auch immer“, grummelte God, der sich immer noch seine geschwollene Nase hielt.

„Verdammt. Wirklich? Er hat dich geschlagen, God?“ Ronowski grinste.

„Halts Maul, Ro“, fluchte God. „Wir werden keine verdammte Party für dich schmeißen und dir die ganze Nacht den Hintern küssen, weil du das Richtige getan hast. Willst du den Job oder nicht?“ God starrte Syn an.

Syn schaute Day, God und Ronowski an, bevor er ihnen sein eigenes Klugscheißergrinsen schenkte. „Kommt darauf an. Ist schwul zu sein auch eine Bedingung?“

„Nein. Aber ein Arschloch zu sein … und das kannst du gut. Wie lautet die Antwort, Hackfresse?“, warf Day schnell zurück.

Syn stand auf und hielt God seine Hand hin. God packte seine Handfläche besonders fest und Syn erhöhte den Druck, während er direkt in diese bedrohlichen, grünen Augen schaute. Er warf einen Blick auf Gods Nase. „Das solltest du ansehen lassen. Es schwillt ziemlich an.“ Syn stieß den großen Mann an und God ließ seine Hand fallen und richtete seinen bösen Blick auf Day, der auf Kosten seines Geliebten lachte. Syn schaute jedem Mann in die Augen, bevor er seine Jacke anzog, zur Tür ging und sie öffnete.

„Ich nehme das Angebot an“, sagte er mit absoluter Sicherheit und schloss die Tür hinter sich.

Kapitel 3

„Der Name ist Syn.“

Syn schaffte es über den Parkplatz und in seinen Truck, bevor er innehielt und ein paar Mal tief einatmete. Er war da drinnen vollkommen durchgedreht, hatte sogar dem Captain gesagt, er solle sich „ficken“. Was zur Hölle habe ich mir nur gedacht?

„Ein Test. Ein gottverdammter Test“, brüllte er in die leere Luft. Syn startete den Motor seines alten Chevrolet Pick-Ups und verließ schnell den Parkplatz. Er musste ein wenig Dampf ablassen. Er war immer noch angespannt und sein ganzer Körper schmerzte.

Syn parkte am Gehsteig vor dem Pub, der gegenüber seines Apartments lag. Er hatte in den letzten Tagen die verschiedensten Typen ein- und ausgehen sehen und nahm an, dass es ein guter Ort war, um einen harten Drink zu bekommen und sich seinen Harten lutschen zu lassen. Es war lange genug her.

Syn schaute auf sein Handy und stellte sicher, dass der Vibrationsalarm an war. Als Teil der Task Force musste er 24/7 erreichbar sein. Er steckte seine Geldbörse und seine Marke in seine hintere Tasche und seine Waffe in den Hosenbund an seinem Rücken. Dann hob er seine alte Lederjacke vom Rücksitz und verließ das Auto. Nachdem der die Straße noch einmal überprüft hatte, ging er in den kleinen Pub. Ein schneller Blick sagte ihm, dass die Menge ganz friedlich wirkte und dass der Hinterausgang nicht blockiert war … das hier war ein Ort, an dem er sich eine Weile aufhalten konnte.

An der langen Bar aus Holz standen nur ungefähr ein halbes Dutzend Kunden. Die meisten der Besucher saßen an kleinen Tischen an der Wand oder standen an Bartischen rund um die winzige Tanzfläche. Es wurde, Gott sei Dank, klassischer Rock gespielt.

Syn setzte sich an das Ende der Bar, was ihm die Möglichkeit gab, den ganzen Raum zu überblicken. Cop-Gewohnheit. Er schaute sich die vielen Flaschen Alkohol an, die an der hellen Wand hinter der Bar aufgereiht standen, und versuchte, sein Gift für die Nacht zu wählen.

„Was kann ich dir bringen, Sport?“ Der junge Barkeeper legte einen Untersetzer vor ihn und stütze sich mit beiden Händen auf dem glatten Holz ab. Syns Kopf drehte sich zu der männlichen Stimme und blickte in Augen, die so dunkel waren wie seine eigenen. Der Mann sah aus, als wäre er in seinen späten Zwanzigern oder vielleicht Anfang Dreißig. Er trug ein enges, schwarzes T-Shirt mit dem Logo der Bar und eine Jeans, die tief auf seiner Hüfte saß und kaum von einem schwarzen Gürtel mit Nieten gehalten werden konnte. Eine silberne Kette hing über seiner Hüfte und verschwand in seiner hinteren Tasche.

Syn antwortete ein paar Sekunden lang nicht und sah, wie die dunklen Augenbrauen des Mannes sich fragend hoben. Der Barkeeper strich sich mit den Fingern durch seine langen, braunen Haare und steckte sie hinter ein Ohr, in dem sich zwei silberne Kreolen und ein Stecker befanden. Dabei fielen Syn die Tattoos an beiden schlanken, muskulösen Armen auf, sowie das komplizierte Muster, das aus seinem T-Shirt hervorkam und sich um seinen Hals schlang. War das der Schwanz eines Drachen oder einer Schlange? Er konnte es nicht sicher sagen.

„Brauchst du noch ein paar Minuten oder willst du die Speisekarte sehen?“

Syn riss sich aus seiner Trance und räusperte sich. „Uhh. Ich möchte ein Bud Light, gezapft.“

„Sollst du haben. Willst du die Speisekarte?“

„Nein, danke.“

Syn sah zu, wie der Mann ans andere Ende der Bar ging, um sein Bier zu zapfen. Er erinnert dich nur an jemanden. Keine große Sache. Entspann dich.

Er versuchte, den Barkeeper nicht anzustarren. All diese verdammten Tattoos. Wie sein Arsch in dieser Jeans wirkte. Die Art, wie seine Haare seinen Bewegungen folgten. Sie sahen so dick und weich aus, gerade am Kopf, die Längen fielen in Wellen über seine Schultern. Er war schlank, aber nicht dürr. Hatte eine schöne Figur, ohne übermäßig muskulös zu sein.

Syn drehte sich um und schaute auf die Tanzfläche. Zwei Frauen – offensichtlich betrunken – tanzten aufreizend miteinander, zeigten eine sehr unterhaltsame Show. Aerosmith dröhnte aus den Lautsprechern, erzählte über Sex im Aufzug. Hmm. In meinem Gebäude gibt es einen Aufzug. Es war bereits nach zehn Uhr, Zeit für die Leute, sich zu fragen, ob sie alleine oder in Begleitung nach Hause gehen würden. Syn hoffte auf Letzteres. „Lovin‘ it up ’til I hit the ground.”

“Bitteschön, Chief.” Der Tätowierte stellte das Bier vor ihm ab.

Was will er mit den verdammten Spitznamen?

„Der Name ist Syn“, grummelte er und nahm einen langen Schluck von seinem Bier.

„Stimmt das?“

Syn sah, wie der Tätowierte ihm ein sexy Lächeln sowie einen Blick, der „Gefällt mir“ sagte, zuwarf, bevor er sich einem Pärchen, das ein paar Stühle weiter saß, zuwandte.

Syn. Das klingt schmutzig.

Furi versuchte, sich auf die Kunden zu konzentrieren, die sich gerade hingesetzt hatten, aber er wollte nichts sehnlicher, als mehr über den aufregenden Mann am anderen Ende der Bar herauszufinden. Er war sich sicher, dass der Typ hetero war, aber er warf ein paar interessante Blicke in Furis Richtung. Er versuchte, nicht zu viel hinein zu interpretieren. Die Leute starrten ihn die ganze Zeit an. Junge Leute bewunderten seine Tattoos, Frauen wollten mit seinen Haaren spielen und Männer wollten seinen knackigen Arsch … jedenfalls die schwulen Männer und ein paar, die es nicht waren. Aber Syn konnte er nicht einordnen. Furi würde es nicht stören, zu sehen, wie das Lächeln des Mannes aussah, umgeben von all diesen herrlichen dunklen Bartstoppeln. Offensichtlich mochte Syn die Spitznamen nicht, aber Furi wollte herausfinden, ob er Mr. Viel-zu-heiß nicht zu einer Reaktion bewegen konnte.

„Hey Furious! Zeit, zu gehen, oder?“

Furi ignorierte seinen Onkel und mixte einen Margarita für die Frau und eine Rum-Cola für ihr Date.

„Bitteschön. Kann ich euch die Speisekarte bringen?“ Nachdem sie abgelehnt hatten, ging Furi zurück, um nach seinem Lieblingskunden zu sehen.

„Willst du noch eins, Buddy?“ Furi grinste.

„Der Name ist Syn.“

Die tiefe, verruchte Stimme fand ihren Weg durch Furis Magen und zu seinem Gemächt. Syns ganze Person schrie „Ich bin maskulin“. Seine breiten Schultern und die feste Brust waren durch das dünne, graue T-Shirt mit dem V-Ausschnitt zu erkennen. Obwohl Furi sie von hinter der Bar nicht sehen konnte, war er sicher, dass die Oberschenkel des Mannes muskulös und stark genug waren, Walnüsse zu knacken. Syn strich mit einer kräftigen Hand durch seine dunklen, halblangen Haare, die sich aufrichteten und in alle Richtungen fielen. Durch diese Geste fiel Furi auf, dass eine gefährlich aussehende, fünfzehn Zentimeter lange Schlange auf Syns Unterarm tätowiert war. Hmm. Passt, er ist eindeutig Gift. Ein Jäger, der zuschlagen und töten konnte, wenn man es am wenigsten erwartete. Furi beugte sich ein wenig weiter vor, wagte es aber nicht, zu aufdringlich zu werden. „Ja, du hast mir deinen Namen schon gesagt, aber ich habe gefragt, ob du noch einen Drink willst.“ Jetzt strich Furi sich mit seiner Hand durch die Haare und beobachtete, wie Syn dieser Bewegung mit seinen sexy Mitternachtsaugen folgte.

„Nein. Alles gut. Danke.“

„Kein Problem.“ Furi zwinkerte und klackte mit den Zähnen. „Na ja, ich bin dann weg.“

Furi hörte Syn ein „Auf Wiedersehen“ grunzen, als er sich umdrehte, um seine alte Lederjacke unter der Bar hervorzuholen. Er ging, um sich sein Trinkgeld aus dem Glas neben der Kasse zu holen und flüstere Candy, seiner Ablösung, etwas zu. Er küsste sie auf die Wange, verweilte einen Moment, nur um Syn eine Show zu bieten.

„Auf wiedersehen, Furi.“ Sie wand sich und jaulte spielerisch, als seine Bartstoppeln ihre glatte Haut berührten.

Er zog sich seine Jacke mit dem Rücken zu Syn an und warf seine langen Haare über die Schulter, damit sie über das dunkle Material fallen konnten. Er hätte schwören können, dass er diese tiefen, kohlrabenschwarzen Augen auf sich spürte, weigerte sich aber, sich umzudrehen.

Auf Wiedersehen, Syn.

Dieser Mann am anderen Bar, das war die Art Mann, der dich in der Nacht in sein Bett lockte und dir die Seele aus dem Leib fickte, dich dann aber am nächsten Morgen verprügelte, weil er bei Tageslicht nicht schwul war. Furi kannte diese Art Mann nur zu gut. Während er den halben Block bis zur Bushaltestelle ging, gefror sein Blut in seinen Adern angesichts der schrecklichen Erinnerungen vom letzten Jahr. Er zündete sich eine Marlboro an und wartete auf den nächsten Bus. Er durfte keine alten Horrorgeschichten hervorkramen. Er musste sich konzentrieren … er hatte morgen einen frühen Dreh.

Kapitel 4

„Fremde Gefahr“

Syn bezahlte sein Bier und verließ den Pub. Irgendwie machte ihn der Gedanke an Sex im Fahrstuhl nicht länger an. Wenn er ehrlich war, taten das Frauen generell eher selten. Er hatte immer den Eindruck gehabt, dass sie mehr eine Ablenkung als irgendetwas anderes waren – und er hatte keine Zeit für Ablenkungen, wenn er sich auf seine Karriere konzentrieren wollte. Syn schaute die Straße hinauf und hinunter, um sie zu überqueren, als er nur einen halben Block weiter eine bekannte Gestalt erblickte.

Furious. So hatte ihn der Mann in dem Pub genannt. Interessanter Name.

Syn änderte die Richtung. Sein Körper ignorierte vollkommen, was sein Gehirn brüllte. Er sieht nur wie er aus… das ist nicht dasselbe. Syn ging langsam. Furious würde nirgendwohin gehen, da er auf den Bus zu warten schien. Syn beobachtete, wie eine Rauchwolke zwischen seinen vollen, pinken Lippen hervorquoll. Rauchen. Eine schmutzige Angewohnheit, aber bei Furious wirkte es irgendwie heiß. Syn war nur ein paar Meter entfernt und sah, dass Furious Kopfhörer trug. Seine Hände steckten in den Taschen seiner Jacke, sein Kopf war nach vorne geneigt und seine Haare fielen über sein wunderschönes Gesicht.

Wunderschönes Gesicht. Syn sah zu, wie der Mann die Zigarette von den Lippen nahm.

„Uh oh. Fremde Gefahr.“

Syn schaute hinter sich, aber da war niemand.

„Ich meine dich. Willst du hier nur herumstehen und starren, Mann?“ Furious hob seinen Kopf und drehte sich langsam, warf Syn einen heißen Blick zu.

„Der Name ist -“

„Ja, ich kenne deinen Namen, du hast ihn mir schon verraten“, unterbrach Furious ihn. „Dein Cologne wird dich immer verraten.“

Syn trat ein wenig näher. „Riecht es so furchtbar?“

„Nein. Es riecht so gut“, erwiderte Furi und stieß einen Schwall Rauch aus.

Syn lächelte unwillkürlich. Jetzt, wo er Furi angesprochen hatte, wusste er nicht, was er sagen oder tun sollte. Er hatte absolut keine Ahnung, warum er sich diesem Mann … irgendeinem Mann näherte. Die Augen von Furious waren so dunkel wie die Nacht, seine Wimpern, schwarz und lang, strichen über seine Wangen, wenn er nach unten schaute. Syn sah sich satt, während Furious ihn neugierig musterte.

„Mir gefallen deine Tattoos“, platzte Syn heraus und zuckte zusammen, weil er lauter klang als geplant. „Die Sterne sind ziemlich cool.“

Furious nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette, blies den Rauch durch die Nase nach draußen und schnipste den Stummel auf die Straße. Er erhob sich von der Lehne der Bank und richtete sich zu seiner vollen Größe von ungefähr einem Meter fünfundachtzig auf.

„Du weißt, was die Leute von Menschen annehmen, die Stern-Tattoos haben, oder nicht?“ Furious hielt seinem Blick stand.

„Ich habe ein paar Dinge gehört. Ich glaube aber nicht alles, was ich höre.“

„Stimmt das?“

Syn runzelte die Brauen, nicht sicher, worauf Furious hinauswollte – zur Hölle, worauf er hinauswollte.

„Du wartest auf den Bus?“

„Gut erkannt, Genie. Wie bist du nur darauf gekommen?“

„Du bist ein echter Klugscheißer … und ich heiße Syn. Ich habe mir gedacht, ich könnte dir Gesellschaft leisten, während du wartest … dir vielleicht anbieten, dich zu fahren.“ Syns Gesicht war angespannt, während er das sagte. Warum zur Hölle mussten alle immer so sarkastisch sein?

„Ach, wirklich?“ Furious stopfte seine Ohrstöpsel in seine Jacke und strich sich mit der Hand durch die Haare. „Warum zur Hölle solltest du mir anbieten, mich zu fahren?“

„Warum sollte ich nicht? Du musst ja irgendwie nach Hause kommen. Ich versuche nur, nett zu sein.“ Syn trat näher heran und hörte, wie Furious der Atem stockte.

„Schon gut, Mann. Ich habe eine Fahrgelegenheit.“

Syn drehte sich um, als er den Dieselmotor des MARTA-Busses hörte, der auf die Haltestelle zufuhr.

„Ich könnte dich fahren. Es ist keine große Sache.“ Syn zuckte mit den Schultern, als ob es nicht wirklich eine Rolle spielte. Oh, aber das tat es.

Warum zur Hölle gebe ich mir solche Mühe?

„Alles gut. Außerdem fahre ich nicht mit Fremden mit.“

Die Luftdruckbremse des Busses klang laut, als er anhielt und die automatischen Türen sich öffneten.

„Sag es“, schnappte Syn auf einmal.

Furious drehte sich um und sah ihn von den Stufen des Busses aus an. „Was soll ich sagen?“

„Meinen Namen, verdammt.“

„Warum?“ Furious flüsterte beinahe.

„Weil ich ihn aus deinem Mund hören will.“ Syns Stimme war rau geworden. Er war ehrlich. Er wollte ihn hören. Jetzt. Später. Und zehn Oktaven höher, wenn er von seinen Schlafzimmerwänden widerhallte. Verdammt.

„Nein“, erwiderte Furious und stieg in den Bus.

Aus irgendeinem Grund schaute Syn zu, wie sein neuer, mysteriöser Freund seine Fahrkarte bezahlte und hinten im Bus Platz nahm. Furious schaute nicht einmal in seine Richtung, aber Syn gab die Hoffnung nicht auf, während der Fahrer das große Gefährt zurück auf die Straße manövrierte.

Furi lief den halben Block bis zu seiner kleinen Souterrainwohnung in Emery Point. Er lebte dort seit neun Monaten, seit er seinem gewalttätigen Ehemann entkommen war. Er hatte seinen Nachnamen geändert und war so weit geflohen, wie es ihm mit den siebenhundert Dollar, die er beiseitegeschafft hatte, möglich gewesen war. Seine Vermieterin war eine alte Dame mit sieben erwachsenen Kindern und ungefähr fünfzehn Enkeln, die sie oft besuchte, was Furi sehr entgegenkam. Er hatte Zugang zu allen anderen Teilen des Hauses, auch wenn er sich dort kaum aufhielt.

Er schaltete die kleine Lampe im Flur an und zog sich auf dem Weg ins Bad seine Kleidung aus. Das tat er jede Nacht, wenn er von der Bar nach Hause kam. Er musste den Geruch so schnell wie möglich loswerden. Wie Hot Wings und Wodka zu riechen, hatte ihm noch nie gefallen. Furi las mit einem Auge die Nachrichten, die er bekommen hatte, während er in das kleine Bad stapfte, in dem sich die kleinste Dusche der Welt befand. Dort angekommen drehte er das heiße Wasser auf. Er musste es ein paar Minuten laufen lassen, bevor es überhaupt daran dachte, warm zu werden.

Er hatte eine weitere Nachricht von Greg – dem Pressesprecher der Filmgesellschaft. Wunderbar. Furi öffnete die E-Mail und las nur ein paar Worte, bevor seine Augen sich genervt verdrehten.

Furi, ich habe mit Mack das besprochen, was ich dir gegenüber letzte Woche erwähnt habe, und wir sind willens, unser Angebot um 1000$ zu erhöhen. Wie klingt das? UND 25 Cent pro Download. Wie toll ist das, Mann? Das ist ein Angebot, das du nicht ablehnen willst. Du hast Fans, die deinen sexy Hintern vergöttern. Du willst deine Zuschauer ja nicht verlieren, oder? Sie brauchen mehr von dir. Sag mir so schnell wie möglich Bescheid und dann sagen wir deinen Dreh morgen ab und fangen stattdessen mit der neuen Szene an. Du darfst dir sogar deine Partnerin aussuchen. Mmmm… wäre Sasha Pain nicht eine hervorragende Wahl? Oh und PS, wenn du jetzt gleich ja sagst, bekommst du 500$ Vorschuss!! G

Furi las die E-Mail noch einmal und fühlte, wie sich sein Magen seltsam verdrehte, als er darüber nachdachte, Macks Angebot anzunehmen. Furi riskierte bereits, von seinem Ex gefunden zu werden, weil er die Masturbations-Szenen auf Macks kleiner Pornoseite machte.

Als Mack vor sechs Monaten in die Bar seines Onkels gekommen war, hatte er die halbe verdammte Nacht davon geschwärmt, wie sexy Furi war und dass er einen Filmstar aus ihm machen konnte. Furi hatte schnell entschieden, dass es einen Versuch wert war, und war zu Macks Studio gefahren. Er war am Boden zerstört gewesen, als ihm klar geworden war, dass es sich um ein Pornostudio handelte, und, schlimmer noch, hatte sich wie ein Idiot gefühlt, weil er nicht gefragt hatte, welche Art Film Mack produzierte.

Jedes Mal, wenn Furi versuchte, sich elegant zurückzuziehen, bot Mack ihm mehr Geld. Auch wenn Furi sich vor Patrick verstecken musste, brauchte er das Geld doch dringend. Sein Onkel hatte ihn schon nach ein paar Monaten nicht mehr auf seiner Couch sehen wollen.

Es gab nur ein großes, verdammtes Problem mit Macks Pornoseite. Sie war auf hetero Pornos spezialisiert und Furi war so schwul, dass er nicht wüsste, wie man es einer Frau besorgte, selbst wenn man ihm eine Bedienungsanleitung geben würde.

Nachdem er Furi also praktisch bis auf den Parkplatz verfolgt hatte, war es Mack gelungen, ihn zu überzeugen, für fünfhundert Dollar eine Masturbations-Szene zu drehen. Furi hatte sich gedacht, dass er nur eine Szene drehen würde, was ihm die Möglichkeit geben würde, die Couch seines Onkels zu verlassen. Dieses Geld würde ausreichen, um sich ein kleines Zimmer zu mieten, aber natürlich wurden aus einem Film zwei, dann drei … und so ging es einfach weiter. Furi hatte über zwanzig Solo-Szenen gedreht, aber jetzt versuchte Mack auf aggressive Weise, Furi dazu zu bringen, mehr zu tun. Furi weigerte sich, einen Blowjob zu drehen. Verdammt, er bezweifelte, dass er überhaupt hart bleiben könnte – er hatte sich geweigert, Masturbations-Szenen mit Frauen zu drehen, und er würde ganz sicher nichts mit Penetration machen. Jetzt boten sie ihm eintausend Dollar, plus fünfundzwanzig Cent pro Download. Verdammt. Der Film wäre wahrscheinlich ziemlich erfolgreich, aber der Gedanke, von Patrick oder seinem irren Bruder gefunden zu werden, machte Furi physisch krank. Furi beruhigte sein wild schlagendes Herz, indem er sich selbst einredete, dass diese beiden Arschlöcher niemals für eine Het-Seite bezahlen würden, da sowohl sein Ehemann als auch dessen Bruder schwul waren.

Furi schloss die E-Mail, ohne sie zu beantworten, und trat unter das lauwarme Wasser. Er seufzte leise und wünschte sich einen höheren Wasserdruck. Die schwachen Tropfen, die aus dem dreißig Jahre alten Duschkopf kamen, waren kaum stark genug, um den Conditioner aus seinen Haaren zu spülen. Er schüttelte den Kopf darüber, wie viele kleine Dinge er für selbstverständlich gehalten hatte, als er verheiratet gewesen war und in seiner bequemen Eigentumswohnung in Charlotte gewohnt hatte. Wenn Patrick und sein Bruder geschäftlich unterwegs gewesen waren, war er glücklich gewesen. Es war immer erst katastrophal geworden, wenn Patrick nach Hause gekommen war.

Auf Furis ganzem Körper breitete sich Gänsehaut aus. Nicht, weil das Wasser auf einmal kalt wurde, sondern weil diese Erinnerungen zurückkamen … ganz egal, was er tat, er konnte sie nicht aufhalten.

Kapitel 5

„Geister der verheirateten Vergangenheit“

Vor einem Jahr.

„Darling, ich bin wieder da. Wo bist du?“

„Ich komme“, rief Furi aus dem ersten Stock. Er klappte schnell die Broschüre der Universal Technical School zu, die er gerade las, und sammelte die anderen Materialien ein, bevor er die metallene Wendeltreppe nach unten ging.

Furi fand Patrick in der Küche, in der er gerade seine Krawatte löste. Verdammt, der Mann sah im Anzug wirklich klasse aus. Der schwarze Designeranzug hatte dünne, lavendelfarbene Nadelstreifen, die Patrick mit einer Krawatte in blassem Lila perfekt akzentuierte. Furi würde zweifellos dafür verantwortlich sein, die Anzüge, mit denen sein Ehemann gereist war, in die Reinigung zu bringen und dann in seinen Schrank zu hängen. Er wusste nicht, wie er zum persönlichen Assistenten seines Mannes geworden war, aber es war passiert, und um Streit zu vermeiden, gab Furi Patricks Forderungen nach.

„Ist das die Begrüßung, die du deinem Ehemann gibst, wenn er nach einer Woche wieder nach Hause kommt?“ Patrick stellte seine Wasserflasche auf die Ablage aus braunem Marmor und schaute Furi erwartungsvoll an. „Du stehst einfach nur da und schaust mich von der anderen Seite des Zimmers an?“

Patrick konnte einen mit einem strengen Blick festnageln. Zu Beginn hatte Furi das extrem sexy gefunden, aber mit der Zeit hatte sich dieser Blick von attraktiv zu brutal gewandelt. Patricks Haare waren tiefschwarz, gegelt und glatt zurückgekämmt, was Furi an Andy Garcia, nur ohne den nervigen, spitzen Haaransatz, erinnerte. „Wie war dein Flug?“, fragte Furi und trat in Patricks muskulöse Arme.

„Lang. Ist hier etwas passiert?“

„In der Tat.“

„Was ist das?“

Bevor Furi Patrick seine Neuigkeiten erzählen konnte, hatte er die Anmeldeunterlagen der Automechaniker-Schule in die Hand genommen und runzelte die Stirn, während er kurz den Inhalt überflog.

„Was zur Hölle ist das, Furious?“

„Ich wollte mich für die-“

„Wenn das nicht Mr. Faulpelz ist.“

Wunderbar. Patricks jüngerer Bruder und Geschäftspartner Brenden kam um die Ecke und schloss seinen Gürtel. Furi hatte ihn nicht im Bad gehört, als er die Treppen heruntergekommen war. Wenn, wäre er vielleicht oben geblieben.

„Ich bin nicht faul. Hast du den Garten gesehen?“ Arschloch. Furi hatte nicht nur das ganze Blumenbeet umgegraben, sondern auch den Rasen gemäht und Herbstblumen gepflanzt, nicht zu vergessen die drei Stunden, die er in der Autowerkstatt gearbeitet hatte. Davon würde Patrick aber nie erfahren. Furi liebte Gartenarbeit… sie war friedlich. Er hatte damit angefangen, um aus dem Haus zu kommen, wenn Patrick da war, aber sie war schnell zu einem geliebten Hobby geworden. Er liebte alles, was er im Freien tun konnte, dennoch war seine wahre Leidenschaft die Automechanik. Es gab kein Gefährt mit Rädern und einem Motor, das er nicht reparieren konnte.

„Darling, ich habe dich etwas gefragt.“ Patricks harte, graue Augen musterten ihn streng, aber seine Stimme war ruhig und kalt. Furi fürchtete diesen Tonfall mehr als sein Brüllen.

Furi wandte sich von seinem nervigen Schwager ab und seinem Ehemann zu. Er erkannte sofort, dass Patrick nicht gefiel, was er in den Dokumenten las.

„Ich habe dir doch, bevor du letzte Woche abgereist bist, gesagt, dass ich meinen Abschluss als Automechaniker gerne zu Ende machen würde. Es ist immer noch mein Traum, meine eigene Werkstatt zu haben.“ Furi senkte seine Stimme und versuchte, nur mit seinem Ehemann zu reden, weil sein Arschloch-Schwager ihn immer noch abfällig angrinste. „Du weißt, dass ich es meinem Vater versprochen habe, eine eigene Werkstatt zu haben. Genau wie er.“

Patrick warf die Broschüre auf die Ablage, als befände sich Scheiße daran. „Wie willst du für so etwas bezahlen, huh? Diese Schulen kosten ein Heidengeld.“

Furi strich sich nervös mit der Hand über das Tattoo der Harley seines Vaters auf seinem Unterarm und räusperte sich. „Ich hatte gehofft, du würdest mir das Geld leihen und dann, wenn ich anfange zu arbeiten, zahle ich es zurück… jeden Dollar“, fügte er hinzu. Niemand, vor allem nicht sein Ehemann, wusste, dass Furis Vater ihn als Begünstigten seiner Lebensversicherung eingetragen hatte, zusammen mit einem Testament, das ihm sagte, er „solle seinen Traum leben“. Furi hatte achtzigtausend Dollar sicher auf einem Konto versteckt, das auf den Namen seines besten Freundes lief. Dennoch reichte das Geld nicht –auch nicht nach einer Million verschiedener Kalkulationen –um sowohl die Schule zu bezahlen als auch die Werkstatt zu eröffnen.

„Ja, das wird nicht passieren, Faulpelz“, schnaubte Brenden.

„Halt, verdammt noch Mal, dein Maul und kümmere dich um deinen eigenen Scheiß, Bren!“ Bevor Furi sich in irgendeiner Weise verteidigen konnte, hatte Brenden seine Hände um Furis Hals gelegt und stieß ihn nach hinten, bis sein Rücken gegen den Kühlschrank aus rostfreiem Stahl prallte.

„Du denkst, du kannst so mit mir reden, du kleiner Scheißer?“, knurrte Brenden, dem Speichel aus dem Mund flog. Seine Hände drehten sich und verbrannten die Haut an Furis Hals.

„Lass mich los“, keuchte Furi und versuchte ohne Erfolg, die dicken Finger aufzubiegen. Sein Ehemann und sein Schwager waren beide Linebacker auf dem College gewesen. Keiner von beiden hatte ein Problem damit, seine Stärke gegen Furi einzusetzen, und sie taten es oft.

Brendens Knie kam schnell nach oben und traf ihn so hart am Gemächt, dass Furi dachte, der Tod wäre besser als dieser Schmerz. Brenden trat zurück und ließ Furi auf den Granitboden fallen und schlug ihm dann noch hart auf den Hinterkopf, bevor er davonging, als ob ihm die Welt gehörte. Furi konnte nicht hören, was zur Hölle sein Ehemann sagte, denn seine Ohren klingelten und seine Augen standen so voller Tränen, dass er es für das Beste hielt, sie geschlossen zu halten.

„Patrick“, stöhnte Furi, bedeckte seine Eier und wusste, dass nichts das Pulsieren stoppen würde.

„Mach keine Sprüche wie ein großer Junge, wenn du nicht die Eier hast, Taten folgen zu lassen, Darling“, sagte sein Ehemann lässig.

Was zur Hölle?

„Er hat kein Recht, seine verdammten Hände an mich zu legen, Pat. Was zur Hölle? Er hat auch kein Recht, sich in unsere Ehe einzumischen.“ Furis Stimme klang gequält, als er sich ohne die Hilfe seines Mannes vom Boden erhob.

„Blut ist dicker als Wasser, Blödmann.“ Brenden zuckte mit den Schultern und stieß Furi zur Seite, damit er sich ein Bier aus dem Kühlschrank holen konnte.

„Ich bin also Wasser, Pat?“ Furi starrte den Mann an, mit dem er seit zwei Jahren verheiratet war, und erkannte in diesem Moment, dass er keine Chance hatte. Es war schlimm genug gewesen, als Patrick vor einem Jahr begonnen hatte, ihn zu schlagen, und jedes Mal geschworen hatte, dass es das letzte Mal gewesen war. Aber jetzt fing auch sein Bruder damit an. Schön. Er würde lieber sterben, als den Rest seines Lebens so zu verbringen. Furi war achtundzwanzig Jahre alt. Er hatte noch eine Menge Jahre vor sich. Wenn er rechtzeitig entkam.

Furi öffnete seine Augen, versuchte, die schlechten Erinnerungen loszuwerden, und trat aus der Dusche. Das Handtuch schlang er sich eng um seine schmale Hüfte. Was zur Hölle soll ich machen? Furi musste zugeben, dass das Geld gut klang. Er konnte es wirklich gebrauchen, um für seine Bücher und die Werkzeuge für dieses Semester zu bezahlen. Aber verdammt. „Ich kann keine Frau ficken“, flüsterte er und schüttelte traurig den Kopf. Er würde ihnen morgen sagen, dass seine Antwort immer noch ‚nein‘ lautete.

Furi wachte ein paar Minuten früher auf, um seine Schamhaare zu rasieren. Ihm war gesagt worden, dass die Ladys eine volle, klare Sicht auf das Paket mochten. Alles, was ihm das brachte, war, dass er sich zwei Tage später ständig kratzen musste. Die Leute dachten wahrscheinlich, dass er Flöhe hatte, so wie er sich manchmal rieb. Er zog sich lässig eine Jeans und ein T-Shirt, das mit schwarzen Schädeln bedeckt war, an. Was er trug, spielte wirklich keine Rolle, weil er es ohnehin ausziehen würde.

Furi verbrachte zusätzliche fünf Minuten damit, sicherzustellen, dass seine Schuluniform und sein neuestes Projekt zusammen mit der Disk für seine Präsentation sicher in seinem Rucksack verstaut waren.

Furis Leidenschaft waren Motorräder, aber er liebte Autos ebenfalls. Unglücklicherweise hatte er bei seiner Flucht von Charlotte nach Atlanta nicht daran gedacht, dass es hier keine wirklich gute Motorradmechanikerschule gab. Die Georgia Piemont Tech war für ihr Automechaniker-Programm bestens bekannt und Furi hatte sich begeistert eingeschrieben, sobald seine Namensänderung offiziell geworden war.

Furi überprüfte, ob der Bolzen an seiner Haustür eingerastet war, und lief die beiden Stufen zum Gehweg hinauf. Er sah, dass seine Vermieterin, Ms. Jones, sich über den kleinen Blumengarten bückte, und grüßte sie auf seinem Weg an ihr vorbei. Sie winkte ihm mit ihrer kleinen, verwitterten Hand zu und lächelte süß. Er machte sich gedanklich eine Notiz, dieses Wochenende für sie den Rasen zu mähen. Sie musste nach Hause gekommen sein, nachdem er gestern Nacht eingeschlafen war, wahrscheinlich, um nach dem Rechten zu sehen. Er hoffte, dass sie wieder zurück zum Haus ihrer Tochter gehen würde.

Furi bekam den Bus Nummer Sechs gerade noch so. Er machte es sich für die eineinhalbstündige Fahrt nach Peachtree City bequem. Sicher, wenn er ein Auto hätte, würde die Reise nur halb so lange dauern, aber Furi hatte einen Plan und dazu brauchte er seine und Dougs gesamte Ersparnisse.

„Hey Hengst, ich wusste, dass du den Bus nehmen würdest, und dachte mir, dass ich dich mit zum Studio nehmen könnte.“

Furi grinste von einem Ohr zum anderen, als er seine Ohrstöpsel herausnahm und die Arme um seinen besten Freund schlang. Wenn sie beide am gleichen Tag filmten, holte ihn Doug normalerweise mit seinem brandneuen Kia Sportage SUV ab, damit er die letzten drei Kilometer bis zum Studio nicht zu Fuß gehen musste.

Furi legte seine Büchertasche auf den Rücksitz und setzte sich auf den Beifahrersitz. Er schnallte sich schnell an, während er das Gesicht vor Entsetzen über den Lärm, der aus den Lautsprechern drang, verzog. Die Musik und der Bass, die durch das Auto dröhnten, waren ohrenbetäubend. „Was zur Hölle hörst du dir da an, Doug?“

Dougs braune Augen funkelten vor Vergnügen. „Was? Du magst keinen Rap? Ach komm schon. Jeder weiß, wer das ist. Er hat eine Tonne Auszeichnungen gewonnen. Ice Cube!“

„Na ja, diese Lyrics klingen lauwarm. Bitte schalt das aus oder mach es wenigstens leiser.“

„Das ist der Dank dafür, dass ich dich davor bewahre, noch drei Kilometer laufen zu müssen?“

„Ich würde lieber laufen, nur in einem G-String und Flip-Flops und mit einem Chihuahua, der mir die ganze Zeit in die Knöchel beißt, als mir diesen Scheiß auch nur für einen Kilometer anhören zu müssen.“ Furi lachte.

Doug nahm die CD heraus. Jetzt erfüllte sanfter Rock das Auto. „Besser?“

„Um einiges.“

„Ich habe gehört, dass du heute in die Vollen gehst?“ Doug hob eine Augenbraue. „Sie haben dein Solo in einen Fick mit Sasha Pain umgewandelt. Warum hast du mir das nicht erzählt, Bro?“

„Was zur Hölle? Wer hat das gesagt?“ Furi knirschte mit den Zähnen.

„Sie hat das überall auf Facebook gepostet. Da du nicht in den sozialen Medien bist und es so nicht dementieren kannst, sind alle deswegen ganz aufgeregt.“ Doug parkte in einer der wenigen freien Parklücken auf dem Parkplatz.

Furi schaute sich all die Autos an. „Verdammt, heute sind eine Menge Aufnahmen.“

„Eigentlich nicht. Die sind alle hier, um dich zu sehen.“ Doug rieb sich mit der Hand über die weiche, karamellfarbene Haut seiner Wangen, leckte sich den kleinen Finger und glättete seine dunklen Augenbrauen. Er war ein Mischlingskind und seine Haut war wunderschön gebräunt und makellos. Seine weichen Haare waren gerade lang genug, um wild abzustehen. Er öffnete die Tür und schaute Furi über die Motorhaube hinweg an, als sie beide ausstiegen.

„Du willst es nicht tun, oder?“ Doug sah so unglücklich aus, wie Furi sich fühlte. „Ich habe gewusst, dass etwas nicht stimmt.“

„Ich habe nie gesagt, dass ich es tun würde, Mann. Ich kann keine Frau ficken, Doug. Oh Gott. Vor allem nicht Sasha. Verdammt!“ Furi fuhr sich mit der Hand durch die Haare und zog an den Spitzen. „Scheiße!“, brüllte er.

Ihm wurde jetzt klar, dass er auf die E-Mail von letzter Nacht hätte reagieren müssen. Mack musste gedacht haben, dass sein Schweigen bedeutete, dass er zustimmte. Jetzt waren alle hier, um zu sehen, wie er eine der schmuddeligsten Frauen, die Furi je getroffen hatte, fickte. Das Leben dieser Frau drehte sich um Sex. Wenn sie es nicht vor der Kamera tat, dann im Auto von jemandem, in einem Club, im Pausenraum, am Strand, wo zur Hölle auch immer. Furi wollte sich übergeben.

„Hey, Furious. Atme, Mann. Scheiße.“ Dougs starke, schwielige Hand drückte seine Schulter, als er sich gegen das Auto lehnte.

Furis Welt drehte sich, als ob er sich auf einem Höllenritt in einem Freizeitpark befände und der Betreiber – in diesem Fall Mack – ihn nicht aussteigen lassen wollte.