Palmen in Castrop-Rauxel - Dennis Betzholz - E-Book

Palmen in Castrop-Rauxel E-Book

Dennis Betzholz

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Beschreibung

Ob man davon träumt, ein Start-up zu gründen, als Star gefeiert zu werden oder die Welt ein bisschen zu verbessern – dieses Buch zeigt, wie Träume ganz nebenbei realisierst werden, ohne großes Startkapital und ohne gleich zu kündigen. 14 konkrete Geschichten aus dem Alltag zeigen den ganzen, ungeschönten Weg zum Erfolg – und mit was man darauf rechnen sollte und wie man trotz aller Rückschlägen und Hindernissen ans Ziel kommt. Wie zum Beispiel Hockey-Nationaltorwart und Olympiasieger Nicolas Jacobi: Vom BWL-Studium in eine Privatbank? Ein Albtraum! Denn er will, wie auf dem Platz, Verantwortung für sein eigenes Unternehmen übernehmen. Und gründet kurzerhand mit einem ehemaligen Kommilitonen das Portal Immomio, das Mietern und Vermietern die Suche nach dem perfekten Match vereinfacht. Oder wie Karl-Ludwig von Wendt: Seinen Traum vom Bücherschreiben erfüllte er sich neben einer Anstellung und verkaufte im Eigenverlag unter dem Pseudonym Karl Olsberg über 100 000 Exemplare seiner Minecraft-Romanreihen Würfelwelt und Das Dorf. Im Herzen bleibt er jedoch Unternehmer und probiert mehrere Ideen – die allesamt scheitern. Bis er dann die Papego-App erfindet, mit der man Bücher, die man abends im Bett liest, auf dem Smartphone in der Bahn weiterlesen kann … Egal, was dein Traum ist, ob Start-up oder eigene Kinderhilfsorganisation, ob Weltreise oder Karriere als Musiker: Dieses Buch ist der erste Schritt, ihn endlich umzusetzen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 311

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Du kannst dein Leben außergewöhnlich machen und deinen Traum leben. Du kannst dabei Glück und Erfüllung finden, reich oder sogar berühmt werden. Die Möglichkeiten, um neben dem normalen Job etwas Außergewöhnliches zu machen, waren noch nie so gut wie heute – und dennoch ist dieses Buch keine »in 30 Tagen zum Erfolg«-Anleitung. Dieses Buch macht dir keine unrealistischen Erfolgsversprechen. Es erzählt vielmehr vom echten Leben – von Zweifeln, Bedenken und Irrtümern. Es zeigt, wie es trotzdem weitergeht und was du aus den Fehlern anderer lernen kannst. Es zeigt, dass Träume verrückt und vielfältig sein dürfen. Von der Idee, mit eigenem Sexspielzeug ein Unternehmen zu gründen, bis zum Leben als digitaler Nomade auf Weltreise – alles ist möglich! Du brauchst nur ein bisschen Mut, Lust und einen Anstoß, um endlich anzufangen. Dieses Buch war selbst ein verrückter Traum. Dass er real wurde, ist den vielen Unterstützern zu verdanken, die Palmen in Castrop-Rauxel zu einem großen Crowdfunding-Erfolg gemacht haben.

»Mut steht am Anfang.

Glück am Ende.«

Demokrit

Dennis Betzholz | Felix Plötz

Palmen in Castrop-Rauxel

Vom Mut, Träume zu verwirklichen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

1. Auflage 2017

© 2017 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: Christiane Otto, München

Umschlaggestaltung: Marc Fischer, München

Umschlagabbildung: shutterstock/0llyy

Satz: Röser MEDIA GmbH & Co. KG, Karlsruhe

Druck: GGP Media GbmH, Pößneck

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-86881-686-0

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86414-985-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86414-986-3

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.redline-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter

www.m-vg.de

Inhalt

Vorwort

Davor: Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?

1. Einfach mal machen!

Wie Thomas Knappe mit Palmen im Ruhrgebiet erfolgreich wurde

2. Die (Arbeits-)Welt ist nicht genug!

Warum Martin Smik mit Behinderten über die Route 66 fährt

3. Du kannst nicht alles haben? Blödsinn!

Wie es Nico Pusch schafft, Rettungssanitäter und internationaler DJ zu sein

4. Mach dein Luftschloss zum Eigenheim!

Wie Klaus Passerschröer die Praline wieder sexy machte

5. Hinfallen, aufstehen, Kleidchen richten, weiterlaufen!

Wieso Stars wie Heidi Klum die Kleider von Eva Krsak tragen

6. Denke groß! Starte klein!

Wie Alexander Heilmann mit Facebook durchstartete

7. Trau dich, ein Nerd zu sein!

Wie Florian Blümm sein Leben zur dauerhaften Weltreise macht

8. Sei Egoist im besten Sinne!

Wie Marc Peine eine Kinderhilfsorganisation gründete

9. Schwäche? Sieh genauer hin!

Warum sich Führungskräfte von der blinden Astrid Weidner coachen lassen

10. Mach es selbst, sonst macht es keiner!

Wie Anja Koschemann mit Dildos eine Nische fand

11. Du brauchst keinen Dieter Bohlen!

Wie Torge Oelrich zum Youtube-Star wurde

12. Mach dein Leben abgefahren!

Wie Christian Janisch und Alexander Kuhr die Verkehrswelt revolutionierten

13. Jede gute Geschichte will erzählt werden!

Wie Karl von Wendt zum Hoffnungsträger des Buchhandels wurde

14. Es gibt oft nur eine Gelegenheit. Ergreife sie!

Wie Olympiasieger Nicolas Jacobi den Wohnungsmarkt umkrempelte

Ein Ausblick

Crowdfunding & Danksagungen

Über die Autoren

Vorwort

Wir sind für dieses Buch mehr als zwanzigtausend Kilometer durch Deutschland gefahren, haben über fünfzig Stunden Interviews geführt, auf fremden Sofas übernachtet und durch Crowdfunding zehntausend Euro eingesammelt. Wir haben eine Menge Zeit und Energie investiert, um unser Ziel zu erreichen: zwölf außergewöhnliche Geschichten zu erzählen. Doch was bedeutet »außergewöhnlich«? Was macht diese Geschichten so besonders?

Es sind zwei Dinge. Erstens stecken hinter diesen Geschichten, in denen es um große Träume, jede Menge Mut und teilweise auch sehr viel Geld geht, keine Genies oder abgehobene Überflieger. Vielmehr sind es ganz normale Menschen, die sich getraut haben, ihr Leben in die Hand zu nehmen und zu etwas Besonderem abseits des Normalen zu machen. Es sind sprichwörtlich Menschen »wie du und ich«. Diese Geschichten sollen dich, lieber Leser, daher nicht nur unterhalten. Sie sollen dir zeigen, dass es geht. Dass es auch für dich möglich ist, deine eigenen Ideen und langgehegten Wünsche endlich in die Tat umzusetzen.

Zweitens sind dies Geschichten über »4-Stunden-Start-ups«. Mit anderen Worten: Es sind Geschichten von »Nebenhermachern«. All die Ideen in diesem Buch sind neben dem Job begonnen worden. In vielen Fällen ist dies der Grund, dass sie überhaupt umgesetzt wurden, denn auf diese Weise haben unsere Protagonisten es geschafft, das Risiko bei ihren Unternehmensgründungen zu minimieren – und den Schritt vom bloßen Wollen zum echten Machen zu gehen. Sie haben ihre Abenteuer mit einer Art Vollkaskoversicherung geplant und umgesetzt. Ein ungewöhnlicher, aber äußerst eleganter Weg!

Jede der Geschichten war zu Beginn eine Reise ins Unbekannte. So wie auch unsere eigene Reise, die wir in dieser Neuauflage zum ersten Mal komplett erzählen werden. In aller Kürze: Aus zwei Selfpublishern, die ihr eigenes Buch selbst als Nebenherprojekt neben der normalen Arbeit realisierten, es durch Crowdfunding finanzierten und es im Alleingang in den Handel brachten, wurden wenig später zwei echte Verlagsgründer. Plötz & Betzholz wurde Anfang 2015 Deutschlands erster Verlag für Youtuber und Social Influencer. Inspiriert durch eine der Geschichten in diesem Buch, lag dieser Schritt für uns nahe. Genauso wie die Überlegung, den Verlag auch weiterhin nebenher, also als »4-Stunden-Start-up« zu führen.

Für unsere Idee wurden wir mit der »Wildcard« der Frankfurter Buchmesse ausgezeichnet und bekamen viel Aufmerksamkeit in der Buchbranche. Kurze Zeit später legten wir unseren ersten Spiegel-Bestseller vor und nur knappe zehn Monate nach der Gründung von Plötz & Betzholz wurde unser eigenes 4-Stunden-Start-up von einer großen Verlagsgruppe übernommen. Felix’ Buch Das 4-Stunden-Startup erschien Anfang 2016 und wurde mehrfacher Bestseller.

Ist unsere Geschichte eine Erfolgsgeschichte? Vielleicht. Sicher sind allerdings zwei Dinge: Es war eine Reise ins Unbekannte, auf der die Freude am Weg stets mehr zählte als das mögliche Ergebnis. Und: Es ist die Geschichte von zwei normalen Jungs, die einfach mal gemacht haben. Lass dich von ihr unterhalten. Lass dich inspirieren. Aber vor allem wünschen wir uns, dass sie dich dazu bringt, auch deine Ideen in die Tat umzusetzen.

Dennis Betzholz und Felix Plötz im Juli 2017

DAVOR: WAS ZUM TEUFEL MACHE ICH HIER EIGENTLICH?

Freitag, später Nachmittag. Ich fahre gerade den PC herunter. Schon wieder Freitag, ich kann es kaum glauben. Freue ich mich darüber? Nein, es erschreckt mich eher. Wieder ist eine Woche vergangen, wieder viel zu schnell. Der Sommer ist fast rum, bald haben wir schon wieder November. Und nicht viel später ist das Jahr vorüber. Na großartig!

Seit ein paar Monaten scheint die Zeit zu rasen – und ich mit ihr. Nur voran komme ich dabei nicht. Irgendwie besteht mein Leben nur noch aus Älterwerden, und nicht mehr aus Leben. Es besteht nur noch aus Büro, kaputt nach Hause kommen, ab und zu den Kontostand checken. Ich rase und stagniere gleichzeitig. Großartig, wirklich!

Was zum Teufel mache ich hier eigentlich, schießt mir in letzter Zeit immer häufiger durch den Kopf. Es ist ein eigenartiger, beißender, schmerzender Gedanke – ein Gedanke, der sich eingenistet hat, irgendwo in den Windungen meines Gehirns, tief in meinem Hinterkopf, da sitzt er. Eigentlich ist er schon ziemlich lange da, ein alter Bekannter. Anfangs habe ich mich gesträubt, ihn zuzulassen. Ich habe ihn weggeschoben, verdrängt, den fiesen Gedanken in die Schranken verwiesen. Aber er ist hartnäckig: Er will raus, mit aller Kraft.

Ich bin Ende zwanzig und erfolgreich unterwegs in einem großen Konzern. Leistungsverweigerer? Das ist wohl das Letzte, was man mir – und ich mir selbst – vorwerfen könnte. Schon bald steht die erste große Beförderung an. Endlich Personalverantwortung, endlich dort angekommen, wo ich immer hinwollte. Ich freue mich, irgendwie. Und frage mich, was zum Teufel ich hier mache.

Ich versuche mich zu erinnern: Das erste Mal, als dieser verbotene Gedanke in meinem Kopf auftauchte, steckte ich mitten im Studium. Ja, es war kurz vor einer Prüfung – eine, die so unendlich wichtig ist für die Note, aber gleichzeitig so unendlich irrelevant. Eines von diesen Fächern, bei denen man über das ganze Semester genau weiß, dass man diesen Quatsch niemals im Leben brauchen wird. Zu denen man sich trotzdem hinschleppt, in die Namensliste einträgt und in das geistige Standby runterfährt. Es ist paradox: Wie kann etwas für das große Ziel so Wichtiges gleichzeitig eine solche Verschwendung von Lebenszeit sein? Eigentlich unfassbar, dachte ich manchmal – und machte weiter.

Ja, dieser Gedanke blitzte schon früher auf. Aber da war er noch schwach und machtlos, ohne eine echte Chance, mir gefährlich zu werden. Denn es gab zum Glück noch viele andere Fächer, die anders waren. Fächer, bei denen ich das Gefühl hatte, wirklich etwas mitzunehmen – nicht nur für die Note am Ende des Semesters, sondern für das spätere Leben. Fächer, die ich mir selbst aussuchen konnte und die weit weg von dem roten Faden, der meinen Lebenslauf durchziehen musste, liegen durften. Die – Achtung! – sogar Spaß machen durften, ohne dabei irgendeinen »Zweck« zu erfüllen.

Gott, ich bin wirklich froh, dass ich nicht jünger bin. Dass ich nicht eines von diesen Kids bin, die schon in der Kita ihre ersten Englischvokabeln pauken müssen, um dann in der Grundschule ihren Akzent wegzutrainieren. Dass ich kein Turbo-Abitur machen musste, um dann den Turbo-Bachelor anzuhängen, um dann, natürlich ohne unnötigen Zeitverlust, mit einundzwanzig endlich den Karriereturbo zu zünden. Was bin ich froh, dass ich neben der Schule noch Sachen machen konnte, die keinen »Zweck« erfüllen mussten: dass ich mir zum Beispiel eine Sportart aussuchen durfte, auf die ich einfach Lust hatte, und keine, die den größten Erwerb sozialer Kompetenzen in Aussicht stellte.

Das waren noch die guten alten Zeiten: Als man etwas Vernünftiges gemacht hat, sein Ziel vor Augen hatte und trotzdem noch etwas anderes nebenher machen konnte. Etwas, das einen wirklich interessiert, für das man Begeisterung aufbringt, das Spaß macht – und das einen trotzdem nach vorne bringt und wachsen lässt. Für das echte Leben, und nicht für das auf dem Papier.

Wieso ist mein Leben so eindimensional geworden? So eintönig, so verdammt zielgerichtet und langweilig? Wieso bin ich so fixiert auf Noten, Zertifikate, Statussymbole? Früher »eins Komma X«, heute »X als Fixgehalt und Y variabel mit der Zielerfüllung«. Nichts hat sich geändert!

Was zum Teufel mache ich hier eigentlich? Das ist übrigens nicht der einzige Gedanke, der sich in letzter Zeit mit verstärkter Vehemenz aus meinem Hinterkopf in mein Bewusstsein frisst. Er hat Freunde mitgebracht. Sie heißen »Soll das hier echt alles sein?« und »Geht das jetzt für immer so weiter?« Zusammen sind sie mächtig, und sie werden jeden Tag mächtiger.

Es kann nicht so weitergehen wie bisher. Es muss sich etwas ändern. Dringend.

Ich habe nicht vor zu kündigen, ich bin ja nicht wahnsinnig. Aber es muss doch möglich sein, neben der Arbeit etwas zu starten. Etwas, für das ich richtig brenne, das mich begeistert, auf das ich richtig Bock habe. Es muss nichts sein, was megagroß wird, nichts, was mich schnell reich und berühmt macht. Es würde schon genügen, wenn es mein Leben reicher machte. Weniger eindimensional, weniger zielgerichtet. Weniger traurige Konjunktive à la »ich hätte doch so gerne«, »ich wäre vielleicht sogar« und »einmal, da wäre es wirklich beinahe mal außergewöhnlich geworden«.

Ich weiß nicht, wo du gerade bist. Keine Ahnung, ob du meine Gedanken nachvollziehen kannst, weil du die Situation selbst allzu genau kennst. Weil dein Leben zwar gut ist, aber irgendwie an dir vorüberzieht. Möglicherweise liegst du jetzt gerade am Strand, in deinem All-inclusive-Urlaub, und genießt bei einem Cocktail die Früchte deiner Arbeit – endlich mal Zeit, ein Buch zu lesen. Schön. Vielleicht hast du auch gerade erst dein Turbo-Abitur hinter dir, planst gerade dein erstes Praktikum oder deinen Rucksacktrip nach Neuseeland. Dann läge das ganze Szenario noch in weiter Ferne für dich. Du hättest Glück, und gleichzeitig tätest du mir leid –, denn mit einer ziemlich großen Wahrscheinlichkeit wird er auch dich irgendwann packen, dieser Gedanke: Verdammt, was mache ich hier eigentlich?

Aber ganz ehrlich: Ich weiß es nicht, woher auch? Das alles weißt du selbst am besten. Ich habe auch keine Ahnung, was dein eigenes Ding sein könnte. Was die Sache ist, die du gerne starten würdest, ohne gleich deinen Job oder dein Studium hinzuschmeißen. Was es ist, wofür du brennst, oder wofür du brennen könntest, wenn du es endlich mal probiertest.

Dieses Buch ist kein Ratgeber. Es wird dir nicht sagen, was du zu tun hast und was nicht. Wenn du es unbedingt in eine Kategorie pressen möchtest, dann nenn es meinetwegen Impulsgeber. Ja, das ist genau, was dieses Buch will. Es will dir Möglichkeiten zeigen, Anregungen geben, ein paar Fragen stellen. Es will dir Lust und Mut machen, dein eigenes Ding zu starten. Es soll dir zeigen, dass es möglich ist, einfach nebenher loszulegen, und dass es viele andere gibt, die genau diesen Weg gegangen sind – viel mehr Leute, als du bisher vielleicht gedacht hast.

Es sind ganz normale Typen wie du und ich, die irgendwann etwas angefangen haben – ohne festes Ziel, ohne großen Plan. Einfach nur, weil sie Lust drauf hatten und weil sie sich gedacht haben: »Hey, wenn nicht jetzt, wann bitteschön dann? Wenn ich Kinder habe und den Kredit für unser Haus abstottern muss?« Sorry, aber dann ist es erst mal zu spät.

Das Zeitfenster, um etwas Cooles nebenbei zu starten, steht dir sicher lange offen – aber bestimmt nicht ewig! Wenn du ganz viel Glück hast, öffnet es sich irgendwann, sehr viel später, noch mal für dich. Wenn dein Häuschen abbezahlt ist und Lena Marie und Benedikt aus dem Haus sind. Dann hast du vielleicht das Glück, noch gesund zu sein und genug Energie zu haben, um etwas Neues anzufangen – etwas, das dein Leben reicher macht, das Bedeutung für dich hat. Es wäre wirklich schön, wenn es später noch mal für dich möglich ist. Vielleicht ist es dann aber auch einfach nur zu spät.

Nein, ich habe wirklich keine Ahnung, was dein eigenes Ding sein könnte. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es da etwas gibt, das dir vielleicht seit Langem schon im Kopf herumspukt. Etwas, von dem du vielleicht sogar schon eine ziemlich konkrete Vorstellung hast. Etwas, das du gerne mal machen würdest, »wenn du bloß genug Zeit hättest« oder »dir um Geld keine Sorgen machen müsstest«. Was wäre, wenn du deine Augen schließen und dir genau das vorstellen würdest?

Vielleicht siehst du dich dann selbst, in Full-HD mit unglaublicher Schärfe und satten Farben, wie du etwas tust, was du schon immer wolltest. Vielleicht siehst du dich an einem Strand, fühlst den warmen Sand zwischen deinen Zehen und den leichten Wind auf deiner Haut. Hörst das Geräusch der Wellen, wie sie vor dir an den Strand branden. Vielleicht kannst du dir den süßen Geschmack von frischem Mangosaft vorstellen, den du dort trinkst. Vor dir der Laptop und darauf dein erster Roman, den du Monate zuvor schon an einen Verlag verkauft hast. Seite 278, er ist fast fertig. Es kribbelt. Und du bist verdammt glücklich.

Vielleicht siehst du dich ganz woanders? Sitzt an einem massiven Schreibtisch in einem großen, lichtdurchfluteten Raum. Du kannst das Holz deines Schreibtischs fühlen, wenn du mit deinen Fingern darüber streichst. Du riechst das Leder deines dunklen Bürostuhls und siehst dein Büro in all seinen Details vor dir. Es ist dein eigenes Büro in deiner eigenen Firma. Vielleicht kannst du sogar die Fassade sehen, den Mix aus Glas, Stahl und dunklem Schiefer? Wirklich edel und kein bisschen protzig. Echt beeindruckend.

Es gibt jetzt eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder bist du gerade abgetaucht in deiner Vorstellung, wie es sein könnte, oder du denkst im Moment einfach nur: »Was für ein Spinner!« Ganz ehrlich? Es ist nicht lange her, dass ich definitiv »Spinner« an dieser Stelle gedacht hätte. Ich hatte keine genaue Vorstellung, keinen konkreten Traum. Ich fand das Wort »Traum« alleine schon unfassbar kitschig und klebrig. Ich hatte Pläne für meine Zukunft, keinen Traum.

Doch da war noch etwas anderes, unbewusst und tief in meinem Hinterkopf. Es war schon Jahre her, dass ich an der Uni eine Vorlesung über Entrepreneurship, also über Unternehmertum, gehört hatte. Es war eine dieser Vorlesungen, die nicht nur fürs Papier waren, sondern aus denen ich etwas mitnehmen konnte. Unser Prof war charismatisch und ausgesprochen gut darin, Geschichten zu erzählen. Keine Märchen, obwohl man es ab und zu hätte denken können, sondern reale Geschichten von Unternehmensgründern, die etwa so alt waren wie ich und die verrücktesten Dinge erlebten. Es ging dabei nicht nur um die Theorie von Businessplänen, Kennzahlen und Finanzierungsmöglichkeiten, es ging vor allem um Menschen und ihren Weg: Wer sie waren, woher sie kamen, und was sie motivierte, die ausgetretenen Pfade zu verlassen, um etwas zu wagen. Es ging dabei auch um Zweifel auf diesem Weg und um die Fehler, die sie machten – und es waren wirkliche Kracher dabei.

Eine Geschichte, die mich besonders beeindruckt hat, handelte vom Bruder meines Profs: Nachdem beide Brüder in derselben Stadt Volkswirtschaftslehre studiert hatten, machten sie Karriere, ganz klassisch, jedoch auf unterschiedlichen Wegen. Der eine wurde Professor, der andere wurde Risiko-Controller in einer großen deutschen Bank. Nach fünf Jahren dort wurde es Zeit für ihn, etwas Neues zu machen. Er ging in die USA, um in Stanford seinen MBA zu machen. Die hunderttausend Dollar für dieses Managementstudium waren sehr gut investiert, er würde es jeder Zeit wieder so machen, sollte er später in einem Interview einmal sagen. Das klang vernünftig, und das war es auch.

Nach seinem MBA blieb er im Silicon Valley, denn er hatte ein Angebot bekommen, das perfekt in seine Karriereplanung passte: Investmentbanker bei Goldman Sachs im brandneuen Office in Menlo Park, nur einen Steinwurf von der Stanford University entfernt. Nur ein paar Jahre später wurde er bereits Vice-President, in einer noch größeren Investmentgesellschaft! So weit, so (unglaublich) gut – hätte es damals in Stanford nicht dieses Jobangebot gegeben, von dem uns unser Professor erzählte: Gesucht wurde jemand, der über Berufserfahrung im Controlling verfügte. Es sollte jemand sein, der extrem gut in seinem Fach war.

Der Haken: Sie konnten ihn nicht angemessen bezahlen, schon gar nicht so gut wie Goldman Sachs, mit Einstiegsprämie und allem, was dazu gehörte. Das kleine Start-up, welches das Stellenangebot veröffentlicht hatte, hatte zwar eine ganz spannende Idee, aber viel Geld besaß es nicht. Anteile an dem »Unternehmen« waren das Einzige, was es bieten konnten – eine Währung von fragwürdigem Wert und im Vergleich zu vielen harten Dollars sicher nicht besonders attraktiv. Er entschied sich dagegen. Die Zehn-Mann-Klitsche musste weitersuchen und fand schließlich tatsächlich jemanden, der sich auf das Abenteuer einließ und die Anteile nahm. Die Firma wuchs, und heute kennt sie jeder. True Story. Es war Google.

Die Geschichten meines Profs handelten von verrückten Ideen, von Abenteuern und von Fehlern – und eben auch von verpassten Chancen, die es einfach kein zweites Mal im Leben gibt. Es war eine Vorlesung, aus der man abseits von Noten und Zertifikaten wirklich etwas mitnehmen konnte für das echte Leben. Es ging dabei um Geschäftsideen, alleine das war extrem spannend. Aber es ging eben auch um mehr: welche Denkansätze nützlich sind, welche Hürden fast allen bevorstanden und was man aus ihren Fehlern lernen kann. Vieles war einleuchtend, und der Zauber lag nicht darin, dass man die Denkansätze zum ersten Mal gehört hätte. Es ging vielmehr um eine besondere, sehr persönliche Sicht auf die Dinge. Die Geschichten, die er erzählte, machten die allgemeinen Denkanstöße einzigartig und anfassbar. Sie bekamen einen praktischen Nutzen für uns.

Verrückte Ideen, Abenteuer, Fehler. Hatte der Bruder meines Profs wirklich einen Fehler begangen? Und hätte ich damals nicht vielleicht genauso gehandelt? Hätte ich tatsächlich bei Google unterschrieben und nicht bei Goldman Sachs? Hätte ich wirklich die hervorragenden Karriereaussichten und die exorbitante Bezahlung liegen gelassen und wäre bei einer unbekannten Zehn-Mann-Klitsche eingestiegen?

Was hättest du gemacht? Wenn jetzt statt dieses Buchs die beiden Arbeitsverträge vor dir auf dem Tisch lägen: Wo würdest du unterschreiben? Würdest du dich auf das vage Abenteuer mit absolut unsicheren Aussichten einlassen, von dem du nach zwei oder drei Jahren vielleicht nicht mehr mitgenommen hättest als einen großen Haufen unbezahlbarer Erfahrungen? Oder würdest du den nächsten, logischen Karriereschritt machen? Mit interessanten Aufgaben, einer tollen Bezahlung, dem Sex-Appeal, den diese Branche damals hatte? Sei ehrlich zu dir: Was hättest du getan?

Wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich, wie ich mich entschieden hätte: Ich hätte den vermeintlich sichereren, besseren Job bei einem angesagten Weltkonzern angenommen. Ich hätte genauso die Chance meines Lebens verpasst wie der Bruder meines Profs. Das damals brandneue Goldman-Sachs-Office in Menlo Park gibt es übrigens nicht mehr, es wurde längst wieder geschlossen. Aber das nur am Rande.

All das hat mir zu denken gegeben. Verpasste Chancen. Ein MBA, zwei Jahre lang und hunderttausend Dollar teuer. Raus aus dem Tagesjob und Neues lernen. Weiter wachsen, neue Perspektiven bekommen. Die Chance, beim nächsten Google dabei zu sein. Vermeintliches Risiko, klassische Karriereplanung. Ich hatte mich ja bereits entschieden, hatte das Risiko, das ein Start-up oder ein eigenes Unternehmen mit sich brachte, erfolgreich vermieden. Ich hatte mich für den sicheren, besseren Job entschieden. Für die glänzenden Karriereaussichten mit tollem Gehalt und gegen das Abenteuer, gegen unsichere Aussichten und gegen einen Haufen unbezahlter, vielleicht auch unbezahlbarer Erfahrungen.

Mit dem Monitor jeden Tag zehn Stunden lang vor meiner Nase und dem faden Geschmack im Mund, gerade auf Erfolgskurs zu sein, fragte ich mich ernsthaft, ob das die richtige Entscheidung war. Und trotzdem: Auch heute würde ich mich gegen die Zehn-Mann-Klitsche entscheiden, wenn beide Verträge vor mir lägen. Verdammt, was ist eigentlich los mit mir? Gibt es keine Möglichkeit, die warme Behaglichkeit meiner liebevoll eingerichteten Komfortzone zu verlassen, ohne ein amerikanischer Draufgänger zu sein, der über jedes Risiko einfach hinwegsieht und sich gar keinen Kopf über irgendwelche Bedenken macht? Es gibt im Englischen nicht viele deutsche Begriffe, »German Angst« ist einer von ihnen. Er bedeutet sinngemäß »typisch deutsche Zögerlichkeit«. Der Begriff ist ein Klassiker, und ich verstehe mittlerweile nur zu gut, warum. Ich bin genauso! Ich kenne die Angst vor dem ersten Schritt. Sie kann verdammt groß sein.

Dieses Buch ist das, was es ist, genau aus diesem Grund. Weil ich so bin. Weil ich mich nicht ohne nachzudenken in das Risiko stürze, weil ich nicht einfach kündige, alle Sicherheiten aufgebe, nur um vielleicht beim nächsten Google oder Facebook dabei zu sein. Ich würde auch nicht kündigen, um endlich Musiker, Künstler oder Autor zu werden. Diese Träume mögen noch so groß sein und mein Leben wahrscheinlich unglaublich spannend und einzigartig machen – ich würde dafür dennoch nicht alles aufgeben. Und ich würde für meine Träume keine riesigen Summen ausgeben und keine Kredite aufnehmen. Vielleicht ist das bescheuert, und manche Amerikaner würden über so viel »German Angst« lachen. Aber ich bin nun mal so.

Und trotzdem sind sie da! Meine drei Freunde »Was zum Teufel mache ich hier?«, »Soll das alles sein?« und »Geht das jetzt für immer so weiter?« begleiten mich, ob es mir gefällt oder nicht. Aber es ist wirklich an der Zeit, mit ihnen umzugehen! Zeit, etwas in meinem Leben zu ändern. Zeit, die traurigen Konjunktive zu begraben. Genug »hätte«, »wenn« und »könnte«. Es ist Zeit, die Geschichten zu schreiben, die ich später meinen Kindern erzählen möchte. Zeit, aus Träumen etwas Reales zu machen. Ich weiß nicht, welche Erfahrungen ich machen werde, welche Abenteuer ich erleben werde. Ausgetretene Pfade zu verlassen, bringt nun mal unsichere Aussichten mit sich. Das ist mir bewusst, aber letztlich ist es genau das, worum es dabei geht.

Es gibt im Leben keine hundertprozentige Sicherheit, so ist es nun mal. Aber das Fenster wird sich schließen, in dem all das nebenher noch möglich ist. Das ist sicher, hundertprozentig. Und wenn ich nun einfach anfange, mein eigenes Ding mache, ohne großes Startkapital und ohne gleich zu kündigen: Was soll mir denn im schlimmsten Fall schon passieren? Nicht viel. Wir sind in vielerlei Hinsicht privilegiert, ließen doch die Lebensumstände an anderen Orten oder zu anderen Zeiten viel weniger Spielraum – und deshalb sollten wir für diese Privilegien nicht nur dankbar sein, sondern sie nutzen, um etwas Sinnvolles daraus zu machen. Die Welt könnte so viel bunter sein, wenn wir die Behaglichkeit unserer Komfortzone nur ein paar Schritte verließen und die Dinge angingen, die uns wirklich wichtig sind.

Bevor du dich gleich auf die zwölf Geschichten stürzt, möchte ich noch einige Gedanken mit dir teilen. Es gibt eine Reihe wirklich nützlicher Denkansätze, von denen dir vielleicht manche schon bekannt sind. Lass dich auf sie ein, und bewerte sie nach dem praktischen Nutzen, den sie dir bringen – nicht danach, wie neu sie sind. Es geht darum, dass sie dich berühren, du dich auf sie einlässt und entsprechend handelst. Die alles entscheidende Hürde liegt zwischen Denken und Handeln, nirgendwo anders.

Der Denkanstoß, der mein Leben am meisten verändert hat, ist auf den ersten Blick absolut trivial: dem Zufall eine Chance geben. Ich bin eigentlich sogar ausgesprochen gut darin, Zufälle zu vermeiden, alles zu planen und möglichst alles perfekt zu machen. Wenn ich mich nicht irgendwann darauf eingelassen hätte, dem Zufall eine Chance in meinem Leben einzuräumen – du kannst Zufall gerne durch Karma, Schicksal oder Gott ersetzen –, dann wäre ich ganz woanders, und dann gäbe es dieses Buch auch nicht! Die Idee dazu hätte wohl immer noch nicht meinen Kopf verlassen, wo sie schon so lange sinnlos vor sich hin schlummerte. Nie hätte ich den wichtigsten Schritt gemacht – vom Denken zum Handeln.

Nie hätte ich meinen Mitautor Dennis getroffen, der mittlerweile einer meiner besten Freunde geworden ist. Erst mit ihm zusammen wurde es möglich, den ersten Schritt zu machen und den Weg, trotz aller Zweifel, Bedenken und Rückschläge, bis zum Ende weiterzugehen.

Durch ihn wurde aus einer grob skizzierten Idee eine ganz konkrete Vorstellung, wie dieses Buch aussehen sollte und was seine Botschaft wirklich ist. Ohne unsere zufällige Begegnung wäre dieses Buch kein anderes geworden – es würde schlichtweg nicht existieren, zumindest nicht außerhalb meines Kopfes. Und selbst dann wäre es nicht das, was es geworden ist: unser Buch mit unserer Botschaft.

Wenn du ohne großes Risiko dein eigenes Projekt nebenher startest, wird es dir ähnlich wie uns gehen, als wir dem Zufall Raum gegeben haben: Du wirst einen Haufen unbezahlbarer Erfahrungen machen, Neues lernen, dich entwickeln. Unser Traum war es, ein Buch zu schreiben. Welch spannende Episoden wir auf dem Weg dahin erleben würden, war am Anfang überhaupt nicht absehbar. Auch wenn dein Traum ein anderer ist, wollen wir dir von unserem Weg im Laufe des Buchs erzählen. Jede Geschichte ist anders, aber manche Erfahrungen lassen sich gut auf andere Situationen übertragen. Und vielleicht inspiriert dich ja eine unserer Geschichten zu deinem eigenen Traum.

Du hast das Glück, die Wege der Protagonisten in diesem Buch von hinten aus zu betrachten. Es ist ein Glück, weil nur aus dieser Perspektive die Stationen eines Lebens ihren Sinn zeigen. Aus dieser Perspektive sind die Zweifel verflogen, und auch – vermeintliche oder echte – Fehler leisten einen Beitrag für das große Ganze. Wenn du deinen Weg gehst, denke daran: Am Ende wird es Sinn ergeben, auch wenn es dir währenddessen nicht so erscheinen mag. Welchen Weg bist du bisher gegangen? Gibt es einen roten Faden in deinem Leben, der auf deine persönliche Herzensangelegenheit zeigt, ohne dass du es bisher bemerkt hast? Ich glaube, es lohnt sich, darüber nachzudenken.

Die Zeiten haben sich geändert, sie sind so günstig wie noch nie. Wir sind bereits die ersten Schritte aus der Rolle des »dummen Konsumenten« herausgetreten! Wir sind unabhängiger und aktiver geworden, wollen gestalten. Wir stellen eigene Produkte her oder verbessern bestehende. Viele sind damit heute schon Prosumenten anstatt Konsumenten. Warum nicht auch des eigenen Lebens?

Ich glaube, die Idee des Nebenhermachens hat eine realistische Chance, die Lücke zwischen der großen Masse der Angestellten und der kleinen Handvoll, die sich Unternehmer oder Gründer, Künstler oder Kreative nennen, zu schließen. Wir müssen von der Vorstellung wegkommen, dass Kreativität etwas ist, das eigentlich nur die anderen so richtig haben, dass man als Unternehmer geboren sein muss, um endlich mal was zu unternehmen, und dass man immer viel Geld braucht, um seinen Traum in die Realität umzusetzen. Wenn uns das gelingt, dann steht uns viel Gutes bevor.

Viele der Geschichten in diesem Buch wären vor zehn, fünf oder auch nur drei Jahren so nicht möglich gewesen. Heute musst du niemanden mehr um Erlaubnis fragen, um loszulegen. Du brauchst keinen Dieter Bohlen, der dich zum Star macht. Du brauchst keine Banken mehr, um dir Geld für deine Ideen zu besorgen, keinen Verlag, damit du dich Autor nennen kannst, und kein Plattenlabel, damit Hunderttausende deine Musik hören können. Von dieser Zukunft, die dich finanziell und emotional unabhängiger macht, nicht nur von künftigen Wirtschaftskrisen, neuen Chefs und Umstrukturierungen, trennt dich nicht viel. Du bist privilegiert: Du bist gut ausgebildet und hast alle Chancen der Welt. Dir fehlt nicht viel. Vielleicht sind es nur ein paar Anstöße und das Gefühl, dass da draußen viele andere sind, die deinen Weg schon gegangen sind.

Mach dir Gedanken darüber, was du in deinem Leben tun willst. Lass dir Zeit damit; manches muss einfach auch im Hinterkopf eine Zeit lang reifen. Aber mach den ersten Schritt, fang endlich an! Begrab die traurigen Konjunktive und schreib die Geschichten, die du deinen Kindern später erzählen willst. Wir wollen sie endlich hören.

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THOMAS KNAPPE BEGINNT DAMIT, SAMEN FÜR EXOTISCHE PFLANZEN BEI EBAY ZU VERKAUFEN: HEUTE VERSCHICKT DER MANN AUS CASTROP-RAUXEL PALMEN IN DIE GANZE WELT. SEIN JAHRESUMSATZ BETRÄGT MEHR ALS EINE MILLION EURO.

EINFACH MAL MACHEN!

Castrop-Rauxel, mitten im Ruhrgebiet, eine alte Bergbaustadt, geerdet, ehrlich, mit etwas mehr als siebzigtausend Einwohnern. Es ist keine Stadt, in der man erwartet, auf Palmen zu stoßen. Es gäbe sie hier auch nicht, wäre es damals anders gekommen: wenn Thomas Knappe tatsächlich Friedhofsgärtner geworden wäre, und nicht Unternehmer. Eine Bezeichnung, die zu ihm so wenig passt wie Palmen zu Castrop-Rauxel. Er nennt sich selbst auch gar nicht so. Thomas nennt sich »Der Palmenmann«. Gemeinsam mit seinen fünfzehn Mitarbeitern verkauft er mediterrane und tropische Pflanzen in die ganze Welt und macht damit mittlerweile über eine Million Euro Umsatz pro Jahr. Der Palmenmann ist damit Deutschlands größter Versandhandel dieser Art. Palmen, Bananen, Zitruspflanzen, tausendjährige Olivenbäume, Kakteen und exotische Früchte sind nur ein kleiner Teil dessen, was seine über fünfzigtausend Kunden inzwischen bei Thomas kaufen können. Dabei hatte es zunächst so klein angefangen, ganz klein, nicht größer als ein paar Samenkörner.

Es ist Februar 2004 und Thomas gerade zweiunddreißig Jahre alt, als er sich bei Ebay anmeldet, um Pflanzensamen über das Internet zu verkaufen. Er nennt sich »kleiner..gaertner«, der Name Palmenmann liegt da noch in weiter Ferne. Tiefschürfende Marketingüberlegungen stecken nicht hinter der Wahl dieses Namens mit den zwei Punkten, denn einen richtigen Plan hat Thomas nicht, einen professionellen Businessplan sowieso nicht – es ist ja auch eher ein Jux als ein Business. Hat er wenigstens Ahnung von exotischen Pflanzen? Fehlanzeige! Vieles von dem, was man als Grundvoraussetzungen erwartet, wenn sich jemand selbstständig macht, bringt Thomas nicht mit. Trotzdem ist er nicht vollkommen unvorbereitet, denn er erfüllt eine unschätzbar wichtige Voraussetzung: Neugierde. Die Lust, etwas Neues zu machen, aufgeschlossen zu beobachten, wohin der Weg einen führen könnte, wie bei einer Fahrt ins Unbekannte. Ohne Meilensteine im Businessplan abzuhaken, ohne eine Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Es ist wie eine Abenteuerreise in ein fremdes Land: Alles ist unbekannt, spannend, aber nicht wirklich gefährlich, und es gibt die Gewissheit, ein Rückflugticket in der Tasche zu haben. Was soll also Schlimmes passieren? Es sind seine Neugierde und die Lust, ohne großes Risiko ein paar Euros nebenher zu verdienen, die Thomas dazu bewegen, einfach anzufangen. Dass sich aus diesem Experiment ein Millionengeschäft entwickeln würde, ahnte am Anfang niemand.

Die Geschichte des »kleinen Gärtners« beginnt eigentlich schon viel früher, als noch niemand an das Internet, geschweige denn an Ebay, denkt, und sie beginnt tatsächlich mit einem kleinen Gärtner. Als Kind wohnt Thomas mit seiner Familie in einem Mehrfamilienhaus mit großem Garten in Dortmund. Schon als Grundschüler ist er von Pflanzen angetan, und so verbringt er die meisten seiner Nachmittage in den Mülltonnen des benachbarten Friedhofs. Dort fahndet er nach brauchbarem Material für den heimischen Garten, wo er sein eigenes kleines Beet besitzt. Das, worin die Erwachsenen keinen Wert mehr sehen, ist für Thomas das sprichwörtliche Schlaraffenland. Für einen Jungen seines Alters ist es eine ungewöhnliche Neigung, sich für Zwergmispeln, Primeln und Trichterwinden zu interessieren, aber es fasziniert ihn, wie aus dem Nichts etwas Neues, Blühendes entsteht. Loch buddeln, reinwerfen, was man im Müll gefunden hat, zuschütten, gießen und abwarten: Mehr brauchte es für einen Siebenjährigen nicht, um blühende Landschaften entstehen zu lassen.

Diese Zeit war der Beginn einer langen Leidenschaft, die Thomas während seiner gesamten Jugend begleitet, und es ist schon damals allen klar, dass aus dem kleinen Gärtner später einmal ein richtiger Gärtner würde. »Der Junge könnte einen Besenstiel einpflanzen, und der würde wieder grün werden«, bekundet sein Großvater sein frühes Talent. Als Thomas ein paar Jahre später die Hauptschule abschließt und es an der Zeit ist, diesen Traum endlich real werden zu lassen und eine Ausbildung zum Gärtner zu beginnen, kommt es dennoch anders: Thomas scheitert. Er scheitert an einer Kleinigkeit, die im Vergleich zu einer lebenslangen Faszination geradezu lapidar klingt. Er scheitert an seiner eigenen Schüchternheit.

Sein ganzes Leben lang musste Thomas nie weit weg. Seine Grundschule wie auch später die Hauptschule waren nur ein paar Meter von seinem Zuhause entfernt. Er konnte immer zu Fuß laufen, musste noch nicht einmal mit dem Bus fahren. Als es nun darum geht, die S-Bahn zur Berufsschule nach Dortmund-Hacheney zu nehmen, kneift Thomas und wird lieber doch kein richtiger Gärtner. Er, der kleinste Junge seines Jahrgangs, ist noch nicht ausgewachsen: ein Teenager mit Storchenbeinen und Schuhgröße vierzig. Der Junge, der kleiner ist als alle Mädchen in seiner Klasse, ergibt sich kampflos seiner Schüchternheit und zieht es vor, lieber der kleine Gärtner zu bleiben, anstatt seine Leidenschaft zum Beruf zu machen.

Loch buddeln, Samen rein, zuschütten, gießen – und abwarten. »Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht«, besagt ein afrikanisches Sprichwort, und es scheint etwas Wahres dran zu sein – nicht nur in Afrika, sondern auch mitten im Pott. Damals ist Thomas einfach noch jung und zu klein, in vielerlei Hinsicht. Es hätte keinen Sinn ergeben, am Gras zu ziehen, um es wachsen zu lassen. Die folgenden Jahre sind für Thomas lehrreich. Er lässt sich von seinem Vater dazu überreden, eine Maurerlehre zu beginnen. »Warum auch nicht, die Bezahlung ist immerhin besser als die der Gärtnerlehrlinge«, sagt er sich, und willigt ein. Nach Abschluss seiner Lehre arbeitet er einige Jahre weiter in der Baubranche, bis er sich eines Tages mit seinem Chef überwirft und dieser ihm im Streit sagt: »Wenn du es nicht so machst, wie ich es dir sage, kannst du deinen Krempel nehmen und nach Hause fahren.« Thomas packt seinen Krempel, ruft ein Taxi und fährt von der Baustelle aus nach Hause. Sein Chef fährt ihm sogar hinterher: »Es war ja nicht so gemeint.« Aber die Entscheidung ist für Thomas gefallen, er kündigt noch am selben Tag.

Aber man kündigt doch nicht gleich, nur weil der Chef mal grantig ist?! Das stimmt, doch Thomas kündigt nicht deswegen. Er hatte schon lange gemerkt, dass der Beruf des Maurers einfach nicht sein Ding war. Es hatte damals nichts Vernünftiges dagegen gesprochen, die Lehre zu beginnen, und er hatte auch die Jahre über ganz gut verdient, aber es war nicht das Richtige. Das weiß Thomas ganz genau, aber er weiß überhaupt nicht, was das Richtige jetzt sein könnte. Ganz schön mutig für den kleinen Gärtner, so tapfer auf sein Herz zu hören und die Brocken hinzuschmeißen.

Es folgt eine Umschulung zum Immobilienkaufmann, anschließend macht er sich mit einem Partner selbstständig. Sie suchen sich renovierungsbedürftige Immobilien, kaufen sie, lassen sie sanieren und über eine Duisburger Agentur verkaufen. Dafür nehmen die beiden nach und nach Kredite in Höhe von mehr als vier Millionen Mark auf. Das Vorhaben funktioniert: Die Wohnungen sind nach der Sanierung nicht wiederzuerkennen, und die Verkaufsagentur macht einen guten Job, sodass sich alle Immobilien mit Gewinn verkaufen lassen.

Thomas steigt irgendwann aus – es ist wieder sein Bauchgefühl, das sich meldet. Es ist wieder das Gefühl, im falschen Film zu sein, dass das Rad, das die beiden drehen, eine Nummer zu groß für ihn ist. Thomas steigt mit einem kleinen, aber komfortablen Finanzpolster aus und steckt sein gesamtes Geld in die Renovierung seines Elternhauses, das er nach dem frühen Tod seines Vaters übernommen hatte. Die blaue Trichterwinde, die Thomas als Kind aus dem Müll geholt hatte, hat sich mittlerweile prächtig entwickelt und ist überall im Garten zu finden.

Thomas hat in seinen ersten Berufsjahren viel gelernt. Er weiß mittlerweile, was er will und was nicht. Er hat sich handwerkliche Fähigkeiten angeeignet. Er hat gelernt, auf seinen Bauch und sein Herz zu hören, und er hat seine Erfahrungen mit Risiken gemacht, auch mit ziemlich großen, unvernünftigen Risiken. Sein Bauch sagte ihm, aufzuhören und den Gewinn aus den Immobiliengeschäften besser mitzunehmen. Es fühlte sich gut an, das Geld in das Haus zu investieren – ein besseres Gefühl, als sich den ersten Porsche zu kaufen, so wie es fast alle anderen machten, mit denen Thomas zusammenarbeitete. Er behält seinen Kombi, zweiundneunziger Baujahr, und fängt an, in seiner Freizeit sein Elternhaus zu renovieren und sich dort eine Junggesellenwohnung einzurichten. Seine ehemaligen Kollegen wagen sich an größere Immobilienprojekte heran, nehmen noch höhere Kredite auf und gehen ein paar Jahre später pleite.