Osteopathie: So hilft Sie Ihrem Kind - Birgit Beinborn - E-Book

Osteopathie: So hilft Sie Ihrem Kind E-Book

Birgit Beinborn

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2005
Beschreibung

Osteopathie ergänzt die Schulmedizin hilfreich bei Kinderkrankheiten, bei den Folgen schwieriger Geburten, aber auch wenn Ihr Kind bettnässt oder aggressiv ist. Dabei spürt der Osteopath mit leichten Berührungen verborgene Spannungen im Körper auf, die z.B. einen Säugling zum Schreien bringen. Ein Überblick von Kopf bis Fuß zeigt Ihnen, bei welchen Beschwerden die sanfte Methode hilfreich ist.

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Seitenzahl: 154

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Die Autoren

Danksagung. Wir danken herzlich Etienne Cloet, D.O. M.R.O. (B), Rob Muts, D.O. M.R.O. (NL), Fernand Schallier, D.O. M.R.O. (B) und Stefanie Geldschläger für die wertvolle fachliche Unterstützung bei der Erstellung dieses Buches.

Ein großes Dankeschön geht auch an die Kinder Lisa-Marie, Annika, David und Noah, die uns die Fotoaufnahmen zu diesem Buch ermöglicht haben.

Christoph Newiger. Der Journalist und Autor (geb. 1963) arbeitet freiberuflich in München, wo er ein eigenes Journalistenbüro betreibt. Er beschäftigt sich seit Jahren mit gesundheitlichen und medizinischen Themen. Christoph Newiger ist Autor und Koautor der beiden Patientenratgeber »Osteopathie. Sanftes Heilen mit den Händen« und »Osteopathie für Frauen«.

Birgit Beinborn, D.O. M.R.O. Die Osteopathin (geb. 1962) ist stolze Mutter eines Kindes und führt eine eigene Praxis in der Nähe von Nürnberg. Birgit Beinborn ist unter ihrem Mädchennamen Groß Mitautorin eines Fachbuchs über osteopathische Medizin.

Vorwort

Mit der Veröffentlichung seines ersten Buches, »Osteopathie. Sanftes Heilen mit den Händen«, hat Christoph Newiger einen wichtigen Beitrag zum besseren Allgemeinverständnis der Osteopathie in Deutschland geleistet. Schon damals lag mir persönlich sehr am Herzen, dass dem Thema der Kinderbehandlung eine besondere Aufmerksamkeit und Aufklärung zuteil wird. Die medizinisch-pädiatrische Versorgung verläuft in der Regel erstklassig. Die Grauzone für die Eltern beginnt durch verschiedene Interpretationsansätze eines Geburtstraumas auf die spätere motorisch geistige Entwicklungsverzögerung, bis hin zur Wahl einer geeigneten Therapie. Erkennung von Frühsymptomen und frühzeitige Behandlung, z. B. direkt nach der Geburt, werden in Zukunft gefragt sein.

Durch die Gemeinschaftsproduktion mit Birgit Beinborn D.O. M.R.O. schließt dieses Buch eine Informationslücke in der Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes der Osteopathen Deutschland e. V. (VOD). Für Eltern, die nach qualifizierten Osteopathen suchen, halten wir Therapeutenlisten bereit. Dennoch ist die Bezeichnung »Osteopath« bei uns nicht geschützt. Als Standesvertretung der Osteopathen in Deutschland vermitteln wir deshalb nur Therapeuten weiter, die nachweislich über eine mindestens fünfjährige berufsbegleitende, qualifizierte Ausbildung verfügen. Achten Sie darauf, im Interesse Ihres Kindes.

Persönlich möchte ich beiden Autoren für ihre ernsthaften Bemühungen zur Verbreitung der Osteopathie danken.

Marina Ch. Fuhrmann D.O. M.R.O. 1. Vorsitzende VOD

Zu diesem Buch

Das vorliegende Buch will Ihnen zeigen, wie die Osteopathie helfen kann, wenn ihr Kind erkrankt. Wir haben dazu über 60 verschiedene Kinderkrankheiten aufgelistet und beschrieben, wie ein Osteopath in diesen Fällen vorgeht. Diagnose und Behandlungsansatz stehen dabei im Vordergrund. Da die meisten Krankheiten auf vielfache Weise entstehen können, haben wir beispielhaft immer nur einige der möglichen Ursachen aufgeführt. Auf eine Beschreibung der einzelnen osteopathischen Techniken (Handgriffe) haben wir dagegen verzichtet. Zum einen, weil sie genaueste anatomische Kenntnisse voraussetzen, zum anderen, weil abhängig von den kausalen Zusammenhängen einer Krankheit sehr unterschiedliche Techniken angewandt werden.

Damit Sie die Wirksamkeit und Möglichkeiten der Osteopathie besser abschätzen können, haben wir auch beschrieben, wie ein Schulmediziner die jeweiligen Krankheiten behandelt. So können Sie vergleichen. Die Tipps »Das können Sie tun« enthalten meist Ratschläge aus dem Bereich der Naturheilkunde, die Sie selbst anwenden können.

Es ist uns wichtig, dass Sie die Osteopathie nicht als »Alternativmedizin« verstehen, die andere Formen der Heilkunde überflüssig macht. Die Osteopathie ist vielmehr eine die Schulmedizin und Naturheilkunde sinnvoll verbindende Form der Medizin. Genau darin liegt einer ihrer Vorzüge. Die Gesundheit Ihres Kindes zählt und nicht die Behandlungsform.

Wir haben das Buch in fünf Kapitel aufgeteilt. Das erste Kapitel führt Sie in die Osteopathie ein. Es erklärt Ihnen, was die Osteopathie ist, wie sie funktioniert und welche Vorteile Sie Ihrem Kind bietet. Das zweite Kapitel zeigt Ihnen, welchen Platz die Osteopathie innerhalb der Heilkunde einnimmt. Das dritte Kapitel beschreibt Ihnen die Entwicklung des Kindes aus osteopathischer Sicht. Hier finden Sie auch Angaben zu den verschiedenen Entwicklungsschritten Ihres Kindes sowie einfache Reaktionstests, mit denen Sie die sensomotorische Entwicklung Ihres Kindes überprüfen können. Das vierte Kapitel enthält über 60 typische Krankheitsbilder von Kindern und erläutert, wie diese behandelt werden. Im abschließenden fünften Kapitel finden Sie eine Reihe von praktischen Hinweisen, z. B. wie Sie einen guten Osteopathen finden und was eine osteopathische Behandlung kostet.

Welchen Kindern kann die Osteopathie helfen, bei welchen Beschwerden zeigt sie gute Erfolge? In den USA, dem Heimatland der Osteopathie, wurden im Rahmen einer Studie 1250 Neugeborene osteopathisch untersucht. Knapp zehn Prozent der Kinder wiesen deutliche Beschwerden auf, weitere zehn Prozent konnten als rundum gesund eingestuft werden. Doch was war mit den anderen 80 Prozent? Genau ihnen gilt das Augenmerk der Osteopathen. Kinder, die nicht im herkömmlichen Sinne krank sind, aber die vielleicht mehr als andere »herumzappeln«, öfter schreien, beim Essen spucken, nicht einschlafen können, sich immer wieder erkälten …

Die Ursachen solcher Störungen können sehr verschieden sein. Auch ein Osteopath kann sie nicht immer aufspüren. Aber in vielen Fällen kann er Bewegungseinschränkungen beim Kind feststellen, die die Ursache von Störungen sein können. Der Osteopath kann diese Bewegungseinschränkungen lösen. Dazu nutzt er seine genauen anatomischen und physiologischen Kenntnisse und führt mit seinen Händen gezielte osteopathische Techniken aus. Das Ergebnis ist oft verblüffend und die Störungen können manchmal von einem Moment zum nächsten verschwinden.

Nicht jede Störung bedarf einer osteopathischen Behandlung. Manchmal »wächst« eine Störung einfach »aus«. Das Kind wandert dann von selbst – um wieder zur oben erwähnten Studie zurückzukehren – aus der 80-Prozent-Gruppe zur Gruppe der gesunden Kinder. Verschwindet die Störung aber nicht, kann sie schlimmstenfalls zu ernsthaften Krankheiten führen. Dann zählt das Kind auf einmal zu der kleinen Gruppe mit den auffälligen Problemen.

WISSEN

Wenn ein Osteopath ein Kind behandelt, dann agiert er oft vorbeugend: Er verhindert, dass aus kleinen Störungen richtige Krankheiten werden. Das ist ein großer Vorzug der Osteopathie.

Als Eltern und Leser wollen Sie zu Recht wissen, wie die Osteopathie ihrem Kind bei welcher Krankheit helfen kann. Wir haben daher in diesem Buch eine ganze Reihe von häufigen Erkrankungen und Beschwerden im Kindesalter aufgeführt und beschrieben, wie diese osteopathisch behandelt werden. Bedenken Sie aber bitte, dass wir nur eine kleine Auswahl von Erkrankungen berücksichtigen konnten und die sehr viel größere Gruppe der unklaren Beschwerden und »Wehwehchen« unbeachtet lassen mussten. Dabei kann die osteopathische Medizin auch und gerade in diesem Bereich helfen.

Die Autoren

Was ist Osteopathie?

»Die Osteopathie ist eine ganzheitliche Form der Medizin. Sie dient vorwiegend dem Erkennen und Behandeln von Funktionsstörungen. Diagnose und Therapie erfolgen mit eigenen, osteopathischen Techniken, die nur mit den Händen ausgeführt werden.«

Wie die Osteopathie entstanden ist

Ein Arzt hat die Osteopathie in den USA begründet. Sein Name: Andrew Taylor Still (1828–1917, siehe → Abb. 1). Sein Vater war Wanderprediger, Landwirt und Doktor. Von ihm erlernt er sein Handwerk. Während des amerikanischen Bürgerkriegs arbeitet Still als Chirurg bei der Kavallerie. Es sind andere Zeiten, auch in der Medizin: Man weiß wenig über Bakterien und Sterilisation. Die Anästhesie steckt in den Anfängen. Viele Patienten sterben, obwohl ihre Operation erfolgreich verläuft. Frustrierende Erfahrungen für jeden Arzt. Nach dem Bürgerkrieg lässt sich Still mit seiner Familie in Kansas City nieder. Hier studiert er am College der Ärzte und Chirurgen. In der Stadt bricht eine Seuche aus, Rückenmarkshautentzündung. Still muss als Arzt hilflos mit ansehen, wie zwei seiner Kinder und ein Pflegekind sterben. Medikamente helfen nicht und er scheitert mit seinen bisherigen Vorstellungen von Medizin.

Abb. 1: Andrew T. Still, der Begründer der Osteopathie.

Still macht sich auf die Suche nach einem neuen Verständnis von Gesundheit, von Krankheit, vom menschlichen Körper und von dem, was Medizin sein sollte. Er beschäftigt sich mit Knochen, Muskeln und Sehnen, analysiert deren Bewegung und Zusammenspiel. Er untersucht Blut und stellt fest, wie wichtig funktionierende Gefäßsysteme sind. Still entdeckt, dass der Körper über Selbstheilungskräfte verfügt, die, wenn sie entsprechend stimuliert werden, Krankheiten heilen können. Ihn fasziniert, dass er diese Stimulation durch den sanften Druck seiner Hände auslösen kann. Still entwickelt ein mechanisches Verständnis des Körpers, bei dem alles in Bewegung ist und miteinander zusammenhängt.

WISSEN

So entsteht 1874 die Osteopathie als eine neue Form der Heilkunde, die ganz auf Medikamente verzichtet. Eine Medizin, die keine Symptome behandelt, sondern nach den Ursachen von Krankheiten sucht. Eine Medizin, die nicht Krankheiten heilt, sondern dem Körper hilft, sich selbst zu heilen.

Osteopathie verstehen

Leben ist Bewegung

Jede Struktur unseres Körpers ist beweglich und bewegt sich. Funktionelle Störungen zeigen sich in veränderten Bewegungen.

Der Ansatz der Osteopathie ist einfach: Leben ist Bewegung. Wann immer etwas lebt, führt es Bewegungen durch. Das gilt für uns, genauso wie für die einzelnen Strukturen, aus denen unser Organismus besteht. Egal, ob wir den Kopf wenden, die Augenlider schließen, unser Herz das Blut durch den Körper pumpt oder der Darm den Nahrungsbrei mit peristaltischen Bewegungen durch sich hindurch schiebt: Jede einzelne Struktur unseres Körpers lebt, ist beweglich und bewegt sich.

Wird nun eine Struktur in ihrer Funktion gestört, so verändern sich deren Bewegungen. Ausmaß, Richtung, Rhythmus oder Spannungszustand zeigen sich verändert.

Die Osteopathie nutzt diesen Zusammenhang. Sie erkennt Funktionsstörungen auf Grund von veränderten Bewegungen einzelner Strukturen.

Doch damit nicht genug: Die Osteopathie erlaubt auch die Behandlung von Funktionsstörungen. Dazu wendet der Osteopath eigene Techniken an, die er ausschließlich mit seinen Händen ausführt. Er hilft der betroffenen Struktur, die richtigen Bewegungen wieder aufzunehmen. Wird diese Hilfe angenommen, kann die behandelte Struktur wieder korrekt funktionieren.

Struktur und Funktion

Jede einzelne Struktur unseres Körpers – egal ob Knochen, Gelenk, Organ oder Gewebe – dient dazu, bestimmte Funktionen auszuführen. Umgekehrt kann eine Funktion auch eine Struktur beeinflussen.

Veranschaulichen wir dies an einem Beispiel:

Die Struktur bestimmt die Funktion und die Funktion formt die Struktur.

Die meisten Muskeln ermöglichen Bewegung. Ihre Struktur bestimmt ihre Funktion. Kinder, die sich viel bewegen und beispielsweise Sport treiben, bekommen eine kräftigere Muskulatur. Die gesteigerte Funktion formt also umgekehrt die Struktur. Die Wechselwirkung zwischen Struktur und Funktion bildet einen Grundsatz der Osteopathie. Er besagt:

Die gegenseitige Abhängigkeit von Struktur und Funktion gilt dabei nicht nur für die einzelnen Bereiche des Körpers, sondern auch für den Organismus als Ganzes. Nur wenn die zahlreichen unterschiedlichen Strukturen mit ihren eigenen, spezifischen Funktionen harmonisch zusammenwirken, kann der Organismus in seiner Gesamtheit funktionieren.

Die Selbstheilungskräfte des Körpers

Der Osteopath heilt nicht, sondern er hilft dem Körper, sich selbst zu heilen.

In der Osteopathie spielen die Selbstheilungskräfte eine ganz wesentliche Rolle. Mit den Selbstheilungskräften sind all die körpereigenen Mechanismen, Reflexe und Prozesse gemeint, die dem Organismus zur Gesundheit (zurück) verhelfen. Hierzu zählt die Fähigkeit des Blutes zu gerinnen, genauso wie das aktivierte Immunsystem während einer Infektion, die Narbenbildung nach einer Verletzung oder das Zusammenwachsen von Knochen nach einem Bruch. Der Osteopath arbeitet bewusst mit diesen Selbstheilungskräften. Er unterstützt sie bei deren ständigem Bemühen, den Körper gesund zu halten oder zu bekommen.

Der Organismus als untrennbare Einheit

Osteopathen vergleichen den menschlichen Körper gern mit einem mechanischen Uhrwerk. Allein vermögen die einzelnen Schrauben, Federn und Zahnräder nichts. Erst ihr fehlerfreies Miteinander bringt die Uhr zum Laufen.

Damit aber nicht eine einzelne Funktionsstörung das gesamte »Uhrwerk« zum Stehen bringt, besitzt der Körper die Fähigkeit, zu kompensieren: Eine Struktur mildert die Folgen der Funktionsstörung einer anderen Struktur ab. Das Problem dabei: Die aushelfende Struktur kann dann nicht mehr in vollem Umfang ihrer eigentlichen Funktion nachkommen. Springt dafür eine weitere Struktur ein, entsteht eine neue Kompensation.

So zieht oft eine auslösende Ursache eine ganze Kette an Kompensationen nach sich, bis irgendwo und irgendwann eine Kompensation nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Dann entsteht eine neue funktionelle Störung. Das ist ein Grund, weshalb die Ursachen von Krankheiten oft ganz woanders liegen können, als die Beschwerden, die sie auslösen.

WISSEN

Wenn der Osteopath nach den Ursachen von Krankheiten sucht, folgt er soweit möglich der Kompensationskette in umgekehrter Reihenfolge. Eine Reise, die ihn durch den gesamten Körper führen kann.

Doch zurück zu unserem Uhrwerk. So wie die mechanischen Teile einer Uhr in einem Gehäuse gebettet liegen, so umgeben und durchlaufen dünne Bindegewebshüllen, die so genannten Faszien, alle körpereigenen Organe. Diese einzelnen Faszien gehen ineinander über und bilden gemeinsam eine große Körperfaszie.

Über die Faszien gelangt der Osteopath oft von den Beschwerden zu ihren Ursachen.

In der Osteopathie spielen Faszien eine wichtige Rolle. Ihr Spannungszustand weist den Osteopathen oft auf eine Funktionsstörung hin. Wenn er mit seinen Händen dem Zug der Faszien folgt, gelangt er oft von den Beschwerden zu den eigentlichen Ursachen der Symptome.

Gefäßsysteme und Leitungsbahnen

Damit die einzelnen Organe des Körpers auch funktionieren können, müssen sie fortlaufend und ausreichend versorgt werden. Versorgung und Abtransport erfolgen über die Gefäßsysteme und Leitungsbahnen. Wird die Zirkulation gestört oder gar unterbrochen, erkrankt der davon betroffene Bereich. Zu den Ursachen einer gestörten Zirkulation zählen schwerwiegende Faktoren, wie etwa Herzfehler, aber auch ganz einfache Auslöser, wie Spannungen, Dehnungen oder Kompressionen im Gewebe, das die Gefäße umgibt.

WISSEN

Die Technik des Osteopathen

Mit seinen manuellen Techniken versucht der Osteopath, die verloren gegangenen Bewegungen wiederherzustellen. So können Gefäßsysteme und Leitungsbahnen sowie Ver- und Entsorgung besser funktionieren und die Selbstheilungskräfte des Organismus zum Tragen kommen.

Auch hier ist die Abhängigkeit wechselseitig: So wie einerseits die Gefäßsysteme und Leitungsbahnen die Funktion, sprich die Bewegungen von Strukturen, ermöglichen, behindern andererseits eingeschränkte Bewegungen die Gefäßsysteme und Leitungsbahnen in ihrer Funktion.

Erschwerte Bedingungen für die körpereigenen Selbstheilungskräfte. Denn diese nutzen den Weg der Gefäßsysteme und Leitungsbahnen, um vor Ort wirken zu können. Wird ihre Zirkulation behindert, können sie nicht mehr ihrer Aufgabe nachkommen. Genau hier greift der Osteopath ein.

Krankheiten aus osteopathischer Sicht

Beginnen wir mit dem Ziel einer jeden Behandlung – der Gesundheit. Sie lässt sich vereinfacht als jenen Zustand beschreiben, in dem sich der Organismus befindet, wenn er all seine Funktionen optimal ausübt.

WISSEN

Aus osteopathischer Sicht steht Gesundheit für die Fähigkeit des Körpers, Einflüsse auszugleichen. Einflüsse wirken von innen und von außen. Sie sind wichtig, unser Körper braucht sie zum Leben. Für die wichtigsten Einflüsse haben wir sogar Sinnesorgane entwickelt. Wenn wir etwas sehen, riechen, hören, schmecken oder fühlen, sind es jeweils Einflüsse, die wir von außen aufnehmen.

Gesundheit hängt von den inneren und äußeren Einflüssen ab und wie der Organismus auf diese reagiert. Gesundheit stellt also keine Ziellinie dar, die erreicht werden muss, sondern eher einen Weg, entlang dessen wir uns bewegen.

Unser Organismus nimmt viele Einflüsse zum eigenen Vorteil auf, etwa in Form von gesunder Ernährung. Er macht sich damit sozusagen den Weg seiner Gesundheit breiter, um nicht so leicht davon abgedrängt zu werden.

Einflüsse können den Organismus aber auch regelrecht überrumpeln, wie es beispielsweise bei Verletzungen geschieht. Der Einfluss wirkt so heftig, dass die betroffene Struktur Schaden nimmt. Der Organismus gilt dann als erkrankt.

Die meisten Einflüsse wehrt der Organismus allerdings ab. Die Abwehr kann kurzfristig geschehen oder lange Zeit beanspruchen, folgenlos bleiben oder Spuren hinterlassen.

Wie Funktionsstörungen entstehen

Wenn ein Einfluss eine Spur hinterlässt, zeigt sich diese als »Abdruck«, der, soweit er nicht gleich die Struktur verändert, zumindest deren Funktion beeinträchtigt. Eine Funktionsstörung steht meist zu Beginn einer Krankheit und wird auch als osteopathische Verletzung bezeichnet. Dem Osteopathen zeigt sie sich in eingeschränkten Bewegungen: Ausmaß, Richtung, Rhythmus der Bewegungen oder der Spannungszustand sind verändert.

Wie der Körper kompensiert

Kompensationen sind Notlösungen, die ihrerseits neue funktionelle Störungen auslösen können.

Der Organismus reagiert auf eine Funktionsstörung, indem er – soweit möglich – kompensiert. Eine andere Struktur, die dazu anatomisch und physiologisch in der Lage ist, mildert die Auswirkungen der gestörten Funktion ab. Diese Kompensation stellt aber nur eine Notlösung dar. Sie beeinträchtigt nämlich die kompensierende Struktur und schränkt deren Funktion ein. Damit sinkt insgesamt die Fähigkeit des Körpers, Funktionen auszuüben. Kann aber der Körper seine Funktionen nicht mehr in vollem Maße ausführen, verringern sich auch seine Möglichkeiten, Einflüsse auszugleichen oder folgenlos abzuwehren.

Kompensationen können sich, wie beschrieben, zu ganzen Ketten aneinander reihen. Diese bleiben oft bestehen, wenn sie ihrerseits neue funktionelle Störungen auslösen. Dann sammeln sie sich an, wie Wassertropfen in einer Regentonne. Je höher der Pegel steigt, desto weniger Spielraum bleibt dem Körper, um auf Einflüsse zu reagieren.

Wann eine Krankheit ausbricht

Wenn der Körper eine funktionelle Störung nicht kompensieren kann, entsteht eine strukturelle Störung: das, was wir gemeinhin als Krankheit bezeichnen. Der Organismus gibt deswegen noch lange nicht auf. Er konzentriert seine Selbstheilungskräfte auf den erkrankten Bereich und reduziert andere, nicht so wichtige Funktionen. Deshalb fühlen wir uns, wenn wir krank sind, oft müde und kraftlos und laufen Gefahr, uns weitere Krankheiten »einzufangen«.

WISSEN

Der Osteopath behandelt eine Krankheit wie eine funktionelle Störung. Er sucht nach ihrer Ursache und gibt, soweit dies möglich ist, der betroffenen Struktur ihre ursprünglichen Bewegungen zurück. Stimmen die Bewegungen der Struktur wieder, kann diese erneut ihre Funktionen aufnehmen. Die Störung an der Struktur können nur die Selbstheilungskräfte des Körpers richten.

Osteopathie für Kinder

Wenn wir die Kindheit betrachten, müssen wir den Ursprung mit berücksichtigen: Schon die embryonale Entwicklung im Mutterleib prägt ganz entscheidend das Kind und den später erwachsenen Menschen.

Die Osteopathie macht keine Altersunterschiede. Dennoch ist sie gerade und vor allem bei Kindern angezeigt. Die Gründe liegen auf der Hand: In keinem anderen Lebensabschnitt wirken sich innere und äußere Einflüsse so entscheidend aus wie in dem zwischen Geburt und Pubertät. Wie keine andere Zeitspanne ist gerade das Kindesalter als Wachstumsphase durch Bewegung gekennzeichnet. In keiner anderen Phase der Entwicklung macht der Organismus solche großen anatomischen, physiologischen und psychischen Veränderungen durch. Die Kindheit wird mit der Geburt eingeläutet. Sie zählt zu den traumatischsten Vorgängen im Leben eines Menschen, auch wenn wir uns daran nicht mehr erinnern – oder gerade deshalb. Bereits mit der Geburt können Funktionsstörungen und Kompensationen entstehen, die erst Jahrzehnte später zu Symptomen führen oder bestimmte Krankheiten begünstigen.

Vorbeugend behandeln

Wiederholen wir noch einmal den Entstehungsweg einer Krankheit aus osteopathischer Sicht: Einflüsse können Funktionsstörungen auslösen. Der Organismus reagiert darauf, indem er kompensiert. Kann er die Kompensation nicht aufrechterhalten, entsteht eine neue Funktionsstörung. Kann er eine Funktionsstörung nicht kompensieren, führt diese zu einer strukturellen Störung. Spätestens jetzt bricht eine Krankheit aus.

WISSEN

Die Osteopathie bietet vor allem bei Kindern den großen Vorzug, präventiv agieren zu können. Wenn nämlich Funktionsstörungen und Kompensationen erkannt und therapiert werden, bevor sie zu strukturellen Störungen und Schäden ausarten, dann behandelt die Osteopathie im herkömmlichen Sinne vorbeugend: Sie verhindert, soweit möglich, das Entstehen späterer Krankheiten.

Bei der Behandlung von Kinderkrankheiten kann die Osteopathie große Erfolge vorweisen. Ihr ganzheitliches Verständnis vom menschlichen Organismus und dem Entstehen von Krankheiten erlauben ihr, manch Ursache dort zu entdecken und zu behandeln, wo ein Schulmediziner sie kaum vermuten würde. Dennoch sollte die Osteopathie nicht als Alternative zur Kinderheilkunde missverstanden werden, sondern als deren hilfreiche Ergänzung.

Medizin ohne Medikamente

Im Gegensatz zur Schulmedizin kommt die Osteopathie ohne Medikamente aus. Ein großer Vorzug, gerade bei der Behandlung von Kindern. Denn Arzneien für Kinder gibt es kaum und Medikamentenforschung wird aus ethischen Gründen bei uns nicht mit Kindern betrieben. So erhalten Kinder meist Medikamente, die für Erwachsene entwickelt worden sind. Obwohl Kinder gerade in den ersten Lebensmonaten auf Grund des noch nicht ausgereiften Stoffwechsels vollkommen anders auf Medikamente reagieren, als dies Erwachsene tun. Die richtige Dosierung und Verabreichungsform von Medikamenten können Ärzte