Perry Rhodan 1369: Strangeness-Rhapsodie - K.H. Scheer - E-Book

Perry Rhodan 1369: Strangeness-Rhapsodie E-Book

K.H. Scheer

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Beschreibung

Mit der CORDOBA unterwegs - an der Grenze des fremden Universums Was Atlan, der Arkonide, in der heimatlichen Milchstraße sowie deren kosmischer Umgebung antrifft, ist nicht dazu angetan, ihn zu begeistern. Die galaktische Lage ist kritisch, seit immer mehr Sonnenmassen aus dem Universum Tarkan in die Lokale Gruppe transferiert werden. Atlans größtes Ziel muss deshalb sein, in das andere Universum vorzustoßen - auch deshalb, um dort nach Perry Rhodan suchen zu können, der in Tarkan verschollen ist. Doch jetzt blendet die Handlung erst einmal zu anderen Personen um, die beide schon mit dem anderen Universum in Berührung kamen und die Rückkehr nach Hause mit dem KLOTZ bewerkstelligten: Ratber Tostan, der Galaktische Spieler, und Posy Poos, der Swoon, den Tostan gerne als "Gürkchen" bezeichnet. Die beiden Mitglieder des vielgeprüften Teams, das schon in drei Strangeness-Durchgängen Erfahrung sammeln konnte, sind im Sommer 447 NGZ wieder unterwegs. Mit der neuen TS-CORDOBA stoßen sie an die Grenze des fremden Universums vor. Die beiden Galaktiker bewegen sich mit ihrem TSUNAMI-Kreuzer in den in der Lokalen Gruppe materialisierten Teilen der Galaxis Hangay - und dabei unterliegen sie der so genannten STRANGENESS-RHAPSODIE ...

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Seitenzahl: 116

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Nr. 1369

Strangeness-Rhapsodie

Mit der CORDOBA unterwegs – an der Grenze des fremden Universums

von K. H. Scheer

Den Völkern der Milchstraße ist nach der Zerschlagung des Kriegerkults nur eine kurze Verschnaufpause vergönnt Die neue Bedrohung, die auf die Galaktiker zukommt, wird Anfang des Jahres 447 NGZ, das dem Jahr 4034 alter Zeitrechnung entspricht, erstmals erkennbar. Teile der Galaxis Hangay aus dem sterbenden Universum Tarkan gelangen in unseren eigenen Kosmos, was wohl als Folge der verheerenden Paratau-Katastrophe im Tarkanium von ESTARTU geschehen ist.

Bald wird klar, dass eine solche Deutung allein nicht genügt, zumal noch weitere Materiemassen in der Lokalen Gruppe auftauchen. Den wildesten Spekulationen sind Tür und Tor geöffnet, aber nur wenige Galaktiker können sich das ganze Ausmaß der Gefahr vorstellen.

Einer dieser Galaktiker ist Perry Rhodan. Der Terraner wurde nach Tarkan verschlagen, wo er sich auf die Suche nach einer Rückkehrmöglichkeit und nach der verschollenen Superintelligenz ESTARTU macht.

Die Hauptpersonen des Romans

Ratber Tostan – Der Galaktische Spieler startet zu einer neuen Expedition.

Posy Poos – Tostans Freund und Begleiter.

Aaron Silverman, Ali Ben Mahur und Rodnina Kosnatrowa – Besatzungsmitglieder der TS-CORDOBA.

Man-Gro

Prolog

Auszug aus dem Logbuch der BASIS, Sektor »Interner Schiffsbau«, abrufbar von autorisierten Personen der Geheimhaltungsklassifizierung II. Informationen der Stufe I zugänglich nur für Überrang-Berechtigte mit Kodeschlüssel Alpha.

Allgemeine Übersicht ohne Triebwerks-, Waffen- und ATG-Daten: »Die geheime TSUNAMI-Spezialflotte der Liga Freier Terraner mit den ursprünglich einhundertzwanzig Einheiten wurde 429 NGZ als ersatzbedürftig eingestuft. Das Zusammenwirken von jeweils zwei Schiffen hatte sich als taktisch problematisch erwiesen. Die neue Konzeption des Technowissenschaftlers R. T. (siehe indiv. Personenspeicher TOSTAN, Ratber) sah nach der Studie vom Mai 429 NGZ die Erschaffung eines TSUNAMI-Prototyps von fünfhundert Meter Durchmesser. Zielsetzung: Verzicht auf ein nicht mit ATG-Feld bestücktes Begleitschiff gleicher Größenordnung, dagegen Anbordnahme mehrerer Großbeiboote. Vermeidung der Paarbildungs-Problematik wie bei alten TSUNAMI-Einheiten.

Verzögerung Baubeginn Prototyp durch Ereignisse ESTARTU-SOTHO sowie Grigoroff-Unfall, Projektleiter R. Tostan. Wiederaufnahme des Projekts 445 NGZ. Aufbau Rohzelle, modifizierte Triebwerkseinheiten. Transport Materialien und Fertigprodukte durch TERRA-Zulieferer zur BASIS noch nicht abgesichert. Beginn verbesserte Auslegung durch BASIS-Wissenschaftler. Rückkehr Konstruktionschef R. Tostan zur BASIS am 10. März 447 NGZ. Erhebliche Änderungswünsche durch R. T. Zusatz-Einbauten integrierbar in vorhandene Zellenelemente werden genehmigt.

Vorrang-Bauphase des Projekts nach strategischen Gesichtspunkten März 447 NGZ. Industriebasen LFT, Anlieferung, Einbauelemente lt. Vorgabe. Kostenübernahme durch Kosmische Hanse (Homer G. Adams). LFT und Chef ›Verteidigung Lokale Gruppe‹, Julian Tifflor.

Erwogene Kostenbeteiligung der GAVÖK wird gleich abgelehnt (LFT-geheim). Fertigstellung Prototyp EXPER-I-202 am 30. Juni 447 NGZ. Beginn Werfterprobung durch TSUNAMI-Spezialisten, Technoteam BASIS und Kommandant R. Tostan. Zusatz: Kontracomputer wegen neuer Hochleistungs-Syntronik ausgebaut. Kostensteigerung Gesamtprojekt durch Forderungen R. T. seit Erststudie 429 NGZ vierhunderteinundfünfzig Prozent. Tendenz bis Indienststellung steigend. Ende Auszug, Stand 1. Juli 447 NGZ.«

1.

»Er kommt«, stellte Aaron Silverman lakonisch fest. »Wenn du dein Handwerk wirklich verstehst, solltest du gelassen weitermachen. Hegst du daran jedoch Zweifel, ganz tief dort drinnen«, er tippte mit dem Zeigefinger auf seine Brust, »dann solltest du vielleicht ...«

»... den Mund halten«, wurde er unterbrochen. »Damit bist du gemeint. Wer kommt?«

Aaron reckte sich und stieß sich von der Wand ab, an der er bislang gelehnt hatte. Fast verwundert betrachtete er die mittelgroße, vollschlanke Neuropsionikerin.

Rodnina Kosnatrowa warf einen flüchtigen Blick zur Seite. Die auf den Monitoren erkennbaren Medodiagramme beanspruchten ihre Aufmerksamkeit.

Silverman entschloss sich zu einer verständlicheren Auskunft.

»Wer schon! Natürlich jener, dem wir einstimmig eine Anrede aus dem altterranischen Sprachgebrauch verliehen haben. Wir nennen ihn ›Skipper‹.«

Rodnina wandte endlich den Kopf. Ihre ergrauten Haare reflektierten das Licht der zahlreichen Überwachungsbildschirme.

»Ratber Tostan?«, fragte sie fassungslos.

Aaron lächelte maliziös. Er ahnte, was die führende Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der neuropsionischen Strangeness-Forschung bewegte.

»Er liegt im Tiefschlaf!«, reagierte Rodnina erzürnt. »Willst du mich unbedingt nasführen?«

Silverman, ehemals Technowissenschaftler auf dem Kurierkreuzer CORDOBA, breitete beschwörend die Arme aus, doch zu einer weiteren Aussage wurde er nicht mehr genötigt. Ein Bildschirm blendete auf. Der schwarz gelockte Kopf seines Fachkollegen und Freundes, Ali Ben Mahur, wurde erkennbar.

»Der Skipper kommt«, klang es aus dem Gerät. »Ich bin auf Posten Bodenschleuse und kontrolliere den Energiedurchfluss im Abstell-Parkfeld.«

»Das interessiert mich nicht!«, rief die Medizinerin dazwischen. »Ihr habt euch wohl abgesprochen, wie?«

»Wieso abgesprochen? Er betrachtet soeben mit gewohntem Argwohn das modernste Raumschiff der Menschheit. Meine Güte, er ist noch dünner geworden! Ich meine den Skipper. Habt ihr ihm nicht fast gewaltsam einen medizinischen Erholungsschlaf verabreicht?«

Aaron Silverman, zweihundertfünfzig Meter höher nahe der Zentrale postiert, begann unterdrückt zu lachen. Rodnina eilte zu den Monitoren der Außenbordkommunikation hinüber.

»Ich an deiner Stelle würde sehr zurückhaltend sein«, riet Aaron. »Oder hast du ernsthaft geglaubt, du könntest einen Mann wie Ratber Tostan gegen seinen Willen wie ein Baby behandeln?«

»Er braucht den Tiefschlaf«, behauptete Rodnina, zögerte jedoch, den Schalter der Außenbord-Rufanlage niederzudrücken. Leicht verunsichert schaute sie den jungen Terraner an.

Silverman zuckte mit den Schultern. Mit steigender Nervosität sah Rodnina auf den Bildschirm.

Tostans skelettiert wirkender Körper war nicht zu verkennen. Er stand breitbeinig, wie haltsuchend, in dem noch geöffneten Druckschott einer kleinen Mannschleuse. Rechts von ihm schwebten Antigrav-Lastenplattformen vorüber.

»Der Skipper steht wackelig auf den Beinen«, klang Ben Mahurs Stimme erneut auf. »Was habt ihr ihm angetan?«

»Angetan überhaupt nichts«, empörte sich die Medizinerin. »Er hat fünf strapaziöse Erprobungsflüge hinter sich. Jede Pause im Grigoroff-Fernflug der BASIS hat er benutzt, um die neue TSUNAMI zu testen.«

»Wir waren auch dabei.«

»Aber tatenlos. Wie oft soll ich euch noch sagen, dass wir beim Eindringen in den Fremdraum einem Strangeness-Schock unterliegen werden, der uns mit Sicherheit physisch und psychisch ausschalten wird. Tostan wird gezwungen sein, das große Schiff allein zu manövrieren. Eben das hat er ausgiebig erprobt. Also hat er jetzt erst einmal zu ruhen.«

»Wenn er will«, gab Aaron zu bedenken. »Einen lebenden Toten mit einem derart modifizierten Gehirn kannst du kaum mit euren üblichen Therapien lahmlegen. Rodnina, du solltest ihn wirklich nicht anrufen!«

Die Neuropsionikerin fühlte, dass ihr Handgelenk umspannt wurde. Aaron Silverman drückte fest zu.

Als sie stöhnte, lockerte er den Griff und meinte beschwichtigend:

»Suche lieber nach einer Möglichkeit, seine offenkundige Benommenheit zu beseitigen. Ohne Tiefschlaf natürlich.«

Sie schaute nochmals auf den Bildschirm. Ratber Tostan, der Galaktische Spieler, stand immer noch im Schwenkbereich der Stahltür. Seine tiefliegenden Augen schienen zu brennen.

Rodnina begriff, dass man dem Ausgezehrten keinen Gefallen getan hatte. Gleichzeitig fiel ihr eine Standardbemerkung des ehemaligen USO-Spezialisten ein.

»Leute, die es immer nur gut meinen, sind tödlich gefährlich. Man kann ihre Handlungen nicht berechnen«, pflegte er zu sagen.

Sie bezwang ihre Nervosität und musterte eingehend den Spieler, der während seiner von ihm selbst veranlassten Entwöhnung von der schrecklichsten Droge der Galaxis zum Skelett abgemagert war. Wieder fragte sie sich, wie Tostan diese Tortur hatte überstehen können.

Sie betätigte die Vergrößerungsschaltung der normaloptischen Bilderfassung. Tostans Totenschädel schien in das Blickfeld zu springen. Die pergamentierte Haut schimmerte noch gelblicher als gewohnt, und die verdorrte Oberlippe konnte die Kunstzähne der Oberkieferprothese kaum bedecken. Es gelang nur, wenn er sich intensiv darum bemühte.

»Ihr habt ihm doch hoffentlich nicht die Leber geschädigt«, flüsterte Aaron erschrocken.

Die Neuropsionikerin winkte ab.

»An und in ihm gibt es nichts mehr zu schädigen. Es ist schon alles derart ruiniert, dass ich mich immer wieder frage, wie er überhaupt noch leben und aktiv sein kann.«

»Aktiv ist er, darauf kannst du dich verlassen.«

Sie musterte den Terraner spöttisch.

»Was du bei der Landung der CORDOBA auf dem Planeten Hot Breath ausgiebig erfahren hast. Wie hat er dich genannt?«

»Prachtexemplar«, grinste Aaron. »Mich und Ali Ben Mahur. Nach der Rückkehr aus der Raum-Zeit-Falte fragte er uns, ob wir gewillt seien, auf seinem neuen Schiff einzusteigen. Wir waren es.«

»Und da seid ihr nun«, seufzte Rodnina laut. »Ohne gegengezeichneten Dienstvertrag, dafür aber mit einer enormen Menge an Geheimhaltungsvorschriften belastet. Wieso werden diese ungewöhnlichen Tatsachen von derart selbstbewussten und freiheitsliebenden Terranern eurer Art geduldet?«

Aaron schaute auf seine Fingernägel. Sauber waren sie nicht, stellte er nebenbei fest. Bei dem hektischen Dienstbetrieb war es auch nicht verwunderlich.

»Vielleicht mögen wir das Schiff, die vor uns liegende Aufgabe, das Risiko, die Spezialausbildung zum TSUNAMI-Techniker, die damit verbundene Mentalstabilisierung und so fort.«

Rodnina schob die Hände in die weiten Außentaschen eines Kittels, den sie gewohnheitsmäßig über der Bordkombi trug.

»Das sind sekundäre Gründe«, behauptete sie. »Der Knochenmann hat euch in seinen Bann geschlagen. Mich übrigens auch – oder ich hätte sonst auf das Wahnsinnsunterfangen verzichtet. Tostan ist ein allesfordernder Typ, der niemals fordernd wirkt. Ist das die Abart eines Spielertricks, oder ist er einfach so?«

»Einfach so«, behauptete Aaron. »Mich fasziniert seine Geschichte. Er durchkreuzte bereits die Milchstraße, als es noch Diktatoren wie Imperator Dabrifa gab. Wenn ich dran denke, dass er stockbetrunken am Spieltisch saß, eine werftneue USO-Korvette einsetzte und verlor, könnte ich mich kranklachen.«

»Tue es nicht«, riet Rodnina. »Es war ein übler Streich, und er wusste es! Oder weshalb, glaubst du, hat er wenig später alles riskiert, um Atlan, Rhodan und der gesamten Menschheit aus der Verlegenheit zu helfen? Ohne Tostans Einsatz auf Lepso hätte das Solsystem nicht in die Zukunft ausweichen können. Es wäre zu einem fürchterlichen Vernichtungskrieg gekommen. Wo ist er jetzt?«

Silverman deutete auf die Bildschirme. Tostan stand immer noch am gleichen Fleck, stützte sich jetzt aber nicht mehr an der Stahlwandung ab.

*

Der Spieler trug einen Arbeitsschutzhelm mit integrierter BzB-Kommunikation. Die BASIS näherte sich der Position X-DOOR. Es war eine Geheimbezeichnung. Seit dem Auftauchen unbekannter Materiemassen im Bereich der Lokalen Gruppe und den als katastrophal einzustufenden Ereignissen in den zwölf Galaxien der Mächtigkeitsballung ESTARTU waren viele Dinge als geheim eingestuft worden.

Es entsprach Tostans Mentalität, in gewissem Maß damit einverstanden zu sein, hielt er es doch für närrisch, jedem »galaktischen Desperado« wichtige Dinge leichtsinnigerweise auf die Nase zu binden.

Galbraith Deighton, dem Abwehrchef der BASIS und der GOI, war Tostans Einstellung gelegen gekommen.

Julian Tifflor, verantwortlich für die Verteidigung der Lokalen Gruppe, hatte die Sicherheits-Neuerungen als übertrieben eingestuft.

Ratber Tostan hatte aber darauf bestanden, vordringlich die Fertigstellung des neuen Raumschiffs als Angelegenheit der Terraner zu bewerten.

Unverständlich, wie Tiff meinte, war er auch bei der Auswahl der Frauen und Männer vorgegangen, die sich für den bevorstehenden Risikoeinsatz freiwillig gemeldet hatten.

Es waren ausschließlich Terraner, obwohl es noch genügend einsatzerfahrene TSUNAMI-Spezialisten aus anderen, von terranischen Auswanderern abstammenden Völkern gab.

Zur Stunde war Tifflor immer noch unklar, was den Spieler zu der Maßnahme bewogen hatte.

Daran und an viele andere Dinge musste Tostan denken, als er nun an den geschwungenen Stahlflanken seines Raumschiffs hinaufblickte.

Man schrieb den 27. Juli 447 NGZ. Vor vierundzwanzig Stunden war das Schiff offiziell getauft worden. Tostans eigenwillige Vorstellungen hatten auch hierbei »Blüten getrieben«, wie sich Tifflor spöttisch ausgedrückt hatte.

An und in diesem ausgezehrten Terraner schien nichts mehr so normal zu sein, wie man es von anderen Menschen gewohnt war. Tostan hatte dazu lediglich erklärt, das kleine und technisch schlecht ausgerüstete Kurierschiff CORDOBA, mit dem er die BASIS schließlich erreicht hätte, würde für ihn ein gutes Omen darstellen.

Da der neue Großraumer mit Projektoren zur Erzeugung eines Antitemporalen Gezeitenfelds ausgerüstet war, hätte es nach den historisch gewachsenen Richtlinien der TSUNAMI-Flotte eine gerade Nummernbezeichnung in fortlaufender Reihenfolge erhalten müssen – in diesem Fall TS-122. Die TS-120 war der letzte Neubau gewesen.

Ratber Tostan hat darauf mit den Worten verzichtet:

»Alte Zöpfe schneidet man ab. Diese Neukonstruktion unterscheidet sich von den alten TSUNAMIS so erheblich, dass eine seelenlose numerische Bezeichnung nicht mehr angebracht ist. Fangt an, zeitgerecht zu denken, Freunde! Der Spezialraumer wird daher TS-CORDOBA heißen. Außerdem werde ich das Glück, das an den Wandungen des gleichnamigen Kurierschiffs haftet, damit auf den Neubau übertragen. Tiff, mein Allerbester, ich sehe dich lächeln. Was gefällt dir nicht an meinen Ausführungen?«

Unter solchen Umständen war der auf der BASIS unter der Projektbezeichnung EXPER-I-202 erbaute Kugelriese getauft worden. Jene Leute, die sich über den Terraner aus der Frühzeit der Geschichte noch nicht gewundert hatten, hatten sich anschließend zu wundern begonnen.

Ratber Tostan lachte leise vor sich hin. Praktisch veranlagt, wie er es nun einmal war, nutzte er die Gelegenheit, gleichzeitig die Funktion seiner lädierten Stimmbänder zu erproben. Sein Lachen vernahm er als krächzenden Laut, der empfindsame Gemüter in Schrecken versetzen könnte.

»Freundchen, du bist in jeder Beziehung ein Scheusal«, sagte er zu sich selbst und klopfte sich dabei gegen die Brust. Den Sinn seiner Aussage kannte er natürlich. Seine verknorpelten Ohren registrierten jedoch kaum verständliche Misslaute.

»Hast du gerufen, großer Freund?«, drang ein Stimmchen aus dem Lautträger des Arbeitshelms. »Natürlich ja, natürlich hast du nach mir gerufen«, zwitscherte es weiter. »Ich komme ganz hurtig und in richtiger Eile.«

Tostan gebrauchte eine Verwünschung, wie sie im Jahre 3429 n. Chr. auf dem Freihandelsplaneten Lepso üblich gewesen war. Ehe er den Anrufenden abweisen konnte, hatte jener den Kontakt unterbrochen.

Tostan stellte fest, dass sein Feldmikrophon abgeschaltet war. Trotzdem hatte man ihn gehört.

»Sagenhaft!«, murmelte er vor sich hin.

Anschließend sah er sich aufmerksamer um. Zwei kleine Antigravmikrophone mit integrierten Bildübermittlern schwebten rechts und links über ihm. Demnach hatte man ihn keine Sekunde lang aus den Augen verloren.

Er lachte erneut. Diesmal klangen die Laute schon besser. Er räusperte sich noch einige Male und schaltete dann das Helmgerät ein.

Der Minibildschirm klappte aus der Halterung und glitt in seinen Sichtbereich.

»Tostan spricht. Wer hat Wache in der Bodenschleuse? Gemeint ist natürlich jene der TS-CORDOBA.«

»Das hatte ich mir fast gedacht«, vernahm er eine fröhlich klingende Stimme. Zugleich erschien auf dem Schirm ein scharfgeschnittenes Gesicht. Ali Ben Mahurs dunkler Lockenschopf war ebenso unverkennbar wie seine schmalrückige Nase.

»Fein! Wo ist Rodnina?«

»Medozentrale, Kontrollfunktion«, meldete sich die Medizinerin sofort.

»Schlafen unsere hundertfünfzig Helden?«

»So tief und fest, wie du es ebenfalls hättest tun sollen. Warum, um alles in der Galaxis, hast du dich dagegen mental gewehrt?«