Outdoor Cannabis anbauen - Julia Holfeld - E-Book

Outdoor Cannabis anbauen E-Book

Julia Holfeld

0,0
8,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Stell dir vor, du baust deine eigene Hanfpflanze ganz legal und unkompliziert unter freiem Himmel an – mit garantiertem Erfolg, selbst bei unserem wechselhaften deutschen Wetter. Dieser Ratgeber liefert dir alles, was du wissen musst, um deinen Traum vom eigenen Outdoor-Anbau wahr werden zu lassen!

Klappentext: Vom ersten Samen bis zur perfekten Ernte: Julia Holfeld, Spiegel-Bestseller-Autorin, zeigt dir Schritt für Schritt, wie du Cannabis ganz einfach im Freien anbaust. Erfahre, welches Equipment du brauchst, wie du deine Pflanzen optimal pflegst und wie du Wetterkapriolen meisterst. Ob Hobbygärtner, Gelegenheitskiffer oder für den medizinischen Gebrauch – dieser Ratgeber gibt dir das Wissen an die Hand, um deine Pflanzen gesund und ertragreich wachsen zu lassen. Bist du bereit, das volle Potenzial deiner Hanfpflanzen zu entdecken und den Outdoor-Grow zu meistern?

Was dich erwartet: - Expertenwissen vom Profi: Julia Holfeld, B.Sc. in Agrarwissenschaften, verbindet wissenschaftlich fundierte Informationen mit praxiserprobten Tipps – verständlich und auf den Punkt gebracht. - Anpassung an deutsche Wetterbedingungen: Schluss mit Ratlosigkeit! Erfahre, wie du selbst mit herausforderndem Klima das Beste aus deinem Anbau herausholst. - Alles in einem Buch: Planung, Pflege, Ernte und Lagerung – hier findest du Antworten auf alle Fragen, die beim Outdoor-Anbau auftauchen können.

Warum warten? Sichere dir noch heute Outdoor Cannabis anbauen und starte in eine erfolgreiche Anbausaison. Hol dir das Know-how, das dir zu deinem grünen Erfolg fehlt – deine Pflanzen werden es dir danken!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Julia Holfeld

 

 

Outdoor Cannabis anbauen

Für deine erfolgreiche Ernte unter deutschen Wetterbedingungen

 

 

Eine Marke von EK-2 Publishing

 

 

 

Ihre Zufriedenheit ist unser Ziel!

 

Liebe Leser, liebe Leserinnen,

 

zunächst möchten wir uns herzlich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie dieses Buch erworben haben. Wir sind ein mittelständisches Familienunternehmen aus Duisburg und freuen uns riesig über jeden einzelnen Verkauf!

 

Wir sind bestrebt, jedes unserer Bücher für Sie zu einem ganz besonderen Leseerlebnis zu machen. Daher liegt uns Ihre Meinung sehr am Herzen!

 

Wir freuen uns über Ihr Feedback zu unserem Buch. Haben Sie Anmerkungen? Kritik? Bitte lassen Sie es uns wissen. Ihre Rückmeldung ist wertvoll für uns, damit wir in Zukunft noch bessere Bücher für Sie machen können.

 

Schreiben Sie uns: [email protected]

 

Nun wünschen wir Ihnen ein angenehmes Leseerlebnis!

 

Ihr EK-2 Publishing-Team

 

Für wen das Buch geeignet ist

 

Das Buch habe ich für alle geschrieben, die ohne viel Aufwand gutes und ehrliches Gras anbauen wollen. Wenn du immer auf der Jagd nach dem höchsten Ertrag und dem krassesten THC-Gehalt bist, dann ist das Buch hier nicht das Richtige für dich. Auch wenn du trotzdem etwas lernen wirst, vor allem über die Grundlagen.

Du wirst an dem Buch besonders Freude haben, wenn du bereit bist, etwas Neues zu lernen und Altes zu verwerfen, denn das meiste Wissen, was landläufig über Cannabis bekannt ist, ist mittlerweile veraltet. Meistens sind es Erkenntnisse aus den 70ern oder 80ern, die noch immer wiederholt werden. Nicht, dass das alles falsch wäre, aber wie in jedem Zweig der Wissenschaft geht es auch bei Cannabis voran, und gerade in den letzten 5 Jahren gab es viele neue Erkenntnisse. Die Entwicklung von LEDs ermöglichte die gezielte Erforschung von Wellenlängen und durch mittlerweile günstige und schnelle Genanalysen werden zunehmend neue Erkenntnisse gewonnen, die berücksichtigt werden wollen. Nicht unerwähnt sollen „simple“ Versuchsaufbauten bleiben, die immer noch wertvolle Erkenntnisse bereithalten.

Falls du skeptisch werden solltest, findest du im Anhang ein Quellenverzeichnis, in dem du gerne nachlesen darfst. Ganz bewusst reduziere ich die wissenschaftlichen Veröffentlichungen auf ein allgemein verständliches Maß und lasse aus, was für den Zweck des Buches nicht relevant ist.

Dieses Buch hält also einiges an Neuem für dich bereit. Die einzelnen Kapitel gehen teilweise sehr in die Tiefe und ermöglichen dir ein ganzheitliches Verständnis über ihre Zusammenhänge. Falls dir das alles zu viel ist, kannst du die ersten Kapitel überfliegen und direkt zu der Anbauanleitung übergehen.

Vielleicht wirst du dich wundern, warum ich so wenige starre Empfehlungen mache. Das hat einen sehr guten Grund: Damit kann ich nur falsch liegen. Es gibt unzählige Faktoren, die beim Outdooranbau eine Rolle spielen. Manche sind bekannt, andere kann man nicht beeinflussen und es gibt ja noch die biologische Blackbox von der man weniger weiß, als man es sich gerne einbildet. Deswegen gibt es nur selten ein klares richtig oder falsch. Vielmehr will ich dich mit diesem Buch befähigen das Beste aus deinen Bedingungen zu machen. Immer wieder wirst du konfrontiert sein mit den Fragen „Was ist mein Ziel?“ und „Wie setze ich meine Ressourcen am besten ein, um mein Ziel zu erreichen?“

Jeder von uns startet mit anderen Voraussetzungen. Vielleicht hast du ein verglastes Gewächshaus zu Verfügung? Glückwunsch, das ist ideal! Oder ist es doch eine im Sommer schrecklich heiße Dachterrasse? Da müssen wir schon ein paar Tricks anwenden, damit du eine ordentliche Ernte einfahren kannst. Aber im Grunde ist fast alles möglich, denn Cannabis ist sehr anpassungsfähig. Selbst Tomaten, sind anspruchsvoller und insgesamt herausfordernder im Anbau als Cannabis. In diesem Sinne wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen und natürlich bei deinem Outdoor-Grow!

 

Abbildung 1. Bildquelle: Facebookgruppe "Homegrow für Anfänger". Cannabispflanze im Outdooranbau einer Privatperson.

 

Warum draußen?

 

Vielfach wird behauptet, dass nur Indoor angebautes Gras überhaupt konsumierbar wäre – das ist gelinde gesagt: Quatsch. Lass dir nicht zu viel erzählen von den selbsternannten Hanfgurus, die angeblich genau wissen, wie es geht. Du kannst wunderbare Cannabisblüten auch draußen ernten, denn die Pflanze ist sehr variabel und passt sich an die unterschiedlichsten Bedingungen an. Wenn du dich eher zu den Gelegenheitskonsumenten zählst, oder einfach gutes Gras zum Genießen möchtest und nicht das letzte Prozent an THC-Gehalt aus der Pflanze ausquetschen musst, dann wirst du mit deiner Outdoor-Ernte sehr zufrieden sein. Alles in Relation mit dem Aufwand gesehen, denn Outdoor anzubauen ist entspannter, günstiger und draußen verzeihen die Pflanzen dir auch mal den ein oder anderen Fehler.

Außerdem gehöre ich zu den Ideologiegetriebenen, denn ich halte diese Pflanze für ein Geschenk Gottes! Damit reihe ich mich ein in die Riege der Hippies, die in den 70er und 80er Jahren illegal Cannabis angebaut haben. Von denen wäre niemand auf die Idee gekommen seinen Keller in ein Laboratorium mit Sensoren, Abluftfiltern und künstlichem Licht umzuwandeln, um dort Gras anzubauen. Die setzten lieber Jungpflanzen in Schonungen, legten Plantagen in Maisfelder oder hielten sich ein paar Pflanzen im Garten. Denn Licht, Luft und Wasser gibt es draußen zu genüge! Hier stand etwas ganz anderes im Vordergrund, als das, was sich ab den 90ern entwickelte, nämlich die Freude am Marihuana und es mit Gleichgesinnten in friedlicher Runde zu teilen.

Ab den 1980er wurden Plantagen von der Polizei vermehrt aufgehoben und es kam zu einer zunehmenden Kriminalisierung. Die Hippies ließen sich abschrecken und nun trat etwas anderes auf den Plan: Der bandenmäßige Anbau. Da geht es nicht länger um Genuss, Freiheit und Herzensangelegenheiten, da ging es um Profit. Dass man erwischt werden konnte und dabei mitunter auch Haftstrafen im Raum stünden, war für solche Leute ein Risiko, dass sie in ihre Gewinnspanne einkalkulierten. Mit dieser Entwicklung traten nicht nur die Indoor-Anbausysteme auf den Plan, deren Sinn und Zweck einzig und allein darin besteht im wahrsten Sinne des Wortes im dunklen zu operieren und möglichst viel Profit abzuwerfen.

Leider führte all das zu einer ziemlich hässlichen Spirale. Ideologiegetriebene Akteure verschwanden und stattdessen verlagerte sich der Anbau noch tiefer in den Untergrund und so dauerte es nicht lange, dass Kriminelle, die auch nicht vor Waffenhandel, Heroin oder schlimmerem zurückschreckten, anfingen das Cannabis für den Schwarzmarkt zu produzieren. In diesem Zuge gelangte auch verunreinigtes Marihuana auf die Straßen. Von Haarspray, über Brix bis hin zu Zucker reichten die zweifelhaften und teilweise höchst schädlichen Streckmittel. Das harmloseste war da noch das Strecken mit Oregano. Aber auch die Qualität ließ häufig zu wünschen übrig.

 

Abbildung 2. Bildquelle: Facebookgruppe "Homegrow für Anfänger". Cannabispflanze zeigt sich im geschützten Hochbeet wuchsfreudig.

 

Vor und Nachteile Indoor-Anbau

 

Natürlich gibt es viele gute Gründe für den Indoor-Anbau mit künstlichem Licht und Ventilation, denn hier kannst du wetterunabhängig das ganze Jahr hindurch Cannabis anbauen. Hast du alles im Griff und machst keine großen Fehler, wirst du auch mit einer üppigen Ernte und einem hohen THC-Gehalt belohnt.

Neben den Vorteilen gibt es auch Nachteile, die du überdenken solltest. Zu Beginn stehen recht hohe Anschaffungskosten, die sich für die Investition des Gelegenheitskonsumenten in der Regel nicht lohnen. Wie immer gibt es günstige Lösungen, aber diese sind in der Regel nicht befriedigend. Um im Keller oder irgendeinem anderen Raum anzubauen brauchst du eine Lüftung und Beleuchtungsanlage.

Dazu kommen noch Kleinigkeiten: Messgeräte, die den PH-Wert und den EC-Wert der Nährlösung überwachen, Zeitschaltuhren, Folien, Substratblöcke und eventuell sogar eine Heizung. Denn ein extremes Missverhältnis zwischen hoher Beleuchtung und zu niedriger Temperatur bedeutet Stress für die Pflanzen. So eine Komplettausrüstung für einen kleinen Growroom mit Platz für drei bis sechs Pflanzen liegt im niedrigen vierstelligen Bereich. Nicht zu vergessen ist auch der Stromverbrauch einer solchen Anlage, die Geräuschbelästigung durch die Lüftungsanlage, der penetrante Geruch während der Blütephase und natürlich der Raum selbst, der nicht mehr so ohne weiteres für anderes nutzbar ist. Erschwerend kommt noch hinzu, dass vergessen wird, dass Cannabis eine deutlich höhere Luftfeuchtigkeit braucht, als sie für normale Wohnräume tragbar ist, wodurch es so schnell zu Schimmelbildung kommt. Das ist nicht nur problematisch für dich oder die Bausubstanz, auch deine Pflanzen leiden unter der hohen Sporenlast, sollte es tatsächlich zu einem Schimmelbefall der Wände kommen.

Das alles muss sich also rentieren und das tut es auch heute eigentlich nur, wenn man das Gras gewinnbringend an den Mann (oder die Frau) bringt, was nach wie vor strafbesetzt.

Abbildung 3 nach Farag und Keyser (2017). Indoor-kultivierung von Cannabis.

 

Ein weiterer Nachteil, der viel zu selten bedacht wird, ist fehlendes Knowhow! Bei diversen illegalen Anlagen konnte ich folgenden Werdegang beobachten. Die zweite und dritte Ernte war in der Regel gut bis sehr gut. Die erste Ernte zeigte noch Verbesserungspotenzial, aber spätestens bei der dritten Ernte war die Anlage „eingefahren“. Oh, wie naiv, ich habe viel Zeit in Gewächshäusern verbracht und weiß, dass die Bewährungsprobe erst jetzt bevorsteht. Nach einer gewissen Zeit nisten sich Schädlinge ein und diese sind in Indoor-System mit rein künstlicher Beleuchtung kaum zu kontrollieren, denn die meisten Nützlinge brauchen das Sonnenlicht zur Orientierung. Es bleiben nur zahnlose Waffen wie absammeln oder Gelbtafeln. Wenigstens hatte jeder Grower den ich kannte genügend Verstand den Einsatz von durchschlagenden Insektiziden kategorisch abzulehnen! Manchmal lag es auch daran, dass das Hydroponiksystem nicht korrekt gewartet wurde, aber meistens waren es die Schädlinge, die zur nicht bekämpfbaren Plage mutierten.

Die Lösung des Problems wäre eine Hygieneschleuse, wie in professionellen Anlagen. Diese nützt aber auch nur, wenn man auf ein rein hydroponisches System setzt, was dann nochmal einige hundert Euro kosten würde. Alternativ kann die Anlage für 3-4 Monate außer Betrieb genommen werden, um die Schädlinge endgültig auszurotten.

Wenn du glückliche Pflanzen mit wenig Aufwand haben möchtest und du auch nicht unbedingt das Letzte an THC aus der Pflanze holen willst, dann ist der Outdooranbau genau der richtige Weg für dich. Gutes, gesundes und ehrliches Gras kriegst du auch auf dem Balkon, der Terrasse und im Garten hin, ganz ohne Profi-Equipment. Im Grunde ist es schwieriger Tomaten anzubauen als Cannabis.

 

Cannabis braucht Sonne, Wind und das Leben

 

Vielleicht bist du ja auch beeindruckt von den großen kommerziellen Farmen, die oft komplett unter Ausschluss von Tageslicht medizinisches Cannabis produzieren. Unterliege nicht der Versuchung das mit einer kleinen Hobbyanlage zu vergleichen, denn dort stehen Investoren mit viel Geld und ein Team von Wissenschaftlern bereit und stellen sicher, dass Quantität und Qualität stimmen.

Doch an die Qualität von gutem Outdoor-Gras werden sie nicht rankommen. Denn es ist so: Die Pflanzen wollen Leben und damit meine ich richtig Leben! Eine Pflanze ist kein Rechner, der für dich Bitcoins erstellt, sie ist ein Lebewesen, welches sehr schnell und zielgerichtet auf seine Umwelt reagiert. Nur weil es unserem Blick verborgen bleibt, dürfen wir nicht vergessen: Sie ist ein Lebewesen und verdient deswegen Respekt.

Vielleicht denkst du, dass es nun in die esoterische Schiene abgleitet, doch das ist mitnichten so. Es ist Stand der Wissenschaft. Die Pflanzen reagieren sehr direkt auf ihre Umwelt und es gibt kaum etwas, das sie nicht wahrnehmen, und das, was sie wahrnehmen, beeinflusst sie.

Pflanzen reagieren zum Beispiel auf Musik. Es hat einen großen Einfluss auf sie, ob sie etwas „hören“. Alles, was Wasser in sich hat, reagiert auf Schwingungen, also auch deine Cannabispflanzen. Sprich mit ihnen, denn sie benötigen deine Aufmerksamkeit und Zuwendung. Draußen übernimmt das oft „das Leben“ selbst. Die Vögel singen, die Blätter rauschen und nachts zirpen die Grillen. Sie sind umgeben von Leben.

Es wird auch gerne gesagt, dass Outdoor-Gras nicht potent wäre. Das kann sein, wenn vorschnell geerntet werden musste und die Pflanze ihr Potenzial nicht entfalten konnte. Aber gut ausgereiftes Outdoor-Gras ist das Potenteste und Beste, was es gibt. Wieder sind das nicht (nur) meine subjektiven Erfahrungen, sondern der Stand der Wissenschaft.

Die Sache ist auch sehr einleuchtend, wenn man bedenkt, dass insbesondere Terpene als Antioxydanzien wirken und zur Schädlingsabwehr dienen. Indoor gibt es im Normalfall keine Schädlinge, nicht einmal eine Zikade, die mal am Blatt knabbert, oder gar eine kleine Blattlauskolonie. Diese Terpene kosten der Pflanze eine Menge Energie und wenn sie keinen Grund hat sich vor Schädlingen zu schützen, dann wird sie es auch nicht oder nur im geringen Umfang tun. Ich wiederhole mich hier, weil es so wichtig ist: Deine Cannabispflanzen nehmen ihre Umgebung wahr und reagieren darauf!

Abbildung 4 nach Small (2018). Großes Cannabisblatt aus Outdooranbau.

 

Fehlen die Terpene, oxidieren die Cannabinoide und werden unwirksam. In den letzten zwei Jahrzenten hat man einen Rückgang der Terpene feststellen können. Der Trend ist nicht von der Sorte abhängig und die Vermutung liegt nahe, dass es daran liegt, dass die Pflanzen nicht mehr draußen angebaut werden (dürfen). Vielleicht hast du schonmal gehört: Gras ist nicht mehr das, was es früher war. Hier könnte der Grund liegen, denn auch alte Sorten befinden sich noch im Anbau, doch wenn man den Pflanzen über 20-30 Generationen keinen Grund gibt, sich gegen Schädlinge zu schützen, werden sie ihre Energie für etwas anderes verwenden als für aromatische und wirksame Terpene.

Leider sind wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Thema rar gesät. Man könnte denken, dass vielleicht kein (finanzielles) Interesse besteht den lukrativen Indoor-Anbau von medizinischem Marihuana zu torpedieren, auch wenn Outdoor-Marihuana für die leidenden Patienten vermeintlich besser wäre.

Cannabis sativa L. – Eine Pflanze wie keine andere

 

Im 21. Jahrhundert gibt es kaum eine Pflanze um die sich in Fachkreisen, wie auch unter Liebhabern so leidenschaftlich gestritten wird. Es scheint oft, als hätten wir schon alle Geheimnisse der Welt gelüftet, doch im Fall von Cannabis sieht es anders aus. Nicht nur sind immer noch viele Falschinformationen unterwegs, auch ist die Sache schon von Natur aus vertrackt. Teils liegt das an der Pflanze und ihre enge Bindung zum Menschen, teils aber auch an der vorrangegangenen Kriminalisierung. Das macht es Forschern und Liebhabern schwer sich eingehend mit der Pflanze zu beschäftigen. Und wenn man etwas nicht kennt, dann schleicht sich schnell Aberglaube ein, und das mit fatalen Folgen. Deswegen sehen wir uns einmal an, womit wir es überhaupt zu tun haben. Denn Cannabis ist eine Pflanze wie keine andere und dennoch bleibt sie eine Pflanze.

Tauchen wir tiefer ein in die Herkunft dieser einzigartigen Nutzpflanze.

 

Abbildung 5 nach Small (2018). Oben: eine Frau in einem 3 bis 4 Meter hohem Bestand von Faserhanf. Unten: Prof. Ivan Bósco mit seinen zwergwüchsigen Cannabissorten.

 

 

In der Welt zuhause

 

Die Cannabispflanze ist ein wahrer Kosmopolit geworden. Kein Wunder, sie ist ja auch unfassbar vielseitig im Nutzen, der schon sehr früh von den Menschen erkannt wurde. Medizin, Fasern, Nahrung – all das liefert Cannabis. Aber das allein genügt nicht, damit eine Pflanze einen derartigen Siegeszug erfährt. Die Pflanze muss auch anpassungsfähig sein. Glücklicherweise ist Cannabis genau das: Irrsinnig anpassungsfähig.

Cannabis gedeiht in den unterschiedlichsten Klimazonen und trotzt auch den widrigsten Bedingungen, denn wenn eine Pflanze das empfindliche Keimlingsstadium überstanden hat, dann wird sie gedeihen. In Form, Größe und sicherlich auch der chemischen Zusammensetzung passt sie sich den Gegebenheiten an.

Den Ursprung der Cannabisfamilie Cannabaceae liegt wahrscheinlich in den Feuchtgebieten Asiens.

(Kleiner Fun Fact: Der nächste Verwandte zu Cannabis und einziger weiterer Vertreter der Cannabaceae ist Hopfen. Eine weitere Pflanze, die wir für ihre beruhigenden und geschmacklichen Eigenschaften im Bier schätzen.)

Aber ganz genau kann lässt sich nicht mehr nachverfolgen, wo Cannabis seinen Ursprung hat. Kaum eine andere Pflanze bereitet den Taxonomen der Botanik mehr Kopfzerbrechen. Wahrscheinlich wurden die Menschen schon sehr früh auf diese besondere Pflanze aufmerksam, noch bevor der Mensch sesshaft wurde und Ackerbau betrieb. Wer einmal an einer blühenden Pflanze vorbeigegangen ist, weiß, dass sie Aufmerksamkeit erregt. Warum sollte es den Menschen damals anders gegangen sein als uns heute? Sicherlich hat man alsbald die positiven Eigenschaften zu schätzen gelernt, denn schließlich liefert Cannabis nicht nur aromatische und berauschende Blüten, sondern auch stabile Fasern und nahrhafte Früchte, alles Dinge die notwendig sind oder das Leben zumindest ein bisschen einfacher machen.

Die Domestikation begann wohl schon sehr früh und wurde mit solchem Nachdruck betrieben, dass die wilden Arten bereits verschwunden sind. Ab den 1970er Jahren begann die guerillamäßige Züchtung von Cannabis zu Drogenzwecken, wo verschiedene Landrassen gekreuzt wurden. Durch die Windbestäubung wurden dann auch die Landrassen mit den neuen Kreuzungen vermischt und es wurde alles noch undurchsichtiger.

Trifft man irgendwo auf dem Erdball eine wild wachsende Cannabispflanze an, dann ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Genetik, die bereits in Kultur gewesen ist oder zumindest mit einer solchen gekreuzt wurde und nun, da sie ohne die Pflege des Menschen auskommen muss, sich einem hohen Selektionsdruck ausgesetzt sieht, dem sie mit morphologischen und genetischen Anpassungen entgegentritt. Solche Pflanzen erscheinen ursprünglich und wild, ob sie das aber tatsächlich sind, kann nur eine genetische Analyse wirklich beantworten.

Sicherlich ist es schade, dass reine Landrassen in Reinform nicht mehr existieren, aber nur durch die Züchtung und den Transport von Pflanzen konnte es zu der großen Vielfalt an potenten Sorten kommen, die wir heute haben.

 

Ein ewig währender Streit – 1, 2 oder 3?

 

Es hält sich hartnäckig die Auffassung, es gäbe drei Cannabisarten: Cannabis sativa, Cannabis indica und Cannabis ruderalis. Dabei war es sogar Linné, der Großvater der Nomenklatur, der feststellte, dass es nur eine Cannabisart gibt, nämlich Cannabis sativa L.. Diese Einordnung wurde oft infrage gestellt, aber letztlich konnten genetische Analysen bestätigen: Es gibt nur die eine Cannabisart. Außerdem sind alle Cannabissorten der Welt miteinander kreuzbar und bringen fertile Nachkommen hervor, was quasi die Definition einer Art ist.

Vielleicht wirst du jetzt ein wenig stutzig, weil du es vielleicht anders gelernt hast, aber wie eingangs erwähnt: Die vielen Mythen und Halbwahrheiten, die es über Cannabis gibt, sind kaum zählbar. Du darfst anderer Meinung sein und vielleicht wird diese Ansicht irgendwann einmal revidiert werden. Fakt ist, die 3-teilige Einordung stellt auf Artenebene nicht den Stand der Wissenschaft dar und macht das Leben mit der Cannabispflanze nur schwerer und komplizierter als es ist. Hier eine kleine Geschichte, wie es überhaupt so weit kommen konnte und ein weiter Beweis dafür, dass wir mit Aussagen „von Wissenschaftlern bewiesen“ vorsichtig bleiben und immer offen für andere Gedankengänge sein sollten.

Wahrscheinlich entwickelte sich die Art Cannabis sp. vor rund 27 Millionen Jahren auf dem Tibetischen Hochplateau. Dort spalteten sich Hopfen und Hanf von einem gemeinsamen Vorfahren ab. Daraus ist wohl der Vorläufer der heutigen Cannabis sativa L. hervorgegangen. Leider gibt es weltweit nur 3 Fossilien von Cannabis, wodurch man sich also auf Pollenanalysen stützen muss, die zwar Verwandtschaften erkennen lassen, aber sonst nicht viel über die Gestalt der Pflanze aussagen. Die Spur wird schwächer. Wahrscheinlich gelangte Cannabis dann vor etwa 700.000 Jahren mit dem Menschen nach Europa. Immer wieder veränderte sich die Umwelt und übte einen hohen Evolutionsdruck aus. So formten sich zwei verschiedene Typen. Der TypSativa und der Typ Indica, die morphologisch gewisse Unterschiede zeigen, die aber nicht unbedingt die Unterscheidung in zwei Arten rechtfertigen. Weißkohl und Blumenkohl sehen auch sehr unterschiedlich aus, gehören aber einer einzigen Art an.

 

Abbildung 6. Als Cannabis identifizierte Makrofossilien (nicht maßstabsgetreu). McPartland 2028.

 

Exkurs: Im Übrigen sind Mythen und Halbwahrheiten gegenüber Cannabis keine neue Erfindung. Vor Linné war man der Überzeugung, dass weibliche und männliche Pflanzen einer anderen Art angehören würden, weil sie so unterschiedlich waren. Andere behaupteten felsenfest, dass die weibliche Pflanze die Männliche sein müsse, da diese ja viel stärker sei und sich das Männliche sowieso immer in einer kräftigeren Gestalt zeigen würde. Soweit die Ausgangslage vor Linné …

Nun war Linné scheinbar ein waschechter Querdenker und traf unvoreingenommen auf Cannabis sativa, also dem Cannabistyp, der in Europa extensiv als Faserlieferant genutzt wurde. Der narkotische Nutzen war damals nicht bekannt, oder vermutlich sogar nicht vorhanden. Denn, das wird sich später zeigen, die europäische Genetiken eignen sich nur sehr bedingt als Droge. Glücklicherweise war Linné scharfsinnig genug, um die kräftige Pflanze, richtigerweise als die weibliche einzustufen. Er beschrieb in seinem Werk Species planetarium also den europäischen Hanftypus als sativa, was so viel bedeutet wie „kultiviert, gezüchtet“.

32 Jahre nach Linné betrat ein anderer Botaniker das Feld, Lamarck. Er nahm an, dass Cannabis seinen Ursprung nicht in Europa haben könne und machte sich auf die Suche nach dem Ursprung von Cannabis sativa L.. Nach neuesten Erkenntnissen ist das das Tibetische Hochplateau (McPartland 2019). Warum das wichtig ist? Weil Cannabinoide als Stressreaktion auf extreme UV-Strahlung gebildet werden und auf die haben wir es abgesehen, eine andere Theorie nimmt an, dass Cannabinoide ursprünglich als Fraßgift pflanzenfressende Säugetiere abschrecken sollten. Es wurde also schon früh eine Wildart, Cannabis Indica, also „aus Indien stammend“, diskutiert, wobei beide Typen mehr oder weniger vom Menschen in Kultur genommen wurden. Schon hier beginnt das Ganze schwammig und kompliziert zu werden. Nicht zu vergessen, dass mitunter auch ganz persönliche Rivalitäten zwischen den Wissenschaftlern zumindest unterschwellig eine Rolle gespielt haben könnten …

Lamarck musste sich auf das verlassen, was er sah, nämlich deutliche morphologische Unterschiede zwischen Typ sativa und indica (McPartland 2017). Er beschreibt auch folgendes:

„Die Hauptwirkung dieser Pflanze besteht darin, dass sie in den Kopf geht, wo sie eine Art Trunkenheit hervorruft, die einen seine Sorgen vergessen lässt und eine starke Fröhlichkeit hervorruft.“ (Lamarck 1785)

Im Umkehrschluss muss der Typ C. sativa, den Linné beschrieb, nicht psychoaktiv gewesen sein, ansonsten, und da bin ich mir sicher, wäre schon jemand auf den Gedanken gekommen Hanf für etwas anderes als Fasern zu nutzen. Erst über die Einkreuzung von Indica-Genen konnten Pflanzen gezüchtet werden, die zwar vom Aussehen her dem Typ Sativa gehören, aber die chemische Zusammensetzung vom Typ Indica haben und andersrum.

 

Abbildung 7 nach Anderson (1980). Cannabispflanzen vom Typ Sativa mit einem langgestreckten Wuchs und schmaler Blattspreite, sowie Hanfpflanze vom Typ Indica mit buschigem Wuchs und breiter Blattspreite.

 

Die wichtige Erkenntnis, die du daraus mitnehmen solltest, ist, dass der eingebürgerte Sprachgebrauch der drei unterschiedlichen Cannabisarten falsch ist und die Verhältnisse nur unnötig kompliziert. Vielfach wird mit der vermeintlichen Art (Indica/Sativa) ein Zusammenhang hergestellt, den es so nicht gibt. Nicht dass es keine Unterschiede geben würde. Die sind sehr wohl vorhanden, nur sind sie nicht auf die Unterscheidung Sativa/Indica zurückzuführen. Es bleibt einzig und allein die schätzungsweise 20.000 weltweit bekannten Sorten zu testen und sie in ihren Eigenheiten anzunehmen.

An dieser Stelle tritt noch ein weiteres Problem auf: Cannabis, lange in die Illegalität verdammt, genießt, so fern als Drogentyp eingestuft, keinen Sortenschutz.

Normalerweise unterliegen neue Nutzpflanzensorten einem strengen Prüfverfahren, das sicherstellt, dass auch wirklich nur Sorten auf den Markt gelangen, die eine Verbesserung der Sorte darstellen.

Es gibt also anders als bei anderen Nutzpflanzen keine Kontrollinstanz. Das führt zu unendlich vielen Sorten, die oft an Unterscheidungsmerkmalen und Gleichförmigkeit zu wünschen lassen.

Zudem werden alte Sorten gerne mal mit neuen, attraktiv klingenden Namen versehen. Das mag den Verkauf ankurbeln, bringt aber keinen echten Mehrwert.

 

Cannabis richtig klassifizieren

 

Da wir nun wissen, dass es nur eine Art gibt (Cannabis sativa L.) bringt uns das nicht wirklich weiter. Unter einer einzigen Art finden wir THC-reiche Sorten und solche, die lediglich als Faserhanf taugen und keinerlei psychodelischen Effekt aufweisen. Dann wiederrum gib es Sorten, die viel CBD aber kein THC ausbilden und für den narkotisch-sedierenden Effekt genutzt werden. Nicht zu vergessen die medizinisch wirksamen Sorten, die als exzellente Schmerzmittel fungieren und ein sehr spezielles Terpenprofil aufweisen.

Da morphologische Unterscheidungen anscheinend nicht zum Ziel führen klassifiziert man neuerdings nach dem Chemotyp – eine sehr sinnige und praktikable Entscheidung! Dabei unterscheiden wir fünf Grundtypen.

 

I Drogentyp (psychodelisch) mit hohem THC-Gehalt
II Medizinischer Drogentyp mit ausgeglichenem THC und CBD-Gehalt
III Faserhanf mit CBD und minimalem THC-Gehalt (von 0.2% bis 0.6%)
IV Faserhanf, CBG als dominierendes Cannabinoid
V Faserhanf ohne Cannabinoide

Abbildung 8 nach Bassolino et al. (2024). Blüten verschiedener Cannabissorten nach Chemotyp.

 

Zu Rauschzwecken ist der Typ I interessant. Verfolgst du ein therapeutisches Ziel ist der Typ II das richtige für dich. Auch hier gilt: Es ist keine scharfe Abgrenzung, denn die Übergänge können fließend sein. So weiß man als Marihuana Konsument, dass unterschiedliche Grassorten anders wirken. Das eine Gras macht „high“, das andere „stoned“. Diese Wirkung kann aber individuell anders erlebt werden (Polio 2016).

Rein äußerlich kann man die unterschiedlichen Typen im jungen Stadium nicht voneinander unterscheiden. Selbst zur Blüte zeigt sich kein einheitliches Bild anhand dessen man eine Hanfpflanze rein optisch einem Chemotypen zweifelsfrei zuordnen könnte.

Neben Cannabinoiden produziert die Pflanze ein ganzes Arsenal an anderen Molekülen, wie Terpenen, die für den typischen Duft verantwortlich sind, Oxylipine, Amine, Amide, Phytosterole und eine Vielzahl nicht-cannabinoider, phenolischer Verbindungen. Darunter auch Phenole, die biologisch hochaktiv sind und recht selten im Pflanzenreich vorkommen. Denbinobin 4 ist ein solcher Stoff, der zuerst in Orchideen nachgewiesen wurde, aber auch von Chemotyp IV gebildet wird und wohl gezielt gegen Krebs wirkt.

Man darf wohl so weit gehen und sagen, dass das Potenzial von Cannabis sativa noch nicht im Mindesten ausgeschöpft wurde. Hier geht es nicht nur darum ein angenehmes Rauschmittel zu erhalten, dass wie Lamarck so schönbemerkte „eine starke Fröhlichkeit hervorruft“, sondern auch um gut verträgliche und gezielt wirkende Medikamente.

 

 

Pflanzenphysiologische Grundlagen

 

Wenn ich in einschlägigen Foren unterwegs bin, um mich umzusehen, welche Probleme andere Hobby-Anbauer haben, dann fällt mir immer wieder auf, dass Cannabis gerne, wie als eine Pflanze von einem fremden Stern gehalten wird. Die vorgestellten Methoden sind manchmal wirklich … erstaunlich … So erstaunlich, dass ich manchmal sprachlos bin.

Bevor du irgendetwas neues ausprobierst, wozu dir ein Kumpel geraten hat, frage dich doch mal folgendes: Wie würde das wohl meiner Tomatenpflanze gefallen?

Ein Beispiel: Schmeckt die Tomate nach Multivitaminsaft, wenn ich sie damit gieße? Nein?! Dann wird es deine Cannabispflanze auch nicht! Denn alles, was du je über Pflanzen gelernt hast, lässt sich auch auf Cannabis übertragen.

Wenn du jetzt lachst, kann ich das verstehen, aber es ist nur die Spitze des Eisbergs an Kuriositäten, die als Anbauempfehlungen für Cannabis gehalten werden. Bei allem Respekt auch für Einfallsreichtum und Experimentierfreude, aber es hilft ungemein, wenn man die Grundkenntnisse, was in einer Pflanze passiert und warum, besitzt. Zudem hat Cannabis noch die ein oder andere Besonderheit, die man kennen muss, damit ein Anbau von Erfolg gekrönt sein wird.

Fangen wir ganz von vorne an, damit du auch ja nicht in Versuchung kommst deine Pflanzen mit Powerrade zu gießen, weil Growmaster_66 das gesagt hat.

 

Was braucht eine Pflanze?

 

Cannabis funktioniert im Grunde wie jede andere Pflanze auch. Sie braucht Nährstoffe, Wasser, CO2, Sauerstoff, Licht und einen definierten Temperaturbereich, um überhaupt wachsen zu können. Bei all den Faktoren gilt das Gesetz des Minimums. Soll heißen, der Mangel von Einem kann nicht durch den Überschuss eines anderen ausgeglichen werden. Wenn die Sonne nicht scheint, dann kannst du düngen so viel du willst, deine Pflanze wird nicht schneller wachsen.

 

Ist eine Sache im hohen Übermaß verfügbar schadet das sogar deiner Pflanze. Besonders stark wirkt sich das aus, wenn ein starker Mangel vorhanden ist. Zum besseren Verständnis gebe ich ein weiteres Beispiel:

Deine Cannabispflanze steht auf der vollsonnigen Dachterrasse. Die Lufttemperatur nähert sich 40 °C und die Sonne scheint unerbittlich auf deine Pflanzen herab. Bald haben sie das ganze Wasser im Topf verbraucht. Es kommt zu Trockenstress, der durch das viele Sonnenlicht und die hohe Temperatur noch prekärer wird und wodurch sich schnell eine lebensbedrohliche Situation für deine Pflanze einstellt. Sie zeigt es dir sehr direkt, dass es ihr nicht gut geht und lässt die Blätter hängen. Bemerkst du es bald, kannst du gießen und der Pflanze ein wenig Schatten geben. So erholt sie sich schnell von dem Stress, regeneriert sich und wächst dann weiter. Grundsätzlich sind Sonne und warme Temperaturen gut für deine Pflanze, herrscht aber Wassermangel kehrt sich das ins Gegenteil um und verschlimmert die Situation zusätzlich.

Es muss alles im Gleichgewicht sein, damit sich deine Pflanze richtig wohlfühlt und sie so schnell wächst, dass du ihr schon fast dabei zusehen kannst. Das heißt nicht, dass die Pflanze sofort das Wachstum komplett einstellt oder gar stirbt, wenn etwas vom Optimalem abweicht. Über die Jahrmillionen haben sich Pflanzen effektive Schutzmechanismen angeeignet, wodurch sie einen Mangel oder Überschuss zumindest zeitweise kompensieren können. Cannabis gehört zu den Anpassungskünstlern, die sich an viele Bedingungen anpassen können, die nicht optimal sind.

Stress ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite tut etwas Stress gut und macht deine Pflanze widerstandsfähiger und robuster. Diese Art von Stress nennt man auch Eustress. Zu viel Stress schadet deiner Pflanze nachhaltig, was man auch Disstress nennt, und kann im schlimmsten Fall zum Tod deiner Pflanze führen.

 

Der Aufbau von Cannabis – Grundorgane

 

Höhere Pflanzen haben allesamt den gleichen Grundaufbau aus Wurzel, Sprossachse und Blatt.

Die Sprossachse ist der Träger der Pflanze. An ihr werden die Blätter im Luftraum positioniert. Je nach Größe muss die Sprossachse eine hohe Festigkeit aufweisen, indem sie Lignin in die Zellwände einlagert. Cannabis macht das sehr effektiv und wird sogar ausschließlich als Faserlieferant angebaut. Außerdem dient die Sprossachse als eine Art Verteilungssystem, indem Stoffe über große Distanzen hinweg transportiert werden. Beispielsweise werden Wasser, Assimilate, Mineralstoffe und Hormone über die Sprossachse bewegt.

Abbildung 9. Grundaufbau der höheren Pflanzen.

 

Cannabis ist, wie viele Pflanzen auch, zum sekundären Dickenwachstum befähigt. Das bedeutet, dass die Sprossachse mit dem Alter immer dicker wird. Ein kräftiger Stamm bildet sich daher ganz natürlich im Laufe der Zeit aus.

Das Blatt ist das Organ der Photosynthese und Transpiration. Im Vergleich zur Sprossachse erreichen Blätter schnell ihre endgültige Größe. Typischerweise sind sie in Blattsiel und Blattspreite gegliedert. In der Ausgestaltung sind Blätter nicht nur im Pflanzenreich selbst, sondern auch innerhalb einer Art oder sogar eines Individuums einer großen Variationsbreite unterlegen. So gibt es kleine und dicke Sonnenblätter, dünnere, große Schattenblätter, Jugendblätter und Altersblätter. Bei Cannabis steigt die Anzahl an Fiedern typsicherweise mit dem Alter. Die ersten Blätter sind noch nicht gefiedert, dann folgt zunächst ein Blatt mit 3 Fiedern, dann 5 Fiedern, usw.

Abbildung 10 nach Spitzer-Simon et al. 2022. Verschiedene Blätter einer Cannabispflanze (cot=Keimblätter), darauffolgend sind die echten Blätter gezeigt, die typischerweise mit jeder Nodie mehr Fiedern ausbilden.

 

In der Regel sind Blätter so zum Licht hin ausgerichtet, dass sie möglichst viel Sonnenlicht aufnehmen können. Versucht die Pflanze die Blattstellung so zu verändern, dass möglichst wenig Licht auf sie fällt, ist das ein eindeutiges Zeichen für Stress. Als C3-Pflanze kann Cannabis nur Photosynthese betreiben, wenn die Spaltöffnungen geöffnet sind. Das sich kleine bohnenförmige Zellen auf der Blattoberseite die immer ein gegenüberstehendes Paar bilden. Durch Druckveränderung können sich die Spaltöffnungen schließen und öffnen.

Die Wurzeln sind der unterirdische Teil der Pflanze. Sie verankern die Pflanze fest im Boden und sind für die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen verantwortlich. Die Wurzeln verzweigen sich stark und bilden so eine möglichst große Oberfläche, die durch die Ausbildung von sogenannten Wurzelhaaren noch weiter steigt. Nur über die vordersten Wurzelspitzen kann die Pflanze Wasser und Nährstoffe aufnehmen. Die empfindlichen Wurzelhaare werden bei ihrem Vordringen im Boden durch eine Wurzelhaube geschützt.

Neben der Stoffaufnahme geben Wurzeln auch Stoffe ab. Dazu gehören vor allem organische Säuren, die den pH-Wert im Wurzelraum punktuell herabsetzen und so Nährstoffe aus dem Boden lösen. Beim Umtopfen werden vor allem die feinen Wurzelhaare gestört, daher ist es ratsam die Pflanze einige Tage lang einwurzeln zu lassen, bevor mit weiterer Düngung begonnen wird.

Blüten sind keine eigenständigen Organe, sondern Metamorphosen der Laubblätter. Die Trichome sind ebenfalls eine Sonderstruktur, die aus den drei Grundorganen gebildet werden. Es handelt sich um mehrzellige Drüsenhaare, die ihre Sekrete zunächst in den interzellulären Hohlräumen bereithalten. Mit zunehmender Reife bilden sich kleine Harzkugeln an der Spitze. Insbesondere die weiblichen Blüten sind von Trichomen übersäht, die Harz ausscheiden, in dem die verschiedensten Terpene enthalten sind.

 

 

Licht, Wasser und Temperatur

 

Damit eine Pflanze leben kann muss die direkte Umgebung gewisse Bedingungen erfüllen. Die Pflanze ist auf sie angewiesen, denn sie kann nicht von ihrem Standort weg und ist ihr ausgeliefert. Temperatur, Licht und Wasserverfügbarkeit sind Grundbedingungen für Leben und Wachstum. Wie schon in der Einleitung angesprochen bedingen sich die drei gegenseitig.

 

Licht: Licht ist beim Cannabisanbau zweifellos ein Faktor der über die Qualität und Quantität deiner Ernte entscheidet. Zwar kann zu viel Lichtenergie auch toxisch wirken. Das ist bei Cannabis aber nur der Fall, wenn andere Faktoren, wie Wasser oder Nährstoffe fehlen oder die Temperatur zu hoch ist. Dadurch kann die über die Photosynthese eingefangene Lichtenergie nicht weiter verbraucht werden und es kommt zu einer schädlichen Oxidation. Stimmen die Grundbedingen einigermaßen gibt es für Cannabis kein zu viel an Sonnenlicht. Grundsätzlich sind PPFD Werte von 1500 bis 1800 für Cannabis ideal. Direktes Sonnenlicht kann in Deutschland bis zu 2000 PPFD betragen, was absolut im Rahmen ist und von der Pflanze problemlos ausgeglichen wird, sofern ausreichend Blattfläche zur Verfügung steht, um die überschüssige Energie in die unteren, schattigeren Blätter umzuleiten.

Cannabis kommt aber auch mit schattigeren Bedingungen zurecht. Unter solchen suboptimalen Bedingungen verändert sie ihre Gestalt hin zu einer höheren Pflanze mit großen, dünnen Blättern, wenigen Seitentrieben und lockeren Blüten. Solche im Schatten gewachsene Pflanzen sind weniger potent als welche, die mehr Sonne genießen durften und werfen nur leichte luftige Blüten ab.

Abbildung 11. Morphologische Unterschiede zwischen einer Cannabispflanze, die schattig steht und einer die sonnig steht. Unter Lichtmangel zeigt sich ein gestreckter Wuchs und eine hellere Blattfarbe. Unter guten Lichtbedingungen bleibt die Pflanze kleiner und verzweigt sich frühzeitig. Zudem ist die Blattfarbe dunkelgrün.

 

Wasser: Wasser ist der Grundstoff von allem und dient als Lösungs-, Transport- und Kühlungsmittel gleichermaßen. Es wird von der Pflanze in flüssiger Form über die Wurzeln aufgenommen und mit dem Transpirationsstrom in der Pflanze verteilt. Überall dort, wo die Spaltöffnungen sich öffnen, und gasförmiges Wasser abgegeben wird, wird Wasser nachtransportiert. Kann nicht mehr genügend Wasser über die Wurzeln nachgeliefert werden, sinkt der Zellinnendruck und die Pflanze welkt. Die Spaltöffnungen werden geschlossen und die Pflanze schaltet in den „Überlebensmodus“. Es werden also alle Gene aktiviert, die der Pflanze helfen unter Trockenstress zu überleben. Indirekt kann es zu Symptomen von Lichtstress kommen, da die Energie aus der Photosynthese aufgrund von CO2 Mangel durch die geschlossenen Spaltöffnungen, nicht weiterverarbeitet werden kann und schädigend wirkt. Solange die Blätter noch grün sind, kann sich das Gewebe schnell wieder regenerieren, wenn Wasser wieder zu Verfügung steht. Hält der Wassermangel länger an sterben Blätter oder sogar die ganze Pflanze ab.

Da Wasser als Lösungsmittel wirkt, ist die Nährstoffversorgung unmittelbar an die Wasserversorgung angeknüpft. Kommt es zu einem Wassermangel und der Transpirationsstrom kann nicht aufrechterhalten werden kommt es infolgedessen schnell zu einem sekundären Nährstoffmangel.

Neben dem Wassermangel ist auch Überwässerung ein großes Problem. Solange dein Substrat gut durchlässig ist und überschüssiges Wasser ungehindert abfließen kann, ist alles im grünen Bereich. Sogar wochenlangen Dauerregen halten die Pflanzen unter solchen Bedingungen aus. Wenn das Wasser aber „steht“ kommt es zur Staunässe.

Die Symptome ähneln auf den ersten Blick denen von Wassermangel mit dem Unterschied, dass die Blätter nach dem Gießen herabhängen. Die Triebe sind weniger stark betroffen als bei Wassermangel. Ein Blick auf die Wurzeln enthüllt meist verfaulte und braune Spitzen.

Abbildung 12. A) Eine Cannabispflanze bei angemessener Wasserversorgung. Der Turgor (Zellinnendruck) ist stabil. Dadurch wächst die Pflanze aufrecht und die Blätter nehmen eine zur Sonne hingewandte Stellung ein. B) Cannabispflanze unter Trockenstress. Hält der Stress an, wird die Pflanze nach und nach ihre Blattfläche aufgeben. Die Pflanze versucht den Sonnenstrahlen auszuweichen. Teilweise können auch eingerollte Blätter beobachtet werden.

 

Temperatur: Die Temperatur ist der entscheidende Faktor, ob Wasser und Licht überhaupt genutzt werden können. Die optimale Temperatur für Cannabis liegt zwischen 20 und 28 °C. Cannabis kann aber auch über einen viel größeren Temperaturbereich wachsen und überleben. Grundsätzlich ist Cannabis bis -5°C frosttolerant und damit gleichauf mit einem Olivenbaum. Leichte Fröste werden ohne Probleme überstanden doch langen, harten Frost hält Cannabis nicht aus. Dennoch kann eine Cannabispflanze in Deutschland in einem durchschnittlichen Winter an einer geschützten Stelle durchaus überleben. Interessanterweise sind vor allem die Cannabiskeimlinge sehr frosttolerant und ertragen sogar Spitzen von bis zu -15°C. Mit zunehmendem Alter nimmt die Frosttoleranz ab.

Unter 0°C kommt der Stoffwechsel der Pflanze vollends zum Erliegen. Ganz gleich wie viel Wasser zur Verfügung steht oder Sonne scheint, zum Wachstum kann das nicht genutzt werden. Erst bei Temperaturen über 0 °C beginnen Stoffwechselprozesse langsam wieder anzulaufen und steigen mit zunehmender Temperatur. Cannabissamen keimen, sobald der Nullpunkt überschritten ist.

Wirklich wachsen können Cannabispflanzen ab 5°C. Je höher die Temperatur steigt, desto schneller kann die Pflanze wachsen, vorausgesetzt alle anderen Bedingungen sind erfüllt. Das geschieht bis zu einem Punkt, an dem die Pflanze Hitzestress erfährt. Kurzzeitige Hitze kann Cannabis, dank bestimmter Hitzeschock-Proteine, die die Pflanze sozusagen „dopen“, gut überstehen. Es werden Steroidhormone freigesetzt, die die Abwehrfähigkeit kurzzeitig erhöhen. Die Hitzeschockantwort schützt somit die Zellen und wirkt auch bei UV-Licht- und Salzstress.

Ab 35 °C Lufttemperatur wird es langsam aber sicher kritisch für die Pflanzen. Wachstum ist kaum noch möglich und es wird extrem viel Wasser verbraucht, um die Blätter zu kühlen. Gleichzeitig reichern sich durch den Massefluss Nährstoffe in den Blättern an und es kann zu einem sekundären Nährstoffbrand kommen. Der Wurzelraum darf keinesfalls über 38°C warm werden, denn dann herrscht akute Lebensgefahr. Die oberirdischen Teile der Pflanzen halten kürzere Zeit auch Temperaturen von über 40°C aus.

---ENDE DER LESEPROBE---