Perry Rhodan 117: Die gestohlene Raumflotte - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 117: Die gestohlene Raumflotte E-Book

Clark Darlton

0,0

Beschreibung

Der große Coup der kosmischen Diebe! - 922 Raumschiffe werden entführt! Die unheilvolle Epoche des Thomas Cardif hat ihr Ende gefunden, und Perry Rhodan ist wieder heimgekehrt. Drei Wochen sind seit der Rückkehr des echten Administrators vergangen, und während dieser Zeit war Perry Rhodan kaum zur Ruhe gekommen. Konferenzen auf Konferenzen fanden statt. Rhodan hatte viel zu regeln, zu klären und vieles wiedergutzumachen, was Cardif, der Usurpator, während seiner Herrschaft in Unordnung gebracht hatte. Kein Wunder, wenn sich der Administrator nach getaner Arbeit und überstandenen Strapazen auch einmal ausruht und Urlaub macht. Aber die ganze Arbeit scheint noch nicht getan zu sein, denn mitten in diesen Urlaub hinein platzt Atlans Nachricht! Der Imperator von Arkon berichtet Perry Rhodan nochmals von jenen 1000 modernen Robotschiffen, die er seinerzeit, als Cardif die ganze Milchstraße in Unruhe versetzte, den Akonen überließ. Perry Rhodan weiß, wie gefährlich diese Raumschiffe, darunter 20 Superriesen der Imperium-Klasse, in den Händen der tüchtigen und fähigen Akonen werden können, und zusammen mit Atlan macht er einen Plan, der zu dem Unternehmen DIE GESTOHLENE RAUMFLOTTE führt...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2011

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 117

Die gestohlene Raumflotte

Der große Coup der kosmischen Diebe! – 992 Raumschiffe werden entführt!

von CLARK DARLTON

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Impressum

Die unheilvolle Epoche des Thomas Cardif hat ihr Ende gefunden, und Perry Rhodan ist wieder heimgekehrt.

Drei Wochen sind seit der Rückkehr des echten Administrators vergangen, und während dieser Zeit war Perry Rhodan kaum zur Ruhe gekommen.

Konferenzen auf Konferenzen fanden statt. Rhodan hatte viel zu regeln, zu klären und vieles wiedergutzumachen, was Cardif, der Usurpator, während seiner Herrschaft in Unordnung gebracht hatte.

Kein Wunder, wenn sich der Administrator nach getaner Arbeit und überstandenen Strapazen auch einmal ausruht und Urlaub macht.

Aber die ganze Arbeit scheint noch nicht getan zu sein, denn mitten in diesen Urlaub hinein platzt Atlans Nachricht! Der Imperator von Arkon berichtet Perry Rhodan nochmals von jenen 1000 modernen Robotschiffen, die er seinerzeit, als Cardif die ganze Milchstraße in Unruhe versetzte, den Akonen überließ.

Perry Rhodan weiß, wie gefährlich diese Raumschiffe, darunter 20 Superriesen der Imperiumklasse, in den Händen der tüchtigen und fähigen Akonen werden können, und zusammen mit Atlan macht er einen Plan, der zu dem Unternehmen DIE GESTOHLENE RAUMFLOTTE führt ...

Die Hauptpersonen des Romans

Stanislaus Jakobowski und Axel Wiener – Die Repräsentanten des Solaren Imperiums auf der Hauptwelt der Akonen.

Auris von Las-Toór – Eine schöne und intelligente Frau.

Atlan – Imperator von Arkon und Perry Rhodans Freund.

Perry Rhodan – Der Administrator betätigt sich als Flottendieb.

Gucky und Torero – Der eine lässt Mohrrüben liegen, der andere stiehlt Schaltkapseln.

Morkat

1.

»... Und für mich ein Glas Milch«, schloss sich der Mausbiber Gucky der Bestellung an und grinste dem weißbefrackten Kellner mit blitzendem Nagezahn vergnüglich zu. »Lauwarm.«

Der Kellner des Goshun-Segel-Clubs war über die Zumutung, einem Gast Milch bringen zu müssen, keineswegs erschüttert. Außerdem kannte er Gucky und seine Gewohnheiten. Er zog mit einem »Ganz wie Sie wünschen, Sir« ab und verschwand in Richtung Theke. Gucky strahlte über das ganze Gesicht und sah sich triumphierend um.

»Der Mann hat Bildung«, stellte er fest und zog eine angeknabberte Karotte aus der Tasche seiner Uniformhose.

»Du aber nicht«, sagte Perry Rhodan mit mildem Vorwurf. »Das Mitbringen eigener Verpflegung ist im Club nicht erwünscht. Wovon sollte das Unternehmen denn existieren, wenn das jeder machte?«

Gucky biss herzhaft in die Karotte.

»Bin ich ›jeder‹?«, erkundigte er sich leicht schockiert und betrachtete dann mit träumerischem Blick die weißen Segel auf der blauen Fläche des nahen Sees. Das Clubhotel lag auf einer Anhöhe, und man hatte von hier aus eine wunderbare Fernsicht. Der Salzsee in der ehemaligen Wüste Gobi hatte nichts mehr mit dem einsamen Gewässer früherer Jahrhunderte gemeinsam. Die unmittelbare Nachbarschaft der Weltmetropole Terrania hatte aus dem vergessenen Salzsee ein Erholungszentrum ersten Ranges gemacht. An seinen Ufern standen die Wochenendhäuser der naturliebenden Stadtbewohner. Abends – oder auch schon nachmittags, wie heute – traf man sich im Club.

Perry Rhodan taten die wenigen Stunden der Erholung gut. Die vergangenen drei Wochen waren alles andere als schön gewesen. Das Erbe seines Sohnes Thomas Cardif hatte in Ordnung gebracht werden müssen – und nun war es geschafft. Täglich hatte Rhodan Konferenzen führen müssen, um alle Fehler wieder auszubügeln, die sein verräterischer Sohn begangen hatte, während er seine Stelle einnahm. Die schon beginnende Revolte in der Raumflotte war im Keim erstickt, als sich herausstellte, dass nicht Rhodan, sondern sein Doppelgänger Cardif die unsinnigsten Befehle ausgab und so das Gefüge des Solaren Imperiums erschütterte.

Die verhafteten Regierungsmitglieder waren entlassen und die von Arkon zurückgezogenen Terraner wieder in ihre Posten eingesetzt worden. Durch allgemeine Rundrufsendungen informierte Rhodan alle Intelligenzen der Galaxis über den Verlauf der tragischen Geschehnisse und gab den Tod seines Sohnes bekannt. Er verschwieg aber auch nicht, dass die von Cardif eingeführte Flottenaufrüstung in gleichem Maßstab beibehalten würde.

Ebenfalls beibehalten wurde auch das Notstandsgesetz, das damals Cardif und heute Rhodan ermächtigte, nach eigenem Ermessen Entscheidungen höchster Bedeutung zu treffen, wenn die allgemeine Lage das erforderte.

Das Wichtigste war geregelt. Dieses Wochenende war der Erholung gewidmet, denn Rhodan war in den vergangenen drei Wochen kaum zur Ruhe gekommen und hatte oft nur wenige Stunden geschlafen, ehe neue Entscheidungen seine Anwesenheit erforderten. Es gab keinen besseren Erholungsplatz als den Goshunsee, denn er lag nur wenige Kilometer von der Verwaltungszentrale des Solaren Imperiums entfernt. In wenigen Minuten konnte ein Fluggleiter Rhodan nach Terrania bringen.

Reginald Bull – auch schlicht und einfach Bully genannt – streckte die Beine weit von sich. Er genoss diese Stunden, die er allein mit seinem Freund Rhodan verbringen konnte. Es kam selten genug vor, dass der Administrator und damit Regierungschef der Erde Zeit für sich und seinen ältesten Freund hatte. Allerdings ließ es sich nicht vermeiden, dass auch Gucky mit von der Partie war. Schließlich lag sein Wochenendhaus direkt neben dem Bullys – und außerdem war er in der Tat zumindest Rhodans zweitbester Freund. Auch wenn er kein Mensch, sondern »nur« ein Mausbiber war.

»Du solltest dich auf vornehmere Gemüsesorten umstellen«, knurrte Bully gönnerhaft und sah zu, wie Gucky den Rest der Karotte verschwinden ließ. »Spargelspitzen passen eher zu deiner Position als fähigster Mutant des Korps.«

Gucky gähnte gelangweilt.

»Die Menschen sind merkwürdige Geschöpfe. Sie essen Artischocken und Austern, weil das vornehm ist. Nicht etwa deshalb, weil sie ihnen schmecken – o nein! Gut, Spargel lasse ich mir gefallen, aber den kann man so schlecht in den Taschen unterbringen. Außerdem liebe ich Karotten. Also esse ich sie. Nun, Dicker, hast du ein Gegenargument?«

Bully war zu faul zum Diskutieren. Er ließ sich von der Sonne bescheinen. Außerdem kam gerade der Kellner mit den bestellten Getränken. Gucky griff nach seinem Glas und kostete die Milch. Er nickte dem Kellner dankbar zu.

»Lauwarm«, bestätigte er und räkelte sich wenig vornehm.

Rhodan genoss den Frieden in vollen Zügen. Hier draußen im Club kannte ihn zwar jeder, aber niemand kümmerte sich um ihn. Hier war er ein Mensch wie jeder andere, und sein Wunsch nach Erholung wurde respektiert.

Die Sonne wanderte nach Westen, aber es blieb noch warm, fast zu warm. Unten am Ufer tummelten sich die Badelustigen. Das Wasser des Salzsees trug erstaunlich gut, und sogar Nichtschwimmer konnten sich ohne Gefahr in tiefes Gewässer wagen. Ertrinken wäre direkt ein Kunststück gewesen, und der Tauchsport war nur mit Hilfe schwerer Bleigürtel möglich.

»Ich bin froh, dass alles vorbei ist«, murmelte Bully wohlig müde und lehnte sich weiter zurück, nachdem er an seinem Bier genippt hatte. »Alles wird sich wieder einspielen und wie früher sein. Es ist nichts verloren.«

Rhodan sah an ihm vorbei.

»Nein«, sagte er dann, »es ist nichts verloren. Ich muss so tun, als hätte ich niemals einen Sohn besessen – und eigentlich war es ja auch so. Oder kann jemand behaupten, Cardif wäre wie mein Sohn gewesen? Er sah so aus wie ich, das stimmt. Aber wir waren zu verschieden. Er ähnelte nicht einmal seiner Mutter.«

Zwei jüngere Offiziere in der Ausgehuniform der Raumflotte gingen vorbei und grüßten in respektvoller Zurückhaltung. Rhodan gab den Gruß freundlich zurück.

»Atlan wird froh sein«, vermutete Bully, »dass er weiterhin auf uns zählen kann. Was wäre das arkonidische Imperium ohne die Hilfe der Erde?«

Rhodan runzelte die Stirn. Er schloss die Augen für eine Sekunde und sah dann hinauf in den wolkenlosen Himmel.

»Wenn ich an Atlan denke, dann meine ich immer, wir hätten etwas vergessen. Irgend etwas war mit Atlan in Zusammenhang mit Cardif, aber ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Vielleicht war es aber auch eine Nebensächlichkeit.«

Es war immerhin erstaunlich, dass Rhodan trotz seines fast fotografischen Gedächtnisses etwas vergessen haben wollte. Bully war davon überzeugt, dass es nicht »Vergessen« im eigentlichen Sinn war, sondern einfach ein Nicht-Beachten.

»Wenn es von Bedeutung ist, Perry, wird Atlan dich daran erinnern. Gehen wir segeln? Mein Boot liegt bereit.«

»Au, fein!«, freute sich Gucky und trank seine Milch aus. »Bully, du bist doch so freundlich und zahlst.«

Rhodan bemerkte das verdutzte Gesicht seines Freundes und winkte lächelnd den Kellner heran. Minuten später erhoben sie sich und schritten zum Seeufer hinab, wo das kleine Segelboot im Hafen lag. Es ging nur wenig Wind, aber das war den beiden Männern und Gucky nur recht. Sie segelten, um sich zu erholen, nicht aber, um jeden Augenblick umgeworfen zu werden.

Gemächlich trieb das kleine Boot vom Ufer weg. Vorn auf dem Deck lag Rhodan lang ausgestreckt und genoss die Ruhe. Bully bediente Segel und Ruder. Gucky durchstöberte die winzige Kabine nach etwas Essbarem. Es war ein Bild, wie man es sich friedlicher nicht vorstellen konnte.

Gucky kam wieder aus der Kabine. Er nörgelte: »Nichts zu finden. Nur Konserven und Alkohol.«

Rhodan starrte hinauf in den Himmel und seufzte. Niemand konnte wohl ahnen, wie gut ihm diese Stunde tat, in der er nichts anderes zu erledigen hatte, als in dem leichten Schaukeln des Bootes das Gleichgewicht zu halten und die Augen zu schließen, wenn sich die Sonne in sein Blickfeld schob.

»Geh schwimmen, Kleiner!«, empfahl Bully und klemmte das Ruder fest. »Ich ziehe mir nur eben die Sachen aus.«

Fünf Minuten später tummelten sich die beiden Freunde in der Flut. Rhodan hatte sich auf den Bauch gedreht und schaute ihnen zu. Wenn Gucky mit Hilfe des Bleigürtels in die klare Tiefe hinabtauchte, konnte er ihn leicht verfolgen, ohne ihn aus den Augen zu verlieren. Bully lag lieber auf dem Wasser in der Sonne und ließ sich bräunen.

Mitten hinein in dieses Idyll ertönte ein leises Summen.

Rhodan setzte sich aufrecht hin und hob den Arm. Mit der anderen Hand drückte er einen Knopf des winzigen Allzweckgerätes am Gelenk ein.

»Rhodan hier. Wer ruft?«

»Terrania. Hyperfunk-Vermittlung. Arkon möchte eine Direktverbindung. Soll ich einblenden, oder wollen Sie zur Zentrale kommen?«

Rhodan überlegte nur zwei Sekunden. Es würde zu lange dauern, bis er in Terrania war. Er musste eben auf das Funkbild verzichten und sich mit der Akustik begnügen.

»Schalten Sie um auf mein Gerät.«

Inzwischen war Bully aufmerksam geworden. Er schwamm näher an das Boot heran. Gucky tauchte auf. Er war Telepath und hatte Rhodans Gedanken auch unter Wasser empfangen und war somit bereits informiert.

Rhodan drehte die Lautstärke des kleinen Empfängers auf. Er wartete.

»Ob es Atlan ist?«, fragte Bully und kletterte an Bord. Zu seinen Füßen sammelte sich das ablaufende Wasser, und bald stand er in einer Lache. Gucky blieb im Wasser und ließ sich treiben. Er war nicht auf das gehörte Wort angewiesen. Der Wind hatte sich fast völlig gelegt. Ringsum war es still und friedlich.

»Wer sonst?«, meinte Rhodan. »Was mag er wollen? Hoffentlich nichts Ernstes.«

»Hier Arkon!«, ertönte es plötzlich aus dem winzigen Gerät an Rhodans Handgelenk. »Hyperfunk-Zentrale Arkon. Gonozal VIII. wünscht Perry Rhodan, Administrator des Solaren Imperiums, zu sprechen.«

Gonozal VIII. war der offizielle Name Atlans, seit er Imperator von Arkon geworden war. Der unsterbliche Arkonide, der fast zehntausend Jahre unerkannt auf der Erde gelebt hatte, war endlich in sein heimatliches Sternenreich zurückgekehrt, um das Erbe seiner Vorfahren anzutreten. Die Erde konnte sich keinen besseren Bundesgenossen und Freund wünschen.

»Rhodan spricht. Verbinden Sie!«

Wenn man sich vorstellte, dass die Funkwellen im Bruchteil einer Sekunde den Raum von vierunddreißigtausend Lichtjahren überbrückten und die Stimme des Arkoniden, durch Relais-Stationen verstärkt, aus Rhodans winzigem Empfangsgerät kam, wurde einem bewusst, welchen gewaltigen Sprung die Entwicklung in letzter Zeit gemacht hatte.

»Hörst du mich, Perry? Hier Atlan. Warum erscheint dein Bild nicht auf meinem Schirm?«

»Ich bin nicht im Schaltzentrum, Atlan. Wir müssen uns mit dem Ton begnügen. Was gibt es?«

»Eigentlich nichts«, kam es zurück, und Bully stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Er ging zum Ruder und gab dem Boot eine neue Richtung. Bei dem gegenwärtigen Wind würden sie mehr als eine Stunde benötigen, um den kleinen Hafen wieder zu erreichen. Der Sonnenrand berührte bereits die fernen Bergspitzen.

»Es ist schön, deine Stimme zu hören«, gab Rhodan ebenfalls erleichtert zurück und entspannte sich. Es kam nur selten vor, dass ein Hyperfunkgespräch über derartige Entfernungen harmloser Natur war. »Du möchtest sicher wissen, was inzwischen auf der Erde geschehen ist.«

»Deine zurückgekehrten Terraner gaben mir Bericht. Du hattest Glück, dass ich dich befreien konnte und Cardif getötet wurde. Immerhin hast du ihm den Besitz des Zellaktivators zu verdanken. Du bist nun so unsterblich wie ich.«

»Der Dank gebührt dem Wesen von Wanderer«, korrigierte Rhodan sachlich, »auch wenn seine Existenz mich fast das Leben gekostet hätte. Doch nun sollten wir die Vergangenheit ruhen lassen und erneut an die Gestaltung der Zukunft denken. Die Probleme, die Cardif schuf, sind beseitigt. Eine große Gefahr ist gebannt. Wir werden ...«

»Einen Augenblick«, unterbrach ihn Atlan und es schien, als sei in seiner Stimme eine Spur von Besorgnis. »Nicht alle Probleme wurden aus der Welt geschafft. Vergiss die Akonen nicht!«

Rhodan begriff nicht sofort, was Atlan meinte.

»Die Akonen sind kein Problem, Atlan. Wir haben einen Vertrag mit ihnen und einen festen Handelsstützpunkt auf Sphinx, ihrem Hauptplaneten. Sie werden es nicht wagen, gegen dich oder mich vorzugehen, denn sie besitzen nur Materietransmitter, aber keine Raumflotte. Wenn sie auch die Stammväter der heutigen Arkoniden sind, so bedeutet das noch lange nicht ...«

Abermals wurde er durch Atlan unterbrochen: »Da haben wir es, Rhodan! Keine Raumflotte! Natürlich haben die Akonen jetzt eine Raumflotte – und zwar genau eintausend moderne Schiffseinheiten. Ich musste sie an Akon liefern, weil Cardifs Taten mich dazu zwangen.«

Bully hatte Atlans Worte gehört. Er hielt in seinen Bewegungen inne und sah zu Rhodan hinüber. Ihm war, als verschwände das gesunde Braun aus dem Gesicht seines Freundes und mache einer tödlichen Blässe Platz.

»Tausend Schiffe ... mein Gott!«

Für Sekunden war Stille. Dann sagte Atlan: »Ja, darunter zwanzig Riesen der Imperiumklasse. Eine nicht zu verachtende Streitmacht – das schlimmste Erbe, das Cardif uns hinterließ!«

»Und ich hätte es fast vergessen!«, warf Rhodan sich vor und fühlte zugleich Erleichterung, dass das endlose Suchen in seiner Erinnerung nun aufgehört hatte. Jetzt wusste er, was ihn in den letzten Tagen so unbewusst gequält hatte. »Was müssen wir tun, Atlan?«

»Was sollen wir tun? Auf keinen Fall dürfen wir die Verträge brechen und versuchen, die Flotte mit Gewalt zurückzuholen. Niemand würde uns dann noch trauen. Nein, es muss einen anderen Weg geben, die Flotte der Akonen auszuschalten.«

»Wir werden uns treffen, Atlan, und du bringst die genauen Unterlagen über die gelieferten Schiffe mit. Uns wird schon ein Plan einfallen, wie wir sie zurückerhalten, ohne den Vertrag zu brechen. In fünf Stunden erhältst du die genauen Koordinaten des Treffpunktes von meiner Zentrale. Sagen wir ... am zehnten November, Terra-Zeit.«

»Gut, Perry. Ich werde dort sein. Ich bringe die Unterlagen mit – und du eine gute Idee.«

»Einverstanden, Atlan. Viel Glück bis dahin.«

Die Verbindung brach ab. Rhodan schaltete den Empfänger aus und sah Bully an.

»Ich fürchte, unser Urlaub nähert sich wieder einmal seinem Ende. Wir müssen einige Vorbereitungen treffen.« Er betrachtete die schlaff herabhängenden Segel. »Na ja, dagegen ist wohl im Augenblick nichts zu machen.«

»Gott sei Dank nicht«, piepste Gucky schadenfroh und tauchte unter dem Boot durch, um auf der anderen Seite wieder zu erscheinen. »Ich bin schneller am Ufer als ihr mit dem langweiligen Kahn.«

Bully rührte das keineswegs. Er klemmte das Ruder fest und kam zu Rhodan aufs Vordeck.

»Glaubst du wirklich, dass uns die Akonen mit tausend Schiffen gefährlich werden könnten?«

Rhodan nickte.

»In Verbindung mit ihrer hervorragenden Technik können sie das allerdings – wenn wir sie in Ruhe lassen. Das aber werden wir nicht.«

Für den Rest der gemächlichen Fahrt hüllte er sich in Schweigen.

*

Am zehnten November des Jahres 2103 trafen sich Atlan und Rhodan auf einem nahezu unbewohnten Planeten zwischen Terra und Arkon. Sie waren froh darüber, keine pompösen Zeremonien über sich ergehen lassen zu müssen, wie es auf Arkon der Tradition gemäß üblich war. Hier waren sie so gut wie allein. Arkons Stützpunkt war fast ausschließlich von Robotern bemannt, und die Eingeborenen kümmerten sich nicht um die fremden Besucher. Die beiden Schiffe ruhten nebeneinander auf dem provisorischen Raumhafen. Da die Atmosphäre der Arkons oder Terras entsprach, verließen die beiden Männer in Begleitung zweier Kampfroboter ihre Schiffe und trafen sich unter freiem Himmel. Sie spazierten ein Stück dem nahen Fluss zu und ließen sich auf einem grasigen Hügel nieder.

Die rötliche Sonne stand fast senkrecht über ihnen, aber es war nicht zu warm. Ein frischer Wind kam aus Osten. Nur wenige Wolken zogen unter dem rosa gefärbten Himmel dahin.

Atlan seufzte und meinte: »Du ahnst nicht, wie sehr ich mich nach so einer wohltuenden Einsamkeit gesehnt habe, Perry. Ein Fluss, ein Stück Wiese, keine Menschen! So etwas kann es auf Arkon niemals geben. Die Leibwachen lassen mich keine Sekunde aus den Augen. Immer wieder stolpert man über die Höflinge und muss sich ihre Phrasen anhören. Hier aber ...«