Parker sprüht die Viper ein - Günter Dönges - E-Book

Parker sprüht die Viper ein E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Lady Agatha lief das Wasser im Mund zusammen. Wie hypnotisiert blickte sie auf den netten älteren Herrn, der gerade am Paßschalter des Flughafens Heathrow stand und auf die Rückgabe seiner Papiere wartete. Der etwa fünfzigjährige Mann hatte keine Eile. Er hielt in der linken Hand einen kleinen Kunststoffbeutel, in dem sich gebrannte Mandeln befanden. Schon allein der typische Geruch löste in der älteren Dame fast so etwas wie wilde Gier aus. Sie kannte die Köstlichkeit von diversen Jahrmärkten her und fühlte sich plötzlich in ihre Kindheit versetzt. Sie wußte, daß sie um jeden Preis zumindest eine dieser gebrannten Mandeln haben mußte. Der Unbekannte hatte inzwischen seine Papiere zurückbekommen und trug seinen Koffer gelassen zur Zollabfertigung. Dabei schob er sich eine weitere Mandel in den Mund und warf einen kurzen Blick auf Lady Agatha, die zielsicher die Trennbarriere ansteuerte ... Die Zollabfertigung nahm nur wenige Augenblicke in Anspruch. Der nette ältere Herr bot dem Zollbeamten eine gebrannte Mandel an, die dieser nach kurzem Zögern auch tatsächlich nahm. Auch er konnte der Verlockung nicht widerstehen. Der nette ältere Herr nahm den Koffer in die Hand und trug ihn hinüber zur Cafeteria, die sich an der Stirnseite der weiten Empfangshalle befand. Hier nahm er an einem Tisch Platz, stellte seinen Koffer ab und erhob sich höflich, als Lady Agatha sich ebenfalls an den Tisch setzte. »Lassen Sie sich nicht stören«, meinte die ältere Dame und lächelte wohlwollend. Dabei blickte sie auf den durchsichtigen Beutel, in dem sich noch viele Mandeln befanden. »Ich habe Sie übrigens schon die ganze Zeit über beobachtet.« »Beobachtet, Madam?« Der nette ältere Herr wirkte plötzlich ein wenig unruhig.

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Der exzellente Butler Parker – 13 –

Parker sprüht die Viper ein

Günter Dönges

Lady Agatha lief das Wasser im Mund zusammen.

Wie hypnotisiert blickte sie auf den netten älteren Herrn, der gerade am Paßschalter des Flughafens Heathrow stand und auf die Rückgabe seiner Papiere wartete. Der etwa fünfzigjährige Mann hatte keine Eile. Er hielt in der linken Hand einen kleinen Kunststoffbeutel, in dem sich gebrannte Mandeln befanden.

Schon allein der typische Geruch löste in der älteren Dame fast so etwas wie wilde Gier aus. Sie kannte die Köstlichkeit von diversen Jahrmärkten her und fühlte sich plötzlich in ihre Kindheit versetzt. Sie wußte, daß sie um jeden Preis zumindest eine dieser gebrannten Mandeln haben mußte.

Der Unbekannte hatte inzwischen seine Papiere zurückbekommen und trug seinen Koffer gelassen zur Zollabfertigung. Dabei schob er sich eine weitere Mandel in den Mund und warf einen kurzen Blick auf Lady Agatha, die zielsicher die Trennbarriere ansteuerte ...

Die Zollabfertigung nahm nur wenige Augenblicke in Anspruch.

Der nette ältere Herr bot dem Zollbeamten eine gebrannte Mandel an, die dieser nach kurzem Zögern auch tatsächlich nahm. Auch er konnte der Verlockung nicht widerstehen. Der nette ältere Herr nahm den Koffer in die Hand und trug ihn hinüber zur Cafeteria, die sich an der Stirnseite der weiten Empfangshalle befand. Hier nahm er an einem Tisch Platz, stellte seinen Koffer ab und erhob sich höflich, als Lady Agatha sich ebenfalls an den Tisch setzte.

»Lassen Sie sich nicht stören«, meinte die ältere Dame und lächelte wohlwollend. Dabei blickte sie auf den durchsichtigen Beutel, in dem sich noch viele Mandeln befanden. »Ich habe Sie übrigens schon die ganze Zeit über beobachtet.«

»Beobachtet, Madam?« Der nette ältere Herr wirkte plötzlich ein wenig unruhig.

»Schon seit gut zehn Minuten«, fuhr Lady Simpson fort. »Und mir ist nicht entgangen, daß Sie ...«

»Was, bitte, ist Ihnen nicht entgangen?« Der Mann wurde noch unruhiger.

»Daß Sie gebrannte Mandeln haben«, sagte die ältere Dame.

»Ja, und was ist mit ihnen?« Der nette, ältere Herr blickte sich verstohlen um.

»Sie duften verführerisch«, machte Lady Agatha nun klar. »Ich bin sicher, daß Sie mich wenigstens eine Mandel kosten lassen.«

»Ach so, das ist es.« Der Mann atmete tief und erleichtert durch. »Natürlich, Madam. Bitte, bedienen Sie sich.«

Er klemmte mit Daumen und Zeigefinger den Tüteninhalt nach unten weg und sorgte dafür, daß wirklich nur eine einzige Mandel greifbar war. Dann blickte er kurz auf den Folienbeutel, korrigierte sein Angebot und reichte Mylady die Tüte.

»Dann bin ich so frei«, meinte Agatha Simpson und langte mit beiden Händen zu, die man auf keinen Fall als damenhaft klein bezeichnen konnte. Die ältere Dame schüttelte die Mandeln durcheinander, nachdem sie den Klemmgriff des Mannes spielend leicht gelöst hatte und versorgte sich mit gebrannten Mandeln.

»Sehr liebenswürdig«, säuselte sie und nickte freundlich. »Ich wußte doch gleich, mit wem ich es zu tun habe.«

Sie hatte fünf Mandeln erbeutet, winkte dem völlig verdutzten Mann zu und entschwand. Agatha Simpson war eine große, majestätisch wirkende Dame, die das sechzigste Lebensjahr längst überschritten hatte. Sie verfügte über die ansehnliche Fülle einer Wagner-Walküre aus früheren Zeiten und trug ein eindeutig zu weites Tweed-Kostüm.

Auf ihrem Kopf saß eine Hutschöpfung, die an einen verunglückten Napfkuchen erinnerte, der imposanten und durchaus bemerkenswerten Erscheinung baumelte ein sogenannter Pompadour an langen Schnüren.

Durchaus höflich, wie Lady Agatha sein konnte, blickte sie sich noch mal nach dem Mandel-Spender um, konnte ihn zu ihrer Überraschung aber schon nicht mehr sehen. Er hatte den Tisch verlassen und sich im Gewühl der Fluggäste verloren.

Die passionierte Detektivin blieb neben einer Stellwand stehen und schob sich die erste gebrannte Mandel in den Mund. Dabei schnupperte sie genießerisch und dachte wieder an ihre Jugendzeit. Damals hatte sie wirklich keine Gelegenheit versäumt, sich auf Jahrmärkten und Festwiesen mit solchen Mandeln zu versorgen.

Ihre Zunge umspielte den harten Zuckermantel, um dann wenig später versuchsweise zum erstenmal vorsichtig zuzubeißen. Sie setzte die Mandel dem Druck ihrer Kiefer aus und suchte nach der Schwachstelle in dem eigenwilligen Konfekt, um es spalten zu können.

Als dies nicht auf Anhieb geschah, verstärkte sie den Druck der Zähne und ... fuhr zusammen, als wäre sie von einem elektrischen Schlag getroffen worden. Sie hatte das Gefühl, sich einen Backenzahn ausgebissen zu haben.

Mylady suchte mit der Zungenspitze nach dem harten Kern, fand ihn und schob ihn nach vorn zu den Lippen. Anschließend griff sie mit zwei spitzen Fingern zu und begutachtete den Übeltäter, der einen Zahnnerv nachhaltig in Vibration versetzt hatte.

Es handelte sich, wie sie sofort sehr fachmännisch erkannte, um nichts anderes als um einen Halbkaräter.

*

»Wo haben Sie denn die ganze Zeit über gesteckt, Mister Parker?« räsonierte Lady Agatha, als ihr Butler sich ihr gemessen näherte und dabei grüßend die schwarze Melone lüftete.

»Der Andrang im Reisebüro war leider geradezu bedrückend«, gab der Butler Auskunft und zeigte ihr dann eine dicke Mappe, die mit Prospekten gefüllt war. »Dafür ist die Auswahl an möglichen Reisezielen überwältigend, Mylady.«

»Ich habe andere Sorgen«, gab sie zurück, »das heißt, ich suche nach einem Mann, der gebrannte Mandeln ißt, Mister Parker.«

Parker hatte das ausdruckslose Gesicht eines hochherrschaftlichen Butlers und gestattete sich auch jetzt keine Regung. Er kannte das mitunter exzentrische Verhalten der Lady Simpson. Sie war für jede Überraschung gut. Sie war eine überaus bemerkenswerte Dame, die sich einen Sport daraus machte, in jedes erreichbare Fettnäpfchen zu treten.

Lady Agatha war immens vermögend und konnte sich leisten, was immer sie wollte. Seit vielen Jahren betätigte sie sich als Detektivin und hielt sich auf diesem Gebiet für unschlagbar. Sie merkte noch nicht mal andeutungsweise, daß Parker seine stets schützende Hand über sie hielt und Schaden von ihr abwandte.

»Sehen Sie sich das an«, redete sie weiter. »Um ein Haar hätte ich mir einen Zahn abgebissen.«

Während sie noch redete, zeigte sie ihrem Butler den Halbkaräter. Parker nahm ihn vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger und begutachtete ihn.

»In der Tat ein Halbkaräter«, sagte er, ohne seine Stimme erstaunt zu heben. »Meiner bescheidenen Ansicht nach handelt es sich um ein lupenreines Stück in feinem Weiß, Top Wesselton. Darf man sich erlauben, nach der Herkunft dieses Brillanten zu fragen?«

»Er war in einer gebrannten Mandel«, antwortete Lady Agatha und öffnete verstohlen ihre restlichen vier Süßigkeiten.

»Eine erstaunliche Füllung, Mylady.«

»Wieviel ist der Stein wert, Mister Parker?« wollte sie wissen. Sie war eine ungemein sparsame Frau, der man schottischen Geiz nachsagte.

»Etwa vier- bis fünftausend Pfund, Mylady«, lautete Parkers sachkundige Antwort.

»Guter Gott«, schnaufte sie und blickte auf die vier Mandeln auf ihrer Handfläche. »Diesen Nachmittag werde ich bestimmt nicht vergessen. Es handelt sich nicht um einen Glasstein, Mister Parker?«

»Von der Echtheit des Steines können Mylady ausgehen.«

»Ich werde sofort nachprüfen, ob die übrigen Mandeln mit Diamanten gefüllt sind«, kündigte sie an. »Kommen Sie, dabei braucht man uns nicht zu beobachten.«

»Mylady kamen völlig regulär in den Besitz der Mandeln?« fragte der Butler. Ihm war längst klar, daß man auf dem besten Weg war, in einen neuen Kriminalfall zu schlittern.

»Die Mandeln wurden mir förmlich aufgedrängt«, gab sie zurück. »Hätte ich doch nur mehr davon genommen! Das hat man nun von seiner vornehmen Zurückhaltung.«

Sie setzte ihre majestätische Fülle in Bewegung, und Josuah Parker folgte ihr gemessen. Er trug über seinem schwarzen Zweireiher einen ebenfalls schwarzen Covercoat. Am angewinkelten linken Ellenbogen hing ein altväterlich gebundener Regenschirm.

»Darf man Myladys Aufmerksamkeit beanspruchen?« fragte er nach wenigen Augenblicken.

»Sie haben den Mann mit den gebrannten Mandeln entdeckt?« Agatha Simpson hatte völlig vergessen, daß Parker ihn gar nicht kennen konnte. Sie blieb stehen und wandte sich um. Parker wies diskret auf einen kleinen Menschenauflauf, der sich um einen Mann bildete, der sich am Boden krümmte.

»Das ist er«, sagte sie umgehend, »kein Zweifel, das ist er, Mister Parker. Von ihm habe ich die Mandeln. Kommen Sie! Worauf warten Sie noch?«

Sie entwickelte ihre bekannte und gefürchtete Energie und schritt auf die Menschengruppe zu, schob einige Fluggäste robust zur Seite und erklärte dabei laut und deutlich, sie wäre Pfadfinderin und erfahren in Erster Hilfe.

Die Neugierigen und auch durchaus Hilfsbereiten machten ihr daraufhin noch mehr Platz. Und Lady Agatha konnte umgehend nach weiteren gebrannten Mandeln Ausschau halten.

*

»Hatte er sie noch bei sich?« fragte Mike Rander etwa anderthalb Stunden später. Er und Kathy Porter, Myladys Sekretärin und Gesellschafterin, befanden sich im altehrwürdigen Haus der Lady Simpson in Shepherd’s Market.

Dieses schon sehr alte Fachwerkhaus im Herzen Londons, nicht weit entfernt vom Hyde Park, stand auf den labyrinthartigen Gewölben einer ehemaligen Abtei und war der Stadtsitz der Lady Simpson. Von hier aus entwickelte sie ihre Aktivitäten gegen die Unterwelt der Themse-Metropole.

»Meine Wenigkeit konnte leider keine weiteren gebrannten Mandeln entdecken«, schaltete Parker sich ein, der den Tee reichte und dazu reichhaltiges Gebäck lieferte.

»Weil Sie natürlich nicht genug danach gesucht haben, Mister Parker«, mokierte sich Lady Agatha umgehend.

»Was war denn mit dem betreffenden Mann?« erkundigte sich Kathy Porter.

»Wenn meine bescheidene Wenigkeit sich nicht irrt, Miß Porter, litt der Bedauernswerte an einer akuten Vergiftung«, beantwortete Parker die Frage. »Eine genaue Diagnose ließ sich leider nicht stellen, da das Flughafenpersonal sich des Mannes annahm und ihn den Ärzten überantwortete.«

»Diesem Mann sind die gebrannten Mandeln gestohlen worden«, behauptete Lady Agatha nun mit Nachdruck. »Er ist wegen dieser Mandeln vergiftet worden.«

»Was haben denn die vier übrigen Mandeln erbracht?« Mike Rander erinnerte, was sein Äußeres anbetraf, an einen sehr bekannten James-Bond-Darsteller, war seines Zeichens Anwalt und hatte vor Jahren einmal zusammen mit Parker in den USA viele Abenteuer erlebt. Jetzt verwaltete er das Vermögen der alten Dame und kam kaum noch dazu, seinem tatsächlichen Beruf nachzugehen. Kathy Porter hielt sich inzwischen fast nur noch in Randers Kanzlei in der nahen Curzon Street auf. Sie war für ihn zu einer wertvollen Mitarbeiterin geworden.

»Fand ich noch etwas, Mister Parker?« Mylady wandte sich an ihren Butler und schien sich nicht mehr so recht erinnern zu können.

»Mylady wurden in der Tat noch mal fündig, um es mal so auszudrücken«, erinnerte Parker gemessen. »Dabei handelte es sich sogar um einen Einkaräter, der mit Sicherheit einen Wert von sechzigtausend Dollar repräsentiert.«

»Ich werde beide Steine bei passender Gelegenheit als Fundstücke anmelden«, meinte die ältere Dame wie beiläufig.

»Ob der Vergiftete überhaupt gewußt hat, was in diesen gebrannten Mandeln war?« fragte Kathy Porter. Sie war schlank, etwas über mittelgroß und von unaufdringlicher Attraktivität. Das braune Haar mit dem leichten Rotstich verlieh ihr auf den ersten Blick hin das Aussehen eines scheuen Rehs, doch dieser Eindruck täuschte. In Momenten der Gefahr und Herausforderung konnte sie zu einer Pantherkatze werden. Die Künste fernöstlicher Verteidigung waren ihr sehr vertraut.

»Er bot sie ja schließlich sogar einem Zollbeamten an«, erinnerte Mike Rander.

»Richtig, meine Junge«, erwiderte Lady Agatha. »Und auch in meinem Fall war er eigentlich recht entgegenkommend. Eigentlich sind die beiden Steine inzwischen längst mein Eigentum, nicht wahr? Er hat sie mir ja schließlich geschenkt, wenn man es genau nimmt. Oder?«

»Legen wir uns besser nicht fest, Mylady«, warnte Rander und lächelte amüsiert. »Es könnte Juristen geben, die das erheblich anders sehen und bewerten.«

»Diese Leute darf man eben nicht fragen«, grollte sie. »Man kann auch alles unnötig komplizieren. Im Grund könnte ich sogar Schadenersatz beanspruchen.«

»Schadenersatz, Mylady?« wunderte sich Kathy Porter.

»Nun ja, meine Liebe, um ein Haar hätte ich mir meine Zähne ruiniert«, gab die ältere Dame zurück. »Und dann der Schmerz, als ich auf den ersten Stein biß. Vielleicht hätte ich mich sogar verschlucken können. Was sagen Sie dazu, Mister Parker?«

»Mylady werden sicher erfahren wollen, welche Diagnose die Ärzte inzwischen stellten«, gab der Butler zurück, ohne auf die eigentliche Frage der Hausherrin einzugehen. »Zudem dürfte seine Identität interessieren und auch der Grund seines Aufenthalts in Heathrow.«

»Richtig, Mister Parker.« Sie nickte nachdrücklich. »Erledigen Sie das! Genau diese Fragen bewegen mich. Wie gut Sie mich doch manchmal kennen!«

Mylady hatte die beiden Steine natürlich in ihr Studio mitgenommen, um sie dort noch mal in aller Ruhe zu betrachten. Mike Rander und Kathy Porter waren nach dem Tee gegangen und auf dem Weg in die Anwaltskanzlei.

Parker befand sich allein in der großen Wohnhalle des Hauses und hatte Muße, sich einige Papiere anzusehen, die aus einer der Taschen des Mannes stammten, der in der Halle des Flughafens zusammengebrochen war.

Josuah Parker verfügte über die Geschicklichkeit eines Meister-Taschendiebes, was seine Finger betraf. Natürlich setzte er diese Fähigkeiten immer nur dann ein, wenn es darum ging, einen Fall aufzuklären.

Er legte die drei Dinge aus, die er geborgen hatte. Es handelte sich um einen Brief, der an einen Mister Hussler, wohnhaft in London, um ein Flugticket, das ebenfalls auf diesen Namen ausgestellt war und zwar mit dem zusätzlichen Vornamen Randolph und schließlich um eine Hotelrechnung. Sie stammte aus Johannesburg und betraf auch einen Mister Randolph Hussler. Laut dieser Hotelrechnung hatte der Mann sich etwa drei Tage in dieser südafrikanischen Stadt aufgehalten.

Parker befragte das Telefonbuch.

Ein Randolph Hussler war verzeichnet. Er wohnte danach im Stadtteil Bloomsbury, also nördlich von Soho. Die Angabe deckte sich mit der auf dem Briefumschlag. Absender des kurzen Briefes war eine Firma namens Britton, die mit Immobilien handelte. Das Büro des Mister John Britton befand sich laut Briefkopf in Pimlico.

Parker prägte sich diese Einzelheiten ein und rief anschließend einen gewissen Mister Horace Pickett an, den ehemaligen Taschendieb, der vor Jahren als Meister seines Fachs gegolten hatte, nun aber längst auf der richtigen Seite des Gesetzes stand. Diesen Sinneswandel hatte er Parker zu verdanken, der ihm nach einem peinlichen Fehlgriff in eine hochbrisante Tasche das Leben gerettet hatte.

Inzwischen war Horace Pickett zu einem wertvollen und loyalen Mitarbeiter des Duos aus Shepherd’s Market geworden. Der ehemalige Eigentumsumverteiler, wie Pickett sich seinerzeit genannt hatte, war jetzt ein hochwertiger Ermittler, dessen immer noch vorhandene Kontakte zur Szene ungemein wertvoll waren.

Parker setzte diesen interessanten Mann kurz ins Bild. Er bat ihn in seiner höflichen Art, sich um Mister Randolph Hussler zu kümmern und in Erfahrung zu bringen, wie seriös die Firma des John Britton war.

Pickett, der schweigend zugehört hatte, erkundigte sich dann nach dem Mann, der in der großen Halle des Flughafens offensichtlich vergiftet worden war.

»Es handelt sich um einen gewissen Verdacht, Mister Pickett«, sagte Josuah Parker.

»Wissen Sie, Mister Parker, daß sich schon ein paar von diesen Fällen in Heathrow ereignet haben?«

»Sie lösen großes Interesse in meiner Wenigkeit aus, Mister Pickett.«

»In zwei Fällen habe ich bisher davon gehört«, fuhr Pickett fort. »Es ging da um zwei Männer, die plötzlich umkippten und vergiftet worden waren, wie sich später herausstellte.«

»Waren Tote zu beklagen, Mister Pickett?«

»Nein, das nicht, aber die beiden Leute mußten tagelang behandelt werden. Soll ich der Sache mal nachgehen?«

»Dies könnte recht hilfreich sein, Mister Pickett«, gab der Butler zurück. »Aber lassen Sie größte Vorsicht walten! Denken Sie an die Vergiftungen!«