Ohne uns läuft nichts! - Felicitas Pommerening - E-Book

Ohne uns läuft nichts! E-Book

Felicitas Pommerening

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Beschreibung

Unbezahlte Überstunden, ständige Erreichbarkeit, Büroarbeit an Sonn- und Feiertagen - junge, engagierte Arbeitnehmer drängen auf den Markt und sehen oft keinen Mittelweg zwischen Selbstausbeutung und Arbeitslosigkeit. Doch das Gefühl der Hilflosigkeit trügt, meint Felicitas Pommerening. Auch Jobeinsteiger müssen sich nicht alles gefallen lassen. Denn sie und Ihre Qualifikationen sind mehr Wert, als ihnen immer wieder eingeredet wird - gerade in Zeiten des Fachkräftemangels! Veränderungen einzufordern und für die eigenen Wünsche einzustehen trägt dazu bei, dass auch andere den Mut finden, sich für familienfreundlichere Arbeitsmodelle, anständigere Behandlung oder einfach eine Arbeitskultur, die nicht krank macht, einzusetzen. Ein Plädoyer für Selbstbewusstsein statt Resignation!

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Seitenzahl: 46

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Felicitas Pommerening

OHNE UNS LÄUFT NICHTS!

Wie junge Berufstätige die Regeln setzen

Campus VerlagFrankfurt/New York

Inhalt

Des eigenen Glückes Schmied

»Das geht bei mir nicht«

»Was man hat, das hat man« oder »Wenigstens weiß ich, woran ich hier bin«

»Ohne mich läuft das nicht«

»Ich bin viel Wert«

»Chefs sind keine Aliens«

»Ich trage zum großen Ganzen bei«

Inspiriert auf dem eigenen Weg

Ausgerechnet jetzt?

Über die Autorin

Impressum

Des eigenen Glückes Schmied

An einem schönen, warmen Sommerabend, während draußen am Rhein die Grills angezündet und die Bierflaschen geöffnet wurden, setzte ich mich hin und fing an, zu arbeiten. Das klingt vielleicht mitleiderregend, soll es aber nicht. Denn ich hatte meinen Spaß schon während der Normalarbeitszeit gehabt: In der knallenden Sonne hatte ich auf dem Wasserspielplatz gepumpt, Dämme gebaut und in der Matschpampe gestanden. Nicht alleine natürlich, sondern mit meinen zwei Kindern. Die meiste Zeit war ich den Kommandos meiner zweijährigen Tochter gefolgt. Aber jetzt war die Kommandantin im Bett, genauso wie ihr kleiner Bruder, und während die Leute draußen ihren wohlverdienten Feierabend genossen, freute ich mich meinerseits, mal ungestört am Laptop sitzen zu können.

Um 21:30 Uhr bekam ich eine Mail:

»Ich schaue gerade hart aber fair über die permanente Erreichbarkeit im Beruf und die systematische Überlastung der Arbeitnehmer. Privates und Berufliches mischt sich immer mehr ... könnte Dich interessieren.«

Ich schaltete den Fernseher ein und schaute gebannt zu – in einer Haltung, die man sonst wahrscheinlich nur bei Fußballübertragungen sieht. Schließlich ist das genau mein Thema: Die moderne Arbeitswelt und wie wir mit ihr umgehen. Anfang des Jahres hatte ich einen Roman veröffentlicht, in dem es um den Berufseinstieg zweier Freundinnen und ihre allmähliche Desillusionierung geht. In den letzten Monaten hatte ich dazu viele Lesungen gegeben und im Anschluss oft leidenschaftliche Diskussionen erlebt. Die teilweise sehr emotionalen Reaktionen meiner Leser beziehungsweise Zuhörer hatten mich zugegebenermaßen ein bisschen überrascht, vor allem aber hatten sie mich angespornt, mich noch weiter und intensiver mit dem Thema zu beschäftigen.

Ich war also sehr gespannt – aber die Sendung war leider ausgesprochen schlecht. Nach wenigen Minuten lehnte ich mich gelangweilt zurück. Während Ministerin von der Leyen den Zuschauern erklärte, dass man psychische Belastung leider nicht messen könne, rief ich die Website von hart aber fair auf, um mir das Online-Gästebuch anzusehen. Hier fand ich wieder, was ich auch schon von meinen Lesungen kannte: Wut, Enttäuschung und Ratlosigkeit. Ich las von Überstunden und besitzergreifenden Chefs, von absurden Zwängen und nervtötenden Emails zu jeder Tageszeit. Viele Zuschauer erzählten außerdem sehr persönlich von ihren gesundheitlichen Problemen, die sie teilweise schon erschreckend lange mit sich herumschleppten.

Auch auf der Facebook-Pinnwand von hart aber fair wurde gepostet. Der Umgangston war dort ein bisschen ironischer und härter, aber die Essenz war dieselbe: Die Menschen waren unzufrieden und empfanden ihre jeweilige Situation als ausweglos. Die vielen Anekdoten waren deprimierend. Ich wollte schon aufhören zu lesen, als ich ganz weit unten, nach über 100 Posts, mal etwas anderes las:

»Man muss bei den Mitarbeitern direkt anfangen, und ihnen transparent aufzeigen, dass sie nicht alles mit sich machen lassen müssen ...«

Das war neu. Auf den Gedanken, dass man seine Arbeitssituation selbst in der Hand hat, war im Forum noch niemand gekommen. Stattdessen hatten alle nur von Ausweglosigkeit geschrieben. Auch das war in meinen Lesungen immer wieder aufgetaucht: dieses Gefühl, nichts ändern zu können.

Aber wieso ist das so? Wieso glauben so viele Leute, keine Macht zu haben, keine Möglichkeiten, keine Wahl? Woher kommt diese Ohnmacht?

Vor allem wundert mich, dass die Ohnmacht querbeet vorherrscht, branchenübergreifend, über alle Altersstufen hinweg und unabhängig vom Bildungs- oder Erfahrungsgrad. Müsste es nicht wenigstens eine begrenzte Gruppe geben, die sich gegen Ungerechtigkeiten wehrt und optimistisch in die Zukunft blickt? All die jungen, gut ausgebildeten Leute, die fest im Job stehen und etwas vorzuweisen haben – was ist mit denen?

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich vertrete hier die Minderheitsmeinung. Ich finde, der Mann auf Facebook hat Recht: Wir müssen nicht alles mit uns machen lassen. Ich gehe sogar noch darüber hinaus: Wir sollten uns nicht nur wehren, wenn es nötig ist, sondern wir sollte sogar in jeder Hinsicht aktiv gestalten, wie unser Arbeitsalltag aussieht.

So habe ich nicht immer gedacht. Ich habe auch schon zu den Ohnmächtigen gehört. Als Berufsanfängerin ging es mir teilweise sehr schlecht. Doch immer harrte ich in den jeweiligen Situationen aus, weil ich überzeugt war, mich anpassen zu müssen. Am schlimmsten erging es mir in meinem zweiten Job, in einer kleinen Produktionsfirma. Mit meinem Wechsel dorthin hatte ich gehofft, in der Kreativbranche Fuß zu fassen, aber schon nach den ersten paar Monaten machte mir die chaotische Arbeitsweise, so kreativ sie auch sein mochte, sehr zu schaffen.

Es gab nichts, was wir nicht konnten und keine Frist, die uns zu kurz war. Trotzdem musste alles, was wir ablieferten, immer frisch und beeindruckend sein. Am Anfang fand ich das sehr spannend, aber langfristig machte es mich fertig. Mein Körper lief jeden Tag auf Hochtouren und abends, zuhause, kam ich einfach nicht mehr runter. Am Wochenende lag ich nur noch auf der Couch, völlig ausgelaugt und müde. Alles, was über das bloße Herumliegen hinausging, war viel zu anstrengend. Der WG-Putzplan wurde mein Mount Everest, die Möglichkeit, außerhalb der Arbeit noch mal so etwas wie Arbeit zu machen, undenkbar. Die Dissertation, die ich eigentlich nebenher schreiben wollte, lag schon lange brach.