Perry Rhodan 135: Wächter in der Einsamkeit - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 135: Wächter in der Einsamkeit E-Book

Clark Darlton

0,0

Beschreibung

Die Patrouillenflieger entdecken einen neuen Planeten - doch niemand will es ihnen glauben... Man schreibt das Jahr 2113 irdischer Zeitrechnung. Für die Erdmenschen sind also seit der erfolgreichen Mondlandung einer Rakete mit chemischem Antrieb, dem Auftakt der echten Weltraumfahrt, noch nicht einmal anderthalb Jahrhunderte vergangen. Trotz dieser nach kosmischen Zeitmaßen unglaublich kurzen Spanne hat es das von Perry Rhodan geschaffene und geleitete Solare Imperium fertiggebracht, zu einem Eckpfeiler galaktischer Macht zu werden. Natürlich fanden die Terraner bei ihrer sich selbst gestellten Aufgabe wichtige Helfer - denken wir nur an den Arkoniden Crest und das Energiewesen von Wanderer, an Atlan, Harno, die Swoon und Gucky, den Mausbiber! - doch wäre diese Aufgabe nie vollbracht worden ohne den selbstlosen, opferbereiten Einsatz all der Terraner, die die Sehnsucht nach den Sternen im Herzen trugen. Die neue Bedrohung aus dem Interkosmos, dem Raum zwischen den Milchstraßen, stellt allerdings alle Verantwortlichen vor ein fast unlösbares Problem: Wie bekämpft man Aggressoren, deren Raumschiffe nahezu unzerstörbar sind? Terraner und Arkoniden haben inzwischen unter großen Opfern eine Kette von Meß- und Beobachtungsstationen um einen Teil der Galaxis gelegt. Und die Stationsbesatzungen haben die Aufgabe, auch selbst die kleinste Veränderung im interkosmischen Raum sofort zu registrieren und zu melden. Die Männer, die angesichts der interkosmischen Leere auf Posten stehen - das sind die WÄCHTER IN DER EINSAMKEIT...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Veröffentlichungsjahr: 2011

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 135

Wächter in der Einsamkeit

Die Patrouillenflieger entdecken einen neuen Planeten – doch niemand will es ihnen glauben ...

von CLARK DARLTON

Man schreibt das Jahr 2113 irdischer Zeitrechnung. Für die Erdmenschen sind also seit der erfolgreichen Mondlandung einer Rakete mit chemischem Antrieb, dem Auftakt der echten Weltraumfahrt, noch nicht einmal anderthalb Jahrhunderte vergangen.

Trotz dieser nach kosmischen Zeitmaßen unglaublich kurzen Spanne hat es das von Perry Rhodan geschaffene und geleitete Solare Imperium fertiggebracht, zu einem Eckpfeiler galaktischer Macht zu werden.

Natürlich fanden die Terraner bei ihrer sich selbst gestellten Aufgabe wichtige Helfer – denken wir nur an den Arkoniden Crest und das Energiewesen von Wanderer, an Atlan, Harno, die Swoon und Gucky, den Mausbiber! – doch wäre diese Aufgabe nie vollbracht worden ohne den selbstlosen, opferbereiten Einsatz all der Terraner, die die Sehnsucht nach den Sternen im Herzen trugen.

Die neue Bedrohung aus dem Interkosmos, dem Raum zwischen den Milchstraßen, stellt allerdings alle Verantwortlichen vor ein fast unlösbares Problem: Wie bekämpft man Aggressoren, deren Raumschiffe nahezu unzerstörbar sind?

Terraner und Arkoniden haben inzwischen unter großen Opfern eine Kette von Mess- und Beobachtungsstationen um einen Teil der Galaxis gelegt. Und die Stationsbesatzungen haben die Aufgabe, auch selbst die kleinste Veränderung im interkosmischen Raum sofort zu registrieren und zu melden.

Die Hauptpersonen des Romans

Major Glenn Henderson – Kommandant einer Messstation im Interkosmos.

Captain Morath – Er entdeckt einen neuen Planeten – doch man will es nicht glauben.

Perry Rhodan – Der Administrator tarnt sich als »Verbindungsmann«.

Harno – Das rätselhafte Energiewesen taucht wieder auf.

Reginald Bull und Gucky – Die beiden Kampfhähne sind sich einig – auf Kosten der Akonen.

Helos von Las-Toór

1.

Wenn man die langsame Drehung der Milchstraße als Bezugssystem benutzte, stand die Messstation M-S-13 unverändert im intergalaktischen Raum. Mit anderen Worten: Würde man von ihr aus zwei Filme drehen, den einen mit den Objektiven der Kamera zur Milchstraße, den anderen hinaus in die Unendlichkeit des ›Abgrundes‹ gerichtet, so würden sich nach einer gewissen Zeitspanne ganz bestimmte Unterschiede bemerkbar machen. Auf dem einen Film würde die Milchstraße stets gleich bleiben, weil die Station ja mit ihr wanderte. Auf dem anderen Film hingegen würden die winzigen Nebelflecke – ferne und unbekannte Milchstraßen – weitergewandert sein.

Nun benötigt unsere Galaxis aber zweihundert Millionen Jahre, sich einmal um sich selbst zu drehen. Die Leute in M-S-13 müssten also mindestens eine Million Jahre filmen, ehe dieser Effekt wirksam würde. Und so viel Zeit stand ihnen kaum zur Verfügung.

Obwohl sie eine ganze Menge Zeit hatten.

M-S-13 war erst vor wenigen Monaten eingerichtet worden. Die Station war ein Versuchstyp und hatte sich noch zu bewähren. Sie diente in erster Linie der Beobachtung des ›Abgrundes‹, wie das gewaltige Nichts zwischen Milchstraße und fernen Sternnebeln allgemein genannt wurde. Seit die Posbis mehr und mehr zu einer akuten Gefahr geworden waren, sahen sich Terraner und Arkoniden gezwungen, die Fronten vorzuverlegen und bis an die Grenzen der Milchstraße vorzuschieben.

M-S-13 stand fünftausend Lichtjahre vom äußersten Rand der Galaxis entfernt, ein einsamer Vorposten im sternenlosen Raum. Von weitem erinnerte die Station an eine Linse, während sie beim Näherkommen zu einer riesigen, vollen Ellipse wurde. Immerhin betrug ihr Durchmesser hundert Meter, und in der Mitte war sie fünfzig Meter dick. Gerade Platz genug für die Wohnquartiere der Besatzung, die Nachrichtenanlagen und den Hangar mit der Gazelle.

Das Überwachungssystem bestand aus einer ganzen Menge solcher Stationen, insbesondere an jenem Teil der Milchstraße, der dem Andromedanebel gegenüberlag. Es hatte genug Hinweise gegeben, dass die Gefahr gerade hier am stärksten war. Alle fünfzig Lichtjahre stand eine Station im Raum. Sie hielten Hyperfunk-Kontakt miteinander und sandten alle vierundzwanzig Stunden eine Klarmeldung zur Zentrale des Überwachungsdienstes, die auf einem Schiff der. Imperiumklasse stationiert war. Niemand wusste genau die Position dieses Schiffes, die täglich gewechselt wurde. Sogar der Name blieb geheim. Man wusste lediglich, dass der Verbindungsmann ein gewisser Oberst Schramm war.

Der Name Schramm wurde somit zum Symbol für die tief in der Milchstraße stehende Erde, die die Besatzungsmitglieder der Station schon lange nicht mehr gesehen hatten.

M-S-13 hatte fünfundzwanzig Mann Besatzung.

Fünfundzwanzig Menschen, allein in den Weiten des Kosmos, nur auf sich selbst angewiesen, und – wenn die Posbis angriffen – hilflos einem gnadenlosen Gegner ausgeliefert. Denn die Abwehrwaffen der Station reichten nicht aus, auch nur einem Fragmentschiff der denkenden Roboter Schaden zuzufügen. Bisher hatte es überhaupt nur eine einzige Waffe gegeben, mit der sich die Schiffe der Roboter vernichten ließen – den Fiktivtransmitter der THEODERICH. Aber dieser Fiktivtransmitter war zerstört und Perry Rhodan seiner besten Waffe beraubt.

Die Posbis – eine Abkürzung für die positronisch-biologischen Roboter – griffen erbarmungslos alles an, was organischen Ursprungs war. Jedes normale Leben schien ihr Todfeind zu sein. Hingegen waren sie voller Zärtlichkeit für Maschinen, echte Roboter und positronische Gehirne. Die Terraner hatten in logischer Konsequenz einen Absorber entwickelt, der Gehirn- und Zellschwingungen eines Menschen restlos verschluckte. Trug man einen solchen Mental-Absorber, blieben die Posbis passiv. Sie wussten dann nicht, dass sie einem organischen Lebewesen gegenüberstanden.

Die gesamte Besatzung von M-S-13 trug Mental-Absorber. Es bestand also kaum die Aussicht, dass die Station von den Posbi-Robotern angegriffen wurde, wenn nicht jemand rein zufällig vergaß, sein Gerät einzuschalten, wenn der Befehl dazu gegeben wurde.

Es wäre im Grunde falsch, von oben und unten zu sprechen, aber es gab diese Begriffe doch noch. Die Station war so verankert worden, dass ihre Kuppelzentrale ›oben‹ lag. Die Milchstraße seitlich glich somit einer flachen Linse, die allerdings immer noch so groß war, dass man sie nicht mit einem Blick umfassen konnte. Die fernen Nebelflecke unbekannter Galaxien waren nur Punkte, Millionen von Lichtjahren entfernt und unsagbar fremd.

Kommandant Major Glenn Henderson kam gerade aus seiner Kabine, in der er einige Stunden fest und traumlos geschlafen hatte. Sein erster Offizier stand auf, als der Kommandant die Zentrale betrat.

»Alles in Ordnung, Sir«, meldete er.

»Danke, Morath. Haben Sie die üblichen Funksprüche überwacht?«

Captain Morath, außerdem noch der Pilot der Gazelle, die fast wöchentlich ihre Rundflüge absolvierte, nickte.

»Auch die anderen Stationen melden keine besonderen Vorkommnisse«, gab er Auskunft. »Sieht so aus, als machten die Posbis Ferien.«

»Darauf würde ich mich an Ihrer Stelle nicht verlassen. Übrigens ist Ihr Routineflug heute fällig. Welche Richtung?«

Die Gazellen waren diskusförmige Fernaufklärer, klein und sehr schnell. Fünf Mann Besatzung genügten vollauf, die wendigen Schiffe aktionsfähig zu halten. Sie waren gut bewaffnet, knapp dreißig Meter im Durchmesser und kaum achtzehn Meter dick.

Morath deutete hinaus in die Weite des Kosmos. In der Zentrale, wo die Sicht nach allen Seiten unbehindert war, weil die Instrumente und Kontrollen erst unterhalb des durchsichtigen Kuppeldoms angebracht waren, hatte man den Eindruck, sich frei im Raum zu befinden. Während der einsamen Wachstunden brannte kein Licht, aber hier draußen, wo es keine Sonnen gab, war es trotzdem nicht dunkel.

Die Milchstraße war ein breites, schimmerndes Band von derartiger Leuchtkraft, dass man bei ihrem Licht hätte lesen können. Sie nahm fast die Hälfte des gesamten Blickfeldes ein und erstreckte sich – relativ gesehen – von einem Ende der Zentrale bis zum anderen. Auf der gegenüberliegenden Seite aber herrschte Dunkelheit. Es gab nur vereinzelte Milchstraßen, die wie blasse Sterne wirkten. Ihr Licht wanderte Jahrmillionen durch die Unendlichkeit, bis es endlich M-S-13 erreichte.

»Es spielt keine besondere Rolle, in welche Richtung mein Ausflug heute stattfindet«, antwortete Captain Morath müde. »Ich denke, ich fliege zuerst parallel zur Galaxis in Richtung auf M-S-14, biege dann rechtwinklig ab und stoße in fünf Sprüngen fünfundzwanzig Lichtjahre in Richtung Andromeda vor, dann wieder parallel zurück und schließlich hierher. Warum eigentlich diese Flüge? Haben wir keine erstklassigen Ortungsgeräte an Bord der Station?«

»Befehl von der Zentrale«, gab Henderson zurück. »Sie wissen, dass Schramm sie angeordnet hat. Der Chef wird schon seine Gründe dafür haben. Ich persönlich glaube, dass wir mit unseren Ortungsgeräten eben doch nicht alles erfassen können, was unsere Augen vielleicht sehen.«

»Merkwürdig«, knurrte Morath und zuckte dann die Achseln. »Na, von mir aus. Vielleicht sind meine Augen wirklich besser als unsere Monsterinstrumente. Wann soll ich starten?«

»Sie schlafen erst einige Stunden. Melden Sie sich dann bei mir.«

Captain Morath salutierte und verließ die Zentrale. Glenn Henderson lauschte seinen verklingenden Schritten nach und lächelte flüchtig. Er kannte Morath schon lange und hatte manchen Einsatz mit ihm gemacht. Morath war ein Draufgänger, dem das ruhige Leben in der Station durchaus nicht behagte und der für die Erkundungsflüge dankbar war. Henderson war froh, einen Mann wie Morath bei sich zu wissen.

Er setzte sich in den breiten Beobachtungssessel und kontrollierte die einzelnen Wachstationen.

»Bildfunk!«, sagte er, als er einen Knopf niedergedrückt hatte, über dem ein kleiner Schirm aufleuchtete. »Erbitte Meldung.«

Ein Gesicht erschien auf dem Schirm.

»Bildfunkanlage in Ordnung, Sir. Sergeant Mollner.«

»Keine Impulse?«

»Nichts, Sir.«

»Danke, Sergeant«, gab Henderson zurück und schaltete ab.

Hyperfunkzentrale, Ortungszentrale, Waffenzentrale – alles in Ordnung.

Befriedigt lehnte er sich zurück und starrte in Richtung der Milchstraße. Das weiße Band, gebildet von vielen Milliarden von Sonnen, schimmerte unverändert und verriet nichts von dem, was in ihm vorging. Zehntausende von bewohnten Planeten existierten dort und wussten noch nichts voneinander. Was war schon das Imperium der Arkoniden, gemessen an der Größe der Milchstraße? Oder die Erde, dieser winzige Planet im Schein seiner kleinen, einsamen Sonne?

Die Erde!

Henderson fühlte Stolz, wenn er daran dachte, dass gerade dieser winzige Planet seine Heimatwelt war, erst vor anderthalb Jahrhunderten von den Arkoniden entdeckt und aus ihrem Schlaf gerissen. Und heute ...?

Die Arkoniden waren ihre Partner. Sicher, es gab Schwierigkeiten innerhalb des Imperiums. Immer wieder revoltierten die Aras, Springer oder andere gegen Atlans Herrschaft, aber der gewaltigste Gegner war nicht in der Milchstraße zu Hause. Er kam von draußen, aus dem Abgrund zwischen den Sternen. Vielleicht stammte er aus dem Andromedanebel, vielleicht kam er von einem noch weiter entfernten Milchstraßensystem. Würde man es je erfahren?

Der Kommandant starrte in die andere Richtung. Die verwaschenen Lichtflecke dort – jeder von ihnen bestand aus vielen Milliarden Sternen, von denen Hunderttausende bewohnt sein mochten. Welche Art von Leben hatten sie hervorgebracht?

Major Henderson schrak zusammen, als der Interkom summte.

Er warf einen schnellen Blick auf die Uhr. War das möglich? Er saß schon zwei Stunden hier in seinem Sessel, aber die Zeit war ihm wie Minuten erschienen.

»Zeit zur Kontaktaufnahme mit Zentrale Schramm, Sir«, sagte der Chef-Funker Fritz Bose. Sein Gesicht wirkte klein und zierlich auf dem Bildschirm. »Soll ich durchschalten?«

Henderson schüttelte den Kopf.

»Ich komme zu Ihnen«, sagte er dann.

Die kleine Abwechslung würde ihm gut tun. Die Bewegung auch. Er verließ die Zentrale und wanderte zur Hyperfunk-Anlage. Vor der Tür zur Mannschaftsmesse blieb er einen Moment stehen und lauschte. Er hörte jemand schreien, eine dramatische Musik wurde lauter, dann verstummte sie plötzlich. Aber nur für Sekunden war es still. Dann krachten Schüsse. Gleich eine ganze Salve. Das schrille Schreien der tödlich Getroffenen gellte an Hendersons Ohr.

Aber der Kommandant grinste nur flüchtig und ging weiter. Er hatte nichts dagegen, wenn sich die Leute die Zeit damit vertrieben, in der Mikrofilmsammlung vorhandene Wildweststreifen ablaufen zu lassen.

Sergeant Fritz Bose grüßte stramm, als der Major die Hyperfunkzentrale betrat.

»Haben Sie die Verbindung bereits hergestellt?«

»Muss jeden Augenblick kommen, Sir«, sagte Bose, der trotz seines deutschen Vornamens eher wie ein Orientale aussah. »Der Anruf wurde bereits bestätigt. Vielleicht sind einige Stationen noch nicht so weit.«

»Mag sein«, nickte Henderson und setzte sich. Manchmal dauerte es eine ganze Stunde, ehe die Ringverbindung klappte. Erst dann, wenn sich alle Messstationen gemeldet hatten, schickte Schramm seinen täglichen Informationsspruch.

Schramm ...!

Auch Major Henderson wusste nicht, wer Schramm war. Ein Oberst, das war sicher. Aber ob er wirklich Schramm hieß, war eine andere Sache. Er leitete die Aktion ›Grenzschutz‹ am Rande der Milchstraße und unterstand Perry Rhodan direkt. Wenn Rhodan wissen wollte, was außerhalb der Galaxis geschah, brauchte er nur Schramm zu fragen.

Als die Verbindung endlich hergestellt war, blieb der Bildschirm dunkel.

Schramm zeigte sein Gesicht nicht.

»Hier Knotenpunkt Schramm«, sagte die schon bekannte, dunkle Stimme ohne jegliche Betonung. »Ihre Negativmeldungen besagen, dass keine Beobachtungen stattfanden. Es folgen letzte Informationen. Schlüssel YB67.«

Es entstand eine kurze Pause. Die einzelnen Stationen ließen den angegebenen Kodeentschlüssler einrasten, der den Geheimspruch in Klartext verwandelte, noch während er empfangen wurde. Im Tonfall der Stimme von Schramm entstand keine Veränderung.

»Die neuen Narkose-Strahler wurden auf die Individualschwingungen des gegnerischen Bioplasmas abgestimmt. Die Untersuchung des erbeuteten Plasmas geht voran. Ergebnisse liegen nicht vor, wenigstens nicht in entscheidendem Maße. Die Posbis neigen in aussichtsloser Situation zur Selbstzerstörung. Weiter ist anzunehmen, dass die Roboter nun die Galaxis selbst angreifen und sich nicht nur auf den Rand der Milchstraße beschränken werden. Aus diesem Grund ergeht an alle Stationen der Befehl, die Aufmerksamkeit zu verdoppeln. Das Auftauchen eines Schiffes der Posbis ist sofort zu melden, Kurs und eventuelles Ziel zu errechnen.«

Eine winzige Pause entstand. Dann sagte Schramm: »Das wäre es für heute. Ende.«

Henderson lehnte sich zurück und sah zu, wie Sergeant Bose das Gerät außer Betrieb setzte. Als der Funker damit fertig war, sagte er: »Was meinen Sie, Sergeant? Ob wir Glück haben?«

Bose sah ihn fragend an.

»Was meinen Sie mit Glück, Sir? Wenn wir einen Posbi sehen – oder wenn wir ihn nicht sehen?«

»Das«, antwortete Henderson nachdenklich, »weiß ich selbst nicht. Ich weiß nur, was Captain Morath dazu sagen würde. Neuartige Narkosegeschütze ...? Hoffentlich haben sie da wirklich etwas Neues, jetzt, wo der Fiktivtransmitter verloren ist. Einen neuen bekommen wir nicht.«

»Uns hilft es so und so nicht«, stellte Bose fest. »Was haben wir schon auf M-S-13? Einen Energiestrahler, das ist alles. Gegen ein Fragmentschiff völlig nutzlos. Das ist genauso, als wolle man einem Panzer mit Pfeil und Bogen zu Leibe gehen. Nein, wenn hier ein Posbi aufkreuzt, können wir unser Testament machen.«

Henderson nickte dem Funker seelenruhig zu.

»Das machte ich, bevor ich hierherkommandiert wurde. Sie nicht?«

Sergeant Bose wurde um eine Nuance blasser. Sein feingeschnittenes Gesicht mit der braunen Haut verriet jedoch keinerlei Furcht.

»Ich habe niemand, dem ich etwas vererben könnte«, sagte er.

Henderson lächelte ihm anerkennend zu und erhob sich.

»Gut, Sergeant. Das war die beste Antwort, die ich erwarten konnte. Sie schalten durch, wenn eine Meldung eintrifft. In drei Stunden wird Morath mit vier Mann zu seinem üblichen Überwachungsflug starten. Vor Wechsel der Wache wird er kaum zurück sein. Sorgen Sie dafür, dass die Ortungszentrale ihn nicht verliert.«

Er kehrte in die Kommandozentrale zurück, überprüfte kurz die Instrumente und setzte sich wieder in seinen Sessel.

Drei Stunden sind lang, aber sie können auch kurz sein.

*

Captain Morath strich mit seiner Hand fast zärtlich über die glatte Hülle der Gazelle, die startbereit im Hangar der Station stand.

»Du bist genauso froh wie ich, wieder einige Hypersprünge machen zu können«, murmelte er und achtete nicht auf die erstaunten Gesichter der Männer des »Bodenpersonals«, die ihre letzten Vorbereitungen trafen und den Hangar verlassen wollten. »Eine Woche in diesem Käfig, da wird es Zeit, wieder frische Luft zu schnappen.«

»Bloß ist da draußen keine frische Luft«, stellte Leutnant Miller, der zweite Pilot, nüchtern fest. »Nur nichts ist da draußen.«

Morath streifte die Handschuhe über und überprüfte den Sitz seines Helmes, der während des Starts verschlossen wurde. Mit einem Ruck verschraubte er ihn und schaltete gleichzeitig den Interkom ein. Nun stand er durch Funk mit seinen vier Begleitern in Verbindung.

»Ich bin eben eine poetische Natur«, sagte er und fügte im gleichen Tonfall hinzu: »Sprechprobe: Eins – zwei ...«

»Drei!«

»Vier!«

»Fünf!«

»Sechs!«

Morath nickte.

»Einwandfrei. Einsteigen!«

Nach dieser etwas förmlichen Einleitung kletterten die fünf Männer in die Luftschleuse des Fernaufklärers. Die Luke schloss sich dumpf hinter ihnen. Im Hangar wurde die Luft abgesaugt. Dann öffnete sich die gewaltige Schleuse der Station, und die Gazelle startete.

Morath steuerte. Neben ihm saß Leutnant Miller, sein zweiter Pilot. Im Funkraum nebenan teilten sich die beiden Sergeanten Mollner und Renee den Dienst. Etwas vereinsamt kam sich lediglich der Kadett Paechler in der Waffenzentrale vor. Durch den Interkom stand er aber mit der Zentrale in Verbindung und konnte so auch an den Gesprächen teilnehmen.

Sie lösten die Raumhelme wieder und atmeten die frische Luft aus den Regenerierungseinheiten des kleinen Schiffes. Die Verbindungstür zwischen Kommandozentrale und Funkraum stand offen.

»Wir gehen fünf volle Transitionssprünge auf M-S-14 zu«, klärte Morath seine Leute auf. »Dann stoßen wir in den Abgrund vor. Wäre doch gelacht, wenn wir heute wieder nichts finden.«

Miller neben ihm machte eine fahrige Bewegung mit der Hand.

»Ich hoffe sogar, dass wir nichts finden, Sir.«

»Was meinen Sie, warum wir in der Gegend herumfliegen?« Morath schüttelte den Kopf und schien fassungslos. »Wenn wir nichts finden, dann werden wir noch zehn Jahre Wache auf der Station schieben. Haben Sie vielleicht dazu Lust?«

»Genauso wenig, Sir. Aber warum ausgerechnet wir?«

»Wer sonst?«, lautete Moraths selbstbewusste Gegenfrage.