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Die inneren Organe bilden nach der traditionellen chinesischen Weltsicht eine äußerst wichtige Struktur. Sie bilden die tiefste „Schicht“ unseres Körpers und erfüllen alle wesentlichen Funktionen des Mensch-Seins. Viele Qigong-Systeme wurden entwickelt, um auf der Ebene der inneren Organe die Gesundheit der Menschen zu fördern. Dabei werden die Organe als Funktionskreise betrachtet, anstelle von anatomisch abgeschlossenen, materiellen Einheiten. So erfüllen sie neben den körperlichen Aufgaben auch solche im emotionalen, zwischenmenschlichen, seelischen und geistigem Bereich. Nutzen Sie dazu die reinigende Kraft der Sechs Heilenden Laute und die aufbauende Wirkung eines klug durchgeführten Qigong-Gehens. Steigern Sie so ihr körperliches, energetisches und geistiges Wohlbefinden. Reagieren Sie auf Vorgänge in Ihrer Umgebung! Nehmen Sie bewusst Einfluss auf positive oder negative Einwirkungen auf Ihre Lebensenergie! So werden Sie kaum mehr Opfer von äußeren Umständen! Organübungen bilden im Qigong und der täglichen Übungspraxis einen wesentlichen Bestandteil. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von Vorbeugung bis zur Therapie von Krankheiten – Qigong Gehen ist in der Krebstherapie entstanden. Für gesunde Menschen stehen oft Zentrierung, innere Ruhe oder ein Ausgleich zu Druck und Stress im Vordergrund.
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Seitenzahl: 120
Veröffentlichungsjahr: 2016
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„Es besteht ein großer Unterschied zwischen dem präzisen und ununterbrochenen Beobachten lebender Menschen […] und dem Beobachten unbelebter Dinge unter künstlichen Bedingungen.
Und es ist dieser Unterschied, durch den sich wahre Wissenschaft von Pseudo-Wissenschaft unterscheidet.“
Prof. John Dewey
Zur Umschrift chinesischer Wörter
Dieses Buch verwendet Hànyǔ Pīnyīn Fāng'àn, kurz Pinyin. Diese Umschrift ist die offizielle chinesische Romanisierung des Hochchinesischen in der Volksrepublik China und wird etwa auch von den Vereinten Nationen verwendet.
Diese phonetische Umschrift ist seit 1956 Standard in China. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich allerdings schon einige Begriffe in Deutsch eingebürgert und bis heute erhalten. Einige Beispiele:
Pinyin
alte Schreibweise
Qi
Chi
Qigong
Chi Kung
Gongfu
Kung Fu
Taiji Quan
Tai Chi Chuan
Dao
Tao
Daodejing
Tao Te King
Beijing
Peking
Aktuelle Veranstaltungen finden Sie unter www.philosofisch.at.
Unter dem Menüpunkt „Publikationen“ finden Sie auf dieser Homepage Videos zu den im Buch vorgestellten und weiteren Übungen.
Qigong
Grundlagen und Auswirkungen von Qigong
Die fünf Regulationen
Das Qi-Verteilsystem
Die Lage von wichtigen Energiezentren
Aktivierung der Mitte
Yin und Yang
Die Fünf Wandlungsphasen
Ein senkrechtes Weltbild
Der Entstehungszyklus
Der Kontrollzyklus
Die Funktionskreise
Allgemeines zu den Übungen
Hinweise zur Übungspraxis
Fünf-Tore-Atmung
Organ-Aktivierungen
Massage
Dehnen und Atmen – die Lage der inneren Organe
Abklopfen der Organe
Die Sechs Heilenden Laute
Ausgangs- und Zwischenposition
Der Leberlaut „Xu“
Der Herzlaut „He“
Der Milzlaut „Hu“
Der Lungenlaut „Si“
Der Nierenlaut „Chui“
Der Dreifache-Erwärmer-Laut „Xi“
Wahrnehmen der Wirkung
Zustimmungsbereiche am Rücken
Allgemeine Übungshinweise
Qigong-Gehen
Qigong-Gehen im Stand
Grundvariante zur Stärkung des ganzen Körpers
Leberstärkendes Gehen
Herzstärkendes Gehen
Milzstärkendes Gehen
Lungenstärkendes Gehen
Nierenstärkendes Gehen
Allgemeine Übungshinweise
Abschlussübungen
Viel Freude beim Üben
Bibliographie
Unter dem Begriff Qigong werden Übungssysteme zusammengefasst, die in China im Lauf von Jahrtausenden entwickelt wurden. Eine wörtliche Übersetzung könnte „Arbeiten mit Lebensenergie“ lauten oder auch „Fähigkeit, mit Qi umzugehen“.
Die Lebensenergie Qi wird über Atmung, Getränke, Nahrungsmittel und Umwelteinflüsse aufgenommen und in körpereigene Lebenskraft umgewandelt. Einen Teil unserer Lebensenergie haben wir nach traditioneller Vorstellung von unseren Eltern geerbt: das vorgeburtliche oder primäre Qi.
Wesentliche Fähigkeiten im Qigong umfassen das Ausleiten von negativer Energie aus dem Organismus sowie die verstärkte und aktive Aufnahme von frischem Qi aus der Umwelt. Lenken von Qi in bestimmte Körperbereiche zählt ebenso zu diesen Fertigkeiten wie das Herstellen eines stabilen Zentrums. Die verfügbare Lebensenergie lässt sich durch Training deutlich erhöhen, die Qualität verbessern. Und nicht zuletzt soll das dynamische Prinzip Qi ungehindert durch den Organismus fließen.
Qigong gilt als jene „Wissenschaft, welche Qi in der Natur studiert“ (Dr. Yang Jwing-Ming). Daher ist Qigong jede Art von Training, welches mit Qi arbeitet.
Etwas enger kann man Qigong auch als „Studium des Qi im menschlichen Organismus“ bezeichnen. Zum Qigong zählen in diesem Fall Akupunktur, Kräuterheilkunde, Kampfkünste, Qigong-Massage, Qigong-Übungen und spirituelles Qigong.
Eine lebendige Qigong-Praxis führt zu deutlich wahrnehmbaren Auswirkungen im körperlichen, emotionalen, psychischen und geistigen Bereich.
Bevor sich der Begriff „Qigong“ verbreitet hat, sprach man etwa von „Tu Na“, was soviel wie Ausstoßen und Aufnehmen bedeutet oder auch von „Dao Yin“, was mit „Führen und Folgen“ übersetzt werden kann. Das Konzept der Lebensenergie „Qi“ ist dabei so fest in der ostasiatischen Kultur verankert, dass nicht hinzugefügt werden muss, was hierbei aufgenommen, ausgestoßen oder gelenkt wird.
Noch heute werden Qigong-Übungen gerne unterteilt in reinigende, harmonisierende oder aufnehmende Übungen.
Eine weitere Möglichkeit zur Unterteilung ist die äußere Form:
Qigong in Ruhe (Stilles Qigong) kommt ohne große, beabsichtigte Körperbewegungen aus. Es findet im Sitzen, Stehen oder selten auch im Liegen statt.
Qigong in Bewegung bietet eine riesige Bandbreite von definierten, beabsichtigten Abläufen:
Im Stehen wie in den „Sechs Heilenden Lauten“.
Im Gehen, wie das im vorliegenden Buch beschriebene „Qigong-Gehen“.
Und sogar ganze Abläufe und Formen, wie etwa das „Wildgans-Qigong“.
Hinsichtlich Geschwindigkeit und benötigtem Raum finden wir ebenfalls enorme Unterschiede.
In der langen und vielfältigen Geschichte des Qigong haben sich vier historische Wurzeln entwickelt:
Die Lebenspflege, in der ein guter Umgang mit dem eigenen Qi zu besserer Lebensqualität führen kann. Der Ausdruck „Lebenspflege“ geht dabei auf den daoistischen Philosoph und Dichter Zhuangzi zurück. Sie richtet sich an gesunde Menschen, die ihr Wohlbefinden aktiv stärken möchten.
Die Meditation, in welcher man durch Vermehrung der Lebensenergie Erleuchtung und Unsterblichkeit zu erlangen suchte.
In den Kampfkünsten gilt es, innere Kraft zu entwickeln, die Sehnen und Gelenke geschmeidig zu machen.
Die Medizin und Therapie, wobei Qigong im Krankheitsfall hilft, den gesamten Organismus zu regulieren und somit wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Allen Bereichen des ganzheitlichen ostasiatischen Gedankengutes liegt das Konzept der Lebensenergie „Qi“ zugrunde, auf dem auch die gesamte traditionelle chinesische Philosophie aufbaut. Der Gedanke, dass Körper, Seele und Geist als eine Einheit zu verstehen und zu behandeln sind, ist so fest in dieser Lehre verankert, dass man kaum von unterschiedlichen Teilen sprechen kann. Dementsprechend werden durch die Übungen des Qigong die Körperhaltung, die Atmung, die Vorstellung, der Fluss der Lebensenergie und der Geist reguliert.
Um Qi zu entwickeln, gibt es zwei wesentliche Grundlagen: Entspannung und Raum.
Entspannung ist dabei der Erschlaffung ebenso gegenüberzustellen, wie eine gesunde Aktivierung der Verkrampfung von Muskulatur oder Geist.
Die gewünschte Entspannung geht mit Raumgewinn für innere Organe, den Brustkorb und alle Gelenke inklusive der Wirbelsäule einher. Sie kann jederzeit im Sitzen, beim Lesen, Stehen oder Gehen geübt werden. Stellen Sie sich einfach die Frage, ob wesentliche Teile Ihres Körpers – die Schultern, der Rücken, der Nacken oder der Bereich zwischen Ihren Augen – unnötig viel Spannung halten. Wenn Sie diese Spannung lösen, versuchen Sie dadurch nicht kleiner zu werden und sich unter Druck zu setzen, sondern eher zu wachsen.
Entspannung mit Raumgewinn führt dazu, dass sich Ihre Lebensenergie im gesamten Organismus besser ausbreiten kann.
Qigong ist keine Ansammlung von Übungen. Es handelt sich vielmehr um einen Weg – eine Lebenseinstellung. Entlang dieses Weges und durch regelmäßiges Üben werden Sie von den vielen gesundheitsfördernden und sanft aktivierenden Effekten profitieren.
Jeden Tag etwa 30 Minuten zu üben lässt darüber hinaus Ihre Lebenskraft ebenso wie Ihre Lebensfreude wachsen.
Traditionelles Qigong wirkt auf körperlicher, emotionaler, psychischer und geistiger Ebene.
Qigong wirkt entspannend auf verkrampfte Muskeln.
Die Nerven werden gestärkt und die Körperwahrnehmung sowie die Koordination werden so verbessert.
Qigong baut reibungslose Kraft ohne innere Widerstände auf.
Geschmeidigkeit ohne „aufgepumpte“ Stärke.
Die inneren Organe werden gereinigt, harmonisiert und gestärkt.
Die Wirbelsäule wir beweglich, der Rücken schmerzfrei.
Muskulatur und Bänder werden elastischer.
Das Immunsystem wird unterstützt.
Das Knochenmark wird mit mehr Sauerstoff versorgt.
Die Herz-Lungen-Tätigkeit wird angeregt, ohne den Kreislauf zu belasten.
Qigong entfaltet eine positive Wirkung auf alle Gelenke, Bänder und Knochen.
Qigong beschleunigt die Regeneration.
Qigong fördert den Kraftaufbau und die Koordination für Sportler.
Die Blutgefäße werden elastischer ohne das Herz zu belasten: So hilft Qigong sowohl bei hohem als auch bei niedrigem Blutdruck.
Die dauernde Gedankenflut ebbt ab, Stress schwindet und die Konzentrationsfähigkeit steigt.
Qigong wirkt ausgleichend auf die Emotionen.
Die Grundhaltung im Stehen
Im Stehen sieht die Grundhaltung für viele Qigong-Systeme – auch für die „Sechs Heilenden Laute“ – wie folgt aus:
Etwa hüftbreiter Stand, beide Beine sind gleich belastet, die Füße parallel zueinander.
Zwei Drittel des Gewichts ruhen auf der Ferse, ein Drittel auf Groß- und Kleinzehenballen, die Zehen sind entspannt.
Die Knie sind ganz leicht gebeugt.
Schultern, Hüftgelenke und Sprunggelenke sind senkrecht übereinander.
Die Hände sind locker aktiviert – nicht lasch oder verkrampft – und ruhen überkreuzt auf dem Unterbauch.
Die Achselhöhlen sind frei.
Der Gesichtsausdruck ist entspannt, gelöst und freundlich.
Nehmen Sie wahr, wie die Atmung langsam, ruhiger und tiefer wird.
Spüren Sie die Bewegung Ihrer Bauchdecke im Atemrhythmus.
Nun beginnen Sie, Ihren Körper „durchzuscannen“, ob Ihnen Fehlhaltungen, Asymmetrien oder Verspannungen auffallen.
Beginnen Sie dabei im Kopfbereich, gefolgt von Hals, Nacken und Schultern. Hierauf die Arme, die Vorderseite des Rumpfes und der obere sowie der untere Rücken. Schließlich den Beckenbereich, die Oberschenkel und die Waden. Am Ende überprüfen Sie die Ausrichtung Ihrer Zehen nach vorne und die Gewichtsverteilung in der Fußsohle.
Das Ganze sollte zwischen drei und sechs Minuten dauern und zwei bis drei Mal wiederholt werden.
Wiederholen Sie diese Grundübung zwei Wochen lang jeden Tag.
Nach dieser Zeit können Sie einen Schritt weiter gehen:
Nach dem ersten Durchscannen lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit zur Atmung: Spüren Sie, welche Bereiche Ihres Körpers sich im Atemrhythmus ausdehnen und zusammenziehen.
Auch wenn Ihre Atemzüge ruhiger, langsamer und tiefer werden, atmen Sie mit deutlichen Reserven, speziell in der Einatmung. Eine volle Einatmung kostet zuviel Anstrengung, als dass sie auf Dauer gesund sein könnte.
Üben Sie nun mit folgender allgemeinen Vorstellung:
Ausatmen fördert die Entspannung.
Einatmen schafft Raum.
Nun haben Sie die Voraussetzungen geschaffen, um Qi zu entwickeln: Raum und Entspannung.
Versuchen Sie, dieses Körpergefühl auch im Alltag in verschiedenen Haltungen und bei den unterschiedlichsten Tätigkeiten regelmäßig abzurufen. Wenn Ihnen Asymmetrien in Ihrer Körperhaltung auffallen, nehmen Sie bewusst eine symmetrische Position ein. Wenn Sie verspannt sind, nutzen Sie drei tiefe Ausatmungen zur Entspannung.
Der deutsche Begriff „Regulation“ entstammt dem chinesischen „Tiao“. Diesen Begriff kann man am besten übersetzen mit „anpassen, bis etwas komplett ist und ins Gesamtgefüge passt.“
Im traditionellen Qigong werden in diesem Sinn Körper, Lebensenergie, Geist, Bewusstsein, Emotionen, Vorstellung und Atmung kultiviert und zu einem Gesamtsystem zusammengefügt.
Die kurzen und langen Nackenmuskeln
Oftmals steht am Beginn einer neuen Qigong-Übung das Erlernen einer Körperposition oder eines Bewegungsablaufs. Sobald dies im Wesentlichen gemeistert ist, wird die Atmung hinzugenommen. Dadurch ändert sich auch der Bewegungsablauf. Anfangs führt noch die Bewegung die Atmung, später umgekehrt. Die Atmung übernimmt das Kommando. Die Bewegung passt sich an die Atmung an.
In weiterer Folge gesellen sich Gedanken, Vorstellungskraft, Qi und Geist auf ähnliche Weise in die Übung.
Der Schlüssel zum Regulieren ist die Selbstwahrnehmung. Diese ist die Sprache zwischen Geist und Körper. Viele Übungen im Qigong sind dazu entwickelt worden, diese Sinneswahrnehmungen und Empfindungen des Organismus zu trainieren. Rückmeldungen von Muskulatur und Gelenken können besser und rascher eingeordnet werden, das Gefühl für den eigenen Körper verbessert sich. Nervenbahnen werden empfindsamer, die Innenwahrnehmung wird gestärkt.
Die fünf Regulationen sind eng miteinander verbunden und bilden eine untrennbare Einheit. So ist es etwa nicht möglich die Atmung zu vertiefen, ohne ein gewisses Maß an Entspannung. Ebenso müssen die Gedanken ruhig und gesammelt sein, um ohne Ablenkung üben zu können. Die innere Einstellung und ein stabiler Geist gelten als wichtigste Voraussetzungen für ein sinnvolles und erfolgreiches Üben.
Finden Sie in allen Positionen eine natürliche und entspannte Haltung. Dies erlaubt einen freien und ungehinderten Qi-Fluss.
Eine locker aufgerichtete und geweitete Wirbelsäule ist eine der besten und wichtigsten körperlichen Voraussetzungen für eine funktionierende Selbstwahrnehmung. Zudem bietet eine locker aufgerichtete Körperhaltung einen ausgezeichneten Schutz vor negativen Einflüssen von außen. Für eine gute Tiefenwahrnehmung sind entspannte kurze Nackenmuskeln mit ihrer hohen Dichte an Proprio-Rezeptoren entscheidend. Diese Rezeptoren sind für die Tiefenwahrnehmung zuständig – also dafür, wie gut wir uns spüren können.
In der aufrechten Körperhaltung sind die großen Gelenke (Schultern, Hüftgelenke, Knie und Sprunggelenke) übereinander. So werden Verspannungen verhindert und die Gelenke – auch die Wirbelsäule – haben ein Maximum an Raum zur Verfügung.
In der Alexandertechnik gibt es dazu folgenden Merkspruch:
„Ich erlaube meinem Hals frei zu sein, sodass der Kopf nach vorne und oben gehen kann, sodass mein Rücken lang und weit wird, sodass meine Knie nach vorne und voneinander weg gehen können."
In diesen Raum können wir uns nun hineinbewegen. Bewegungen im Qigong finden zumeist fließend – das heißt ohne Unterbrechung und ohne Innehalten – statt.
Wie in vielen weichen Bewegungsund Kampfkünsten werden hauptsächlich die Koordination und Feinmotorik trainiert. Es gilt, bestimmte Bewegungen mit möglichst wenig muskulärem Aufwand zu meistern. Entspannung lässt Qi fließen. Spannung erzeugt Qi, aber verhindert einen guten Fluss der Lebensenergie.
Qigong-Übungen entfalten ihre Wirkung nicht nur bei gestressten Personen, sondern sind ganz allgemein ein hervorragendes und äußerst gesundes Training für Geist und Gehirn.
In den heilenden Lauten gilt es vor allem, die Endpositionen möglichst entspannt herzustellen. Während dem jeweiligen Laut können zusätzlich Spannungen – oft in den Schultern – gelöst werden. Diese Entspannung hat mehr Weite in allen Gelenken zur Folge und ermöglicht einen optimierten Qi-Fluss.
Beim Qigong-Gehen wird deutlich zwischen Spielbein und Standbein differenziert. Über dem Standbein drehen Oberkörper, Wirbelsäule und Kopf deutlich auf eine Seite. Das Spielbein rollt entspannt ab, trägt kein Gewicht und hilft zusätzlich bei der Entspannung im unteren Rücken. Die Arme schwingen im Qigong-Gehen locker von einer Seite zur anderen.
Stellen Sie sich frontal vor einen Spiegel und beobachten Sie Ihre Körperhaltung:
Sind die Fußinnenkanten parallel oder zeigen die Zehen nach außen?
Sind beide Schultern gleich hoch?
Können Sie Spannung lösen, ohne in sich zusammenzufallen?
Ist Ihr Gewicht gleichmäßig auf beide Beine verteilt?
Drehen Sie sich seitlich, richten Sie sich mit der Schwerkraft aus und werfen Sie einen Blick in den Spiegel:
Gut aufgerichtet – die großen Gelenke sind übereinander
Sind Ihre großen Gelenke (Sprunggelenke, Knie, Hüften, Schultern) übereinander?
Welche Form und welche Krümmung hat Ihre Wirbelsäule?
Gibt es Stellen im Hals-Nacken-Bereich, die eng aussehen, in welchen Druck entsteht?
Wie sieht der Übergang zwischen Rücken und Nacken aus – gibt es einen erkennbaren Knick?
Günstige Körperhaltungen zeichnen sich durch Symmetrie aus – von vorne betrachtet. Entspannung und weite, offene Gelenke bilden eine Einheit, welche den optimalen Umgang mit der eigenen Lebenskraft fördert. Von der Seite betrachtet sind Fußgelenke, Knie, Hüftgelenke und Schultern übereinander. Die Wirbelsäule hat eine leichte(!) doppelt-S-förmige Krümmung.
Wenn Sie neue Qigong-Übungen lernen, macht es oft Sinn, in den einzelnen Positionen innezuhalten und die Haltung zu überprüfen. Oft können dadurch beträchtliche Spannungen aus den Schultern, dem Rumpf, den Rückenmuskeln, dem Nacken und den Beinen gelöst werden.
Nachdem der Körper entspannt ist und die Übungen soweit vertraut sind, dass Sie nicht mehr über den Ablauf nachdenken müssen, ist es an der Zeit, der Atmung mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
In den heilenden Lauten wird eine vertiefte, ruhige normale Bauchatmung verwendet. Im Qigong-Gehen findet ebenfalls diese Version Verwendung, allerdings in einer speziellen Variante, der sogenannten Windatmung.