Perry Rhodan 151: Signale der Ewigkeit - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 151: Signale der Ewigkeit E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Ein Unsterblicher auf der Flucht - sein Erbe ist das Chaos... Das Jahr 2326 irdischer Zeitrechnung ist angebrochen, und in der seit dem Geschehen des Bandes 149 verstrichenen Zeit haben sich im bekannten Teil der Milchstraße wesentliche Veränderungen vollzogen. Seit dem 1. Januar 2115, dem Datum von Atlans Verzicht auf die Position als Imperator von Arkon, gibt es kein Solares Imperium mehr und auch kein Arkonidenreich, sondern das Vereinte Imperium, dem Perry Rhodan als Großadministrator vorsteht, während der Arkonide Atlan als Chef der United Stars Organisation (USO) fungiert, deren Spezialisten die "galaktische Feuerwehr" bilden. Immer dann, wenn Probleme oder Gefahren auftauchen, die nicht rein planetarischer Natur sind, sondern auch galaxisweite Auswirkungen haben können, tritt die von Lordadmiral Atlan geschaffene und geleitete USO auf den Plan. Die SIGNALE DER EWIGKEIT veranlassen jedoch Perry Rhodan zum persönlichen Eingreifen...

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 151

Signale der Ewigkeit

Ein Unsterblicher auf der Flucht – sein Erbe ist das Chaos ...

von CLARK DARLTON

Das Jahr 2326 irdischer Zeitrechnung ist angebrochen, und in der seit dem Geschehen des Bandes 149 verstrichenen Zeit haben sich im bekannten Teil der Milchstraße wesentliche Veränderungen vollzogen.

Seit dem 1. Januar 2115, dem Datum von Atlans Verzicht auf die Position als Imperator von Arkon, gibt es kein Solares Imperium mehr und auch kein Arkonidenreich, sondern das Vereinte Imperium, dem Perry Rhodan als Großadministrator vorsteht, während der Arkonide Atlan als Chef der United Stars Organisation (USO) fungiert, deren Spezialisten die »galaktische Feuerwehr« bilden.

Immer dann, wenn Probleme oder Gefahren auftauchen, die nicht rein planetarischer Natur sind, sondern auch galaxisweite Auswirkungen haben können, tritt die von Lordadmiral Atlan geschaffene und geleitete USO auf den Plan.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Großadministrator der Vereinigten Imperien.

Reginald Bull – Sein Ende ist nahe, denn die Zelldusche gibt es nicht mehr.

Gol Kamer – Patriarch einer Springer-Sippe.

Fella Kamer – Gols Sohn und erbitterter Rivale beim Kampf um das ewige Leben.

Major Felhak – Kommandant des Patrouillenraumers NUSIS.

Captain Faucette – Ein Meuterer der NUSIS.

»Er« oder »Es« – Das Geistwesen von Wanderer macht sich zur Flucht bereit.

Gucky

1.

Der Schwere Kreuzer NOSTASA befand sich auf dem Flug von Arkon zum Planeten des ewigen Lebens, »Wanderer«. Die Raumkugel mit einem Durchmesser von zweihundert Metern und vierhundert Mann Besatzung an Bord glitt aus der Librationszone auf Unterlichtgeschwindigkeit, um dem überanstrengten Antrieb eine Erholungspause zu gönnen.

Wanderer stand tief im Kosmos.

Perry Rhodan wurde durch schrilles Läuten aus seinem leichten Schlaf gerissen. Er fuhr hoch, und es dauerte fast zwei Sekunden, ehe er sich besinnen konnte, wo er war. Stimmt, er hatte Bully gebeten, in der Kommandozentrale der NOSTASA zu bleiben und Oberst Ten Hogard zu unterstützen. Wenn auch die Position des Kunstplaneten einigermaßen sicher bestimmt werden konnte, war man nie vor Überraschungen sicher. Die Art dieser Überraschungen hing davon ab, in welcher Laune sich der Unsterbliche befand.

Das Läuten ...!

Es war der Interkom. Rhodan richtete sich ganz auf und drückte den Knopf ein, der die Verbindung zur Zentrale herstellte. Man musste schon einen gewichtigen Grund haben, ihn aufzuwecken.

»Ja?«

»Gott sei Dank!« Das war Bullys Organ, laut und unmissverständlich. »Du hast einen Schlaf, um den man dich beneiden kann. Der Wecker klingelt schon drei Minuten.«

»Du übertreibst wie immer. Was gibt's?«

»Hyperfunk, Perry. Atlan selbst.«

»Bin gleich da.«

Rhodan sprang aus dem Bett, auf dem er in voller Bekleidung gelegen hatte. Einige Sekunden lang sann er Bullys Stimme nach. Sie hatte völlig normal geklungen. Der Freund beherrschte sich ausgezeichnet, auch wenn er praktisch durch das Wesen auf ›Wanderer‹ zum Tode verurteilt worden war. Seit dreihundertfünfzig Jahren gab es die Zelldusche, die das Leben jedes Mal um zweiundsechzig Jahre verlängerte. Aber seit dem März des Jahres 2326 gab es sie nicht mehr. Seit vier Wochen war die das Leben erhaltende Zelldusche wieder zu einem unerreichbaren Wunschtraum geworden. Nur Rhodan und Atlan besaßen einen Zellaktivator, der sie unsterblich machte.

Alle anderen Menschen, darunter die Mutanten, waren wieder sterblich geworden. Von einer Minute zur anderen. Es hatte es so gewollt.

Für drei Mutanten waren die zweiundsechzig Jahre in wenigen Monaten um. Wenn bis dahin nichts geschah, würden sie in wenigen Stunden plötzlich altern und sterben.

Bullys Frist aber lief in vierzehn Tagen ab.

Und er tat so, als sei nichts geschehen. Allmählich begann Rhodan ihn zu bewundern.

Er schüttelte die trüben Gedanken ab und trat auf den Gang. So schnell er konnte, eilte er zur Kommandozentrale und wurde dort von dem diensthabenden Funkoffizier in Empfang genommen. Bully stand neben dem Kommandanten und schien den Eintritt Rhodans nicht bemerkt zu haben.

Rhodan presste die Lippen fest aufeinander und folgte dem Funkoffizier.

»Hyperfunk, Leutnant? Von wem?«

»Atlan, Sir.«

Also doch!

»Unsere Position jetzt?«

»Siebentausendundzwei Lichtjahre von Arkon, Sir. Ruheperiode dauert noch zwanzig Minuten, dann Wiederaufnahme der Höchstgeschwindigkeit.«

Rhodan war in die Funkzentrale getreten. Vom großen Bildschirm herab sah ihm Atlans Gesicht entgegen. Der unsterbliche Arkonide sah ihn im gleichen Augenblick, Tausende von Lichtjahren entfernt. Er lächelte unmerklich.

»Stelle keine Fragen, Perry, wir haben wenig Zeit. Ich werde dir später alles berichten. Der Unsterbliche hat nicht gelogen, als er uns versprach, das ewige Leben fünfundzwanzigfach in der Galaxis auszustreuen. Wir haben einen Zellaktivator gefunden.«

Rhodan starrte in Atlans Gesicht.

Er war unfähig, sofort zu antworten, denn hundert Möglichkeiten schossen ihm durch den Kopf.

Einen Zellaktivator! Ewiges Leben für den, der ihn trug. Jetzt, wo die Zelldusche wegfiel, tausendmal wertvoller als je zuvor.

»Wer fand ihn?«

»Lemy Danger und Melbar Kasom, zwei Spezialagenten.«

»Und sie haben ihn abgeliefert?«, fragte Rhodan gespannt.

In Atlans Gesicht zuckte kein Muskel, als er nickte.

»Ja, sie haben ihn abgeliefert, Perry.«

Einer der fünfundzwanzig Aktivatoren war gefunden, blieben noch vierundzwanzig. Es konnte Jahre, aber auch Jahrhunderte dauern, bis man sie alle gefunden hatte.

Rhodan hörte hinter sich eine Bewegung. Er drehte sich um. Bully war in die Funkzentrale gekommen. Er stand gegen die Tür gelehnt und sah Atlan an. Sein Blick ging durch Rhodan hindurch.

Ein zum Tode Verurteilter, dachte Rhodan plötzlich, der eine Möglichkeit erkannt hat, dem Henker zu entgehen.

Der Zellaktivator ...!

Er wandte sich wieder Atlan zu.

»Was hast du unternommen?«

Atlan begriff sofort.

»Der gefundene Aktivator ist auf dem Weg zu dir. Der Leichte Kreuzer KENIA trifft die NOSTASA bei Position BL-67-KJ, siebenhundert Lichtjahre vom jetzigen Standpunkt entfernt.«

Rhodan atmete auf.

»Danke, Atlan.«

Dann aber durchzuckte ihn ein fast schmerzhafter Schreck. Der Wert eines Aktivators war unschätzbar. Wer ihn trug, war unsterblich. Konnte es überhaupt einen Menschen geben, dem man einen Aktivator anvertrauen durfte? War es richtig, einen Menschen einer solchen Versuchung auszusetzen? Würde nicht jeder einer solchen Versuchung erliegen?

Hinter sich hörte er Bullys Atemzüge. Waren sie nicht unregelmäßiger, heftiger geworden?

Rhodan spürte das Gewicht der auf ihn zukommenden Entscheidung.

»Keine Sorge, Perry.« Atlan schien Rhodans Gedanken gelesen zu haben. »Ich habe den Aktivator jemand gegeben, der sicherlich nichts mit ihm anfangen kann – und dem du vertrauen kannst. Er wird sicher in deine Hände gelangen. In wenigen Stunden.«

»Doch nicht etwa ...?«

Atlan nickte ungerührt.

»Natürlich, wem sonst? Du wolltest doch Mutanten nach Wanderer mitnehmen. Gucky hatte seinen Auftrag erledigt und meldete sich bei mir. Er kam gerade zur rechten Zeit. Ich gab ihm den Aktivator und ließ ihn auf die KENIA teleportieren.«

Gucky!

Rhodan atmete erleichtert auf. Es gab niemand, der zuverlässiger war als Gucky. Außerdem war der Mausbiber der einzige, der bisher keine Zelldusche benötigt hatte, obwohl sie ihm oft genug angeboten worden war. Wie alt ein Mausbiber eigentlich werden konnte, wusste immer noch niemand. Gucky war bestimmt mehr als vierhundert Jahre alt.

»Danke«, wiederholte Rhodan. Hinter sich hörte er das erleichterte Räuspern Bullys. »Du warst sehr umsichtig.«

»Es sind nicht alle wie Lemy Danger, Perry. Du erhältst von Gucky einen ausführlichen Bericht über das Auffinden des ersten. Vielleicht ergibt das Hinweise. Frage auf jeden Fall den Unsterblichen. Vielleicht kann er dir die Position der anderen bekanntgeben. Und frage ihn, warum die Zelldusche aufgehoben wird.«

»Das ist der Zweck meines Fluges. Ohne eine Lebensverlängerung für die Mutanten und andere wichtige Personen ist die Sicherheit des Imperiums gefährdet. Ich verstehe nicht, was der Unsterbliche mit seiner Maßnahme bezweckt. Er soll mir plausible Gründe nennen.«

Atlan ging nicht weiter darauf ein.

»Ich wollte dir noch sagen, dass alle anderen begonnenen Unternehmen planmäßig verlaufen. Die Lage ist stabilisiert. Keine Schwierigkeiten. Ich erwarte dich zum vereinbarten Zeitpunkt zurück.«

»Halte uns die Daumen«, bat Rhodan. Er ahnte, dass Atlan untertrieb. Es würde noch eine Menge Schwierigkeiten geben. »Ich melde mich, sobald ich Erfolg habe.«

Der Bildschirm erlosch.

Langsam drehte Rhodan sich um und sah direkt in die weit geöffneten Augen von Bully, seinem ältesten Freund und Gefährten. Er glaubte, so etwas wie Angst in ihnen flackern zu sehen, dann war es vorüber.

»Der alte Atlan – immer zu einem Schwätzchen aufgelegt«, sagte Bully leichthin. »Dann wird Gucky also doch mit von der Partie sein. Ich dachte, er könnte sich nicht von Iltu losreißen. Seit die beiden verheiratet sind, hocken sie doch immer zusammen.«

Etwas in seiner Stimme ließ Rhodan aufhorchen. Er schmunzelte.

»Mein Alter, du wirst doch nicht etwa neidisch sein? Gönne den beiden ihr Glück.«

»Und ob ich das tue!« Bullys Stimme klang scherzhaft, aber seine Augen blieben ernst. Die Angst war noch nicht aus ihnen gewichen. Sie paarte sich mit Ungewissheit und der Qual, die alles entscheidende Frage doch einmal stellen zu müssen.

Rhodan beschloss, das grausame Spiel zu beenden.

»Gucky bringt den ersten gefundenen Zellaktivator. Ich werde ihn dir geben. Du warst sowieso der nächste mit der Zelldusche.«

Keine Worte hätten Bullys Erleichterung beschreiben können. Man sah ihm förmlich an, wie der Stein von seinem Herzen rollte. Seine Augen leuchteten auf, und unwillkürlich machte er einen Schritt auf Rhodan zu, streckte ihm die Hand entgegen.

»Danke, Perry. Ich hätte dich nie darum gebeten.«

Rhodan nahm die Hand.

»Wem hätte ich den Aktivator sonst geben können?«, fragte er nachsichtig und kehrte in die Zentrale zurück. Kommandant Hogard erwartete ihn bereits. Wenn er etwas von dem Gespräch zwischen Rhodan und Atlan vernommen hatte, so ließ er sich das nicht anmerken.

»Wir nehmen in zwei Minuten wieder Fahrt auf, Sir.«

Rhodan gab ihm die Koordinaten des Treffpunktes und erklärte dann: »Sorgen Sie dafür, dass beim Austritt aus der Librationszone ständig Peilzeichen mit Hyperfunk gegeben werden. Wir dürfen keine Zeit verlieren, und die KENIA muss uns so schnell wie möglich orten. Unterrichten Sie mich, wenn das geschehen ist. Wann können wir die angegebene Position erreichen?«

»Drei bis vier Stunden, Sir. Das kommt darauf an, ob eine weitere Ruheperiode notwendig sein wird.«

»Gut. Sie finden Reginald Bull und mich in meiner Kabine.«

Sie legten den Weg schweigend zurück. Auf den Korridoren und in den Gravoliften begegneten sie Mannschaften und Offizieren der NOSTASA. Man grüßte sie höflich und voller Ehrerbietung. Die Leute mussten sich erst daran gewöhnen, dass Perry Rhodan höchstpersönlich an Bord ihres Schiffes weilte.

Als sich die Tür hinter ihnen schloss, war Bully wieder ganz der alte.

»Ehrlich gesagt, ich freue mich auf das Ei. Ich muss dem Mann, der es gefunden hat, noch die Pfote drücken. Danger heißt er, wenn ich nicht irre. Kenne ich ihn?«

»Natürlich kennst du ihn«, bestätigte Rhodan und streckte sich auf dem Bett aus. »Mach' es dir bequem. Vier Stunden können eine lange Zeit sein, wenn man auf Weihnachten wartet.«

Bullys Grinsen erstarb plötzlich.

»Du tust doch nur so sorglos, Alter. Stimmt's? In Wirklichkeit grübelst du darüber nach, wie du mit dem Problem fertig wirst. Was nützt uns ein einziger Aktivator, wenn es darum geht, unser Mutantenkorps zu erhalten? Wir können ihn ja nicht herumreichen. Er hilft immer nur seinem Träger und verliert seine Wirkung in der gleichen Sekunde, in der er abgelegt wird. Einige Leute werden mich schief ansehen, wenn ich das Ding plötzlich habe. Einige werden bestimmt etwas von Bevorzugung verlauten lassen. Wir werden Ärger bekommen, Perry.«

»Mehr als das.« Rhodan hatte die Augen geschlossen, aber man sah ihm an, dass alle seine Sinne aufs höchste angespannt waren. »Wir werden es in naher Zukunft mit sehr unzufriedenen Mutanten zu tun haben. Der Mensch ist unberechenbar, seine Seele bleibt immer ein Geheimnis. Wenn es um Macht geht, hat schon mancher den Verstand verloren. Hier aber geht es um die Unsterblichkeit. Nicht viele wissen um die Zellaktivatoren, aber es sind bereits genug. Bald werden wir unseren zuverlässigsten Freunden nicht mehr vertrauen können. Die Zahl der Unsterblichen wird schrumpfen. Es ist unsere Aufgabe, die richtigen zu bestimmen. Dabei gerecht zu bleiben, ist fast unmöglich. Wir können nur die Wichtigkeit der einzelnen Anwärter entscheiden lassen. Ich habe Angst vor diesen Entscheidungen, die wir zu fällen haben, Bully.«

Das veränderte Vibrieren der Kabinenwände zeigte an, dass der überlichtschnelle Flug wieder begonnen hatte. Bald würde die NOSTASA mit tausendfacher und später zeitweilig mit millionenfacher Lichtgeschwindigkeit dahinrasen. Tage entfernt wartete Wanderer.

»Vielleicht hat der Unsterbliche uns diese Entscheidung abgenommen.«

»Das glaube ich kaum. Du kennst ihn. Es wird ihm Spaß bereiten, wenn wir hinter den Aktivatoren herjagen. Ich möchte nur wissen, warum er die Zelldusche so von heute auf morgen abschafft.«

Es war rätselhaft. Es gab einfach keine Erklärung.

*

Die KENIA erreichte die festgesetzte Position nur wenige Minuten später als die NOSTASA. Nach einem kurzen Funkgespräch der beiden Kommandanten konnte sie ihren Flug fortsetzen.

Vorher aber teleportierte Gucky zur NOSTASA.

Für den Mausbiber war es eine Kleinigkeit, die geringe Entfernung zu überspringen. Er entmaterialisierte auf der KENIA und entstand noch in derselben Sekunde wieder auf der NOSTASA. Er hatte dabei sein Ziel so genau angepeilt, dass er auf dem Schoß des Navigators rematerialisierte.

Der noch junge Leutnant, obwohl auf das Erscheinen eines Teleporters vorbereitet, erschrak derart, dass er entsetzt aufsprang. Dabei rutschte Gucky auf den Boden und landete hart auf seinem Hinterteil. Mit einem Satz war er aber wieder auf den Beinen.

»Schwächling!«, zeterte er und rückte seine Spezialuniform zurecht, die man extra für ihn geschneidert hatte. Sein Biberschwanz zitterte erregt in der Hülle. »Bei dir hat wohl noch nie jemand auf dem Schoß gesessen, was?«

»N ... nein, Mister Guck ... eh, Leutnant Guck!«

Der Mausbiber grinste. Dann aber fauchte er wütend: »Erinnere mich nicht daran, dass ich immer noch Leutnant bin. Man hat mich vergessen. Ich werde auch dann noch Leutnant sein, wenn wir den Nebel der Andromeda zur Kronkolonie ausrufen. Na, von mir aus.« Plötzlich grinste er wieder. »Du bist wohl von Natur aus schüchtern, was?«

Der Navigator hatte sich inzwischen von seinem Schreck erholt. Er schien es nicht zu lieben, über private Dinge zu sprechen. Schon gar nicht mit Gucky, der ohnehin seine Gedanken lesen konnte.

»Möchte den sehen, der bei deinem unverhofften Erscheinen keinen Schreck kriegt«, knurrte er und nahm wieder auf seinem Stuhl Platz.

Gucky hielt ihm drohend die geballte Faust unter die Nase, watschelte dann mit triumphierender Miene zu dem sprachlosen Ten Hogard und baute sich vor ihm auf.

»Telepathischer Telekinetenteleporter Leutnant Guck wie befohlen zur Stelle, Sir. Wo soll ich das Ei hintun?«

Ehe der Oberst einen vernünftigen Ton hervorbringen konnte, traten Rhodan und Bully in die Zentrale. Mit ausgebreiteten Armen eilte Bully auf den Mausbiber zu, der entsetzt seinen Nagezahn bleckte und sich hinter Oberst Hogard zu verstecken suchte.

Für einen Augenblick vergaß Rhodan seine Sorgen. Lächelnd sah er zu, wie die beiden Freunde sich begrüßten.

Ganz so schnell allerdings ging das nicht.

»Was hast du denn, Gucky? Angst vor mir?«

Bully rannte um Oberst Hogard herum, immer hinter Gucky her. Sie wirkten wie zwei Schuljungen, die um eine Litfasssäule herum Nachlaufen spielten.

»Glaubst du, ich wäre auf deine Zärtlichkeiten scharf? Iltu ist verdammt eifersüchtig.«

Bully blieb so schnell stehen, als sei er mit dem Kopf gegen eine Wand gerannt. Gucky, der im Eifer des Gefechtes weitergelaufen war, rammte ihn daher mit voller Wucht von hinten.

»Eifersüchtig?«, dehnte Bully und drehte sich langsam um. Mit schnellem Griff packte er den Mausbiber, ehe der sich in Sicherheit bringen konnte. »Was hat denn Iltu gegen mich?«

Gucky wand sich vergeblich, und seine telekinetischen Fähigkeiten wagte er jetzt nicht einzusetzen. Sein flehender Blick traf Rhodan.

»Kannst du mit ansehen, wie ich von diesem Barbaren zerquetscht werde? Jetzt hebt er mich auch noch hoch. Wenn er weiter so unvorsichtig ist, erdrückt er mir glatt den Zellaktivator, den ich in der Tasche ...«

Bully ließ ihn prompt los.

Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Minuten landete Gucky recht unsanft auf seinem Hinterteil.

»Eine Behandlung ist das hier!«, fauchte er erbost und sah Bully herausfordernd an. »Sofort hebst du mich auf.«

Bully zögerte.

»Ich sitze auf dem Aktivator. Hoffentlich hält der das aus.«

Und Bully handelte sofort. Er bückte sich, griff Gucky unter die Arme und richtete ihn auf. Dabei hatte er das Gefühl, dass der Mausbiber dreimal soviel wie sonst wog. Der kleine Gauner machte sich extra schwerer. Als Telekinet konnte er das.

Als der Mausbiber stand, sagte er zu Bully: »Guten Tag, Dicker. Wie geht es denn? Immer noch keine Frau gefunden?«

Bully stöhnte.

So ging das nun, seitdem Gucky verheiratet war. Immer dieselbe Anspielung. Als ob er, Bully, Zeit hätte, jemand zu heiraten. Er hatte genug mit sich selbst zu tun. Besonders jetzt.

»Wer will mich schon?«, antwortete er friedfertig und lächelte sanft. »Ich werde immer ein armer, einsamer Mann bleiben. Du bist mein Freund, mein einziger wirklicher Freund, Gucky. Glaubst du mir nicht?«

Gucky betrachtete ihn von oben bis unten.

»Nein«, sagte er dann, griff in die Tasche und reichte Rhodan den Zellaktivator. »So«, wandte er sich dann wieder an Bully. »Und nun wiederhole, was du eben gesagt hast.«

Aber Bully hatte dazu keine Gelegenheit mehr. Er nahm gerade von Rhodan den Zellaktivator in Empfang und hängte ihn sich um den Hals. So schnell ging das. So einfach und ohne besonderes Zeremoniell.

Von einer Sekunde zur anderen war Bully unsterblich geworden.

Sein Gesicht strahlte, aber Rhodan war ernst geblieben.

Er hatte längst bemerkt, dass sich dieser Zellaktivator von seinem eigenen gewaltig unterschied.

»Nun?«, pfiff Gucky erwartungsvoll. »Was ist?«

Bully nickte Rhodan zu und drehte sich dann zu Gucky um. Er bückte sich und sah ihm in die klugen, braunen Augen.

»Also, ich wiederhole, Gucky: Du bist mein einziger, richtiger und bester Freund. Bist du jetzt zufrieden?«

Gucky gab ihm die Hand.

»Danke, Bully. Und ich dachte schon, du wolltest mir den Aktivator abluchsen.« Er stolzierte in der Zentrale hin und her. »Und was nun?« Er zeigte auf Oberst Hogard. »Warum macht der Onkel denn seinen Mund nicht zu?«