Science-Fiction Interstellare Scharade - Udo Müller-Christian - E-Book

Science-Fiction Interstellare Scharade E-Book

Udo Müller-Christian

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Beschreibung

In der bekannten Galaxis gibt es zwei miteinander konkurrierende Systeme. Während das eine Diesseits, Ordnung, Superior oder Perle der Welten genannt wird, bezeichnet man das andere als Jenseits, Chaos, Inferior und Anarchie. Unser Protagonist gerät zwischen die Fronten und muss bald erkennen, dass auch in ihm diese Konkurrenz herrscht, zwischen Chaos und Feudalismus zum einen und zwischen seinem Auftrag und der Freiheit zum anderen. Doch wer ist diese Frau, die sich ihm anschloss und die er möglicherweise schon zuvor irgendwo in der Galaxis getroffen hat? So muss er sich auf eine Reise nicht nur zu den Planeten Vancetti und Xenorum begeben, sondern auch in die tiefsten Abgründe seines eigenen ICHs. Und wer kann die Bombe entschärfen, die irgendjemand in seinem Körper versteckt hat?

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Der Sohn des Mondpriesters von Udo Müller-Christian

E-Book ISBN: 978-3-7392-9856-6

Print ISBN: 978-3-7386-5515-5

Interstellare Scharade

PROLOG

Die Halle war nur halb beleuchtet, als die neun Weisen eintraten.

Gemächlich, wie es nur Mächtige können, suchten sie ihre angestammtem Plätze auf, nahmen Platz und übten sich in Geduld.

Nach wenigen Minuten der Entspannung erhob sich einer der neun Weisen, ging zu einem Podium und begann zu sprechen.

„Wie uns allen bekannt sein sollte, wird unsere Organisation, wider Erwarten, nicht von einem mächtigen Gegner bedroht, der außerhalb steht, sondern - von innen. Es ist unserem Gegner, dessen Identität wir nur vermuten können, gelungen, einen Agenten in die Organisation einzuschleusen, der sein destruktives Schaffen, von innen heraus, unerkannter Weise verüben soll. Im Rahmen unserer allgemeinen Erkenntnisse, haben sich neue Fakten von ungeahnten Ausmaßen ergeben.

Wir haben eine organisationsinterne Bewegung erkannt, die sich bemüht, gegen uns zu handeln. Im Rahmen unserer Erkenntnisse, den feindlichen Agenten betreffend, müssen wir zu der Schlussfolgerung kommen, dass dieser Agent innerhalb der Reihen der Abtrünnigen zu suchen, zu finden und zu eliminieren ist.“

Was zuerst den Eindruck einer Kunstpause vermittelt hatte, entpuppte sich als Ende, der Rede. Würdevoll, was sollte man sonst von ihm erwarten, verließ der Weise das Podium, um sich wieder auf seinem angestammten Platz niederzulassen.

Es dauerte eine Weile und noch eine Weile, bis wieder eine Bewegung wahrzunehmen war.

Eine der neun Weisen erhob sich und näherte sich mit gemächlichen Schritten dem Podium, um rein körperlich betrachtet, die gleiche Position einzunehmen, wie der Vorredner.

Sie begann ihre Rede, mit einer gekonnt in die Länge gezogenen Kunstpause.

Die neun Weisen verstanden es, wie keine andere Gruppe auch untereinander Eindruck zu schinden.

„Trotz unserer Bemühungen, in jahrelanger Kleinarbeit des infiltrierten Agenten habhaft zu werden, scheint er immer noch, völlig unangefochten, innerhalb unserer Organisation agieren zu können, ohne den geringsten Verdacht zu haben, dass wir zumindest über seine Anwesenheit informiert sind.

'Alles in allem bin ich der Meinung, dass alle Abtrünnigen so schnell wie möglich vernichtet werden müssen!“

Nach dieser imperativen Endung verließ sie das Podium, um für einen weiteren Weisen Platz zu machen und glitt zurück auf ihren angestammten...

Noch bevor sie sich gesetzt hatte, erhob sich eine andere Weise und eilte mit zielstrebigen Schritten zum Podium, um schon, bevor sie die Stelle der Vorredner erreicht hatte, voller Inbrunst das Wort zu ergreifen.

„Ich sehe in dem eingeschleusten Agenten die größte Gefahr, die jemals unserer Organisation gedroht hat und halte darum den Einsatz unseres besten Agenten für unbedingt erforderlich.“

Mit diesen Worten kehrte sie auch schon wieder zu ihrem Platz zurück, um sich schwer in ihren Sitz fallen zu lassen.

Wieder kehrte Stille ein.

Einem unbeteiligten Beobachter hätte sich der Verdacht aufgedrängt, es hänge eine imaginäre Bedrohung über dem Ort, die, gleich einem Damoklesschwert, zu jeder Zeit Manifest werden könnte. Man hätte nicht zu sagen vermocht, ob die neun Weisen diese Bedrohung wahr nahmen.

Es dauerte wieder eine Weile und noch eine Weile und ein vierter Weiser erhob sich, schritt mit einer unnachahmlichen Würde zum Podium und verharrte in tiefer Meditation.

Es schienen Ewigkeiten zu vergehen, bis er mit sonorer Stimme das Wort ergriff.

„Wir dürfen uns nicht in eine Position drängen lassen, in der uns die Initiative des Handelns aus der Hand genommen wird. Es ist seit undenklichen Zeiten erklärtes Ziel der Organisation gewesen, den ersten Schlag auszuteilen, nie die Offensive aus den Händen gleiten zu lassen und immer einen Schritt weiter zu sein, als der Gegner, soweit es einen Gegner gab.

Wir müssen schnell und folgerichtig handeln.

Die Existenz der Organisation steht zwar bei weitem nicht auf dem Spiel, aber man kann sich nie früh genug absichern.

Unsere beste Versicherung ist ein sofortiger Einsatz unseres besten und willigsten Werkzeugs.

Wir werden ihm eine Liste der bekannten Abtrünnigen und derer die wir für abtrünnig halten, geben und ihn einen nach dem anderen ausschalten lassen.

Es geht letztendlich gegen jeden Einzelnen von uns.

Wir sind die Organisation, wir und nichts sonst. Wir müssen die Abtrünnigen zerschmettern. Die Organisation ist der einzige Weg, den Frieden in der Galaxis zu wahren. Nur unsere Waffen können einen beständigen Frieden garantieren. Wir müssen unseren Agenten sofort in den Einsatz schicken!

Kampf der Anarchie!“

Er verließ das Podium.

Vielleicht hatte er erwartet, mit seinen Worten zustimmenden Jubel auszulösen.

Wer vermochte zu sagen, was in den Gedanken eines so mächtigen Weisen vorging?

Und nun geschah tatsächlich etwas, was in langen Jahren nie vorgekommen war.

Am Ende einer Zeit der Stille standen völlig unerwartet und ohne Übereinkunft zwei Weise auf, um sich dem Podium zu nähern.

Sahen sie einander nicht?

Doch, sie mussten sich gesehen haben.

Aber niemand kehrte an seinen Platz zurück.

Unbeirrbar näherten sie sich von zwei verschiedenen Seiten dem Podium.

Was war geschehen?

Sie erreichten zur gleichen Zeit die Stelle, von der aus normalerweise gesprochen wurde und schwiegen beharrlich.

Es war offensichtlich, dass derjenige, der zuerst das Wort ergriffen hätte, damit auch einen erheblichen Teil seiner Würde einbüßen musste

So standen sie nebeneinander, eine Weile und noch eine Weile und eine weitere Weile.

Der unbeteiligte Beobachter wird sich fragen, wie es zu so einer immanenten Anhäufung von Würde kommen kann, wobei man sich gleichzeitig gedrängt fühlen mag, nach dem Sinn zu suchen.

Es sei kurz angemerkt, dass es einer ungeheuer langen Zeit bedarf, solche Quantitäten von Würde zu sammeln.

Nachdem eine weitere Weile vergangen war und die fünfte Weile gerade begann, stand eine der sieben sitzenden Weisen auf und ergriff von ihrem angestammten Platz aus, ohne zu zögern, das Wort. Sie hatte mit dieser nicht üblichen und erst selten praktizierten Methode die Situation gerettet.

„Wir müssen handeln, jetzt sofort!

Wir müssen ihn aus seiner Zelle holen, testen und auf den Auftrag vorbereiten.

Es geht um die Organisation! Es geht um uns! Wir sind die Organisation!“

Man fragte sich unweigerlich, wie alt müssen Weise sein, um so weise zu werden?

Die Worte der Weisen waren wie eine Aufforderung an die anderen Weisen, ihre angestammte Starre aufzugeben, sich zu erheben und den Konferenzsaal der Instruktionen aufzusuchen.

Die sechs sitzenden Weisen erhoben sich von ihren angestammten Plätzen und machten sich auf den Weg.

Reibungslos, als wäre dieses Schauspiel schon lange und oft geprobt worden, reihten sich die drei stehenden Weisen, die vom Podium und die, welche zuletzt gesprochen hatte, in die Prozession ein.

Die neun Weisen verließen die Halle in der gleichen Reihenfolge, in der sie sie betreten hatten.

Hinter ihnen schloss sich das bis zur Decke reichende Tor.

Die Beleuchtung blendete sich allmählich so weit ab, dass ein eventueller Zaungast, nur, noch mit Hilfe der Infrarottechnik zu sehen vermocht hätte.

Die neun Weisen aber gingen einen langen Weg, auf verschlungenen Pfaden durch ihr Reich, die Basis der Organisation.

Selbstverständlich gelang es ihnen auch auf diesem Weg, die Gesamtheit ihrer Würde zu wahren, obwohl ihnen in diesem Teil der Basis niemand begegnen konnte, weil hier nur die neun Weisen Zutritt hatten.

Seit undenklichen Zeiten war dieser Teil der Basis nur von den jeweiligen neun Weisen, besucht worden. Die Tatsache, dass in einem beträchtlichen Teil der Basis nur diese neun Personen Zutritt hatten, erklärte auch die verschlungenen Pfade, auf denen sie die Basis durchschritten, denn niemand, außer ihnen, wusste von den neun Weisen, den Herren der Organisation.

Die Organisation war hierarchisch aufgebaut, wobei nur die offiziellen Herren der Basis wussten, dass sie noch die neun Weisen über sich hatten, für alle anderen waren sie unsichtbare Drahtzieher, die niemand zu Gesicht bekam, die niemand kannte und von denen niemand wusste

Die neun Weisen betraten einen Raum, der einzig und allein Beobachtungszwecken innerhalb der Basis diente. Von hier aus, konnte jeder Vorgang in der Basis optisch und akustisch überwacht werden, jeder.

Sie ließen sich Zeit, eine nicht unerhebliche Teststrecke für ihren Einsatzkandidaten vorzubereiten. Sie würden ihn dann, in einem speziell vorbereiteten Raum, der nur diesem Zwecke diente, informieren, was er zu tun hatte.

Außerdem veranlassten sie, dass alle in Frage kommenden Raumschiffe in einen speziellen Hangar gebracht wurden, um den Kandidaten auswählen zu lassen.

Als die Raumschiffe entsprechend ausgerüstet waren, schickten sie den Kandidaten auf die Teststrecke, denn nur wer die Teststrecke überlebte, konnte einen Auftrag der Herren der Organisation entgegennehmen.

*

... als es dann gelang, andere Sonnensysteme zu besuchen, in denen man auf intelligentes Leben stieß, machte man eine unglaubliche Entdeckung.

Achtzig Prozent der entdeckten Intelligenzwesen, sahen uns in einem Maße ähnlich, dass man nicht mehr von Zufall sprechen konnte. Die ganze Galaxis schien von Intelligenzen bevölkert zu sein, die alle miteinander verwandt sein mussten.

Es gab wohl kaum einen namhaften Wissenschaftler oder Mystiker, der sich nicht zu einer diesbezüglichen Erklärung genötigt sah. In der folgenden Zeit gab es fast ebenso viele Erklärungen, wie namhafte Wissenschaftler.

Was aber bei allen Forschungen auffiel, war die unglaubliche Tatsache, dass nahezu auf der Hälfte der, entdeckten Welten, die wissenschaftliche Entwicklung sowohl die gleichen Bahnen beschritten hatte, als auch fast gleichzeitig, mit der Erkundung des Weltraums begonnen worden war.

Die andere Hälfte der Planeten, die von sogenannten Pangalaktikern bewohnt waren, befand sich in einem Entwicklungsstadium, das noch lange auf die Entwicklung der interstellaren Raumfahrt warten lassen würde.

Die von jüngeren Zivilisationen bewohnten Planeten wurden zu Sperrgebieten erklärt, die nur zu Beobachtungszwecken besucht werden durften. Selbstverständlich war es nicht möglich, galaxisweit die Besuche von interstellaren Pangalaktikern bei planetaren Pangalaktikern zu verhindern, aber immerhin stieß man doch auf ein großes Maß an Verständnis. Mit der interstellaren Raumfahrt kam dann auch das Bedürfnis nach neuen politischen Systemen, wodurch

bedingt ist, dass danach eine Zeit des Chaos und der Anarchie...

Kommentare zur Entwicklung der pangalaktischen

Intelligenzen 751 nach der großen Entdeckung

Der Mann kroch keine zwei Meter von mir entfernt vorbei, ohne mich zu bemerken.

Ich hatte mir in diesem Busch ein gutes Versteck ausgesucht, das ich auch, ohne zu rascheln, verlassen konnte. Die Dunkelheit hatte in den letzten Minuten erheblich zugenommen.

Ich versuchte den anderen auszumachen, was mir aber nicht gelang.

Knirsch!

Das war direkt hinter mir!

Sollte er mich entdeckt haben?

Nein! Es konnte nur Zufall sein, dass er hier vorbei kam.

'Zufall?!'

Die vertraute Stimme entstand direkt in meinem Bewusstsein und hatte den Sinn, mich von abstrusen Gedanken abzuhalten. Ich korrigierte meinen Gedankengang und postulierte, dass er mich entdeckt haben musste.

Knack!

Das Geräusch kam von rechts hinten, der Fremde hatte sich also bewegt. Da er sich an mir vorbei bewegte, nahm ich an, dass er mich möglicherweise doch nicht entdeckt hatte, oder mich zumindest in Sicherheit wiegen wollte.

Es war inzwischen so dunkel geworden, dass ich mich geräuschlos aus dem Gebüsch rollte, ohne gesehen werden zu können.

Der Brunnen ragte als noch dunkleres Schemen aus der Schwärze, dass ich mich langsam auf ihn zu zu bewegen begann.

Gebückt schlich ich durch die Dunkelheit, immer auf Geräusche der anderen achtend, die wahrscheinlich verharrten, um mich mit ihrem Gehör zu orten.

Als ich den Brunnen fast erreicht hatte, bekam ich einen mörderischen Schlag in den Rücken, der mich zu Boden schleuderte.

Ich blieb regungslos liegen und spürte hinter mir eine Bewegung.

Ein Bild manifestierte sich vor meinem geistigen Auge.

Eine Frau, die sich vorsichtig zwischen Bäumen bewegte, um eine Lichtung zu erreichen.

Die Frau war mir wichtig, äußerst wichtig...

So unvermittelt wie das Bild aufgetaucht war, verschwand es auch schon wieder.

Im letzten Augenblick wirbelte ich herum, um die Stelle zu verlassen, an der ich eben noch gelegen hatte. Den Speer, der an der Stelle aus dem Boden ragte, die ich soeben verlassen hatte, konnte ich mehr ahnen als sehen.

Ich sprang auf die Beine und versetzte dem Speerträger einen Schlag. Durch meinen Fehler den Speerträger zu übersehen, hatte ich mich in ernsthafte Gefahr gebracht.

Ein Surren vom Brunnen!

Mit einem Satz brachte ich mich aus der Gefahrenlinie.

Mein eigentliches Ziel, der Brunnen, war zur Zeit nicht zu erreichen, ohne ein unkalkulierbares Risiko einzugehen.

Wenn ich meine Jäger nicht sehen konnte, konnten mich auch meine Jäger nicht sehen, an dieses Gesetz würden SIE sich halten.

Ich verzichtete auf die Infraroteinrichtungen meiner Augen, weil man es in der Testzentrale bemerkt hätte. So lange ich nichts erkennen konnte, konnten meine Gegner auch nichts sehen.

Ich rührte mich nicht und lauschte. Normalerweise musste ich davon ausgehen, dass auch meine Gegner jetzt lauschen würden, denn sie hatten den Vorteil, der längeren Zeit. Ich musste versuchen durch den Brunnen zu gelangen, sonst gab es für mich keine Möglichkeit, den Garten zu verlassen. Aber diese Information fehlte meinen Gegnern. Sie wussten nur, dass sie mich innerhalb des Gartens töten sollten, ohne zu wissen, welche Möglichkeit des Verlassens mir blieb.

Mir gefielen die Spielregeln auch nicht, ich hatte sie nicht gemacht.

Ich schien keine andere Möglichkeit zu haben, als die Initiative zu ergreifen.

In einem weiten Bogen schlich ich durch den Garten, um zu versuchen, mich dem Brunnen von einer anderen Seite zu nähern.

Ich durfte nicht das Risiko eingehen, meine Gegner auf den Brunnen aufmerksam werden zu lassen. Ich wollte mich bücken, um einen Stein aufzuheben, den ich in die richtige Richtung werfen wollte um meine Gegner, die den Stein durchschauen würden doch noch in die falsche Richtung zu schicken. Was ich aber ergriff, war alles andere als ein Stein. Ich griff zu, mit aller Kraft, die mein Körper her gab, warf mich mit meinem ganzen Gewicht herum und brach dem Mann mit einer Drehbewegung den Arm. Ein dumpfer Laut drang aus seiner Kehle. Ich trat zu. Jetzt brauchte ich keinen Stein mehr zu werfen, weil ich sicher sein konnte, dass mein verbliebener Gegner auf dem direkten. Weg zu mir war.

Was mich wunderte, als ich zum Brunnen rannte, war die Tatsache, dass der Knochen den Mannes zu leicht zu brechen gewesen war.

Kopfüber sprang ich in den Brunnen, der gar kein echter Brunnen war. Der Grund des Schachts war mit dünnen, harten Matten ausgelegt, die kaum nachgaben, als ich mich abrollte.

Im Infrarotbereich meiner Augen konnte ich eine Tür erkennen.

Als ich sie öffnete, wurde ich von der strahlenden Helligkeit irritiert, die auf dem dahinter liegenden Gang herrschte.

Augenblicklich blendeten meine Augen ab. Hatten wir schon Wachperiode?

Ich verschloss die Tür wieder hinter mir und ging nach rechts. Es war niemand zu sehen, darum beschleunigte ich meine Schritte und bog in den nächsten Gang ein, der ein Nebenkorridor war.

Nach einigen Metern gelangte ich in eine kleine Verteilerhalle, in deren Mitte ein Naturkübel stand, in dem völlig andere Pflanzen wuchsen, als in dem Garten, den ich soeben verlassen hatte, umrundete den Kübel und setzt meinen Weg in der ursprünglichen Richtung fort.

Dieser Gang war nicht so hell beleuchtet, wie die anderen. In regelmäßigen Abständen zweigten Seitengänge ab, die teils dunkel, teils mäßig ausgeleuchtet waren.

Als ich vor mir im Gang ein Geräusch hörte, machte ich einen Satz zurück und setzte spontan meinen Weg in einem der Seitengänge fort.

Irrte ich mich, oder wurde es wirklich dunkler?

Spielten mir meine Sinne einen Streich?

Spielten mir die Überwacher der Strecke einen Streich?

In solchen Situationen sollte man sicherheitshalber immer seine schlimmsten Befürchtungen für völlig reale Bedrohungen halten, um zu bestehen, um zu überleben. Also nahm ich zumindest an, entdeckt worden zu sein und begann zu rennen.

Der Gang beschrieb eine leichte Biegung nach rechts.

Ich glitt mit dem linken Arm an der Wand entlang.

Ssssst Krach!

Wieder hinter mir.

Ich versuchte schneller zu laufen.

Der Gang wurde wieder gerade.

Scheiße! Direkt vor mir stand Wasser im Gang! Ich konnte nicht mehr anhalten, der Boden verschwand unter meinen Füßen.

Ich versuchte einigermaßen elegant im Wasser anzukommen, was mir aber gründlich misslang.

Als ich ins Wasser getaucht war, gab es kein Zurück mehr.

Vor Wasser hatte ich fast so viel Angst gehabt, wie vor dem Feuer. Man sollte sich in allen Lebenslagen eine gesunde Portion Angst bewahren. Wenn man dann aber einmal in eine Situation gerät, vor der man Angst hatte, gab es nur eins.

Die Angst beseitigen!

Es gab keine Alternative.

Ich versuchte erst gar nicht, aufzutauchen, sondern tauchte der Strömung des Soges folgend in die Tiefe, um Kraft und Sauerstoff zu sparen.

Die Strömung wurde immer stärker. Ich versuchte ohne viel Anstrengung in der Mitte der pipelineartigen Röhre zu bleiben.

Es würde sich in den nächsten Minuten sowieso keine Gelegenheit zum Atmen ergeben.

Ich sollte recht behalten. Es dauerte eine ziemlich lange Zeit, bis ich fühlte, dass die Strömung Fallgeschwindigkeit an nahm. Es ging nun senkrecht in die Tiefe.

Jähe Helligkeit blendete mich, als die Röhre zu Ende war und ich in einem Wasserstrahl, von der Decke einer hohen Halle aus, in den See des letzten Zuckens stürzte.

Auch in der Wassersäule hatte ich keine Gelegenheit, zu atmen. Ich hatte irgendwie das Gefühl, noch einige Zeit ohne die Möglichkeit des Luftpolens auskommen zu müssen und aktivierte durch einen Gedankenimpuls den aeroben Sauerstoffspeicher meines Körpers, der immer dann in Aktion zu treten hatte, wenn ich länger als drei Minuten die Luft anzuhalten hatte.

Ich tauchte mitsamt dem Wasserstrahl in den See, den ich nur von Erzählungen her kannte. Es war mir klar, dass die nächsten Minuten entscheidend sein würden.

Der erste Hai ließ nicht lange auf sich warten. Er schoss mit eindeutiger Absicht auf mich zu. Er war größer als alle, die ich bisher gesehen hatte. Ich schlug seinen Kopf zur Seite und umschlang seinen Körper. Als ich zudrückte, bemerkte ich, dass ein Knorpelskelett auch seine Vorteile hatte.

Ich musste einen wesentlich höheren Druck ausüben, als bei einem knöchernen Skelett nötig gewesen wäre. Es dauerte eine Weile, bis die Knorpelrippen nachgaben. Er drehte sich nach einigen Minuten auf den Rücken.

Meine Hoffnung bestand darin, dass nicht mehrere Haie auf einmal angreifen würden. Ich durfte aus diesem Grund kein Blut vergießen. Es war schon schlimm genug, dass das Zappeln der Haie Artgenossen anlockte. Dem Nächsten brach ich ein paar Zähne ab und riss ihm das Maul so lange auseinander, bis die Kaumuskeln rissen.

Ein Schatten glitt unter mir durch.

Es war ein ungefähr sieben Meter langer Hai.

Es ist nicht einfach, Entfernungen und Größen unter Wasser zu schätzen. Ich schwamm tiefer und versuchte mich dem Hai von hinten zu nähern. Er glitt langsam dahin. Als ich ihn von hinten oben erreichte, befand ich mich außerhalb seines Gesichtsfeldes. Ich verzichtete bewusst auf mein Messer, um nicht zu viele Haie auf einmal anzulocken.

Er hatte verspielt, als ich ihn mit beiden Armen umschlang und seine Kiemen zudrückte. Da nützte ihm auch sein wahnsinniges Schwanzschlagen nichts mehr. Er tauchte immer tiefer und zog, mich mit. Ich verstärkte meinen Druck, bis seine Bewegungen erlahmten. Als ich ihn nach seinem letzten Aufbäumen losließ, drehte er sich auf den Bauch und schwebte majestätisch langsam dem Grund des Sees entgegen.

Langsam, aber zielstrebig hatte ich mich einem Schott, auf dem Grund des Sees genähert, in dessen Mitte ein Handrad prangte. Als ich eine kleine Ruhepause hatte, drehte ich am Rad, dass Schott öffnete sich. Ich beeilte mich, durch die schmale Öffnung zu gleiten, um das Schott wieder hinter mir schließen zu können.

Eine Pumpe pumpte das Wasser ab und ich öffnete das innere Schleusentor, um tief durchzuatmen und im Rahmen einer Hyperventilation mein Sauerstoffreservoir wieder aufzufüllen. Hinter der Schleuse befand sich ein Raum, der mit allerlei technischem Gerät aus vorigen Jahrhunderten angefüllt war. Ich zwängte mich zwischen den Rohren und Schläuchen hindurch, um in eine enge Röhre zu kriechen, durch die ich den Raum verlassen wollte.

Ich beobachtete, dass ich unwillkürlich im Rahmen meiner Atmung, die ganze Vitalkapazität meiner Lunge ausnutzte, um das Sauerstoffdepot so schnell wie möglich wieder füllen zu können. Man konnte nie wissen, wann man wieder auf seinen Sauerstoffvorrat zurückgreifen musste.

Am Ende der Röhre fand ich ein Handrad, durch das ein Schott von so geringem Durchmesser geöffnet werden konnte, dass ich mich fragte, ob ich mich erfolgreich hindurch zwängen konnte. Als ich an dem Handrad zu drehen versuchte, musste ich mit Erstaunen feststellen, dass es einem üblichen Kraftaufwand widerstand.

Eigentlich hätte es mir nun schon klar sein müssen, dass es keinen Sinn hatte, in einem solchen Fall die Muskelkraft zu potenzieren, aber in dieser Richtung verschwendete ich keinen Gedanken.

Ich versuchte, mit kontinuierlich ansteigender Kraft zu drehen. Das Rad gab nach, aber zu abrupt, ich hatte es abgedreht und legte es zur Seite.

Einige Klopfversuche zeigten mir, an welchen Stellen hinter der Röhrenwand keine massiven Widerstände zu erwarten waren.

Ich potenzierte meine Kraft, spreizte Zeige- und Mittelfinger ab und stach zu. Meine Finger steckten im Metall der Röhre.

Mit gekrümmten Fingern riss ich einen Streifen des Materials heraus und erweiterte die Öffnung, bis sie so groß war, dass ich mich hindurch quetschen konnte.

Ich befand mich in einer Halle von beachtlicher Größe, unter deren hoher Decke helle Beleuchtungsquadrate hingen.

Ich stellte mich seufzend in Position. Mir gegenüber standen an die fünfzig Männer in Ritterrüstungen, bereit, mich am durchqueren der Halle zu hindern.

Der Erste kam auf mich zu und hob sein Schwert mit beiden Händen. Seine Augen schienen unter dem Visier zu funkeln, was ich mir auch vielleicht nur einbildete.

Ich wusste, dass man diesen Männern erzählt hatte, dass von ihrem Eingreifen der Bestand ihrer christlichen Kultur abhängen würde. Sie hatten den festen Vorsatz, mich nicht lebend aus der Halle zu lassen, um ihre Zivilisation vor dem Teufel zu bewahren; ich kannte und hasste solche Situationen, seit dem ich denken konnte. Das hätten sich die Herren der Organisation wirklich sparen können. Es widerstrebte mir, unschuldige Leute zu verletzen, oder gar töten zu müssen, deren Verstand nur in Kreuzzugmaßstäben zu funktionieren vermochte.

Es wurde Zeit, mit so wenig Blutvergießen wie möglich, die Halle zu durchqueren. Mein Problem bestand darin, dass ich nicht voraus zu sagen vermochte, in welchem Grad die antiquierten Herren raumangepasst worden waren.

Ich wich seinem ersten Schwerthieb aus, stellte fest, dass seine Bewegungen von der schweren Rüstung kaum behindert wurden und kam zu der Schlussfolgerung, dass man diese feudalen Rittersleut raumangepasst hatte, um mir keine zu große Chance zu lassen.

Haken schlagend und Ritter zur Seite stoßend, bahnte ich mir einen Weg durch die Halle, immer bedacht, den ritterlichen Mordinstrumenten aus zu weichen. Ich ging sehr vorsichtig vor, weil ich in früheren Zeiten schon die Erfahrung gemacht hatte, dass man Ritter nicht immer mit harmlosen Stahlschwertern ausgerüstet hatte, sondern ihnen auch Vibratoren aus Kompristal gab, die einem Raumangepassten ohne Schwierigkeiten ganze Körperteile abtrennen konnten.

Ich wich Hieben und gerittenen Attacken aus und befand mich innerhalb kürzester Zeit mitten im Tumult.

Die Ritter taten ihr Bestes, behinderten sich aber gegenseitig, weil jeder glaubte, ihm müsse die Ehre zuteil werden, den Teufel persönlich zu erschlagen.

Als es mir gelang die Halle zu verlassen, atmete ich auf, weil ich sicher war, keinen der Kreuzfahrer ernsthaft verletzt zu haben. Ich selbst war mit einigen blauen Flecken davongekommen.

Durch ein riesenhaftes Portal kam ich in die nächste Halle, auf deren Boden eine verwilderte Parklandschaft angelegt worden war.

Mit einem Satz sprang ich hinter den nächsten Busch und sah an der Stelle, an der ich kurz vorher noch gestanden hatte, eine Sandfahne aufsteigen. Sekundenbruchteile später kam der detonative Knall bei mir an.

Man hatte also Scharfschützen auf mich angesetzt.

Scharfschützen, die ohne Schwierigkeiten auf unbewaffnete schossen. So etwas hatte mir noch nie gefallen.

Wer konnte es schon gutheißen, unbewaffnete wie Hasen abschießen zu lassen?

Wut kam in mir auf, eine Wut, vor der ich schon immer Angst gehabt hatte. Es war die Angst, vor der Unberechenbarkeit meiner selbst.

Ein weiterer Schuss bellte auf, wobei aber kein Einschlag in meiner unmittelbaren Nähe festzustellen war. Als ich mich umsah, lag ein gottesfürchtiger Kreuzfahrer erschossen am Boden, der mir in die Halle der Flintenträger gefolgt war.

Die Wut entglitt meiner Kontrolle.

- Es erforderte eine unsagbare Konzentration, bei diesem Spiel zu bestehen. Die Eingeborenen spielten es schon als Kinder. Ich konnte mit ihren Erfahrungen nicht mithalten. Mit äußerster Konzentration, verdrängte ich alle Konsequenzen, die meinem Versagen folgen - würden. Ich hatte keine Zeit für solche Überlegungen, nicht jetzt.

Eine schnelle Bewegung auf der anderen Seite des Platzes, das Schemen der Kugel und mein subcortikales Handeln.

Erst, als ich die Halle der Scharfschützen verließ, gewann ich allmählich die Kontrolle über mich zurück.

Ich hielt die Kugel in der Hand, wir hatten gesiegt, wir...

Die toten Flintenträger konnte ich nicht bedauern. Allerdings ist es nicht einfach, die Kontrolle über sich zu verlieren, und hinterher zu handeln, als wäre nichts geschehen; besonders, wenn man die Kontrolle in einem Maße verlor, wie ich und sich hinterher an nichts erinnern konnte.

Es war mir völlig klar, dass ich die Scharfschützen getötet haben musste, um die Halle zu verlassen und diesen Gang zu erreichen, aber es war äußerst beunruhigend, dass es unter Umgehung meines Wachbewusstseins geschehen war. Ich hatte Angst, einmal aus einer solchen Bewusstseinstrübung nicht mehr zu erwachen und so ein schnelles unbewusstes Ende zu finden. Oder war es möglich, dass man in einem solchen Fall, bewusstseinsmäßig in irgend einer imaginären Welt blieb, die zum Ausbildungsprogramm gehört hatte?

Es hatte keinen Sinn, sich jetzt, angesichts unmittelbarer Gefahren, Gedanken darüber zu machen. Außerdem bestand kaum eine Möglichkeit im Nachhinein zu rekonstruieren was man in der Zwischenzeit so alles getan hatte, nein danke.

In der nächsten Halle konnte ich nichts als glatte Wände erkennen.

Der Boden war glasglatt und spiegelblank.

Ich ging mit einem unguten Gefühl weiter, nicht dass ich Angst vor großen Plätzen hatte, aber Deckungsmöglichkeiten sollte es schon geben. Selbstverständlich war ich auch kein Klaustrophilist.

Ich beobachtete aufmerksam die Wände. Der einzige Ausgang lag auf der gegenüberliegenden Seite der Halle, was mir einen langen Weg einhandelte.

Die Decke der Halle war ausgesprochen hoch, kuppelartig und so glatt wie der Boden.

Ich verstärkte meine Sinneseindrücke und stellte während der Umstellung fest, dass sich meine Hyperventilationsatmung gelegt hatte, was mir bislang noch nicht aufgefallen war, man konnte auch nicht auf alles achten.

'Muss man aber!' das war mein Gedankenkorrektor und er hatte recht.

Ich versuchte meine Aufmerksamkeit noch weiter zu steigern.

Den Gedanken, die Halle im Laufschritt zu durchqueren, verwarf ich sofort wieder. Es hatte keinen Sinn. Wenn man mich an einer bestimmten Stelle der Halle angreifen wollte, würde man es tun, ob ich nun ging oder lief.

Die Mitte der Halle war erreicht, wenn ein Angriff erfolgte, dann jetzt.

Richtig!

Von der Decke aus stürzten sich zwei Flugscheiben auf mich zu.

Keine Deckung!

Keine Panik!

Sie umkreisten mich geräuschlos. Ich bewegte mich vorsichtig zum Ausgang der Halle, jederzeit bereit, auszuweichen.

Was für eine Veränderung ging da an den Flugscheiben vor sich?

Und dann wusste ich es. Mit einer ungeheuren Präzision gaben die Scheiben Strahlschüsse von schwacher, aber schmerzhafter Intensität auf mich ab.

Ohne dass ich einen entsprechenden Gedankenbefehl gedacht hatte, wurden Analgetika in mein Blut gepumpt, um die Schmerzschwelle zu erhöhen, dass ich nicht abgelenkt wurde.

Ich sprang zur Seite. Es erwies sich als fast unmöglich, auf beide Gegner zu achten. Ich sprang wieder. Man hatte mich knapp verfehlt. Noch ein Sprung. Die Angriffe erfolgten in immer kürzeren Zeitabständen.

Meine Ausweichmanöver stammten aus einem präkognitiven Instinkt, der in mir wachgerufen wurde.

Ich bewegte mich zwar immer noch zielstrebig auf den Ausgang zu, musste dabei aber Umwege in Kauf nehmen. Die Flugscheiben folgten mir und umkreisten mich.

Verdammt! Ein Treffer! Diesmal schmerzhafter als beim ersten Mal. Wahrscheinlich, würden sie die Kapazität langsam bis zur tödlichen Dosis steigern.

Ich konnte nur hoffen, dass die Berechnungskapazität ihrer Computer nicht ausreichte, um ein System in meinen Ausweichmanövern zu finden. Ich hatte zwar kein bewusstes Ausweichsystem und überließ die Richtungsentscheidungen meinem Unterbewusstsein, aber auch mein Unterbewusstsein konnte nach einem willkürlichen. System arbeiten.

Es kam auch keine der Flugscheiben nah genug an mich heran, um einen Gegenangriff meinerseits zu ermöglichen. War das die Rache für die Scharfschützen, dass man mir nun keine Chance gab?

Ich sollte mich nicht irren, man verringerte meine Chancen sogar noch dadurch, dass man zwei weitere Flugscheiben in die Halle schickte, die den einzigen Ausgang bewachten.

Ein Zurück gab es nicht, ich konnte eine Halle nie durch den Eingang verlassen. Ein solches Verhalten hätte zu meiner sofortigen Determination geführt.

Den Eingang konnte ich auf keinen Fall als Ausgang benutzen.

Der Ausgang wurde von zwei Flugscheiben bewacht. Die Decke war zu hoch.

Ich bewegte mich mittlerweile haken schlagend und richtungswechselnd an der Wand entlang und versuchte einen Abstand von fünf bis zehn Metern einzuhalten.

Ich konnte nur hoffen dass meine Geschwindigkeit ausreichen würde und potenzierte meine Körperkraft und Widerstandsfähigkeit bis zum Äußersten.

Je länger ich in der Halle blieb, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Treffers.

Die Wand!

Ich setzte alles, was meinem Körper an Kraft zur Verfügung stand, in den Sprung.

Wie das von einer Kanone abgefeuerte Geschoss, durchschlug ich die Kunststoffwand und blieb benommen in dem dahinter liegenden Geräteraum liegen.

Ich war den mörderischen Flugscheiben entkommen.

Der Geräteraum war bis zur Decke angefüllt mit Gegenständen, die wie Theaterkulissen aussahen. Wo war der Ausgang?

Schritte! Hinter der Wand musste sich ein Gang befinden.

Da ich ohnehin dieser Übung überdrüssig war, entschloss ich mich zur Flucht nach vorn.

Ich nahm Anlauf und durchschlug die nächste Wand.

Tatsächlich ein Gang.

Die Schritte waren verstummt, niemand zu sehen.

Ich wandte mich nach links und setzte meinen Weg fort, die Lust, um mein armseliges Leben zu kämpfen war mir ohnehin vergangen.

Aber es war mir unmöglich, mich von einer der zahlreichen Gefahren töten zu lassen, um nicht wieder in die Zelle zu müssen, wenn ich einen Auftrag erfolgreich beendet hatte, beim Misserfolg gab es sowieso kein zurück. Mein Selbsterhaltungstrieb war ungeheuer stark ausgeprägt.

Die Schritte waren wieder zu hören, diesmal direkt hinter mir.

Doch als ich mich umdrehte, verstummten sie und niemand war zu sehen.

Wollte man mich psychisch fertig machen?

Ich ging weiter und hörte die Schritte wieder hinter mir.

Als ich sah, dass der Gang in der Ferne einen Neunziggradknick machte, wusste ich, wie ich mich vergewissern konnte, ob mir ein akustischer Streich gespielt wurde oder nicht und begann zu rennen.

Mit Befriedigung musste ich feststellen, dass die mir folgenden Schritte, nun ebenfalls zu rennen begonnen hatten.

Am Neunziggradknick verringerte ich meine Geschwindigkeit nur unerheblich, sprang die Wand an, stieß mich mit den Beinen ab und flog zurück, in die Richtung, aus der ich gekommen war.

Was ich vor mir sah, war nichts als leerer Gang, bis zum Aufprall.

Ich war nicht weiter als drei Meter zurückgeflogen, als ich auf ein unsichtbares Hindernis stieß. Ich griff sofort zu, noch während der Unsichtbare und ich zu Boden stürzten und hielt ihn fest. Als wir auf den Bodenbelag des Gangs prallten, hörte ich deutlich, dass die Luft, infolge meines hohen Gewichts, pfeifend aus seinen Lungen wich.

Er rührte sich nicht mehr.

Ich tastete ihn ab und fand an seinem Gürtel einen kleinen quaderförmigen Kasten. Das musste es sein. Es sah schon merkwürdig aus, meine Hände verschwanden, wenn ich ihn berührte.

Ich näherte mich ihm mit dem Gesicht, und war nicht überrascht,

dass er für mich sichtbar wurde, wenn meine Augen sich ihm bis auf zwanzig Zentimeter genähert hatten. Ich bewegte meinen Kopf zurück und der Unsichtbare war wieder verschwunden.

Mittlerweile hatte ich den kleinen Kasten von seinem Gürtel entfernt und einen Knopf gefunden. Das Unsichtbarkeitsgerät war deaktiviert Ich ließ den Fremden bewusstlos zurück und setzte meinen Weg fort.

Ich kam nicht weit, vor mir entstand eine Energiebarriere, die mich zum Halten zwang. Ich brauchte mich nicht umzusehen, um zu wissen, dass man mich in ein Energiefeld gehüllt hatte, aus dem es kein Entkommen gab.

Ich hatte meine Prüfung bestanden.

Ein leeres Gefühl machte sich in mir breit, so wie es immer war, wenn ich unmittelbar vor einem neuen Auftrag stand.

Was würde es nun sein? Sollte ich wieder Planeten besuchen, deren Bewohner noch in Höhlen hausten, oder sollte ich fremden Raumschiffen nachjagen?

*

...gibt es doch immer noch erschreckend viele Institute, die die Meinung vertreten, dass Bedürfnis nach neuen politischen Gesellschaftsformen, wäre erst mit Beginn der interstellaren Raumfahrt zum Tragen gekommen.

Tatsächlich ist es aber so, dass in jeder natürlich aufwachsenden Intelligenz, der genügend pluralistische Informationen zur Verfügung stehen, das Bedürfnis nach uneingeschränkter Freiheit nicht zu unterdrücken ist.

Mit der interstellaren Raumfahrt gab es erstmals die Gelegenheit, diese neuen Staatsformen, die keine Staatsformen waren, auszuprobieren.

Konflikte im pangalaktischen Gedankengut

Nestor von Levtan

Es dauerte nicht lange und das weiße Energiefeld wurde durchsichtig. Ich stand nicht mehr in dem Gang, in dem mein Test beendet wurde, sondern in einem Raum, der nur in der Mitte, in der ich nun stand, beleuchtet war.

Ich konnte, wie immer nichts erkennen, auch das Infrarotlicht wurde von den Scheinwerfern überstrahlt, die auf mich gerichtet waren. Ich konnte nur vermuten, dass um mich herum, außerhalb meines Wahrnehmungsbereichs, ein runder Tisch stand, an dem die Damen und Herren der Organisation Platz genommen hatten, um mich zu instruieren.

Ich bewegte mich nicht und unterbrach die Verbindung zwischen dem Emotionalteil meines Gehirns und der Gesichtsmuskulatur.

Egal was man sagte, man würde keine Gelegenheit haben zu erfahren, dass ich mir Gefühle erlaubte.

Man richtete das Wort an mich, die Stimme schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen.

„Du hast den Test bestanden!“

Das war überflüssig, denn man hatte den Test immer bestanden, wenn man überlebte.

Ich hatte es schon lange aufgegeben, erfahren zu wollen, wer die Herren der Organisation waren, ob sie sich nun tatsächlich mit mir in einem Raum aufhielten oder nicht. Wenn man sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, konnte man Schatten erahnen, oder sich zumindest einbilden, Schatten zu erahnen. Ich glaube, ich wollte gar nicht mehr wissen, wer sie waren, diese uneingeschränkten Herrscher über Leben und Tod so vieler Wesen. Ich nahm zumindest an, dass ich meine Aufträge von den Herren der Organisation erhielt, konnte aber nicht sicher sein. Die Stimme konnte man nicht als weiblich oder männlich einstufen, sie war beides und auch beides nicht.

Ich war mir darüber im klaren, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine Automatenstimme handeln musste.

Irgendwie hatte man mich, für einen Auftrag ausgewählt, weil man mich für jemanden hielt, der Aufträge ohne zu fragen erfüllte, was ja auch der Realität entsprach, wobei es ungeklärt blieb, was für Konsequenzen Fragen haben würden.

Nach einer eindrucksvollen Kunstpause richtete man das Wort wieder an mich.

„Du bekommst einen Auftrag, 1789! Wenn du versagst, werden wir dich auslöschen. Du wirst eine Liste erhalten, von Personen, die du töten sollst. Du wirst gleichzeitig die Organisation, die hinter diesen Leuten steckt, zerschlagen. Wie immer stehen Schiffe im Hangar bereit. Du findest alles nötige an Bord des Schiffes, das du erwählst. Und - die Personen sind äußerst gefährlich, gefährlich für uns alle.“

Das war neu, man hatte mich noch nie gewarnt. Es würde wohl seinen Sinn haben, äußerst vorsichtig zu Werke zu gehen. Die Stimme, die ich nicht beschreiben kann, verstummte, das Energiefeld wurde wieder weiß und ich erahnte einen Transport.

Als das Energiefeld erlosch, stand ich in einem röhrenförmigen Korridor von beachtlichem Durchmesser, der, wie ich vermutete, zu den Raumschiffen führte.

Vor mir öffnete sich ein Tor und ich betrat die Halle, die in ihrer Riesenhaftigkeit ihres Gleichen suchte. Alle möglichen Raumschiffstypen waren hier zu finden. Ich wusste, dass sie alle die gleichen verborgenen Qualitäten aufwiesen.

Ich suchte nach einem Raumschiff, das noch keine Spuren eines Einsatzes aufwies, also mit mir seinen ersten Einsatz haben würde.

Es dauerte einige Zeit, bis ich vor einem Allzweckraumer stand der nicht einen Kratzer aufwies und sicher noch nie im Vakuum des Alls gewesen sein konnte, zumindest nicht aus eigener Kraft.

Dieser Raumer war eine zylindrische Konstruktion von hundert Metern Höhe und mit einem Durchmesser von ebenfalls hundert Metern. Ich hatte immer schon kleine und kompakte Typen bevorzugt, die auf fremden Raumhäfen gar nicht auffielen.

Dieser Raumer war in jeder Beziehung genau das Richtige für mich, was augenblicklich zu einer besseren Stimmung meinerseits führte.

Die Hauptschleuse öffnete sich ohne zu zögern, als ich auf sie zu trat.

Im Schiffshangar konnte ich alle möglichen Arten von kleinen bodengebundenen Fahrzeugen erkennen, die zwischen ultraleichten Schwebern und Lastenschwebern herum standen. Ein Teil dieser Fortbewegungsmittel sah schon reichlich alt aus, also würde ich für jeden Planeten das richtige Fortbewegungsmittel haben.

Wenn das Raumschiff so neu war, wie ich dachte, war es nicht verwunderlich, dass es noch kein Wort gesagt hatte. Wahrscheinlich würde es warten, bis ich die Zentrale erreicht hatte.

Ich fuhr mit dem Lift, der über eine manuelle Steuereinheit verfügte, zur ungefähren Mitte des Zylinders, wo sich die Zentrale befand. In der Zentrale fand ich die Zylinderform wieder, Wände, Decke und Boden zeigten sich in einem beruhigenden gelb. Ich konnte die Farbe jederzeit ändern lassen, wenn ich wollte. Ich legte mich in den Kommandositz, entspannte mich und rief mit meinen Gedanken das Schiffsbewusstsein.

Es war üblich, dass der erste Kontakt in der Zentrale erfolgte.

'Ich bin bereit zum Empfang der Informationen!'

In meinen Gedanken vernahm ich die direkte Antwort. Es hatte sich herausgestellt, dass eine Gedankenverbindung die absolute Kommunikation zwischen Raumern und Passagieren ermöglichte.

'Ich bin bereit, 1789! Die Informationen kann ich dir noch nicht geben, sie sind gesperrt, bis wir uns im Raum befinden.

Erst wenn wir die Basis hinter uns gelassen haben, kann ich über alle Informationen verfügen.

Das war noch nie vorgekommen, ich beschloss, mir diesen Umstand, wie auch die Warnung tief einzuprägen.

Na gut, Zeit ein gutes Verhältnis zum Schiff aufzubauen.

'Ab jetzt bin ich nicht mehr 1789, sondern Erdan. Ich werde auch dir einen Namen geben - was hältst du von Vipah?'

'Danke, Erdan, Vipah ist nicht nur mein erster Name, sondern auch ein Name, der mir gut gefällt.'

Sehr schön, mehr hatte ich nicht wissen wollen. Wenn ich Vipah den ersten Namen gegeben hatte, war das gleichzeitig auch der allererste Raumaufenthalt für sie.

Für sie! Sie! Klangen meine Gedanken nach. Es war eine Eigenart von mir, Raumschiffen eine weibliche Persönlichkeit anzudichten.

Jedenfalls konnte ich jetzt sicher sein, dass Vipah ihren ersten Weltraumaufenthalt als Raumschiff mit mir hatte, was mir wichtig war, weil die meisten Leute weder Gefühl, noch Verständnis für Raumschiffsbewusstseine aufbrachten. Der erste Raumaufenthalt konnte ein Schiffsbewusstsein schädigen, wenn nicht ruinieren, aber das war den meisten Leuten ja sowieso egal.

Ich war immer schon bestrebt gewesen, nur mit Raumern in den Einsatz zu gehen, die ihren ersten Raumaufenthalt mit mir erlebt hatten, auf solche Schiffsbewusstseine konnte ich mich besser verlassen, als auf mich selbst.

Zufrieden mit mir und meinem Glück, was Vipah anging, nahm ich wieder Kontakt zu ihr auf.

'Vipah! Hast du was dagegen, wenn ich hier in der Zentrale bleibe, während du die Basis verlässt, oder soll ich mich schon mal ausruhen!?'

'Vielleicht kannst du ja auch in der Zentrale bleiben und dich ausruhen, während ich die Basis verlasse. Ich kann dich ja wecken, wenn der Abstand zur Basis ausreicht, um dich voll zu informieren.'

Ich merkte, dass sie zögerte.

'Erdan?! Vielleicht, könntest du doch inzwischen was anderes tun, als dich in der Zentrale auszuruhen, ich habe einen phantastischen Raum für dich.'

Ich konnte Vipah sehr gut verstehen, sie wollte sich nicht über die Schulter sehen lassen, bei ihren ersten Bewegungen im Weltraum, vielleicht hatte sie auch Angst, etwas falsch zu machen. Sollte ich mich ihren Wünschen widersetzen?

Nein! Ich wusste, wie wichtig es für ein zunächst labiles Schiffsbewusstsein war, seine ersten Gehversuche zu machen.

Ich wollte keinen negativen Einfluss auf Vipahs Selbstvertrauen ausüben.

'In Ordnung, Vipah! Ich werde mich jetzt umziehen, in der Zeit kannst du schon Mal die Basis verlassen, um mir Bescheid zu geben, wenn der Abstand reicht, um mich zu informieren.'

Ich verließ die Zentrale und spielte mit dem Gedanken, Vipah meiner uneingeschränkten Unterstützung zu versichern, was ich aber schnell verwarf. Wenn Vipah mich brauchte, würde sie sich sicher melden, diese Informationen musste sie schon aus meinem bisherigen Verhalten bezogen haben.

Ich fühlte mich immer besser. Es ging mir gut, wenn ich auch etwas Zeit zum Erholen brauchte. Vor mir öffneten sich Türen und Schotts, um mir den Weg zu meinem Quartier zu weisen. Dieses Quartier war sicher in jeder Beziehung angenehmer, als meine Unterkunft in der Basis, die ich nicht ohne Grund als Zelle bezeichnete.

Ich ertappte mich dabei, wieder an die Einschränkung zu denken. Was für ein Grund konnte dahinter stecken, die meinen Auftrag betreffenden Informationen, nicht in der Basis bekannt zu geben?

Als ich den schmalen Korridor, zu meiner Kabine, bis zur Hälfte zurück gelegt hatte, ergriff mich plötzlich eine imaginäre Faust, um mich mit Wucht zu Boden zu schleudern.

Der Start!

Damit hatte ich nicht gerechnet.

Mit Rücksicht auf Vipahs Seelenleben, begann ich lautstark zu lachen, obwohl mir einige Körperteile erhebliche Schmerzen signalisierten. Ich atmete auf, als ich bemerkte, dass mein Lachen zum Erfolg geführt hatte, denn Vipah nahm diesen Vorfall nicht Ernst.

'Was ist los, Erdan? Hast du schon Schwierigkeiten bei neun g?'

'Nein, Vipah! Meine Knochen sind aus Kompristal und darum sehr weit belastbar, aber meine Muskulatur ist nur bis zwanzig g ausgelegt,' spielerisch stand ich auf, 'ich konnte ja nicht ahnen, wie eilig du es hast, in dein Element zu gelangen!'

Ich ging weiter, 'du brauchst mir nur Bescheid zu sagen, wenn du zwanzig g überschreitest. Ab zweihundert g brauche ich ein Dämpflager.'

'Alles klar, Erdan! Ich werde mich melden, wenn unser Abstand reicht, um meine Speicher zu öffnen.'

Also wusste auch Vipah nicht, was für einen Auftrag man mir erteilen wollte. Was sollte diese Geheimniskrämerei?

Unter neun g Belastung betrat ich meine Kabine.

Man war in den letzten Jahrhunderten wieder von Antigravantrieben abgekommen. Auf den meisten Planeten waren A-grav-Starts schon seit langer Zeit verboten, weil jeder Einsatz dieses Antriebs unweigerlich zu einem Verlust des Atmosphärevolumens führte.

Durch Gravitationsneutralisationsfelder kam es zu einer gravitationslosen Säule, die über dem Feld bis in den freien Raum reichte. Dadurch kam es infolge der Gravitationsaufhebung zu einem Sog über dem startenden Raumschiff, durch den es ohne großen Energieverbrauch in das All befördert wurde. Die Atmosphäre, die durch die Gravitation an den Planeten gebunden war, entströmte ins Vakuum des Weltraums. Diese Technik des Startens hatte auf einer nicht geringen Anzahl von Planeten zu einer so starken Ausdünnung der Atmosphäre geführt, dass man sie mit Terraformern wieder bewohnbar machen musste.

Ein Teil der Wand vor mir, schob sich zur Seite, um mich in meine Privaträume eintreten zu lassen. Auf allen Raumern der Organisation gab es ähnlich gestaltete Räumlichkeiten, um dem Benutzer einen größtmöglichen Komfort zu gewähren.

So sehr ich mich auch bemühte, konnte ich doch keine Spuren entdecken, die auf eine vorherige Anwesenheit, pangalaktischer Wesen hingewiesen hätten.

Ich war beruhigt. Hatte ich eine Falle erwartet? Ich musste mir eingestehen, dass die Tatsache, dass mir Informationen vorenthalten wurden, doch zu einem nie gekannten Unbehagen geführt hatte. Ich beschloss, mich genau zu beobachten, um aufkeimendes Misstrauen gegenüber der Organisation, schon im Keim ersticken zu können.

'Erdan!' Vipahs Gedanken drangen in mein Bewusstsein, 'Erdan! Ich kann dich jetzt informieren - bist du bereit?'

Ja, ich war bereit, in mir hatte sich eine ungeheure Spannung aufgebaut, die mich neugierig machte.

'Ja, Vipah, schieß' los!'

'Setz dich erst mal hin, denk an deine Nerven!'

Ich war überrascht, ließ mir aber nichts anmerken und setzte mich in einen Sessel, der sich als äußerst bequem erwies. Vipah machte auf mich einen lockeren, gelösten Eindruck, als würde sie sich wohl fühlen, was mich auch in eine gute Stimmung versetzte.

'Also dann wollen wir mal loslegen!'

Vipah schien auf dem besten Weg zu sein, mir einige Sympathien abzuringen.

'Fangen wir am Besten bei Punkt eins an. Du hast den Auftrag, Mitglieder der Organisation auszuschalten, sofern sie sich nicht auf der Basis aufhalten.'

Wenn ich mehr erwartet hatte, wurde ich nun enttäuscht. Man hatte mir also den Auftrag erteilt, Mitglieder der Organisation auszuschalten. Ein delikater Auftrag, wenn man berücksichtigte, dass es möglich war, dass diese auszuschaltenden Personen gewarnt worden waren. Man hatte mir den Befehl sicher erst so spät erteilt, weil sich zur Zeit Personen, die auf der Liste standen in der Basis aufhielten, was zu ernsthaften Kämpfen innerhalb der Basis hätte führen können. Wenn das stimmte, musste es mir vorläufig unmöglich sein, zur Basis zurückzukehren. Ich verzichtete auf eine Probe, weil ich nicht an nahm, dass man Vipah in irgend einer Weise manipuliert hatte, sondern uns einfach keine Schleuse öffnen würde, wenn wir kurzfristig zurückkehrten.

Vipah, welcher Planet ist unser erstes Ziel?'

Vancetti, im Anarchogebiet.'

'Na, dann los!'

Wenn Vipah von den Leitern der Organisation manipuliert worden war, was ich aber für unwahrscheinlich hielt, bestand meine erste Aufgabe darin, die Manipulationen rückgängig zu machen.

Nachdem ich mich versichert haben würde, bestand immer noch mehr als genug Zeit, zu schlafen, zu essen und zu trinken.

Ich beschloss, mir die Reise so angenehm wie möglich zu gestalten.

*

Spätestens im Rahmen der Raumfahrt und der dadurch bedingten Beschleunigungs- und Beharrungskräfte, erkannten die Pangalaktiker, dass ihre Konstitution zu schwach war, um im All überleben zu können.

Selbstverständlich gab es auf verschiedenen Planeten verschiedene Konzepte, um die Pangalaktiker raumtüchtiger zu machen.

Da gab es zunächst einmal die chirurgische Methode, bei der man die Knochen durch stabilere Konstruktionen ersetzte.

Bei dieser Methode traten aber sehr bald umfassende Verschleißerscheinungen, nicht nur der Gelenke auf, so dass man schnell vom dieser Methode Abstand nahm. Ebenso erwies es sich als problematisch, stärkere Muskeln zu implantieren, die man in Biotanks heran gezüchtet hatte.

Die Methode der Wahl war und wurde, Pangalaktiker in der Retorte zu zeugen, um den Frauen Schwangerschaft und Geburt zu ersparen und die Kinder unter einer Gravitation von zehn bis fünfzehn g aufwachsen zu lassen. Aus diesem Grund gab es Planeten, die meistens einen erkalteten Kern hatten, auf denen man die Gravitation künstlich erhöht hatte, um die Pangalaktiker an die Belastungen der Raumfahrt zu gewöhnen.

Eine andere Schule der Raumanpassung vertrat schon sehr früh die Meinung, dass man dem Organismus durch chemische Prozesse zu einer besseren Konstitution verhelfen konnte.

Die chirurgischen Verfahren hatte man lange Zeit für antiquiert gehalten, bis es gelang, ein Metall herzustellen, das alles andere in den Schatten stellte.

KOMPRISTAL!

Anmerkungen zur Geschichte der Medizin im All Tarantella Trebor von Xenorum

Die Ruhe hatte mir gut getan. Ich hatte mich davon überzeugen können, dass Vipah sich in einem Zustand befand, den man als ausgezeichnet bezeichnen musste. Vipah war das Beste, was es zur Zeit auf dem Raumschiffssektor gab.

Seit einigen Jahrtausenden war es üblich, Raumschiffe mit einer Steuerautomatik auszustatten, die weit über die Grenzen dessen hinausging, was man normalerweise unter Automatik verstand. Man hatte damit begonnen, zu den Kunstgehirnen der Raumschiffsautomatiken lebende Bewusstseine zu gesellen, die sich nichts Schöneres vorstellen konnten, als Raumschiff zu sein. Es hatte auch schon Zeiten gegeben, in denen man organische Gehirne geklont hatte, um sie Raumschiffe steuern zu lassen. Es war mir eigentlich unklar, wie man es bei Vipah gemacht haben musste, weil sich der Stand des Raumschiffbaus ständig verbesserte. Allerdings wurde ich das Gefühl nicht los, dass Vipahs Bewusstsein, schon in einem anderen Schiff regiert haben musste. Ich beschloss, sie erst danach zu fragen, wenn ich absolut sicher war, dass sich ihre Persönlichkeit stabilisiert hatte.

Weil es oft vorkam, dass Raumschiffe mit nur einem Passagier wochen- und monatelang unterwegs waren, bestand die Möglichkeit, dass sich das Raumschiffsbewusstsein in einem Androidenkörper manifestieren konnte, der jede beliebige Gestalt haben konnte.

Was man damit alles anfangen konnte, sei der Phantasie des Lesers überlassen. Ich hatte auf dieser Reise bislang auf diese Möglichkeit verzichtet, was aber sicher nicht für den Rest der Reise zu gelten hatte.

Vipah und ich waren in die Zentrale gegangen, in der Mitte des Raumes schwebte eine dreidimensionale Projektion Vancettis. Vipah ließ den Raumer mit fünf g negativ beschleunigen, was uns die Möglichkeit gab, uns völlig normal zu bewegen, weil Vipah darauf achtete, dass auftretende Gravitationskräfte uns immer gegen den Boden drückten, der sich beim gelandeten Raumschiff unten befinden würde.

Während Vipah im Kommandosessel lag und sich mit dem Anflug beschäftigte, hatte ich mich vor einen Informationsschirm gesetzt, der mir alle benötigten Informationen über Vancetti, seine Geschichte und Bewohner geben konnte.

Vancetti:

 

Alter Planet, der vor siebzigtausend Jahren besiedelt wurde.

Regierungsform:

Anarchie

Bevölkerungsbeschränkung

Landebeschränkung:

Nur ein Raumhafen

Waffenbeschränkung:

Verbot für Energiewaffen jeder Art, Detonationsgeräten, sowie Detonationsprojektilwaffen und Raketen jeglicher Art.

Es folgten die üblichen Informationen, die man über alle möglichen Planeten nachlesen konnte.

Ich sah mir die dreidimensionale Projektion genauer an, die hinter mir im Raum schwebte. Vipah lachte mich an und kniff mir kommentarlos ein Auge, bevor sie sich wieder auf ihren Job konzentrierte.

Vancetti sah aus, wie fast alle anderen Sauerstoffplaneten, nur dass die vereisten Polkappen fehlten. Wegen des enormen Alters der Sonne des Planeten, die kaum noch in der Lage war genügend Licht zu spenden, hatte man begonnen die Sonne aufzuheizen, indem man Energie von einer Nachbarsonne bezog, deren Planeten alle unbewohnt waren. Von der Nachbarsonne reichte ein kontinentdicker Energiefinger zur Sonne Vancettis, der sie noch in Jahrmillionen versorgen würde. Im Orbit Vancettis konnte man einen schimmernden Ring ausmachen, der das Licht der Sonne auf Vancettis Pole reflektierte. Auf diese Weise gehörte Vancetti zu den wärmeren Sauerstoffwelten der bekannten Galaxis.

Vor meinen Augen stellte sich Vancetti als ausgeglichener 02 Oekosphäreplanet dar, auf dem sich theoretisch auch Pangalaktiker entwickelt haben könnten. Aber dazu war der Planet vor der Entdeckung zu alt gewesen.

Ich sah Meere, Kontinente, Inseln, Wüsten und Gebirge.

Auf den Kontinenten konnte man vereinzelte Urwaldgebiete erkennen, die teilweise von Küste zu Küste reichten.

Ich war froh, dass mein Einsatz auf einem Anarchoplaneten begann, denn ich hatte immer Schwierigkeiten mit der Gezwungenheit auf Feudalwelten gehabt. Auf jedem Planeten musste man sich eine Unmenge Informationen einprägen, die alle nötig waren, um keine bestehenden Gebote zu verletzen und Ärger mit den Gewaltmonopolisten zu bekommen. Auf den Feudalplaneten gab es, vielleicht infolge der Überbevölkerung, eine kleine Gruppe, die das Gewaltmonopol inne hatte, um die anderen Bewohner des Planeten reglementieren zu können.

Ich rief Informationen über die Fauna ab.

Es gab keine Tiere, die einem Pangalaktiker der neuen Generation gefährlich werden konnten. Natürlich konnte man sich als weltraumkonditionierter Pangalaktiker gegen jede Art von Tier behaupten, aber es gab auch konditionierte Tiere, die man für den Einsatz bei Arenakämpfen gezüchtet hatte, die in der Arena gegen Pangalaktiker anzutreten hatten. Bei solchen Kämpfen achtete man besonders darauf, dass beide Kämpfer ähnliche Chancen hatten.

Da Vancetti ein Anarchistenplanet war, konnte man keine Arenen und konditionierte Tiere erwarten, da dieser Sport nur auf Feudalwelten gepflegt wurde.

„Ich schwenke jetzt in einen Orbit ein!“

Vipahs Stimme klang ein wenig monoton, ich konnte mir vorstellen, dass sie sich sehr stark konzentrierte, weil sie nun ihre erste Landung auf einem Planeten vor sich hatte. Ihr Gesicht war entspannt, als sie die Augen schloss Ihr standen andere Sinne zur Verfügung.

Für mich stellte sich nun das Problem, mir eine geeignete Ausrüstung zusammenzustellen, die für alle Eventualitäten ausreichte.

Eigentlich war ich froh, auf einem Planeten arbeiten zu müssen, auf dem der Gebrauch von Fernwaffen außer Pfeil und Bogen nicht möglich war. Es ist ein beruhigendes Gefühl, zu wissen, dass man bei gewalttätigen Auseinandersetzungen immer eine reelle Chance hat. Trotz des Fernwaffenverzichts, wäre es fatal gewesen, sich bei der Wahl der Waffen vom Zufall leiten zu lassen.

Als Vipah die Landung einleitete, war ich schon auf dem Weg in die Ausrüstungskammer.

Ausrüstungskammer!

Rüstungskammer!

Rüstkammer!

Ich war normalerweise kein Freund von Waffen, konnte aber im Einsatz nicht auf sie verzichten, wollte ich den Auftrag überleben.

Es widerstrebte mir besonders, Gewalt auf einen Anarchistenplaneten zu tragen, der wie alle Anarchistenplaneten fast keine Gewalt kannte; das muss ich hier mit Entschiedenheit kundtun.

Vielleicht war es auch so, dass ich versuchte, mich hinter meinen Auftraggebern zu verschanzen.

Gewalt! Auf einen Feudalplaneten mit hierarchischer Struktur oder einem anderen Planeten, auf dem es entweder ein Gewaltmonopol oder viele Machtgruppen mit Gewaltansprüchen gab, war es für mich kein Problem, meinen Aufgaben nachzukommen.

Ich nahm mir vor, mich zurückzuhalten und sehr vorsichtig vorzugehen, ohne mir dabei einzubilden, mich erfolgreich beherrschen zu können.

Ich ließ mir viel Zeit, ein brauchbares Sortiment von Mordwerkzeugen zusammenzustellen, wählte auch entsprechende Kleidung, die an mittelalterliches Rüstzeug erinnerte, aber auf Anarchistenplaneten nicht auffiel.

Der Andruck der Landung setzte ein. Ich ließ mich nicht stören.

Auf Feudalplaneten war es üblich, um Landeerlaubnis zu bitten, durchsucht zu werden, ob man gegen irgendwelche Gebote verstoßen konnte, indem man falsche Gegenstände mitführte oder andere Banalitäten über sich ergehen zu lassen, die alle einerseits dazu angetan waren, einem harmlosen Reisenden den üblichen Respekt abzunötigen oder dem Macht demonstrierenden Beamten ein entsprechendes Machtfeeling zu verschaffen.

Auf Vancetti, wie auch auf allen anderen Anarchoplaneten, konnte man landen und starten, wann immer man wollte, solange man dabei den üblichen Raumhafen benutzte. Man durfte sich einen anarchistischen Raumhafen nicht so vorstellen, wie Raumhäfen normalerweise waren, sondern durfte nur ein freies Stück Wüste erwarten, das durch ein Funkfeuer gekennzeichnet wurde.

Ein letztes Aufbrüllen der Generatoren, ein letzter Gravitationsschub und wir waren gelandet.

Ich würde Vipah sagen müssen, wie gut sie mich befördert hatte.

Da ich mir noch einige Stunden Schlaf gönnen wollte, bevor ich Vancetti betrat, suchte ich meine Privaträume auf und fand Vipah vor, die mich erwartete.

Ich träumte.

Ein Bild manifestierte sich vor meinem geistigen Auge.

Eine Frau, die sich vorsichtig zwischen Bäumen bewegte, um eine Lichtung zu erreichen.

Die Frau war mir wichtig, äußerst wichtig...

Ich sah sie nur von hinten und folgte ihr vorsichtig, als sie vom Strahl eines Mächtigmachers erfasst wurde.

Schreiend erwachte ich aus diesem Traum.

*

Immer mehr Planeten wurden besiedelt, auf denen von Recht und Ordnung keine Rede sein konnte, es herrschte das Chaos der Desorganisation. Jeder wollte sein eigener Herr sein, ohne sich einer regelnden Gewalt zu unterstellen.

Zaghafte Versuche, Regierungen zu etablieren, scheiterten am massiven Widerstand der Anarchisten.

In Anbetracht dieser Situation, mussten wir einen baldigen Übergriff des Chaos auf unsere kultivierten Welten befürchten und riefen die Organisation ins Leben, die dem Chaos ein für alle Mal ein Ende setzen sollte.

Erklärung zur Gründung der 0.

Weisheit gegen Chaos!

Nach der Liste mussten sich drei auszuschaltende Mitglieder der Organisation auf Vancetti aufhalten. Um ersten Mal kam mir die Frage, aus was für einem Grund sie ausgeschaltet werden sollten. Aber was ging mich das an?

Ich hatte meinen Auftrag, den ich auszuführen hatte. Wenn es Antworten auf Fragen gegeben hätte, hätte man sie mir mitgeteilt.

Oder doch nicht?

Ich verdrängte das aufkeimende Misstrauen gegenüber der Organisation in einen Bereich meines Unterbewusstseins, für dessen Existenz ich dankbar war. Sonst kamen mir häufig unangenehme Gedanken zu Bewusstsein, heute zwängte ich unangenehme Gedanken in eine finstere Ecke meines Seins.

Ich sah auf die Liste: Vakim Quaitam, Organisationssummer 1895! Anarcho - Vancetti, Meto 786/34-UO. Ich prägte mir die Daten ein und vernichtete die Liste. Selbstverständlich konnte mir Vipah jederzeit eine neue ausdrucken.

Wenn ich nur eines meiner Opfer kannte, konnte ich mich nicht verzetteln, und im Falle eines Scheiterns nichts verraten.

Ich ging in den Hangar, durch den ich Vipah betreten hatte und öffnete die Schleuse.

Es gehörte zu meinen Eigenarten, nie nach einer Landung auf die Sichtschirme zu sehen, sondern mich einfach überraschen zu lassen. Das war die einzige Art von Überraschung, die ich mir bewusst gönnte.

Als das Schott zurück fuhr, stellte ich mit Freude fest, dass es Tag war, zwischen Mittvormittag und Mittag. Keine Wolke war am Himmel zu sehen. Die Sonne war gelb bis orange, was dem Himmel eine türkisartige Färbung verlieh.

Ich füllte meine Lungenflügel bis zum Bersten mit der würzigen Luft Vancettis und machte einen Schritt nach vorn. Jeder Planet hatte einen anderen spezifischen Geruch, der ihn unverwechselbar machte.

Vipah war inmitten einer Wüste gelandet. Der Sand war ockergelb bis braun und relativ grobkörnig.

Ich betrat Vancetti zum ersten Mal. Als ich mich einige Schritte von Vipah entfernt hatte, konnte ich sehen, dass noch mehr Raumschiffe im Wüstensand standen.

In der Ferne, am Horizont konnte ich Gebäude erkennen, die sicherlich zur nächsten Ansiedlung gehörten.

Normalerweise war es auf Anarchoplaneten üblich, dass man sich vom Zeitpunkt der Landung an, frei bewegen konnte, es sei denn, dass die Anarchisten bestimmte Waffen nicht duldeten. Das Letztere traf auf Vancetti zu. Der ganze Wüstenabschnitt, der als Raumhafen diente, wurde von einem Energiegatter umspannt, das einen beim Betreten des Raumhafens von Außen nicht behinderte, aber ein Verlassen des Hafens nur an bestimmten Stellen erlaubte.

Wer sich durch diese Maßnahme eingeschränkt fühlte, sollte bedenken, wie angenehm man auf einem Planeten leben kann, auf dem es keine Energiewaffen und die anderen Fernwaffen gibt.

Jedenfalls war es kein schlechtes Gefühl, zu wissen, dass man nicht aus dem Hinterhalt erschossen werden konnte.

Was ich nun brauchte, war ein geeignetes Fahrzeug. In Vipahs Hangar fand ich ein vierrädriges Variofahrzeug, mit dem ich meinte überall hinfahren zu können. Solche Varios gab es auf fast allen Planeten, die von Pangalaktikern bewohnt wurden, sie waren dank Allradantrieb und Sperrdifferenzialen dazu prädestiniert, abseits von Betonpisten und Plastikstreifen, zur Beförderung zu dienen. Sie boten sechs Personen reichlich Platz, konnten mit oder ohne Klimaschutz gefahren werden und hatten auch unter Wasser keine Schwierigkeiten.

Natürlich war so ein Vario auch für Betonpisten und ähnlich glatte Bodenbeläge vorzüglich geeignet. Der Vario, den ich wählte, war ein altes Modell, dem man schon einige Jahre Betrieb ansah.

Es sprach für die Ausstatter der Organisation, dass sie auch neue Schiffe mit diversen älteren Geräten bestückten. Es wäre undenkbar gewesen, auf einem Anarchoplaneten wie Vancetti mit einem neuen Vario herum zu kurven.

Ich verstaute meine Ausrüstungsgegenstände, die ich nicht am Körper trug, in einem dafür vorgesehenen Fach im Varioheck und bestieg das Fahrzeug.

'Sei vorsichtig, Erdan, ich würde dich vermissen!'

Vipahs Gedanken tauchten in meinem Bewusstsein auf. Sie war tatsächlich besorgt um mich.

'Schon gut, Vipah! Ich bin auch froh, wenn ich dich wieder sehe. Wenn ich in einem Vancettijahr nicht zurück bin, kannst du mich abschreiben. Bis dann!'

Als ich den Vario in den Wüstensand bugsiert hatte, verschloss sich Vipahs Schleuse hinter mir. Schade, dass wir keinen Gedankenkontakt aufrecht erhalten konnten, aber dazu hätte ich einen Gedankenverstärker mitnehmen müssen, der relativ unhandlich war.

Mit geöffnetem Dach fuhr ich gemütlich los, wobei die Gebäudeansammlung am Horizont mein erstes Ziel war.

Vor der Gebäudeansammlung würde es die Möglichkeit geben, den Raumhafenbereich durch einen Torbogen im Energiegitter zu verlassen.

Langsam fuhr ich an den verschiedenen Raumfahrzeugen vorbei, die planlos verstreut in der Wüste herum standen. Meine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf einen erheblich lädierten Transporter, der mir bekannt vor kam. Je näher ich dem Raumer kam, desto sicherer wurde ich, dass es sich um Leda handelte, ein Raumschiff der Organisation, mit dem ich schon viele Einsätze gehabt hatte.

Wie lange hatte ich Leda schon nicht mehr gesehen? Ich wusste es nicht mehr. Leda sah sehr mitgenommen aus, wobei ich sagen muss, dass sich ihr Aussehen bislang nicht nennenswert verändert hatte, weil sie schon lädiert gebaut worden war. Trotz ihres verheerenden Aussehens, konnte man noch deutlich ihre Zylinderform erkennen.

Als ich nah genug herangefahren war, versuchte ich Gedankenkontakt mit ihr herzustellen.

War ich nicht seinerzeit mit Leda zur Organisation gekommen?

Konnte man so wichtige Tatsachen vergessen? War Leda gar kein Raumschiff der Organisation? Ich konnte mir meine Fragen nicht beantworten.

'Leda!'

Die Antwort hätte eigentlich spontan kommen müssen. Wo blieb die Antwort?

'Hier Leda! Bist du endlich angekommen? Was kann ich für dich tun?'

'Was kann ich für dich tun!? Ich bin überrascht, dich hier zu sehen!'

'Wo würdest du mich denn bitteschön lieber sehen?' Warum wusste ich nicht mehr genau, ob ich mit Leda zur Organisation gekommen war? Sollte ich sie fragen? Nein, mit wem war Leda hierher gekommen?

'Hast du jemanden an Bord, Leda?'

'Ja, Alter! Aber ich werde dir erst sagen wer es ist, wenn du zurückkommst, weil ich hier auf dich warten werde. Viel Erfolg!'

Ich bewegte mich langsam aus dem Bereich heraus, in dem Gedankenkontakte möglich waren.

Zwei Raumschiffe erwarteten mich, das konnte ja heiter werden.

Was sollte diese Geheimniskrämerei, die Leda betrieb? Warum war sie hier? War sie nun ein Raumschiff der Organisation oder...

Es hatte keinen Sinn, sich noch mehr Fragen auszudenken, die sowieso nicht beantwortet werden würden.

Ich hatte während meiner Konversation mit Leda, weder die Fahrt unterbrochen, noch verlangsamt und näherte mich jetzt dem Rand des Raumhafens, der noch stärker von stehenden Raumschiffen frequentiert war, als der Platz, an dem Vipah gelandet war.

Soweit ich erkennen konnte, machten die Gebäude gar nicht den Eindruck, zum Raumhafen zu gehören, aber Eindrücke konnten bekanntlich erheblich täuschen. Bald konnte ich erkennen, dass es sich höchstwahrscheinlich größtenteils um Lagerungscontainer handelte, die sich aus eigener Kraft auf Rädern bewegen ließen.

Außerdem waren einige Druckkuppeln zu erkennen, die den verschiedensten Zwecken dienen konnten. Einerseits wurden Druckkuppeln als einfache Überdachungen genutzt, die zudem noch leicht an einen anderen Ort zu bringen waren, andererseits waren sie auch gebräuchlich, um Intelligenzwesen, die keine Pangalaktiker waren und eine andere Art von atembarer Atmosphäre brauchten, zu beherbergen. Außerdem wurden Druckkuppeln von allen möglichen Intelligenzwesen benutzt, die sich auf Planeten oder Monden mit einer