Parkinson: Patient B. besiegt das Zittern -  - E-Book

Parkinson: Patient B. besiegt das Zittern E-Book

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Beschreibung

GEO-Redakteur Jürgen Broschart leidet an Parkinson. Medikamente helfen ihm nicht, ein »Hirnschrittmacher" ist seine letzte Hoffnung. Aber der Eingriff ist langwierig und der Ausgang ungewiss. Seine Kollegin Johanna Romberg hat ihn bei der Operation begleitet Die großen Themen der Zeit sind manchmal kompliziert. Aber oft genügt schon eine ausführliche und gut recherchierte GEO-Reportage, um sich wieder auf die Höhe der Diskussion zu bringen. Für die Reihe der GEO eBook-Singles hat die Redaktion solche Einzeltexte als pure Lesestücke ausgewählt. Sie waren vormals Titelgeschichten oder große Reportagen in GEO.

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Seitenzahl: 25

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Herausgeber:GEODie Welt mit anderen Augen sehenGruner + Jahr GmbH & Co KG,Am Baumwall 11, 20459 Hamburgwww.geo.de/ebooks

Inhalt

Das geplante Wunder

Von Jürgen Broschart und Johanna Romberg

Zusatzinfos

Wegweiser: Gut zu wissen – Informationen für Betroffene

Weblinks

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Das geplante Wunder

GEO-Redakteur Jürgen Broschart leidet an Parkinson. Medikamente helfen ihm nicht, ein »Hirnschrittmacher« ist seine letzte Hoffnung. Aber der Eingriff ist langwierig und der Ausgang ungewiss. Seine Kollegin Johanna Romberg hat ihn bei der Operation begleitet

Von Jürgen Broschart (kursiver Text) und Johanna Romberg

Dieses blöde Zittern. Es überfällt mich beim Aufwachen, verfolgt mich bis in die späte Nacht. Es hat meine rechte Hand so unerbittlich im Griff, dass ich kaum noch die Tasten meines Computers treffe.

Seit vielen Monaten schon schwinden meine Kräfte, verweigert mein Körper zusehends den Dienst. Meine Bewegungen sind unerträglich langsam geworden; selbst einfachste Handgriffe wie das Zuknöpfen von Hemd und Hose dauern ewig. Von Woche zu Woche fühle ich mich mehr in einen Zombie verwandelt.

Ich habe Parkinson. Im fortgeschrittenen Stadium. Das Ende meines Arbeitslebens als Redakteur ist nur noch eine Frage der Zeit. Wenn nicht ein Wunder geschieht.

Dieses Wunder ist bereits geplant. „Tiefe Hirnstimulation“, abgekürzt THS – so lautet der medizinische Fachausdruck für das, was meine Ärzte mit mir vorhaben. Sie sprechen von einem erprobten Eingriff, der an manchen Kliniken bereits Routine sei. Doch was sie mir über die Wirkung des Eingriffs erzählen, klingt nichts weniger als wunderbar: THS, auch „Hirnschrittmacher“ genannt, wird meine Beschwerden dauerhaft lindern, wenn nicht beseitigen.

Das hat allerdings seinen Preis.

Ich muss mir, bei vollem Bewusstsein, zwei Löcher in meinen Schädel bohren lassen; durch diese werden anschließend zwei acht Zentimeter lange Sonden in meinem Hirn versenkt. Ein Stimulator in meiner Brust, ebenfalls fest implantiert, wird später Stromimpulse durch diese Sonden schicken, um die Nervensignale in meinem Kopf, die zurzeit wild durcheinanderfeuern, wieder zu ordnen.

Der Eingriff ist aufwendig und, wie jede Operation, nicht ohne Risiko. Zudem wirft er Fragen auf. Werde ich, mit zwei Elektroden im Hirn, noch derselbe sein? Oder ständig „unter Strom“ stehen, wie ferngesteuert von einer Maschine?

So sehe ich dem Tag X nicht völlig angstfrei entgegen. Zuvor werde ich mein Testament aufsetzen, eine Patientenverfügung verfassen. Und ich werde mich, noch einmal, meiner großen Leidenschaft hingeben: Am 11.11. reise ich zum Karnevalsauftakt nach Köln.

Was eine Woche später während der mehr als zehnstündigen Operation passiert, wird meine Kollegin Johanna Romberg protokollieren. Und die Geschichte meiner Erkrankung ergänzen, die ich im Rückblick erzählen werde – dann, wenn alles überstanden ist. Hoffentlich.

Es gibt eine Frage, die alle stellen. Die Patienten, aber auch die Medizinstudenten, die zum ersten Mal in den Operationssaal kommen. Wolfgang Hamel, Oberarzt für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, wundert sich nicht, dass sie auch heute gleich als Erstes auf den Tisch kommt – vielleicht liegt sie einfach zu nahe. Jedenfalls aus Sicht von Leuten, denen Anatomie und Funktionsweise des menschlichen Hirns nicht so vertraut sind.