Perfektes Licht mit System - Roberto Valenzuela - E-Book

Perfektes Licht mit System E-Book

Roberto Valenzuela

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Beschreibung

Licht ist das wichtigste Element der Fotografie – ohne Licht kein Bild. Zugleich gilt der gekonnte Umgang damit als eine der größten Herausforderungen beim Erlernen des fotografischen Handwerks. Es ist daher entscheidend, das Verhalten des Lichtes zu verstehen: wie man es steuert, einrichtet und führt. Diejenigen, die sicher, durchdacht und planvoll mit dem Licht umgehen können, gelten häufig als wahre Meister der Fotografie. Und bisweilen scheint es, als besäßen sie ein magisches Können, das wir selbst nicht beherrschen. Roberto Valenzuela, Fotograf und Lehrmeister mit Gespür für die Grenzen, an die Fotografen regelmäßig stoßen, ist es gelungen, ein nachvollziehbares System für den Umgang mit Licht zu entwickeln. Auf dieser Grundlage zeigt er Ihnen, wie Sie Licht als Ausdrucksmittel ihrer Kreativität einsetzen, anstatt es als Problem zu empfinden. Er hilft ihnen, gegebene Lichtsituationen zu sehen, zu analysieren und zu verstehen: Sie erfahren, wie Sie mit Tageslicht und gegebenem Kunstlicht optimal umgehen, und lernen Hilfslicht oder Studiolicht dort zu verwenden, wo es Lichtprobleme löst oder hilft, eine gewünschte Bildvision umzusetzen.

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Roberto Valenzuela ist ein in Beverly Hills, Kalifornien, ansässiger Fotograf. Er gehört zu den wenigen von Canon USA auserwählten Fotografen, die Teil des angesehenen Programms Canon Explorers of Light sind.

Roberto entwickelte seinen einzigartigen Lehrstil, indem er derselben strengen Praxis folgte, die er schon als professioneller klassischer Konzertgitarrist und Lehrer entwickelt hatte, bevor er Fotograf wurde. Roberto ist davon überzeugt, dass die Grundlage von Können und Erfolg nicht Talent, sondern gründliche praktische Ausbildung ist. Er reiste in der ganzen Welt umher, um Fotografen anzuleiten, sich mit den verschiedenen Aspekten der Fotografie auseinanderzusetzen und sie zu beherrschen, indem sie sich klare Ziele setzen, sich selbst trainieren und unermüdlich engagieren.

Roberto fungiert als Vorsitzender und Sachverständiger einiger der größten Fotowettbewerbe in Europa, Mexiko, Südamerika und der höchst anerkannten internationalen Fotowettbewerbe, die in den Vereinigten Staaten durch die WPPI (Wedding and Porträt Photographers International) in Las Vegas, Nevada, veranstaltet werden.

Roberto hält private Workshops, Seminare und öffentliche Vorlesungen auf den größten Fotokongressen der Welt ab. Er gewann dreimal einen internationalen Preis und wurde von seinen Fachkollegen als einer der zehn einflussreichsten Fotografen und Lehrmeister weltweit nominiert. Sein erstes Buch Perfekte Fotos mit System wurde rasch zum Nummer-eins-Bestseller in der Kategorie Hochzeitsfotografiebücher. Sein zweites Buch, Perfektes Posing mit System, gilt ebenso wie dessen Vorgänger als internationaler Bestseller. Robertos Bücher wurden ins Chinesische, Portugiesische, Spanische, Indonesische und Deutsche übersetzt, um nur einige Sprachen zu benennen, und werden weltweit verkauft.

Neben der Fotografie schätzt Roberto es, ferngesteuerte Hochleistungshubschrauber zu steuern. Er ist ein (nicht mehr so hervorragender) klassischer Gitarrist und fanatischer Tischtennisspieler, immer auf der Suche nach einer interessanten Herausforderung.

Zu diesem Buch – sowie zu vielen weiteren dpunkt.büchern – können Sie auch das entsprechende E-Book im PDF-Format herunterladen. Werden Sie dazu einfach Mitglied bei dpunkt.plus+:

www.dpunkt.de/plus

Perfektes Licht mit System

Ein Praxisleitfaden für Fotografen

Roberto Valenzuela

Übersetzung: Johannes Leckebusch, www.johannes-leckebusch.deLektorat: Gerhard RossbachCopy-Editing: Petra Kienle, Fürstenfeldbruck und Susanne Rudi, HeidelbergSatz: Ulrich Borstelmann, borstelmann.deHerstellung: Birgit Bäuerlein und Susanne BröckelmannUmschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.deDruck und Bindung: Stürtz GmbH, Würzburg

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio grafie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN:Print 978-3-86490-378-6PDF 978-3-96088-018-9ePub 978-3-96088-019-6mobi 978-3-96088-020-2

1. Auflage 2016Translation Copyright für die deutschsprachige Ausgabe © 2016 dpunkt.verlag GmbHWieblinger Weg 1769123 Heidelberg

Copyright der amerikanischen Originalausgabe © Roberto Valenzuela, 2016Title of American original: Picture Perfect Lighting: An Innovative Lighting System for Photographing People Published by Rocky Nook Inc.ISBN: 978-1-937538-75-0

Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.Es wird darauf hingewiesen, dass die im Buch verwendeten Soft- und Hardware-Bezeichnungen sowie Markennamen und Produktbezeichnungen der jeweiligen Firmen im Allgemeinen warenzeichen-, marken- oder patentrechtlichem Schutz unterliegen.Alle Angaben und Programme in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt kontrolliert. Weder Autor noch Verlag können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buches stehen.

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Widmung

Ich möchte dieses Buch meiner schönen, intelligenten Frau und besten Freundin, Kim, widmen. Du hast jedes Kapitel mit mir diskutiert und während der zwei Jahre des Schreibens an diesem Buch wertvolle inhaltliche Beiträge geleistet. Außerdem hast du energiereiches Essen und gesunde Getränke bereitet, um meinen Verstand wach und voller Eingebungen zu halten. Kim, deine Liebe und Unterstützung während unserer Ehe sind ein Segen. Sie geben mir die Kraft weiterzuarbeiten. Ich danke Gott dafür, dass er uns zusammengebracht hat.

An meine bewundernswerte Mutter: Du hast viele Entbehrungen erduldet und allen Widrigkeiten zum Trotz vier Kinder erfolgreich in einem fremden Land großgezogen, ohne dessen Sprache zu beherrschen. Dein Einsatz, deine Arbeitsethik und deine Liebe für deine Kinder spornen mich jeden Tag an. Ich liebe dich, Mom!

In Memoriam

Im Gedenken an unsere geliebte Familienhündin, Chochos. Sie starb während der Arbeit an diesem Buch. Sie war ein liebevoller Begleiter und machte unserer Familie 14 Jahre lang viel Freude. Wir vermissen sie sehr.

Danksagungen

Ich möchte damit beginnen, all den vielen Leuten meinen Dank auszusprechen, die zur Entstehung dieses Buchs beitrugen. Dank an Scott Cowlin und Ted Waitt dafür, dass sie mir vorschlugen, dieses Buch für Rocky Nook zu schreiben, und für die Reisen von Santa Barbara nach Los Angeles, um das Geschäft abzuschließen. Ich fühle mich aufrichtig geehrt, mit dem besten Verlagsteam der Welt für Fotobücher zusammenzuarbeiten. Ich betrachte euch als großartige Freunde.

Innigen Dank an meine Familie für ihre Liebe und Unterstützung. Meine Mutter, mein großer Bruder Antonio, meine Schwester Blanca und meine kleine Schwester Susana, jüngst verheiratet mit meinem neuen Schwager Daniel Yu. Auch möchte ich meinem Schwager Kent (Pastor an der Bridge Church in Phoenix, Arizona) danken, der stets ein guter Zuhörer und Ratgeber in persönlichen und geschäftlichen Dingen und der beste aller Pastoren ist. Ich danke meinem großartigen Neffen Ethan, der sich ebenfalls für Fotografie begeistert, meinem liebenswerten kleinen Neffen Caleb und meiner entzückenden Nichte und Ballerina Ellie. Wir hatten so ein vergnügliches Fotoshooting und ich werde diese wunderbare Erinnerung für immer bewahren.

An meine Schwiegermutter Christina: Ich kann dir nicht genug danken für die unzähligen Stunden, in denen du jedes Kapitel dieses Buchs akribisch korrigiert hast. Es freut mich, dass dir dieses Buchprojekt genauso wichtig ist wie mir. Leser in aller Welt werden ein Buch zu schätzen wissen, das gut strukturiert und unterhaltsam zu lesen ist; dir allen Dank dafür. Außerdem möchte ich meinem Schwiegervater Peter dafür danken, dass er immer für mich da ist. Er beschaffte mir die allererste Version von Photoshop und das entfachte meine Leidenschaft für die Fotografie. Ich schätze mich glücklich, euch als Schwiegereltern zu haben. Ferner vielen Dank an meine Schwägerinnen für ihre Unterstützung während meines Lernprozesses. Amy, Sarah und ihr Gatte Neal gehörten zu den ersten Personen, die ich fotografierte. Sie gestatteten es mir geduldig, viele Aufnahmen von ihnen zu versuchen, um meine Fähigkeiten als angehender Fotograf zu verbessern. Dank an meine kleine Nichte Alexandra, da sie mein Modell der Wahl ist, um herauszufinden, wie schnell das Fokus-Tracking-System einer neuen Kamera in der Lage ist, einer quirligen Vierjährigen zu folgen. Und an Wendy Wong für ihre große Unterstützung meiner Karriere und all meiner Bemühungen.

Ich möchte auch den großartigen Leuten bei Elixxier danken, die es mir gestatteten, ihre set.a.light 3D Studio Software für viele Diagramme und Studio-Lichtsimulationen in diesem Buch zu verwenden.

Ich möchte einen ganz besonderen Mann erwähnen, der kürzlich seinen Kampf gegen den Krebs verloren hat. Bill Hurter glaubte von Anfang an an mich. Er war eine Autorität in der Fotobranche und half vielen Fotografen in aller Welt mit seinen wundervollen Büchern. Ich fühle mich geehrt, ihn getroffen zu haben, und ich werde ihm für immer dankbar dafür sein, was er für mich getan hat.

An Arlene Evans: Arlene, du glaubtest ebenso wie Bill Hurter an meine Karriere und an mich. Danke dafür, dass du meine jüdische Mutter bist! Jedes Mal, wenn ich auf einem Podium stehe, um eine Klasse irgendwo in der Welt zu unterrichten, bin ich dir dankbar.

An Dan Willens: Danke für all die Unterstützung und Ermutigung, die du mir während der letzten vier Jahre gegeben hast.

An alle meine wunderbaren Freunde in der Fotobranche überall in der Welt: Ihr bewahrt mir Jahr für Jahr meine Motivation und mein Engagement. Ich möchte besonders den folgenden Personen, aufgelistet in alphabetischer Reihenfolge, danken: Rocco Ancora, Roy Aschen, Ado Bader, Jared Bauman, Michele Celentano, Joe Cogliandro, Skip Cohen, Blair DeLaubenfels, Dina Douglas, Marian Duven, David Edmonson, Luke Edmonson, Dave Gallegher, Jerry Ghionis, Melissa Ghionis, Rob Greer, Jason Groupp, Scott Kelby, Colin King, Gary Kordan, Paul Neal, Maureen Neises, Collin Pierson, Ryan Schembri, Sra Todd, Justine Ungaro, Christy Webber, Lauren Wendle, Tany Wilson.

An meine guten Freunde bei Canon in den USA: Dan Neri, Len Musmeci und Mike Larson. Ich fühle mich geehrt, da ihr mich in die Elite der Canon-Lichtforscher (Explorers of Light) eingeführt habt. Dadurch wurde ein Traum war.

“Ich habe das Licht erobert –und es eingefangen.”

— Louis Daguerre

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einführung

Umgebungslicht oder Lichtsituation

Zusatz- oder Aufhelllicht

Studiolicht

Referenztafeln Perfektes Licht mit System

Die fünf grundlegenden Verhaltensweisen des Lichts

Die zehn wichtigsten Elemente der Lichtsituation (ELS)

Tabelle der Belichtungsrichtwerte

TEIL 1

Die Grundelemente des Lichts

1: Lichtvision geht vor Lichtstil

Lichtvision

Lichtstil

Die Macht des Lichts in der Fotografie

2: Wie das Licht funktioniert

Wie wir mit dem Auge Farben wahrnehmen

Jedes Licht verhält sich auf die gleiche Weise

3: Die fünf grundlegenden Verhaltensweisen des Lichts

Reflexionswinkel

Entfernungsgesetz

Lichtintensität

Lichtabfall

Größenverhältnisse

Visuelle Erklärung

Farbreflexionsverhalten

Lichtstreuung

Teil 2

Lichtsituation

4: Einführung in die Elemente der Lichtsituation

Die zehn wichtigsten Elemente der Lichtsituation (ELS)

1. Quelle und Richtung des Lichts

2. Flache Oberflächen

3. Hintergründe

4. Objekte, die das Umgebungslicht beeinflussen

5. Untergrundeigenschaften

6. Schatten auf dem Boden und an den Wänden

7. Inseln klaren Lichts zwischen Schatten

8. Offene Strukturen im Freien

9. Intensität der Lichtunterschiede

10. Bezugslicht bzw. lokale Lichtstimmung

Den größten Nutzen aus den zehn wichtigsten Elementen der Lichtsituation ziehen

Die Leuchtzone

5: Erforschen der zehn Elemente der Lichtsituation

Das Verhalten des Lichts und die Elemente der Lichtsituation an Aufnahmeorten analysieren

6: Die Lichtsituation richtig nutzen

Das Wie und Warum der Lichtsituation verstehen

Die Technik des Fotografierens in einer Linie mit den Schatten

Indirektes versus direktes Fensterlicht

Die Bedeutung der Lichtstimmungsreferenz (Farbtemperatur)

Arbeiten in direktem Sonnenlicht ohne irgendwelche Hilfsmittel zur Lichtlenkung (Schattenmanagement)

Der Trick mit der Augenreaktionsverzögerung

Ein genauerer Blick auf die Reflexion im Gegensatz zur Absorption in einer Lichtsituation

Mit Halbschatten richtig umgehen

Das ideale Halbschattenszenario

Teil 3

Belichtungsrichtwerte und Zusatzlicht

7: Prüfung der Belichtungsrichtwerte

Passen Sie das Licht an die Kameraeinstellungen an, anstatt die Kamera passend zum Licht einzustellen

Die Belichtungsrichtwerte: Der Wendepunkt in meiner Karriere

Tabelle der Belichtungsrichtwerte

Die Tabelle der Belichtungsrichtwerte verstehen

Akzeptable Belichtungszeit

Szenarien für die Prüfung der Belichtungsrichtwerte

Scheitern an der Prüfung der Belichtungsrichtwerte

Bestehen des Tests der Belichtungsrichtwerte

Den Kopf des Modells in Richtung des hellsten Elements in der Lichtsituation in der Szene drehen

Das Modell an eine hellere Stelle bringen, um die Belichtungsrichtwerte zu erfüllen

8: Zusatzlicht: Reflektortechniken

Nicht alle Reflektoren sind gleich

Direkte Reflexion versus diffuse Reflexion

Direkte Reflexion

Diffuse Reflexion

Anwendung der direkten Reflexion

Schonen der Augen

Distanz erhöhen, um die Effekte der Direktreflexion weicher zu machen

Konkave versus konvexe Krümmungstechnik

Anwendung der diffusen Reflexion

Die weiße Seite des Reflektors in der Nähe benutzen

Reflektor modifizieren, um diffuse Reflexionen zu erzeugen

Fortgeschrittene Reflektortechniken für Porträtfotografie

Licht zur Sonne reflektieren

Licht von der Sonne wegreflektieren

9: Zusatzlicht: Diffusortechniken

Kein Diffusor im Freien

Kein Diffusor im Innenraum

Einen Diffusor als klaren Hintergrund verwenden

Fortgeschrittene Diffusortechniken für Porträts

Ohne Diffusorverwendung

Diffusor nicht auf die Sonne ausgerichtet, weiter vom Kopf des Modells entfernt

Diffusor nicht auf die Sonne ausgerichtet, näher am Kopf des Modells

Diffusor auf die Sonne ausgerichtet, weiter vom Kopf des Modells entfernt

Diffusor auf die Sonne ausgerichtet, näher am Kopf des Modells

Gestreutes Licht aufbessern

Teil 4

Zusatzlicht: Blitztechniken

10: Die wichtigsten Fähigkeiten und Funktionen eines Blitzgeräts verstehen

Der Zweck dieses Kapitels

Vereinfachte Blitzterminologie und wichtige Eigenschaften

TTL

BBK (FEC)

E-TTL und E-TTL II

Manuell blitzen (M)

Synchronisation auf den ersten Verschlussvorhang

Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang

Kurzzeitsynchronisation

Blitzzoom

Drahtloser entfesselter Blitz

Was ist ein Master- oder Hauptblitz?

Was ist ein Slave- oder Tochterblitz?

Was ist ein Kanal?

Was ist eine Blitzgruppe?

Was ist das Blitzverhältnis (Blitz-Ratio)?

Was ist der Unterschied zwischen der Steuerung per Funk oder auf optischem Weg?

Ein Schnelltest

11: Schnelles Arbeiten mit Blitzen üben

Den größtmöglichen Nutzen aus den Blitz-Miniaufgaben ziehen

Übungen zum schnellen Umgang mit auf der Kamera montierten Blitzen

1. Sicherstellen, dass der Blitz auf TTL und die BBK auf null eingestellt sind

2. Sicherstellen, dass der Blitz auf TTL und die BBK auf -2 eingestellt ist

3. Sicherstellen, dass der Blitz auf TTL mit +3 BBK eingestellt ist

4. Umschalten zwischen TTL und den manuellen Betriebsarten

5. Manuellen Modus mit voller Leistung (1/1) einstellen

6. Manueller Modus bei 1/4 der Leistung, dann 1/32 und schließlich 1/128 der vollen Leistung .

7. Einstellen der Blitzsynchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang

8. Rückstellen des Blitzes auf Synchronisation auf den ersten Verschlussvorhang

9. Aktivierung der Kurzzeitsynchronisation (High-Speed-Synchronisation)

10. Den Blitz zoomen

11. Verschiedene Eigenschaften kombinieren Nr. 1

12. Verschiedene Eigenschaften kombinieren Nr. 2

13. Verschiedene Eigenschaften kombinieren Nr. 3

Übungen zum schnellen Umgang mit entfesseltem Blitz

14. Einen Blitz als Master und den anderen als Slave einstellen

15. Den Blitz einer anderen Gruppe zuweisen

16. Kanal und Gruppe ändern

17. Umstellen des Slave-Blitzes auf manuellen Modus und verhindern, dass der Master-Blitz zündet

18. Aktivieren der Kurzzeitblitzsynchronisation bei entfesseltem Blitzen

19. Mit zwei Slave-Blitzen arbeiten

20. Jeden Slave-Blitz auf eine andere Gruppe einstellen, so dass sie unabhängig voneinander gesteuert werden können

21. Verschiedene Modi mischen: Einstellen der Slave-Blitzgruppe A auf TTL-Modus und Slave-Blitzgruppe B auf manuelle Steuerung

22. Arbeiten mit drei Slave-Blitzen, die drei verschiedenen Gruppen (A, B und C) zugeordnet sind

12: Zusatzlicht: Vorhandenes Licht durch Blitz ergänzen

Die Vorteile des Blitzeinsatzes

Einige Beispiele dafür, wie wertvoll der Beitrag von Blitzlicht für Ihre Arbeit sein kann

Hochzeitsfoto mit Blitz

Foto im Ankleidezimmer mit Blitz

Stimmungsvolles Porträt im Innenraum mit Blitz

Blitz zur Unterstützung bei schwachem natürlichem Licht

Die Entwicklung des Lichts

Form und relative Größe eines einzelnen Diffusors ändern

Blitz näher am Diffusor oder weiter davon entfernt

Einen Diffusor schmal oder breit erscheinen lassen

Fensterlicht verstärken

13: Fortgeschrittene Blitztechniken

Motiv und Hintergrund durch die Beleuchtung voneinander trennen

Mit Blitzlicht die vorhandene Stimmung erhalten

Kontrolliertes Studiolicht (alles Umgebungslicht unterdrücken)

Klare Silhouetten durch Blitzlicht erzeugen

Grafische Schatteneffekte mit Blitzlicht erzeugen

Mit Blitzlicht einen verträumten Effekt mit geringem Kontrast erzeugen

Teil 5

Realisieren Ihrer Lichtvisionen

14: Alles zusammenfügen

Mein Denkprozess in Bezug auf Licht

Fallstudien Licht

Fallstudie   1: Zusatzlicht (Blitz)

Fallstudie   2: Zusatzlicht (Reflektor)

Fallstudie   3: Elemente des Umgebungslichts

Fallstudie   4: Elemente des Umgebungslichts

Fallstudie   5: Elemente des Umgebungslichts

Fallstudie   6: Elemente des Umgebungslichts

Fallstudie   7: Zusatzlicht (Videolicht)

Fallstudie   8: Zusatzlicht (Blitz)

Fallstudie   9: Zusatzlicht (Reflektor)

Fallstudie 10: Zusatzlicht (Blitz)

Fallstudie 11: Zusatzlicht (Videolicht)

Fallstudie 12: Zusatzlicht (Blitz)

Fallstudie 13: Elemente der Lichtsituation

Fallstudie 14: Zusatzlicht (Diffusor und Blitz)

Fallstudie 15: Zusatzlicht (Blitz)

Fallstudie 16: Zusatzlicht (Videolicht)

Fallstudie 17: Panteas Fotoshooting

Fallstudie 18: Peters Fotoshooting

Fallstudie 19: Ians Fotoshooting

Fallstudie 20: Ellies Fotoshooting

Schlusswort

Index

Vorwort

Von Jerry Ghionis

Ich kenne Roberto seit über zehn Jahren und habe einen zurückhaltenden Fotoenthusiasten erlebt, der zu einem leuchtenden Vorbild unseres Fachgebiets wurde. Für meine Frau Melissa und mich sind Roberto und seine Frau Kim zwei unserer besten Freunde und wir leben nur ein paar Schritte entfernt von ihrem Zuhause in Beverly Hills, Kalifornien. Für Kollegen in der Fotografie und Lehre liegt es nahe, miteinander befreundet zu sein. Wir besuchen einander häufig zuhause auf ein spontanes Tischtennismatch und ein Barbecue auf dem Balkon, woran sich endlose Gesprächsstunden über das Leben, die Liebe und alle Themen der Fotografie anschließen.

In diesen unzähligen Gesprächen habe ich erfahren, wie passioniert und besessen Roberto davon ist, sich neue Fähigkeiten anzueignen. Damit meine ich nicht nur Fotografie; er ist versessen darauf, alles Mögliche zu lernen! Menschen sind von Natur aus neugierig, aber nur wenige von uns werden jemals so wissbegierig, dass sie irgendetwas aus einer Laune heraus lernen wollen. Sagen Sie ihm nicht einmal im Scherz, er solle etwas Neues lernen, oder deuten ihm an, er könne etwas nicht, denn er wird es sich nicht nur aneignen, er wird es bewältigen, lange nachdem Sie längst vergessen haben, dass Sie ihm einst diese Herausforderung stellten.

Roberto ist ein professioneller Fotograf und Lehrmeister, aber ich sehe in ihm so viel mehr. Er ist ein professioneller Student: Er studiert das Leben und er ist nicht nur davon besessen, unermüdlich zu lernen, er ist ebenso am Prozess des Lernens selbst leidenschaftlich interessiert. Ich besuche ihn oft zu Hause und schon wieder präsentiert er mir etwas Neues, das zu lernen er im Begriff ist. Seine Angst zu versagen hat ihn angetrieben, Diplome in Marketing und Wirtschaftslehre zu erwerben, den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu treffen, vor großem Publikum professionell mit der Flamenco-Gitarre aufzutreten und der respektierte Fotograf und Lehrer zu werden, als den ihn viele kennen. Ohne zu wissen, welchen Herausforderungen er im Leben gegenüberstand, ist sein Erfolg unglaublich inspirierend. In Kenntnis seiner Missgeschicke, von denen nur wenige Leute in der Welt je etwas erfahren werden, ist sein Erfolg wahrhaft außerordentlich!

Ich bin stolz und fühle mich geehrt, das Vorwort für dieses Buch zu schreiben. In diesem, dem dritten Buch von Roberto, packt er das äußerst herausfordernde Thema Licht an. Im Geiste von Perfekte Fotos mit System und Perfektes Posing mit System hat Roberto diesmal die Art neu erfunden, wie ein Fotograf sich damit auseinandersetzt, nach welchen Gesetzen sich das Licht verhält und wie man damit umgeht, so wie nur er es kann. Ich habe während der letzten Jahre Robertos Entwicklung als Autor verfolgt. Während der Arbeit an den Büchern der Picture Perfect-Serie (im Deutschen: Perfekt … mit System) begegnet er häufig der scheinbar unerfüllbaren Herausforderung, ein fotografisches Fachgebiet mit Worten und Bildern in einem Buch zu vermitteln. Mit der Vollendung jedes weiteren Kapitels wandelte sich die Frustration in Euphorie. Wie bei einer großen Filmtrilogie wollen Sie sicherlich nicht vom Ende einer Buchreihe enttäuscht werden und nach der Lektüre dieses Buchs werden Sie es auch gewiss nicht sein.

Die Buchreihe Picture Perfect (Perfekt mit System) hat für die Art und Weise, wie Fotoautoren ein bestimmtes Thema behandeln, einen neuen Standard geschaffen. In Anleihe an eine Wendung, die Roberto zweifellos mit diesem Buch populär machen wird, hat er mit seiner Darstellung hier einen »Lichtbenchmark« geschaffen. Nach der Lektüre dieses Buchs verfügen unerfahrene Fotografen über eine formale Grundlage der Lichtgestaltung, um damit ihren Werdegang zu gestalten, und erfahrene Fotografen erweitern ihr Verständnis des Lichts, nachdem sie schon jahrelang damit gearbeitet haben.

Ob nun durch Erbe oder Erziehung, Roberto ist ein besonderer Mensch. Er kann im selben Atemzug unangemessen ausgelassen sein und sich zugleich wunderschön ausdrücken. Er kann gleichzeitig exzentrisch und zugänglich sein. Was immer er sich zu eigen macht, wenn er es sich aussucht, vertritt er es mit Stolz und eignet es sich an, selbst wenn es scheinbar seltsam ist. Und das liebe ich so an Roberto. Er ist ein loyaler und großzügiger Freund, dessen ansteckender Enthusiasmus es zum Vergnügen macht, ihn um sich zu haben. Die meisten Menschen messen Reichtum daran, über wie viel Geld jemand verfügt. Eine weise Person bemisst ihn danach, wie viele einzigartige Erfahrungen er besitzt. Nach dieser Definition ist Roberto unermesslich reich. Und meine Frau Melissa und ich wurden dadurch bereichert, dass wir viele dieser Erfahrungen mit ihm geteilt haben.

Einführung

Während ich dies schreibe, bin ich in meinem Lieblingsflugzeug, dem Airbus A380, unterwegs nach Rumänien und Portugal, um dort meiner liebsten Beschäftigung nachzugehen: zu unterrichten. Ich beschloss, die Einführung zu diesem Buch zu schreiben und dafür den einzigartigen Frieden auf einem zehnstündigen Flug in 12.000 Meter Höhe zu nutzen.

Perfektes Licht mit System ist das letzte Buch in der Reihe Perfekt mit System. Ich bin den vielen Leuten in aller Welt so dankbar, die meine beiden vorherigen Bücher Perfekte Fotos mit System und Perfektes Posing mit System zu internationalen Erfolgen werden ließen. Während ich dies schreibe, steht Perfekte Fotos mit System auf Nummer eins in seiner Kategorie auf Amazon. Nichts kann mich als Autor/Lehrender mit mehr Demut und Belohnung erfüllen als das Wissen, dass die Leser meine Bücher wertschätzen und aus den Informationen auf den Seiten Gewinn ziehen. Die Bücher wurden neben anderen Sprachen ins Chinesische, Portugiesische, Deutsche, Indonesische und Spanische übersetzt und sie fanden ihren Weg in Bücherregale rund um die Welt. Dafür bedanke ich mich!

Ich glaube, dass dieses Buch eine perfekte Ergänzung zu meinen ersten beiden Büchern ist. Perfekte Fotos mit System konzentriert sich auf die Komposition und die kluge Auswahl von Aufnahmeorten. Perfektes Posieren mit System fußt auf einer neuen Methode, das Posieren zu lernen, ohne sich Regeln einprägen zu müssen. Stattdessen müssen Sie ein 15-Punkte-System verstehen, das Ihnen (den Fotografen) sagt, was eine Pose und die Körpersprache dem Betrachter vermitteln. Nun halte ich es für notwendig, die Buchreihe mit dem Thema Licht zu vervollständigen.

Licht ist die Essenz aller Bilder. Es bildet die DNS der Fotografie. Das Licht kann eine durchschnittliche Szene oder ein Porträt in etwas Besonderes und unerklärlich Schönes verwandeln. Es ist zugleich das am meisten missverstandene und einschüchternde Thema für viele Fotografen. Ich weiß das, denn es ging mir genauso, ich war so unsicher wie jeder andere Fotograf. Es ist nichts Ungewöhnliches, von einer Welle der Frustration überwältigt zu werden, wenn man Fotos mit so poetischem und wundervollem Licht sieht, dass man sich davon inspiriert fühlt, aber der Kopf ist angefüllt mit Fragen wie: »Wow, wie hat der Fotograf das gemacht?«, »Brauchte es einen großen produktiven Aufwand, solches Licht wie dieses zu erzeugen?«, »Was für eine Ausrüstung wurde verwendet und könnte ich mir die überhaupt leisten?«, »Wie hat sich der Fotograf für dieses spezielle Lichtkonzept entschieden?« Und schließlich meine Lieblingsfrage: »Besteht irgendeine Chance, dass ich jemals so wunderbares Licht wie dieses erzeugen kann?« Diese letzte Frage, in der es darum geht, ob auch Sie selbst Licht auf Weltklasseniveau erzeugen können, ist der Grund dafür, dass ich dieses Buch geschrieben habe. Denn die Antwort auf diese Frage ist ein lautes »Ja!«

Ich glaube, dass die Lichtgestaltung hauptsächlich aus drei Gründen für ein so monumentales Problem gehalten wird. Erstens wird Lichtgestaltung für gewöhnlich auf einschüchternde Weise unter Verwendung einer Überfülle von Gerätschaften und komplizierten Lichtinstallationen erklärt, die, offen gesagt, ziemlich unnötig sind. Es ist schwierig, das »Warum« hinter all diesen Lichtquellen zu verstehen. Folglich entsteht eine irreführende Verbindung zwischen teurer Lichtausrüstung und großartiger Fotografie.

Zum Zweiten verbindet man mit Licht die Assoziation, es handele sich um etwas Hochtechnisches, Mathematisches und Wissenschaftliches. Verblüffend ist die Tatsache, dass das Verhalten des Lichts tatsächlich wissenschaftlichen Regeln folgt und dass es die Wissenschaft ist, die das Verständnis von Licht so einfach macht. Licht ist immer berechenbar. Was Sie nun lernen müssen, ist, Licht und Schatten dort zu platzieren, wo Sie sie haben wollen, und das ist der kreative und unterhaltsame Bereich der Lichtgestaltung. Licht mag physikalischen Gesetzen folgen, aber seine strategische Anordnung ist eine Sache des künstlerischen Ausdrucks.

Drittens sind wir daran gewöhnt, Fotos auf der Basis dessen zu gestalten, was wir sehen, nicht darauf, was wir nicht sehen. Die Verwendung des natürlichen Lichts kann zu großartigen Ergebnissen führen, aber es kommt häufig vor, dass das natürliche Licht Unterstützung braucht. Das ist der Punkt, an dem wir die Welt der Studioblitze und Kamerablitze betreten, und ab da müssen wir uns vorstellen können, wie diese »menschengemachten« Lichter unsere Aufnahmen beeinflussen. Wir können ihren Beitrag nicht wahrnehmen, bis wir auf den Auslöser gedrückt haben. Das ist, neben anderen, einer der Gründe, aus dem manche Fotografen es vorziehen, sich als »Naturlichtfotografen« zu bezeichnen, was sehr bedauerlich ist.

Es gibt nichts Lohnenderes, wie wenn einem nicht durch irgendetwas Grenzen gesetzt werden, während man Kunst erschafft. Wissen ist Macht. Wenn man Blitze oder Studioblitze beherrscht, kann einem niemand erzählen, dass eine Art des Lichts besser sei als eine andere. Die Lichtgestaltung in der Fotografie sollte kein Wettstreit zwischen natürlichem und künstlichem Licht sein. Licht ist Licht! Alle Arten von Licht sind zulässig und haben ihren Platz beim schönen Gestalten der Bilder, die Sie sich vorgestellt haben. Es gibt Fälle, in denen natürliches Licht alleine perfekt geeignet ist, Ihre Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. In anderen Situationen sind Studioblitze die Lösung. Schlussendlich kann es sein, dass Sie beide Arten von Licht benötigen, um den gewünschten künstlerischen Ausdruck zu realisieren. Bitte beschränken Sie sich nicht selbst, indem Sie ausschließlich natürliches Licht verwenden. Mir ist klar, dass das der einfachere Weg wäre, aber sich selbst Beschränkungen aufzuerlegen, ist nicht vernünftig und es macht auch keinen Spaß. Sich ausschließlich auf natürliches Licht zu beschränken, ist so, als wolle man ein Haus mit einem Hammer als einzigem Werkzeug bauen oder ein Gericht mit einem einzigen Gewürz schmackhaft machen. Warum nicht alle benötigten Instrumente einsetzen, um das gewünschte Resultat zu erzielen?

Meine größte Motivation, dieses Buch zu schreiben, besteht darin, diese drei Probleme zu überwinden und Ihnen die Kenntnisse zur Weiterentwicklung Ihrer Fähigkeiten im Umgang mit dem Licht zu vermitteln. Ich will das Lichtsetzen so vereinfachen, dass es für Sie ein unverzichtbares Werkzeug wird, dessen Einsatz Sie nicht scheuen. Mehr und mehr Fotografen betrachten heutzutage Photoshop als das Instrument, um den »Wow«-Faktor in ihre Bilder zu bringen, was eigentlich immer die Aufgabe des Lichts gewesen ist. Es gibt keine Software, welche die ungreifbare Magie wunderbaren Lichts ersetzen oder nachahmen könnte, die dieses in ein Foto einbringt. Licht sollte eine Quelle der Kreativität und des Vergnügens sein, kein Hort des Schreckens. Ich hoffe, dass Sie dieses Buch inspiriert, in erster Linie in Begriffen des Lichts anstatt in Photoshop-Begriffen zu denken.

Als Hilfe im Umgang mit den Komplexitäten des fotografischen Lichts habe ich alles Licht in drei Hauptgruppen eingeteilt: Umgebungslicht oder Lichtsituation, Hilfs- oder Aufhelllicht und kontrolliertes Studiolicht.

Umgebungslicht oder Lichtsituation

Das ist das Licht, mit dem Sie es zu tun haben, wenn Sie sich in einer bestimmten Umgebung oder Lichtsituation aufhalten. Man kann es nicht vermeiden. In der Regel ist es das Umgebungslicht oder das natürliche Licht. Ich nehme jedoch eine begriffliche Unterscheidung vor und verwende häufig den Ausdruck »Lichtsituation«, weil ich möchte, dass Sie das Umgebungslicht nicht nur als eine gegebene Erscheinung auffassen. Vielmehr ist mir wichtig, dass Sie darüber nachdenken, wie sich das Licht verhält und reagiert, wie es reflektiert wird und die Objekte in seiner Umgebung umfließt. Innerhalb einer kurzen Zeitspanne kann das natürliche Licht ziemlich unverändert bleiben, aber die Rahmenbedingungen können sich durch einen einfachen Ortswechsel radikal verändern. Das ist der Unterschied zwischen »Umgebungslicht« und »Lichtsituation«.

Wenn Sie um die Tagesmitte herum in einer Stadt fotografieren, kommt das Licht hart von oben, mit Widerschein und Spiegelungen von jeder Oberfläche in der Umgebung. Alle Objekte in jeder Umgebung haben eine Oberfläche. Es ist die Oberfläche jedes Gegenstands, an der wir interessiert sind. Die fünf hauptsächlichen Oberflächeneigenschaften, um die es geht, sind Oberflächenstruktur oder Textur, Farbe, Form, Material und Größe. Diese beschriebenen Oberflächeneigenschaften haben großen Einfluss darauf, wie das Licht vor Ort mit der Umgebung in Wechselwirkung tritt. Es ist Ihre Aufgabe, das Zusammenwirken zwischen Licht und den Oberflächen, auf die es trifft, zu verstehen und zu erkennen und dabei auf diese fünf Oberflächenarten zu achten.

Das Licht zu verstehen, mag sich kompliziert anhören, aber es ist in Wahrheit viel einfacher, als es scheint. Um in einer Metapher zu sprechen, das Verhalten des Lichts zu lernen, ist wie das Erlernen deutscher Grammatik. Wenn Sie die Regeln einmal verstanden haben, verändern sie sich nie und es gibt keine Ausnahmen. Die Verhaltensweisen des Lichts bleiben immer konsistent. Ich spreche auch vom »strategischen Umgang« mit der Lichtsituation.

Zusatz- oder Aufhelllicht

Zusatzlicht ist grundsätzlich das Licht, das hinzugefügt oder manipuliert wird, wenn das natürliche oder das Umgebungslicht vor Ort nicht passend ist. Nehmen Sie beispielsweise eine Porträtsession im Freien bei wolkigem Himmel. Das diffuse Licht vom bedeckten Himmel ist gleichmäßig, aber flach und daher langweilig und ohne Leuchtkraft. Also setzt man Zusatzlicht ein, um dem Modell gerichtetes Licht zu geben und dem Porträt Form und Tiefe zu verleihen. Zusatzlicht wird mit Reflektoren, Diffusoren, Blitzen und Studioblitzen, Dauerlichtquellen, Lichtformern und Farbfiltern erzeugt und verändert. Mit diesen sieben Instrumenten lassen sich Probleme mit der Lichtsituation lösen, indem Sie das Licht verändern, so dass es sich genauso verhält, wie Sie es haben wollen. Ich nenne das Zusatzlicht daher auch »problemlösendes Licht«.

Studiolicht

Kontrolliertes oder Studiolicht besteht zu 100 % aus Licht, das ausschließlich vom Fotografen gesteuert wird und aus seinen Studioblitzen, Kamerablitzen und Lichtformern stammt. Das ist typisch für eine Studioumgebung. Kontrolliertes Licht kann jedoch auch im Freien angewendet werden, indem man Kameraeinstellungen wählt, die dem Umgebungslicht keinen Einfluss auf die Belichtung gewähren. Gesteuertes Licht aus entsprechenden Geräten kann frei nach den Wünschen des Fotografen angepasst werden: verstärkt oder abgeschwächt, so viel der Fotograf es wünscht. Ich nenne das so kontrollierte Licht auch »aufgebautes Licht«.

Bei meiner fotografischen Arbeit und für die Bilder in diesem Buch verwende ich Capture One Pro wegen seiner einzigartigen Fähigkeiten und perfekten Bedienung als bevorzugte Raw-Bearbeitungs-Software, und ich nutze Chimera Lighting für meine Lichtformer. Um einen Nachlass auf die Software von Capture One Pro zu erhalten, verwenden Sie beim Kauf den Code »AMBVALENZUELA«. Chimera bietet 30 % Nachlass gegenüber dem Listenpreis für die Produkte an, die in meinen Vorträgen gezeigt werden, und auf alles in der Super Pro line; bitte gehen Sie zu chimeralighting.com und verwenden Sie den Rabattcode »rvchimera«.

Referenztafeln Perfektes Licht mit System

Die fünf grundlegenden Verhaltensweisen des Lichts

Die zehn wichtigsten Elemente der Lichtsituation (ELS)

Tabelle der Belichtungsrichtwerte

Richtwerte für helles Sonnenlicht im Freien

ISO

100

100

100

100

100

Blende

f/2

f/2.8

f/4

f/5.6

f/8

Ideale Belichtungszeit

1/2000

1/1000

1/500

1/250

1/125

Akzeptable Belichtungszeit (plus oder minus eine Blendenstufe)

1/1000 oder 1/4000

1/500 oder 1/2000

1/250 oder 1/1000

1/125 oder 1/500

1/60 oder 1/250

Richtwerte für hellen bedeckten Himmel oder Halbschatten

ISO

400

400

400

400

400

Blende

f/2

f/2.8

f/4

f/5.6

f/8

Ideale Belichtungszeit

1/2000

1/1000

1/500

1/250

1/125

Akzeptable Belichtungszeit (plus oder minus eine Blendenstufe)

1/1000 oder 1/4000

1/500 oder 1/2000

1/250 oder 1/1000

1/125 oder 1/500

1/60 oder 1/250

Richtwerte für direktes Sonnenlicht im Innenraum

ISO

800

800

800

800

800

Blende

f/2

f/2.8

f/4

f/5.6

f/8

Ideale Belichtungszeit

1/2000

1/1000

1/500

1/250

1/125

Akzeptable Belichtungszeit (plus oder minus eine Blendenstufe)

1/1000 oder 1/4000

1/500 oder 1/2000

1/250 oder 1/1000

1/125 oder 1/500

1/60 oder 1/250

TEIL 1

Die Grundelemente des Lichts

1

Lichtvision geht vor Lichtstil

Meiner Meinung nach sollte sich jeder Porträtfotograf zuallererst eine Lichtvision zurechtlegen, ehe er auch nur daran denkt, den Auslöser zu drücken. Wir Fotografen drücken uns durch das Licht aus. Daher müssen Sie sich überlegen, was Sie sagen wollen, ehe Sie versuchen, Ihre Botschaft in Form einer Fotografie zu vermitteln. Ein Porträt aufzunehmen, ohne sich über das Licht Gedanken zu machen, ist wie ein paar zusammenhanglose Wörter auf ein Schmierpapier zu schreiben und dabei zu hoffen, dass sie irgendetwas mitteilen. Das sollten wir uns nicht antun. Zu sehen, wie das Licht das Motiv beeinflusst, gehört zu den Freuden der Fotografie. Durch unterschiedlichen Einsatz des Lichts können wir ein und dieselbe Person zehn verschiedene Leute verkörpern lassen. Licht verändert alles, darum müssen wir eine Vorstellung davon haben, was wir uns vom Licht erwarten, ehe wir Aufnahmen machen. Zunächst wollen wir definieren, was die Unterschiede zwischen einer Lichtvision und einem Lichtstil sind.

Lichtvision

Eine Lichtvision zeigt, was Sie als Fotograf mitteilen und worauf Sie mit Hilfe des Lichts die Aufmerksamkeit lenken wollen. Wenn Sie zum Beispiel das Porträt einer jungen Frau aufnehmen, konzentrieren Sie sich vielleicht stärker auf ihre Lippen als auf irgendein anderes Merkmal ihres Gesichts, einschließlich der Augen. Darum entscheiden Sie sich vielleicht für eine Lichtgestaltung, die besonders die Struktur und Fülle ihrer Lippen betont. Um die Augen legen Sie einen Schatten, um einen mysteriösen Eindruck zu erzeugen und sicherzugehen, dass die Aufmerksamkeit des Betrachters auf den Lippen ruht und sich nicht den Augen zuwendet. Eine Lichtvision verlangt, dass Sie Licht genau dort hinzufügen, wo Sie es haben wollen, und dort reduzieren, wo es weniger nötig ist. Dafür müssen Sie eine Vorstellung davon haben, wo Schatten auf dem Modell gesetzt werden und wie sie aussehen sollen. Sollen es Schatten mit weichem oder hartem Rand sein? Wie soll der Kontrast zwischen der Seite im Licht und der im Schatten sein? Denken Sie daran, dass in einem Porträt das, was Sie verbergen, genauso viel aussagt wie das, was Sie offenlegen.

Einer der großen Vorzüge, die man heutzutage als Fotograf genießt, liegt in der digitalen Kameratechnik, die es erlaubt, mit jedwedem Licht, egal, wie schlecht es ist, zu fotografieren. Die Kamerahersteller prahlen mit den ISO-Fähigkeiten ihrer Kameras. Für Fotojournalisten sind diese von entscheidender Bedeutung, wenn sie in Kriegsgebieten oder bei Straßendemonstrationen fotografieren, aber als Porträt- oder Hochzeitsfotografen macht es uns eher bequem. Wir müssen nicht mehr darüber nachdenken, wie man die Qualität des Lichts verbessern könnte, wenn man sein Motiv beleuchtet. Das Ergebnis ist, dass viele von uns das Umgebungslicht für die Beleuchtung nutzen und die ISO-Einstellung der Kamera zum Ausgleich der Lichtqualität verwenden. Im Gegensatz dazu bedeutet eine Lichtvision, dass man das Umgebungslicht lediglich als Ausgangssituation benutzt. Ein Fotograf oder eine Fotografin mit einer Lichtvision trifft dann Entscheidungen auf der Basis der jeweiligen Idee, was sich im Hinzufügen, Abdecken, Diffundieren, Konzentrieren oder Manipulieren des Lichts auf die eine oder andere Weise ausdrückt, um diese Vision zum Leben zu erwecken.

Lichtstil

Ein Lichtstil prägt grundlegend den vertrauten Look der Arbeit eines Fotografen. Sie könnten sich zum Beispiel dafür entscheiden, dass Ihr Stil darin besteht, Porträtaufnahmen im durch das Fenster einfallenden oder natürlichen Licht zu machen. Sind Sie damit für den Rest Ihrer Berufslaufbahn darauf festgelegt, in der Nähe eines Fensters zu fotografieren? Angenommen, eines Tages entscheiden Sie sich für einen Hollywood-Lichtstil mit einer einzelnen Lichtquelle von oben auf derselben Achse wie die der Blickrichtung der Kamera. Oder was wäre, wenn Sie die Augen Ihres Modells betonen und den Rest des Porträts in geheimnisvolle, schmeichelhafte Schatten tauchen wollen? Ein anderes mögliches Szenario: Sie werden gebeten, einen Kunden bei sich zuhause aufzusuchen, um Porträts anzufertigen, und dort gibt es nur ein kleines, von Bäumen beschattetes Fenster, so dass nur sehr wenig natürliches Licht in den Raum dringt. Es ist nichts falsch daran, einen eigenen Lichtstil oder Präferenzen zu haben. Man sollte sich aber nicht derartig beschränken, dass man seine persönliche Botschaft nicht mehr vermitteln kann. Das wäre, als hätten Sie sich Fußketten angelegt, die Sie am Fortkommen hindern.

Es ist gut möglich, seinem Lichtstil entsprechende Lichtvisionen zu haben. Jedoch sollten Ihre Visionen unabhängig von Ihrem Stil funktionieren. Wenn kein Fensterlicht vorhanden ist, um zu einer bestimmten Lichtvorstellung beizutragen, die Ihnen für ein Porträt vorschwebt, sollten Sie auch andere Lichtquellen einsetzen können, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Befreien Sie sich von jeglichen Fesseln und Ihre kreative Vision wird sich entwickeln.

Als ich anfing, mich mit Porträtfotografie zu beschäftigen, legte ich alle meine Porträtshootings auf die Zeit eine oder zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Dadurch war es einfacher, mit dem Licht umzugehen. Das harte Sonnenlicht war vorbei – überall, wo ich mich hinwendete, gab es weiches Halbschattenlicht – und ich konnte mich auf das Fotografieren konzentrieren. Außerdem war das Sonnenlicht nicht stark genug, Schatten zu erzeugen, was mir freie Hand gab: eine Spielwiese für einen Fotografen. Wohin auch immer ich oder meine Modelle sich wendeten, überall war das Licht weich und vorhersehbar. Wie war das wundervoll. Gab es irgendwo dennoch so viel Sonnenlicht, dass es Schatten warf, dirigierte ich meine Kunden in den nächsten auffindbaren Bereich mit Halbschatten. Am liebsten waren mir große Gebäude, denn sie warfen so große Schattenbereiche mit weichem Licht, wie ich sie mir nur wünschen konnte.

Gleich nach Beendigung der Aufnahmen kehrte ich zu meinem Computer zurück, lud die Fotos hoch und startete direkt Adobe Photoshop, um den Zauber all der wunderbaren neuen, jüngst erworbenen Photoshop-Filter wirken zu lassen. Ich war vollkommen zufrieden.

Während dieser ersten Jahre hatte ich einen unkomplizierten fotografischen Geschmack. Wenn die eingestellte Belichtung gut genug war, um meine Kunden auf dem LCD der Kamera zu erkennen, hielt ich meine Aufgabe bezüglich des Lichts für erledigt. Ich hatte keine Vorstellung von der großen Macht des Lichts in der Fotografie. Wie die meisten fand ich es leichter, mit dem diffusen Licht am Ende des Tages zu arbeiten, um irgendwelchen Komplikationen aus dem Weg zu gehen. Blitz oder irgendeine andere Form künstlichen Lichts kamen mir gar nicht erst in den Sinn, geschweige denn hätte ich gewusst, wie damit umzugehen wäre. Ich sagte meinen Kunden, wir müssten eine Stunde vor Sonnenuntergang fotografieren, weil das mein »Stil« wäre. Tatsächlich war es die einzige Art von Licht, mit der ich umzugehen wusste.

Die Macht des Lichts in der Fotografie

Zu einem Zeitpunkt während meines ersten Jahres als »Profifotograf« war ich mitten beim Fotografieren auf einer Hochzeit. Die Braut machte sich in einem ziemlich kleinen Raum zurecht, der nur ein kleines Fenster aufwies, durch das etwas natürliches Licht eindrang. Ich bekam Panik! Das weiche, spätnachmittägliche Licht war keine Option und ich war weit entfernt von meiner Komfortzone. Zu dieser Zeit hatte ich keine Vorstellung davon, dass ein Fotograf das Licht lesen, kontrollieren und beeinflussen und selbst Licht schaffen könnte, also tat ich, was die meisten Leute in meiner Situation gemacht hätten: Ich drückte aus jedem möglichen Winkel auf den Auslöser, ohne Rücksicht auf das Licht. Meine Kamera konnte drei oder fünf Aufnahmen pro Sekunde machen und ich nutzte das voll aus. Ich schoss wie verrückt Aufnahmen von der Braut und rief ihr alle möglichen Anweisungen für Posen zu, die nur wilde Improvisationen waren. Der Kopf der Braut wirbelte nur so herum, während sie mich beobachtete, wie ich um sie herumtanzte.

Ich machte in diesem kurzen Zeitraum rund 400 Aufnahmen. Am nächsten Tag lud ich die Fotos von der Hochzeit voller Begeisterung – und auch etwas besorgt – hoch. Ich blätterte durch die Fotos auf der Suche nach dem Abschnitt, wo die Braut sich zurechtmachte. Nachdem ich Hunderte völlig unbrauchbarer Bilder durchgeschaut hatte, wuchs meine Panik allmählich mit jedem Tastendruck. Plötzlich stach ein Foto wie vom mitternächtlichen Strahl eines Leuchtturms getroffen hervor. Es war verblüffend (siehe Bild 1.1). Ein Foto, nur ein einziges aus der Serie der 400 Aufnahmen, war gelungen. In einem Sekundenbruchteil machte ich diese liebliche Aufnahme, bei der vieles durch puren Zufall zusammenwirkte. Das durch das Fenster fallende Licht erhellte das Gesicht der Braut im perfekten Winkel, weil sie gerade die passende Position dazu einnahm. Ihr Ausdruck war gleichzeitig atemberaubend ernst und glamourös.

Ich hatte großes Verlangen, mir vor Begeisterung selbst auf die Schulter zu klopfen, aber dann wurde mir klar, dass ich einfach Glück gehabt hatte. Es waren nicht meine fotografischen Fähigkeiten, die zu so einer wunderbaren Kombination von Bildelementen geführt hatten, sondern einfach nur großes Glück. Könnte ich dieses Foto wiederholen? Niemals! Außer natürlich, ich würde damit fortfahren, Tausende von sinnlosen Fotos im schnellen Serienmodus aufzunehmen und dabei wie ein Verrückter ständig um mein Modell herumzutanzen, bis ich einen weiteren Glückstreffer landete. Nein danke! Ich entschied, dass ich die mit schönem Licht erzielbaren Ergebnisse zu sehr liebte, um sie dem Zufall zu überlassen. Ich entschied mich bewusst dafür, das Licht verstehen zu lernen, so dass ich mich in Zukunft auf meine Fähigkeiten und nicht auf die Geschwindigkeit der Serienaufnahmen meiner neuesten Kamera würde verlassen können.

1.1 Kameraeinstellungen: ISO 800, Blende 1,2, 1/250 Sek.

2

Wie das Licht funktioniert

Um eine Lichtvision zu entfalten, muss man verstehen, dass sich alles Licht grundsätzlich auf die gleiche Weise verhält. Sonnenlicht unterscheidet sich nicht von dem Licht, das von einem Blitzlicht kommt, was wiederum dasselbe ist wie Filmlicht. Licht ist eine Form von Energie, die man als elektromagnetische Strahlung bezeichnet. Sie breitet sich in Schwärmen von Teilchen aus, die man Photonen nennt. Diese Photonen transportieren ein elektromagnetisches Feld, das mit einer bestimmten Frequenz schwingt. Je höher die Frequenz, desto höher ist die Energie, die jedes Photon mit sich trägt. Auch wenn wir das elektromagnetische Feld selbst nicht sehen können, nehmen wir doch dessen Frequenz als Farbe wahr. Zum Beispiel hat rotes Licht eine viel niedrigere Frequenz als blaues Licht, was bedeutet, dass rotes Licht weniger Energie als blaues enthält. Wie gesagt, je hochfrequenter das elektromagnetische Feld eines Photons ist, desto mehr Energie transportiert es.

Wie wir mit dem Auge Farben wahrnehmen

Das menschliche Auge interpretiert die unterschiedlichen Energien als verschiedene Farben des Lichts. So gesehen sind Grün, Blau, Rot, Gelb, Weiß usw. im Grunde nichts anderes als unterschiedliche Frequenzen des Lichts, des elektromagnetischen Felds, das jedem Photon zugeordnet sind. Wenn eine Gruppe von Photonen mit unterschiedlichen Frequenzen auf ein Objekt trifft – beispielsweise auf eine Erdbeere – wird die Oberfläche der Erdbeere alle Frequenzen absorbieren, die nicht rot sind, und nur die unserem Auge und Gehirn rot erscheinenden Frequenzen reflektieren. Wenn Ihre Netzhaut diese spezielle Wellenlänge von der Oberfläche der Erdbeere empfängt, teilt Ihnen Ihr Gehirn mit, dass deren Oberfläche rot ist. (Eine interessante Tatsache: Das menschliche Auge kann eine größere Vielfalt an warmen Farbtönen wahrnehmen als an kühlen.)

Das menschliche Gehirn nimmt eine Oberfläche als weiß wahr, wenn diese alle Frequenzen reflektiert und keine davon absorbiert. Ähnlich sieht das menschliche Gehirn Schwarz, wenn eine Oberfläche die Photonen aller (sichtbaren) Frequenzen absorbiert und keine davon in das Auge reflektiert. Der Grund, warum man sich in schwarzer Kleidung unter vergleichbaren Umständen deutlich wärmer fühlt, als wenn man weiße Kleidung trägt, liegt darin, dass die schwarze Farbe alle Energie aus den auftreffenden Photonen absorbiert, wodurch sie sich erwärmt. Trägt man ein weißes Hemd oder fährt man ein weißes Auto, fühlt sich das kühler an, weil die weiße Farbe alle Energie reflektiert und keine absorbiert, wodurch die Oberfläche kühler bleibt. Durch einfache Kombination der Anteile der drei primären Lichtfarben – Rot, Grün und Blau – lassen sich alle Farben des sichtbaren Spektrums erzeugen. Diese Information darüber, wie wir Farben wahrnehmen, ist sehr nützlich für die Analyse der verschiedenen Objekte, mit denen man in einer beliebigen Umgebung zu tun hat, und ebenso für die Entscheidung, wo man jemanden fotografieren will. Es schadet nicht, sich ein wenig Grundwissen über die unschätzbar wertvolle Strahlungsenergie zu verschaffen, die wir benötigen, um unsere Fotos zu machen.

Jedes Licht verhält sich auf die gleiche Weise

Glücklicherweise gelten die Gesetze der Physik für jedes Licht. Das wird sich nie ändern. Was bedeutet das für uns? Es bedeutet, dass sich das von unserem neuen Blitz reflektierte Licht auf genau die gleiche Weise verhält wie das Sonnenlicht oder das Licht einer konstanten Lichtquelle, zum Beispiel ein Videolicht. Das Licht von einer Lampe in Ihrem Schlafzimmer verhält sich genauso wie das Licht des teuersten Blitzes auf dieser Erde. Einer der größten geistigen Schritte, die ein Fotograf machen kann, besteht in der Erkenntnis, verschiedene Lichtquellen nicht unterschiedlich zu behandeln, sondern zu bedenken, dass Licht unabhängig von seiner Quelle immer denselben physikalischen Gesetzen folgt.

Zur Veranschaulichung dieses Umstands richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die folgenden Bilder. Jede dieser Aufnahmen wurde unterschiedlich und mit verschiedenen Lichtquellen beleuchtet, dennoch ist es schwierig zu unterscheiden, welche Aufnahmen mit welcher Art von Licht aufgenommen wurden. Ins Auge springt, wie jedes Foto auf eigene Weise ausgeleuchtet ist und wie es aufgrund der Lichtsetzung eine klare und charakteristische Aussage enthält. Es spielt keine Rolle, welche Art von Lichtquelle ich verwendet habe; von Bedeutung ist, dass ich das Licht so manipuliert habe, dass es das ausdrückt, was ich mir vorgestellt habe, und dass ich es entsprechend positioniert habe. Je nach Umständen kann das Licht bei einer Aufnahme schwach, stark, hart, weich, gerichtet usw. sein. Anstatt sich an die Umstände anzupassen, denken Sie daran, die Umstände Ihren Anforderungen anzupassen! Sie sind der Fotograf und Sie dürfen bestimmen.

Bild 2.1 wurde ausschließlich bei natürlichem Licht aufgenommen. Die Bedingungen in dem Raum waren vorteilhaft, weil sich direkt vor der Frau, Dylan, ein Fenster befand und hinter ihr eine weiße Wand. Das Fenster trug dazu bei, das Licht der Sonne weicher zu machen, da es durch das Fenster kam und sich breiter verteilte, als wenn die Sonne Dylan direkt beleuchtet hätte. Aber was wirklich meine Aufmerksamkeit fesselte, waren die Umstände in dem Raum, die zu einem sehr dynamischen Licht auf Dylans Gesicht und ihrem Blumenhaarschmuck führten. Außerdem wurde ihr Rücken sehr schön durch den Widerschein von der Wand hinter ihr beleuchtet, die das Licht vom Fenster auf sie zurückwarf. Wäre das Fenster nicht dagewesen, hätte ich einen Blitz mit Softbox verwenden können, um dasselbe erstaunliche Licht zu erzeugen.

In Bild 2.2, das Laura und Kenzie zeigt, waren die Umstände ebenso vorteilhaft, um ein großartiges Porträt zu erzeugen. Diesmal war das Sonnenlicht aber nicht kräftig genug, um einen so starken Eindruck zu erzeugen, wie ich ihn mir vorstellte. Wenn ich dieses Foto auf meinen Workshops zeige, fällt es den Teilnehmern schwer zu glauben, dass 70 % des Lichts auf diesen zwei Frauen von einem Blitz stammt. Das Umgebungslicht machte bei diesem Porträt nur 30 % aus. Die meisten Leute glauben, der Einsatz eines Blitzes würde die Weichheit des Lichts zerstören, aber das war nicht der Fall, weil sich das vom Blitz kommende Licht genauso verhält wie das von der Sonne stammende Licht. Ich habe einfach mit meinem Blitz dort Licht hinzugefügt, wo die Sonne zu wenig Kraft hatte. So konnte ich meine Vision zum Leben erwecken. Beachten Sie, wie wunderschön die Spitzlichter in ihren Augen sind. Das Licht ist weich, ergänzend und es bringt Leben in ihre Augen. Wenn ich mich selbst für einen reinen »Naturlicht-Fotografen« gehalten hätte, wäre die Schönheit dieses Porträts verlorengegangen. Es gab nicht genügend Umgebungslicht, um es funktionieren zu lassen … es sei denn, ich hätte die ISO-Einstellung meiner Kamera auf ungefähr 1600 erhöht, um die Lichtintensität künstlich scheinbar zu erhöhen – und selbst dann wäre die Aufnahme nicht so gelungen. Sie mögen den Look des natürlichen Lichts wertschätzen, aber als vielseitiger und erfahrener Fotograf sollten Sie sich nicht darauf beschränken. Je vielseitiger die Ausrüstung in Ihrem Gepäck, desto besser.

2.1

2.2

Das Modefoto von Modell Kiara, das in Bild 2.3 zu sehen ist, wurde mit einem leistungsstarken Studioblitz erzeugt. Während der Aufnahme stand die Sonne fast genau über uns und warf einen wenig strukturierten Schatten auf die Wand. Der Schatten geriet sehr kurz, aber er genügte, um mich auf eine Idee zu bringen. Anstatt ein Ablenkungselement zu bilden, wurde der Schatten zum Zentrum meiner neuen Bildidee. Ich wollte, dass der Schatten genauso viel über Kiaras Kopfbedeckung aussagte wie über sie selbst. Um das zu erreichen, musste ich einen 1200-Watt-Blitz links von der Kamera anordnen, der auf ihren Rücken gerichtet war und sich etwa zwei Meter über dem Boden befand. Ich unterdrückte das Umgebungslicht in meiner Aufnahme völlig, indem ich die niedrigste verfügbare ISO-Einstellung wählte und die Belichtungszeit auf den kürzesten Wert mit Blitzsynchronisation an meiner Phase-One-Kamera einstellte: 1/1600 Sekunde. Ich stellte die Leistung des Studioblitzes so hoch wie möglich ein, so dass der Kamerasensor nur das Licht des Blitzes und nicht das der Sonne erfasste. Meine Vision war, den Schatten von Kiara und ihrer Kopfbedeckung so kräftig abzubilden