Palace of Pleasure: Kingston (Club der Milliardäre 2) - Bobbie Kitt - E-Book
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Palace of Pleasure: Kingston (Club der Milliardäre 2) E-Book

Bobbie Kitt

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Beschreibung

Kingston Everett weiß, was er will. Von der Frau an seiner Seite erwartet der reiche Anwalt absoluten Gehorsam. Als Antonia Soto einen Privatclub in Houston eröffnet, geraten seine bisherigen Vorstellungen gehörig ins Wanken, denn für die kühle Diva hat Kingston schon seit Jahren eine heimliche Schwäche. Obwohl Antonia durch private Umstände tabu für ihn sein sollte, lässt er sich auf ein heißes Katz- und Mausspiel mit ihr ein und muss schon bald feststellen, dass in ihr nicht nur ein verletztes Herz schlummert. Sie besitzt auch eine dunkle Seite, von der nie jemand erfahren darf ...

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Seitenzahl: 569

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Sometimes pain is the only thing that proves your heart is still beating.

BOBBIE KITT

PALACEOFPLEASURE

CLUB DER MILLIARDÄRE 2

KINGSTON

Erotic Romance

PALACE OF PLEASURE: KINGSTON

Bobbie Kitt

© 2017 Romance Edition Verlagsgesellschaft mbH8712 Niklasdorf, Austria

1. Auflage

Covergestaltung: © Sturmmöwen

Titelabbildung: © sakkmesterke

Korrektorat: Melanie Reichert

ISBN-Taschenbuch: 978-3-903130-32-6

ISBN-EPUB: 978-3-903130-33-3

www.romance-edition.com

Inhalt

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

14. KAPITEL

15. KAPITEL

16. KAPITEL

17. KAPITEL

18. KAPITEL

EPILOG

DIE AUTORIN

LESEPROBE

PROLOG

1. KAPITEL

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1. KAPITEL

Kingston

Der Mensch, der das Gerücht in die Welt setzte, bei der Hochzeit des besten Freundes den Trauzeugen zu geben, wäre eine ehrenvolle und spaßige Angelegenheit, muss definitiv am Münchhausen-Syndrom gelitten haben. In Wahrheit ist das Wort Trauzeuge nur eine charmante Umschreibung für niederer Handlanger oder Mädchen für alles. Man muss sich den Hintern aufreißen, hat die Verantwortung dafür, dass der Tag bis ins kleinste Detail glatt läuft, niemand aus der Reihe tanzt und keiner der Anwesenden Ärger macht. Man ist der Kerl, der dem Heiratskandidaten die Fliege bindet, die Manschettenknöpfe ansteckt und der beruhigende Worte findet, falls die Nervosität des Bräutigams überhandnimmt – oder die der Braut. Der Trauzeuge hat darauf zu achten, dass der Pastor und die Geigenspielerinnen pünktlich sind, ob die Torte rechtzeitig geliefert wird, und er ist das arme Schwein, das die hundertsiebzigtausend Dollar teuren Ringe in der Innentasche seines Jacketts aufbewahrt, nachdem er sie in den letzten drei Wochen zu Hause schon fünfmal verlegt hatte. Und wenn das Brautpaar dann endlich vermählt ist, übernimmt er den Job der Sicherheitsfirma, die engagiert wurde, damit sich keine unerwünschten Leute unter die Gäste mischen und die Presse draußen bleibt, da es sich in meinem Fall bei dem Frischvermählten zufällig um einen der reichsten Männer Texas’ handelt, für den Journalisten eine lästige Plage sind. Ach ja, und obendrein erledigt der Trauzeuge noch die Aufgaben der Eventplanerin, obwohl diese Leute allesamt einen Haufen Kohle für ihre Arbeit sehen. Es grenzt an ein Wunder, dass die Band vor fünf Minuten die Bühne betreten hat, und man nicht auch noch von mir verlangt, ihren Platz dort oben einzunehmen.

Mein Tag hat schon ein paar Stunden zu viel auf der Uhr, als ich zum ersten Mal an diesem Abend mit einem Glas Bourbon in der linken und einem Teller mit Lachspasteten in der rechten Hand auf einen freien Stuhl neben Lucas McVeigh – den Bruder des Bräutigams – sinke, mein Zeug auf dem Rundtisch abstelle und ausatme. Der organisatorische Teil der Hochzeit liegt hinter mir, und ich hoffe, beim spaßigen angelangt zu sein. Ich will mir den Bauch vollschlagen, ein paar Drinks nehmen und damit die nicht zu vermeiden gewesene Konfrontation mit meinem Vater hinunterspülen.

»Du siehst aus, als hätte meine Großtante Rosy versucht, dir beim Tanzen in die Hose zu greifen. Ich habe dir gesagt, du sollst dich besser von ihr fernhalten. Sie ist ein verdammter Puma«, sagt Lucas, während er mich amüsiert mustert.

Sein älterer Bruder Hunter hat seine Angetraute soeben auf die Tanzfläche gezerrt, die ersten Gäste folgen bereits, was für etwas mehr Freiraum im Saal sorgt. Ich schätze, es sind ungefähr zweihundert Leute gekommen.

»Rosy? Mich hat es weit schlimmer erwischt. Ich habe meinen Vater am Buffet getroffen.« Leider hat sich Hunt nicht bestechen lassen, als ich ihm anbot, die Kosten für das Aufgebot zu übernehmen, wenn er im Gegenzug dafür sorgt, dass die Einladungskarte meiner Eltern auf dem Postweg verloren geht.

Den Jungen hat es so übel erwischt, dass er die Antwort, die er mir gab, vermutlich selbst glaubte: An so einem Tag wird niemand in der Stimmung sein, irgendwelche Streitigkeiten fortzusetzen, King.

Tja, allerdings kenne ich meinen alten Herrn inzwischen seit neunundzwanzig Jahren und weiß, dass Anton Everett dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr in Streitlaune ist. Die Anspielung, dass ich selbst in dem dunkelblauen Smoking heute keinen kompetenteren Eindruck abgebe als in Jeanshosen, hätte er sich sparen können. Es war unnötig, mir zum wiederholten Mal zu bestätigen, dass er den Rest seines Lebens wütend auf mich und von mir enttäuscht sein wird.

Lucas schiebt seinen Teller von sich, auf dem noch Reste des Tortenbodens kleben, und wischt sich mit einer Serviette den Mund ab. »Zum Teufel mit euch beiden, wenn ihr es nicht mal auf einer Hochzeit schafft, euch zusammenzureißen. Ich warte auf den Tag, an dem ihr euch durch zwei Mandanten vor Gericht begegnet und deren Auseinandersetzung zu eurem persönlichen Krieg macht. Falls das jemals passiert, gib mir früh genug Bescheid. Ich würde auch eine Zeugenaussage faken, falls die Verhandlung geschlossen ist, nur um live auf dem Schlachtfeld dabei zu sein.«

»Wenn du so scharf darauf bist, verklag doch mit eurer Firma einen seiner Stammklienten. Ich kann dir die Namen auflisten. Da lässt sich bestimmt was basteln, denn wahrscheinlich ist einer darunter, der sich schon mal in irgendeiner Form mit euch angelegt hat. Das Ölimperium der McVeighs hat doch fast überall ein paar Feinde.« Ich hätte nichts dagegen, mich mit meinem Vater vor Gericht zu duellieren. Vielleicht würde ihm das die Augen dafür öffnen, dass ich ein brillanter Anwalt bin, obwohl ich in der Rechtsabteilung der McVeigh Corporation anstatt für seine Erfolgskanzlei arbeite. Er wird sich nie damit anfreunden können, aber wenigstens müsste er sich ein paar neue Sticheleien einfallen lassen, wenn ich ihm während eines Prozesses die Hosen ausziehe. Die Leier über verschwendete Studiengebühren würde danach nämlich nicht mehr ziehen.

»Das wäre tatsächlich eine Überlegung wert«, meint Lucas. »Aber lass uns ein anderes Mal darüber reden. Brautjungfern auf drei Uhr.«

Mein Blick folgt seinem nach rechts, von wo aus sich Schneewittchen und die hübsche Samuraikriegerin nähern. Natalie – die Braut – hat den beiden gleich nach der Trauung den Tabu-Stempel verpasst und Lucas und mir eingebläut, die Finger von ihnen zu lassen. Nicht, dass das nötig gewesen wäre. Giulia macht nicht gerade den Eindruck, als würde sie sich von einem Mann etwas sagen lassen. Dafür ist sie viel zu temperamentvoll und extrovertiert, und ich kann es nicht leiden, wenn Frauen in gewissen Situationen den Ton angeben wollen. Schließlich gibt es einen Grund, warum der liebe Gott den Mann zum starken Geschlecht gekürt hat. Vielleicht klingt das machomäßig, aber ich bin kein Macho. Ich weiß einfach nur sehr genau, was ich will, und vorlaute Frauen, die einem mit jedem Wort widersprechen, gehören nicht dazu. Selbst dann nicht, wenn sie hübsche Kurven haben, in ihrem lachsfarbenen Kleid hinreißend aussehen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit mir flirten. Kim, die kleine Asiatin, hingegen wirkt auf mich ziemlich devot. Aber sie arbeitet am Empfang unseres Unternehmens, und es ist nie eine gute Idee, sich als Abteilungsleiter mit einer Untergebenen einzulassen.

»Das ist mal wieder typisch. Der Mann, mit dem ich heute Abend unbedingt tanzen will, verdrückt sich, sobald die Band den ersten Song anspielt. Haben Sie zwei linke Füße, Kingston, oder wollen Sie mich bloß ärgern?« Giulia tritt lächelnd an unseren Tisch, während Kim einen halben Schritt hinter ihr stehen bleibt. Giulias Blick gleitet mit unverhohlenem Interesse über mich und das Feuer in ihren Augen offenbart ihre kubanischen Wurzeln, die ihre helle Haut verleugnen will. Ein Jammer, dass das Schneewittchen charaktermäßig nicht mein Typ ist und meine Ansprüche nicht erfüllt, denn Giulia ist herausstechend attraktiv und ich kann mir vorstellen, wie nett ein Hanfseil ihren weiblichen Körper betonen würde, wenn sie bereit wäre, sich damit fesseln zu lassen.

Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie eins der Serviermädchen an mir vorbeiläuft. Ich drehe mich gerade noch rechtzeitig zur Seite und halte sie an einem Arm zurück, um zwei Champagnergläser von ihrem Tablett zu nehmen. Dann deute ich mit einer Kinnbewegung auf den Stuhl neben mir und schiebe ihn mit einem Fuß ein Stück vom Tisch weg. »Keine linken Füße, nur das unbändige Verlangen, meine Venen von ein paar anständigen und hochprozentigen Drinks durchspülen zu lassen. Aber Sie und Kim dürfen gern mit uns auf das Brautpaar anstoßen.«

Giulia nimmt mir die Gläser ab und reicht eins davon an Kim weiter, bevor die beiden meinem Angebot nachkommen und sich zu uns gesellen. Mir entgeht nicht, dass Lucas’ Blick an dem kleinen Tattoo hängen bleibt, das die Asiatin auf der rechten Schulter trägt. Zwei sich kreuzende Schwerter. In der Firma zeigt unsere Empfangsdame weit weniger Haut, und ich kann an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass ihm gefällt, was er heute sieht. Es überrascht mich allerdings, dass er sofort einen Arm über ihre Stuhllehne legt und anfängt, sie in ein leises Gespräch zu verwickeln. Lucas ist charmant und es ist kein Geheimnis, dass er sich mit nahezu all seinen Angestellten versteht. Aber normalerweise weiß er Berufliches und Privates genauso gut zu trennen wie ich. Nicht zuletzt, weil er im Bett denselben Frauentyp bevorzugt, und es nicht förderlich für sein Ansehen wäre, wenn es die Runde macht, dass der immer so reizende Junior der McVeighs in Wahrheit ein versauter Sadist ist. In seinem sorgsam gepflegten Saubermann-Image steckt dieselbe Menge Arbeit wie in seinem aufwendig gestylten Haar. Aber davon wissen nur auserwählte Menschen.

»Also, dann zum ungefähr zwanzigsten Mal heute Abend … auf das Hochzeitspaar«, sagt Giulia und hält mir ihr Glas zum Anstoßen hin.

Ich greife nach meinem Drink. »Ja, auf Natalie und Hunter. Und auf die betörend hübsche, wenn auch etwas aufdringliche Freundin der Braut, die schon den ganzen Abend versucht, mit mir zu flirten«, spiele ich darauf an, dass sie mich schon seit der Trauung umgarnt.

»Vorsicht, Kingston. Selbst mit schwarzen Haaren, strahlend blauen Augen und gesegneten Muskeln kann man sich nicht alles erlauben. Wenn Sie mir unkeusche Absichten unterstellen wollen, muss ich Sie außerdem enttäuschen. Nat ist meine beste Freundin, sie erzählt mir alles und hat mich ziemlich eindringlich vor Ihnen gewarnt.«

Ich stoße mein Glas gegen ihres. »Interessant, dass Sie sich dennoch freiwillig der Gefahr meiner Nähe aussetzen. Vielleicht habe ich Sie falsch eingeschätzt, Giulia.«

»Dann bin ich schwer daran interessiert, wie du diese Lage einschätzt, Amigo«, wirft Lucas ein, der uns offenbar mit halbem Ohr zugehört hat, und deutet mit einem Finger vage zum Eingang des Saals.

Ich sehe hin und … Gottverdammter Stiefelsocken. Wenn das nicht das faszinierendste, bezauberndste, anmutigste und bekannterweise leider auch übergrößte Miststück der Welt ist, das seinen Nobelhintern gerade durch die offenstehenden Flügeltüren schiebt.

Antonia Soto.

Schon bei unserer ersten Begegnung auf dem College – also noch bevor sie mit Hunter liiert war und eine linke Nummer mit ihm abzog – war mir klar, dass eine Frau, die den Vornamen meines Vaters in weiblicher Form trägt, nur ein Biest sein kann. Fünf Worte aus ihrem Mund und ich wusste, dass diesem Mädchen eine kräftige Züchtigung guttun würde – und das, obwohl ich mir meiner Neigung diesbezüglich damals noch gar nicht bewusst war.

Ich beobachte, wie Antonia ihr brombeerfarbenes Cocktailkleid glattstreicht und sich das schwarze Haar in den Nacken schüttelt. Sie hat es kürzen lassen, früher war es hüftlang, heute fällt es ihr stufig eine Handbreit über die Schultern. Für die Schuhe, die sie trägt, bräuchte sie verflucht noch mal einen Waffenschein; ich bin sicher, mit den spitzen Killerabsätzen ließe sich problemlos jemand erstechen.

Sie sieht sich flüchtig im Saal um, bis sie an der gläsernen Bar offensichtlich ein bekanntes Gesicht entdeckt und sich mit einem typisch abfälligen Lächeln ihrer Zielperson nähert.

»Na, das kann ja heiter werden«, beantworte ich Lucas’ Frage nach meiner Einschätzung der Lage, als sie aus meinem Blickfeld verschwindet.

Tony lebt eigentlich seit ein paar Jahren in Europa. Hunter wird nicht unbedingt vor Freude im Dreieck springen, wenn er erfährt, dass seine Ex ihn mit ihrer Anwesenheit auf seiner Hochzeit beehrt. Man kann nicht behaupten, die beiden hätten sich im Guten getrennt. Antonia bedeutet in der Regel Ärger, und wahrscheinlich ist sie der letzte Mensch, den er heute hier sehen will.

Wie zur Hölle ist sie überhaupt reingekommen? Zutritt nur für geladene Gäste. Dafür sollte das zusätzliche Sicherheitspersonal sorgen, das wir den Hotelmitarbeitern zur Seite gestellt haben, und ich will mir mit einer Flinte ins Knie schießen, wenn sie tatsächlich eine Einladung erhalten hat. Was nicht bedeutet, dass da nicht ein winziger Teil in mir wäre, der ihr Auftauchen genießt. Antonia ist durchaus unterhaltsam, wenn man schwierige Frauen zu nehmen weiß. Ich hatte paradoxerweise schon immer eine kleine Schwäche für sie, obwohl ich mit militanten, respektlosen Egomaninnen normalerweise nichts anfangen kann. »Aber weißt du was, Luc? Ich kümmere mich darum, dass sie keine Schwierigkeiten macht.«

»Wirklich nett, dass du dich erbarmst, aber in meinen Ohren klingt das, als wäre Ärger bereits im Anmarsch«, gibt er skeptisch zurück.

Giulia wirkt ein bisschen geknickt, als ich ihr ein entschuldigendes Lächeln zuwerfe und meine ein Meter zweiundneunzig vom Stuhl erhebe. »Damit schulden Sie mir jetzt mindestens zwei Songs auf der Tanzfläche, Kingston. Glauben Sie nicht, ich würde mich so schnell abschütteln lassen«, meint sie selbstbewusst.

»Es würde mich auch enttäuschen, wenn das der Fall wäre«, erkläre ich mit einem Zwinkern. Die Kleine ist hartnäckig, und normalerweise finde ich, dass Durchhaltemögen in irgendeiner Form belohnt werden sollte.

Lucas’ Gesichtsausdruck spricht Bände, als ich mich abwende und zwischen den Tischen entlang im Slalom in Richtung Bar laufe. Michael – Hunters Dad – diskutiert drei Meter von der Theke entfernt mit ein paar mir unbekannten Männern. Es wirkt, als würden sie über etwas Geschäftliches reden, und ich klopfe ihm im Vorbeigehen auf die Schulter. Als ich freie Sicht auf die Bar habe, suche ich nach Antonia und … muss feststellen, dass sie sich mit jemandem unterhält, dem ich nur ungern ein weiteres Mal an diesem Abend vor die Augen trete. Sie redet verwirrenderweise mit meinem Vater. Ausgerechnet.

»Ich wusste nicht, dass sich diese Hochzeit zu einem Treffen für Sünder und Missetäter mausert. Euch beide im selben Raum … Das ist ja, als würden sich die Hexe von Blair und Dr. No verbrüdern«, flüstere ich Tony ins Ohr, als ich direkt hinter ihr stehe. Ein Hauch Jasmin liegt in der Luft. Sie benutzt dieses Parfum schon seit Jahren.

»Kingston«, begrüßt sie mich, und ich höre ihrer Stimme das Lächeln an, noch bevor sie sich umdreht und es mir breit offenbart. Ihre dunklen Augen glitzern, was beweist, dass mein Humor ihren Nerv trifft. Es gibt nicht viele Menschen, die Antonia Soto eine echte und vor allem positive Gefühlsregung abluchsen können, aber ich gehöre dazu. Auch wenn sie das niemals zugeben würde.

»Hätte nicht damit gerechnet, dich hier zu treffen«, sage ich, während ich ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange hauche. »Wie hast du es geschafft, dich in eine geschlossene Gesellschaft zu mogeln? Meines Wissens taucht dein Name nicht auf der Gästeliste auf.«

»Gute Beziehungen machen das Auftauchen auf irgendwelchen Listen überflüssig. Obwohl ich gekränkt sein sollte, dass keiner von euch daran gedacht hat, mir eine Einladung zu schicken. Wenn ich mich recht entsinne, sind Hunter und du immer unter den Ersten, die es erfahren, wenn es bei uns etwas zu feiern gibt.« Ihr Blick huscht kurz zu meinem Vater, bevor er sich wieder herausfordernd zu meinen Augen hebt.

»Hunter und ich zahlen jedes Jahr eine Unsumme dafür, unter den Ersten zu sein«, erinnere ich sie und sehe ebenfalls für eine Sekunde zu meinem Dad, um herauszufinden, ob er mithört. Glücklicherweise hat er sich der Bar zugewendet. Es würde bestimmt nicht zu einer Verbesserung unseres Verhältnisses beitragen, wenn er erfährt, dass ich seit dem College Mitglied in einem Erotik- und BDSM-Club bin, und er streng genommen die ersten Jahre auch noch den gepfefferten Beitrag für mich bezahlt hat.

Antonias Familie hat den Pleasure Club vor Jahrhunderten gegründet, er befindet sich immer noch in ihrer Hand, hat überall auf der Welt seine Etablissements und die Mitgliedschaft erfolgt nur auf Einladung. Tony hat Hunter und mich während des Studiums angeworben, da wir zu den rar gesäten Menschen gehörten, die den Kriterien einer Aufnahme entsprachen: Wir waren jung, wir hatten genug Geld und schon damals einen Hang zu sinnlichen Spielchen.

»Was denn, King? Hast du Sorge, dass dein Daddy ein paar bedenkliche Gesprächsfetzen aufschnappen könnte?«, fragt Antonia provokant.

»Ich bin sicher, deine Sorgen diesbezüglich sind viel größer. Schließlich sind wir inzwischen erwachsen und meine ganz privaten Vorlieben gehen meinen Vater nichts an«, entgegne ich.

Der Pleasure Club steht in erster Linie für Diskretion. Dass er sich öffentlich als Zigarrenclub tarnt, ist einer der Hauptgründe, warum sich die Mitglieder die neunhunderttausend Schleifen im Jahr leisten. Luis Soto wäre garantiert nicht erfreut, wenn seine Tochter durch eine unbedachte Äußerung mit der Geheimhaltung bricht und ihm in Scharen die Mitglieder wegrennen.

Tony lässt meine Antwort unkommentiert. Ich nutze den Moment des Schweigens, um sie ausgiebig zu betrachten. Ihre großen, dunklen Augen sind ausdruckstark geschminkt, auf ihren vollen Lippen liegt ein glänzender Film. Das Kleid, das sie trägt, ist schulterfrei, weshalb die kurze Perlenkette an ihrem Hals besonders zur Geltung kommt. Antonia ist eine klassische Schönheit. Sonniger Teint dank spanischer Vorfahren, aufreizende Kurven. Ich habe schon jeden Zentimeter ihrer Haut gesehen, beobachtet, wie sie im Club ihres Vaters mit verschiedenen Männern intim war. Es gibt keinen Kerl, dem in ihrer Gegenwart nicht der eine oder andere unanständige Gedanke kommt. Ich hatte schon Millionen davon, aber sie war Hunters Mädchen, was mich immer davon abgehalten hat, zu versuchen, auch nur eine der Fantasien real werden zu lassen.

»Vergiss es, Kingston«, sagt sie, was mich von der Begutachtung ihrer straffen Beine ablenkt. In ihren Augen funkelt ein Hauch Amüsiertheit. »Das wird niemals passieren.«

»Was wird niemals passieren?«

»Ich kenne diesen Blick. Ich habe zigmal mitbekommen, wie du ihn Frauen zugeworfen hast, denen du den Arsch versohlen wolltest. Es tut mir leid, deine Träume zerplatzen zu lassen, aber mach dir keine Hoffnungen. Ich stehe nicht auf die Alphamännchen-Nummer. Und auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt gemein klinge, muss ich dir sagen, dass du zudem weit außerhalb meiner Liga spielst. Ich werde mich also weder von dir vögeln noch auspeitschen lassen.«

Außerhalb ihrer Liga?

Meine Lippen zucken. Dieses Mädchen ist wirklich einmalig. Es kann mit dem schönsten Lächeln die hässlichsten Dinge loswerden. Keiner anderen Frau würde ich gestatten, mich dermaßen zu beleidigen. Und ich würde mit keiner anderen flirten, nachdem sie klar ausgesprochen hat, dass sie nicht an … Wie nannte sie es? Ach ja, an der Alphamännchen-Nummer interessiert ist. Der Unterschied zwischen Tony und Frauen wie beispielweise Giulia ist nämlich verdammt offensichtlich. Während Letztere meiner Meinung nach eine Rebellin ist, die sich aus einer inneren Haltung heraus nicht unterordnen könnte, ist Antonia einfach nur ein Kontrollfreak. Ich bin überzeugt, dass es für sie genau das Richtige wäre, die Zügel mal aus der Hand zu geben. Hunter mit seinem Faible für Rollenspiele war definitiv der falsche Mann für sie. Was nicht automatisch heißt, dass ich der richtige wäre, oder die Antwort auf diese Frage herausfinden will.

Ich bemühe mich, mir meine Belustigung über ihre frechen Worte nicht anmerken zu lassen. Als mein Vater mit einem Drink seinen Platz an der Theke verlässt, greife ich nach ihrem Handgelenk, um sie zur Bar zu führen. Ich ignoriere, dass er mich ignoriert, lasse Tonys Hand langsam aus meinem Griff gleiten und fahre dabei wie beiläufig mit dem Daumen über einen ihrer gefeilten Fingernägel. »Pass lieber auf, Eisprinzessin, am Ende verletzen diese Krallen noch jemanden.«

Tony streicht sich eine Haarsträhne zurück, die sich in ihr Gesicht verirrt hat, und wendet sich dem blonden Barkeeper zu. »Machen Sie uns einen Wodka-Martini und …«, ich komme in den Genuss eines selbstgefälligen Seitenblicks, »… ein Glas von dem vierzigjährigen Famous Grouse. Drei Fingerbreit, auf Eis, bitte.«

Der Mann nickt und macht sich sofort an die Arbeit.

»Nett, dass du mir das Bestellen abnimmst.«

»Entschuldige bitte, falls das dein männliches Ego ankratzt.«

»Überhaupt nicht. Ich finde es nur interessant, dass du so genau weißt, was ich trinke.« Drei Fingerbreit von dem Vierzigjährigen auf Eis … An jedem Tag, den ich nicht mit Bourbon begonnen hätte, wäre das meine Wahl gewesen.

Man muss Antonia gut kennen, um zu bemerken, dass sie sich ertappt fühlt. Sie senkt für einen Herzschlag den Blick und befeuchtet die Lippen. »Es ist nicht so, als wüsste ich nicht, wer du bist, King. Daher frage ich mich auch, ob Hunter dich abgestellt hat, meinen Babysitter zu spielen. Befürchtet er, ich würde ihm seinen großen Tag ruinieren, oder warum klettest du dich an meinen Hintern?«

»Ich kann mir viele Dinge mit deinem Hintern vorstellen, mich daran zu kletten gehört allerdings nicht dazu. Und um deine Frage zu beantworten: Ich glaube nicht, dass er mit deinem Aufkreuzen gerechnet hat. Er weiß vermutlich noch gar nicht, dass du hier bist.«

»Dann sollte ich ihn vielleicht aufsuchen und dem Paar meine Glückwünsche aussprechen. Zu schade, dass ich die Zeremonie verpasst habe.« Ich registriere eine leichte Veränderung in ihrer Stimme. Eine Spur Unsicherheit, vielleicht auch einen unterschwelligen Groll. In jedem Fall deutet sie auf eine Regung hin, die ich nicht erwartet hätte.

»Es macht dir etwas aus, dass er jetzt links einen Ring trägt«, lasse ich sie an meiner Schlussfolgerung teilhaben.

»Mach dich nicht lächerlich. Das würde doch eurer Theorie widersprechen, dass er mir nie etwas bedeutet hat«, meint sie und hat ihre Tonlage dabei wieder im Griff.

»Seine Theorie, nicht meine.«

Hunter glaubt, er wäre nur ein Mittel zum Zweck gewesen. Dass Antonia ihn bloß für den Pleasure Club ködern wollte, weil ihr Vater ihr auftrug, sich nach passenden Mitgliedern umzusehen, und sie ihr Spielchen dann noch eine ganze Weile weitertrieb, um über ihn an Leute heranzukommen, die sich ebenfalls für eine Aufnahme eigneten. Und Himmel, ich kann dem Jungen nicht verübeln, dass er so denkt. Seine Beziehung mit Antonia ist auf sehr unschöne Weise zu Ende gegangen. Sie hat ihn mit kalter Berechnung abserviert und Wissen über sein Privatleben verwendet, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Und das ist noch die nette Version.

Ich sehe das alles jedoch anders. Die beiden waren schließlich über vier Jahre lang ein Paar, außer Lucas und ich wurde niemand über Hunter in den Club aufgenommen, und keine Frau würde sich eine solche Zeit mit einem Mann abgeben, an dem ihr nichts liegt.

Der Barkeeper stellt die Drinks vor uns ab. Antonia greift nach ihrem Martini, zieht den Zahnstocher mit der Olive aus dem trichterförmigen Glas und legt ihn auf eine Serviette, die ihr der Kerl hinter der Theke zuschiebt. »Spielt ja auch keine Rolle. Wir sind auf einer Hochzeit. Sollten wir uns nicht sinnlos betrinken oder irgendeinen anderen Blödsinn veranstalten, anstatt Themen anzuschneiden, die schon seit Jahren keinen mehr interessieren?«

»Warum bist du hier, Tony?«, will ich wissen, während ich die Finger um das Whiskeyglas schließe.

»Ob du es glaubst oder nicht; es war Zufall, dass ich von dem rauschenden Fest erfahren habe. Ich bin beruflich in der Stadt und wollte für zwei Wochen eine Suite hier im Westin reservieren, aber man sagte mir, dass das nur mit Unterbrechung möglich wäre, da an diesem Wochenende das gesamte Hotel für eine private Feier gebucht worden sei. Nun ja, ich bin ein gern gesehener Gast und das Management beantwortet mir meine Fragen, wenn ich welche stelle«, deutet sie an, gewusst zu haben, von wem und zu welchem Zweck das Hotel gebucht wurde, obwohl darüber nichts nach draußen dringen sollte. Hunter hat darauf bestanden und garantiert nicht schlecht für die Verschwiegenheit der Hotelmitarbeiter gezahlt.

»Das beantwortet nicht meine Frage.«

»Vielleicht, King, steckt ja mehr von einer Masochistin in mir, als ich zugeben will«, erklärt sie scheinheilig und führt ihr Glas an die Lippen.

Ich drehe mich um und lehne mich mit dem Rücken gegen die gläserne Barfront, bevor ich ebenfalls einen gewaltigen Schluck von meinem Drink nehme. Mein Blick gleitet ohne festes Ziel durch den Saal und bleibt an … na wunderbar … Natalie und Hunter hängen, die mit verschlungenen Fingern die Tanzfläche verlassen und direkt auf uns zukommen. Er hat seine Exfreundin also entdeckt.

»Bitte versau ihm diesen Tag nicht«, sage ich zu Tony, obwohl sie vermutlich gar nicht mehr die Macht dazu hätte. Er hat sein Gegenstück gefunden und ist auf eine Weise glücklich mit Nat, wie er es mit Antonia nie gewesen ist. Dennoch ist Hunter oft ein nachtragender Arsch, und ich traue ihm durchaus zu, dass er es fertigbringt, auf seiner eigenen Hochzeit einen Streit anzuzetteln. Wenn sich Tony provozieren lässt, wäre es möglich, dass damit die ganze Stimmung umschlägt.

»Ich habe nicht die Absicht, das zu tun«, erwidert sie, bevor wir gleichzeitig zügig unsere Gläser leeren. Augenscheinlich gefasst blickt sie dem Brautpaar entgegen.

»Sieh an, wir haben einen Ehrengast«, begrüßt Hunter seine Verblühte. Er lässt Nats Hand los und wirft mir einen so mörderischen Blick zu, dass man meinen könnte, er mache mich für ihr Auftauchen verantwortlich. Nat hingegen wirkt völlig entspannt, aber sie ist auch in jeder Hinsicht ein Sonnenschein. Hunt kann sich glücklich schätzen, dass sie es mit ihm aushält. Sie ist der perfekte Ausgleich zu seinem launischen Gemüt.

»Ich war zufällig in der Gegend und wollte es mir nicht nehmen lassen, Nicole und dich zu beglückwünschen«, bringt Tony mit einem – zugegeben – überzeugenden Lächeln hervor. Ich bemerke allerdings, dass sie leicht die Augen verengt, während ihr Blick erst Hunter inspiziert, und zwar von seinen dunkelbraunen Haarspitzen bis zu den schwarzen Schuhen, bevor er beunruhigend langsam über seine blonde Braut gleitet. »Ein wirklich hübsches Kleid.«

»An so einem Tag wird niemand in der Stimmung sein, irgendwelche Streitigkeiten fortzusetzen«, brumme ich. Gerade laut genug, dass Hunter es hört. Es sind dieselben Worte, die er in Bezug auf ein Zusammentreffen mit meinem Vater vor mir ausgelegt hat.

»Natalie, nicht Nicole«, kommt Nat ihrem Mann zuvor, als dieser gerade die Lippen öffnet. »Und bevor bei den Wolken, die sich euren Gesicht nach zu urteilen zusammenbrauen, noch einer vom Blitz getroffen wird, schlage ich vor, wir lösen diese seltsamen Spannungen mit …«, sie deutet hinter mich zur Bar, »Tequila.«

»Ich glaube nicht, dass …«, setzt Hunter an, aber Nat schiebt mich bereits zur Seite und zieht ihn mit sich zur Theke.

»Nein, ich glaube nicht, dass du wirklich vorhast, diesen Satz zu Ende zu führen. Niemand widerspricht der Braut, das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Ich bin auf einer Ranch aufgewachsen, Baby, und selbst die rauen Jungs vom Land und die mexikanische Mafia regeln mit dem Zeug ihre Probleme. Benjamin, vier Gläser und mach sie ordentlich voll.«

Der Barkeeper grinst, als er sich abwendet und zu meinem Entsetzen vier Gläser vom Bord über der Spüle nimmt, in die jeweils mindestens ein Dreifacher passt. Die Vorstellung, auf einen Bourbon und einen Scotch jetzt noch einen Monster-Tequila zu kippen, ist mir nicht ganz geheuer. Ich wollte mich gemächlich betrinken und nicht irgendwo eine Ecke des Festsaals vollreihern. Tony wirkt auch nicht glücklich, aber sie scheint es immerhin ehrlich zu meinen, keinen Ärger machen zu wollen. Sie gibt keinen Ton von sich, als sie ihr Martiniglas abstellt und dafür das entgegennimmt, das Nat ihr reicht.

»Also dann … Es ist schön, dass du trotz deiner Differenzen mit Hunter zu unserer Hochzeit gekommen bist, Antonia. Trinken wir auf alte und neue Freundschaften. Und darauf, Vergangenes mal brav Vergangenes sein zu lassen«, bringt Natalie einen Toast an.

»Auf das ungeschriebene Gesetz, dass niemand der Braut widerspricht«, murmelt Tony.

Ich stürze das Zeug hinunter und muss mir endgültig eingestehen, dass dieses ordinäre Getränk und ich keine Freunde mehr werden. Es kostet mich ziemliche Anstrengung, nicht bei der Hälfte abzusetzen, und noch mal so viel Mühe, in die Zitronenscheibe zu beißen, die mir Antonia hinhält, während sie an ihrer eigenen saugt. Ich umgreife ihr Handgelenk und nehme sie ihr dabei nicht aus den Fingern, was mir einen merkwürdigen Blick von ihr einspielt.

»Was meinst du, Tony?«, frage ich, als ich im Augenwinkel registriere, dass Hunt und Nat damit beschäftigt sind, sich abzuknutschen, und Antonia beide Zitronenschalen in ihr Schnapsglas fallen lässt. »Bist du noch scharf auf eine zweite Runde Brennspiritus oder lässt du dich von mir auf die Tanzfläche retten?«

»Nie gedacht, dass ich das einmal sage, aber vermutlich ist ein Tanz mit dir in diesem Fall das kleinere Übel.« Das winzige Lächeln, das auf ihren Lippen aufblitzt, schießt mir quer durch den Körper. Gott, im kleinsten Detail dieser Frau steckt eine Sünde. Zehn Minuten mit ihr in meinem Schlafzimmer und ich könnte dafür sorgen, dass sie Hunters Ring nicht mehr juckt.

Ich nehme ihr das Glas aus den Fingern, stelle es zusammen mit meinem auf die Theke und bedeute ihr, vorauszugehen. Direkt hinter ihr bleibend, manövriere ich uns zwischen ein paar Stehtischen hindurch in Richtung Podest, das für die Hochzeitsband zur Bühne umfunktioniert wurde. Das Schicksal meint es gut mit mir, die Jungs gehen gerade dazu über, eine Coverversion von Wonderful Tonight zu spielen – ein Song für Körperkontakt. Als sie sich umdreht, greife ich nach ihrem Unterarm, ziehe sie nah an mich und lasse ihre Finger in meine gleiten. Ich lege ihr die rechte Hand auf die Hüfte, während sie ihre auf meiner Schulter platziert, allerdings weicht sie clever meinem Blick aus, indem sie ihre Schläfe an meine Wange drückt. Ich bin kein besonders guter Tänzer, aber für eine einfache Nummer reicht mein Talent, und vor allen Dingen reicht es, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie perfekt sich ihr weicher und geschmeidiger Körper anfühlt.

»Du bist also die nächsten zwei Wochen in der Stadt?«, will ich wissen.

»Sieht danach aus.«

»Und? Wirst du in dieser Zeit mit mir essen gehen?«

Sie lacht leise. »Nein, wir werden auf keinen Fall miteinander essen gehen.«

»Ich würde dich auch das Restaurant aussuchen lassen und wenn du nett bist, darfst du sogar für mich bestellen«, necke ich sie.

»Hast du Streit mit Hunter oder warum willst du ihn unbedingt verärgern? Als sein loyaler Freund solltest du mich doch eigentlich solidarisch hassen und nicht versuchen, mir an die Wäsche zu gehen.«

Ich verstärke den Druck meiner Hand auf ihre Hüfte und zwicke ihr dort fest genug in die Haut, dass ich an meinem Hals spüren kann, wie sie den Atem einzieht. »Wir wissen beide, dass der einzige Grund, warum ich dir nie gezeigt habe, wie bequem es sich in meinem Bett liegt, darin besteht, dass ich viel zu lang solidarisch mit Hunt war. Irgendwas sagt mir, dass seine Hochzeit mit Nat der Zeitpunkt ist, damit aufhören zu können.« Natürlich würde er angepisst sein, wenn ich Antonia, größte Kratzbürste der Welt, in ein Restaurant ausführe. Wahrscheinlich stößt ihm bereits auf, dass sie ihre Hände gerade an meinem Körper hat. Dass er Natalie aufrichtig liebt und sie niemals gegen seine Ex eintauschen würde, heißt nicht, dass es für ihn kein Verrat wäre, wenn ich mich mit der Frau einließe, die ihm böse zugesetzt hat. Aber erstens bin ich ein großer Junge und brauche seinen Segen nicht, um ein Mädchen klarzumachen, auf das er keinen Anspruch mehr erhebt, und zweitens weiß ich sehr genau, dass Tony mich sowieso abblitzen lässt. Sie ist viel zu oppositionell und zu stolz, um sich einzugestehen, dass es mit uns verdammt interessant werden könnte. Also ist unser Geplänkel heute Abend nicht mehr als ein unterhaltsames Spiel.

Antonia schiebt die Hand auf meiner Schulter in meinen Nacken, zieht die andere aus meinen Fingern und legt auch diesen Arm um meinen Hals. Sie hebt ihr Kinn, um zu mir aufzusehen, und ich weiß nicht, was meinen Blick mehr auf sich zieht; ihre kaffeebraunen Augen, in denen Übermut schimmert, oder ihre sinnlich geschwungenen Lippen, die ich in dieser Sekunde so grob küssen will, als wäre das hier doch mehr als nur ein belangloser Flirt. Herrgott, ich kann verstehen, warum Männer ihr scharenweise verfallen. Sie hat dieses gewisse Etwas an sich, einen Zauber, einen Magnetismus, dem man nicht trotzen kann, und eine Unnahbarkeit, die den Jäger in jedem Kerl hervorlockt. Spontan entscheide ich mich, dass ihr verdorbener Mund meine volle Aufmerksamkeit verdient, und werde glatt für diesen Entschluss belohnt, indem sie sich streckt und ihn nah vor meinen bringt.

»Dein überlaufendes Fass an Selbstsicherheit ist beinah süß, King. Deshalb tut es mir sogar ein bisschen leid, dich jetzt verlassen zu müssen. Ich hatte tatsächlich vergessen, dass ich mit meiner Eintrittskarte verabredet bin, und mein Date ruft sich mir gerade zurück ins Gedächtnis.« Sie sieht kurz nach links und mein Blick will ihrem folgen, doch auf halbem Weg streifen ihre Lippen unerwartet die meinen. Flüchtig, kaum mehr als ein Atemhauch, aber dennoch lang genug, um mir das Blut aus meinem Kreislauf gen Süden zu jagen. Dann lässt sie mich los, im Begriff sich abzuwenden.

Ich lange nach ihrer Perlenkette und bevor ich registriere, was genau ich da tue, habe ich ihr Gesicht zurück vor meins gezogen, um meinen Mund auf ihren zu pressen. Einfach so. Als wäre sie nicht Antonia Soto, von der man besser die Finger lässt. Als wären wir nicht auf der Hochzeit ihres Exfreunds, der zufällig mein bester Freund ist, und als hätte ich irgendwann in der vergangenen halben Stunde andere Absichten gehabt, als mir mit ihr ein paar amüsante Wortgefechte zu liefern.

Normalerweise habe ich mich besser unter Kontrolle, aber die winzige, kaum erwähnenswerte Berührung unserer Lippen, mit der sie nichts weiter tun wollte, als mir vor Augen zu führen, dass sie mir überlegen ist und mich jederzeit hochnehmen kann, schürt das Verlangen in mir, dieses respektlose Mädchen zu disziplinieren. Sie beherrscht das Feld nur, solang ich ihr erlaube, darauf zu spielen. Und das muss ich ihr unbedingt klarmachen. Es war ein Fehler, mich in das Geheimnis einzuweihen, wie sie sich Zutritt auf diese Hochzeit verschafft hat.

Tony ist von meinem Übergriff mindestens so überrascht wie ich selbst. Sie erwidert meinen Kuss für einen Herzschlag und einen zweiten, und öffnet einen Spalt breit die Lippen, bis meine Zunge an ihre stößt. Dann spüre ich, wie sie beide Hände zwischen unsere Körper zwängt und mich gegen meine Brust drückend zurückdrängen will, aber ich schließe die Finger fester um ihre Kette und ziehe energischer, sodass ihr genau zwei Möglichkeiten bleiben: Entweder sie duldet den Kuss oder das wertvolle Schmuckstück droht zu zerreißen. Sie begreift ziemlich schnell, dass ein Widerstand auf ihre Kosten gehen würde, weshalb sie etwas macht, was Antonia in ihrem Leben bestimmt noch nicht oft getan hat. Sie fügt sich.

Mir ist bewusst, dass wir mitten auf der Tanzfläche stehen, aber in diesem Moment ist mir das vollkommen egal. Besser noch; es ist in meinem Interesse, dass uns so viele Menschen wie möglich beim Küssen zusehen. Es wäre perfekt, wenn der Kerl, den sie als Ticket für diese Feier benutzt hat, mitbekommt, wie sie ungeniert mit mir rummacht. Vielleicht kann ein bisschen Scham ihr Ehrfurcht eintrichtern.

Ich merke, wie Tonys Gegenwehr bröckelt und sie die Augen schließt. Wie ihre Resistenz schmilzt, sie gegen meine Zunge stößt, sich ihre Lippen plötzlich heiß an meinen reiben. So intensiv, so niederbrennend hingebungsvoll, dass ich für eine gefährliche Sekunde lang nichts anderes mehr wahrnehme als ihren Mund. Die Hände, die mich eben noch wegstoßen wollten, krümmen die Finger und krallen die Nägel in mein Jackett. Eine Weile hält sie mich fest, wie ich sie an ihrer Kette festhalte, dann lockert sie ihren Griff, gleitet mit den Handflächen höher und presst ihren Körper an mich. Ihre weibliche Brust an meine männliche harte. Himmel und Hölle, ich kann nicht behaupten, dass das keinen Effekt auf mich hätte. Mein Schwanz drängt sich unangenehm gegen den Reißverschluss meiner Hosen, unser Kuss kribbelt in meinen Venen, und der vorherrschende Gedanke in meinem Kopf ist plötzlich der, sie aus diesem Saal raus zu schaffen, ihr Höschen zu zerreißen und sie ungehemmt an eine Wand gedrückt zu nehmen. Das Einzige, was mich zurückhält, ist die Tatsache, dass ihr das kaum eine Lehre sein würde.

Ich lasse ihre Kette los, umfasse ihre Arme und schiebe sie im rechten Moment von mir weg. Ein Zungenschlag später und ich hätte vielleicht nicht mehr die Beherrschung aufbringen können. Mein Puls dröhnt, und ich verspüre ein Zucken in meinem Bauch, weil mein Körper nicht einverstanden ist, das Spiel zu beenden. Ich will mehr. Bei Gott, mit jeder Zelle will ich mehr von ihr kosten als ihren teuflischen Mund. Aber die Genugtuung über Tonys Gesichtsausdruck und ihren weggetretenen Blick, als sie blinzelnd die Lider hebt, stellt mein eigenes Verlangen total in den Schatten. Für den wunderschönen Bruchteil einer Minute wirkt sie vollkommen durcheinander. Ihre Wangen sind gerötet, in ihren dunklen Augen kämpfen hundert Gefühle. Leidenschaft, ein Hauch Zärtlichkeit, eine riesige Prise Verzweiflung. Ich packe die Gelegenheit beim Schopf, bevor sie sich wieder hinter ihrer Würde verschanzt, gebe ihre Handgelenke frei und streiche ihr mit einem Daumen sanft über die Wange.

»Lektion Nummer eins, Schätzchen: Fordere niemals einen Meister auf seinem Gebiet zum Duell heraus. Viel Spaß dabei, deinem Date zu erklären, was genau vorgefallen ist. Ich habe nicht den Eindruck, als hätte irgendjemand nicht mitbekommen, dass wir gerade fast eine Art heißes Vorspiel erlebt haben.« Ich blicke mich prüfend im Saal um, nur um sicherzugehen, dass ich nicht maßlos übertreibe. Glücklicherweise ist es wirklich so, dass uns ein paar neugierige Augen beobachten. Dann wende ich mich ab, um meinem dringenden Bedürfnis nach einem Drink nachzukommen. Ich muss zwingend mein erhitztes Blut abkühlen.

»Kingston«, hält Antonia mich auf, als ich ihr bereits den Rücken zugekehrt habe, und ich lasse mich idiotischerweise dazu herab, mich noch mal umzudrehen. »Ich wünsche dir dasselbe. Also Spaß dabei, zu erklären, was genau hier vorgefallen ist.« Mit einem siegestrunkenen Lächeln weist sie mit einem Blick zu einem der Stehtische am Rand der Tanzfläche und bewegt sich kurz darauf in diese Richtung.

Mir wird auf der Stelle klar, dass ich etwas Dummes getan habe. Ihr Date ist kein Unbekannter. Im Gegenteil. Ich kenne Milton Chamberlain schon mein ganzes Leben. Er ist ein Klient und langjähriger Freund meines Vaters, Geschäftspartner der McVeighs und ich weiß genug über ihn, um sagen zu können, dass sich sein Verschleiß an jüngeren Frauen als abartig beschreiben lässt. Antonia muss wirklich unbedingt auf Hunters Hochzeit gewollt haben, wenn sie sich als das Plus-eins eines fünfunddreißig Jahre älteren Playboys unter die Gäste mischt. Immerhin ergibt es jetzt einen Sinn, warum sie sich vorhin mit meinem Vater unterhalten hat. Wahrscheinlich wollte sie von ihm wissen, wo sie Milton finden kann. Mein alter Herr, und zu meinem allergrößten Pech auch meine Mom, stehen direkt neben dem ergrauten Schwerenöter. Sie alle werden verfolgt haben, dass ich Tony zunächst ziemlich grob zu unserem Kuss überreden musste. Bis sie … Hölle, nein, bloß nicht an ihre Lippen zurückdenken, denn es ist nach wie vor verdammt eng in meiner Hose.

Ich nicke meinem Dad zu, der mich mit zusammengezogenen Brauen und gewohnt grimmiger Miene anblickt, als wolle er mich einmal der Länge nach aufschlitzen. Meine Mutter hingegen starrt peinlich berührt das Champagnerglas in ihrer Hand an. In den Kreisen, in denen die beiden verkehren und denen ein Großteil der anderen Gäste angehört, fällt man nicht wie ein Wilder vor Zeugen über ein Mädchen her. Ich ärgere mich über mich selbst und auch über Antonia, obwohl es rein dem Zufall zu verdanken ist, dass diese Runde nicht an mich geht. Sie geht auch nicht wirklich an sie, viel eher habe ich uns beide in eine total belämmerte Situation gebracht.

Ich mache mich auf den Weg an die Bar, wo ich mir wie Tony zuvor einen Scotch auf Eis bestelle. Ich stürze den Drink hinunter und bedeute dem Barkeeper, sofort noch mal nachzuschenken. Während ich das zweite Glas etwas langsamer leere und versuche, meinen hochgepeitschten Hormonstatus etwas herunterzufahren, berührt mich jemand von hinten an der Schulter.

»Und dann treffe ich Sie ausgerechnet da wieder, wo ich Sie haben wollte«, höre ich Nats Freundin, das aufdringliche Schneewittchen, hinter mir sagen.

Ich drehe mich zu ihr um. Giulia hat den Kopf zur Seite geneigt und das halbe Lächeln auf ihren Lippen betont den verheißungsvollen Blick, mit dem sie mich von oben bis unten ansieht. Als er meine Augen trifft, befeuchtet sie ihre Lippen.

Mist.

Sie ist zu hübsch, um ihre permanente Anmache auf Dauer zu ertragen, und auch wenn ihr Name nicht Antonia lautet, mir ihre frech-süße Art viel zu anstrengend ist und sie aller Wahrscheinlichkeit nach meine Interessen nicht umfassend befriedigen kann, bin ich ihrer Anziehungskraft nach der letzten halben Stunde nicht gewachsen. Mein Schwanz ist noch halb steif, ihr lachsfarbenes Kleid umspielt ihre reizende Figur, der Alkohol in meinem Blut zeigt inzwischen Wirkung. Und sie bietet sich unschuldig an, mich zumindest ein wenig abzureagieren. Der Gedanke daran, sie plain vanilla zu vögeln, ist gerade attraktiver als noch früher am Abend.

»Ich meinte in der Nähe der Tanzfläche. Ich wollte Sie nicht an der Bar haben«, fügt sie nach einer geschlagenen Minute an, in der ich aus irgendeinem Grund keinen Ton von mir gegeben habe. Vielleicht habe ich ein bisschen Angst vor dem, was aus meinem Mund kommen könnte.

Ich sehe kurz zu Antonia rüber. Sie unterhält sich mit Milton, beobachtet aber mich. Und auch wenn es irgendwie ein bisschen geschmacklos ist, weil ich im Grunde nicht Giulia will, sondern die Frau, die mich in Brand setzt, zwanzig Meter entfernt steht, kann ich nicht verhindern, dass meine ungefilterten Gedanken in einem heiklen Satz aus mir rauskommen. »Dummerweise ist das nicht der Ort, an dem ich dich haben will. Deshalb schlage ich vor, dass wir beide von hier verschwinden.«

2. KAPITEL

Antonia

»Das hier ist die Aufzeichnung, die veranschaulicht, wie Sie sich während eines Brandfalls zu verhalten haben.« Dylan Sipes, der rothaarige Innenarchitekt, der das ehemalige Wellnesscenter, in dem wir uns befinden, Pleasure-tauglich umgebaut hat, beugt sich über eine auf meinem Schreibtisch ausgebreiteten Plan. Er deutet auf zwei Punkte der Skizze, die auf dem Brandschutzplan den Neben- und Hintereingang darstellen. »Diese beiden Türen sind so konstruiert, dass sie sich von innen jederzeit öffnen lassen. Das Abschließen bezweckt nur, dass niemand von außen herein kann. Die Gänge, die hier als Fluchtwege rot markiert sind, müssen frei bleiben. Das heißt, sie dürfen diese Flure nicht als Abstellfläche benutzen.« Er fährt mit einem Finger überflüssigerweise die roten Linien nach.

»Okay. Die Rettungswege müssen frei bleiben«, gebe ich zu verstehen, dass ich ihm folge, obwohl meine Konzentration bereits radikal nachlässt.

Es ist Montag und am Wochenende habe ich dank Hunters Hochzeit und drei Geschäftsterminen nicht wirklich Kraft getankt. Dafür habe ich mich heute den kompletten Vormittag mit den letzten Feinschliffen auseinandergesetzt, die noch von den Handwerkern vorgenommen werden mussten, und mich nach einem Rundgang durch das neue Club-Etablissement mit dem Baufachmann in mein Büro zurückgezogen. Er hat mir eine Million Dinge erklärt und zwischenzeitlich noch den Leiter der Sicherheitsfirma hinzugezogen, die das Haus mit einem Alarmsystem versehen hat. Inzwischen stoße ich fast an die Grenzen meiner Aufnahmefähigkeit. Wenn er mir auch nur noch eine Mappe in die Finger drückt oder eine Bauzeichnung vor mir auseinanderfaltet, vergesse ich wahrscheinlich alles, was ich bisher behalten habe. Es ist immerhin schon viertel vor sieben.

»Außerdem ist jeder Raum mit Feuerschutztüren versehen, die den Übergriff des Brandes auf andere Räume verhindern und dafür sorgen, dass kein Rauch hindurchgelangt. Wenn das Alarmsystem losgeht, fallen die Türen automatisch ins Schloss. Wer es nicht ins Freie schafft, kann, ohne panisch zu werden, hinter praktisch jeder Tür auf das Eintreffen der Feuerwehr warten. Wir haben das den Richtlinien der europäischen Häuser angepasst.«

»Ich hoffe, wir wissen es zu vermeiden, unseren Club in Brand zu stecken«, sage ich und reibe mir den Nacken, als sich Dylan aufrichtet und – Gott sei Dank – den Plan zusammenlegt. »Es könnte etwas schwierig werden, den Einsatzkräften der Feuerwehr zu erklären, warum ein Zigarrenclub mit Fetisch-Equipment und Erotikmöbeln ausgestattet ist.«

Der Innenarchitekt überhört meinen Witz. Manchmal habe ich den Eindruck, er wird nicht gern daran erinnert, was sich hinter den Mauern unserer Häuser abspielt. »Falls noch Fragen offen sind, können Sie mich jederzeit anrufen. Aber Sie finden alles, was ich Ihnen erklärt habe, auch noch mal als Leitfaden in der …«, er blickt sich auf dem Schreibtisch um und zieht einen pflaumefarbenen Ordner zur Kante, »… in der Mappe hier.«

»Ich hoffe, alles so weit verinnerlicht zu haben, dass ich keine Leitfäden und Skizzen mehr in die Hand nehmen muss. Ansonsten schnappe ich über und kann die Eröffnungsfeier in die nächste Psychiatrie verlegen. Wobei ich sagen muss, dass da einige unserer Gäste besser aufgehoben wären.«

Dylan schenkt mir ein aufrichtig mitfühlendes Lächeln, während er die zusammengefalteten Plan neben die Vorschriftensammlung legt. Der Mann ist ein Freund meines Vaters, er hat bereits andere Objekte des Pleasure Clubs modernisiert und vor zwei Jahren sogar ein Anwesen für uns in Südfrankreich entworfen. Er ist gut in seinem Job, er weiß genau, wie man hundert gesetzliche Bestimmungen erfüllt, ohne gleichzeitig dem Ambiente zu schaden. Unsere Mitglieder haben gehobene Ansprüche und gewisse Erwartungen an unsere Locations, und ihre Zufriedenheit darf nicht durch rechtliche Bauauflagen oder dergleichen gestört werden.

Ich begleite Dylan zur Tür meines Büros, wo er sich sein Jackett überstreift. »Ich würde mich übrigens freuen, wenn Sie am Samstag in zwei Wochen zur Eröffnung kommen«, sage ich zu ihm.

»Und gleich danach kann ich mir dann einen guten Scheidungsanwalt besorgen«, entgegnet er trocken.

»Aber warum denn? Bringen Sie Ihre Frau einfach mit. Sie wären nicht das erste und nicht das letzte Paar, das uns beitritt, um das Eheleben etwas aufzupolieren.«

»Danke, Antonia, aber ich wünsche Ihnen lieber nur gutes Gelingen. Und grüßen Sie Ihren Vater, wenn Sie ihn sprechen.«

»Mache ich. Danke für die Mühe, die Sie sich mal wieder für uns gemacht haben.« Ich öffne die Tür und bedeute Alyssa mit einem Blick, ihn nach draußen zu bringen. Meine helfende Hand verflucht mich bestimmt schon dafür, dass sie es mal wieder nicht vor halb acht nach Hause schafft. Schon letzte Woche haben wir gemeinsam Überstunden geschoben. Allerdings war es ihre Entscheidung, mit mir nach Houston zu gehen. Ich war ein bisschen überrascht. Alyssa und ich kannten uns vorher nur flüchtig, denn bisher war sie als Verwaltungskraft für das Büro meines Vaters, also der übergeordneten Geschäftsstelle, tätig. Ich hatte sie gewarnt, dass unsere Anfangszeit in den Staaten verdammt stressig werden könnte. Aber sie stammt wohl ursprünglich aus Dallas, ihre Familie lebt hier, und sie spielte schon länger mit dem Gedanken, aus Madrid zu verschwinden, um zurück nach Texas zu ziehen. Letztendlich kommt mir ihr Entschluss zugute. Die Frau ist neununddreißig, zehn Jahre älter als ich, und sie kann auf fünfzehn Jahre Erfahrung in der Verwaltung zurückblicken. In den letzten Tagen hat sie sich mehr als einmal als Organisationstalent und Goldstück bewiesen.

Mir schwirrt ein bisschen der Kopf, als Dylan endlich verschwunden ist und ich das schmale Vorzimmer durchquere, um einen Blick auf Alyssas Schreibtisch zu werfen. Sie ist damit beschäftigt, die Einladungen für die Gäste im näheren Umkreis zu adressieren. Sie müssen morgen unbedingt in die Post. Wir haben mit Absicht einen so späten Zeitpunkt für die Bekanntgabe der Eröffnung gewählt, da ich vermeiden will, dass der Club an dem Abend aus allen Nähten platzt. Am Donnerstag gehen die offiziellen Schreiben von der Hauptverwaltung raus, aber ich möchte den Mitgliedern aus der Umgebung noch einen kleinen Extravorteil gewähren, was die Reservierung der Separees angeht. Schließlich sind das die Kunden, die unser neues Etablissement in Zukunft häufiger besuchen, und die Erfüllung ihrer Wünsche steht an erster Stelle. Sie müssen sich wohlfühlen, damit ich mich ein bisschen entspannen kann.

Dieser Club, das Place for Sinners, ist mein Baby. Und meine Feuerprobe. Die Gelegenheit, meinem konservativen und nicht besonders liberal eingestellten Vater zu zeigen, dass auch Frauen in der Lage sind, ein Geschäft zu führen – selbst ein so extravagantes. Er wird mir keine zweite Chance einräumen, wenn ich diese Sache hier in den Sand setze. Er hat mir, was die Eröffnung eines neuen Hauses angeht, komplett freie Hand gelassen. Das Wo, das Wie … Houston war meine Entscheidung, die Eröffnung im Juni stattfinden zu lassen meine Idee. Ich bin ein Risiko eingegangen, als ich entgegen unserer sonstigen Vorgehensweise das Place for Sinners mitten nach Briarmeadow – ein Geschäfts- und Restaurantviertel – gesetzt habe, aber ich glaube, dass sich meine Ziele hier leichter verwirklichen lassen.

Mein Vater hat klar und deutlich gesagt, was er verlangt. »Du willst ins Geschäft einsteigen? Schön, ich lasse dich ins Geschäft, aber du wirst ganz unten anfangen und dich erst mal beweisen. Eröffne ein Haus, sorge dafür, dass dadurch neue Kunden akquiriert werden, setz dich durch und sieh vor allem zu, dass der Club sauber bleibt. Vielleicht, Antonia, können wir dann irgendwann darüber reden, ob ich dir die Führung unserer Etablissements in den Staaten überlasse.«

Das Clubhaus zentral anzusiedeln, hat gewaltige Vorteile. Unsere Mitglieder können sich spontaner entschließen, vorbeizukommen, und uns demnach öfter besuchen. Der Club kann sich in ihr Leben einfügen, anstatt ein Ort zu sein, an dem man hin und wieder der Befriedigung seiner Neigungen nachgeht. Ich will, dass er für unsere Gäste so wichtig wird wie für mich. Als Luis Sotos einziges Kind sollte ich dem Pleasure-Club eines Tages vorstehen. Nicht ein Cousin dritten Grades und schon gar kein Kerl, der mir auf Geheiß meines Vaters einen Ring ansteckt und mir auf diese Weise mein Geburtsrecht wegnimmt. Auch wenn es meiner Familie am liebsten wäre, es würde so laufen … ich lasse mir nicht meine Zukunft stehlen, nur weil mir zum Bedauern aller ein bestimmtes Körperteil fehlt.

Seit vierhundert Jahren besteht der Club mittlerweile. Er wurde von uns Sotos in Europa gegründet, hat sich im Laufe der Jahre etwas gewandelt und seine Häuser sind inzwischen auf der halben Welt aufgebaut. Ich werde nicht dulden, dass er in beinah fremde Hände fällt, wenn mein Vater irgendwann abtritt. Ich bin in der Lage, dieses Geschäft zu leiten, und genau das werde ich allen beweisen.

Alyssa kehrt zurück ins Büro. Sie sieht so erledigt aus, wie ich mich fühle. Es kommt mir vor, als sei sie in den letzten anderthalb Wochen noch kleiner und schmaler geworden, als ohnehin schon, und ihr Gesicht wirkt einfach nur müde. Sie zieht ihren blonden Zopf etwas straffer und atmet laut aus, bevor sie sich streckt und ihren Platz hinter dem Schreibtisch einnimmt.

»Muss nur noch der Stapel dort beschriftet werden?«, frage ich und deute auf etwa fünfzig Briefumschläge.

»Ja. Ich mache die paar Kuverts noch fertig, damit ich sie morgen Früh auf dem Weg hierher in die Post geben kann. Machen Sie ruhig Feierabend. Ich kann den Club gleich abschließen.«

Es gibt viele Menschen, die das Gegenteil behaupten würden, aber ich besitze ein Herz. In meiner Welt ist ein Team ein Team und innerhalb eines Teams hält man zusammen. Also hebe ich mich auf die Kante des Schreibtischs, schnappe mir ein paar der Umschläge und halte Alyssa die ausgestreckte Handinnenfläche hin. »Stift?«

»Miss Soto, Sie müssen wirklich nicht …«

»Stimmt, ich muss nicht. Ich möchte aber. Machen Sie auf der Namensliste ganz normal weiter, ich beginne von unten.«

Alyssa deutet ein Lächeln an und nimmt einen Kugelschreiber aus dem Stiftehalter neben dem Laptop, um ihn mir in die Hand zu legen. Sie dreht die Liste mit den Adressen so, dass wir sie beide problemlos lesen können.

»Haben Sie heute Abend noch etwas vor?«, will ich wissen, während ich die Kuverts auf meinem rechten Knie ablege und den obersten davon adressiere.

»Ja, ich habe ein Date mit einer Tiefkühlpizza und dem Fernseher. Zählt das?«

»Zählt, aber ich habe einen besseren Vorschlag. Hier nebenan ist doch ein argentinisches Restaurant. Was halten Sie davon, wenn wir uns auf Kosten des Clubs ein Steak und ein Glas Wein gönnen und uns morgen erst ganz faul um elf hier treffen? Ich glaube, wir können beide eine kleine Pause vom Stress gebrauchen.«

»Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht krumm, wenn ich sage, dass das ein fantastischer Vorschlag ist. Ich bin immer noch nicht dazu gekommen, die Umzugskisten auszupacken. Mein Apartment ist das reinste Schlachtfeld, außerdem würde ich wahrscheinlich einschlafen, während die Pizza im Ofen ist, und mein neues Zuhause gleich niederbrennen.«

Ich lache. »Immerhin haben Sie schon ein neues Zuhause. Damit sind Sie mir einen Schritt voraus. Heute Morgen hat mir die Spedition mitgeteilt, dass meine Möbel erst Ende der Woche ankommen. Wie es aussieht, schlafe ich also noch eine Weile im Hotel.« Meine Suite im Four Seasons ist geräumig und komfortabel, aber ich kann es dennoch nicht erwarten, mein Haus in Baytown zu beziehen und meine Sehnsucht nach Vorstadtruhe zu stillen. Seit meinem Studium in Princeton habe ich mein Leben mitten im Geschehen von Großstädten verbracht und bin den Lärm, die Hektik und das dauernde Gefühl auf einer Bühne zu stehen inzwischen mehr als leid.

»Sie sind anders, als man sich erzählt«, sagt Alyssa, nachdem wir schweigend ein paar weitere Briefe mit Adressen versehen haben.

»Ach, die liebe Gerüchteküche. Was erzählt man denn über mich? Oder nein, warten Sie, lassen Sie mich raten. Ich bin ein verzogenes Mädchen mit reichem Daddy, das sein Wirtschaftsstudium nur zum Schein abgeschlossen hat und dessen Lebensinhalt selbst mit neunundzwanzig noch daraus besteht, sich die Fingernägel zu lackieren und Leute zu schikanieren?«

»Ja, so in etwa haben die Geschichten diese Pointe«, gesteht sie zerknirscht.

»Sie kennen doch meinen Vater, Alyssa. Ich kann Ihnen versichern, dass er mich genauso behandelt wie alle anderen Menschen. Im Haus von Luis Soto aufzuwachsen, ist in etwa so, als würde man direkt von der Wiege aus auf eine Militärschule …«, meine Stimme verebbt, als mein Blick an dem Namen auf der Liste haften bleibt, den ich als nächstes auf einen Umschlag schreiben müsste.

Hunter McVeigh.

Mein frisch verheirateter, sehr schlecht auf mich zu sprechender Ex. Der Mann, in den ich als junges Mädchen verliebt war. Meine Collegeliebe.

Es wäre gelogen, zu behaupten, dass ich nicht eine Sekunde lang so etwas wie Wehmut verspüre.

Hunt und ich haben uns in Princeton kennengelernt. Mein Dad wollte, dass ich Augen und Ohren offenhalte und ihn darüber informiere, ob sich vielleicht der ein oder andere meiner Mitstudenten für die Aufnahme in den Pleasure Club eignet. Für diesen Job war ich immer gut genug; Mitglieder zu rekrutieren. Die Chancen, dass sich unter den Leuten, die an einer Eliteuniversität studieren und die einer Verbindung angehören, ein paar wohlhabende und sexuell aufgeschlossene Exoten finden lassen, standen nicht gerade schlecht. Aufgrund der Tatsache, dass unser Beitrittsalter durch die vielen Etablissements in Europa bei achtzehn Jahren liegt, hatte ich tatsächlich keine Probleme, einige für uns interessante Individuen aufzuspüren. Allerdings war es Hunters Freund Kingston, der meine Aufmerksamkeit zuerst auf sich zog. Er hatte was mit einer meiner Kommilitoninnen laufen, Samira, obwohl sie schon seit Ewigkeiten fest mit ihrem Freund zusammen war. Irgendwann erzählte sie mir, dass er ihr zehntausend Dollar angeboten hat, die er ihr cash auf die Hand geben würde, wenn sie ihm Gegenzug mit ihrem Kerl telefonierte, während er sie vögelte. Samira war unanständig genug, dieses Angebot anzunehmen, aber leider entsprach ihre finanzielle Situation nicht unseren Aufnahmekriterien.

Anders als die von King. Seine Familie hatte gerade ein Weingut in Napa Valley verkauft, das seine Produkte nahezu weltweit vertrieben hatte. Zudem gehörte die Anwaltskanzlei seines Vaters schon damals zu den bekanntesten der Staaten, seine Klienten waren hochrangige Tiere aus Politik und Wirtschaft, Hollywoodstars, Leute mit Einfluss und Geld. Und – ich bin Frau genug, zu dieser Meinung zu stehen – Kingston war und ist sexy, ein absolutes Sahnestückchen. Leider war es nicht so einfach, ihn anzuwerben. Ich musste mich vorsichtig vortasten, sichergehen, dass er vertrauenswürdig ist und diskret bleiben kann. Ich kann nicht mal sagen, wie es dazu kam, dass wir irgendwie Freunde wurden. Warum ich plötzlich ständig mit ihm und seinen Jungs abhing. Unter anderem mit Hunt, der ein bisschen jünger als King und ich ist. Auf dem College war er noch ein ganz anderer Kerl als heute. Selbstbewusst, aber auch ein bisschen still und verschlossen. Wenn er mal etwas sagte, hörte ich einen Sarkasmus heraus, den ich von mir selbst kannte. Wir waren uns ähnlich, denn auch ich war damals noch ein ganz anderer Mensch. Während Kingston ein Mann ist, der sich seiner Ausstrahlung überdeutlich bewusst ist und der damit spielt, dass er auf Frauen eine Faszination und Anziehungskraft ausübt, der sogar ich nur mit Anstrengung widerstehe, ist Hunt ein Buch mit sieben Siegeln. Man muss sie knacken, um zu erfahren, was darunterliegt. Ich habe mir die Mühe gemacht und was ich fand, gefiel mir damals. Er war eine Mischung aus süß und ruchlos, aus hart und weich, und ich konnte gar nicht anders, als mich in ihn zu verlieben, obwohl ich auch King interessant fand. Hunt war es schließlich, dem ich so weit vertraute, ihn in das Geheimnis unseres Clubs einzuweihen. Er holte seinen Freund an Bord, sie ließen sich beide bei uns aufnehmen. Und ich? Ich war jung und naiv und verschossen genug, um sie im darauffolgenden Sommer nach Europa zu begleiten, als sie sich dort unser Haus, das Palace of Pleasure, ansehen wollten.

Ich lege die übrigen Briefkuverts unbeschrieben zur Seite. Es ist nicht so, dass ich nicht über Hunter hinweg bin. Das war ich bereits in dem Moment, in dem mein Dad dahinterkam, dass ich jedes Jahr mit ihm, King und später auch seinem Bruder Lucas nach Europa flog und eins unserer Clubhäuser besuchte, und meine Familie mir ein Ultimatum stellte. Die oberste Regel im Hause Soto lautet: Wir machen Geschäfte mit der Sünde, aber wir sündigen nicht, und in drei Teufels Namen lassen wir uns niemals auf die Gäste unseres Clubs ein. Ich habe mich für eine auf wackeligen Beinen stehende Zukunft im Familiengeschäft entschieden – zum Wohle aller Beteiligten und weil Hunter und ich uns bereits in verschiedene Richtungen weiterentwickelt hatten. Ich habe dafür etwas getan, was meine Collegeliebe mir bis heute nicht verziehen und vielleicht nicht einmal richtig verstanden hat. Und … ich bereue es nicht. Mir geht es gut, Hunt hat mit seiner Natalie offensichtlich die Liebe seines Lebens gefunden, jeder von uns ist seinen Weg gegangen. Ich gönne ihm sein Glück. Aber ich trauere ein bisschen meinem unbeschwerten jüngeren Ich hinterher, dem Mädchen, das sich Hals über Kopf verlieben und ohne nachzudenken, in ein Abenteuer stürzen konnte. Und es tut mir leid, dass von unserer damaligen Freundschaft überhaupt nichts übrig ist.

Alyssa sieht mich irritiert an. Ich weiß nicht mehr, wovon wir gesprochen haben, bevor mich Hunts Name auf der Liste aus dem Gespräch riss. Ich registriere, dass sie ihren Stapel an Briefumschlägen abgearbeitet hat, und lege eine Hand auf meine übrigen fünf.

»Die Einladung der McVeigh-Brüder übernehme ich persönlich«, höre ich mich quasi in derselben Sekunde sagen, in der mir der Gedanke kommt. »Und geben Sie mir bitte auch die von Kingston Everett.«

Das ist vermutlich eine dumme Idee, denn King sollte ich nach dem Vorfall auf Hunters Hochzeit besser aus dem Weg gehen. Für eine Nanosekunde trifft mich die Erinnerung an unseren Kuss, wie kribbelnd sich seine beherrschenden Lippen auf meinen angefühlt haben. Ich müsste lügen, um zu behaupten, dass mir sein Angriff nicht gefallen hätte. Ich hatte schon eine ganze Weile keinen Sex, ich war ziemlich empfänglich für seine ausstrahlende Männlichkeit, und nach seinem kleinen Spiel zu meiner Beunruhigung ordentlich aufgeheizt. Aber er ist ein Freund meines Ex’, ein Pascha mit nicht hinnehmbaren Vorlieben und – vorrangig – ein zahlendes Mitglied des Clubs. Keinesfalls darf sich ein solcher Eklat wiederholen. Außerdem hat er sich unmittelbar nach dem Auftritt, mit dem er mich definitiv bloßstellen wollte, mit einer anderen Frau aus dem Staub gemacht.

Dennoch nehme ich Kings Einladung an mich, als Alyssa sie mir überreicht. Es wäre albern, ihn zu übergehen, wenn ich mich schon in die Höhle des Löwen wage, und noch alberner, eine große Sache aus einer Bagatelle zu machen, die nicht mehr als einen Gedanken wert ist. Denn für diesen Mann besitze ich eindeutig zu viel Selbstachtung.

Meine Haare sind noch feucht vom Duschen, als ich den locker geflochtenen Zopf vor dem Rückspiegel meines Wagens zu einem Knoten schlinge und mit drei Haarnadeln in meinem Nacken fixiere. Es war zwingend nötig, mal auszuschlafen; ich lag bis kurz nach halb neun im Bett und musste mich dann tierisch beeilen. Um elf Uhr treffen Alyssa und ich uns wieder im Club, sie war so nett, mich nach unserem Restaurantbesuch noch daran zu erinnern, dass wir ab mittags einen vollen Terminplan haben. Unter anderem wird gegen eins die Ausstattung für die Champagnerbar geliefert, aber bevor ich der Sonne für den heutigen Tag abschwöre, wollte ich noch in der Firma der McVeighs vorbeisehen und den beiden Jed Clampetts und ihrem Mike Ross die Einladungen zur Eröffnung überreichen.

Die Temperaturen liegen an diesem Morgen bei fast dreißig Grad, als ich die Fahrertür des Teslas