Ohne Kinder keine Zukunft - Dr. Jürgen Schröder - E-Book

Ohne Kinder keine Zukunft E-Book

Dr. Jürgen Schröder

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Beschreibung

"Kinder stören beim Geld verdienen, sie stören beim Konsum, sie stören bei der Freizeitgestaltung, sie leiten nicht selten einen sozialen Abstieg ein". Aber nur von den Kindern kommt später unsere Rente. Trotzdem erwirbt man mit Kindern (abgesehen von der viel zu geringen Mütterrente) keine Rentenansprüche. Kinderlosigkeit wird begünstigt. Wenn aber später jemand für unsere eigene Rente Beiträge zahlen soll, und wenn Staat und Wirtschaft weiter funktionieren sollen, müssen auch wir wieder Kinder haben. Das im Steuerrecht festgesetzte Existenzminimum eines Kindes ist 613 € / Monat; das Kindergeld deckt mit 192 € noch nicht einmal ein Drittel davon. Ist dann wenigstens die Mütterrente ein gerechter Ausgleich? – Eine Frau muss 15 Kinder haben, um damit Anspruch auf eine Standardrente zu erwerben! Seit 1957 haben wir das bis heute geltende Rentenrecht, und seitdem "ist die Rente sicher". Man muss nur genug verdient und entsprechend Rentenbeiträge gezahlt haben. Aber 1961 kam die "Pille". Von da an konnte jeder sich leicht den eigenen Beitrag zur Zukunftssicherung durch Kinder sparen. Und ab 1965 pendelte sich die Zahl der Kinder pro Elternpaar auf den Durchschnitt von 1,4 ein. Notwendig wären 2,1 Kinder pro Elternpaar, wenn die Bevölkerung nicht schrumpfen und für zukünftige Renten ausreichend Beitragszahler (und Steuerzahler) zur Verfügung stehen sollten. Es fehlt uns ein Drittel! Die Rentenversicherung, die diese Möglichkeit nicht vorgesehen hat, muss die Rente trotzdem an alle zahlen, auch an die Kinderlosen. Wer diese Tatsachen kennt, versteht, warum wir zu wenige Kinder und immer weniger Beitragszahler haben, und warum das Rentenniveau sinken muss. Gerechtigkeit im Rentensystem bedeutet, dass mit Rentenansprüchen die Erziehung von Kindern belohnt wird. Ebenso wichtig ist, dass Kinder nicht mehr zum Armutsrisiko werden, und dass sie ohne materielle Not aufwachsen können. Im Buch finden sich konkrete Lösungsvorschläge .

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Jürgen Schröder

Wege zu gerechter und

nachhaltiger Rentenfinanzierung

Impressum

Texte:   © Copyright by Dr. Jürgen Schröder Umschlag: © Copyright by Dr. Jürgen Schröder… Verlag:  Dr. Jürgen Schröder

Seeblick 17

24787 [email protected]

Druck:  epubli, ein Service der

neopubli GmbH, Berlin

Inhalt

Die wichtigsten Daten zur 

      gesetzlichen Rentenversicherung  

Woran unser Rentensystem leidet 

Meinungen, Irrtümer, Vorurteile   

„Vögeln fürs Vaterland“  

Anderes Bewusstsein nötig 

1     Familienarmut, Altersarmut

Kinderarmut, Altersarmut 

Das Los der Mütter  

Die „Mütterrente“  

Ungerecht und unsozial 

„Weil sie die Kinder für ihr eigenes

    Alter nicht mehr brauchen“ 

Weniger Junge und mehr Alte 

2     Woher kommt die Rente

Jeder muss fürs Alter vorsorgen 

Die Rentenversicherung   

So werden die Renten berechnet   

Rente nur über Kinder   

Was Kinder kosten  

Familienförderung überschätzt

3     „Die Rente ist sicher“ – warum dann noch Kinder?

1957: Umlagefinanzierung  

Absturz der Geburtenzahlen 

Die entscheidende Neuerung

Das „Äquivalenzprinzip“ 

Gezielte (?) Desinformation  

Frühe Warnungen überhört 

Mangelnde Investition in

    „Humankapital“  

Weiter zunehmendes  Defizit 

Die unbemerkte Revolution 

Rentenleistung um eine Generation

    vorgezogen   

Kinderrente?   

Die Folgen der Umstellung 

Falsche Konsequenzen 

4     Lauter untaugliche Rezepte

Keine Korrektur des  Fehlers 

Zurück zum Kapitalmarkt? 

Senkung des Rentenniveaus 

Riester-Rente   

Entgeltumwandlung  

Unlautere Konkurrenz 

Aquivalenzprinzip: Am meisten

    gewinnt, wer nichts leistet 

Die aktuelle Rentendiskussion

Politik: Rürup-Kommission 

Desinteresse der Medien 

Die aktuelle Situation  

Die Vorstellungen der Parteien

Perspektiven, wenn nichts geschieht

Zuwanderung als Ausgleich?           

„Brain Drain“              

Reproduktionsraten  

Die globale Entwicklung  

5     Rentenanspruch durch Kinder!

Die steigende Lebenserwartung 

Hauptursache: Kindermangel

Fragen der Menschenwürde 

Umlage oder kapitalmarktabhängig 

Vollendung der Umlagefinanzierung

Kapitalgedeckte Pflichtversicherung

Der Übergang zu neuem System

Ungewollte Kinderlosigkeit. 

Höhe der Rente  

Unterschiede der Rentenbezugsdauer

zwischen Arm und Reich 

Höhe der Beiträge  

Beitragsbemessungsgrenze  

Ausweitung auf alle Berufsgruppen?

Einkommensbezogene Rente?

Kinderbezogene Rente! 

Entlastung der Eltern  

6    Schluss mit Kinderarmut!

Mögliche Alternative:

Steuerfinanzierung der Rente

Die wahrscheinlich beste Lösung

Die wichtigsten Daten zur gesetzlichen Rentenversicherung:

Die Rentenversicherung hat kein Kapital.

Sie kann die Renten nur aus den laufenden Beitragseinnahmen bezahlen.

Von diesen Beiträgen bleibt für die eigene Rente des Beitragszahlers nichts.

Für die eigene zukünftige Rente brauchen wir Kinder, die später zu unseren Gunsten Beiträge zahlen. Aber:

22% der heutigen Rentner haben keine Kinder, 25% nur ein  Kind. Deren Renten werden ganz oder teilweise aus den Beiträgen der anderen mitfinanziert.

Es ist mit großen materiellen Vorteilen verbunden, keine Kinder zu haben:

Steuererleichterungen gibt es nur fürs Heiraten, Kinder spielen dafür keine Rolle

Eltern von Kindern zahlen ebenso hohe Rentenbeiträge wie Kinderlose.

Das Kindergeld deckt nur knapp ein Drittel des Existenzminimums eines Kindes.

Und die berühmte Mütterrente:

15 Kinder braucht eine Mutter, um damit eine Standardrente zu verdienen.

Gute Löhne seien die beste Sicherung gegen zu geringe Renten: das ist gängige Meinung in der Politik. Tatsächlich sichert sich der Einzelne durch ein hohes Einkommen nur ein größeres Stück von dem Kuchen, der insgesamt für die Renten zu verteilen ist. 

Wie groß aber dieser Kuchen werden kann, hängt nicht von den Beiträgen ab, die ausschließlich in die Renten der Elterngeneration gehen. Entscheidend ist die Zahl der gleichzeitig aufgezogenen Kinder und deren Fähigkeit, später ein ausreichendes Bruttosozialprodukt zu erwirtschaften.

Wir müssen also Kindererziehung mit Rentenansprüchen entlohnen, und wir müssen die Familien so ausstatten, dass sie ihre Kinder zu leistungsfähigen Mitgliedern unserer Gesellschaft erziehen können.

Die Mühen und Kosten der Kindererziehung begründen den Anspruch auf die Unterstützung durch die Kinder im Alter. Womit die Kinderlosen, immerhin ein Drittel der Rentner, ihren Anteil an den Ausschüttungen der Rentenkasse verdient haben, wird nie gefragt.

Würden sie ihre Rente aus einer kapitalgedeckten Versicherung beziehen, die die Mehrzahl von ihnen ohne eigene Kinder relativ leicht finanzieren könnten, dann müsste das Geld der Rentenversicherung nicht mehr auf 21 sondern nur auf etwa 14 Millionen Rentner verteilt werden, und die Rente des Einzelnen könnte um rund 50 % höher ausfallen.

Eine interessante Alternative: die Renten werden über Steuern finanziert, und Kinderlose zahlen höhere Steuern.

Ohne Kinder keine Zukunft – das gilt für alle Organe unseres Gemeinwesens, speziell auch für die Rente: wenn es keine Kinder gäbe, gäbe es auch keine Rente. Das Geld, das in jedem Monat als Rente an die alten Menschen ausgegeben wird, ist dasselbe Geld, das gleichzeitig als Rentenbeitrag von den erwachsenen Kindern der Rentner eingenommen wird.

Die Rentenkasse ist leer. (Was darin ist, reicht für 6 Wochen Rente). Daran gibt es keinen Zweifel. Ob daraus aber die richtigen Konsequenzen gezogen werden, das ist die Frage, über die gesprochen und wohl auch gestritten werden muss.

Kaum jemand weiß, wie die Rentenversicherung funktioniert. Dieser Text soll darstellen, wie die Rentenversicherung entstanden ist, wie sie sich in ihren 129 Jahren, besonders aber seit 1957 entwickelt hat, nach welchen Regeln sie ihr Geld einnimmt und wieder verteilt, und was an ihr dringend verändert werden muss.

Einleitung  

Kindermangel, und woran unser Rentensystem leidet.                                                                               

„Kinder stören beim Geld verdienen, sie stören beim Konsum, sie stören bei der Freizeitgestaltung, sie leiten nicht selten einen sozialen Abstieg ein“ (Walter Krämer, Professor für Wirtschaft-und Sozialstatistik an der technischen Universität Dortmund).

Wer auf Kinder verzichtet, lebt wesentlich bequemer, spart viel Mühe und viel Geld. Und hat oft mehr Rente als die Eltern von zwei oder mehr Kindern. – Ist das gerecht?

Ohne die nachwachsende Generation brechen irgendwann der Staat, die Wirtschaft und das gesamte Gemeinwesen zusammen. Und es gäbe niemanden mehr, der für die alten Leute die Rente finanzieren könnte!

Wir müssen also über zwei Probleme reden:

Eine gerechte Lastenverteilung bei der Kindererziehung

Beteiligung auch der Kinderlosen an der Finanzierung der Renten, die in unserem gesetzlichen Rentensystem nur über Kinder funktioniert.

So wie sie jetzt ist, stammt unsere gesetzliche Rentenversicherung aus dem Jahr 1957. Bis dahin war seit Bismarcks Zeiten die Altersvorsorge so etwas wie gemeinsames Zwangssparen. Aber nach zwei großen Kriegen und zweimaliger Geldentwertung war sehr wenig von dem Ersparten übrig. Von ihren Renten konnten die meisten nicht leben. Da hat man entschieden: das soll nicht wieder passieren. Wir geben das Geld, das früher gespart wurde, lieber gleich an die alten Leute. Umlage nannte man das. Und seit dieser Zeit gibt es die Rente von den Beiträgen der Kinder. Das bedeutet: für die eigene Rente brauchte man eigentlich eigene Kinder.

Die Politiker haben sich damals wohl nicht getraut, den Leuten das so klar zu sagen. Und wenn es unsere Großeltern oder Eltern je gewusst haben – wir haben es längst vergessen. Viele von uns haben keine Kinder mehr, und jetzt wundern wir uns, dass die Beitragszahler weniger werden und das Rentenniveau sinkt.

Das System unserer gesetzlichen Rentenversicherung könnte das beste aller möglichen Systeme sein, wenn es da nicht ein Grundübel gäbe, das seit der Neuordnung im Jahre 1957 besteht, aber bis heute auch nicht ansatzweise korrigiert worden ist. Ein Übel, das wie eine alte Schuld verdrängt und vergessen wird; das hartnäckig immer neue Folgeprobleme produziert, die dann einzeln korrigiert und gestopft werden, bis wir schließlich in einem undurchdringlichen Dickicht von Regeln,  Fehlern und Korrekturen stecken.

Das Übel ist ein Fehler, der anfangs so gering schien, dass man ihn der Einfachheit halber hingenommen hat, der dann aber innerhalb weniger Jahre zur Ursache einer ganz groben Ungerechtigkeit wurde; ein Fehler, der falsche Anreize erzeugt und so zu einer fatalen Fehlsteuerung des Systems führt: man hat versäumt, Rentenansprüche an die Erziehung eigener Kinder zu binden.

Endgültig seit 1967 gilt, dass die Rentenbeiträge ausschließlich der Finanzierung der Renten der jeweiligen Elterngeneration dienen. Mehr können sie gar nicht leisten. Die Beiträge reichen nicht einmal zu Finanzierung der Rente der Elterngeneration. Für die eigene Rente der Beitragszahler bleibt nichts, sie kann nur aus den Beiträgen finanziert werden, die die eigenen Kinder später zahlen werden.

Daraus folgt: die gesetzliche Rentenversicherung kann sich die viel zu lange geübte Großzügigkeit, mit der sie auch Kinderlosen eine Rente zahlt, absolut nicht leisten. Wer keine Kinder hat, verfügt über sehr viel mehr freies Geld (vgl. Tab. 1). Einen Teil davon müssten sie oder er für eine Altersvorsorge aufwenden, die von der umlagefinanzierten Rente unabhängig ist.

Wer als Elternpaar zwei oder als Alleinerziehende(r) ein Kind aufzieht, hat seine Rente verdient. Die Alternative für Kinderlose ist die kapitalgedeckte Rentenversicherung.

Wie falsch die bisher geltende Regelung ist, zeigt das folgende Beispiel:

600 € Rente erwartet eine Mutter von sechs Kindern. 1.396 € Rente bekommt eine Frau oder ein Mann ohne Kinder mit dem Durchschnittseinkommen von 3092 € (2017).  Die eigene Rente kommt nur von den Kindern, die wir aufziehen. Die Mutter von sechs Kindern hat für die Rente viermal so viel geleistet wie der Durchschnitt aller deutschen Frauen mit 1,4 Kindern. Die kinderlose Frau und der kinderlose Mann dagegen nichts. Wie kann es sein, dass die Kinderlosen 2,3 mal so viel Rente erwarten dürfen wie die Mutter von sechs Kindern?

Kindererziehung ist die wichtigste, eigentlich sogar die einzige Voraussetzung für jede Altersvorsorge ebenso wie für die Zukunft des Staates. Wer diese für unsere Gesellschaft unverzichtbare Aufgabe übernimmt, darf dadurch nicht in materielle Not geraten. Das ist aber für zahlreiche Familien unvermeidlich, solange beispielsweise das Kindergeld nur ein Drittel des Existenzminimums der Kinder abdeckt. Auch hier brauchen wir also eine Neuregelung, nicht zuletzt auch für die langfristige Sicherung der Renten.

Meinungen, Irrtümer, Vorurteile

Über die Rente wird wieder viel geredet, gestritten. In Zeitungen, in Talkshows, in politischen Magazinen.

Im Wahlkampf wollen die Leute wissen, was ihre Partei für die Rentner tun wird. Die Politiker weichen auf Randprobleme aus, die eigentliche Schwierigkeit meiden sie – wenn sie sie überhaupt sehen.

Aber wir haben ein großes und ein wachsendes Problem mit der Rente!

Wenn es so ist, dass Kinder für die Rente fast nicht zählen, dass Kinder zu einem Armutsrisiko werden können, und dass Kinderlose in der Regel bessere Renten haben als die Eltern der Beitragszahler, dann läuft etwas ganz falsch. Dann stiehlt man den Eltern den Lohn ihrer Mühen. Und das führt dazu, dass immer weniger Leute Kinder wollen, dass es immer weniger Beitragszahler gibt, und dass das Rentenniveau sinkt. Gleichzeitig gehen der Wirtschaft die Arbeitskräfte aus.

Die geltenden gesetzlichen Regeln beschreibt die Deutsche Rentenversicherung (2017) in dem  Buch Unsere Sozialversicherung so:

„Merkmale des Finanzierungssystems (der Rentenversicherung) sind das Umlageverfahren und der Generationenvertrag. Umlageverfahren heißt: was heute als Beitrag von den Versicherten und den Arbeitgebern eingezahlt wird, wird sogleich als Rente an die Rentner ausgezahlt („umgelegt“). Die Beiträge werden nicht für den Einzelnen als Rücklage gesammelt sondern sofort für die laufenden Ausgaben wieder ausgegeben.

Der Generationenvertrag ist ein unausgesprochener und nicht schriftlich festgelegter Vertrag zwischen der beitragszahlenden und der rentenempfangenden Generation. Er beinhaltet dieVerpflichtungder heutigen Generation, durch ihre Beiträge die Renten der vorausgehenden Generation zu sichern, in derErwartung, dass die ihr folgende die gleiche Verpflichtung übernimmt.“

Was fehlt, ist irgendeine Bestimmung, die darauf hinwirkt, dass es die folgende Generation in ausreichender Stärke geben wird. Voraussetzung für jeden Rentenanspruch müsste sein, dass der Rentner seinen Beitrag zur Existenz der Folgegeneration geleistet, dass er also Kinder erzogen hat. Wer sich gegen Kinder entscheidet, müsste rechtzeitig auf andere Weise vorsorgen

Nur das wäre ein tragfähiges Fundament für die gesetzliche Rentenversicherung: Eine Notwendigkeit, die den Versicherten im Allgemeinen nicht bewusst ist, und die von den politisch Verantwortlichen nach Möglichkeit verschwiegen wird.

„Vögeln fürs Vaterland?“

Kürzlich ist ein Buch zum Thema Rente erschienen, das zahlreiche gängige Missverständnisse und Vorurteile wiedergibt, und das den tatsächlichen Bedingungen in sehr vielen Punkten widerspricht. Die Autorin Kerstin Herrnkind hat dem Buch einen provozierenden Titel gegeben: Vögeln fürs Vaterland? Nein danke! (Herrnkind 2017). Wenn wir uns mit den Aussagen von Frau Herrnkind auseinandersetzen, können wir einiges über die Probleme der Rentenversicherung klären.

Frau Herrnkind wehrt sich gegen eine vermeintliche Hatz auf Kinderlose, und sie fürchtet, man könne ihr später die Rente verweigern, weil sie keine Kinder hat. Das Buch besteht überwiegend aus Reportagen über Mütter, die mit ihrer Rolle heillos überfordert sind, massiv ausgenutzt und bei der Rente benachteiligt (um nicht zu sagen: betrogen) werden. Der einzige logische Schluss müsste lauten: keine Kinder mehr! – Aber wie soll es dann weitergehen für unser Land?

Herrnkind:  „Einwanderung ist, auch wenn viele Menschen in Deutschland das nicht hören wollen, die Lösung. Einwanderung hat die USA groß und stark gemacht.“

Die schönste Begründung dafür findet sie bei dem Soziologen Karl Otto Hondrich. Der schreibt 2007 in seinem Buch  „Weniger sind mehr. Warum der Geburtenrückgang ein Glücksfall für unsere Gesellschaft ist“ (Hondrich 2007):

Hondrich:  „Junge und qualifizierte Einwanderer rechnen sich für Wirtschaft und Sozialstaat in der Regel besser als hierzulande geborene Kinder. Letztere müssen hier erzogen, großgezogen, gepflegt, gebildet werden. Für Erstere geschieht das alles in ihrer Herkunftsgesellschaft. Als Berufstätige können sie direkt in die sozialen Sicherungssysteme einzahlen“.

In der Tat, kürzer und präziser – aber auch schamloser – kann man kaum beschreiben, was die Vorteile dieser modernen Variante des Kolonialismus wären, der unter dem Stichwort Einwanderungsgesetz auch in den Wahlprogrammen unserer Parteien durchschimmert. Für „qualifizierte Einwanderer“ geschieht alles, was Mühe macht und Geld kostet, in deren Herkunftsgesellschaften. Danach sollen sie zu uns kommen und das in unsere sozialen Sicherungs-systeme einzahlen, was sie eigentlich ihren Eltern schulden.

Herrnkind: Der Generationenvertrag aber wurde einseitig geschlossen. Von Adenauer. Er hat Generationen in die Gebärpflicht genommen, die nicht einmal geboren waren.Adenauer hat das Problem verursacht.

Was man Generationenvertrag nennt, entsteht, wenn Eltern sich entscheiden, ein Kind anzunehmen. Wenn sie die Verpflichtung auf sich nehmen, mit allem was sie haben und was sie können, für das Kind da zu sein. So lange, bis das Kind für sich selbst sorgen kann. Der andere Vertragspartner ist das Kind. Es wächst in die Pflicht hinein, den Eltern irgendwann etwas zurückzugeben, für die Eltern zu sorgen, wenn sie alt sind. Das Kind kann sich nicht frei entscheiden. Aber die Vertragspflicht des Kindes wiegt schwerer als irgendeine freiwillig übernommene Verpflichtung. Sie gehört zu den unverhandelbaren Grundlagen unserer Zivilisation. Und sie wird vom Staat durchgesetzt.

Die umlagefinanzierte Rente ist eine Weiterentwicklung dieses innerfamiliären Vertragsverhältnisses: die Versorgung der Elterngeneration wird als Gemeinschaftsaufgabe der jüngeren Generation organisiert. Das hat verschiedene Vorteile: die einzelnen Familie wird nicht überdurchschnittlich belastet, wenn die Eltern besonders lange leben. Jeder wird nur mit dem durchschnittlichen Risiko belastet. Und innerfamiliäre Konflikte spielen für die Versorgung der Eltern keine Rolle, wenn die Rente von einer neutralen Stelle gezahlt wird.

Die Organisation dieser Gemeinschaftsaufgabe ist allerdings nicht konsequent zu Ende geführt worden. Man hat versäumt klarzustellen, dass nur diejenigen alten Menschen aus dieser Gemeinschaftskasse der erwerbstätigen Kinder eine Rente beziehen dürften, die eigene Kinder unter den Beitragszahlern haben. Dieser Fehler führt dazu, dass es mit großen materiellen Vorteilen verbunden ist, keine eigenen Kinder zu haben, dass die Last der Zukunftssicherung einseitig bei den Familien mit Kindern abgeladen wird, und dass wegen des Mangels an Nachwuchs das Rentenniveau sinkt.

Herrnkind: „Es ist Bullshit, die Kinderlosen für den Zusammenbruch des Rentensystems verantwortlich zu machen. Es ist das System, das sich selbst zerstört, weil die Deutsche Rentenversicherung nichts anderes ist als ein sittenwidriges Schneeballsystem, wie der Historiker Götz Aly sie in der Berliner Zeitung einmal treffend genannt hat. Tatsächlich funktioniert das deutsche Rentensystem im Prinzip so wie die Betrugsmaschinerie, die Charles Ponzi um 1920 erfunden hat.

Das ist nun wirklich Unsinn! Das Geschäftsprinzip des Schneeballsystems ist, dass jeder Teilnehmer möglichst viele neue Teilnehmer anwirbt, und dass mit den Beiträgen neuer Teilnehmer die Gewinnerwartungen derer gedeckt werden, die sie angeworben haben. Im Gegensatz zum Renten-system haben die Teilnehmer eines Schneeball-systems keinerlei Verpflichtung gegenüber den Menschen, denen sie ihr Geld geben. Sie hoffen aber, von selbst angeworbenen neuen Teilnehmern ein Mehrfaches dessen zurückzubekommen, was sie selbst in das System gezahlt haben.

Im Rentensystem sind die Beiträge nur der Ausgleich für das, was die Eltern für die Beitragszahler geleistet haben. Und das Rentensystem braucht nicht zu wachsen; es ist gesund, wenn die Generation der Kinder nicht kleiner ist als die der Eltern. Wer das Rentensystem mit einem Schneeballsystem vergleicht, ist entweder ahnungslos oder böswillig.

Herrnkind:  „Umlageverfahren“ nennt sich das harmlos. „Kinder kriegen die Leute immer“, hat Adenauer geglaubt. Und weil ich ihm das Spiel verdorben und keine Kinder gekriegt habe, die für mich einzahlen könnten, muss ich jetzt zwar zahlen, soll aber nichts rauskriegen. 

Frau Herrnkind hat nicht verstanden, dass sie mit ihren Rentenbeiträgen nur ihre persönliche Schuld gegenüber ihren Eltern begleicht, dass sie aber, um selbst etwas „rauszukriegen“, etwas für die Generation geleistet haben müsste, die ihr später die Rente zahlen soll.

Herrnkind: