Parkinson - Dr Otti Wegrostek - E-Book

Parkinson E-Book

Dr Otti Wegrostek

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Beschreibung

Die Zahl der Parkinsonpatienten hat sich weltweit in den vergangenen 30 Jahren fast verdreifacht! Waren 1990 ca. 2,5 Millionen Menschen an Morbus Parkinson erkrankt, lag die Zahl der Parkinsonpatienten laut Schätzung der WHO im Jahr 2016 bei sechs bis sieben Millionen. Parkinson ist somit nach der Alzheimer Krankheit die zweihäufigste neurodegenerative Erkrankung. Das Buch ist umfassender Leitfaden für Parkinson-Betroffene und deren Angehörigen . Neben der Darstellung der aktuellen Forschungsergebnisse über die Krankheit, enthält das Buch unterschiedliche Behandlungsansätze, Therapien, aus welchen Betroffene wie auch deren Angehörige eine für sie passende unterstützende Behandlung auswählen können. Das Hauptaugenmerk wird vor allem auf die praktische Umsetzbarkeit liegen und nicht auf theoretische Gebilde, die in der Realität nur schwierig oder gar nicht umsetzbar sind. Hilfe zur Selbsthilfe ist ein zentraler Aspekt bei der Behandlung von Parkinson, weil dies eine Form der Selbstermächtigung darstellt. Um eine ganzheitliche Betrachtung des komplexen Themas sicherzustellen, konnte als Co-Autor der Unfallchirurg und Sporttraumatologe mit dem Spezialgebiet Sportverletzungen und minimal inversive Chirurgie, UNIV.-PROF. DR. REINHARD WEINSTABL gewonnen werden, welcher wertvolles Wissen aus der Praxis mitbringt. Er erlangte öffentliche Bekanntheit durch die Behandlung vieler prominenter Patienten aus Sport, Wirtschaft und Politik. Durch die Weltmedien ging seine Operation der deutschen Tennisikone Steffi Graf im Jahr 1997, nach der sie wieder die Nummer 3 der Welt wurde und ein Grand Slam Turnier (Paris Roland Garros) gewann.

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Parkinson

Die schleichende Krankheit

Ein ganzheitlicher Ratgeber fürBetroffene und Angehörige

Herausgegebenvon Dr.in Otti Wegrostek, MSc undProf. Dr. Reinhard Weinstabl

1. Auflage 2022

© Giger Verlag GmbH, 2022,

CH-8852 Altendorf, Telefon 0041 55 442 68 48

www.gigerverlag.ch

Lektorat: Josef K. Pöllath M.A.

Korrektorat: Susanne Langer-Joffroy M.A.

Umschlaggestaltung:

Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich

Layout und Satz: Roland Poferl Print-Design, Köln

ISBN 978-3-039330-49-2

eISBN 978-3-039330-53-9

Inhalt

Vorwort

Die Erkrankung eines guten Freundes als Startschuss für eine neue Reise

Dr.inOtti Wegrostek, MSc

Erfahrungsbericht des betroffenen guten Freundes der Autorin

Parkinson beherrschen oder beherrscht werden?

Prof. Dr. Reinhard Weinstabl

Parkinson aus neurologischer Sicht

Dr.inBarbara Keuschnigg-Wagenmann

Medikamentöse Therapie bei Morbus Parkinson

Mag. Robert Zika

Durch Morbus Parkinson zu smovey und in ein völlig neues Lebensgefühl

Mag.aGerda Delaunay

Die Holosan-Bioresonanz-Methode

Mag. Christof Ruby

Tanztherapie: Warum Sie bei Parkinson tanzen sollten

Mag.aUrsula Löwe, MA

Logopädie bei Morbus Parkinson

Mag.aAntje Bernas-Stiel

Ergotherapie: Der Weg zur Selbstständigkeit

Ines Schandl, MSc

Subcutane Pumpeninfusion: Wenn man an Grenzen stößt

Erfahrungsbericht eines betroffenen Chirurgen

Möglichkeiten der Heildiät bei Morbus Parkinson

Dr. Andres Bircher

Ernährung bei Morbus Parkinson

Silke Pirker-Neuwirth, MSc

Wie Phönix aus der Asche

Bericht eines Betroffenen

Morbus Parkinson

Bericht einer Angehörigen

Veränderung als Chance

Gedanken eines Betroffenen

Die Perspektive einer Ehefrau

Bericht einer Angehörigen

Mein Leben mit Parkinson

Bericht einer Betroffenen

Mein Weg mit meinem Mann und Herrn Parkinson

Bericht einer Angehörigen

Parkinson: Eine Chronologie von vielen

Bericht eines Betroffenen

Parkinson und 24-Stunden-Pflege

Wolfgang Reiner und Anita Großbichler

Parkinson in der Praxis aus der Sicht einer Betreuerin

Silva M., DPKP und Personenbetreuerin bei SanRa Pflegedienst OG

Nachwort

Dr.inOtti Wegrostek, MSc und Prof. Dr. Reinhard Weinstadl

Literatur- und Quellenverzeichnis

Über die Autoren

Die Herausgeber

Widmung von Dr.in Otti Wegrostek

Meinem VaterStylianos Charistos gewidmet

Hinweis

Aufgrund einer gendergerechten Anredeform werden im Buch sowohl weibliche als auch männliche Formen verwendet. Der besseren Lesbarkeit wegen wurde vereinzelt auch nur die weibliche oder die männliche Anrede gewählt. Alle Anredeformen beziehen sich selbstverständlich auf Angehörige aller Geschlechter.

Vorwort

Der tragische Krieg in der Ukraine füllt gerade die internationalen Medien, während wir das Buch über Parkinson fertigstellen. Die Gesamtkosten des Krieges, neben dem furchtbaren menschlichen Leid, betrugen bis Mitte April 2022 circa 100 Milliarden Dollar1. Mit jedem Tag steigen die Kosten und das menschliche Leid enorm. Manche Medien berichten von einer Milliarde Dollar Kosten pro Tag, allein für Russland2. Die weiteren wirtschaftlichen Folgen, inklusive Lieferkettenunterbrechung, Aktienmarktzusammenbrüchen, Inflationssteigerungen und die massive Zunahme an Arbeitslosigkeit noch gar nicht eingerechnet. Das aktuelle Leid der Bevölkerung der Kriegsparteien ist offensichtlich, die Folgen dieses furchtbaren Krieges jedoch werden erst in Monaten und Jahren spürbar sein, dafür dann aber global.

Sie fragen sich an dieser Stelle vielleicht, weshalb wir ein Buch über Parkinson mit einem Kriegsthema beginnen. Wir wollen damit einerseits unsere tiefe Betroffenheit ausdrücken, andererseits möchten wir diese Zahlen in ein spannendes Verhältnis bringen. Diese Geldsummen könnten nämlich zum Wohl der Menschheit eingesetzt werden, wenn in die Gesundheitsforschung investiert werden würde und nicht in einen Krieg, bei dem alle verlieren, selbst wenn sie auf dem Papier gewinnen.

Um etliches Leid minimieren und die Parkinson-Forschung voranbringen zu können, braucht es gar keine Milliarden von Dollar an Investitionsvolumen. Die USA beispielsweise fördern in Deutschland die Forschung auf diesem Gebiet mit drei Millionen Dollar pro Jahr3. Das sind Peanuts im Vergleich zum Kapital, das für Rüstung ausgegeben wird. Allein Deutschland hat angekündigt, in die Rüstung 100 Milliarden Euro einmalig und fortlaufend zwei Prozent des Bundeshaushalts zu investieren.

Wir sehen also, dass hier ein eklatantes Missverhältnis besteht. Es gibt derzeit beachtliche Fehlallokationen von Kapital, das zum Wohl der Menschen eingesetzt werden könnte. Wir möchten darauf hinweisen, dass es dermaßen großer finanzieller Anstrengungen gar nicht bedürfte, um Millionen von Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen. Es braucht nur den Willen und das Bewusstsein dafür. Mit dem vorliegenden Buch möchten wir unseren Teil dazu beitragen, diese Faktoren zu schaffen.

Parkinson – eine Krankheit, die immer mehr betrifft

Die Parkinson-Krankheit oder Morbus Parkinson (weitere Synonyme: Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS), Parkinson´sche Krankheit, umgangssprachlich auch Schüttelkrankheit genannt) ist ein langsam fortschreitender Verlust von Nervenzellen.

Es gibt eine Vielzahl an Impulsen für das vorliegende Buch. Einerseits sind beide Autoren mehr oder minder direkt von dieser Krankheit betroffen. Doch darüber hinaus gibt es eine gesellschaftliche Relevanz, die mit jedem Jahr größer zu werden scheint: Die Zahl der Parkinsonpatienten und -patientinnen hat sich weltweit in den vergangenen 30 Jahren fast verdreifacht. Waren 1990 circa 2,5 Millionen Menschen an Morbus Parkinson erkrankt, lag laut Schätzung der WHO 2016 die Zahl der Parkinsonpatienten bei sechs bis sieben Millionen. Aktuelle Schätzungen gehen sogar von über 10 Millionen aus4. Parkinson ist somit nach der Alzheimerkrankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung.

Das Dramatische an der Krankheit ist der langsame und schrittweise Verlauf. Dieser zieht das Leiden in die Länge, und die Betroffenen sowie ihr Umfeld sehen sich einer immer weiter zunehmenden Hilflosigkeit gegenüber. Die Krankheit lässt sich zwar nicht heilen, aber mit einer entsprechenden und zielgerichteten alternativen Therapie ist ein weitgehend normales Leben möglich. Besonders diesen Hoffnungsschimmer möchten wir den Leserinnen und Lesern dieses Buches vermitteln.

Jeder kommt zu Wort

Wir lassen Spezialisten aus unterschiedlichen Gebieten zu Wort kommen, aber auch Betroffene, die es geschafft haben, ihr Leben so zu arrangieren, dass die Krankheit immer seltener die bestimmende Rolle einnimmt. Selbstermächtigung ist der Schlüsselbegriff dieses Buches. Denn egal, welche Expertinnen oder Betroffene wir auch zu Wort kommen lassen – der Schlüssel im Umgang mit dieser Krankheit liegt in jedem selbst. Von dieser Last kann Sie kein noch so gutes Buch befreien.

Doch es gibt auch etwas Gutes an dieser »Last«: Sie haben es, gemeinsam mit Ihrem Umfeld, selbst in der Hand, wie Sie Ihr Leben meistern. Dass es gut zu meistern ist, selbst mit dieser schweren Krankheit, das möchten wir Ihnen vermitteln. Deshalb gibt es eine Reihe unterschiedlicher Impulse, aus denen Sie die passendsten für sich selbst wählen können.

Jeder Körper und jeder Geist sind individuell zu betrachten. Was bei einer Person funktioniert, kann bei einer anderen völlig anders aussehen. Trauen Sie sich ruhig zu, etwas zu experimentieren. Finden Sie heraus, welche Handlungen Ihr Leid lindern und im besten Fall völlig verschwinden lassen. Das vorliegende Buch sollte wie ein Buffet unterschiedlicher Behandlungsansätze, Therapien und Methoden betrachtet werden, aus welchen Betroffene und ihre Angehörige eine für sie passende, unterstützende Behandlung auswählen können. Um ein ganzheitliches und multidisziplinäres Buch zu entwickeln, ist es unumgänglich, Experten aus den verschiedensten Bereichen zu Wort kommen zu lassen. Nur auf diese Weise ist es möglich, den inter- und transdisziplinären Ansprüchen des Werkes gerecht zu werden und dabei den größten Nutzen für die Leserschaft zu erzielen.

Transdisziplinäre und multiperspektivische Herangehensweise

Ziel dieses Buches ist es, über den Tellerrand der schulmedizinischen Forschung hinauszuschauen und einen Blick über den klassisch-traditionellen Horizont zu wagen. In der gelebten Praxis haben sich nämlich Alternativbehandlungsmethoden als äußerst vielversprechend und leidmindernd herausgestellt. Bei jeder Behandlungsform ist nicht nur die Krankheit im menschlichen Körper zu beachten, sondern insbesondere die Psyche des Patienten sowie die Einbettung in den familiären Verbund zu berücksichtigen. Ein wichtiger Teil des Buches wird neben dem »Überschreiten« der rein schulmedizinischen Ansätze mithilfe der Präsentation alternativer Behandlungsansätze der Einbezug des gesellschaftlichen Netzwerks der betroffenen Personen sein. Unsere Ausgangsfrage beim Konzipieren des Werks war stets: »Was können Betroffene und ihr Umfeld tun, um mehr Selbstermächtigung zu erlangen?«

Das Hauptaugenmerk wird deshalb vor allem auf der praktischen Umsetzbarkeit liegen und nicht auf theoretischen Gebilden, die in der Realität nur schwer oder gar nicht umsetzbar sind. Auf diese Weise soll dem Umstand Tribut gezollt werden, dass jeder Mensch andere Bedürfnisse und Vorlieben hat. Je lieber er etwas macht, desto mehr Wirkung und Erfolge werden sich einstellen. Hilfe zur Selbsthilfe wird hier also praktiziert und gelebt.

Die Erkrankung eines guten Freundes als Startschuss für eine neue Reise

Dr.in Otti Wegrostek

Alles begann mit der Parkinsonerkrankung eines guten Freundes von mir. Er stand erfolgreich im Berufsleben, als er mit der Diagnose Parkinson aus allen Wolken fiel. Er hatte noch Glück, denn eine aufmerksame Neurologin kam in einem sehr frühen Stadium der Krankheit zu diesem Schluss. Mein guter Freund war vor allem deshalb überrascht, weil er sich selbst zum damaligen Zeitpunkt nicht als krank eingestuft hätte – er fühlte sich geistig und körperlich vollkommen fit. Es gab kaum eine Leistungsverminderung, außer denen, die sich im Alter sowieso einstellen. Allerdings waren da auch dieser Schwindel und das immer häufiger werdende Umfallen und Stolpern, das dem Älterwerden zugeschrieben wurde.

Die Neurologin hatte recht: Die Diagnose bestätigte sich. Es war ein Schock für meinen Freund, verbunden mit dem Bedürfnis, die Erkrankung zu leugnen. Nach der »Annahme« der Diagnose prasselten etliche Fragen auf ihn ein oder besser gesagt, sie sprudelten aus ihm heraus:

Soll ich die Krankheit geheim halten?

Was werden meine Geschäftspartner sagen?

Wie wird sich meine Familie verhalten?

Wie wird mein Umfeld darauf reagieren?

Die möglichen Zukunftsaussichten kreisten um ein Leben mit belastenden Symptomen wie Unbeweglichkeit, unkontrolliertes Zittern und Zucken, Umfallen, verwaschene Sprache und dieser maskenhafte Gesichtsausdruck – bei schnell voranschreitendem Verlauf. Aber er beschloss, sich der Krankheit zu stellen und sie vor niemand geheim zu halten. Früher oder später hätte er sowieso mit offenen Karten spielen müssen, da die Krankheit nicht lange verheimlicht hätte werden können. Eine sehr gute Entscheidung, wie er im Rückblick sagt: »Allein die Tatsache, nichts verstecken zu müssen, fühlte sich wie eine Erlösung an.« Die Akzeptanz der Krankheit war somit auch zugleich der erste Schritt in Richtung Verbesserung.

Wie behandeln?

Auf der Suche nach einer anderen Behandlungsmöglichkeit als der standardmäßigen Kombination aus Medikation und Physiotherapie, die die Symptome des Betroffenen kaum verbesserten, stieß ich auf das GIGER-MD®-Training aus der Schweiz.

Der GIGER MD®-Entstehung anfangs 1980-iger Jahre ging eine herzberührende Geschichte voraus: Die Mutter des heutigen GIGER MD Firmeninhabers war äußerst empört darüber, dass ihre liebe Cousine, die an Multipler Sklerose litt, den ganzen Tag im Rollstuhl verbringen musste, ohne Bewegung und ohne verordnetes Therapieprogramm. Aufgrund dieser unbefriedigenden Situation hatte Sonja Giger die Idee, ein Therapiegerät zu entwickeln. Skizzenhaft erstellte sie erste Entwürfe einer GIGER MD »Maschine«, mit der der ganze Körper, vor allem die Arme und Beine, trainiert werden sollte. Hartnäckig lag sie ihrem Ehemann, ein innovativer Entwicklungsingenieur und technischer Direktor der größten Schweizer Uhrenfabrik, über Wochen und Monate in den Ohren, bis er ihre Therapiegerät-Idee konkret umsetzte, alle Konstruktionspläne gezeichnet und den ersten Prototypen produziert hatte.

In Österreich gab es bis zu diesem Zeitpunkt keine offizielle Möglichkeit, das Gerät zu testen. Nur wenige Privatpersonen besaßen Geräte für den Eigengebrauch. Dennoch konnte ich eine dieser Personen davon überzeugen, meinen Freund testweise darauf trainieren zu lassen. Nach einem Monat stellten sich bereits deutliche Verbesserungen seines Gesundheitszustandes ein.

Der Termin beim Neurologen eine Woche nach den ersten drei Trainingseinheiten bestätigte die schnelle Wirkung des Trainings: Der Arzt, der davon nichts wusste, war überrascht über den Zustand des Patienten. Schon nach dieser kurzen Zeit zeigten sich deutliche Verbesserungen: Das Gangbild war flüssiger, die Beweglichkeit größer, das Wohlbefinden besser. Der Betroffene hatte wieder Freude am Leben und war präsenter. Das konnte jeder, der ihn kennt, am wachen Blick erkennen. An diesem Punkt zeigt sich, wie tiefgreifend die Krankheit wirkt: Sie umfasst Körper, Geist und Seele gleichermaßen, was wiederum Auswirkungen aufs eigene Umfeld und seine Reaktion hat.

Die Wirkung dieser Trainingsmethode war so überzeugend, dass ich mir eines dieser Geräte kaufte, um meinen Freund dauerhaft zu therapieren. Im Lauf der folgenden Monate entstand die Idee, eine Praxis zu eröffnen, in der weitere Betroffene trainieren können.

Wie wirkte sich das regelmäßige Training konkret aus? Mein Freund konnte die Medikamentendosis stabilisieren. Drei Monate später konnte er auch auf Medikamente mit den stärksten Nebenwirkungen verzichten und somit die belastenden Begleiterscheinungen minimieren.

Weshalb das Training wirkt

Bewegung wirkt wie hochdosierte Medizin ohne Nebenwirkung. Diese Methode wirkt deshalb, weil das Gehirn auf neue Bewegungsmuster trainiert wird und dadurch neue neuronale Verbindungen geschaffen werden können. Das zentrale Nervensystem ist also in der Lage, sich selbst zu regenerieren und zu restaurieren. Das ist mittlerweile auch wissenschaftlich bewiesen.

Betroffene können durch regelmäßiges Training am Gerät verloren geglaubte Funktionen wiedererlangen: Menschen mit neurologischen Beschwerden oder Einschränkungen des Bewegungsapparats, die im Alltag sehr unter den Symptomen leiden, erleben, wie sich ihre motorischen Funktionen verbessern: Sie können besser gehen und greifen, Muskeln und Gleichgewicht werden gestärkt. Auch Schmerzen und Fehlstellungen sowie Spastizität, Rigor und Tremor können reduziert werden, kardiovaskuläre Eigenschaften und Atemfunktionen verbessern sich. Das führt zu einer erheblichen Steigerung der Lebensqualität – auf körperlicher und psychischer Ebene. Und somit zu mehr Beweglichkeit, Wohlbefinden und Lebensfreude, da die Betroffenen auch wieder mehr Lust auf soziale Kontakte haben. Das Leben pendelt sich einfach wieder ein, und das ist in den meisten Fällen ein Zeichen für eine sehr effektive Medizin.

Wie die Therapie bei Parkinson konkret funktioniert

GIGER-MD® ist die perfekte Verbindung einer physio- und neuromotorischen Betreuung. Das computergesteuerte Gerät sieht ein wenig aus wie ein liegendes Ergometer oder verkehrtes Fahrrad. Anstatt in aufrechter Position darauf zu sitzen, liegt die Person am Rücken auf einer Matte und tritt in der horizontalen Position in die Pedale. Es ist ein quasi schwereloser Zustand, aus dem heraus eine rhythmische Bewegung erfolgt, bei der Arme und Beine gleichzeitig bewegt werden. Dabei werden in 20 Minuten 30 000 Gelenksbewegungen ermöglicht. Eine Leistung, die mit keinem anderen Gerät erzielt werden kann. Dieses Bewegungstraining ist eine wissenschaftlich anerkannte Methode. Sie vermindert seit über 30 Jahren ohne Medikamente eine Reihe von Beschwerden, die durch Schädigungen des zentralen Nervensystems hervorgerufen wurden.

Auswirkungen auf den Körper

Parkinsonbetroffene leiden oft an verlangsamten Bewegungen, versteiften Muskeln, Zittern und Sprachschwierigkeiten. Regelmäßiges Training mit diesem Gerät unterstützt das Gehirn, neue Bewegungsmuster zu trainieren. Dadurch gelingt es, diese typischen Symptome effizient zu lindern, Selbstständigkeit wieder zu gewinnen und so Lebensqualität und Lebensfreude erheblich zu steigern, wie Betroffene in diesem Buch mehrfach berichten (Seite 24 ff. und 208 ff).

Auswirkungen auf den Geist

Gerade Parkinsonpatienten leiden oft unter Sprechstörungen, monotonem verlangsamtem Sprechen. Betroffene ziehen sich häufig zurück. Durch regelmäßiges Training mit dem GIGER-MD®-Gerät lernt das Gehirn neue Bewegungsmuster. Diese Lernprozesse regen die Neubildung von Nervenzellen an, unterstützen die Logopädie, verbessern die Sprechfähigkeit und führen Betroffene so aus ihrer Isolation. Im Verlauf des Buches werden Sie erfahren, wie wichtig das soziale Erleben für das individuell empfundene Glück der Betroffenen ist. Die selbst gewählte Isolation, aus Angst eine Belastung für andere zu sein, verschärft die Auswirkungen der Krankheit nur, wobei ein aktives Teilnehmen an gesellschaftlichen Prozessen die wohl beste Medizin überhaupt ist.

Einer meiner Klienten, O. Univ.-Prof. Dr. der Statistik, hat folgende Schlussfolgerungen aus seinen Therapiererfahrungen gezogen: »Als ich vor vier Jahren die Diagnose erhielt, hat mich das sehr betroffen gemacht. Allerdings kam ich bisher mithilfe eines Medikamentes, Physiotherapie und dem GIGER-MD®-Training einigermaßen damit zurecht. Mithilfe einer positiven Lebenseinstellung kann man trotz einiger Einschränkungen Freude am Leben haben.« Genau um diese Freude am Leben und den Glauben an sich selbst soll es auch in diesem Buch gehen.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie mich gern unter: [email protected]

Erfahrungsbericht des betroffenen guten Freundes der Autorin

Erst durch die Autorin dieses Buches, meiner Lebensfreundin, Dr.in Otti Wegrostek, wurde mir das Wesen der Krankheit bewusst.

Es wurde mir klar, warum ich bestimmte Verhaltensmuster an den Tag lege – alles eine Folge dieser Krankheit.

Diese Interventionen meiner Freundin waren durchaus schmerzhaft und sie sind es noch heute, aber sie sind zielgerichtet und erfolgreich. Es gibt kein Ergebnis ohne schmerzvollen Eingriff. Die Bilanz muss folgendermaßen aussehen: die Überwindung der Trägheit, die Anwendung von Disziplin und die konsequente Durchführung der geforderten Aufgaben.

Sie hat mich an das erinnert, was mich immer schon ausgemacht hat. Sie hat meinem Lebensziel, mit meiner stets sportlichen Einstellung – beruflich wie privat -, wieder neuen Mut gegeben.

Mit unendlichem Respekt und großer Zuwendung danke ich meiner Lebensfreundin, Otti, für die unermüdliche Unterstützung, die sie mir zuteilwerden lässt. Ohne sie würde es mir schwerfallen, die Erkenntnis meiner Krankheit anzunehmen und somit mein Leben mit Freude zu genießen.

Einfach DANKE für die Freundschaft.

Parkinson beherrschen oder beherrscht werden? Bericht eines Betroffenen

Professor Dr. Reinhard Weinstabl

Parkinson ist eine heimtückische Krankheit, weil sie erstens den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit trifft, und zweitens, weil sie sich bei jedem Betroffenen anders bemerkbar macht. Es gibt nicht die Symptome schlechthin, die darauf hinweisen, dass man Parkinson hat. Die meisten Patienten bemerken vermutlich jahrelang nicht, dass sie die Krankheit haben, weil sie sich immer nur kurz bemerkbar macht und dann wieder abtaucht. Dabei wäre eine möglichst frühe Erkennung sehr wichtig, um mit entsprechenden Maßnahmen gegenzusteuern.

Wie erkennt man Parkinson frühzeitig

Im Gegensatz zur allgemein vorherrschenden Meinung beginnt Parkinson keineswegs immer und in jedem Fall mit der Wahrnehmung eines verstärkten Zitterns. Dieses Zittern ist für die Umgebung natürlich ersichtlich, weshalb sich die Aufmerksamkeit darauf fokussiert. Doch Betroffene können Parkinson anhand weiterer Merkmale identifizieren. Beispielsweise verlangsamen sich manche Bewegungen im Alltag durch die Krankheit. Handlungen können nicht mehr in gewohnter Schnelligkeit ausgeführt werden. Bereits hier sollten die Alarmglocken angehen und ein Neurologe aufgesucht werden.

Doch die Krankheit kann sich auch noch auf anderem Weg bemerkbar machen, nämlich bei einer gewissen Unsicherheit und zunehmenden Unkoordiniertheit beim Losgehen. Dabei trippelt man im Stand herum, bevor man wirklich in die Bewegung kommt. Auch das ist ein Anzeichen dafür, sich medizinisch untersuchen zu lassen.

Darüber hinaus kommt es im Lauf der Zeit zu einer merklichen Abnahme der eigenen Muskelkraft, da die Muskulatur ebenfalls von der Krankheit betroffen ist. Es ist ein schleichender Prozess, der vielen Menschen erst sehr spät auffällt. Es beginnt im Kleinen, beispielsweise beim Öffnen einer Dose oder eines Schraubverschlusses bei einer Flasche.

Ein Punkt, der oft mit dem Alter abgetan wird, ist die massive Abnahme der Ausdauer. Beispielsweise merken es passionierte Skifahrer, wenn sie im Ziel ankommen, dass die eigenen Muskeln zittern und nicht mehr damit aufhören.

Stressbewältigung ist ebenfalls ein Faktor, auf den geachtet werden muss. Viele Erkrankte geben an, dass Stress ihnen zu schaffen macht und die Symptome verstärkt. Konfliktsituationen, egal welcher Natur, sind schwieriger zu bewältigen. Der Überblick über die Situation und die notwendige Gelassenheit, um diese zu bewältigen, sind nicht mehr vorfindbar. So kann das Ausfüllen der Unfallpapiere nach einem leichten Autounfall eine unüberwindbare Hürde für den Parkinson Erkrankten darstellen. Noch einmal sei darauf hingewiesen, dass die Symptome einer Parkinsonerkrankung sich bei jedem Menschen in anderer Form äußern. Umso mehr Aufmerksamkeit muss daher kleinen Veränderungen im und am eigenen Körper entgegengebracht werden, um schnellstmöglich eine Diagnose zu erhalten.

Behandlungsformen

Die Behandlungsmethoden in Bezug auf Parkinson sind bedauerlicherweise nicht sehr weit fortgeschritten in Zentraleuropa. Von der Pharmabranche wird die Krankheit beinahe vollkommen ignoriert, da kaum Forschungsgelder für die Entwicklung von Präparaten zur Verfügung gestellt werden. Seit Jahrzehnten kommen keine neuen Medikamente auf den Markt, die eine merkliche Verbesserung für die Patienten darstellen, geschweige denn der Krankheit Einhalt gebieten würden. Es sind lediglich Symptombehandlungen erhältlich, die eigentlich nur die Oberfläche kaschieren. Tiefgehende Veränderungen und Verbesserungen sind damit nicht zu erreichen. Dabei wären gute Präparate notwendig, um Parkinsonpatienten ein normales Leben zu ermöglichen. Die gute Nachricht: Das ist tatsächlich möglich. Man muss ganz konsequent die Stoffwechsellage positiv beeinflussen. Der richtige Stoffwechselrhythmus muss simuliert und stimuliert werden. Dann kann die Krankheit überlistet werden. Man gaukelt der Krankheit und dem Körper vor, dass alles in Ordnung ist. Dann ist ein weitgehend normales Leben möglich.

Konsequenz, Konsequenz und nochmals Konsequenz

Parkinson fordert von Betroffenen und ihrem Umfeld immense Anstrengungen. Vor allem aber Organisiertheit und Disziplin. Beispielsweise müssen Medikamente konsequent und zur gleichen Zeit eingenommen werden. Geschieht dies nicht, dann kann sich der Zustand der Erkrankten sogar massiv verschlechtern. Die Organisationsfähigkeit und gewisse Routinen müssen zum Wohl der Erkrankten entwickelt werden. Neue Routinen helfen dabei, ein relativ normales Leben mit wenig Einschränkungen zu verbringen. Dies gilt natürlich nicht nur für die Einnahme von Medikamenten. Parkinson betrifft enorm viele Lebensbereiche gleichzeitig. Es muss die Ernährung genauso angepasst werden wie auch das körperliche Training. Wenn man diese Elemente »schleifen« lässt, kommt es schnell zu einer rapiden Vernachlässigung des Gesundheitszustandes. Für die Seele soll natürlich auch etwas getan werden; dazu an anderer Stelle mehr.

Therapiemöglichkeiten

Da es sich bei Parkinson um eine Bewegungs- und Koordinationsstörung handelt, muss das Training auch genau an diesen Punkten ansetzen. Mehrfaches und gezieltes Training hilft dabei, die Krankheit auszubremsen. Parkinson kann so überlistet werden. Wenn man nicht fleißig trainiert, kommt es zu einer Negativspirale, die alle Bereiche des Lebens negativ beeinflusst. Man fühlt sich immer lustloser und vor allem hilfloser, was enorm negative Auswirkungen auf die eigene Lebensqualität hat. Wenn man sich jedoch Ziele setzt und jeden Tag etwas für ihre Erreichung tut, dann kann man selbst zehn Jahre nach Ausbruch der Krankheit immer noch relativ normal leben. Der Betroffene muss erkennen, dass er sein Schicksal selbst in die Hand nehmen kann, wortwörtlich. Lässt er davon ab, dann beherrscht im wahrsten Sinne des Wortes die Krankheit ihn. Es ist ein täglicher Kampf, den man als Parkinsonerkrankter annehmen muss, weil man andernfalls schon verloren hat.

Rehabilitation

Rehabilitationszentren sind nur teilweise auf Parkinson ausgerichtet. So kann es sein, dass in Zentren, die auf neurologische Fälle spezialisiert sind, nicht einmal ein Schwimmbecken für das Koordinationstraining vorhanden ist. Gerade bei Parkinson ist jede Form der Bewegung gut. Mit einer professionellen Anleitung kann Schwimmen wahre Wunder bewirken, da dadurch die Koordinationsfähigkeit massiv gesteigert wird. Es muss jedoch nicht Schwimmen sein, auch Crosstrainer, Radfahren, GIGER-MD®-Training etc. sind empfehlenswert. Jede Form der sportlichen Aktivität hilft dabei, sich seinen körperlichen Zielen zu nähern und ein umfassendes Wohlbefinden herauszubilden. Um dieses Wohlbefinden zu erreichen, muss man auch darauf achten, welche Stoffe man dem Körper zuführt. Ernährungsberatung stellt daher einen wichtigen Schwerpunkt in der Parkinsontherapie dar. Als Faustformel gilt, dass man dem Körper möglichst wenig Schadstoffe zuführen sollte, da er schon genug mit sich selbst beschäftigt ist. Rauchen und Alkohol sollte auf ein Mindestmaß reduziert werden, um zusätzliche Schäden zu vermeiden.

Sexualität

Dies ist ein Punkt, der selten zur Sprache kommt, aber in einer Partnerschaft oftmals sehr wichtig ist. Auch in diesem Kontext hat Parkinson eine enorme Auswirkung, da die Substanzen im Gehirn, die für die Sexualität verantwortlich sind, mit der Zeit immer weniger werden. Dies kann zu einer zusätzlichen Belastung für ein Paar, aber auch für den Betroffenen selbst werden, der vielleicht vor der Krankheit sexuell sehr aktiv war. Impotenz beim Mann ist keine Seltenheit, was natürlich für das Selbstvertrauen und die Selbstwirksamkeit ebenfalls verheerend ist.

Doch auch hier gilt: Wenn es gelingt, diese Mangelerscheinung zu kompensieren, dann steht einem erfüllten Sexleben nichts im Wege. Durch manche Medikamente kann der Sexualtrieb sogar verstärkt werden. An diesem Punkt sei angemerkt, dass es im schlimmsten Fall sogar in die Sexualsucht führen kann. Die Medikation muss dann angepasst werden, weil jeder Mensch unterschiedlich darauf reagiert.

Kampf ist der Vater aller Dinge

Man muss an vielen Fronten kämpfen, und dies andauernd. In der Nacht kämpft der Körper weiter. Dies kann dazu führen, dass das Schlafverhalten sich verändert. Manche Therapien verursachen sogar gravierende Schlafstörungen, sodass man mehrere Stunden in der Nacht munter ist. Wenn einem langweilig ist, meldet sich der kleine oder große Hunger, und man begibt sich mitten in der Nacht zum Kühlschrank. Dies hat ebenfalls negative Auswirkungen auf das eigene Gewicht und auf die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper. Es darf auf keinen Fall Resignation einkehren, sondern es muss alles dafür getan werden, um das Leben mit Parkinson optimistisch zu gestalten, auch wenn es manchmal sehr schwerfällt.

Parkinson ist die am meisten unterschätzte Erkrankung der Welt

Die Krankheit wirkt sich auf enorm viele Bereiche aus. Alle Ebenen des Lebens sind betroffen: die körperliche, die psychische, die soziale und die geistige Ebene.

Sogar das Sehen wird durch Parkinson gestört. Bei Ermüdungserscheinungen sieht der Erkrankte zum Beispiel in der Nacht alles doppelt, weil der Augapfel nicht mehr richtig funktioniert. Deshalb fahre ich in der Nacht auch nicht mehr mit dem Auto, weil ich nicht nur mich selbst, sondern dadurch auch andere gefährde. Gewisse Grenzen, die die Krankheit setzt, müssen akzeptiert werden, um nicht für sich selbst und für andere zur Gefahr zu werden.

Selbstdisziplin und Ehrlichkeit sind in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Man kann lange Zeit ein völlig normales Berufsleben führen. Irgendwann kommt jedoch der Tag, an dem man es sich eingestehen muss, dass es nicht mehr geht. Als Chirurg mit der oben geschilderten Seheinschränkung, habe ich zehn Jahre nach der Diagnose nicht mehr persönlich operiert. Zu groß erschien mir das Risiko für die Patienten. Dem konnte ich durch die entsprechende Zusammenstellung des OP-Teams entgegenwirken. Ich habe dann immer mit einem Facharzt operiert.

Das Team ist entscheidend