Perry Rhodan 15: Mechanica (Silberband) - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 15: Mechanica (Silberband) E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Im Leerraum zwischen den Galaxien zieht der Planet Mechanica seine Bahn. In ferner Vergangenheit beauftragten seine Bewohner Roboter mit der Lösung ihrer Ernährungsprobleme. Aber dann verschwanden sie und ließen die Roboter mit ihrer Aufgabe zurück. Die seltsame Robotflotte ist seither damit beschäftigt, Planeten auszukundschaften, auf denen die Roboter ihre Saat des Verderbens verbreiten können. Perry Rhodan und Atlan, die Vertreter der großen Sternenreiche Terra und Arkon, werden auf den Plan gerufen, als die fremden Roboter eines Tages auf Arkon II landen. Damit nicht genug, müssen sich die Gefährten mit einer Organisation auseinandersetzen, der es gelingt, den Robotregenten von Arkon umzuprogrammieren. In der Folge wird Atlan als Imperator abgesetzt; ein anderer tritt an seine Stelle. Um den Zerfall der verbündeten Imperien zu verhindern, raubt Perry Rhodan den Zeitumformer der Akonen. Damit wagt er sich sechstausend Jahre in die Vergangenheit ...

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Nr. 15

Mechanica

Im Leerraum zwischen den Galaxien zieht der Planet Mechanica seine Bahn. In ferner Vergangenheit beauftragten seine Bewohner Roboter mit der Lösung ihrer Ernährungsprobleme. Aber dann verschwanden sie und ließen die Roboter mit ihrer Aufgabe zurück.

Die seltsame Robotflotte ist seither damit beschäftigt, Planeten auszukundschaften, auf denen die Roboter ihre Saat des Verderbens verbreiten können. Perry Rhodan und Atlan, die Vertreter der großen Sternenreiche Terra und Arkon, werden auf den Plan gerufen, als die fremden Roboter eines Tages auf Arkon II landen.

Einleitung

Unbewusst muss die Autoren der in dieses Buch aufgenommenen Originalromane schon vor zwanzig Jahren (zu dieser Zeit wurden die Manuskripte geschrieben) das Unbehagen vor übertriebenen robotischen Kompetenzen geplagt haben, denn sie setzten sich gleich in doppelter Hinsicht mit diesem Problem auseinander, das ja inzwischen von nicht zu unterschätzender Aktualität ist. In diesem Buch wird einmal unterstellt, dass eine Zivilisation sich in die Abhängigkeit von Robotern begibt, um ihre Ernährungsprobleme zu lösen, und zum andern geht es um die Vernichtung eines allmächtigen Robotregenten, der uns ja auch schon in Band Nr. 7 der Perry-Rhodan-Bibliothek beschäftigte. Was den ersten Teil der Handlung betrifft, sind wir der Erfüllung solcher Prophezeiungen vielleicht schon näher als wir denken; dass wir uns aber der Roboter gewaltsam entledigen werden, halte ich für unwahrscheinlich. (Obwohl es natürlich Zeitgenossen gibt, die gern alle Computer ausmerzen würden.) Es lässt sich nicht leugnen, dass unsere Zivilisation mittlerweile von Computern abhängig ist und ohne sie, wenigstens nicht in ihrer derzeitigen Form, kaum Überlebensmöglichkeiten hätte. Mit einer gewissen Passivität sehen wir der atemberaubenden Entwicklung im Bereich der Mikroprozessoren zu und erlauben den Robotern, uns Arbeitsplätze wegzunehmen, ohne bisher auch nur Ansätze von Ideen dafür entwickelt zu haben, was wir denn tun könnten, um die Entwicklung so zu steuern, dass sie weniger Betroffene hinterlässt. Dass mittlerweile Computer auch nicht unwesentlich darüber mitentscheiden, ob wir in einem globalen Atomkrieg untergehen oder nicht, ist ein anderer, noch ungemütlicherer Aspekt der Entwicklung. Aber geben wir uns keinen Illusionen hin: Keine noch so makabre Utopie wird dazu führen, dass wir auf Roboter verzichten – und das ist auch sicher nicht der Sinn solcher Fiktionen. Die Autoren stellten sich lediglich die Standardfrage der Science Fiction: Was geschieht, wenn ...? und versuchten, darauf eine Antwort zu geben. Die in dieses Buch aufgenommenen Originalromane sind (unberücksichtigt der darin vorgenommenen Kürzungen und Korrekturen in der Reihenfolge ihres ehemaligen Erscheinens: Saat des Verderbens von William Voltz; Der Planet Mechanica von K. H. Scheer; Das Erbe der Echsen von Clark Darlton; Der Tod des Lordadmirals von Kurt Mahr; Saboteure in A-1 von Kurt Brand; Das Psycho-Duell von William Voltz und Retter des Imperiums von K. H. Scheer. Auch bei diesen Romanen habe ich versucht, die Bearbeitung so durchzuführen, dass den Originalen so viel wie möglich von ihrem ursprünglichen Reiz erhalten blieb. Für ihre Unterstützung bei dieser Arbeit bedanke ich mich bei Christa Schurm, Franz Dolenc und G. M. Schelwokat.

Heusenstamm, März 1983

Zeittafel

Die Geschichte des Solaren Imperiums in Stichworten:

1971 – Die STARDUST erreicht den Mond, und Perry Rhodan entdeckt den gestrandeten Forschungskreuzer der Arkoniden.

1972 – Aufbau der Dritten Macht und Einigung der Menschheit.

1976 – Perry Rhodan löst das galaktische Rätsel und entdeckt den Planeten Wanderer, wo seine Freunde und er von dem Geisteswesen ES die relative Unsterblichkeit erhalten.

1984 – Rhodans erster Kontakt mit dem Robotregenten von Arkon im Kugelsternhaufen M 13. Der Robotregent versucht die Menschheit zu unterwerfen.

2040 – Das Solare Imperium ist entstanden. Nach 10.000 Jahren taucht der Arkonide Atlan aus seiner Unterwasserkuppel im Atlantik auf und wird Perry Rhodans Freund. Die Druuf dringen aus ihrer Zeitebene in unser Universum vor. Menschen gelangen in das Druufuniversum, um dort der unheimlichen Gefahr zu begegnen.

2043 – Rhodans Frau Thora stirbt auf dramatische Weise, und ihr gemeinsamer Sohn Thomas Cardif wird zum Gegenspieler seines Vaters.

2044 – Die Terraner stoßen nach Arkon vor und verhelfen Atlan zu seinem Erbe. Die Antimutanten tauchen auf.

2102 – Perry Rhodan entdeckt das Blaue System der Akonen.

2103

1.

Der Scout materialisierte innerhalb des normalen Universums und schoss mit steigender Geschwindigkeit seinem fernen Ziel entgegen. Für die Begriffe seiner Erbauer war der Scout kein großes Raumschiff. Sein walzenförmiger Körper durchmaß an der breitesten Stelle 30 Meter und war fast 100 Meter lang.

Technisch gesehen, bestand das Schiff aus unzähligen Einzelteilen, Rädern, Naben, Relais, Servos und elektronischen Einrichtungen, aus Kontrollen, Mess- und Ortungsgeräten. Einem Menschen wäre der Scout jedoch als gut funktionierende Einheit vorgekommen, die wie ein organischer Körper reagierte. Streng wissenschaftlich genommen, stellte das Schiff einen riesigen Roboter dar, in dem jedes einzelne Teil von der Funktionsfähigkeit der anderen abhängig war.

Es waren noch keine zehn Sekunden vergangen, nachdem der Scout aus dem Hyperraum aufgetaucht war, als der automatische Wächter einen Impuls erhielt, der ihn zum Leben erweckte. Der Impuls wiederum ging von einer Linse aus, die von der kosmischen Strahlung innerhalb des Universums zur Tätigkeit angereizt worden war.

Der Wächter glitt unter dem polierten Kabel entlang, das ihm als Aufhängung diente und seinen Weg genau vorschrieb. Es war immer der gleiche Weg und immer der gleiche Wächter, der ihn benutzte. Die Linse, die ihre Tätigkeit erfüllt hatte, schob ein metallisches Lid vor ihre Tastorgane, und ihr leises Summen erstarb.

Der Wächter, ein tropfenförmiges Gebilde aus glänzendem Stahl, schnurrte wie eine zufriedene Katze davon, ohne Hast und mit gleichbleibender Geschwindigkeit.

Plötzlich jedoch blieb er ruckartig stehen und fuhr zwei Teleskopaugen hervor. Dann ließ er einen Taster folgen und kontrollierte ein beschädigtes Stück des Kabels, über das er sein Gewicht nicht ohne Risiko bewegen konnte. Wenn er über die defekte Stelle hinwegglitt, konnte der Strang reißen, und der Wächter würde einen Meter in die Tiefe stürzen.

Unendlich sanft und vorsichtig befühlte der Taster den Schaden und gab seine Feststellungen weiter. An der Seite des Wächters glühte eine winzige Lampe auf, und er rollte langsam zurück, die Teleskopaugen dabei einziehend.

Der Scout wusste jetzt, dass sein Auftrag in Gefahr war. Sein Erfassen der Situation war von menschlichem Standpunkt aus ungeheuer kompliziert und vielfältig. Das Schiff registrierte die Katastrophe mit all seinen elektronischen und positronischen Sinnen, und es reagierte so, wie es seine Erbauer erwartet hatten: als unübertreffliche Einheit.

Der Wächter übermittelte seine Entdeckung an die Speicherbänke, die, bevor sie noch etwas zur Behebung des Schadens unternahmen, die Triebwerke stilllegten. Der Scout verlangsamte seine Geschwindigkeit und war nach einiger Zeit nur noch ein metallischer Klotz, der in freiem Fall durch den sternübersäten Raum flog.

Innerhalb des Scouts existierte nur ein einziger Roboter, der sich unabhängig von der Gesamtheit bewegen konnte. Wir wollen ihn Arthur nennen, da sein wirklicher Name sich mit Worten nicht wiedergeben lässt.

Arthur war an Bord des Schiffes praktisch Mädchen für alles. Bisher war er noch nicht benötigt worden, da alles seinen erwarteten Verlauf genommen hatte. Bei allen Planeten, die der Scout bisher angeflogen hatte, war es zu keinem einzigen Fehlschlag gekommen.

Der Defekt, den der Wächter entdeckt hatte und der ihn daran hinderte, seinen Weg fortzusetzen, brachte das Schiff in eine Lage, die es dazu zwang, ungewöhnliche Maßnahmen zu ergreifen. Da der Wächter ein Teil des Ganzen war, musste er seine begonnene Arbeit weiterführen, um andere Sektoren für die nun wieder beginnende Untersuchung vorzubereiten. Gelang es nicht, dem Wächter einen reibungslosen Ablauf seiner Tätigkeit zu garantieren, dann war der gesamte Auftrag des Scouts hinfällig.

Die Erbauer hatten wohl gewusst, dass der Zeitpunkt kommen konnte, da sich die miteinander verschachtelte Mechanik des Schiffes nicht mehr helfen konnte; deshalb hatte man Arthur mitgeschickt.

Nach einer kurzen Überprüfung entschieden die Speicherbänke, dass Arthur zu aktivieren sei, um die Reparatur des Kabels vorzunehmen. Die elektronische Sperre wurde durch einen Impuls aufgehoben, und der Behälter, in dem man Arthur aufbewahrte, öffnete sich. Ein, zwei, drei und mehr Kontrolllämpchen blitzten auf, als die Servomechanismen des Robots mit Energie versorgt wurden. Die Speicherbänke überstürzten nichts, denn falsche Eile konnte Arthur nur schaden. Er musste sich nach seiner langen Ruhepause allmählich erwärmen und durfte nicht sofort überanstrengt werden. Sicher, er war robust und widerstandsfähig, aber die Programmierung der Speicherbänke sah vor, dass Arthur bei Benutzung vorsichtig behandelt werden musste.

Ein Mensch hätte Arthurs Anblick als hässlich, zumindest jedoch als ungewöhnlich bezeichnet. Der Zweck, für den er erbaut worden war, hatte ihn zu einem wandelnden Arsenal von allen möglichen Dingen gemacht, über deren Anwendungsgebiet sich sämtliche Wissenschaftler Terras wahrscheinlich nach Stunden noch gestritten hätten. Arthurs Körperform war die eines umgestülpten Fischerkahns, dessen Außenflächen man mit Geräten förmlich gespickt hatte.

Der Robot rollte aus seinem Behälter heraus und folgte willig den Steuerimpulsen der Speicherbänke. Er bewegte sich über einen langen Gang, an dessen Ende konische Gebilde von der Decke hingen, gleich überdimensionalen Fledermäusen, die sich hier einen Schlafplatz gesucht hatten.

Arthurs Brummen und das Surren seiner Laufräder störten die Ruhe, ohne dass sich jemand um seine Anwesenheit gekümmert hätte.

Der Scout fiel weiter durch den Raum, die Linsen hatten ihre Metalllider geschlossen, und das farbige Flimmern der Sternenpracht wurde nicht wahrgenommen. Es war eine Welt für sich, die durch diese Unendlichkeit flog, ein einsamer, winziger Körper, viel zu klein, um kosmische Bedeutung zu erlangen. Und doch ging er einem Auftrag nach, der einen Teil der Galaxis in Unruhe stürzen würde.

Arthur gelangte nicht bis zum Ende des Ganges, denn er wurde vorher in einen Schacht gelenkt und in einem Lift nach unten getragen. Er wartete, bis sich eine neue Öffnung vor ihm auftat, und schob sich in sie hinein. Nach zehn Minuten hatte er den Ausgangspunkt des automatischen Wächters erreicht. Im ersten Augenblick sah es so aus, als sollte sich nun ein gewaltiges Problem aufwerfen, denn der Weg des Wächters war für einen Robot von Arthurs Ausmaßen viel zu eng. Bei allem Kraftaufwand hätte er es nicht geschafft, sich weiter fortzubewegen.

Jetzt zeigte sich jedoch Arthurs Spezialistentum und die einwandfreie Überlegung, mit der ihn seine Erbauer geschaffen hatten.

Arthur verkleinerte sich. Er legte zwei seitliche Teile seines Körpers ab. Arthur wählte alle Werkzeuge, die er für wichtig hielt, und befestigte sie an dem, was von seinem Körper noch übrig war. Reglos und zum Warten verurteilt, hing der Wächter neben ihm am Anfang des Kabels.

Nun konnte sich der Robot an dem Strang entlang bewegen, ohne dass er behindert wurde. In kurzer Zeit hatte er die schadhafte Stelle erreicht.

Er begann sofort mit der Arbeit. Zu beiden Seiten des defekten Stückes befestigte Arthur Elektromagnete, die das übrige Kabel in seiner normalen Lage hielten, während er das unbrauchbar gewordene Teil abmontierte. An dem Mittelstück von Arthurs Körper tauchten Werkzeug- und Haltearme auf, die eine präzis aufeinander abgestimmte Tätigkeit entfalteten. Während zwei Greifer das beschädigte Stück entfernten, waren zwei weitere damit beschäftigt, die Überlappungsstellen für das Ersatzteil vorzubereiten.

Das war jedoch nicht alles, was Arthur aufzubieten hatte. In der Zwischenzeit machte er das neue Kabelstück einsatzbereit. Eine Fülle von Bewegungen, durch ihre Vielfalt willkürlich und sinnlos wirkend, gingen von dem Robot aus. Arthur war eine geniale Konstruktion, und er unterstrich die Tatsache dadurch, dass er die Reparatur innerhalb von acht Minuten beendete. Danach zog er seine Greifer ein und glitt zurück. Er vereinigte sein Mittelstück mit den Seitenteilen und rollte summend zum Lift. Etwas später kehrte er in seinen Behälter zurück, die Energie wurde ihm entzogen, und seine Mechanismen erkalteten wieder. Die elektronische Sperre wurde neu errichtet, und das Interesse der Speicherbänke für Arthur sank auf den Nullpunkt.

Der Robot hatte eine neue Ruhepause begonnen.

Der Scout schaltete die Triebwerke ein und beschleunigte, bis er den alten Geschwindigkeitswert wieder erreicht hatte. Der automatische Wächter schnurrte in seiner vorgeschriebenen Bahn davon, überquerte ohne Aufenthalt das reparierte Stück und rollte seiner Bestimmung entgegen. Er hielt in seiner Fahrt an, als er den Beobachter erreicht hatte. Sein Taster wurde sichtbar, und er berührte das plump aussehende Gerät.

Der Beobachter richtete seine mechanischen und elektronischen Augen in die Weite des Raumes. Suchend spähten sie nach den Sternen, während der Wächter bereits ruhelos weiterfuhr und andere Geräte zum Leben erweckte. Der Scout befand sich am Rand des Kugelsternhaufens M 13 und war im Augenblick 33.500 Lichtjahre von der Erde entfernt, einem Planeten, von dessen Existenz die Speicherbänke nichts wussten.

Das Schiff war nicht von Menschen erbaut worden, und der Auftrag, der es auf seinem Weg durch das Universum führte, war viel zu ungewöhnlich, als dass er von Menschen stammen konnte.

Der Beobachter empfing alle wahrnehmbaren Ausstrahlungen der Sterne, die sich dem Scout am nächsten befanden. Alle ermittelten Daten wurden sofort an die Speicherbänke weitergeleitet, die darüber entschieden, ob die herausgefundenen Werte es sinnvoll machten, weitere Ortungs- und Messgeräte auf die eine oder andere Sonne zu richten.

Der Beobachter meldete genaue Ergebnisse von zehn angemessenen Sonnen, dann hatten die Speicherbänke ihre Wahl getroffen. Ihre Entscheidung fiel auf eine nicht sehr große rote Sonne, die nach ersten Ermittlungen über Planeten verfügen musste. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass sich unter diesen Welten eine brauchbare befinden würde.

Der Scout änderte seinen Kurs und steuerte der roten Sonne entgegen. Hastig beendete der automatische Wächter seine Fahrt. Sein Teil der gemeinsamen Arbeit war jetzt erledigt. Die Unternehmungssektionen des Scouts waren nun an der Reihe, das Ihre zur Erfüllung des Auftrags beizusteuern. Das Schiff wurde erfüllt vom Summen und Zirpen der unzähligen Geräte, denen die Speicherbänke Energie zuführten. Überall blitzten Lichter auf. Die Speicherbänke liefen auf Hochtouren, jede Berechnung wurde dreimal überprüft, bevor sie zur endgültigen Auswertung gelangte.

Als der Scout näher an das Sonnensystem herankam, stellten die Geräte fest, dass die Sonne von fünf Planeten umkreist wurde. Jeder einzelne von ihnen musste sorgfältig überprüft werden, denn das Schiff suchte nicht einfach nach irgendwelchen Welten, sondern seine Erbauer hatten es auf eine bestimmte Art abgesehen. Es kamen nur Sauerstoffplaneten mit wasserdampfhaltiger Atmosphäre und einer mittleren Temperatur von wenigstens 14 Grad Celsius in Betracht.

Unzählige Systeme hatte der Scout bereits ausfindig gemacht, ohne immer Erfolg zu haben. Seine elektronischen und positronischen Einrichtungen waren jetzt auf Höchstleistung geschaltet, und der Raum zwischen den Sternen wurde von Strahlen und Impulsen durchdrungen, die das Schiff aussandte, um möglichst viel über die fünf Planeten zu erfahren.

2.

Als Chester MacDowells Vater beschlossen hatte, seinen Sohn die politische Laufbahn einschlagen zu lassen, hatten sich zwei Hindernisse in den Weg gestellt. Da war zunächst das völlige Versagen Chesters auf dem diplomatischen Parkett, wo es dem jungen Mann einfach nicht gelingen wollte, sich wie ein Gentleman und nicht wie ein kanadischer Holzfäller zu benehmen. Der zweite Punkt bestand in Chesters hartnäckiger Ablehnung, die er dem Beruf eines Politikers entgegenbrachte. So war es nicht erstaunlich, dass MacDowells Stern am Himmel der Diplomatie erlosch, bevor er noch richtig zum Strahlen gekommen war.

Chesters erzürnter Vater sperrte sofort seine finanziellen Zuwendungen, und der Sohn musste jetzt versuchen, auf eigenen Beinen zu stehen.

Das war der Tag, an dem Chester einen gewaltigen Schritt nach unten tat. Er stolperte auf der Leiter der Gesellschaft bis zur untersten Sprosse und wurde Vagabund. Er lebte dieses Leben über ein Jahr, während seine Knie und Ellenbogen aus zerfetztem Stoff drangen und seine füllige Figur allmählich hager wurde.

Aus jedem Ort, in dem MacDowell auftauchte, wurde er wegen Landstreicherei nach wenigen Tagen wieder entfernt, und man gab ihm deutlich zu verstehen, dass man auf seine Wiederkehr keinen großen Wert legte.

Endlich hatte Chester das Vagabundenleben satt. Er nahm sich vor, Wissenschaftler zu werden. Hätte er jemandem dieses Vorhaben erzählt, er hätte nur ein mitleidiges Lächeln geerntet.

Aber sechs Jahre später war Chester MacDowell Abteilungsleiter in einem terranischen Forschungsinstitut für extraterrestrische Lebewesen. Er war immer noch hager, und er lachte selten. Über die vergangenen sechs Jahre sprach er niemals.

Er war auf der gesellschaftlichen Leiter wieder nach oben geklettert, Sprosse um Sprosse, und nach jedem Stück, das er auf seinem Weg zurücklegte, war er etwas härter geworden und erfahrener. Es hieß, dass MacDowell jedem Problem mit Verbissenheit nachging, bis er es gelöst hatte.

Er hieß jetzt nicht mehr einfach Chester MacDowell.

Sein Name war in kleinen schwarzen Buchstaben auf die Außenfläche der Tür geprägt, die den Eingang zu seinem Büro bildete: Dr. Chester MacDowell.

Auf der breiten Fensterbank stand ein Aquarium, das hell erleuchtet war und in dem sich ein einziger Fisch befand, der reglos zwischen den Wasserpflanzen stand. Der Fisch war alt und hässlich, sein Name war Shelby. Niemand wusste, warum Dr. MacDowell sich nur dieses eine Tier hielt, aber niemand hatte gewagt, ihn nach dem Grund zu fragen.

Als Joe David in das Büro seines Vorgesetzten eintrat, fiel sein Blick automatisch auf Shelby, und er dachte: Er lebt immer noch!

Dann wandte er sich Dr. MacDowell zu, der ihn mit kaum wahrnehmbarem Interesse musterte.

»Nun, David?«, fragte der Abteilungsleiter, und in seiner Stimme schwang dieser eigenartige Ton mit, der David irgendwie einstudiert vorkam.

Joe David nahm die Papiere unter seinem rechten Arm hervor.

»Es handelt sich um Azgola, Sir«, sagte er.

Er reichte die Unterlagen über den Tisch, und MacDowells feste, braune Hände griffen danach.

»Wir haben die ersten Ergebnisse des Robotgehirns von Arkon III erhalten«, bemerkte David mit jugendlicher Begeisterung. »Sie werden staunen, es gibt Neuigkeiten.«

»Ich danke Ihnen, David«, sagte MacDowell. »Ich werde Sie rufen, sobald ich Sie wieder benötige.«

Enttäuscht zog sich der junge Mann zurück.

Chester MacDowell klappte die Akte auf, die mit der Aufschrift Azgola versehen war. Azgola war der zweite Planet von Azgos-Stern, 8240 Lichtjahre von Arkon entfernt. Die marsgroße, vegetationsreiche Sauerstoffwelt wurde von zwei Millionen Nachkommen ehemaliger Arkonkolonisten bewohnt, die sich im Verlauf der Jahrtausende zurückentwickelt hatten und deren technisches Niveau dem der Menschheit im 19. Jahrhundert gleichkam. Auf Azgola hatten sich vor drei Monaten Dinge ereignet, die den Einsatz einiger Agenten der terranischen Sonderabteilung III notwendig gemacht hatten. Die Entwicklung hatte schließlich dazu geführt, dass die gesamte Bevölkerung von Azgola evakuiert worden war. Auf Azgola hatte sich eine eigenartige Pflanze ausgebreitet, die von einem Wissenschaftler sehr treffend als Speckmoos bezeichnet worden war. Von diesem Moos, das praktisch überall wuchs, wo sich Gelegenheit dazu bot, wurden ununterbrochen Sporen in die Atmosphäre abgegeben, die eine phantastische Wirkung auf alle Lebewesen ausübten, die sie einatmeten. Die Sporen enthielten zu 80 Prozent hochaktive Fette, die sich sehr rasch im Körper ablagerten. Ein Gramm Fett dieser Art entwickelte bei der im Körper stattfindenden Verbrennung einen Wert von rund 10 Kilokalorien. Die restlichen 20 Prozent setzten sich aus Kohlehydraten und Eiweiß zusammen.

Was den Sporen jedoch völlig fehlte, waren die so wichtigen Vitamine und Mineralstoffe. Die als spindeldürr bekannten Eingeborenen Azgolas waren beim Eintreffen der terranischen Agenten derart fett, dass sie sich kaum noch bewegen konnten. Man fand heraus, dass diese seltsame Vegetation etwas mit zwei Schiffen zu tun haben musste, die unbekannter Bauart waren und in einem zeitlichen Abstand auf Azgola gelandet waren. Zunächst war ein kleines, dann ein wesentlich größeres Schiff erschienen.

Die wissenschaftlichen Teams der Erde, des arkonidischen Imperiums und jene auf den Ara-Planeten waren jetzt seit fast drei Monaten damit beschäftigt, das Speckmoos näher zu analysieren. Die Aufnahme der Nährsporen erfolgte durch Tropfinfusion, das heißt, menschliche oder menschenähnliche Körper nahmen die Sporen durch Atmung oder durch die Haut auf.

Wirtschaftlich gesehen bedeutete die Entwicklung dieser Pflanzen einen gewaltigen Fortschritt, denn hier bahnte sich eine Möglichkeit an, jedes Ernährungsproblem schnell zu lösen. Zwar zeigten sich einige schädliche Nebenwirkungen, wie der Mangel an Spurenelementen und Vitaminen, aber diesen Erscheinungen konnte man einen Riegel vorschieben. Verschiedene Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass es zu Störungen des Verdauungsapparats kommen konnte, wenn die Nährstoffe ausschließlich über das Blut abgebaut wurden, ohne vorher Magen und Darm zu passieren.

Niemand konnte ausschließen, dass die schädliche Nebenwirkung des Speckmooses sich nicht doch verhängnisvoll auf den Organismus auswirkte. Es galt zunächst einmal den Ursprung und den Zweck des Speckmooses zu ergründen, um daraus Schlüsse zur Bekämpfung der Pflanze zu ziehen. Es war nicht auszuschließen, dass diese Pflanze auch auf anderen Planeten auftauchte. Aus diesem Grund arbeiteten die Wissenschaftler, die mit der Klärung dieses Problems befasst waren, unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen, um zu verhindern, dass die Sporen dieser Pflanze auch auf andere Welten verschleppt wurden. Zu diesen Sicherheitsmaßnahmen gehörte auch, dass jeder, der mit den Sporen zu tun hatte, eine »Desinfektionsschleuse« passieren musste, wenn er »verseuchtes« Gebiet verließ. In dieser »Desinfektionsschleuse« wurden durch ein für den menschlichen Organismus unschädliches Strahlenbad sämtliche am Körper haftenden Sporen abgetötet.

Raumschiffe, die in die Lufthülle Azgolas eingedrungen waren, wurden beim Verlassen des Planeten vakuumgeflutet, wodurch die Sporen ebenfalls abgetötet wurden.

Atlan, auch bekannt als Gonozal VIII., hatte mit Hilfe des Robotregenten versucht, die Tätigkeit der beiden mysteriösen Raumschiffe, deren Anwesenheit durch den Einsatz der Agenten von Abteilung III bekannt geworden war, zu enträtseln. Es war nicht sicher, ob zwischen diesen Schiffen und dem Speckmoos ein unmittelbarer Zusammenhang bestand. Nur ein Robotgehirn von der Kapazität des ehemaligen Regenten war in der Lage, die ermittelten Werte in einer ausführlichen Logikberechnung zu koordinieren und aus ihnen ein Gesamtbild zu schaffen.

Was Dr. Chester MacDowell in seinen Händen hielt, war das Ergebnis, das eine seelenlose Maschine herausgefunden hatte.

MacDowell begann zu lesen, sein hagerer Körper war über den Tisch gebeugt, und ab und zu fuhr er mit der Hand über sein kurzgeschorenes, frühzeitig ergrautes Haar.

»Donnerwetter!«, stieß er nach einiger Zeit hervor.

Er schaltete die Sprechanlage ein, und Joe David, der im Vorzimmer saß, fragte eifrig: »Ja, Sir?«

Falls er gehofft hatte, jetzt wieder in MacDowells Büro eintreten zu dürfen, so sah er sich bitter enttäuscht, denn der Doktor sagte nur: »Ich möchte sofort eine Verbindung mit Terrania, David. Versuchen Sie, einen der führenden Männer an den Apparat zu bekommen, am besten Rhodan persönlich.«

David runzelte die Stirn und starrte nachdenklich auf den kleinen Lautsprecher, aus dem MacDowells Stimme aufgeklungen war.

»Sie meinen den Administrator, Sir?«, fragte er schließlich.

MacDowell sagte: »David, wenn Sie zu den Befehlen Ihrer Vorgesetzten immer Erläuterungen brauchen, werden Sie ewig in einem kleinen Vorzimmer sitzen und nicht weiterkommen.«

Joe schoss die Röte ins Gesicht, und er stieß ein hastiges: »Jawohl, Sir!« hervor. Er fragte sich verzweifelt, wie er wieder in der Gunst des Doktors steigen könnte, aber im Augenblick konnte er nichts weiter tun, als dessen Befehl auszuführen.

Inzwischen las Chester MacDowell die Akte ein zweites Mal. Die Ermittlungen des Robotgehirns kamen ihm einleuchtend vor. Aber rein gefühlsmäßig sagte er sich, dass etwas Entscheidendes fehlte. Irgendwo in diesem ungewöhnlichen Bericht gab es eine Lücke. So sehr er sein Gehirn auch strapazierte, er fand nicht heraus, was ihm störend vorkam.

Während des Lesens war Dr. Chester MacDowell von einem bekannten Gefühl beschlichen worden, das er beinahe vergessen hatte.

Er erinnerte sich daran, dass es früher immer dann aufgetreten war, wenn die Polizei anrückte, um ihn, den Landstreicher, aus der Stadt zu verjagen.

Reginald Bull gähnte, lehnte sich behaglich in seinem Sessel zurück und schlug seine kräftigen Beine übereinander. Die Sonne sandte ihr Licht durch die großen Fenster und spiegelte sich in Bildern und glänzenden Gegenständen. Bully griff in seine Tasche, zog ein Vitaminbonbon hervor, wickelte es aus und schob es mit sichtbarem Genuss zwischen die Lippen.

»Ich meine«, sagte er zu dem schlanken Mann hinter dem Tisch, »dass du die ganze Sache viel zu tragisch nimmst, Perry.«

Rhodan sah ihn einen Augenblick von der Seite her an, und die unmanierlichen Bewegungen, mit denen Bully das Bonbon durch seinen Mund wälzte, erstarben.

Der Administrator klopfte auf eine Akte, die vor ihm auf dem Tisch lag.

»Das Robotgehirn hat einige erstaunliche Dinge errechnet. Nach seinen Ermittlungen gibt es in unserer Galaxis mindestens drei Schiffe, die einer bestimmten Aufgabe nachgehen.« Er klappte auf und begann zu lesen. »Da wäre zunächst ein kleines, walzenförmiges Schiff von hundert Metern Länge. Es wurde auch auf Azgola beobachtet, und zwar bevor das Speckmoos auftrat. Die Logikauswertung des Regenten besagt, dass es sich bei diesem relativ kleinen Raumer um eine Art Späher handelt, der alle Gegebenheiten prüft.«

»Wie bei den alten Indianern«, murmelte Bully undeutlich.

»Das zweite Schiff«, fuhr Rhodan unbeirrt fort, »ist wesentlich größer. Wenn wir uns auf die Angaben von Azgola verlassen können, beträgt seine Länge knapp zweitausend, sein Durchmesser fünfhundert Meter. Das Robotgehirn gibt an, dass es sich um das Saatschiff handelt.«

»Saatschiff«, brummte Bully. »Wer sollte schon daran Interesse haben, ein riesiges Schiff zu bauen, um damit überall Speckmoos anzupflanzen. Glaubst du vielleicht, dass dieses Schiff eine Art stummer Wohltäter ist, das überall dort auftaucht, wo ihm die Leute unterernährt erscheinen?«

Bully spielte damit auf die ehemals spindeldürren Eingeborenen Azgolas an, die sich durch das Speckmoos extrem verändert hatten.

Rhodan strich ein Blatt Papier glatt. »Wohltäter sind es ganz bestimmt nicht, denn das Robotgehirn hat mit fünfundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit berechnet, dass noch ein drittes Schiff zu dieser Gruppe gehören muss.«

»Wer sät, will auch ernten«, zitierte Reginald Bull.

»Ganz recht, es muss sich also noch irgendwo ein Schiff herumtreiben, das die Ernte einbringt. Logischerweise müsste es bald auf Azgola erscheinen, denn dort ist das Moos ausgereift.«

Irgendeine unbekannte Rasse versuchte, auf diese phantastische Weise ihre Ernährungsprobleme zu lösen, dessen war Rhodan sicher. Was er nicht wusste, war die Herkunft dieser wahrscheinlich hochintelligenten Wesen und das Prinzip, nach dem sie vorgingen.

»Eine Kopie dieser Akte ging an Dr. Chester MacDowell, den Leiter der Abteilung für extraterrestrische Lebewesen in Signal«, erklärte Rhodan. »Dort wird die Forschungsarbeit aller Teams koordiniert, die sich mit den Nährsporen beschäftigen.«

»MacDowell?«, fragte Bully. »Nie gehört.«

»Er arbeitet noch nicht sehr lange für uns, aber seine Erfolge, die er in dieser kurzen Zeit erzielte, können sich sehen lassen.«

Der Lautsprecher knackte und unterbrach ihr Gespräch für einen Augenblick. Rhodan beugte sich vor.

»Was gibt es, Sergeant?«, fragte er.

»Die Zentrale fragt nach, ob sie ein Gespräch aus Signal weiterleiten soll, Sir. Ein gewisser Dr. MacDowell möchte mit Ihnen sprechen.«

»In Ordnung, Kenny«, stimmte Rhodan zu.

Sergeant Kenwood bestätigte, und Bully, der aufgestanden war, schaltete den Bildschirm des Visiphons ein. Rhodan drehte seinen Stuhl so weit herum, dass er genau zu dem Gerät blicken konnte.

Der Mann, der auf der Mattscheibe sichtbar wurde, sah aus wie ein alter Soldat, und sein graues, kurzgeschorenes Haar verstärkte diesen Eindruck. Die Haut, die sich über sein kantiges Gesicht spannte, war von der Sonne gebräunt.

»Ich danke Ihnen«, sagte Dr. MacDowell mit seiner angenehmen Stimme. »Mein Name ist MacDowell.«

Rhodan nickte und hielt die Akte mit der Aufschrift Azgola in die Höhe. »Ich weiß, warum Sie mit mir sprechen wollen, Doc.«

»Wenn die Berechnungen, die wir von Arkon erhalten haben, stimmen, dann müssen wir damit rechnen, dass das Ernteschiff bald im System von Azgos-Stern auftaucht. Hier bietet sich eine Möglichkeit zum Einhaken.«

Rhodan lachte. »Genau das habe ich mir auch schon überlegt. In diesem Augenblick sind mehrere Flotteneinheiten der Solaren Flotte und Schiffe des arkonidischen Imperators unterwegs, um das System von Azgos-Stern zu kontrollieren. Wenn das Ernteschiff erscheinen sollte, wird das Empfangskomitee bereitstehen.«

Man sah MacDowell an, dass ihn diese Tatsache beruhigte, und sein angespanntes Gesicht wurde etwas freundlicher.

»Dieses Ernteschiff gibt mir Rätsel auf«, gestand er. »Ich werde das Gefühl nicht los, dass mit ihm etwas nicht stimmen könnte.«

Rhodan war nicht der Mann, der gefühlsmäßige Äußerungen verlachte, denn er wusste nur zu gut, wie oft ihn eine Eingebung dieser Art gerettet hatte.

»Wie meinen Sie das?«, fragte er.

»Überlegen Sie einmal, wie das Ernteschiff vorgehen könnte. Unsere Mitarbeiter haben festgestellt, dass sich die Sporen weder ernten noch extrahieren lassen. Das Speckmoos gibt seine Früchte ausschließlich als mikroskopische Sporen ab, die mit relativ hoher Geschwindigkeit aus dem dichten Moosteppich herausfliegen, um in der warmen, sauerstoffgesättigten Atmosphäre einer geeigneten Welt erst ihren eigentlichen Nährwert zu erhalten.« MacDowell sah ratlos aus. »Können Sie sich vorstellen, wie wir das Zeug mit einem Raumschiff einfangen sollen? Ich habe vergeblich darüber nachgegrübelt. Wenn es dieses Ernteschiff tatsächlich geben sollte, dann stehen uns wahrscheinlich noch einige Überraschungen bevor.«

»Ich bin dafür, dass wir dieses Moos durch Säure oder Kältestrahlung vernichten«, mischte Bully sich ein.

»Zu einer solchen drastischen Maßnahme besteht überhaupt kein Grund«, widersprach Rhodan. »Es ist erwiesen, dass die Speckmoospflanze nur unter bestimmten klimatischen Bedingungen existieren kann. Fällt beispielsweise die mittlere Temperatur unter 10 Grad Celsius, dann geht die Pflanze ein. Anders jedoch die Sporen. Diese können zwar nur unter den Bedingungen, wie sie die Pflanze braucht, ihren Nährwert entfalten, aber sie sind in der Lage, Kälteperioden unbeschadet zu überstehen. In dieser Zeit verlieren sie wohl ihren Nährwert, aber sie entfalten ihre Fähigkeit sofort wieder, wenn die Temperatur wieder ansteigt. Wir sind deshalb nicht in der Lage, befallene Planeten zu befreien, denn sofort nach der Aufhebung dieser Maßnahme würden die Sporen wieder aktiv, und es würden sich aus ihnen wieder neue Speckmoospflanzen entwickeln. Der Einsatz von Säure oder chemischen Mitteln bringt uns auch nicht weiter. Bekanntlich wurde diese Methode auf Azgola angewendet, mit dem Erfolg, dass auf einem bereits gesäuberten Streifen kurze Zeit später – durch die in der Atmosphäre vorhandenen Sporen – neuerlich das Moos zu wachsen begann. Wir wissen, dass die Sporen nur mit Röntgenstrahlen oder im Weltraumvakuum abgetötet werden können. Keine dieser beiden Möglichkeiten lässt sich auf den gesamten Planeten anwenden, ohne dass wir ihn dadurch völlig unbewohnbar machen. Bliebe nur noch die Möglichkeit, den gesamten Planeten in eine Wüstenlandschaft zu verwandeln, so dass der Pflanze jede Existenzgrundlage entzogen wird. Aber diese Lösung steht gewiss nicht zur Diskussion. Außerdem haben wir alle Eingeborenen von Azgola evakuiert und zu einem anderen Planeten gebracht. Außer den verschiedenen wissenschaftlichen Teams hält sich zur Zeit kein intelligentes Wesen auf Azgola auf. Wenn wir erfahren wollen, wie sich die Dinge weiterentwickeln, müssen wir vorläufig abwarten und darauf hoffen, dass, abgesehen vom Ernteschiff, auch die beiden anderen Schiffe in absehbarer Zeit entdeckt werden, damit wir mehr über die Hintergründe in Erfahrung bringen können. Erst dann können wir uns auf die Lösung dieses Problems konzentrieren.«

»Und wenn dieses Ernteschiff niemals kommt?«, erkundigte sich Bully.

Perry Rhodan zuckte mit den Schultern. Bisher hatte sich das Robotgehirn auf Arkon III noch nie geirrt.

»Es wird kommen«, sagte er einfach.

Als das Gespräch beendet war, stand MacDowell von seinem Platz auf und verließ sein Büro. Joe David im Vorzimmer machte einen geknickten Eindruck.

»Ist das Gespräch beendet, Sir?«, fragte der junge Mann.

»Wie Sie sehen, ja«, erwiderte Chester.

David schluckte und notierte im Geist einen besonders schwarzen Tag auf dem Kalender.

»In der kleinen Halle wartet jemand auf Sie, Sir«, meldete er hastig.

MacDowell, der auf dem Weg war, sich Unterlagen für den Speckmoos-Fall zu besorgen, war über die Unterbrechung seiner Arbeit nicht gerade erfreut.

»Wer?«, fragte er mürrisch.

David scheute jedes Wort, das ihn noch weiter in Ungnade stürzen konnte, und er bemerkte vorsichtig: »Der Mann will seinen Namen nicht sagen, aber er behauptet, dass es wichtig sei.«

»Hat er wenigstens den Grund seines Hierseins genannt? Mit welchem Projekt hat er zu tun?«

»Ich habe ihn noch nie gesehen, Sir«, berichtete David.

MacDowell knurrte und verließ das Vorzimmer. Er trat auf den Gang hinaus und ging zum Lift, der ihn nach unten führte.

Als er die kleine Halle betrat, empfand er sofort die angenehme Kühle dieses Raumes, und er atmete tief ein. Seine Schritte erzeugten ein hallendes Echo in den Seitengängen. An den Wänden hingen farbige Bilder von Wesen anderer Planeten, eines fremdartiger als das andere.

Am anderen Ende der Halle, auf der unbequemen Bank, saß ein alter Mann, der langsam aufstand, als sich Chester ihm näherte. Er stützte sich auf einen Stock, und die Haare unter seiner Pelzmütze, die er jetzt abnahm, waren weiß.

Als MacDowell stehenblieb, sagte der Alte mit rauer Stimme: »Ich habe dich über sechs Jahre gesucht, Chester. Jetzt habe ich dich gefunden.«

Dr. Chester MacDowell erschauerte, und eine Welle von Empfindungen durchströmte ihn.

3.

Die Speicherbänke waren dabei, die letzten Auswertungen vorzunehmen, um dann ihre endgültige Entscheidung zu treffen. Der Scout hatte jeden der fünf Planeten lange Zeit untersucht, und war schließlich bei der zweiten Welt in eine Kreisbahn gegangen.

Wenn in diesem System überhaupt ein geeigneter Platz für die Saat zu finden war, dann nur auf diesem Planeten. Es handelte sich um eine junge Sauerstoffwelt mit hohen Temperaturen und einer entsprechenden Tier- und Pflanzenwelt.

Nachdem das Schiff die Oberfläche gründlich sondiert hatte, schickte es einen Atmosphäretaucher auf die Reise, der auf den Planeten zustürzte. Unter normalen Umständen wäre er von der Gravitation beschleunigt und in den oberen Luftschichten verdampft worden, aber der Scout konnte den Taucher über ein kompliziertes System steuern und lenkte ihn in einer flachen Bahn in die Atmosphäre.

Auf den positronischen Befehl der Speicherbänke hin öffnete der Taucher eine Klappe an seiner Vorderfront. Das war der Beginn einer gründlichen Analyse. Die aerodynamische Form des Tauchers war zweckentsprechend, und er raste wie ein Metallpfeil durch die Luft. Seine Außenfläche erwärmte sich, wurde heiß und begann dunkelrot zu glühen. Sorgfältig beobachteten die Speicherbänke diese Temperaturveränderungen. Der Flug des Tauchers wurde verlangsamt, und er sackte über hundert Meter weiter in die Tiefe.

Der Scout analysierte die Zusammensetzung der Atmosphäre und die dadurch entstehenden Lebensbedingungen an fünf verschiedenen Stellen. Danach wurde der Taucher wieder eingeholt und einer gründlichen Kontrolle unterzogen, bei der seine Verwendbarkeit für weitere Ausflüge geprüft wurde.

Nach irdischer Zeitrechnung umkreiste der Scout den Planeten seiner Wahl über sechs Tage, bis er entschieden hatte, dass diese Welt sehr gut geeignet war. Als dieser Moment eintrat, erstarb das Leben der unzähligen Messapparate und Ortungsgeräte. Metalllider schoben sich über die blinkenden Linsen, der Beobachter stellte seine Reflexsendungen ein, und der tropfenförmige Wächter hing wie erstarrt an seinem Platz.

Alles war klar.

Der Scout hatte einen brauchbaren Planeten entdeckt, seine Aufgabe war erfüllt.

Nur eines blieb noch zu tun: die zweite Einheit musste benachrichtigt werden.

Von diesem Augenblick an begann der Scout

4.

Der Schwere Kreuzer GOLF VON MEXICO hatte eine reine Routinearbeit durchzuführen, die sich in den Mannschaftsräumen durch tagelange Schachspiele, Poker und Bayard bemerkbar machte.

Der Kugelraumer hatte seine Beobachtungsposition im Sternenhaufen M 13 bezogen. Die Peil- und Ortungsgeräte des Schweren Kreuzers lauschten ununterbrochen in die Stille der Unendlichkeit.

Aber gar nichts geschah.

Leutnant Roger Yassord trat seine vierte Dienststunde an und erschien mit säuerlichem Gesicht in der Kommandozentrale. Major Ankenbrand, der Kommandant, warf ihm einen erstaunten Blick zu.

»Was ist los mit Ihnen, Roger? Sie haben jetzt sechs Stunden lang Gelegenheit, sich Ihre Zeit einigermaßen interessant zu vertreiben.«

Yassord wurde durch diese Aussicht nicht aufgemuntert, im Gegenteil: sein Gesicht verfinsterte sich noch weiter.

»Ich habe gerade ein Vermögen verloren, Sir«, erklärte er düster.

Major Ankenbrand, der bisher noch nicht gewusst hatte, dass sein Leutnant über Vermögen verfügte, wurde aus seiner gleichgültigen Stimmung aufgerüttelt. »Sie haben doch nicht etwa mit der Mannschaft gespielt, Roger?«

»Nicht mit der Mannschaft, Sir, nur mit Sergeant Schmidt«, erklärte der Leutnant.

»Mit dem Schmidt?«, fragte Ankenbrand ungläubig.

Yassord wagte nicht mehr, seinen Vorgesetzten anzublicken, er hatte die Augen niedergeschlagen und murmelte ein schwaches: »Ja, Sir.«

Major Ankenbrand räusperte sich. »Wieviel haben Sie verloren?«

Yassord hob seine Hand in Hüfthöhe und ließ sie dort kreisende Bewegungen vollführen.

»Einen Meter, Sir«, sagte er heiser. »Dicht gestapelt.«

»Dieser Schmidt ist ein Halunke, jeder Kadett in der Flotte weiß das, und niemand spielt mit ihm. Ausgerechnet Sie mussten auf ihn hereinfallen. Wie stellen Sie sich überhaupt die Bezahlung Ihrer Spielschulden vor?«

Auf Yassords Gesicht erschien ein sanftes Lächeln.

»Durch Überstunden, Sir«, schlug er vor.

»Überstunden?«, wiederholte Ankenbrand verständnislos.

Der Leutnant breitete beschwörend seine Arme aus und ging weiter auf den Major zu.

»Sir«, sagte er, »wenn ich Ihre sechs Dienststunden mit erledigen dürfte, und Sie machen eine Meldung, könnte ich vielleicht den doppelten Verdienst herausholen.«

Der Major war ein humorvoller Mann, der, obwohl er auf Disziplin hielt, bei seinen Männern sehr beliebt war. Jetzt klopfte er mit seinem Zeigefinger dreimal kräftig gegen Yassords Brust.

»Roger«, flüsterte er, »das war bisher der niederträchtigste Trick, mit dem Sie versucht haben, sich eine Verlängerung der Dienstzeit zu erschleichen. Ich werde jedoch nicht dulden, dass Sie länger als sechs Stunden in der Zentrale arbeiten.«

»Ich dachte, dass es so klappen könnte, Sir«, meinte Yassord entschuldigend und lachte.

Der Major stimmte in sein Lachen mit ein, als Pendermann, der Erste Funker, aus der Kabine stürzte und sich zwischen Yassord und Ankenbrand drängte.

»Sir!«, rief er aufgeregt. »Wir empfangen Funksprüche!«

»Von Terrania?«, fragte der Major hoffnungsvoll.

»Nein, Sir! Die Impulse sind nicht gesteuert und auch nicht für uns bestimmt, denn ich kann sie nicht auswerten.«

Ankenbrand und Yassord tauschten einen kurzen Blick, und Yassord meinte genüsslich: »Ihre Dienstzeit ist jetzt vorüber, Sir.«

»Woher kommen die Funkzeichen, Pendermann?«, fragte der Major, ohne auf den Leutnant zu hören.

Der Funker zuckte mit den Schultern und sah die beiden Offiziere mit dem Blick eines Fachmanns an, der sich notgedrungen mit Laien über ein schwieriges Problem unterhalten muss.

»Irgendwo in diesem Kugelsternhaufen muss der Sender montiert sein«, sagte er trocken.

»Das hilft uns aber mächtig weiter«, bemerkte Yassord wütend.

Pendermann kehrte in seine Kabine zurück, und die beiden Offiziere folgten ihm auf dem Fuß. Der Funker zeigte auf den Oszillographen und sagte: »Sehen Sie, Sir, es ist immer wieder derselbe Impuls.«

»Sie meinen, dass der Funkspruch ständig wiederholt wird?«, erkundigte sich Major Ankenbrand.

»Ja, Sir. Man könnte beinahe annehmen, dass dort jemand in Not geraten ist und nun ein Peilsignal ausstrahlt, um die Aufmerksamkeit eventueller Retter zu erregen.«

»Klingt ein bisschen phantastisch«, meinte der Major. »Wie kann jemand annehmen, dass man ihm hilft, wenn die Funkimpulse nicht zu entziffern sind?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, dass es sich um ein Notsignal handelt.«

»Haben Sie eine Idee, Sir?«, wollte Yassord wissen.

»Ja«, Ankenbrand nickte. »Ich nehme an, dass jemand eine Nachricht übermitteln möchte. Und weil er sie für sehr wichtig hält, strahlt er sie ununterbrochen ab, bis der gewünschte Erfolg eingetreten ist.«

»Das heißt ...«, begann Leutnant Yassord.

»Das heißt, dass wir sofort das Hauptquartier benachrichtigen müssen«, vollendete der Major.

Während die GOLF VON MEXICO weiter ihre einsame Bahn durch das Sternenmeer zog, setzte sich Pendermann mit Terrania in Verbindung, um von dem mysteriösen Funkspruch zu berichten.

Es war reiner Zufall, dass ein Bericht von Atlan zu gleicher Zeit mit der Nachricht des Schweren Kreuzers bei Perry Rhodan eintraf. Der Imperator des Großen Imperiums teilte seinem Freund mit, dass der Regent auf Arkon III seit einigen Stunden Funkpeilzeichen aus der Richtung des Kugelsternhaufens M 13 empfange.

Atlan berichtete Rhodan, dass es sich immer um die gleichen Impulse handelte, die ständig wiederholt würden.

Der Administrator verglich die beiden Meldungen und wusste, dass ein Irrtum ausgeschlossen war.

Eine Minute später begann er zu handeln.

»Es sind immer die gleichen Impulse«, stellte Bully fest. »Wir können sie weder entschlüsseln noch sind sie identifizierbar, denn es handelt sich offenbar nicht um einen Text, sondern nur um ein bestimmtes Zeichen, das für uns keinen Sinn ergibt.«

»Völlig richtig«, stimmte Allan D. Mercant zu, der an Bullys Seite über den Raumhafen Terranias schritt. »Es muss aber jemand existieren, für den diese Peilzeichen eine Bedeutung haben. Perry handelt völlig richtig, wenn er versucht, den Standort des Senders anzupeilen.«

Sie bestiegen einen der kleinen Elektrokarren, und Bully löste die Bremse. Mercant blickte ihn misstrauisch an.

»Fahren Sie vorsichtig«, bat er.

Reginald Bull schien ihn nicht gehört zu haben. Nachdenklich sagte er zu seinem Gegenüber: »Wir werden mehrere Schiffe benötigen, wenn wir eine Dreieckspeilung vornehmen wollen, denn das ist die einzige Möglichkeit, um eine erfolgreiche Suche durchzuführen. Was aber, wenn der Sender in der Zwischenzeit aufhört zu arbeiten?«

Bully steuerte das Fahrzeug in Höchstgeschwindigkeit über den Stahlplastikboden.

»Es kommt darauf an, dass wir schneller sind«, sagte der Abwehrchef. »Hören Sie, Bull, müssen Sie eigentlich immer so schnell fahren?«

Während Mercant auf die Geschwindigkeit der Solaren Flotte hoffte, nörgelte er über einen Elektrowagen, überlegte Bully philosophisch. Er dachte über die Zwiespältigkeit dieses Gedankengangs nach und sagte schließlich: »Ich wittere förmlich einen interessanten Einsatz.«

Mercants Fähigkeit einer Witterung für kommende Geschehnisse schien in dem Augenblick gestorben zu sein, als er sich den Fahrkünsten Bullys anvertraut hatte, denn er stieß nur einen unverständlichen Knurrlaut hervor.

»Diese Speckmoosgeschichte hängt mir bereits zum Hals heraus«, behauptete Bull. »Endlich scheint mal wieder etwas Interessantes zu passieren.«

Diese Worte brachten Mercant auf eine Idee, aber er hütete sich, dem untersetzten Mann an seiner Seite etwas davon zu verraten.

Bully steuerte den Wagen auf ein quadratisches Gebäude zu und stoppte genau vor der Tür. Aufatmend verließ der Chef der Solaren Abwehr das Fahrzeug und folgte Bully über die wenigen Stufen in das Innere des Hauses. Ein großer, glatzköpfiger Mann kam ihnen entgegen und grüßte ehrfurchtsvoll.

»Haben Sie den Chef schon gesehen?«, fragte Bully, ohne sein Tempo zu verlangsamen.

»Der Administrator ist vor wenigen Minuten nach oben gegangen, Sir«, erklärte der Kahlkopf würdevoll.

»Kommen Sie, Mercant«, Bully nickte. »Vielleicht liegen bereits Ergebnisse vor.«

Sie benutzten den Lift und trafen in den oberen Räumen auf Perry Rhodan, der in ein Gespräch mit mehreren Wissenschaftlern vertieft war. Als Bully und Mercant eintraten, blickte er auf und lächelte.

»Einen Moment, meine Herren«, sagte er entschuldigend. »Wir wollen Mr. Bull und Mr. Mercant in unsere Pläne einweihen.« An der Wand hing eine farbige Sternkarte, in der der Kugelhaufen M 13 besonders eingezeichnet war. Bull und Mercant sahen, dass verschiedene Punkte mit Nadeln abgesteckt waren.

»Wir werden versuchen, den fremden Sender von mehreren Seiten anzupeilen«, erläuterte Rhodan. »Ich habe bereits den Startbefehl für eine kleine Einheit gegeben. Atlan wird sich an diesem Projekt beteiligen und mehrere Robotschiffe losschicken, die in laufender Verbindung mit dem Robotgehirn auf Arkon III stehen. Auf diese Weise könnte es uns gelingen, den Standort des Senders zu finden. Die GOLF VON MEXICO und die arkonidische Mammutpositronik melden übereinstimmend, dass der Funkruf nach wie vor abgestrahlt wird.«

»Eines möchte ich wissen, Perry«, verlangte Bully. »Warum bist du so an diesem unbekannten Sender interessiert?« Sein sommersprossiges Gesicht verzog sich zu einem erwartungsvollen Grinsen. »Hast du bestimmte Vorstellungen von dieser Sache?«

»Ja«, bestätigte Rhodan zu Bullys Enttäuschung nur knapp.

Mercant, der den Administrator mit scharfen Augen beobachtet hatte, war sicher, dass Rhodan den gleichen Einfall gehabt hatte, der ihm während der Fahrt in dem Elektrowagen gekommen war.

Die Musik erklang gedämpft von dem kleinen Podium, das im Hintergrund des Raumes aufgebaut war. Einige Paare bewegten sich im Takt einer langsamen Melodie, und weißbefrackte Kellner huschten lautlos von Tisch zu Tisch.

Ernst MacDowell blieb stehen und wandte sich zu seinem Sohn um. »Gehst du immer in solche Lokale, Chester?«

»Es ist das beste in Signal«, sagte Chester. »Dort drüben ist noch ein freier Tisch, wo wir uns setzen können.«

Der junge MacDowell wurde von verschiedenen Seiten gegrüßt, und Joe David, der mit einem blondhaarigen Mädchen zusammensaß, nickte seinem Chef verlegen zu.

Die beiden MacDowells nahmen Platz und gaben ihre Bestellung auf.

»Ich habe mich ausführlich über dein jetziges Betätigungsfeld erkundigt«, sagte der alte Mann. »Heute weiß ich, dass ich damals einen Fehler begangen habe, und ich bin bereit, das wieder gut zu machen.«

Chester blickte seinen Vater erwartungsvoll an und schwieg.

»Macht dir die Arbeit in diesem Institut Freude? Ich meine, interessierst du dich für außerirdische Lebewesen?«

Der Kellner brachte zwei Gläser, und Chester nahm einen langen Schluck.

»Es ist faszinierend«, sagte er. »Ich könnte mir nicht vorstellen, jemals etwas anderes zu tun, als mich mit diesen Dingen zu beschäftigen.«

Ernst MacDowell richtete sich etwas auf, und sein blasses Gesicht gewann Farbe. Er hüstelte in der Art eines alten Mannes, und seine trüben Augen glänzten. Mit zitternder Hand hob er sein Glas.

»Wünschst du dir nicht, einmal selbst zu einem dieser Planeten zu fliegen, um dir alles aus der Nähe anzusehen?«, fragte er.

Chester MacDowell begriff den Sinn dieser Frage nicht ganz, aber das Gespräch glitt in eine Bahn, die ihn zu beunruhigen begann, obwohl er nicht zu sagen vermocht hätte, warum.

»Ich bin Wissenschaftler«, sagte er, »kein Raumfahrer.«

Der alte Mann sagte leise: »Was würdest du tun, wenn sich dir eine Gelegenheit böte, in den Raum zu fliegen?«

»Ich würde es tun«, erwiderte Chester ohne zu überlegen.

Der Alte stand auf, und Chester empfand beinahe etwas wie Stolz, als er ihn so dastehen sah, noch immer aufrecht, weißhaarig und mit kantigem Gesicht.

»Ich bin ein reicher Mann«, sagte Ernst MacDowell, »sehr reich sogar. Und ich bin viel zu alt, um noch etwas mit dem ganzen Geld anfangen zu können. Deshalb habe ich ein Raumschiff gekauft, Chester.«

»Vater!«, entfuhr es dem Wissenschaftler.

Ernst MacDowell ergriff seinen Stock und sah beinahe wehmütig zu den Musikern hinüber. Er bewegte die Stockspitze im Takt der Musik.

»Es ist nicht besonders groß«, sagte er, »aber es gehört dir.«

Damit wandte er sich ab und ging zwischen den tanzenden Paaren hindurch. Wie erstarrt sah Chester hinter ihm her, beobachtete, wie der Portier die Tür weit aufriss und sein Vater hinausging.

Das war das letzte Mal, dass Chester MacDowell seinen Vater sah. Am nächsten Morgen brachte der Postbote die Besitzurkunde für das Schiff. Der alte MacDowell hatte an alles gedacht. Es war sogar eine Start- und Landeerlaubnis für alle freien Planeten des Solaren Imperiums dabei, ausgeschrieben auf den Namen Chester MacDowell. In den Papieren wurde das Raumfahrzeug als privates Forschungsschiff bezeichnet.

Außer den amtlichen Dokumenten fand Chester noch ein kleines Blatt Papier in dem Umschlag. Jemand hatte mit unruhiger Hand eine Notiz daraufgeschrieben:

Das Schiff ist sehr schnell – vielleicht gelingt es dir damit, sechs Jahre einzuholen.

Bully hieb mit der Faust auf den Tisch, dass es krachte. John Marshall, der anwesende Führer der Mutanten, quittierte den Begeisterungsausbruch mit einem matten Lächeln, während Gucky, der lässig in einem Sessel hing, empört seinen Nagezahn entblößte.

»Wir haben ihn!«, stieß Bully hervor. »Freunde, das ist ein Grund zum Feiern.«

»Zum Arbeiten«, verbesserte ihn Rhodan, und Bullys Freudenausbruch erstickte in einem zornigen Knurren.

»Ohne Fleiß kein Preis«, bemerkte Gucky streng und warf Bully einen verweisenden Blick zu.

Bull dachte an eine große Pfanne, in der er den Mausbiber zu schmoren gedachte. Da er wusste, dass Gucky wie gewöhnlich in den Gedanken seiner Umgebung spionieren, aber sich das nicht anmerken lassen würde, bereitete es ihm großes Vergnügen, unter der Pfanne ein gewaltiges, wenn auch imaginäres Feuer anzuheizen, damit die Nahrung, bestehend aus Gucky und einigen Zwiebeln, schneller fertig wurde.

Rhodan hob ein Blatt Papier und lenkte die Aufmerksamkeit Bullys auf sich. Gucky schnaubte erleichtert.

»Es ist gelungen, den fremden Sender anzupeilen«, berichtete der Administrator. »Unser positronischer Freund von Arkon hat sofort alle Ergebnisse ausgewertet und festgestellt, von welcher Stelle die Funkimpulse kommen.«

»Am Rand des Kugelsternhaufens M 13 steht eine rote Sonne, die im Arkon-Katalog mit dem Eigennamen Snarf eingetragen ist. Snarf ist von der Erde 33.486 Lichtjahre entfernt und wird von fünf Planeten umkreist, von denen der zweite, mit dem Namen Snarfot, eine Sauerstoffwelt ist.«

Er legte das Papier wieder auf den Tisch und blickte die in dem Raum Versammelten ernst an. »Snarfot ist ein urweltlicher Planet, der einzige der fünf, der im Katalog als belebt bezeichnet wird. Allerdings ist dieses Leben nicht intelligent und kann deshalb kaum für die Sendungen verantwortlich sein.«

»Das würde bedeuten, dass ein Fremder im Raum um Snarf aufgetaucht ist«, konstatierte Mercant.

»Richtig, Allan. Und es gibt unseres Wissens nur eine einzige Möglichkeit, in dieses System zu gelangen: Raumschiffe.« Rhodan schob die Unterlagen von sich, stand auf und umrundete den Tisch. »Wir müssen also annehmen, dass wir es hier mit einer hochintelligenten Rasse zu tun haben. Es ist angebracht, dass wir vorsichtig operieren. Ein Teil der Solaren Flotte wird in das Gebiet von Snarf fliegen, und Atlan wird einige Robotschiffe losschicken.«

Bully runzelte die Stirn.

»Das würde stark nach einer militärischen Aktion aussehen, Perry«, gab er zu bedenken. »Es wäre psychologisch falsch, die Fremden gleich mit mehreren Schiffen zu kriegerischen Handlungen zu zwingen.«

»Du hast vollkommen recht, Bully«, stimmte Rhodan zu. »Bevor wir alle Schiffe nach Snarf beordern, werden wir mit der IRONDUKE die Sachlage klären und unsere weiteren Schritte planen. Wenn es brenzlig wird, können die übrigen Raumer sofort zu uns stoßen.«

»Beabsichtigen Sie, Mutanten bei dieser Mission einzusetzen?«, erkundigte sich John Marshall.

»Ja, John«, antwortete Rhodan. »Ich halte es für richtig, wenn vor allem die Teleporter Gucky, Tschubai und Kakuta an Bord des Linearschiffs gehen. Außerdem könnte es nichts schaden, wenn uns noch einige Ihrer Korpsmitglieder begleiten, die im Augenblick keinen wichtigen Auftrag haben.« Er überlegte einen Augenblick. »Es wäre vielleicht gut, wenn wir noch einen Spezialisten mit auf die Reise nehmen würden«, sagte er.

»An wen denkst du?«, wollte Reginald Bull wissen.

»An Dr. Chester MacDowell in Signal«, eröffnete Rhodan.

»Aber MacDowell ist doch mit der Speckmoosgeschichte beschäftigt.«

»Eben deshalb«, antwortete Rhodan seinem verblüfften Freund.

Es war ein eigenartiges Zusammentreffen: Perry Rhodans Aufforderung, sich der Expedition in das System der Sonne Snarf anzuschließen, erreichte Chester MacDowell einen Tag später als die Besitzurkunde seines neuen Schiffes. Zwei Möglichkeiten boten sich ihm jetzt, in den Raum zu fliegen.

War es nicht seltsam? Sechs Jahre hatte er gekämpft, um diesen Augenblick zu erleben und nun, da er gekommen war, fiel ihm die Entscheidung schwer.

MacDowell hatte geglaubt, dass ihn im Augenblick seines Triumphs ein neues Gefühl beleben würde – doch es geschah nichts. Er saß wie jeden Morgen hinter seinem Schreibtisch, verabreichte Shelby Trockenfutter und unterzeichnete die Post, die David vor ihm ausbreitete.

Und doch war es sein Tag.

Er sah aus dem Fenster und beobachtete, wie die ersten Strahlen der Morgensonne über Signal fielen und dunkle Winkel erhellten.

David kam herein und brachte die übliche Kanne Kaffee, die er auf einem Tablett vor sich her balancierte. Er stellte sie auf den Tisch und holte die Tasse aus MacDowells Spind. Der Wissenschaftler sah ihm aufmerksam zu, und er fragte sich, was der junge Mann bei diesen Arbeiten denken mochte.

»Sie haben ab sofort eine neue Aufgabe, Joe«, sagte er.

David, der gerade dabei war, die Tasse zu füllen, verschüttete einen Teil, errötete und rettete sich in ein erwartungsvolles Lächeln.

»Sie werden Tierpfleger«, eröffnete ihm MacDowell.

»Ja, natürlich, Sir«, erwiderte David rein automatisch, um dann verwirrt zu fragen: »Ich verstehe nicht, Sir?«

»Während meiner Abwesenheit werden Sie sich um Shelby kümmern«, sagte MacDowell. »Ich werde Ihnen die Fütterungszeiten auf einen Zettel schreiben, das Wasser reinigt sich selbst.«

»Sie wollen verreisen, Sir?«

Nun konnte Chester MacDowell die Entscheidung zwischen Rhodan und seinem Vater nicht länger aufschieben. Er bemühte sich, nicht nach persönlichen Eindrücken zu urteilen. Auf der einen Seite konnte er nach eigenem Gutdünken Forschungen vornehmen, während die Arbeit bei dem Administrator mehr oder weniger von den Befehlen seiner Vorgesetzten abhängig sein würde. Die Chance jedoch, mit Rhodan zusammen an Bord eines Schiffes zu weilen und die Tätigkeit seiner sagenhaften Mutanten zu beobachten, wog diese Nachteile wieder auf.

»Ich fliege nach Terrania, Joe«, sagte er.

»Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer neuen Arbeit«, sagte David. »Viel Erfolg, Sir. Machen Sie sich keine Sorgen um uns, wir werden uns weiter mit den Sporen beschäftigen.«

Der Wissenschaftler stand auf und schob den Kaffee von sich. »Wissen Sie, Joe, ich habe ein eigenartiges Schicksal. Zu keinem Platz, den ich bisher in meinem Leben verließ, bin ich jemals wieder zurückgekehrt.«

»Diesmal werden Sie zurückkehren, Sir«, erwiderte der junge Mann voll Überzeugung.

»Ich habe Ihnen oft hart zugesetzt, Joe«, erinnerte sich MacDowell. »Aber es geschah nie aus Bösartigkeit, sondern nur, weil ich versucht habe, Sie anzustacheln. Vielleicht habe ich es manchmal etwas übertrieben.«

»Ich habe es überlebt, Sir.« David lächelte.

Sie schüttelten sich die Hände, und Chester MacDowell entnahm seinem Spind verschiedene wichtige Sachen. Stumm schaute David ihm zu. Schließlich hatte der Doktor alles verstaut.

Er verließ Signal gegen zehn Uhr.

Die IRONDUKE beendete ihren Flug zwischen Sein und Nichtsein und tauchte aus der Halbraumzone auf, die ihre Kalupschen Konverter errichtet hatten. Im linearen Überlichtflug war das 800-Meter-Schiff bis zum System der Sonne Snarf vorgestoßen.

»Wir werden noch nicht direkt in das System eindringen, Oberst«, befahl Perry Rhodan dem Epsalgeborenen Jefe Claudrin, der Kommandant der IRONDUKE war. »Solange wir nicht wissen, um wen es sich bei den Fremden handelt, werden wir behutsam vorgehen.«

»Der Sender funkt immer noch«, sagte Claudrin mit einem Blick auf die Kontrollen. »Wahrscheinlich werden wir ihn jetzt leicht orten können.«

»Gut, Jefe. Kümmern Sie sich darum. Sollte der geringste Verdacht auf einen Angriff schließen lassen, werden wir sofort weitere Schiffe alarmieren. Ich möchte keine unangenehme Überraschung erleben.«

»Ich liebe Überraschungen«, meldete sich Guckys Stimme aus dem Hintergrund.

Er sah sich angriffslustig um, ob jemand bereit war, wegen seiner Meinung mit ihm zu streiten, aber nur auf Bullys Gesicht lag ein schwaches Grinsen. Gucky trommelte mit seinen kleinen Fäusten gegen seine behaarte Brust.

»Zweifelst du etwa daran?«, erkundigte er sich bei Bull.

»Im Gegenteil«, versicherte Bully hastig. »Ich bin über deine Einstellung ausgesprochen glücklich.«

Der Mausbiber war derart überrascht, dass er den Mund aufsperrte und den Freund sprachlos anstarrte.

»Ja«, erklärte Bully langsam, »ich habe eine dieser Überraschungen für dich, die du so zu schätzen weißt.«

Bull rechnete damit, dass die Neugier des Mutanten größer war als sein Misstrauen – und er behielt recht.

»Welche Überraschung?«, fragte Gucky prompt.

»Ich habe vergessen, den Kasten mit an Bord zu nehmen, den du mir in Terrania heimlich zugesteckt hast«, sagte Bully traurig. »Unser Aufbruch war so schnell, dass ich einfach nicht daran gedacht habe.«

»Es waren Mohrrüben darin«, eröffnete der Mausbiber eisig.

»Was für eine Überraschung.« Bull nickte freundlich, und Gucky musste zornbebend das Gelächter der Anwesenden über sich ergehen lassen.

»Massetaster spricht an, Sir!«, rief Major Krefenbac in die allgemeine Heiterkeit hinein. Sofort wurde es still. Mit wenigen Schritten waren Rhodan, Claudrin und Bully an der Seite des Ersten Offiziers. »Es scheint sich um ein einzelnes Schiff zu handeln.«

Eine fieberhafte Tätigkeit begann. Peil- und Ortungsgeräte wurden in Betrieb genommen und der Raum um die rote Sonne systematisch abgesucht. Wie ein winziger Planet in den äußersten Regionen des Sterns, kreiste die IRONDUKE um Snarf. Innerhalb ihrer eingeschlagenen Bahn veränderte sie ständig ihre Position. Das fremde Schiff jedoch blieb beinahe konstant an einem Platz. Das konnte nur bedeuten, dass es eine Kreisbahn um einen der fünf Planeten eingeschlagen hatte.

»Das Schiff ist nicht sehr groß, Sir«, meldete sich Dr. Carl Riebsam von der Bordpositronik. »Die Auswertungen haben ergeben, dass es einen durchschnittlichen Durchmesser von sechzig Metern haben dürfte.«

»Die Funksignale kommen von ihm«, fügte Krefenbac hinzu. »Es sendet ununterbrochen dieses eine Peilzeichen, das für uns so rätselhaft ist.«

Bull reckte sich unternehmungslustig, um an den größeren Männern vorbei auf die Instrumente zu blicken. »Worauf warten wir noch, Perry? Sehen wir uns doch alles einmal aus der Nähe an.«

»Nicht so eilig, Dicker«, sagte Rhodan lächelnd. Er wandte sich an Dr. MacDowell, der bisher schweigend auf seinem Platz geblieben war. »Was meinen Sie dazu, Doc?«

»Wenn wir voraussetzen, dass es sich um uns unbekannte Intelligenzen handelt, dann ist es natürlich schwer, nur aufgrund der vorliegenden Fakten etwas herauszufinden. Die Mentalität dieser Wesen ist uns unbekannt. Ich möchte jedoch die Behauptung wagen, dass, wenn sie Raumschiffe bauen und Funkanlagen benutzen, die über den Hyperraum arbeiten, wenigstens auf technischem Gebiet einige logisch erscheinende Rückschlüsse zu ziehen sind. Natürlich sind das alles nur Vermutungen, die ich von mir gebe.«

»Sprechen Sie ruhig, MacDowell«, forderte Rhodan.

Für MacDowell war die herzliche Art, mit der Rhodan und seine Männer miteinander verkehrten, etwas völlig Neues. Da war nichts von dieser strengen Disziplin zu bemerken, die er erwartet hatte. Es gab Momente, in denen junge Offiziere den Administrator mit »Chef« ansprachen, ohne deshalb respektlos zu wirken, Chester MacDowell fühlte das gegenseitige Verständnis, das sich diese Gemeinschaft entgegenbrachte, aber etwas in seinem Innern hinderte ihn daran, sich einfach anzuschließen. Statt dessen kapselte er sich ab, blieb schweigsam und verschlossen.

Die Männer in seiner Umgebung drängten ihre Freundschaft nicht auf, sie behandelten ihn aus freundlicher Distanz und warteten, dass er den ersten Schritt auf sie zu machte. MacDowell jedoch war ein ausgeprägter Einzelgänger, und die vergangenen Jahre hatten ihn fast zum Außenseiter gemacht.

»Die Funkimpulse können nur der Nachrichtenübermittlung dienen«, sagte er. »Wir müssen voraussetzen, dass irgendwo ein Empfänger existiert.«

»Die Funkzeichen werden bereits seit einigen Tagen abgestrahlt«, erinnerte Dr. Riebsam. »Wenn es einen Empfänger gibt und er darauf reagiert hätte, bestände eigentlich kein Grund mehr, weitere Signale zu geben.«

»Das stimmt«, gab MacDowell zu. »Wir dürfen jedoch nicht annehmen, dass der, für den die Impulse bestimmt sind, sie gehört hat, nur weil wir sie empfangen haben. Der Sender wird so lange funken, bis er den gewünschten Erfolg erreicht hat.«

»Und worin, denken Sie, besteht dieser Erfolg?«, fragte Bully.

Chester MacDowell hatte längst erkannt, dass die Besatzung der IRONDUKE aussprach, was sie dachte, und die Offiziere bildeten dabei keine Ausnahme. Er war jedoch gewohnt, sich Zurückhaltung aufzuerlegen und nur dann eine Äußerung über ein Problem von sich zu geben, wenn er sicher sein konnte, dass seine Vermutungen zutrafen.

Kühler als beabsichtigt erklärte er: »Meine Ansichten darüber sind rein spekulativer Natur.«

»Trotzdem interessieren sie uns«, antwortete Bully trocken.

»Ich glaube, dass dieses Schiff auf etwas wartet«, sagte MacDowell widerwillig. »Sonst gibt es eigentlich keinen Grund dafür, warum es seinen Standort nicht wechseln sollte.«

Rhodan nickte.

5.

Verbinder empfing die Nachricht, dass der Scout einen geeigneten Planeten gefunden hatte, und leitete sie sofort weiter. Über mehrere Stationen lief das Funkzeichen in das Innere des riesenhaften Raumschiffs, wo es von den Kommandanten aufgefangen wurde. Die Kommandanten waren keine lebenden Wesen, sondern positronische Maschinen, die die 1800 Meter lange Walze durch den Raum steuerten und alle Aufgaben versahen, die einem lebendigen Befehlshaber zugekommen wären. Im Gegensatz zu den Bordpositroniken auf irdischen Schiffen waren die Kommandanten zu dritt und verfügten jeder über einen Boten. Die Boten waren kleinere Ausgaben von Arthur und standen mit den Kommandanten ständig in Verbindung.

Im Lauf der Zeit war aus dieser Einrichtung eine skurrile Situation entstanden, mit der die Roboter nicht fertig wurden, weil in ihrer Programmierung derartige Geschehnisse nicht vorgesehen waren.

Der Bote des zweiten Kommandanten hatte einen kleineren Schaden erlitten und konnte allen Anordnungen nicht mehr im vollen Umfang nachkommen. Das bedeutete, dass die beiden anderen positronischen Gehirne ihre Boten auf die Langsamkeit des reparaturbedürftigen umschalten mussten, bis man in der Nähe des Scouts war und Arthur eingeschleust hatte, der den Defekt beheben konnte.

Dieses Umschalten jedoch wurde mehr und mehr zu einem Problem, und so geschah es, dass jeder der Boten eine verschiedene Geschwindigkeit einnahm. Jeder Kommandant verwaltete einen Teil des Schiffes, der erste war verantwortlich für Navigation und Antrieb, der zweite kontrollierte die Vorgänge im Schiffsinnern, und der dritte hielt die Saatmannschaft in Bereitschaft.

Gerade eine präzise Zusammenarbeit von Eins und Zwei waren nötig, um das Schiff sicher durch das All zu steuern, denn was nutzte es, wenn der Bote von Eins Transitionskoordinaten ermittelte, die der von Zwei nicht schnell genug zur Auswertung bringen konnte. Da die Arbeit von Drei abhängig von Eins und Zwei war, konnte es geschehen, dass Drei die Saatmannschaft alarmierte, weil Eins eine Transition starten wollte, die Zwei aufgrund des Schadens nicht ausführen konnte.

Mehr als viermal war die Saatmannschaft bisher unnötigerweise mit Energie versorgt worden. Wie oft jedoch Verbinder schon die Nachricht des Scouts empfangen hatte, war kaum noch zu schätzen. An Zwei blieb die anlaufende Aktion jedes Mal hängen, obwohl Drei bereits in fünf Fällen einsatzbereit gewesen war.

Die Kommandanten bemühten sich, die Langsamkeit des zweiten Boten zu errechnen, aber die Willkürlichkeit, mit der der Roboter seine Handlungen ausführte, ließ keine exakten Auswertungen zu. Die Harmonie des Schiffes war gestört.

Scout sendete seit mehreren Zeiteinheiten das übliche Zeichen. Verbinder empfing es und leitete es sofort weiter. Über mehrere Stationen lief es in das Innere des Schiffes, wo es von den Kommandanten aufgefangen wurde, die sich in endloser Wiederholung dem gleichen Dilemma gegenübersahen. Bote eins trat in Aktion und errechnete den Standort des Scouts und die sich daraus ergebenden Sprungdaten. Die Ergebnisse gingen an Zwei und Drei, aber Zwei war nie im richtigen Augenblick bereit, die Schaltung für die Transition vorzunehmen, und alles begann noch einmal. Sinnlos wurden Energien vergeudet. Da die Roboter keine Menschen waren und deshalb nur in der Bahn ihrer Programmierung arbeiten konnten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als immer wieder im Rahmen der ihnen gegebenen Möglichkeiten einen Versuch zu unternehmen.