Ohne die Kinder geht nichts! - Annette Mansdorf - E-Book

Ohne die Kinder geht nichts! E-Book

Annette Mansdorf

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Beschreibung

Große Schriftstellerinnen wie Patricia Vandenberg, Gisela Reutling, Isabell Rohde, Susanne Svanberg und viele mehr erzählen in ergreifenden Romanen von rührenden Kinderschicksalen, von Mutterliebe und der Sehnsucht nach unbeschwertem Kinderglück, von sinnvollen Werten, die das Verhältnis zwischen den Generationen, den Charakter der Familie prägen und gefühlvoll gestalten. Mami ist als Familienroman-Reihe erfolgreich wie keine andere! Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! »Du willst dein Studium tatsächlich an den Nagel hängen?« Katrin war fassungslos. Ihre Freundin Marisa hatte schon fast zwei Jahre ihres Studiums hinter sich. Wie hatte sie dafür gekämpft, doch noch eine Zulassung zu bekommen! Nach dem Abitur hatte Marisa zuerst Modedesign studiert, um dann zur Medizin zu wechseln. Ihre große Liebe, Markus, war ebenfalls Student gewesen, und auch als die Beziehung durch seine Untreue zu Ende gegangen war, hatte Marisa weitergemacht. »Ist mir auf Dauer zu blutig«, gab Marisa lakonisch zurück. Ihre Stimme klang etwas nuschelig, weil sie einige Stecknadeln zwischen den Lippen hielt. »Aber das wußtest du doch von Anfang an. Wie kann es dich jetzt plötzlich stören? Du mußt ja nicht unbedingt Chirurgin werden.« »Nein, ich weiß.« Marisa nahm die Stecknadeln, um sie in den rotkarierten Stoff zu stecken, den sie gerade zugeschnitten hatte. »Aber ich möchte doch lieber nicht ständig mit Kranken zu tun haben. Markus hat mich damals kirre gemacht, wie schön es wäre, wenn wir dann eine gemeinsame Praxis hätten und so. Ich habe mir das in den schönsten Farben ausgemalt, jetzt bin ich auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Eine eigene Praxis könnte ich mir nie leisten, also müßte ich im Krankenhaus arbeiten. Und wie junge Ärzte da ranmüssen, weißt du ja wohl auch.« »Stimmt schon.

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Mami Bestseller – 85 –

Ohne die Kinder geht nichts!

Werde die kleinen Quälgeister Maisas Glück?

Annette Mansdorf

»Du willst dein Studium tatsächlich an den Nagel hängen?« Katrin war fassungslos. Ihre Freundin Marisa hatte schon fast zwei Jahre ihres Studiums hinter sich. Wie hatte sie dafür gekämpft, doch noch eine Zulassung zu bekommen! Nach dem Abitur hatte Marisa zuerst Modedesign studiert, um dann zur Medizin zu wechseln. Ihre große Liebe, Markus, war ebenfalls Student gewesen, und auch als die Beziehung durch seine Untreue zu Ende gegangen war, hatte Marisa weitergemacht.

»Ist mir auf Dauer zu blutig«, gab Marisa lakonisch zurück. Ihre Stimme klang etwas nuschelig, weil sie einige Stecknadeln zwischen den Lippen hielt.

»Aber das wußtest du doch von Anfang an. Wie kann es dich jetzt plötzlich stören? Du mußt ja nicht unbedingt Chirurgin werden.«

»Nein, ich weiß.« Marisa nahm die Stecknadeln, um sie in den rotkarierten Stoff zu stecken, den sie gerade zugeschnitten hatte. »Aber ich möchte doch lieber nicht ständig mit Kranken zu tun haben. Markus hat mich damals kirre gemacht, wie schön es wäre, wenn wir dann eine gemeinsame Praxis hätten und so. Ich habe mir das in den schönsten Farben ausgemalt, jetzt bin ich auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Eine eigene Praxis könnte ich mir nie leisten, also müßte ich im Krankenhaus arbeiten. Und wie junge Ärzte da ranmüssen, weißt du ja wohl auch.«

»Stimmt schon. Trotzdem, ich bin absolut geschockt, du warst doch fast fertig. Was sagen denn deine Eltern dazu?«

Marisa schmunzelte. »Sie nehmen es, wie es ist. Schließlich kennen sie ihre einzige Tochter. Solange ich ihnen nicht auf der Tasche liege, ist es okay. Meine Mutter sagt, es ist mein Leben.«

»Deine Eltern sind wirklich außergewöhnlich«, stellte Katrin nicht zum ersten Mal fest. Wenn sie da an ihre Eltern dachte! Erst als sie einen Mann mit einer gutgehenden Apotheke geheiratet hatte, waren sie zum ersten Mal mit ihrer Tochter zufrieden gewesen. Vorher hatte Katrin sich abstrampeln können, wie sie wollte. Nie war es genug.

»Ja, ich weiß. Ich bin ihnen auch sehr dankbar. Kannst du hier mal abschneiden?« Marisa hielt ihrer Freundin ein Stück Stoff hin, das sie zwischen zwei Fingern spannte.

Katrin schnitt es in gewünschter Länge ab. »Sag mal, was soll das eigentlich werden?«

»Eine Hose. Ich habe mir ein neues Modell ausgedacht, für Kinder zwischen zwei bis vier Jahren. Das ist der Prototyp, den ich in meiner Boutique anbieten werde. Und je nach Nachfrage nähe ich mehr.«

»Moment mal, Moment mal! Was heißt, in deiner Boutique?«

Marisa lachte über Katrins Gesicht. »Das wollte ich dir ja schon erzählen, aber du mußtest dich ja erst über mein Studium auslassen. Ich habe einen Laden gemietet, mitten im Einkaufszentrum. Und dort eröffne ich in vier Wochen eine Kinderboutique. Vielleicht nehme ich später auch andere Sachen dazu, außer Kindersachen, meine ich. Wäre doch auch eine Idee, schöne Schwangerschaftsmode anzubieten, oder?«

»Du machst einen Laden auf?« wiederholte Katrin ungläubig, ohne auf Marisas theoretische Frage einzugehen.

»Ja, aber natürlich für gehobene Ansprüche, wie man es so schön nennt. Also, mit wirklich guter Markenware, aber einen Teil werde ich selbst entwerfen und nähen. Wenn es Erfolg hat, dann stelle ich ein, zwei Näherinnen und…«

»Aber, Marisa! Bei deiner Ausbildung! Das ist doch irgendwie…« Katrin fehlte das richtige Wort.

»Ich habe Modedesign studiert und abgeschlossen. Warum also sollte mir das nicht gelingen? Ich möchte gern mit Menschen zu tun haben, das werde ich. Und ich möchte kreativ sein, das kann ich. Also alles bestens. Und jetzt hör auf, dir um mich Gedanken zu machen. Ich freue mich wahnsinnig. Und ich habe noch tausend Sachen zu tun. Im Moment sind die Handwerker im Laden.«

Katrin hatte sich schon an einige von Marisas Kapriolen gewöhnt, aber das war ohne Zweifel die Krönung. Andererseits zweifelte sie irgendwie nicht daran, daß Marisa es schaffen könnte. Ihre Entwürfe waren immer sehr witzig gewesen, sie hatte oft für sich selbst Kleider und Hosen genäht und auch Katrin schon mit dem einen oder anderen Stück zum Geburtstag beschenkt. Kinderkleidung war jedoch eine andere Sache. Marisa hatte keine Kinder, also fehlte ihr da auch einige Erfahrung.

»Wenn du Christine brauchst, um ein paar Sachen anzuprobieren…«, schlug sie zögernd vor. Christine war ihre fünfjährige Tochter, Marisas Patenkind.

»Später sicher. Ich werde Christine auch noch befragen, was sie gern tragen würde. Kinder haben ja durchaus ihren eigenen Geschmack.«

»Setz ihr bloß keine Flöhe ins Ohr«, bat Katrin lachend.

»Nein, natürlich nicht. Und du bekommst natürlich einen dicken Rabatt, wenn du mal bei mir kaufen willst. Ich bitte dich nur, meine Visitenkarten an eine auffällige Stelle in deinem Kindergarten zu placieren. Das machst du doch, oder?«

Katrin erkannte, daß Marisa sich bereits alles gut überlegt hatte. Allerdings war ihre Bitte verständlich, es bot sich ja an, wenn sie die Eltern der Kinder, die sie in ihrem privaten Kindergarten betreute, auf Marisas Boutique aufmerksam machte.

»Na klar mache ich das. Aber trotzdem, irgendwie kommt mir das alles sehr eigenwillig vor. Zwischen einer Ärztin und einer… Ladenbesitzerin liegen doch Welten.«

Marisa hob den Kopf und schaute ihre Freundin ungewohnt ernst an. »Weißt du was, Katrin? Das könnten deine Eltern gesagt haben. Seit wann bist du selbst auch ein Snob geworden?«

Katrin wurde rot. Sie schämte sich, denn Marisa hatte unbedingt recht mit dem, was sie sagte. Offenbar mußte sie aufpassen, daß sie nicht unbewußt in die Fußstapfen ihrer Eltern geriet. »Es tut mir leid. Ich weiß, daß das blöd war.«

»Na gut, Einsicht ist der erste Weg der Besserung. Schon gut. So, jetzt muß ich an die Nähmaschine. Das rattert ein bißchen, aber wir können trotzdem weiterreden.«

»Ich muß jetzt sowieso nach Hause. Meine Mutter kommt heute nachmittag zum Kaffee. Ich muß noch einen Kuchen backen.«

Marisa war nicht sicher, ob sie in Katrins Stimme wirklich so etwas wie Angst heraushörte. Sie machte sich manchmal Sorgen um ihre Freundin. Früher war Katrin viel ausgelassener und humorvoller gewesen. Seit sie Mann und Kind hatte, schien sie nach Dingen zu streben, die ihr vor fünf Jahren gar nicht in den Sinn gekommen wären. Vielleicht war das normal mit der neuen Verantwortung. Kinder brauchten einen verläßlichen Alltag. Katrins Ehemann hielt sich da ziemlich bedeckt. Er arbeitete viel und verbrachte manchen Abend in seinem ›Herrenzimmer‹, ein Begriff, den er allen Ernstes genauso meinte. Katrin oder ihre Tochter hatten dort nichts zu suchen. Für Marisa wäre so ein Leben der totale Overkill.

»Dann wünsche ich dir gute Nerven. Ich meine, für deine Mutter.«

»Ach, wenn die Kleine dabei ist, geht es. Da konzentriert sie sich nicht so auf mich. Allerdings meinte sie neulich, ich müsse mehr auf meine Figur achten. Findest du auch, daß ich zugenommen haben?«

»Deine Mutter ist echt die Härte, Katrin. Laß dich von ihr nicht verrückt machen. Du bist genau richtig. Das findet dein Mann doch sicher auch, oder?«

Weil Marisa gerade den Faden durch das Öhr der Maschinennadel fädelte, konnte sie Katrins Gesicht nicht sehen.

»Er sagt nicht viel dazu«, gab ihre Freundin zurück.

»Katrin, ist alles in Ordnung?« Marisa schaute hoch und entdeckte zu ihrem Entsetzen, daß Katrins Augen feucht schimmerten.

»Katrin! Was ist los, was hat er getan? Behandelt Stefan dich etwa schlecht?« Marisa stand auf und legte ihren Arm um Katrin, die jetzt vergeblich versuchte, ihre Tränen zu unterdrücken. Hektisch begann sie, ein Taschentuch in ihrer Tasche zu suchen.

»Nein, nicht schlecht. Er redet nur so wenig mit mir, und er sagt immer, daß ich Probleme sehe, wo keine sind. Ich hätte es doch gut, ich könnte zu Hause sein und müsse mich nicht dem täglichen Kampf stellen, Geld zu verdienen…«, brachte sie unter Schluchzen hervor.

Marisa erkannte, daß ihre Freundin wohl schon lange unter dieser fehlenden Anerkennung litt. Sie schämte sich, weil sie dafür gar kein Auge gehabt hatte, während sie ihre neue Berufstätigkeit vorbereitete.

»Hör zu, Katrin, du weißt ganz genau, daß das Blödsinn ist. Nein, mehr, eine Frechheit! Und statt alles einfach still in dich hineinzufressen, solltest du ihm mal ein paar klare Worte sagen!«

»Ich bin nicht so wie du. Ich kann das nicht«, gab Katrin kläglich zurück.

»Dann mußt du das lernen! Du hast dich von deinen Eltern herumschubsen lassen, und jetzt fängt Stefan auch noch so an! Wie lange willst du dir das noch gefallen lassen? Du leistest soviel! Du bist eine perfekte Mutter und Hausfrau, du hast dir den Kindergarten aufgebaut und verdienst damit gar nicht so schlecht, und trotzdem meint der Herr Apotheker, dich so behandeln zu können? Am liebsten würde ich ihn mir mal vorknöpfen, aber es wäre viel wirkungsvoller, wenn du das machst.«

»Ich weiß ja. Ich bin ja nicht der Meinung, daß er recht hat. Aber es ist so… demütigend, daß mein eigener Mann mich so sieht.«

»Ja, das verstehe ich. Und gerade deshalb mußt du dich dagegen wirklich zur Wehr setzen. Sonst macht er einfach so weiter.«

»Ich weiß nicht, wie ich das machen soll. Es gibt dann nur Krach, und dann arbeitet er noch mehr. Ich sehe ihn ja so schon kaum.«

Marisa ahnte, was das bedeutete. Die Ehe ihrer Freundin steckte in einer tiefen Krise. Katrin würde das sicher als ihre Schuld ansehen, so wie sie immer alles gleich als ihren eigenen Fehler ansah. Es mußte etwas geschehen, aber was? »Ich werde mal darüber nachdenken, was du machen könntest. Aber wenn du nicht anfängst, endlich mal stolz auf dich und deine Leistung zu sein, wirst du auf Dauer nichts ändern können.«

»Ich fühle mich ganz mickerig. Du schaffst alles, was du dir vornimmst, du machst es einfach, weil du dir vertraust. Und ich? Ich kann nicht einmal meinen Mann glücklich machen.«

Marisa platzte fast der Kragen. Sie konnte es kaum ertragen, Katrin so reden zu hören. »Du bist nicht dafür da, ihn glücklich zu machen. Es ist wohl eine Sache auf Gegenseitigkeit, oder? Und ich kann nicht erkennen, wo Stefan sich Mühe gibt!«

»Er arbeitet wirklich viel, damit wir uns alles leisten können. Die Konkurrenz ist groß, aber er schafft es, seine Kunden zu halten und neue dazuzugewinnen.«

»Na wunderbar. Und deshalb muß sich diesem Gott alles unterordnen? Katrin, wach auf! Hör dich mal reden! Stefan ist einfach nur ein Mann, der seinen Job liebt und den Erfolg braucht. Das macht er in erster Linie für sich selbst. Wenn er dir das vorhält, wieviel er arbeiten muß, dann ist das eine Schutzbehauptung, um sein eigenes schlechtes Gewissen zu beruhigen. Stefan würde weniger arbeiten, wenn er das wirklich wollte. Mit dir hat das gar nichts zu tun. Er ist nämlich ein ziemlicher Egoist.«

Endlich war es mal raus. Marisa fühlte sich gleich viel besser. Es brachte nichts, jemanden schützen zu wollen, indem man mit seiner Meinung hinter den Berg hielt. Hätte sie Katrin schon früher gesagt, wie sie Stefan einschätzte, dann würde Katrin sich nicht so allein fühlen mit ihrem Problem. So hatte sie die ganze Zeit wirklich geglaubt, daß Stefan fehlerlos und alles ihre Schuld war.

»Er hat auch viele gute Seiten«, murmelte Katrin.

»Klar. Aber die zeigt er kaum noch. Schlaft ihr noch miteinander?«

Katrin wurde rot. Sie war es nicht gewöhnt, so locker über dieses Thema zu sprechen, wie Marisa das konnte. Tapfer schüttelte sie dennoch den Kopf. »Ist schon länger her.«

»Aha. Also, Katrin, du mußt jetzt folgendes überlegen. Wie wichtig ist dir deine Ehe? Ich meine damit nicht, daß du sie auf jeden Fall nach außen hin erhalten mußt, um deinen Eltern und anderen Leuten zu gefallen, sondern ganz tief da drinnen!« Marisa tippte sich auf die Brustseite, hinter der ihr Herz schlug.

Katrin sah ihre Freundin entsetzt an. Aber nach und nach schien ihr der Sinn aufzugehen, der hinter dieser Frage stand.

»Ich liebe ihn schon noch. Aber nicht mehr so wie früher.«

»Das ist schon mal eine Erkenntnis. Und du willst, daß es wieder richtig gut wird?«

»Ja, klar. Schon allein für Christine.«

»Das allein wäre kein Grund. Aber gut, gehen wir mal davon aus, daß du es wirklich willst. Dann hör auf, dich um ihn zu bemühen.«

Katrins Augen wurden groß. »Wie? Ich dachte, ich müßte mich gerade anstrengen!«

»Das hast du ja bisher erfolglos getan. Also muß eine andere Technik her. Er scheint nicht das Gefühl zu haben, daß er sich um dich bemühen muß, weißt du, was ich meine? Also hör auf, um ihn herumzutanzen wie um das Goldene Kalb. Schweige auch, wenn er schweigt, frag ihn nicht mehr, wie sein Tag war, wenn er das nicht auch tut. Hör auf, ihn zu umschmeicheln. Laß ihn nachdenklich werden, wenn du das alles nicht mehr tust. Er soll unruhig werden, sich Gedanken machen, ob du vielleicht einen anderen hast oder ihn nicht mehr liebst. Warte, bis er dich fragt, gib aber keine klare Antwort. Sei ein bißchen geheimnisvoll.«

Je länger Marisa ihre Vorschläge zusammenfaßte, desto besser schien Katrin zu begreifen, worauf sie hinauswollte. Schließlich lächelte sie. »Jetzt weiß ich, was du meinst. Vielleicht bin ich ihm sogar auf die Nerven gegangen mit meinem Getue…«

»Nicht schon wieder die Schuld bei dir suchen. Probier es einfach aus. Und halte durch, es kann eine Zeit dauern, und möglicherweise wird er sogar sauer reagieren. Und dann noch etwas. Jetzt werden wir uns einmal in der Woche abends treffen. Wie wir das auch früher gemacht haben. Und da wird er auf Christine aufpassen.«

»Aber das macht er sicher nicht… Er sagt, ich könnte das besser.«

»Katrin!«

»Ja, schon gut. Du hast recht. Ich habe kapiert. Gut, dann werde ich es versuchen.«

»Nein, du wirst es tun. Nicht versuchen. Einfach tun. Und für deine Mutter wirst du gleich auf dem Nachhauseweg ein Stück Kuchen kaufen, vielleicht sogar eines, das sie gar nicht so gern mag. Wenn sie es dann bekrittelt, sagst du, du hättest einfach keine Lust zum Backen gehabt und leider nicht daran gedacht, daß sie diesen Kuchen nicht so gern mag. Biete ihr einen trockenen Keks an.«

Katrin begann zu lachen. Marisa freute sich, daß sie das geschafft hatte. Dafür, daß sie bisher noch keine wirklich lange Beziehung gehabt hatte, war das ganz schön schlau. Vielleicht sollte sie Psychologie studieren, falls ihre Rechnung mit der Boutique nicht aufging.

*

Eine Woche war vergangen. Marisa hatte alle Hände voll zu tun, um ihre Boutique einzurichten, die bestellte Ware zu prüfen und auszuzeichnen und mit den Handwerkern herumzustreiten, die schon zum zweiten Mal ihre Wünsche falsch umgesetzt hatten. An diesem Abend wollte Marisa etwas eher nach Hause gehen, um Katrin anzurufen. Sie hoffte, daß ihre Freundin gute Nachrichten hätte.

Marisa schloß die Glastür ihrer Boutique ab. Es war immer noch ein überraschendes und sehr befriedigendes Gefühl. Sie wußte, daß sie richtig gehandelt hatte. Zu Hause stapelten sich inzwischen die neuen Kinderhosen, die sie jetzt in vier verschiedenen Farben und acht Größen genäht hatte. Die Arbeit ging ihr leicht von der Hand. Es war ein Stück Entspannung, den schönen Stoff in den Händen zu halten und zu erleben, wie schließlich eine ebenso praktische wie außergewöhnliche Hose entstand. Die Kinder würden sie lieben, wie Marisa ahnte. Viele Taschen, einige mit Reißverschluß, würden ihre ganzen Schätze bergen können. Kurzzeitig hatte sie sogar überlegt, ob sie eine der Taschen mit Folie füttern sollte. Kinder sammelten ja durchaus auch eklige Sachen, zum Beispiel Regenwürmer. Aber schließlich hatte sie sich doch dagegen entschieden. Ein Regenwurm würde sich in so einer Tasche bestimmt nicht besonders wohlfühlen.

Neben ihrer Boutique lag der Aufgang zum Ärztezentrum. Marisa fand die Lage sehr günstig, denn auch ein Kinderarzt gehörte zu den Mietern. Mütter und Kinder kamen zwangsläufig bei ihr vorbei. So war ihre Idee, auch ein paar Spielsachen zu verkaufen, sicher günstig.

Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete das große Schaufenster, das jetzt noch mit einer roten Folie verhängt war und schon einige Neugier hervorgerufen hatte. Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich.