Passagier 82, 11.09.2001 - Udo Müller-Christian - E-Book

Passagier 82, 11.09.2001 E-Book

Udo Müller-Christian

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Beschreibung

Der Start verzögerte sich. Meine Sitznachbarin, eine junge Frau um die Fünfzig, war ziemlich nervös. Aber mit Flugangst ist nicht zu spaßen. Als ich sah, dass sie mit Hilfe ihrer Finger zu zählen begann, glaubte ich einen Grund zu haben, eingreifen zu können. "Die Quersumme des Datums ist eine fünf. Das wird wohl nicht dramatisch sein..." Sie sah mich an, als hätte ich ihr vorgeschlagen, ohne Fallschirm aus dem Flugzeug zu springen. Demonstrativ hob sie beide Hände und begann es mir anhand ihrer Finger mit rot lackierten Nägeln zu erklären. Trotzdem kam ich ihr zuvor. "11.09.2001; 11+9+2+1, die neun können wir weglassen, dann kommen wir auf 14 und das ist eine 5." "23!" "Klar Captain Clark, der 23 Jahre die selbe Strecke befuhr und nie war etwas passiert... Ich habe William S. Burroughs gelesen und Robert Anton Wilson. Burroughs ist bei all seiner Skepsis immerhin 83 geworden." Ich musste über meine eigenen Worte lachen. "Genauer 83 ein halb minus 3 Tage!" "Na, ob es ihnen gelingen wird, mich auf zu muntern..." Sie lachte auch. "Na gut, zumindest werden wir bis nach LA keine Langeweile haben. Kannten sie Burroughs noch selber?" Mit 89 Jahren, als 82ster Passagier in Flug N334AA, findet sich der Protagonist auf einer Intensivstation wieder, in einem 67 Jahre jüngeren Körper, der zur Organspende freigegeben wurde.

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Passagier 82 am 11.09.2001

Um 8:13:29 flog die Maschine auf 8000 Metern Höhe über Zentralmassachusetts und der Pilot folgte einer Aufforderung des Boston Air Traffic Control Center, einen Rechtsschwenk um 20 Grad zu fliegen.

Um 8:13:47 folgte von der Bostoner Leitstelle die Aufforderung, auf 10.700 Meter Höhe zu steigen.

Dieser Aufforderung kam der Pilot nicht nach und beließ die Maschine ab 8:16 auf einer Höhe von 8800 Metern.

Darum nimmt die 9/11-Untersuchungskommission in ihrem Bericht von 2004 an, dass die Entführung um 8:14 begann. Kurz danach wich die Maschine vom vorgesehenen Kurs ab.

Um 8:21, nach mehrmaligem erfolglosen Anruf durch die Leitstelle, stellte die Maschine die Übermittlung des Mode-C-Transpondersignals ein.

Um 8:26 EDT, etwa über Sectady, New-York, drehte die Maschine um 100 Grad nach links und südwärts Richtung New York City.

Um 8:37 Uhr ging die Maschine in einen Sinkflug mit 975 Meter pro Minute.

Um 8:43 EDT drehte sie in niedriger Höhe in einer letzten Kurve auf Manhattan zu.

Nur wenige Trümmerteile der Maschine wurden später gefunden.

Der Start des Flugs der Maschine mit der Registriernummer N334AA sollte in Logan International Airport, East Boston, Massachusetts (BOS) planmäßig um 7:45 Uhr Ortszeit stattfinden.

Ziel war der Los Angeles International Airport (LAX).

Doch der um 14 Minuten verspätete Start fand um 7:59 von Startbahn 4R statt.

14 Minuten Verspätung ist nicht viel.

Der Start verzögerte sich.

Meine Sitznachbarin, eine junge Frau um die Fünfzig, war ziemlich nervös. Sie sah regelmäßig auf die Uhr und hatte mir bereitwillig ihren Sitzplatz überlassen, da sie nicht aus dem Fenster sehen wollte. Auch meine Bemerkung, altersbedingt vielleicht häufiger zum Klo zu müssen, hatte sie nicht von ihrer Meinung abbringen können.

Nun gut, mir war es egal.

Und mit Flugangst ist nicht zu spaßen.

Als ich sah, dass sie mit Hilfe ihrer Finger zu zählen begann, glaubte ich einen Grund zu haben, eingreifen zu können.

„Die Quersumme des Datums ist eine fünf. Das wird wohl nicht dramatisch sein...“

Sie sah mich an, als hätte ich ihr vorgeschlagen, ohne Fallschirm aus dem Flugzeug zu springen.

Demonstrativ hob sie beide Hände und begann es mir anhand ihrer Finger mit rot lackierten Nägeln zu erklären.

Trotzdem kam ich ihr zuvor.

„11.09.2001; 11+9+2+1, die neun können wir weglassen, dann kommen wir auf 14 und das ist eine 5.“

Sie schüttelte entschieden den Kopf.

„Warum lassen alle Leute die neun einfach weg? Es ändert nichts am Ergebnis, das ist wahr, aber wenn wir die neun in diesem Falle nicht weglassen...“

Ich rechnete nach. 11 + 9 + 2 + 1.

Das überraschte mich schon.

„ ...kommen wir auf 23. Aber was ist das schon für eine Zahl? Klar Captain Clark, der 23 Jahre die selbe Strecke befuhr und nie war etwas passiert... Ich habe William S. Burroughs gelesen und Robert Anton Wilson. Burroughs ist bei all seiner Skepsis immerhin 83 geworden.“

Ich musste über meine eigenen Worte lachen.

„Genauer 83 ein halb minus 3 Tage!“

„Na, ob es ihnen gelingen wird, mich auf zu muntern...“

Sie lachte nun auch.

„Na gut, zumindest werden wir bis nach LA keine Langeweile haben. Kannten sie Burroughs noch selber?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, er war über zwei Jahre jünger als ich und sein Lebenswandel war wohl nicht dazu geeignet, so richtig alt zu werden.“

„Jetzt bin ich aber sprachlos. Sie sind schon über 80? Sieht man ihnen gar nicht an.“

„Danke, aber wenn man täglich weniger Zeit vor sich hat, wird es immer enger und darum reise ich zu einem Vortrag eines Freundes nach LA. Ich hätte ihn auf seinem 81. Geburtstag am 11.07. besuchen sollen, habe es aber nicht geschafft.“

„Das finde ich schön, dass sie reisen, um alte Freunde... das habe ich nicht so gemeint...“

„Aber es stimmt doch! Alte Freunde. Wissen sie, wenn man erst einmal die 80 geschafft hat, werden die Freunde immer weniger und wohnen immer weiter auseinander. Ich bin jetzt 89 und darauf angewiesen, zu hoffen noch 90 zu werden – an 91 wage ich gar nicht zu denken!“

Sie nickte.

„Kann ich mir vorstellen.“

Wir unterbrachen unser Gespräch, weil der Pilot über die Lautsprecheranlage eine Durchsage machte, die ich nicht verstand.

Meine Sitznachbarin realisierte diesen Umstand, vermutlich wusste sie auch schon aufgrund meines Akzentes, dass ich kein Amerikaner war und erklärte mir daher die Inhalte.

„Der Start verzögert sich noch einige Minuten, der Pilot hofft jedoch die fehlende Zeit aufgrund der Fluglänge wieder aufholen zu können.“

„Danke! Ich hatte die Durchsage tatsächlich nur rudimentär verstanden, wegen meiner altersbedingten Hörschwäche und der ungewohnten Sprache!“

In einem sollte ich recht behalten, uns wurde während des Fluges nicht langweilig, denn sie hatte einige Bücher gelesen, die ich kannte.

Als wir über Der Junkie von William S. Burroughs redeten und über den Umstand, dass Burroughs versehentlich, wie er sagte, seine Frau erschossen hatte, kam es zu einem lautstarken Tumult im vorderen Teil der Kabine.

Da wir ziemlich weit hinten saßen, immerhin hatte ich als letzter Passagier eingecheckt, war es mir nicht möglich zu erkennen, um was für einen Tumult es sich im vorderen Teil des Flugzeugs handelte.

Es wurden Wortfetzen gerufen, wie, be quiet und not move!

Die Unruhe im vorderen Teil änderte sich nicht, aber ich wollte mich nicht anstecken lassen.

Nach wenigen Minuten knackte es in den Lautsprechern der Bordkommunikation und ich rechnete damit, dass der Käpt‘n eine Durchsage machte.

Ich sah auf die Uhr, 08:25.

„Nobody move. Everything will be okay. If you try to make any moves, you'll endanger yourself and the airplane. Just stay quiet.“

Nun wurde ich interessanter Weise von meiner Mitreisenden, die ich noch nicht einmal nach ihrem Namen gefragt hatte, die mich allerdings der Einfachheit halber Joe nannte, verständnislos angesehen.

Ich verstand, der Pilot hatte sich eines halsbrecherischen Englisch bedient und Amerikaner, Engländer und Australier verstanden diesen harten Slang wesentlich schlechter, als ich, der ich mich an die Durchsagen in Griechischen Maschinen in den Siebzigern und Achtzigern gewöhnt hatte.

„Keine Bewegung. Alles wird in Ordnung sein. Wenn sie sich bewegen, gefährden sie sich selbst und das Flugzeug. Bleiben Sie einfach ruhig.“

Eigentlich revanchierte ich mich bei meiner Sitznachbarin – wer hatte dieses Halsbrecherenglisch gesprochen, der Copilot?

Da auch weiter vorne etwas Ruhe einkehrte erschien es mir, der ich aus mehreren Gründen gar nichts machen konnte, doch ratsam, nun die Unterhaltung mit meiner Nachbarin wieder auf zu nehmen.

Sie hatte mich nach meinem alten Amulett gefragt.

„Das ist ziemlich alt und der Stein ist Lapislazuli. Mein Freund Zecharia Sitchin, zu dem ich gerade reise, hat es mir vor Jahren geschenkt. Ich dachte mir, hänge es dir um und er wird sich freuen, wenn er dich vom Airport abholt. Die Zeichen konnte noch nicht einmal er übersetzen und das heißt schon was.

Ich weiß also nicht, was drauf steht und was für eine Bewandtnis dieses Amulett hat. Es gefällt mir und es stammt von einem besonderen Freund. Er meinte, es könnte sich um ein Einzelstück handeln, war sich da aber nicht ganz sicher.“

„Haben sie das gerade verstanden, Joe? Weiter vorne ist man der Meinung, das Flugzeug habe den Kurs geändert und die Reiseflughöhe wäre das wohl auch nicht.“

Ich sah aus dem kleinen Fenster. Besonders hoch waren wir nicht, das stimmte.

Wieder knackte es in der Lautsprecheranlage.

„We have some planes, just stay quiet and you'll be okay. We are returning to the airport.“

„Wir haben einige Flugzeuge, bleibt einfach ruhig und euch wird nichts geschehen. Wir sind auf dem Rückweg zum Flughafen.“

Auch diese Durchsage war in einem Englisch, wie ich es rund ums Mittelmeer immer wieder gehört hatte...

Rückweg zum Flughafen war wahrscheinlich genau das, was alle hören wollten.

*

Die Heilige Inquisition hatte mich zum Tode verurteilt, nachdem ich durch die päpstliche Polizei am 27. Dezember 1789 verhaftet worden war.

Ich wurde zwar wegen Häresie, Zauberei und Freimaurerei zum Tode verurteilt, aber das Urteil wurde 1791 in eine Lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt, mir wurde gesagt, der Papst habe es so gewollt.

Zunächst wurde ich in der Engelsburg eingekerkert. Meine Ehefrau wurde in ein Kloster verbannt. Die Inquisition beschlagnahmte und vernichtete das esoterisch, alchimistische Manuskript Die Heiligste Trinosophie.

Auch wenn man behauptete, ich sei an einem Schlaganfall gestorben, sollte man bedenken, wie kärglich die Ernährung eines Gefangenen, der den Rest seines Lebens in der Festung San Leo bei San Marino verbringen sollte, war und dass es gute Gründe gab, das Leben des Gefangenen so schnell wie möglich und so unauffällig wie möglich, zu beenden.

Ich befand mich seit Stunden in der dunklen Zelle und war, halb sitzend, an einen Stuhl gebunden eingeschlafen. Fünf Jahre lang hatte ich Zeit gehabt über meinen Fehler nach zu denken. Wenn ich nur rechtzeitig nach Frankreich zurück gekehrt wäre.

Als sich die Kerkertür hinter mir öffnete, gewahrte ich nicht schnell genug, dass das nun der Moment war, der mein Leben beenden sollte.

Von hinten wurde ich von den Schergen der Inquisition erdrosselt.

Ich hörte später, man habe mich in San Leo beerdigt.

Als das Leben aus meinem Körper schwand wurde es heller und mit dem Leben – nein, mit dem Körper ging der Schmerz.

Umgeben von Entitäten, die ich kannte entschwebte ich und alles was vorher war, wurde absolut unwichtig.

Als ich an Lorenza Feliciani dachte, gewahrte ich sie am Rande des Waldes stehen, jenes Waldes, den ich von meiner Kerkerzelle aus sehen konnte und...

Es zog mich fort.

Es zog mich fort, weiter und immer weiter und die Wesenheiten die mich umgaben wurden immer vertrauter.

Ich hielt sie an mich gedrückt, denn tröstende Worte fielen mir keine ein. Ich war alt genug, aber diese Frau, die ich kaum eine Stunde kannte...

Es war uns klar geworden, dass das Flugzeug nicht zurück flog zum Airport und Mitpassagiere weiter vorne waren von diesen lauten Kerlen – na, auch wenn ich den Zweiten Weltkrieg vom ersten Tag an mitgemacht hatte, rang ich nach Worten...

Wenn ich das Alles richtig wahr genommen hatte, hatten sie Denjenigen, die sich zur Wehr setzen wollten oder die nur den Anschein gemacht hatten, auf zu begehren, die Kehle durch geschnitten, sie förmlich halal geschächtet und während sie das taten brüllten sie andere Passagiere an und riefen nach Allah.

„Allahu Akbar!“

Das laute Gebrüll machte es auch nicht besser. Dass der Pilot Mühe hatte, das Flugzeug gerade zu halten, war Jedem von uns klar.

Wurde er auch von einem dieser dem Mittelalter entsprungenen Spießgesellen bedroht?

Ich sang leise, die fremde Frau an mich gedrückt.

„We shall overcome...“

Einer der Passagiere weiter vorne brüllte etwas wie World Trade Center und Twin Towers.

Ich sah auf die Uhr 8:45 h.

Ich begann nun Heard Of Gold von Neil Young leise meiner Mitreisenden vor zu singen...

Sekunden später gab es einen alles beendenden Blitz.

*

Ich konnte nur in einem Krankenhaus liegen.

Krankenhaus – Hospital...

Eine Frau saß neben dem Bett.

„Jesus, Maria und Josef, jetzt hat er die Augen aufgemacht. Schwester er wird wach!“

Wo war ich?

„Junge! Du lebst!“

Die Frau war auch schon über mir.

Schritte, die den Raum betraten.

„Ihr Sohn ist tatsächlich schon wach?! Ein Wunder, danket dem Herrn!“

Ich musste wohl wieder das Bewusstsein verloren haben.

Als ich das nächste Mal erwachte. Waren mehrere Frauen da, die mein Bett umstanden und kniend beteten.

Jede für sich.

„Chechrüßet sseisstu Maria!...“

„Vata unssa, der du bisst im Himmel, cheheilicht wede dein Nahme...“

„Er hat die Augen auf, unser Güppken hat de Augen auf!“

Ich sagte nichts, musste ich doch auf Informationen warten und die kamen.

Ich hatte Einiges zu filtern...

Es war das Jahr des Herrn 1929 und ich war mit meinem Vater bei einem Unfall schwer am Kopf verletzt worden.

Täglich kamen sie, meine Mutter und meine Geschwister.

Obwohl sie mir deutlich machten, dass sie mein Überleben für ein Wunder hielten, waren sie doch noch sehr bedrückt.

Als ich nach zwei Monaten das Krankenhaus wieder verlassen konnte, erfuhr ich, dass mein Vater den Unfall nicht überlebt hatte.

Ich hatte ihn also gar nicht gekannt...

Ich war siebzehn Jahre alt.

Mein Vater hatte einen Bierverlag mit eigener Flaschenbierabfüllung aufgebaut und eine kleine Spedition in der Aufbauphase.

Meine Mutter, meine zwei Brüder und vier Schwestern waren meine Familie geblieben.

Meine Mutter bedauerte sehr, dass ich nicht älter war und das lag am großen Durst meiner beiden Brüder.

Ich hatte mich gerade so eingelebt, in meinem neuen Zuhause und mir alles gemerkt, was ich wissen musste und konnte Wissenslücken immer wieder auf den Unfall schieben.

Meine ehemaligen Mitschüler und meine Freunde bedauerten es sehr, dass ich nun keinen Vater mehr hatte. Immer wieder musste ich mich damit herausreden, durch den Unfall einen Teil meines Gedächtnisses verloren zu haben.

Ich hatte einige Mühe aus ihren Berichten heraus zu hören, was sie so toll an meinem Vater gefunden hatten.

Als achtjähriger hatte ich regelmäßig die Kühe auf die Gemeinschaftsweide gebracht und war, in Folge dessen, zu spät zur Schule gekommen. Der Lehrer erwartete mich dann immer schon mit einem Rohrstock. Als ich dann eines Tages zu meinem Vater, sagte, ich könne die Kühe nicht auf die Weide bringen, weil ich sonst zu spät zur Schule käme und dann Prügel vom Lehrer bezöge, sagte mein Vater nur, ich solle die Kühe ruhig zur Weide treiben, werde aber nie wieder von einem Lehrer geschlagen. Ich vertraute meinem Vater.

Ich ging wie üblich zur Schule, war aber überrascht, als der Lehrer ebenfalls wie üblich zum Rohrstock griff.

Hatte mein Vater mir nicht versprochen, kein Lehrer werde mich mehr anrühren?

Als ich bei diesem Gedanken angekommen war und nicht genau wusste, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte, öffnete sich die Tür des Klassenraumes und mein Vater erschien.

Als mein Vater den Lehrer sah, meinte er lachend, die Sache lohne die Mühe nicht und der Lehrer sollte besser noch einige Kollegen dazu holen...

Tatsächlich hat mich wohl nie wieder ein Lehrer angerührt, allerdings ließ man mich die Klasse wiederholen.

Ich war nicht mehr Schüler in dieser katholischen Schule, in der wir alle mehr Angst vor dem katholischen Pfarrer hatten, als vor allen Lehrern zusammen.

Natürlich konnte ich später meinen ältesten Bruder versuchen für mich ein zu spannen, aber er war, obwohl zwölf Jahre älter als ich, nur bedingt hilfreich, denn ich konnte den Lehrern zwar sagen, dass er genau wie mein Vater sei, aber beim Pastor funktionierte das nicht so einfach.

Es war nicht aus, nein.

Ich war - und immerhin konnte ich mich an Descartes erinnern.

„Ich denke, also bin ich.“

Ohne dass ich es erklären konnte, hielt ich mich in dem Gebäude auf, in das unser Flugzeug gekracht sein musste. Gut war, dass ich keine Schmerzen hatte. Schlecht war, dass ich trotzdem kurzfristig meinte, Leute schreien gehört zu haben. Wie konnte man so einen Aufprall überleben? Wie sah das Gebäude aus?

Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gebracht, schwebte ich draußen und blickte zu einem Loch in einem der Türme des World Trade Centers. Ein Blick nach unten und ich wusste, dass ich tot sein musste und keinen Körper mehr hatte.

Wo waren die anderen Leute?

Schwebten sie auch umher und blickten nach unten?

Warum konnte ich sie nicht sehen?

Mein Gepäck und meinen Körper konnte, ja musste, ich wohl abschreiben...

Was dachte ich da?

Hatten nicht noch vor Sekunden oder Minuten Leute geschrien?

Hatte ich jedes Empfinden für Zeit verloren?

Noch vor Minuten war ich ein todgeweihter alter Mann in einem Flugzeug, der ohnehin mit seinem Leben abgeschlossen hatte und nun...

Ich war frei, befreit von einem alten Körper, befreit von Schmerzen und allem, was einen im Leben belasten konnte.

Frei!

Was würde meine Familie sagen?

Kaum hatte ich an Familie gedacht, änderte sich mein Aufenthaltsort.

Ich befand mich im Haus meines Sohnes und meiner Schwiegertochter, im Erdgeschoss.

Also genau in dem Haus meiner Familie.

Anke meine Schwiegertochter hantierte in der Küche und telefonierte dabei.

Da sie mich nicht sah, konnte ich bequem zuhören, was sie sagte.

„Nein, ich werde da sein. Mein Mann hat dienstags immer länger Dienst. Keine Ahnung warum. Aber ich will nicht nur Tennis spielen!“

Nach dem WARUM lachte sie kurz auf. Ich hielt den Tonfall für vieldeutig, konnte mich aber genau so gut auch irren.

Es entstand eine Pause und ich konzentrierte mich sicherheitshalber nicht zu sehr auf das Gespräch, sonst hätte ich wahrscheinlich unvermittelt neben ihrer telefonischen Gesprächspartnerin oder wahrscheinlicher ihrem Gesprächspartner gestanden, möglicherweise ihrem Tennislehrer.

Wie alt war sie eigentlich?

Über 40, das war ja klar und sehr gut aussehend. Ich hätte sie attraktiv gefunden, wenn sie nicht die Frau meines Sohnes geworden wäre.

Ich hatte mir darüber eigentlich nie Gedanken gemacht, allerdings fielen mir jetzt ihre Falten auf und ich versuchte, mich nicht zu sehr darauf zu konzentrieren, da ich nicht wusste, ob ich nicht sonst plötzlich im Makrobereich wahrnahm.

Irgendwie waren wir nie so richtig gut miteinander klar gekommen... Trotzdem kannte Bernd sie durch mich. Ich hatte damals Fotos von ihr gemacht und als er die Bilder sah, musste er sie unbedingt treffen. Er war der Meinung solche Brüste gäbe es nur einmal. Sollte ich ihm widersprechen?

„Vielleicht wird er auch seinem alten Herrn immer ähnlicher, ich weiß es nicht!“

Da war wohl ich gemeint, zumindest mit dem alten Herrn.

„Der wird immer seniler und jetzt ist er auch noch in die USA gereist, weil er einem anderen alten senilen Bock bei einem Vortrag zuhören will. Er hat doch tatsächlich behauptet, dessen Geburtstag dieses Jahr vergessen zu haben... Er war da wohl in Paris, wegen der Revolution. Du wirst es nicht glauben, er war 1989 zum zweihundertjährigen Jubiläum der Revolution über eine Woche in Paris.“

Die andere Person redete nun einige Zeit und ich konzentrierte mich nicht zu sehr auf ihn, weil ich nicht plötzlich an einem anderen Ort sein wollte. Tatsächlich war ich 1989 in Paris gewesen, als es die Feierlichkeiten zum zweihundertsten Jubiläum gab. Und 2001 zum zweihundertzwölften Jahrestag, eigentlich jedes Jahr…

„Nein, nein lange kann das nicht mehr dauern. Er ist jetzt 89 und 100 wird er wohl kaum noch werden, wir werden uns dazu Gedanken machen müssen, so oder so. Entweder liegt er morgens tot im Bett oder wir müssen ihn in ein Heim stecken. Die alte Bude, in der er haust müssen wir dann verticken und können uns vielleicht eine Eigentumswohnung...“

Ich hatte genug gehört und dachte an meinen Sohn.

Ohne erkennbaren Übergang stand - kann man diesen halb schwebenden Zustand überhaupt als Stehen bezeichnen - ich neben meinem Sohn, der gerade eine dunkelhaarige Frau auf seinem Schreibtisch sitzen hatte.

Bernd stand so nah vor ihr, dass sie ihre Beine gespreizt hatte und er zwischen ihren Knien stehen musste.

Ihr enger Rock war hoch gerutscht und Bernd strich mit seinen Händen außen an ihren Schenkeln nach oben. Die Berührung so dünner Seidenstrümpfe war mir zu Lebzeiten immer unangenehm gewesen, ich hätte das nicht so machen können.

Die Frau war eigentlich seiner Anke ziemlich ähnlich...

Sie beugte sich weiter nach hinten und Bernd zog ihren Hintern näher zum Rand des Schreibtisches.

Er kniete sich hin und schob vorsichtig ihre Beine weiter auseinander, um sich mit seinem Mund ihrem Haardreieck zu nähern. Halterlose Strümpfe und kein Slip.

'Tu dein Bestes mein Sohn!'

Hier würde wohl wenig kommuniziert werden in den nächsten Minuten.

Mein Enkel, der Sohn meines Sohnes...

Schon stand ich in seinem Zimmer, ebenfalls im Erdgeschoss des Hauses, in dem meine Schwiegertochter in der Küche hantierte und telefonierte.

Hätte er nicht in der Schule sein sollen?

Konnte ich überhaupt noch von meiner Schwiegertochter reden oder denken?

Ich dachte.

Ich war tot und dachte.

Ich denke also bin ich.

Zum zweiten Mal fiel mir in meinem Zustand ohne Körper Descartes ein.

In der Schule konnte mein Enkel nicht sein, wegen der Zeitverschiebung, ich blickte über seine Schulter auf den Bildschirm des Computers, den er bediente.

Ich sah auf die Uhrzeit des Bildschirms: 15.12 h

Klar, das waren 6 Stunden Unterschied.

Beiläufig sah ich mich in seinem Zimmer um...

Hatte er sich nicht immer Bücher bei mir geliehen und nie zurück gegeben?

Hatte er nicht behauptet, das Foucaultsche Pendel von Umberto Eco fiel mir sofort ein und da sah ich es auch schon in seinem Regal an relativ exponierter Stelle stehen, nicht zu finden.

Es war mir nicht um das Buch gegangen, das hatte ich ihm auch immer wieder gesagt, sondern um die Notizen, die ich darin gemacht hatte, während ich es las. Ich hatte sie wegen der eigenen Recherchen für einen Roman gebraucht.

Nun, das Buch direkt vor Augen, konnte man überhaupt von Augen reden, war es genau so fern, wie noch vor Monaten, als Björn sagte, er werde es mir beim nächsten Mal geben.

Auch einige Bücher, die man normalerweise nie wieder beschaffen konnte, standen in seinem Regal – ich hatte sie schon lange vermisst.

Nur was sollte ich jetzt und in meinem Zustand damit anfangen...

Ich gewahrte ein Geräusch von hinten, also von Björn, der weiterhin am Computer saß.

Er betrachtete ein Video, das ihm zu gefallen schien, in dem in einer völlig normalen Alltagssituation eine nackte Frau die tragende Rolle spielte.

Mal ging sie durch ein Restaurant zwischen den essenden Gästen hindurch, mal nahm sie an einer Party teil, ohne sich in irgendeiner Weise, außer durch ihre Nacktheit, von den anderen Gästen zu unterscheiden.

Seine Erheiterung war kaum noch zu überbieten, als die Frau einen Hörsaal in der Uni betrat und sich auf einem der Plätze für Studenten nieder ließ.

In der nächsten Szene spielte sie nur mit einem Oberteil und Schuhen bekleidet Tennis...

Eine solche Tennispartnerin hatte ich mir immer gewünscht.

„Ich bin heute Abend wieder zurück Björn!“

Das war meine Schwiegertochter oder ehemalige Schwiegertochter, die sich wohl nun zu ihrer Verabredung begeben wollte. Auch Tennis.

„Ist gut, Mama!“

Björn blickte gar nicht auf sondern brüllte nur durch das Haus.

„Alles klar!“

Mit welchen Organen konnte ich das hören?

Ich hatte weder Ohren, noch Augen, nahm aber alles glasklar wahr.

Bei der Stimme Ankes viel mir mein eigenes Haus ein, mein Haus und mein Hausrat und alles, was ich so im Laufe der Jahre...

Die schönen alten Autos, die keiner meiner Bekannten so schätzte wie ich, was würde mit ihnen geschehen?

Würde Anke einen Schrottkerl anrufen, wie sie es mir schon einige Male vorgeschlagen hatte?

Während ich das alles so dachte, stand ich schon in meiner Garage, in der es so eng war, dass ich es schon seit Jahren nicht mehr geschafft hatte sie zu betreten, immerhin war man mit über 80 nicht mehr so beweglich...

Ich blickte mich um.

Ich blickte mich...

Ich blickte...

Ich...

ICH war wohl das einzige von mir, das noch existierte.

Seele, Geist, Bewusstsein.

Ich war zumindest Bewusstsein.

René Descartes zum Dritten.

„Coito ergo bum.“

Ja ich hatte den Begriff etwas verändert.

„Cogito ergo sum!“

hatte er gesagt.

Ich denke, also bin ich.

Mein nächster Gedanke galt meiner persönlichen Abwandlung. Kein Körper, kein Sex.

Trotzdem, irgendwie war es nicht vorbei und das ganz anders, als man es mir erzählt hatte und anders als ich es mir gedacht hatte.

Nach christlich-jüdischem Glaubensverständnis war man bewusstlos, bis zum Jüngsten Tag, an dem alle wieder...

Ich war woanders.

Es war eine riesige Höhle und wenn ich richtig dachte, standen überall Särge herum, steinerne Särge.

Ein erheblicher Teil der Höhle sah allerdings mehr aus, wie ein gemauertes Gewölbe, ja wie ein menschengemachtes Gewölbe.

Ich fand Säulen, die aus dem steinernen Boden ragten und das konkav gemauerte Gewölbe trugen.

Die Steine des Gewölbes waren größtenteils Bruchsteine, aber es waren wohl auch Ziegel verwendet worden.

Die Sargreihen erstreckten sich über den ganzen Boden.

Zwischen zwei gewaltigen Säulen gab es einen Durchgang, vielleicht war es auch der Ausgang – nur wo hin?

Direkt stand ich unter dem Durchgang und blickte in eine gewaltige Halle.

Sarg an Sarg standen auf dem Boden.

Die Decke war deutlich höher, als in der kleineren Höhle, aus der ich kam.

An den Wänden konnte ich Statuen erkennen, wie sie direkt aus den Kirchen stammen mochten.

Auf einem der Särge in der Mitte saß ein Mann in der Kleidung, wie man sie von Päpsten kannte.

Er sah auf.

Konnte er mich wahr nehmen?

Er schien mich direkt an zu sehen und sein Blick erhellte sich.

„Bist du der Heiland, bist du der Erlöser?“

„Nein, bin ich nicht! Aber du bist doch sicher einer von diesen Pfaffen, die den Kram, den sie den Gläubigen verkündet haben, selbst nicht geglaubt haben. Sonst würdest du auch in so einer Kiste herum liegen und erst wieder erwachen, wenn der Erlöser kommt. Eigentlich hast du es nicht besser verdient.“

Ich war ganz überrascht bezüglich meines Vortrages, der aus mir heraus gesprudelt war, als hätte er da bereits Jahrhunderte gewartet, um nun aufgesagt zu werden.

Ich war wohl in der jenseitigen Welt der Christenheit gelandet.

Aber das konnte und durfte ja wohl kaum mein Ziel sein, nachdem ich meinen Körper verlassen hatte.

Das Jenseits der Christen.

Oder das Jenseits nach dem Glaubensverständnis der Christen.

Wenn es ein Glaubenverständnis der Christen gab, gab es auch andere.

Das Totenbuch der Ägypter fiel mir ein.

Und wie war es mit den Katholiken, die an das Fegefeuer glaubten?

Sofort war ich in einer albtraumhaften Folterszene und beeilte mich an das Sommerland zu denken.

Das Sommerland war im Glaubensverständnis der New Age Bewegung verankert und sicher einer der angenehmsten Aufenthaltsorte, der mir spontan einfallen konnte.

Tatsächlich stand ich sofort auf einer Ebene, die angenehm temperiert war und in der sich Leute herum bewegten. Die meisten gingen irgendeiner Beschäftigung nach und ich glaubte den einen oder anderen zumindest flüchtig zu kennen.

Als mir Descartes wieder einfiel, musste ich an den Islam und die 72 Jungfrauen denken.

In der neuen Szene lag ein Mann auf einem Diwan, während nackte Frauen um ihn herum tanzten und ihn vergötterten.

Den Gedanken an das islamische Jenseits der Frauen verbannte ich sofort aus meinem Bewusstsein, denn ich wusste, dass moslemische Frauen im Jenseits zur Belohnung mit ihrem Ehemann zusammen sein würden.

Kamen also auf einen guten Moslem im Jenseits 72 Jungfrauen und die vier Frauen, die er zu Lebzeiten geheiratet hatte.

Und als ich überlegte, ob es mir irgendwie möglich sein könnte…

Plötzlich zog mich etwas aus dieser Szene heraus und ich konnte nichts dagegen tun...

Auf diesem Bild ist die ganze Familie zu sehen, ganz rechts unser Held etwa 1920

Ich hatte vier Schwestern, zwei waren älter und zwei jünger als ich.

Meine beiden Brüder waren mit ihren Freunden beziehungsweise mit der Arbeit beschäftigt.

Aus späterer Sicht betrachtet, konnte man schon von einem von Frauen dominierten Haushalt reden, jedoch waren solche Begriffe zwischen den beiden Weltkriegen noch genau so unbekannt, wie Paul McCartney oder John Lennon.

Im Grunde betrachtet, lief ich nur so nebenher, gleichsam der Aufmerksamkeit meiner Mutter und meiner Schwestern entzogen, was vielleicht der Tatsache geschuldet war, dass ich nach dem Unfall nicht mehr der war, den sie vorher gekannt hatten.

Nun, die Ärzte hatten ihnen erzählt, dass so was normal ist und dass sie dem Herrn danken sollten, dass ich überhaupt überlebt hatte.

Über meine Erinnerungen an andere Leben, redete ich mit niemandem, das wusste nur ich.

Für mich hatte mein neues Leben mit dem Erwachen im Krankenhaus begonnen und alles was vorher gewesen war, entzog sich konsequent meinem Zugriff. Ich war nur auf Erzählungen anderer angewiesen. Trotzdem hatte ich alle motorischen und sprachlichen Fähigkeiten, die ich vor dem Unfall gehabt haben musste. Nur an die Zeit vorher fehlte mir jede Form von Erinnerung.

Nach meinem Tod im Jahr 1795 musste ich ja eigentlich irgendwo gewesen sein, aber tatsächlich fehlte mir die Zeit zwischen 1795 und 1929.

Die Gespräche meiner Mutter mit meinen Schwestern waren so gestaltet, dass es immer wieder Themen gab, bei denen für mich klar wurde, dass sie sich jede Mühe gaben, ES – was auch immer – vor mir zu verheimlichen.

Entweder verstummten sie, wenn ich den Raum betrat oder sie redeten so, dass ich es nicht verstehen konnte, weil sie Umschreibungen benutzten, von denen sie dachten, ich könne sie nicht interpretieren.

Wir hatten ein Zimmer, in das immer wieder meine Schwestern oder meine Mutter verschwanden und das abgeschlossen wurde, wenn sie es betraten.

Wenn keine von ihnen in dem Zimmer war, blieb es unverschlossen und ich konnte genau so hinein gehen, wie alle anderen.

Es interessierte mich, was da so geheimnisvolles passierte und so geschah es eines Tages, als ich gerade in eben diesem Zimmer war, um etwas aus dem Schrank zu holen, dass die Tür aufging und meine ältere Schwester Angela den Raum betrat.

Sie hatte vorher schon Wasser in einem Kessel auf dem Ofen erhitzt.

Da ich hinter dem Tisch auf der Erde saß, konnte sie mich beim Betreten des Zimmers nicht sehen.

Ob es nun bewusst geschah, oder ob ich etwas ähnliches schon monatelang geplant hatte, vermag ich nicht zu sagen.

Jedenfalls stieg ich schnell und lautlos in den Schrank und zog die Tür hinter mir zu. So hockte ich auf dem Boden des Schranks und konnte durch einen Spalt, der nicht ganz geschlossenen Tür, nach draußen blicken.

Angela stellte eine weiße Emailschüssel, die normalerweise auf der Kommode neben der Tür stand auf den Boden, mitten in den Raum. Neben der Schüssel stand ein Krug, der halb mit kaltem Wasser gefüllt war.

Ich konnte deutlich sehen, dass sie den Kessel vom Ofen mitgebracht hatte und das heiße Wasser zu dem Wasser im Krug schüttete.

Immer wieder fühlte sie mit dem Finger, ob die Temperatur in Ordnung war.

Nachdem die zufrieden zu sein schien, stellte sie den Kessel auf die Marmorplatte der Kommode und fing an, sich aus zu ziehen. Es war Mittag und sie ging noch gar nicht ins Bett...

Sie zog sich aus, wie ich es noch nie sehen konnte.

Immer wieder hatte ich mich dafür interessiert, wie sie und meine anderen Schwestern so aussahen, wenn sie nackt waren, aber diese Kenntnis war absolut geheim. Sie zogen sich, auch wenn ich im Raum war, immer so um, dass ich noch nicht einmal etwas erahnen konnte.

Wenn ich nackt war, schien das etwas ganz anderes zu sein, denn meine Schwestern sahen hin und ich konnte nichts vor ihnen verbergen.

Nun zog Angela sich vollständig aus, ich konnte sie von schräg hinten sehen...

Die Kleidungsstücke, die sie unter ihren Röcken und Blusen trug, waren mir bekannt, ich hatte sie schon oft im Garten auf der Leine hängen sehen.

Als sie nackt im Zimmer stand änderte sich alles.

Ich starrte sie aus dem Schrank heraus an und konnte keinesfalls meinen Blick abwenden. Meine Hose wurde zu eng und ich wusste, dass ich von diesem Moment an immer wieder ausgezogene Frauen sehen wollen würde.

Sie hockte sich über die Schüssel am Boden und begann sich mit dem Wasser, das sie vorher genau temperiert hatte, zu waschen. Sie widmete viel Aufmerksamkeit dem Bereich zwischen ihren Beinen, der behaart war und ließ das Wasser, mit dem sie die Seife abspülte, in die Schüssel fließen.

Bevor sie sich abtrocknete, schüttete sie den Rest des warmen

Wassers vom Hals ab abwärts über ihren Körper.

Nichts war mehr wie es war…

Eines der wenigen erhaltenen Familienbilder die die Zeit überdauert haben Stehend links, die Eltern unseres „Helden“ in den Zwanzigern

War das nun das Ende?

Ich konnte dem Zug nicht widerstehen, so sehr ich mich auch bemühte.

So sehr ich mich auch konzentrierte, der Kraft, die mich zog entgegen zu wirken...

Ich konnte nicht beurteilen in welche Richtung es mich zog, konnte noch nicht einmal den Vorgang einer Bewegung und deren Geschwindigkeit definieren; war nun nicht mehr Herr meines Aufenthalts.

Die Bewegung, oder das was ich als solche wahr genommen hatte, endete plötzlich.

Ich stand nicht mehr, ich lag und ich sah nichts mehr, zumindest nichts klar.

Mehrere unterschiedliche Pieptöne waren zu hören, regelmäßige und unregelmäßige.

Und dann war da noch ein ganz anderes Geräusch, regelmäßig wieder kehrend, von dem ich nicht wusste, was es war und wodurch es ausgelöst wurde.

Es war gar nichts mehr, wie es war, überhaupt nichts.

Ich hatte die Kontrolle über mein Sein oder nicht Sein verloren.

„Dieses Amulett!“

Eine Frauenstimme war das. Die Stimme einer Frau, die ich nicht sehen konnte und sie sprach deutsch ohne erkennbaren Akzent.

Sie schien schon Einiges gesagt zu haben, aber das was ich verstanden hatte waren wohl die letzten Worte gewesen.

Ihre Stimme kam eindeutig von links.

„Ja, ich gehe so lange raus!“

Ein Rascheln links neben mir.

War es nicht so gewesen, dass ich nach meinem Tode links und rechts gleichermaßen deutlich wahrgenommen hatte, ohne mir dessen bewusst gewesen zu sein?

Schritte.

Dann Schritte von mehreren Personen.

„Ist die Tür zu?“

„Ja, sie kann uns nicht hören. Wir werden aber mit ihr reden müssen!“

Das regelmäßige Geräusch hörte sich an, wie bei Darth Vader die Atmung.

„Später! Wir werden uns noch einmal mit den Laborwerten beschäftigen müssen. Die Leber wird schon erwartet und das ist unser Problem. Der Empfänger hat sich seine Leber kaputt gesoffen und meint, er könnte auf der neuen weiter saufen...“

„Aber wir müssen ihm sagen, dass eine Frauenleber...“

„Müssen wir das? Kein Mensch wird uns zur Verantwortung ziehen, wenn er weiter säuft.“

„Ich weiß nicht!“

„Die Nieren kommen auf den freien Markt, Eurotransplant wird sich freuen. Ebenso können wir mit dem Herzen und dem Rest verfahren. Mir geht es nur noch um die Leber!“

„Bezahlt wohl gut, ihr Kunde!?“

Ein verhaltenes Lachen.

„Ja, das tut er!“

Ein Rascheln wie von Papier.

„Die Sterilisation hat ohne Narkose stattgefunden?! Dann haben wir ja noch ein sicheres Indiz!“

„Stimmt, wir haben noch nicht einmal ein Relaxanz gebraucht. Aber es war keine Sterilisation...“

„Sie haben sich aber größte Mühe mit den Narben gegeben!“

„Selbstverständlich, Innen und Außen absolut perfekt! Wenn ich das nicht getan hätte, wäre die Begründung...“

„Ja, ja das OP Personal!“

„Haben wir denn alle Unterlagen zusammen?“

„Alle, einschließlich zweier externer Gutachten. Besser kann die Ausgangslage nicht sein. Wer redet mit der Mutter?“

Es gab eine längere Pause.

„Die Laborwerte sind wirklich außergewöhnlich. Vielleicht kann man den Preis für die Leber...“

„Nicht wenn sie vergessen zu erwähnen, dass eine Frauenleber nicht so viel Alkohol verarbeiten kann...“

Sich entfernende Schritte.

„Was ist das denn?“

Die Schritte und die Stimmen kamen zurück.

„Die Mutter scheint einen Hang zur Esoterik zu haben. Das ist wohl irgend so eine Art Fetisch...“

„Amulett würde ich sagen...“

Eine Hand in der Nähe ein metallisch klingendes Geräusch und ich war frei.

Amulett!

Die Frau, die den Raum verlassen hatte. Dann der Mann mit der unangenehmen Stimme.

Vorsichtig, ohne einen klaren Gedanken aufkommen zu lassen wollte ich mich aus der Lage heraus schweben lassen.

Der Begriff Amulett blieb sehr präsent und ich dachte an das Amulett, das ich zum fünfundsiebzigsten Geburtstag von Zecharia Sitchin bekommen hatte.

Lapislazuli!

Es riss mich fort und ich war in einer Höhle.

Unter mir war eine Platte aus dem blauen Stein zu erkennen.

Dann fiel es mir ein.

Tammuz, einer der Söhne Enkis, war unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen und Ischtar hatte seinen Körper auf eine Platte aus Lapislazuli gebettet, um seine Seele...

Aber was war es, was ich war, was ich hatte was ich blieb?

Seele?

Bewusstsein!

Ja, ich war Bewusstsein.

Bei Channlings hatte ich es oft gehört: Das Bewusstsein von Erzengel Michael ist mit Euch!

Ich war Bewusstsein.

Also hatte Ischtar damals vor Jahrtausenden das Bewusstsein des Tammuz...

Und Zecharia Sitchin, der die Umstände beschrieben hatte, schenkte mir ein Amulett aus Lapislazuli auf dessen Hinterseite Zeichen eingeritzt waren, die mit keinen anderen Zeichen zu vergleichen waren und die bisher kein Mensch, zumindest kein Lebender, zu interpretieren verstanden hatte.

Wo war ich da gewesen?

In einem Krankenzimmer auf einer Intensivstation?

Es wurde eigentlich akzentfrei Hochdeutsch gesprochen.

Und da war es wieder.

Ein Zug an meinem Bewusstsein, der mich nicht widerstehen ließ…

Warum konnte ich mich nicht einfach weg denken, sondern war auf dieser Intensivstation zur völligen Bewegungsunfähigkeit verdammt?

Wieder hörte ich die Stimme der Frau von links, die von einem Amulett geredet hatte.

Dann Schritte.

„Sie müssen jetzt gehen! Wir müssen unsere Arbeit...“

„Aber klar! Ich komme wieder mein Kind!“

Ich...

Ich konnte mich nicht fortbewegen und war eingezwängt...

In was steckte ich hier auf einer Intensivstation?

In einem Körper?

Wenn ja warum?

Schritte neben dem ständigen Gepiepe und der Darth-Vader-Atmung.

„Jetzt hat sie schon wieder dieses komische Ding auf die Stirn gelegt...“

Und ich war frei.

*

Am Ende der Schulzeit hatten meine Eltern mich gefragt, was ich denn werden wolle.

Ich hatte eigentlich die Nase voll von den Kühen und Pferden und die damit verbundene Arbeit.

Autos, es gab sie kaum in unserer kleinen Stadt...

So wurde mir erzählt, dass ich meinen Eltern mitgeteilt habe, mich für Autos zu interessieren und weil ich noch zu jung war, um irgend was zu regeln, musste mich mein Vater rechtlich vertreten.

Mein Vater kam also mit und es wurde ein Lehrvertrag mit dem Autohaus Johannes Sawar abgeschlossen, in dem ich eine Ausbildung zum Autoschlosser und Tankwart machen sollte und wollte. Mein Vater unterschrieb den Vertrag und der Lehrherr Herr Sawar.

Dort lernte ich alles, was damals über Autos bekannt war.

Hans Sawar, genannt Sawars Hennes, hatte nicht nur die erste Tankstelle am Ort, sondern auch eine Essex Vertretung.

Essex war der Markenname von Automobilen, die von 1918 bis 1922 von der Essex Motor Company und bis 1932 von der Firma Hudson Motor Car in Detroit hergestellt wurden. Seinerzeit wurde der Essex als kleiner Wagen für einen erschwinglichen Preis angesehen. Der Essex leitete die serienmäßige Einführung geschlossener Limousinen, anstatt der bis dahin üblichen offenen Tourenwagen, ein.

Ursprünglich war der Essex ein Produkt der Essex Motor Company, die allerdings zu 100 % dem Automobilhersteller Hudson gehörte. Die Essex Motor Company mietete die Studebaker-Fabrik in Detroit zur Herstellung ihrer Autos an. 1922 löste man diese Firma auf und machte den Essex offiziell zu dem, was er eigentlich immer schon war:

Ein Produkt von Hudson.

Die Autos der Marke Essex waren als eher niedrigpreisige Fahrzeuge entworfen, die für eine durchschnittliche Familie erschwinglich waren. Sie waren sehr zuverlässig; ihre Fähigkeiten wurden von AAA (American Automobil Association) getestet und für gut befunden, ebenso wie den Postbetrieben der Vereinigten Staaten.

Zuerst bot Essex eine Reihe von Tourenwagen - die damals üblichste Bauform für einen PKW - an. 1920 kam eine geschlossene Limousine dazu und 1922 wurde ein geschlossener Transportwagen eingeführt, der 1495,– US-$ - nur 300,– US$ mehr als der Tourenwagen - kostete. Schon 1925 lag der Preis des Transportwagens unter dem des Tourenwagens. Während man Henry Ford die Erfindung des erschwinglichen PKW zuschreibt, hat Essex den geschlossenen Wagen erschwinglich gemacht.

Die Verkaufszahlen von Essex konnten sich in den 1920er-Jahren und noch bis 1931 sehen lassen und fielen erst dann ab. 1932 präsentierte man einen neu gestalteten Essex unter der Bezeichnung Essex-Terraplane (ein Wortspiel mit „Flugzeug“ (engl. „aeroplane“). 1933 ließ man den Namen Essex fallen und der Wagen hieß nur noch Terraplane.

Ja, der Essex war schon ein robustes und absolut zuverlässiges Auto und eigentlich konnte fast jeder Schmied der ein Wenig Talent hatte einen Essex reparieren.

Auch meinen absoluten Lieblingswagen, den Essex Super Six.

Der Essex hatte im Vergaser eine dicke Messingschraube und hinter dieser Messingschraube befand sich eine Messingfeder. Dabei kam es nur auf die Länge der Feder an, denn dadurch wurde der Vergaser optimal gesteuert. In der Werkstatt hatten wir extra eine Lehre, in der wir die genaue Länge der Feder einstellen konnten. Wenn also ein Wagen herein kam, bei dem ein Dorfschmied bereits Hand angelegt hatte, brauchte fast immer nur die Feder auf die richtige Länge gebracht zu werden...

Nur sollten das die Dorfschmiede natürlich nicht wissen.

Immer wieder standen daher die Besitzer ihrer Autos um mich herum wenn ich den Vergaser reinigte und sahen sich ganz genau jeden Handgriff an. Da sie nicht sehen sollten, wie die Feder die richtige Länge erhielt und dass das das ganze Geheimnis war, hatte ich immer eine genau eingestellte Feder in einer Pappschachtel in meiner Hosentasche dabei, egal wo ich hin ging. In meiner linken Hosentasche befand sich immer eine ideal eingestellte Feder.

Wenn mir also nun jemand, wie es täglich vor kam, genau auf die Finger sah, baute ich den Vergaser auseinander und steckte die Feder aus dem Vergaser in eine leere Pappschachtel.

Die Pappschachtel wanderte in meine rechte Hosentasche.

Beim Zusammenbau brauchte ich nur die Feder aus der Pappschachtel aus der linken Tasche zu nehmen und alles funktionierte wieder ideal.

Bei der anschließenden Probefahrt fuhr ich dann immer den Berg hinauf, auf dem mein Vater und ich den Unfall gehabt hatten. Wenn der Essex es im dritten Gang schaffte, war er optimal eingestellt.

Wenn ich in einen Körper geraten war, konnte er ja nicht herrenlos sein.

Wem gehörte der Körper, in dem ich einige Minuten verweilt hatte. Wahrscheinlich immer wieder angezogen unter Mithilfe des Amuletts oder Medaillons. Es musste zumindest einen nicht unerheblichen Anteil an Lapislazuli enthalten und wahrscheinlich seltsame Zeichen, die niemand lesen konnte.

War das Bewusstsein, das den Körper normalerweise bewohnte, nur 'mal kurz weg?

Kaum hatte ich den Gedanken an den Besitzer des Körpers gedacht, befand ich mich auch schon in einer Ebene, dem Sommerland nicht unähnlich, obwohl sie mich mehr an das Bild von Dali erinnerte, das die Versuchung des Heiligen Antonius hieß. Ich befand mich auf einer Anhöhe und blickte in die Ebene unter mir.

Die Ebene war flach und sandfarben mit einer Nuance Gelb. In einiger Entfernung konnte ich Gestalten erkennen.

Da wo in Dalis Bild die Elefanten zu finden waren, in der Mitte der Ebene, konnte ich eine flimmernde zylinderartige halb transparente Erscheinung wahr nehmen, auf die ich mich langsam zu bewegte.

Direkt am Rand dieser Erscheinung, die einen kaum schätzbaren Durchmesser hatte, hörte meine Bewegung auf und ich konnte mich orientieren. Ich gewahrte, dass dieser flimmernde Zylinder vom Boden der Ebene bis in den Weltraum reichen musste, wenn man planetare Parameter zugrunde legen konnte, wenn es einen Weltraum in dieser Existenzebene gab.

Was sollte ich hier?

'Es ist mein Körper...'

Ein Schemen von innerhalb des Zylinders kommunizierte mit mir.

Weil es innerhalb des Zylinders war, war es unerreichbar für mich. Obwohl ein einziger Gedanke mich überall hin brachte, in den Zylinder kam ich nicht – wahrscheinlich konnte die Wesenheit, die im Zylinder war, auch nicht zu mir heraus kommen.

Also blieb mir nur eine einzige Frage zu denken.

'Wer bist du?'

'Du bist in meinen Körper geraten, ich kann nicht mehr zurück!‘

Eine übergeordnete Stimme mischte sich ein.

Wenn ich nicht genau gewusst hätte, dass es keinen Gott gibt, hätte ich in diesem Moment meine Zweifel haben können.

'Es gibt nur noch dich, der diesen Körper bewohnen kann, nur noch dich, Novaal!'

Die erste Stimme von innerhalb des Zylinders war nun wieder zu hören.

'Ja, nimm du meinen Körper, du bist alt genug, um es zu tun... Nimm meinen Körper, vielleicht behandelst du ihn besser als ich! Ich gebe ihn dir, bewohn' ihn, so lange du kannst…'

Die übergeordnete Stimme war eindeutig nicht aus dem Zylinder gekommen, sondern von überall her.

'Nimm du den Körper, du brauchst keine Skrupel zu haben, du hast es gehört. Nimm ihn in Besitz und führe das Leben weiter.'

Es wurde unerträglich hell.

'Wir werden dich in einem Körper brauchen, Novaal! Dringend und bald!'

Es wurde wieder dunkler, was nicht die richtige Bezeichnung war, denn es blieb eigentlich hell, war aber nicht mehr ganz so gleißend hell wie kurz zuvor.

'Wer bist du?'

Eine Antwort kam, obwohl ich sie eigentlich nicht erwartet hatte und wenn, dann genau so.

'Ich bin das Alpha und das Omega,

der Anfang und das Ende,

der Erste und der Letzte!'

Als ich meine Aufmerksamkeit abwandte von der zylinderförmigen Struktur, drehte ich mich um.

Was ich sah, waren zwei nackte Füße, größer als eine Lokomotive, die in Knöchel und Waden übergingen – aber schon die erste Hälfte der Waden verschwanden in einem imaginären Nebel. Undeutlich gewahrte ich die riesenhafte Gestalt sitzend auf einer Art Thron.

Ich sank in den Untergrund und stürzte ins Bodenlose.

Durch einen Kanal aus Licht stürzte ich, ohne mich orientieren zu können – aber es ging wohl tatsächlich nach Unten.

Angst hatte ich keine, denn wer bereits tot und ohne Körper war, konnte nicht aufprallen und dabei zu Tode kommen.

Tief unter mir konnte ich kurzzeitig unendlich weit entfernt ein Krankenhausbett wahr nehmen, kurz und in riesiger Entfernung, aber gestochen klar.

Knall, und ich war in einer starren Position.

Ich war wieder in dem Körper auf der Intensivstation.

*

Zu meinen Aufgaben bei Sawars Hennes gehörte es auch, Einkäufe und Besorgungen zu machen und abends, wenn wir das Autohaus schlossen, die vorhandenen Essex in die Halle zu fahren und so zu platzieren, dass sie von Innen direkt vor dem Schaufenster standen, was besonders an Sonn- und Feiertagen wichtig war, denn dann konnten sich mögliche Käufer die Wagen im besten Licht betrachten.

Das machte ich jeden Abend so bis ein neuer Mitarbeiter eingestellt wurde, er war ausgebildeter Schmied und hatte lange in einer Autowerkstatt gearbeitet.

Aus der Werkstatt hörte ich, wie er mit dem Chef redete.

„Also Herr Sawar, das geht ja wohl gar nicht, dass der Junge die Wagen in die Ausstellung fährt, bis direkt an die Scheibe!“

„So, sie meinen, dass das nicht geht? Gut, wenn sie meinen, dann machen sie das ab heute... Er fährt die Wagen seit einem Jahr und es hat noch keinen einzigen Kratzer gegeben!“

Da war ja wohl ich gemeint, na gut.

Am Abend zog mich Herr Sawar in sein Büro und bedeutete mir mit dem Zeigefinger auf dem Mund, ich solle ruhig sein.

Wir hörten zusammen zu wie der neue Meister den ersten Wagen in den Ausstellungsraum fuhr.

Das Motorengeräusch wurde vom Zerbrechen der großen Schaufensterscheibe übertönt...

Herr Sawar hielt mich zurück und wir verdrückten uns in den Werkraum, der direkt an die Werkstatt grenzte, die der Meister meines Wissens noch nie betreten hatte.

Eine halbe Stunde später hörte ich.

„Und noch eines, ab morgen wird der Junge wieder die Wagen rein fahren! Ist das klar?“

Über diesen Vorfall wurde nie mehr geredet.

Der kleine Raum neben der Werkstatt war mein Reich, weder Herrn Sawar, noch einen anderen der Beschäftigten hatte ich bis auf sehr wenige Ausnahmen da gesehen.

Auf einer Werkbank war ein kleiner Amboss fest geschraubt und direkt daneben ein Schraubstock.

Ich war 'mal wieder mit der Längeneinstellung einer der Messingfedern aus dem Essex-Vergaser befasst. Dazu spannte ich die Längenlehre in den Schraubstock ein, um diese wichtige Einstellung passgenau zu erledigen.

Ich war konzentriert und wollte wie immer eine absolut genaue Federlänge einstellen, als ich von nebenan Geräusche hörte, wie ich sie nicht kannte, zumindest nicht an diesem Ort.

Die Werkstatt stieß an ein Haus in der Parallelstraße, in dem alles für den Haushalt und noch mehr verkauft wurde – zumindest wurde das in der Stadt immer so erzählt.

Die Wand zwischen der Werkstatt und einem Lagerraum im besagten Geschäft bestand aus einfachen Brettern. In den einfachen Brettern hatte ich ein Astloch gefunden, durch das man bequem in den Lagerraum blicken konnte.

Seit einer Woche hatte eine ehemalige Mitschülerin aus meiner Schule eine Ausbildung zur Verkäuferin begonnen und ich hoffte immer, sie einmal durch das Astloch sehen zu können.

Sehr selten hatte ich Anna gesehen, denn in dem Lagerraum brannte immer Licht. In der Werkstatt nur dann, wenn es unbedingt nötig war. Das Astloch hatte ich auch nur darum gefunden, weil der Lichtschein in der dunklen Wand auffiel, als ich den Werkraum betrat.

Der Besitzer des Geschäfts benutze den Lagerraum auch oft für einen kurzen Mittagsschlaf und das schien jetzt auch wieder die richtige Zeit dafür zu sein.

Nur die hellen Geräusche passten nicht dazu.

Ich blickte durch das Loch in der Wand.

Der Mann hatte der Anna unter den Rock gegriffen und die Geräusche stammten von ihr.

„Wenn einer kommt...“

Konnte ich verstehen.

„Es kann keiner kommen, ich hab' abgesperrt!“

Er fummelte weiter an ihr 'rum und ihr Rock fiel zu Boden.

Sie hatte einen schönen runden weißen Hintern.

Er befummelte sie weiter und ihre Geräusche deuteten an, dass es ihr gefiel.

Es war selten, eine Frau, die mir gefallen konnte, ohne dicken Bauch zu sehen und so freute ich mich, als sie sich umdrehte und ich die Haare unter ihrem Nabel bewundern konnte.

Anna und ihr Arbeitgeber fummelten beide an seiner Hose herum und sein riesiger Schwanz kam zum Vorschein.

Anna setzte sich auf den Schwanz und begann den Mann zu reiten, wie ein Pferd…

Sie tat das immer wieder in den Mittagspausen, bis er sie heiratete und Anna die Frau des Besitzers des Ladens war – sie bekam schnell einen dicken Bauch.

Ihre Nachfolgerin hatte einen dicken Hintern, als sie mit Annas Mann im Lagerraum war. Sie nahm seinen Riesenschwanz in den Mund, um keinen dicken Bauch zu bekommen.

Richtig interessant wurde meine Arbeit, als ein Lastwagen umgekippt war und wir alles erdenkliche unternahmen, um ihn wieder auf seine vier Räder zu bekommen.

Wir brauchten schließlich acht Pferde.

Ich war wieder in dem Körper auf der Intensivstation.

Und ich war nicht in der Lage den Körper zu bewegen oder zu verlassen.

Sehen konnte ich auch nicht, nur hören.

Das Piepen in unterschiedlichsten Tönen wurde immer wieder durch das regelmäßige Geräusch dieser Luftpumpe gestört.

War es genau der Körper, in dem ich schon zweimal gewesen war?

Ich vermutete ja, denn die Geräusche unterschieden sich weder was ihre Richtungen noch was die Lautstärke anging.

Ob nur der Körper, in dem ich gelandet war, in diesem Raum oder Krankenzimmer lag, konnte ich nicht beurteilen. War es nicht so, dass auf Intensivstationen in der Regel zwei Betten in einem Zimmer waren und durch eine Spanische Wand getrennt wurden? Woher wusste ich das? Ich war noch nie auf einer Intensivstation gewesen.

Gut, wenn ich den Körper nicht bewegen konnte und wenn ich nichts sah, wurde es Zeit das zu ändern.

Mit meinem Bewusstsein versuchte ich nun, den Körper zu spüren und zu erfassen.

Bisher hatte ich immer nur die Geräusche gehört und wahrgenommen, dass ich mich nicht bewegen konnte und auch nicht aus freiem eigenen Willen aus dem Körper heraus kam.

Dieser Umstand wurde mir nun unausweichlich bewusst.

Ich steckte in einem jüngeren Körper auf einer Intensivstation und konnte weder diesen Körper verlassen, noch ihn bewegen oder genauer, diesen neuen Körper in Bewegung versetzen.

Nun, ich hatte den Segen und die Legitimation diesen Körper in Besitz zu nehmen, ihn als den Meinen zu betrachten und zu handhaben.

Wie das klang – Handhaben.

Diese Legitimation stammte von dem Besitzer oder bisherigen Besitzer des Körpers und von Melchizedek der höchsten Präsenz in dieser Ecke der Galaxis oder des Universums persönlich.

Dann war es jetzt so und ich lebte, war nicht mehr tot, sondern in einem Körper der sicher einige Jahre jünger war als mein Alter.

Es konnte sich also, rein körperlich betrachtet, um eine Verbesserung von 89 auf n handeln.

Hoffentlich war dieser Körper nicht all zu sehr in Mitleidenschaft gezogen, denn es musste ja einen Grund geben, auf der Intensivstation zu liegen.

Melchizedeks Worte fielen mir wieder ein.

'Wir werden dich in einem Körper brauchen!'

Was sollte uns dann ein Körper nützen, der völlig bewegungsunfähig herum lag und zu keiner Aktion zu gebrauchen war?

Ich konzentrierte mich auf mein Körperempfinden.

Irgendwie war mein Bewusstsein hinter der Stirn des Körpers – besser ausgedrückt, ich war hinter der Stirn.

Ich versuchte wahrzunehmen, wie weit ich meinen neuen Körper sensorisch erfassen konnte.

Wage spürte ich einen Zusammenhang zwischen der Luftpumpe und meinem Brustkorb auf dem ein Gewicht zu lasten schien.

Irgendwie...

Darth Vaders Atmung klang wie ein Beatmungsgerät.

Ein Druck gesteuertes?

Woher kam dieser Gedanke?

Begriffe wie Taca-Oca und Bird fielen mir ein.

Wenn es ein druckgesteuerter Bird war, musste ich versuchen, dagegen an zu atmen und ich würde es merken.

Nichts.

Stoisch arbeitete die Maschine weiter.

Ein Volumen gesteuertes…

Ein weiteres Zischen war zu hören und ich bemerkte, dass sich die Lage meines Körpers, oder des Körpers in den ich geraten war, änderte.

Der Begriff Wechseldruckmatratze manifestierte sich in meinem Bewusstsein.

Wechseldruckmatratze.

Woher kamen die Begriffe, die ich nicht kannte, ja noch nie zuvor gehört hatte?

Wurden sie mir von meinen Leuten in der Jenseitigen Welt souffliert?

Ich konzentrierte mich auf die Atmung, wenn ich einen Körper bewohnte, musste ich die Atmung beherrschen. Ich musste unabhängig von einem Beatmungsgerät leben, sonst konnte ich ja nicht…

Ja sonst konnte ich ja nicht.

Hatte ich im Flugzeug noch bedauert, nie wieder Sex haben zu können?

Gut, ich hatte einen guten Grund, mich anzustrengen.

Nach Minuten oder Stunden war ich mir sicher, wann die Einatmung stattfand und versuchte gezielt tiefer Luft zu holen, weil bei einem Bennet MA2B der Triggerpunkt überwunden werden konnte...

Woher kannte ich solche Begriffe?

Hauptsache das Gerät war nicht auf CMV gestellt.

Controlled Machine Ventilation.

Irgend wo her musste ich diese Begriffe und Zusammenhänge doch haben...

Aber das konnte und durfte erst später ergründet werden.

Zunächst einmal wollte ich mich bewegen können und selber atmen.

Mit äußerster Konzentration versuchte ich die Phase der Einatmung zu verlängern.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, wenig Zeit zu haben.

Es gab auch Zeiten, in denen wurde der Tubus dekonnektiert.

Wieder so ein Begriff.

Na gut, wenn es solche Zeiten gab...

Ich konzentrierte mich auf meine Hände, denn menschliche Körper verfügen ja wohl normalerweise über zwei Hände.

Ich musste mich weiter konzentrieren.

Eine Hand musste ja wohl fühlen, wie sie lag...

Ja, links konnte ich wage empfinden, als läge meine Hand irgendwo neben mir.

Das war ja schon 'mal ein Anfang.

Meine Hand lag neben mir auf dem Laken des Bettes.

Sie musste doch veranlasst werden können, sich zu bewegen.

Ja, ich fühlte eine Veränderung. Das war gut.

Ich konnte bewusst meine Finger an der linken Hand bewegen.

Erst fiel es mir schwer, diese Bewegungen zu koordinieren, doch dann fühlte ich deutlich den Untergrund und versuchte meine Hand zu meinem Körper zu bewegen.

Es dauerte tatsächlich eine halbe Ewigkeit, bis ich sicher war, die Außenseite meines Oberschenkels erreicht zu haben. Ich fühlte einerseits dass meine Hand nicht weiter kam und andererseits, dass da etwas meinen Oberschenkel seitlich berührte, was vorher nicht der Fall gewesen war.

So weit oben, wie die Berührung an meinem Oberschenkel stattfand, konnte ich nur schlussfolgern, dass der Ellbogen des Armes in einem erheblichen Winkel vom Rumpf des Körpers entfernt war.

Es gelang mir, meine Hand nach Außen zu rotieren und somit, mit der Handinnenfläche an der Außenseite meines Beins nach oben zu gleiten. Ich fühlte die Berührung der Hand deutlich von Innen.

Es war sehr anstrengend für mich hinter der Stirn…

Aber da gab es ja auch noch Etwas wesentlich näher liegendes.

Ich konzentrierte mich auf den Mund und die Zunge. Was fühlte ich?

Zähne!

Toll, Zähne waren etwas sehr Wichtiges für einen 89 jährigen. Es gelang mir vorsichtig zu ermitteln, dass sich in diesem meinem neuen Mund, der mir zu Anfang sehr trocken vorgekommen war, tatsächlich in allen vier Zahnreihen Zähne befanden, ohne Lücken und ohne erkennbare Füllungen.

Gut!

Wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte, würde ich meinem Vorgänger im Körper für seine umsichtige Zahnpflege danken müssen.

Ich konzentrierte mich wieder weiter nach unten.

Wenn mich die Sensorik meiner neuen Hand nicht trog, war meine Haut absolut glatt und eben.

Die Spina iliaca war deutlich zu fühlen, als ich meine Hand auf meinen Bauch gleiten ließ.

Wieder ein Ausdruck, dessen Herkunft mir eigentlich unbekannt war.

Mein Bauch war erfreulich flach. Auch hier war die Haut eben und glatt, ja völlig haarlos, glatt und weich.

Na ja, es gab eben auch Leute ohne Haare am Bauch und ohne Brusthaare, da konnte man sich wohl dran gewöhnen, wenn man musste. Immer noch besser, als in einem 89 jährigen Körper, der theoretisch tagtäglich den Geist auf geben konnte...

Mein Bauchnabel war vorhanden und unauffällig.

Ich ließ meine Hand tiefer gleiten.

Da, wo spätestens der Haaransatz zu erwarten gewesen wäre, fühlte ich sprießende Haare, als würden sie beginnen zu wachsen oder als wären sie erst kürzlich ab rasiert worden, unter Zuhilfenahme eines Lineals.

Vielleicht einen Zentimeter tiefer eine Art Pflaster oder Verband, der aufgeklebt war. Unter dem Pflaster konnte ich einen dünnen harten Schlauch ertasten, der vom Pflaster bedeckt nach rechts führte.

Suprapubische Blasenfistel.

Ein Begriff, der nichts Gutes verhieß.

Man hatte mir einen Bauchdeckenkatheter gelegt, über den der Urin abfließen konnte.

Mit anderen Worten, wer einen solchen Katheter hat, muss schon einige Zeit so herum liegen, oder machte man das sofort?

Entweder erhielt man einen solchen Katheter nach einiger Zeit oder...

Oder wenn die Prognose äußerst schlecht war.

Als ich tiefer nach meinem Schwanz fühlen wollte - man musste ja wissen, ob er beschnitten war, oder nicht - hörte ich das eindeutige Geräusch sich nähernder Schritte.

Ich verharrte in absoluter Bewegungslosigkeit.

Immerhin war meine erste Erinnerung ebenfalls die an ein Krankenhausbett, in dem ich in meinem letzten Körper zu Bewusstsein kam. In dem Körper hatte ich bis zu seiner Vernichtung gelebt…

Auch 1929 war ich in einen Körper geraten, dessen Besitzer ihn nicht weiter bewohnen konnte. Eigentlich war es wie vor 72 Jahren.

Während ich den Schritten im Raum akustisch folgte, kam Wissen über eine Suprapubische Blasenfistel in mein Bewusstsein geflossen.

Daher wusste ich auch, wie ich sie notfalls selbst entfernen konnte, ohne mich dabei zu verletzen.

Während ich bemüht war, keine Anzeichen einer Veränderung zu verursachen, dachte ich über die Herkunft meiner Intensivmedizinischen Kenntnisse nach.

In meinem zugegebener Weise ziemlich langen Leben, hatte ich ein solches Wissen weder angehäuft, noch angestrebt. Auch wenn es mir in der derzeitigen Situation nur von Vorteil sein konnte, interessierte mich doch der eigentliche Ursprung.

Die Informationen waren mir so vertraut, so nahe als befänden sie sich direkt in meinem Gehirn…

Meinem Gehirn.

Ich steckte in einem anderen Körper und dieser verfügte über ein Gehirn.

In diesem Gehirn konnte ich vielleicht herum stöbern und alles erfahren, was mein Körperspender wusste, als er noch diesen Körper bewohnt hatte.

Eine Frauenstimme in der Nähe:

„Kannst du gleich kommen? Ich brauche dich beim Umlagern!“

Die Antwort kam aus einer größeren Entfernung und ich konnte sie aufgrund der Geräusche des Beatmungsgeräts nicht verstehen.

Die Frau hantierte irgendwo im Raum herum, vielleicht am Nachbarbett und kam dann irgendwann näher.

Eine Männerstimme war dann auch zu hören.

„So eine Schande, aber was will man machen?“

Die Frau antwortete zunächst nicht.

Die dünne Decke, die ich mittlerweile gewahrt hatte, wurde weggerissen, mit einem Ruck, dass ich froh war, keine Schwanzreaktion zu haben.

„Die Mutter muss noch unterschreiben und wir haben morgen Abend weniger Arbeit! Vielleicht sollte ich noch mal rasieren!“

Der Mann schnaubte.

„Du scheinst dich am rasieren auf zu geilen, anders kann es ja wohl nicht sein.“

Ich fühlte Hände an meinen Armen, meinen Beinen, dem Rumpf, dem Kopf...

Ich war schon fast dankbar, dass sie sich nicht an meinem Schwanz zu schaffen machten.

Eine kitzelnde Hand auf meinem Bauch.

„Hier werden sie wohl die Leber heraus schneiden...“

„Quatsch!“ die Stimme der Frau unterbrach ihn.

„Die werden wahrscheinlich einen Schnitt machen, wie bei einer Obduktion, so macht man das eben bei Leichen und bei solchen, die nur noch mit so einem Apparat atmen...“

Meine Gedanken rasten.

Hatten die Ärzte nicht von Organtransplantation geredet?

Ging es etwa um den Körper, in dem ich steckte...

Es ging die ganze Zeit um mich, nicht um die Person im Nachbarbett.

Um mich, um diesen meinen Körper – um meinen neuen Körper, den ich seit kürzester Zeit bewohnte.

Das Beatmungsgerät gab brummend Alarm und das ständige Piepen meiner Herzfrequenz erhöhte sich, dass auch der Monitor seine Signale in die Umgebung absonderte.

„Scheiße, ich stelle mal auf C-PAP!“

Der Alarm des Bennett verstummte.

In meinem Bewusstsein wurde wieder unerwartetes Wissen präsent. Dachte ich noch vor Sekunden, mit Begriffen wie C-PAP absolut nichts anfangen zu können, wurde ich nun eines Besseren belehrt.

Die CPAP-Beatmung, auch CPAP-Therapie, Abkürzung für den englischen Begriff, Continuous Positive Airway Pressure, ist eine Beatmungsform, die die Spontanatmung des Patienten mit einem dauerhaften Überdruck PEEP kombiniert.

Der Patient kann seine Atemtiefe und Atemfrequenz, sowie auch den Flow selbst bestimmen. Voraussetzung für die Anwendung einer CPAP-Ventilation ist also die prinzipielle Fähigkeit des Patienten zur eigenen Atmung.

Mir fiel direkt noch ein, was ein PEEP war. Positiv End Experatori Pressure, also ein Überdruck, der auch bei maximaler Ausatmung in der Lunge vorhanden war.

Die Alarmgeräusche waren nicht mehr zu hören. Ich stellte aber fest, dass das Gerät immer genau dann, wenn ich einatmen wollte, eine Inspiration auslöste und unterstützte.

„Und lass das sein mit der Rasur, Angelika, das kannst du dir wirklich sparen!“

Die angesprochene Angelika wurde nun ziemlich laut, als sie ihren Kollegen anfuhr.