Perry Rhodan 1507: Insel der Monster - K.H. Scheer - E-Book

Perry Rhodan 1507: Insel der Monster E-Book

K.H. Scheer

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Beschreibung

Mit Atlan auf Teffon - ein "Schandfleck" wird entdeckt Im Jahr 1147 NGZ gewinnen die jahrhundertelang unterdrückten Völker der Milchstraße nach erbittertem Ringen ihre Freiheit zurück. Nicht nur die Cantaro und die anderen Hilfstruppen der ominösen Herren der Straßen konnten ausgeschaltet werden, sondern auch die Herren selbst, die sich letztlich als Manifestationen des Monos entpuppten, des Erzfeindes von Perry Rhodan. Inzwischen schreibt man den Beginn des Jahres 1170. Seit dem Sieg über die Monos sind mehr als zwei Jahrzehnte vergangen, und die neue Ära, die mit dem Erwachen des Mondgehirns begann, ist längst angebrochen, und Wiederaufbau und Vergangenheitsbewältigung laufen auf vollen Touren. Für die Träger der Zellaktivatoren beginnt jedoch eine schlimme Zeit. Sie mussten auf Anordnung von ES ihre Leben spendenden Geräte abgeben und erhielten stattdessen eine 62 Jahre lang anhaltende Zelldusche. Bei den Nachforschungen nach zwei Mutanten, die nicht auf Wanderer erschienen, bekommen es Perry Rhodan und die Sucher alsbald mit den Linguiden zu tun, einem relativ jungen Sternenvolk auf der galaktischen Bühne. Während Perry Rhodan durchaus positive Eindrücke von den Linguiden gewinnt, interessiert sich Atlan für die Schattenseiten im Leben dieses Volkes und entdeckt dabei DIE INSEL DER MONSTER ...

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 1507

Die Insel der Monster

Mit Atlan auf Teffon – ein »Schandfleck« wird entdeckt

K. H. Scheer

Im Jahr 1147 NGZ gewinnen die jahrhundertelang unterdrückten Völker der Milchstraße nach erbittertem Ringen ihre Freiheit zurück. Nicht nur die Cantaro und die anderen Hilfstruppen der ominösen Herren der Straßen konnten ausgeschaltet werden, sondern auch die Herren selbst, die sich letztlich als Manifestationen des Monos entpuppten, des Erzfeindes von Perry Rhodan. Inzwischen schreibt man den Beginn des Jahres 1170. Seit dem Sieg über die Monos sind mehr als zwei Jahrzehnte vergangen, und die neue Ära, die mit dem Erwachen des Mondgehirns begann, ist längst angebrochen, und Wiederaufbau und Vergangenheitsbewältigung laufen auf vollen Touren.

Für die Träger der Zellaktivatoren beginnt jedoch eine schlimme Zeit. Sie mussten auf Anordnung von ES ihre Leben spendenden Geräte abgeben und erhielten stattdessen eine 62 Jahre lang anhaltende Zelldusche.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide auf der Suche nach einem »dunklen Punkt«.

Kassian – Atlans junger Helfer und Bewunderer.

Maynti Herkrol und Cisoph Tonk – Besatzungsmitglieder der KARMINA.

Luetfiye Kücüktekin – Ein Blue-Klon.

Aramus Shaenor

1.

Kassian ärgerte sich über die unerbetene Aussage der Bordsyntronik. Er empfand sie als bevormundend.

Stirnrunzelnd dachte er über einen Begriff nach, mit dem er den Syntron rügen konnte – nicht in üblicher Weise, sondern so ungewöhnlich, wie er sein Idol Atlan und seine Anwesenheit auf der KARMINA empfand.

Er empfand überhaupt alles, was über Atlans Lippen kam, als überaus bemerkenswert.

Junge Neu-Arkoniden wie Kassian waren begeisterungsfähig, vor allem dann, wenn sie das Glück hatten, einem Mann wie Atlan zu begegnen.

Kassian war ein solches Glück beschieden gewesen. Und mehr noch – er hatte sogar ungläubig klingende Sagen seines Volkes aus berufenem Mund bestätigt bekommen!

Atlan war die Verkörperung aller Traumvorstellungen und phantastisch klingenden Erzählungen, die seit Jahrhunderten und Jahrtausenden unter den arkonidischen Völkerschaften die Runde machten.

Kassian war der Spross einer alten, angesehenen Arkoniden-Familie aus dem Geschlecht der Orbanaschol.

Nach dem Sturz des galaktischen Gewaltherrschers Pedrass Foch alias Monos hatten die Orbanaschols die Gunst der Stunde erkannt und die Initiative ergriffen.

Die galaktische Raumfahrt hatte am Boden gelegen. Zahllose veraltete Raumer oder beschädigte Einheiten hatten, wie sich Orbanaschol auszudrücken beliebte, nur auf die »richtende Hand des Meisters gewartet«.

Kurz nach der Befreiung von Monos, im Herbst 1147 NGZ, war auf der Orbanaschol-Werft der erste Kugelraumer aus der ehemaligen Handelsflotte des Arkonidenreichs zwecks Modernisierung aufgelegt worden.

Damit hatten die Probleme begonnen!

Die nach den Anweisungen der Cantaro ausgerichteten Zulieferindustrien hatten die hochfliegenden Planungen schnell zunichte gemacht.

Die Folgen der cantarischen Planwirtschaft, die über Jahrhunderte hinweg eine Dezentralisierung aus Machterhaltungsgründen bewirkt hatte, waren nach der Befreiung vom galaktischen Joch offenkundig geworden.

Die arkonidische Stahlindustrie war trotz enormer Leistungsfähigkeit nicht in der Lage gewesen, die von Orbanaschol benötigten Schiffsbauelemente in vorgegebener Auslegung zu liefern.

Die Fertigungsprogramme der Robotbandstraßen waren nach cantarischen Geboten derart exportorientiert geschaltet worden, dass die plötzliche Umstellung auf den arkonidischen Internbedarf auf größte Schwierigkeiten gestoßen war. Gleiches hatte man auf allen anderen Industriewelten der Milchstraße festgestellt.

Die Pannen hatten bereits im Bereich der Metallurgie begonnen. Die Herstellung hochveredelter Stahle war von vornherein an den fehlenden Legierungsmetallen gescheitert. Ynkelonium, unerlässlich zur Vergütung des Terkonitstahls, war von den Cantaro grundsätzlich zugeteilt worden. Zahllose andere Hemmnisse dieser Art hatten sich erst herausgestellt, als man mit der eigenständigen Produktion hatte beginnen wollen.

Zu diesem Zeitpunkt war plötzlich Atlan auf der Kristallwelt aufgetaucht. Er hatte seine Dienste angeboten und betont, es sei an der Zeit, wieder etwas für sein Stammvolk zu tun.

Nach anfänglicher Skepsis hatte man schnell erkannt, wie unendlich wertvoll die Hilfeleistung des ehemaligen Imperators Gonozal VIII. war.

Seine Verbindungen zu Perry Rhodan und den Widdern öffneten den Weg zu geheimen Schlüsselprogrammen, die bislang in den gigantischen Syntronrechnern der cantarischen Geheimdienste geschlummert hatten. Sie waren zu Monos Zeiten auch für die Versorgung der galaktischen Völker zuständig gewesen.

Nur mit Hilfe dieser Programme war der Zugriff auf die syntronischen Rechnernetzwerke fast aller Industrie- und Erzeugerwelten möglich geworden.

Die auf Arkon benötigten Grundmaterialien waren plötzlich wieder angeliefert worden. Hochkomplizierte Sperrschaltungen in den Syntronnetzwerken der arkonidischen Fertigungsstraßen hatten aufgehoben werden können. Erst danach war die Neuprogrammierung nach den Wunschmustern möglich gewesen.

Die Wiederbelebung der galaktischen Handelswege und das Aufblühen des Galax als Leitwährung waren von Homer G. Adams gleichzeitig in die Wege geleitet worden.

Nur ein Jahr später, Ende 1148 NGZ, war der erste modernisierte Großtransporter von Orbanaschols Werft zum Abnahmeflug gestartet und schließlich in Dienst gestellt worden.

Kassian war Jahrgang 1128 NGZ.

Als er Atlan auf der Kristallwelt kennen gelernt hatte, war er neunzehn Jahre alt gewesen. Noch voll in einer von den Cantaro aufgezwungenen Ausbildung stehend, die er in innerem Aufbegehren vernachlässigte, hatte er den ehemaligen Imperator von Arkon als ein Fossil aus vergangenen Jahrtausenden angesehen.

Kassian war auf dem besten Weg gewesen, sich zu einem Nichtstuer mit erkennbaren Dekadenzerscheinungen zu entwickeln.

Während eines Antigravitationsspiels im Trichterpalast der Orbanaschols war Atlan auf den jungen Mann aufmerksam geworden.

Kassian hatte in der Inszenierung einen kreischenden Cantaro darzustellen, der vergeblich versuchte, einem in den Gravolinien umherhüpfenden Robot-Zwerg lila Farbe auf den Kopf zu tupfen.

Anlässlich einer erbittert geführten Zuschauerdiskussion, ob Kassians Kreisen-Partitur in Moll nicht doch besser geklungen hätte als in Dur, hatte Atlan den Spross der aufstrebenden Raumschiffs-Dynastie eiskalt gemustert und ihn anschließend angesprochen.

»Typen von deiner übersättigten Sorte haben vor knapp fünf Jahrtausenden den Untergang des alten Reiches eingeleitet.«

Erst zwei Jahre später, mitten im Wiederaufblühen der arkonidischen und gesamtgalaktischen Wirtschaft, hatte Kassian zu sich selbst gefunden.

Bei einem Erprobungsflug war er von marodierenden Invitros aus den Reihen ursprünglicher Cantaro-Söldner überfallen und entführt worden.

Für Kassians Freilassung hatten sie von der Orbanaschol-Dynastie einen werftneuen Dreihundertmeter-Kugelraumer mit schwerer Bewaffnung und modernster Syntronik gefordert.

Orbanaschol hatte sich in Panik an Atlan gewandt und um Hilfe gebeten. Kassians Befreiung durch Atlan hatte wegen der Vorbereitungen sechs Wochen gedauert; Zeit genug, um Kassian klarzumachen, was der ehemalige Kristallprinz mit dem Begriff »Dekadenz« gemeint hatte.

Die Invitros hatten sich den Teufel um Kassians Lebensgewohnheiten gekümmert. Nie zuvor hatte er in solcher Eindringlichkeit erlebt, wie hart das Dasein in der rauen Wirklichkeit sein konnte. Seine Befreiung war ein Unternehmen auf Leben und Tod gewesen.

Nach diesem einschneidenden Erlebnis hatte Kassian sich gewandelt. Nach dem Ende seiner praktischen Ausbildung als Schiffsbauingenieur, die im Anschluss an die intensive Hypnoschulung abzuleisten war, lud Atlan ihn zu einer Reise nach Terra ein, aus »Anschauungsgründen«, wie Atlan gemeint hatte.

Kassian hatte das Elend der vernetzten Simusense-Träumer kennen gelernt. Atlan hatte sich nicht einmal gescheut, dem jungen Arkoniden eine direkte Kostprobe zu geben. Da war Kassian bewusst geworden, weshalb ihn der uralte Aktivatorträger nach Terra mitgenommen hatte. Er hatte die Krönung einer als unwirklich zu bezeichnenden Dekadenz vorgeführt.

Danach waren sich die so unterschiedlichen Männer noch näher gekommen.

Kassians Ehrgeiz erwachte.

Plötzlich wollte er nicht mehr an seine geistlosen Rollen in arkonidischen Inszenierungen erinnert werden, zumal genau zu diesem Zeitpunkt eine seiner veröffentlichen Arbeiten Beachtung fand.

Kassians Schiffskonstruktionen erregten auch auf Terra Aufmerksamkeit. Seine Ideen im Verbund-Zellenbau und der selbstregelnden Dämpfung hochschwingender Aggregatemassen im Bereich kritischer Normaufhängungen machten Schule.

Die Orbanaschol-Werft auf Arkon II war zu einem gigantischen Komplex angewachsen. In ihr wurden Kassians Entwürfe in die Tat umgesetzt.

Knapp zwei Jahrzehnte nach Monos waren Atlan und Kassian Freunde geworden. Die arkonidische Wirtschaft erlebte eine ungeahnte Blüte. Dieses Volk, dem die Terraner im Grunde genommen alles zu verdanken hatten, wurde zum ernsthaften Konkurrenten auf dem galaktischen Markt.

Dann aber, Mitte Oktober 1169 NGZ, war es zu dem Unheil gekommen, das Atlan an den Rand der Verzweiflung brachte und Kassian aus seinem Schaffen riss.

Nach über dreizehn Jahrtausenden hatte Atlan seinen Zellaktivator abliefern müssen.

Kassian, für den der »Einsame der Zeit« mittlerweile zum fast abgöttisch verehrten Leitbild geworden war, hatte dem Fiktivwesen ES Rache für die »unmotivierte Aktivator-Rückforderung« geschworen.

Dabei war es geblieben. Er hatte an den Tatsachen ebensowenig ändern können wie Perry Rhodan und Atlan selbst.

Das hinderte Kassian aber nicht daran, sich über die Motive der Superintelligenz ES Gedanken zu machen.

Er hatte von Atlan frühzeitig eine simple Weisheit übernommen. Danach musste es für jedes Ereignis einen Grund und für jedes Ding einen Namen geben.

*

Kassian wurde von einem wohltönenden Gong aus seinen Gedanken gerissen. Seit Atlans Unglück grübelte er oft über eine Lösung nach.

Die Syntronik tat nur das, was ihr aufgetragen worden war. Sie mahnte nach zehn Minuten totaler Inaktivität zur Anteilnahme an den Realitäten.

Kassian kniff die Augen zusammen und schüttelte wie benommen den Kopf.

Über sich und seiner brettharten Liege bemerkte er die Stange mit den Gewichten. Er hatte sie nach dem Training ordnungsgemäß in die Halterungen gehängt.

Als er sich aufrichten wollte, fühlte er die an seinem Körper zerrende Schwerkraft von zwei Gravos. Er hatte unter erschwerten Bedingungen trainiert. Da wurde ihm bewusst, wie tief er in Gedanken aus der Realität abgeschweift war.

Die Syntronik verdeutlichte es noch mehr – ziemlich grob, wie Kassian meinte.

»Das Training ist beendet, Modellathlet.«

Kassian lauschte der ungewohnten Aussage nach. Geistesabwesend schaltete er die künstliche Gravitation des Kraftraums auf Normalwert zurück und stand auf.

»Wer hat dir diesen Begriff eingegeben?«, wollte er vom Bordsyntron wissen. »Wer, du Nichtsnutz?«

Er lachte auf. Da war ja der von Atlan gebrauchte, altterranische Begriff, nach dem er gesucht hatte!

Kassian reckte sich und überprüfte kritisch das Spiel seiner Muskeln.

Er wollte durchaus nicht zum Ertruser oder einem anderen körperlich starken Galaktiker werden, zumal sein regelmäßiges Krafttraining den Besatzungsmitgliedern der KARMINA Anlass für spitze Bemerkungen bot.

Das bewies der von der Bordsyntronik gebrauchte Begriff »Modellathlet«.

Eine zweite Frage, wer ihn in den Sprachschatz der Syntronik eingegeben hätte, brachte kein Ergebnis. Stattdessen teilte der Rechner mit, »Nichtsnutz« sei ihm unbekannt.

Kassian winkte ab, schritt zum Duschraum hinüber und gab das Heiß/Kalt-Programm mit Druckmassage ein.

Die Anlage war auf seinen Vorschlag hin in den ohnehin beengten Wohntrakt der KARMINA eingebaut worden. Viel Platz hatte das ehemalige Netzgängerschiff, das Kassian als Raumjacht bezeichnete, noch nie geboten.

Orbanaschol war auf Kassians Bitte hin bereit gewesen, Atlan einen werftneuen Raumer mit hochmoderner Ausrüstung zu schenken, doch der Arkonide hatte abgelehnt.

Warum er es getan hatte, war Kassian noch immer nicht klar geworden. Atlans Motive waren nicht leicht zu ergründen.

Ehe sich der junge Arkonide ankleidete, schaute er nochmals prüfend in den hochglanzpolierten Metallspiegel.

Er erblickte einen 1,85 Meter hohen, wohlproportionierten Körper mit einer Muskelmasse, die man noch als »kultiviert« bezeichnen konnte.

Kultiviert – welch ein Begriff!

Wie dem auch war – für Arkon hatte Atlan in den vergangenen zweiundzwanzig Jahren unermesslich viel getan. Man hatte ihn wieder zum Staatsoberhaupt und Regierungschef ernennen wollen, doch Atlan hatte abgelehnt.

Er wollte keine Verantwortung mehr tragen, wenigstens nicht in Verbindung mit derart aufreibenden Ämtern.

Niemand hatte es mehr bedauert, als der in dieser Hinsicht hoffnungslos konservativ eingestellte Kassian, der fest entschlossen war, »seinen« Gonozal eines Tages doch noch zu bewegen, dem neuerstandenen Arkonidenreich vorzustehen.

Bei der Überlegung verdüsterte sich sein Gesicht. Wie lange würde Atlan ohne Aktivator noch durchhalten können? Konnte sich sein Körper überhaupt noch mit der so genannten Zelldusche zufrieden geben?

Kassian schien plötzlich sein offenes, oftmals herzerfrischendes Lachen zu verlieren, ein Lachen, das seine Wesensart kennzeichnete.

Er nahm niemals etwas übel und war etwas, was man im allgemeinen Sprachgebrauch als einen feinen Kerl bezeichnete.

Seine früheren Allüren hatte er längst abgelegt. Wenn man ihn überhaupt treffen konnte, dann mit der Erwähnung seiner damaligen Eskapaden.

»Schöner wirst du nicht mehr!«, behauptete die Syntronik mit spöttisch klingender Kunststimme. »Es ist 15:52 Uhr am 21. Dezember 1169 NGZ. Deine Wache beginnt um 16:00 Uhr. Ende der Erinnerung.«

Kassian besann sich auf seine Aufgaben. Natürlich hatte er sich nach seinem Einstieg auf die KARMINA den Bordgesetzen unterworfen. Eine Wache dauerte vier Stunden. Atlan achtete auf solche Dinge.

Kassian warf der schwebenden Kommunikationseinheit einen verweisenden Blick zu, schloss seine Bordkombination über der Brust und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch sein weißblondes Haar.

Er trug es halblang und in der Mitte gescheitelt. Seine Augäpfel schimmerten intensiv rötlich; rötlicher als Atlans Augen jemals geleuchtet hatten.

Wer nach dem Zusammenbruch der Monos-Gewaltherrschaft geglaubt hatte, mit den als dekadent geltenden Arkoniden leichtes Spiel zu haben, hatte sich getäuscht.

Solche Leute hatten das Wiedererstarken der Arkon-Völker schlechthin verschlafen. Abgesehen von einer ausgewogenen Biokontrolle hatten sie zur Überwindung ihrer Schwäche eigentlich nur etwas gebraucht, was schon so manche Verweichlichten blitzartig wieder in die Realität zurückgeführt hatte: bitterste Not!

Dafür hatte Monos reichlich gesorgt. Und noch etwas hatte er zum Wiedererwachen der alten Tugenden getan: Er hatte den Arkoniden das längst verloren geglaubte Feindbild zurückgegeben! Und die galaktische Geschichte bewies, dass immer jene, die eine gewaltige Aufgabe unter unzureichenden Umständen zu bewältigen hatten, in sich erstarkt waren.

Kassian war ein typischer Vertreter der neuen Art. Er wollte seine Ansichten toleriert sehen, tolerierte seinerseits die Auffassungen anderer Intelligenzen und war ansonsten bemüht, Unannehmlichkeiten aller Art durch die Diskussion zu vermeiden.

Wenn das wie im Fall galaktischer Plünderer und marodierender Klonsöldner des Monos nicht möglich war, dann wehrte er sich entschlossen seiner Haut.

Die Syntronik hatte bereits die Drucktür zum Verbindungsgang geöffnet. Sie nahm ihre Aufgabe ernst.

Kassian lachte leise vor sich hin und ging auf das Schott zu.

»Du hast deine Dienstwaffe vergessen!«, mahnte der Rechner. »Das Simban-Syndrom macht sie erforderlich.«

Kassian schritt sofort zur Kleiderablage hinüber. Dort lag der breite Kombigürtel mit allem, was zu ihm gehörte.

Das »Simban-Syndrom« war ein von Atlan geprägter Internbegriff, der Perry Rhodan und den anderen Expeditionsteilnehmern noch nicht bekannt war.

Er war entstanden, nachdem man sich von den anderen Schiffen getrennt hatte, um mit der KARMINA vier verschiedenartige Sonnensysteme der Tentra-Blues anzufliegen. Das war auch geschehen – nur war man ohne greifbare Ergebnisse wieder abgeflogen.