Perry Rhodan 13: Die Festung der sechs Monde - K.H. Scheer - E-Book

Perry Rhodan 13: Die Festung der sechs Monde E-Book

K.H. Scheer

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Beschreibung

Die Topsider halten ihre Festung für uneinnehmbar - aber sie haben nicht mit den Mutanten gerechnet... Seit der Invasion der Individualverformer, die Perry Rhodan mit Hilfe der arkonidischen Technik und der Kräfte seiner Mutanten erfolgreich abwehrte, ist einige Zeit vergangen. Die Dritte Macht steht jetzt gefestigt da und stellt trotz ihrer geringen territorialen Ausdehnung die stärkste Macht der Erde dar. Das eindrucksvollste Denkmal dieser Macht ist Galacto-City, eine supermoderne Stadt mit einem riesigen Raumhafen und großen, fast voll-robotisierten Industrieanlagen. Dann tritt plötzlich der "Fall Götterdämmerung" ein, Galacto-City wird in den Alarmzustand versetzt, und Perry Rhodan startet mit der GOOD HOPE, dem Beiboot des zerstörten Arkonidenraumers, in das System der Wega...

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Nr. 13

Die Festung der sechs Monde

Die Topsider halten ihre Festung für uneinnehmbar – aber sie haben nicht mit den Mutanten gerechnet ...

von K. H. SCHEER

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Impressum

Mit Hilfe seiner Mutanten hat Perry Rhodan, der Herr der Dritten Macht, es nicht nur fertiggebracht, ein gigantisches Schlachtschiff zu erobern, sondern auch die echsenähnlichen Invasoren aus Topsid von den Hauptplaneten des Wega-Systems zu verdrängen.

Aber die Kommandeure der Topsid-Flotte wissen, dass ihr diktatorischer Herrscher jede Niederlage als unentschuldbares Verbrechen ansieht, und so ziehen sie sich mit dem Rest ihrer Flotte an den Rand des Wega-Systems zurück, um dort eine Festung zu errichten: DIE FESTUNG DER SECHS MONDE, die ihnen als Ausgangsbasis für einen neuen Angriff dienen soll ...

Doch wiederum haben sie Perry Rhodans Mutanten außer acht gelassen – und Crest, den Arkoniden ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Nicht nur auf der Erde, sondern auch im System der Wega wird dieser Mann als Machtfaktor Nummer 1 angesehen.

Reginald Bull – Rhodans engster Vertrauter.

Sergeant Calverman – Seine Mission führt in den Tod – aber er stirbt mit einem Lächeln auf den Lippen.

Thort – Der Herrscher der Ferronen. Er hält Rhodan für einen Arkoniden.

Chaktor – Ein Ferrone, der bei der kommenden Entscheidung eine wichtigere Rolle spielt, als es sein Rang als Verbindungsoffizier erwarten lässt.

Thora und Crest – Zwei »echte« Arkoniden.

Ishy Matsu, John Marshall und André Noir – Drei Angehörige von Rhodans Mutantenkorps. Sie werden planmäßig »erschossen«.

1.

Das grelle Pfeifen und Donnern des Ausschleusungsmanövers war wie ein Tiefschlag gewesen – seelisch und körperlich. Sie hatten den zermürbenden Hieb einer mechanisierten Gewalt mit stoischer Ruhe ertragen und mit dem Gedanken geliebäugelt, den langen Anreiseflug in möglichst bequemer Lage zu überstehen.

Als sie die starken Impulstriebwerke ihrer winzigen Raumjäger auf Vollschub geschaltet und die Selbststeuerpositronik auf das befohlene Zielgebiet einjustiert hatten, war die Periode der Entspannung gekommen.

So waren sie im freien Fall und mit annähernd Lichtgeschwindigkeit durch das riesenhafte Planetensystem eines Sterns gerast, der nach den glaubwürdigen Aussagen der Astronomen 27 Lichtjahre von der heimatlichen Erde entfernt stand.

Nun, die drei Galaktonauten gehörten nicht zu den Männern, die allzuoft über den Sinn oder Unsinn eines erhaltenen Befehls nachzugrübeln pflegten. Der Patrouillenflug des kleinen Raumjagdverbandes schien zudem noch erforderlich zu sein. Warum also darüber nachdenken!

Die S-7, das Mutterschiff des ausgeschleusten Verbandes, stand auf Warteposition nahe des 38. Planeten der Riesensonne Wega. Die Schleusenpforten der S-7 waren empfangsbereit geöffnet, und hinter den Schaltungen der Zugstrahl-Projektoren saßen zuverlässige Männer und Kameraden. Nach dem erfüllten Auftrag musste es eine reine Routineangelegenheit sein, die drei Patrouillenjäger wieder an Bord des Mutterschiffes zu nehmen, wo dann alle Annehmlichkeiten eines sauber durchdachten Dienstbetriebes zur Verfügung standen.

Sie waren zu dritt auf die lange Reise geschickt worden. Drei hervorragende Männer, die nur durch einen unwahrscheinlichen Zufall das mächtige Wega-System aus nächster Nähe gesehen hatten, nachdem sie nur wenige Jahre zuvor auf der fernen Erde das Licht ihrer ureigensten Welt erblickt hatten.

Major Deringhouse fungierte als Kommandant der Raumstreife. Die Sergeanten Rous und Calverman gehörten zu jenen Raumjagdpiloten, die bereits mehr als fünfzig Angriffe gegen die eigenartigen Raumschiffe einer fremden Rasse geflogen hatten. Sie waren mit einem gewissen Gefühl der Sicherheit gestartet. Mit keinem Gedanken hatten sie an die Gefahren gedacht, die ihnen nahe des 40. Planeten ganz zweifellos bevorstanden. Sie verließen sich auf die hohen Beschleunigungswerte ihrer lichtschnellen Jäger, auf ihre guten Nerven und nicht zuletzt auf die starr eingebauten Impulskanonen in den spitzen Schnauzen der Maschinen.

So hatten sie nahezu 12 Stunden lang in ihren zurückgeklappten Pilotensitzen gelegen, bis die Automaten den 40. Planeten angetastet und eingepeilt hatten.

Von da an waren sie munter geworden! Vier der sechs Monde waren klar und einwandfrei zu erkennen. Nummer 4 war eben hinter dem rötlich leuchtenden Riesenball des 40. Planeten hervorgekommen. Diese Welt selbst lag in den äußersten Regionen des Wega-Systems. Demnach war sie erstarrt, unbewohnt und kaum noch von Sonnenwärme betroffen. Daran änderte auch nichts der gewaltige Atomofen eines Sterns, den man als den größten des nördlichen Sternhimmels bezeichnete, vorausgesetzt, man befand sich auf der Erde.

Calverman, der schwarzhäutige, schlank gebaute Galaktonaut mit dem präzisen Denkvermögen und den blitzschnellen Reaktionen einer positronischen Rechenmaschine, hatte die Gefahr – seltsamerweise – zuletzt bemerkt.

Als Rous' schrilles Brüllen durch das überlichtschnell arbeitende Telekom kam, hatte Calvermans Triebwerk bereits einer blitzspuckenden Atomfackel geglichen.

Zur Zeit hing Calverman verkrümmt in seiner engen, von heißen Gasen und Dämpfen erfüllten Pilotenkanzel. Der Druckhelm, den er der reinen Bequemlichkeit halber zurückgeklappt auf den Schultern getragen hatte, war dem Impuls der Druckausgleich-Automatik gefolgt und hatte sich mit einem harten zuschnappenden Klacken in die Magnethalterungen des Halsansatzes eingebettet.

Damit war Calvermans Raumanzug hermetisch abgeschlossen. Alles hatte sauber zu arbeiten begonnen, nur Calvermans Körper hatte versagt. Dazu natürlich noch das lebenswichtigste Element seines Raumjägers – das kraftvolle Impulstriebwerk mit seinen ungeheuren Leistungen.

So trieb sein schwer angeschlagener Jäger unter exzentrischen Trudelbewegungen mehr und mehr auf den allzu nahen 40. Planeten zu, dessen stets stärker werdende Schwere-Einwirkung nicht mehr übersehen werden konnte.

Die Selbststeuerpositronik der Maschine war sofort nach der erfolgten Strukturerschütterung ausgefallen. Dazu hatten die Klimaanlage und der Notstromreaktor ihren Dienst eingestellt. Nur die beiden separaten Bildsprechverbindungen arbeiteten noch auf dem gesonderten Katastrophen-Stromkreis. Er wurde von einer kleinen Laderbank unterhalten.

Sergeant Calverman hatte wenige Minuten nach dem schweren Treffer noch 3218 Grad Celsius in der Kabine; eine Hitze, die seinen Körper ohne die Umhüllung des Spezial-Raumanzuges fraglos in Asche verwandelt hätte.

So bemerkte er kaum etwas davon, zumal die nachglühende Außenzelle seines Jägers die aufgespeicherte Wärme sehr rasch ins Vakuum des Raumes abstrahlte.

Hinter dem hilflos gewordenen Galaktonauten tobte ein Inferno.

Major Deringhouse und Sergeant Rous wehrten sich verbissen ihrer Haut. Solange es ihnen möglich war, die konstruktiven Vorteile ihrer winzigen, ultraschnellen und äußerst wendigen Raumjäger folgerichtig einzusetzen, konnte ihnen so gut wie nichts passieren. Es durfte ihnen nur nicht das geschehen, was Calverman an den Rand des uferlosen Abgrundes gebracht hatte; nämlich ein zufälliger Treffer aus einem der zahllosen Strahlgeschütze des so unverhofft aus dem Hyperraum aufgetauchten Gegners.

Major Deringhouse, jung, drahtig und hochgewachsen, saß mit dem Rücken direkt vor der abschirmenden Strahlschutz-Panzerplatte zum Maschinenraum seines Jägers.

Praktisch bestand die Maschine nur aus einer langen, torpedoförmigen Zelle, die außer der bescheiden dimensionierten Pilotenkanzel nur noch gewaltige Triebwerke und Hilfsaggregate beherbergte. Keinesfalls waren die Jäger dazu geeignet, den einsamen Piloten bequeme Unterkünfte oder gar sanitäre Annehmlichkeiten zu bieten.

Sie waren nicht mehr und nicht weniger als bissige, waffenstrotzende Raumhummeln, die man an Bord weitaus größerer Raumschiffe mitführte, um ihnen gelegentlich Sonderaufgaben zu erteilen.

Die wichtigste davon war die der Erkundung in Raumsektoren, die von großen Fahrzeugen nicht angeflogen werden durften.

Deringhouse verließ sich nicht mehr allein auf die Bild- und Tasterschirme seiner automatischen Ortung. Wohin er auch sah – überall wimmelte es plötzlich von gegnerischen Einheiten, die in einem wahnwitzigen Manöver direkt in das planetarische System der Wega hineingesprungen waren.

Nur so hatte es zu der totalen Überraschung kommen können. Raumschiffe, die sich zur Zeit des Anfluges im übergeordneten, fünfdimensionalen Hyperraum befanden, konnten eben nicht rechtzeitig erkannt werden.

So hatte sich Deringhouse mit seiner kleinen Raumkampfgruppe ausgerechnet an jenem Punkt befunden, wo das Raumschiffgeschwader der nichtmenschlichen Topsider aus dem Hyperraum in das Normaluniversum eingetaucht war.

Wieder sah Deringhouse das nicht ganz lichtschnelle Strahlbündel auf sich zurasen. Sie, die Nichtmenschlichen, schossen genau und präzise, was man aus der vorzüglichen Feuerpositronik erbeuteter Feindschiffe längst herausgelesen hatte. Deringhouse blieb keine andere Wahl, als den eben angesetzten Angriff schleunigst abzublasen, um mit aufheulender Konverterbank und flammenden Steuerborddüsen aus dem Anflugkurs zu scheren.

Auf dem kleinen Bildschirm des Telekoms hing Sergeant Rous' Gesicht. Es war kalkweiß. Seine Lippen glichen blutleeren Strichen, die durch Spiegeleffekte innerhalb der Druckhelmscheibe wellenförmig verzerrt wurden.

Rous stand knapp 1000 Kilometer hinter dem Jäger des Verbandsführers. Doch vor, zwischen, über und unter ihnen flimmerten die hellen Lichtpünktchen topsidischer Großraumschiffe, deren Kommandanten die drei Jäger als lästige Mücken anzusehen schienen. Daran änderten auch nichts die drei Abschüsse, die Deringhouse und Rous im Zuge ihrer verzweifelten Abwehr bereits erzielt hatten. Die ausglühenden Wracks der von Impulsschüssen getroffenen Topsider-Schiffe trieben gleich Calvermans Jäger in Richtung des 40. Planeten davon. Die ungeheure Gravitation des Planetenriesen spielte für intakte Schiffe kaum eine Rolle, wohl jedoch für beschädigte Einheiten mit restlos ausgefallenen Triebwerken. Dazu war die Geschwindigkeit aller Schiffe viel zu gering, um die ansteigende Schwerkraft durch die kinetischen Kräfte einer hohen Fahrt als vernachlässigbar ansehen zu können.

Auch Calvermans Maschine folgte diesem Gesetz. Es hatte eben nicht in Deringhouses Absicht gelegen, mit annähernder Lichtgeschwindigkeit an den zu erkundenden Monden vorbeizurasen. Für wirklich gute Fernbildaufnahmen wären das die ungünstigsten Voraussetzungen gewesen.

Deringhouse hatte allerhand riskiert. Es war bekannt, dass der Gegner die sechs Monde des 40. Planeten als Basis ausgebaut hatte. Zumindest war er dabei, was auch die so urplötzlich aus dem Hyperraum angekommenen Verstärkungen bewiesen.

Deringhouse hatte im Augenblick der vierdimensionalen Strukturerschütterung gewusst, dass diese Nachrichten unbedingt zum wartenden Mutterschiff gelangen mussten und von dort aus zum Chef dieser gewagten Expedition – zu Perry Rhodan.

Augenblicklich dachte Deringhouse vernünftigerweise nur ans Überleben. Der Gegner kannte keine Gnade.

Deringhouse vernahm das helle Kreischen im schwachen Energieschirm seiner Maschine. Der im letzten Augenblick bemerkte Strahlschuss eines kaum sichtbaren Schiffsgiganten mochte die Energie einer Miniatursonne besessen haben.

»Zu langsam, viel zu langsam«, brüllte es aus dem Speziallautsprecher des Telekoms. Das überlichtschnell arbeitende Arkonidengerät übermittelte auch jetzt noch sauber und einwandfrei. Seine übergeordneten Impulse konnten von normalen Störeffekten nicht beeinflusst werden.

»Ich stecke in einem dicken Haufen drin«, schrie Rous weiter. »Einmal erwischen sie mich. Die Schussbahnen kommen nicht mehr planlos. Ich liege in spätestens fünf Minuten im konzentrischen Kreuzfeuer. Was nun?«

Deringhouse riss seine Maschine erneut aus dem Kurs. Infolge seiner Ausweichmanöver kam er kaum zum Schuss.

Rous vernahm sein dumpfes Stöhnen, danach die gepressten Worte: »Bleibe im Haufen drin, bleibe ja drin! Sobald wir geradeaus fliegen, werden sie uns fassen. Wir werden nicht so schnell beschleunigen können, um ihren Zielschüssen zu entgehen. Was macht Calv ...?«

»Trudelt ab. Nummer vierzig hat ihn eingefangen. Ich kann ihn kaum noch sehen.«

Deringhouse sah sich um. Das wütende Heulen seiner Strombank verriet ihm klar und deutlich, dass die bei den wilden Manövern auftretenden Beharrungskräfte kaum noch absorbiert werden konnten. Bestimmt hatte er die Leistungsgrenze schon einige Male überzogen. Wenn der Andruckabsorber infolge Überlastung ausfiel, musste es ihn, Deringhouse, beim nächsten Ausweichen in Atome zerreißen. Das war ein physikalisches Gesetz, über das ein relativ schwacher Organismus am allerwenigsten hinwegsehen konnte.

Auf den Bildschirmen der Rundumbeobachtung wurden die Topsiderschiffe nur dann optisch sichtbar, wenn ihre drehbaren Waffentürme aufblitzten. Bis aber der Lichtschein ankam, waren zumeist schon einige Sekunden oder Minuten vergangen. Sie waren in weiten Abständen in das Wega-System hineingesprungen, um sich ja nicht selbst zu gefährden.

»Absetzen in Richtung Wega«, gab Deringhouse durch. »Aber langsam. Laufend Kurs ändern und nur mit Manuellsteuerung. Jedes Automatenmanöver werden sie nach einigen Grunddaten genau berechnen können. Ich ...!«

Er hörte Rous' Schreien. Diesmal kam das lohende, strahlende, unendlich lang erscheinende Etwas von schräg oben angeschossen. Fast lichtschnell, und nur deshalb im letzten Augenblick bemerkbar.

Die Energieortung hatte ihren Sinn verloren.

Deringhouse zog die kleine Maschine erneut mit den Bugdüsen hoch. Bei seiner geringen Geschwindigkeit von knapp 5000 Kilometern pro Sekunde waren noch relativ enge Ausweichkurven möglich. Eng – im Begriffsverhältnis eines Raumjagdpiloten, den eine Anflugkurve im Halbmesser von etwa 200.000 Kilometern durchaus nicht aufregen konnte. Bei noch höherer Fahrt hätten Radien von einigen Millionen Kilometern auftreten müssen.

Hier, im leeren, unendlich erscheinenden Raum, spielten Entfernungen keine Rolle mehr. Sie schrumpften zusammen und wurden bei höchsten Geschwindigkeiten zum Nichts.

Die Ortung sprach an. Auf dem nur handgroßen Bildschirm des Energietasters tauchten die charakteristischen Umrisse eines Topsiderschiffes auf. Es war lang, bleistiftdünn und zeigte in der genauen Mitte des Körpers einen sehr augenfälligen, aufblähenden Wulst. Deringhouse wusste längst, dass der so nichtmenschlich denkende Gegner in diesen Mittelwülsten die Triebwerke und wichtigsten Maschinen seiner Schiffe einbaute. Menschen und menschengleiche Arkoniden zogen die Heckanordnung vor. Bei den intelligenten Nachkömmlingen einer ursprünglichen Echsenrasse war es etwas anders.

Das positronische Mikrogehirn an Bord des Jägers arbeitete unwahrscheinlich rasch. Die Entfernung wurde angemessen, die Laufzeit des Strahlschusses berechnet und der Vorhalt ermittelt. Es dauerte nur Bruchteile einer Sekunde. Niemals hätte Deringhouse sonst treffen können, da auch der Gegner etwa 5000 km/sec schnell war und zudem auf einer anderen Ebene des Raumes lag.

Als die grüne Lampe aufzuckte, drückte Deringhouse verbissen und dabei sinnlos schreiend auf den Feuerknopf der überschweren Impulskanone, die für den kleinen Jäger eigentlich viel zu stark und viel zu groß war.

Schreiend schloss er die vom grellen Glühen geblendeten Augen, als der körperstarke Impulsstrahl unter einem urweltlichen Röhren die Schirmfelddüse des seltsamen Kanonenlaufes verließ.

Er bemerkte nichts von dem lichtschnellen Huschen spontan frei gewordener und genau gleichgerichteter Atomgewalten, die außer ihrer hochgebündelten Aufschlagswucht auch noch die Hitze einer Sonne mitbrachten.

Das erkannte Schiff stand nur 30.000 Kilometer entfernt, eine direkt lächerliche Entfernung.

Das wilde Rütteln des Jägers war noch nicht abgeklungen, als es drüben mit unerhörter Präzision einschlug. Deringhouse gewahrte nur noch den hellen Glutpunkt, der sich atemberaubend schnell zu einer violett leuchtenden Energiewolke aufblähte.

Rous brüllte unverständliche Worte. Es war das unsinnige Freudengeheul eines gejagten Menschen, der in diesen Augenblicken nur noch an das Entkommen und die Sicherheit dachte.

Deringhouse raste durch die äußersten Ausläufer des atomaren Gasballs hindurch. Von dem großen Topsiderschiff war nichts mehr zu sehen; nur noch diese künstliche Miniatursonne.

In seinem Schutzschirm, bestehend aus fünfdimensionalen Energieeinheiten, tobte ein Orkan. Als Deringhouse hindurch war und seine geblendeten Augen wieder die tiefe Schwärze des Raumes erfassten, musste er schon wieder ausweichen.

Sergeant Rous war hinter ihm. Sekunden darauf schoss er mit flammender Heckdüse vorbei. Da erfasste Deringhouse, dass er mit dem letzten Abschuss einen Weg gebrochen hatte.

Mit einer raschen Reflexbewegung hieb er den Stufenschalter des Impulstriebwerks nach vorn. Jetzt konnte nur noch die weit überlegene Beschleunigung der Jäger helfen. Mit einem Wert von 500 Kilometern pro Sekunde konnten sie in etwa 10 Minuten die einfache Lichtgeschwindigkeit erreichen.

So raste er in einem irren Zickzackkurs hinter Rous her. Nahe vor und rechts unter ihnen glänzte hell und rötlich die gewaltige Masse des 40. Wega-Planeten. Die heimatliche Sonne hatte deren nur 9, dieser Riesenstern dagegen 42.

Deringhouse sah sich von einem filigranzarten Gewirr blauweißer Thermostrahlen umgeben. Der Gegner schoss wütend hinter ihm her, obwohl er wusste, dass bei diesen irrsinnigen Manövern nur der Zufall einen Wirkungstreffer bringen konnte.

»Calverman, was ist?«, schrie Deringhouse verzweifelt in das Helmmikrofon des Bordtelekoms. »Calv, melde dich. Calv ..., wir setzen uns ab. Calverman ...!«

In der Kanzel des trudelnden und abstürzenden Jägers sprach der Lautsprecher an. Deringhouses Worte kamen klar und verständlich aus der Übertragungsanlage des Helmes.

Sekunden später vernahmen die beiden Piloten Calvermans Röcheln. Zugleich flammten die Bildschirme ihrer Telekoms auf. Demnach lebte Calv noch.

Deringhouse unterdrückte ein Stöhnen, als das zerfallene Gesicht des Kameraden auf dem Teleschirm auftauchte. Die Übertragung erfolgte dreidimensional und dazu in naturgetreuen Farben.

Calvs dunkle, fast schwarze Gesichtshaut war von roten Flecken und Streifen überzogen.

»Explosiver Druckverlust«, kam es schwach über die Anlage. »Ich hatte den Helm unten, verdammt! Es sticht in der Lunge. Es hat mir die Luft aus dem Mund gerissen. Verschwindet, los, verschwindet!«

Die letzten Worte waren kaum noch verständlich. Calvermans Helm schlug gegen die Aufnahmeoptik des Senders. Auf den Schirmen waren nur noch seine dunklen, schmerzhaft verkniffenen Augen zu sehen.

»Du rast in die Atmosphäre hinein«, schrie Deringhouse verzweifelt. »Deine Fahrt langt nicht für eine Kreisbahn. Was macht dein Triebwerk?«

Calverman lachte nur. Er tat es rau und hustend, aber er lachte. Es besagte mehr als Worte.

»Verschwindet, Gruß an den Chef. Auf dem dritten Mond ist eine kleine Basis der Topsider. Habe es gerade noch erkannt. Verschwindet und kommt nur nicht auf den Gedanken, mich aus der Maschine fischen zu wollen. Bis ihr kommt, bin ich unten. Verschwindet ...!«

Das letzte Wort kam beschwörend, dann schlossen sich die Augen.

»Rous, weiterhin absetzen. Ich hole ihn«, befahl Deringhouse hastig. »Ich muss ihn noch in die Kanzel bringen. Irgendwie finden wir einen Platz. Ich werde ihn ...!«

Ein grausamer Hieb warf ihn gegen die breiten Gurte des hochgeklappten Konturlagers. Das Triebwerk seines schon dreiviertel lichtschnell gewordenen Jägers jaulte kurz auf, ehe es unter dröhnenden Geräuschen vollkommen aussetzte.

Deringhouse hörte den Andruck-Absorber heulen. Dennoch wurde er erneut gegen die Gurte gepresst. Der sternfunkelnde Raum verwandelte sich in eine mit rasender Geschwindigkeit rotierende Zentrifuge. Auf den Bildschirmen seiner Rundumbeobachtung entstand ein Kreis aus irrlichternden Leuchterscheinungen. Demnach drehte sich der Jäger mit wahnwitzigen Werten um seine Längsachse.

Draußen glühte es hellrot. Deringhouse glaubte die entstehenden Innentemperaturen zu spüren, obwohl sein Raumanzug für runde 5000 Grad Celsius gut war.