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Ökonomie 3.1 bekennt sich zu dem Menschenbild des marktwirtschaftlichen Modells und ist auch in der Grundstruktur marktwirtschaftlich angelegt. Es negiert jedoch nicht drei wesentliche Tatsachen der marktwirtschaftlichen Wirtschaftsform: erstens die sozialen Unterschiede, zweitens die Krisenanfälligkeit und drittens die Endlichkeit wirtschaftlichen Wachstums. Mit der letztgenannten Tatsache steht Ökonomie 3.1 im Gegensatz zu vielen Wirtschaftstheoretikern und fast allen Politikern, die ihre Wahlchancen mit Wachstum schaffenden Versprechungen vergrößern wollen. Ökonomie 3.1 sieht sich auch nicht als Moralapostel und Theorie von Gemeinwohl träumenden Wettbewerbskritikern, die wir hier Ökonomie 3.0 nennen. Unsere Vorstellungen basieren auf einer realistischen und ideologiefreien Bestandsanalyse mit einer kritischen Ursachenforschung, um auf dieser Erkenntnisstufe zu Schlussfolgerungen zu gelangen, die zu einem neuen ökonomischen Verständnis führen.
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Seitenzahl: 40
Veröffentlichungsjahr: 2013
D. Baer – A. Eghbalpour – B. Fadavian
Ökonomie 3.1 in Kurzform
www.tredition.de
© 2012 Name des Autors/Rechteinhabers: Detlef Baer
weitere Mitwirkende: Anusch Eghbalpour, Benjamin Fadavian
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN: 978-3-8491-2286-7
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de
Nelson Mandela
Wir alle kennen diese Momente des Verharrens. Die Hochzeit der Tochter oder des Sohns, die Taufe des Kindes, ein runder Geburtstag oder der Todesfall eines geliebten Verwandten. Solche oder ähnliche Ereignisse lassen uns innehalten, wir reflektieren über unser bisheriges Tun und Dasein, wir ziehen eine persönliche Bilanz. Dieses Gefühl muss Klaus Schwab Ende Januar 2012 anlässlich der Eröffnung des Davos World Economic Forum beschlichen haben. Immerhin fand der Founder und Executive Chairman des Prominenten-Treffens aus Politik und Wirtschaft markige Worte über den Zustand der Ökonomie: „Capitalism, in its current form, no longer fits the world around us. We have failed to learn the lessons from the financial crisis of 2009. A global transformation is urgently needed and it must start with reinstating a global sense of social responsibility.”1 Drei bemerkenswerte Erkenntnisse wurden hier verkündet: erstens die Anerkennung der Tatsache einer (gewaltigen) Finanzkrise, zweitens die Forderung nach einer globalen Sozialverantwortung und schließlich die Kapitulationsurkunde des gängigen Wirtschaftssystems und damit indirekt auch ihrer wirtschaftstheoretischen Grundlagen. Natürlich „wurschtelt“ man dann trotzdem irgendwie weiter, sei es um Zeit für Besserungen zu gewinnen oder Hoffnung auf einen Wendepunkt. Genau darum, um einen Wendepunkt im ökonomischen Denken, geht es uns mit dem Vorschlag Ökonomie 3.1.
Woher kommt der Name und was erwartet den Leser auf den kommenden Seiten? Ökonomie 3.1 grenzt sich von bislang geltenden wirtschaftstheoretischen Vorstellungen ab. Ökonomie 1 steht für die Wirtschaftsform des Kapitalismus, also einer rein marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftsform ohne Staatseingriffe. Begrifflich ungenau wird die aktuelle Form neoliberalistische Wirtschaftsauffassung genannt.
Diese Wirtschaftsform hat sich historisch bewährt, hohe Wachstumszahlen mit gestiegener Prosperität seit Beginn der Industrialisierung belegen das. Einher ging und geht die Entfaltung rein marktwirtschaftlicher Ökonomie mit Krisen und sozialen Ungleichgewichten. Ebenfalls zu Ökonomie 3.1 zählen wir die Versuche mit Hilfe des Keynesianismus diesen negativen Auswirkungen entgegen zu steuern. Die Auswirkungen dieser Wirtschaftspolitik zeigen sich in einem hohen Maß an staatlicher Regulierung und einem steigenden Staatsverschuldungsgrad. Zu Ökonomie 2 zählen alle Varianten einer Zentralverwaltungswirtschaft. Die sozialistischen und kommunistischen Modelle haben historisch überlebt oder vegetieren als Fossil vergangener Zeiten, wie gegenwärtig in Nordkorea. Die grundlegende Ursache für das Scheitern dieser Wirtschaftsform sehen wir im falschen Menschenbild eines kollektivistisch orientierten Individuums. Von Ökonomie 3.0 grenzen wir uns ab, weil damit alle jene Ideen und Vorstellungen verbunden sind, die idealistisch eine Gemeinwohlökonomie predigen, also ein Wirtschaften ohne Wettbewerb und ohne egoistische Zielsetzung, eine Wirtschaft zum Zwecke der sozialen Gleich-oder Besserstellung aller Gesellschaftsmitglieder. Ökonomie 3.1 versteht sich nicht als Utopie, vielmehr als reale Alternative zu der bestehenden Marktordnung. Wir verstehen uns wie der eingangs beschriebene Klaus Schwab, der angesichts der aktuellen fundamentalen Krise eine Bestandsaufnahme vollzog. Unsere Positionierung ist insofern (wirtschafts-) politisch neutral, unsere Betrachtungsweise entspricht eher einer historisch reflektierenden, allerdings mit analytischen Schlussfolgerungen, die in ein neues Gesamtkonzept münden.
Was erwartet den Leser konkret? Unsere Gedanken werden bewusst kurz gehalten. Kein langes Buch, keine Ausführungen mit komplizierten mathematischen Formeln und nur wenige anschauliche Graphiken! Wir verstehen uns eher als sogenannter „Think Tank“ denn als ausformulierte Wirtschaftstheorie. Der Sinn dieses Vorgehens wird aus den kommenden Ausführungen auch ersichtlich, denn unsere Wirtschaftsvorstellungen werden geprägt von kreativen Gestaltungsmöglichkeiten aller Wirtschaftsakteure. Wir wollen bewusst kein zu festes Korsett detaillierter Steuer-und Regulierungsvorgaben schnüren, das Kreativität und Entfaltungsmöglichkeiten erstickt. Die quantitativen Vorgaben dienen lediglich als Beispiele, sie sind variierbar und anpassungsfähig. Nicht verhandelbar ist jedoch der fundamentale Ansatz, den wir im dritten Kapitel erklären.
Kapitel 2 geht auf die Ursachen von gegenwärtigen und zukünftigen Krisen ein und zeigt die Ohnmacht des jetzigen Krisenmanagements auf. Die Analyse führt zu dem Lösungsansatz von Ökonomie 3.1, der im folgenden Kapitel ausgeführt wird. Kapitel 4 bietet eine Palette handlungsrelevanter Umsetzungsmöglichkeiten von Ökonomie 3.1 an. Der grundlegende Ansatz von Ökonomie 3.1 lässt sich in kleinen Schritten durchaus unmittelbar umsetzen, wenngleich mit Ökonomie 3.1 ein grundlegender Paradigmawechsel verstanden wird, der langfristig in das politische und ökonomische Denken eingreifen soll. Um den Leser zu überzeugen, dass die Autoren nicht selbstgerecht eine neue „Erfindung“ auf den Markt bringen, setzen wir uns dialoghaft kritisch mit den Ideen von Ökonomie 3.1 auseinander, wir hinterfragen quasi uns selbst.