Perry Rhodan 152: Größer als die Sonne... - Kurt Brand - E-Book

Perry Rhodan 152: Größer als die Sonne... E-Book

Kurt Brand

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Beschreibung

Die Vegangenheit macht mobil - und bekämpft die Zukunft... Das Jahr 2326 irdischer Zeitrechnung ist angebrochen, und in der seit dem Geschehen des Bandes 149 verstrichenen Zeit haben sich im bekannten Teil der Milchstraße wesentliche Veränderungen vollzogen. Seit dem 1. Januar 2115, dem Datum von Atlans Verzicht auf die Position als Imperator von Arkon, gibt es kein Solares Imperium mehr und auch kein Arkonidenreich, sondern das Vereinte Imperium, dem Perry Rhodan als Großadministrator vorsteht, während der Arkonide Atlan als Chef der United Stars Organisation (USO) fungiert, deren Spezialisten die "galaktische Feuerwehr" bilden. Immer dann, wenn Probleme oder Gefahren auftauchen, die nicht rein planetarischer Natur sind, sondern auch galaxisweite Auswirkungen haben können, tritt die von Lordadmiral Atlan geschaffene und geleitete USO auf den Plan. Die überstürzte Flucht des Geistwesens vom Kunstplaneten Wanderer und die Ausstreuung des ewigen Lebens in Form von 25 Zellaktivatoren haben jedoch alle Völker der Milchstraße in Aufruhr gebracht. Raumschiffe eilen von Planet zu Planet - doch nur wenige haben Glück wie die EXPLORER-2115, die eine Welt entdeckt, die GROSSER ALS DIE SONNE ist...

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Nr. 152

Größer als die Sonne

Die Vergangenheit macht mobil – und bekämpft die Zukunft ...

von KURT BRAND

Das Jahr 2326 irdischer Zeitrechnung ist angebrochen, und in der seit dem Geschehen des Bandes 149 verstrichenen Zeit haben sich im bekannten Teil der Milchstraße wesentliche Veränderungen vollzogen.

Seit dem 1. Januar 2115, dem Datum von Atlans Verzicht auf die Position als Imperator von Arkon, gibt es kein Solares Imperium mehr und auch kein Arkonidenreich, sondern das Vereinte Imperium, dem Perry Rhodan als Großadministrator vorsteht, während der Arkonide Atlan als Chef der United Stars Organisation (USO) fungiert, deren Spezialisten die »galaktische Feuerwehr« bilden.

Immer dann, wenn Probleme oder Gefahren auftauchen, die nicht rein planetarischer Natur sind, sondern auch galaxisweite Auswirkungen haben können, tritt die von Lordadmiral Atlan geschaffene und geleitete USO auf den Plan.

Die Hauptpersonen des Romans

Tyll Leyden – Ein junger Wissenschaftler, der gar nicht so phlegmatisch ist, wie er sich gibt.

Gus Orff – Chef der Astro-Abteilung auf der EXPLORER-2115.

Thomas Herzog – Kommandant eines Explorer-Schiffes.

Falton – Er ist seit über 6000 Jahren tot, doch seine Theorie ist nicht vergessen.

»Er« oder »Es«

1.

Gus Orff, Chef der Astro-Abteilung auf der EXPLORER-2115, vierundfünfzig Jahre alt, untersetzt, mit scharfgeschnittenen Gesichtszügen, sah Oberstleutnant Thomas Herzog bedeutungsvoll an.

Tyll Leyden, Astronom und Physiker, verließ im gemütlichen Schritttempo die Kabine des Kommandanten. Was Herzog und Orff im Augenblick über ihn dachten, war ihm gleichgültig. Beide hatten zu seinem Vorschlag nein gesagt, während er gern ein Ja gehört hätte.

»Dann eben nicht!«, hatte er vor Sekunden gemeint und trat jetzt hinaus aufs Deck.

Als die Kabinentür hinter ihm zufiel, sagte Herzog, Kommandant der EXPLORER-2115: »Ein eigenartiger junger Mann, Orff! Und so etwas habe ich auf meinem Schiff? Der schläft ja beim Gehen ein!«

Das war ein hartes Urteil. Gus Orff widersprach. »Bei Leyden kann man mit Recht sagen, dass der äußere Eindruck täuscht. Während der letzten zehn Minuten hat er sein Phlegma regelrecht hochgespielt. Das hat Sie gestört, Herzog. Aber glauben Sie nur nicht, dass Leyden nicht mehr daran denkt, sein Projekt durchzubringen. Ich gehe mit Ihnen jede Wette ein, dass er irgendwie zum Ziele kommt.«

Oberstleutnant Thomas Herzog war seit acht Jahren Kommandant der EXPLORER-2115. Man sah dem Sportstyp die einundvierzig Lebensjahre nicht an. Der Mann strahlte Aktivität aus, besaß jugendlichen Schwung.

Er stammte nicht von der Erde; seine Heimat war der Planet Rual im Rigel-System – eine zweite Erde, auf der mittlerweile schon siebzehn Millionen Terraner lebten. Man sah es Herzog an, dass er nicht von der Erde kam.

Jede Welt drückt den Bewohnern ihren Stempel auf!

Die Hautfarbe des Kommandanten besaß einen satten Goldton, und seine Haare leuchteten unwirklich in einem Tintenblau. Das aber waren die einzigen Merkmale, die Herzog von einem Terraner unterschieden.

Der Oberstleutnant blickte an seiner Uniform herunter, betrachtete seine Schuhspitzen, sah dann wieder Orff an und sagte: »Fast bin ich versucht, eine Gegenwette einzugehen. Mit meiner Erlaubnis hat Leyden nicht zu rechnen. Sein Wunsch, einen Versuch mit der faltonschen Theorie zu machen, ist unnötige Zeitverschwendung. Sie haben es ihm ja auch gesagt.«

Orff lächelte. »Stimmt. Es ist auch meine ehrliche Meinung. Die Sache hat jedoch einen Haken. Leyden ist Astronom und Physiker, ich, wenn auch Chef der Abteilung, bin Astrophysiker. Und soweit ich meinen jungen Mann kenne, wird er uns eben wieder einmal nicht ausreichend informiert haben, denn er ist nicht nur phlegmatisch, sondern auch redefaul.«

»Hat Ihr Liebling noch einige andere nette Eigenschaften?«, fragte Herzog sarkastisch.

Jetzt schmunzelte Gus Orff. »Woher wollen Sie wissen, dass ich Tyll Leyden gern in meiner Abteilung habe?«

Herzog beugte sich vor. Die Blicke der beiden Männer kreuzten sich. »Wie lange fliegen wir beide schon auf diesem Schiff?«

»Acht Jahre. Sie sogar einen Tag länger als ich!«

»Und in diesen acht Jahren soll ich Sie nicht kennengelernt haben, Orff? Nein, Sie machen mir nichts vor. Über Ihren Leyden halten Sie Ihre Hand. Warum?« Die letzte Frage hatte der Kommandant gestellt. Sie klang fordernd.

»Weil der Mann etwas versteht. Er ist zwar kein Genie. Er schüttelt die Resultate nicht aus dem Ärmel, sondern muss sie sich sauer erarbeiten. Aber er ist trotzdem ein Könner. Der Mann drängt sich nicht vor und ist bei seinen Kollegen beliebt, obwohl er keine Freunde hat.«

»Keine Freunde?«, unterbrach Herzog und blickte erstaunt auf.

»Unter seinen Kollegen nicht; an Bord hat er Freunde. Till Leyden ist ein etwas eigenartiger Mensch. Er steht abseits, aber er ist immer zur Stelle, wenn Not am Mann ist. Er macht nie viel Aufhebens, sondern erledigt pflichtgetreu seine Arbeit. Verstehen Sie nun, warum ich ihn gern in meinem Team sehe?«

»Hm ...« Das hieß weder ja, noch nein. »Orff, Sie haben mir noch nicht erklärt, weshalb Sie überzeugt sind, dass Leyden sein Projekt trotz Absage doch noch genehmigt bekommen wird!«

Orff machte eine Geste, die Ratlosigkeit ausdrückte. »Das kann ich nicht erklären, Oberstleutnant Herzog. In diesem Punkt habe ich Leyden noch nicht durchschaut. Ich weiß nicht, wie er es immer wieder anstellt, dass er das erreicht, was er sich vorgenommen hat. Er benutzt stets neue Wege. Er sucht sie und – findet sie.«

»Dann bin ich gespannt, wie er es diesmal fertigbringen wird, seinen Kopf durchzusetzen«, sagte Herzog. »Ich jedenfalls genehmige sein Projekt nicht! Und Sie?«

»Ich bleibe auch bei meinem Nein!«

»Trotzdem sind Sie der Ansicht, dass Leyden doch noch unser Ja erhält?« Gespannt blickte der Kommandant den Wissenschaftler an.

»Ja«, sagte Gus Orff ohne Zögern.

»Hm ...«, brummte Herzog und strich mit der linken Hand über sein Haar. »Der junge Mann beginnt mich zu interessieren.«

*

Vor zweihundert Jahren waren die ersten Explorerschiffe in den Sternendschungel der Milchstraße eingeflogen. Perry Rhodan dachte nicht daran, die gleichen Fehler zu begehen wie die Akonen, Arkoniden und die anderen Rassen, welche die Raumfahrt beherrschten. Sie hatten sich nicht darum bemüht, die Galaxis zu durchforschen.

Perry Rhodan schuf eine Spezialflotte, und für diese Aufgabe den Explorertyp.

Auch im Vereinten Imperium wurden keine neuen Schiffskonstruktionen von heute auf morgen entwickelt. Als die ersten dreißig Explorer von ihren Einsätzen zurückkamen, wurden eine Menge Beschwerden von Seiten der Kommandanten vorgetragen. Dieses und jenes im Schiff sei für einen Erkunder überflüssig oder sogar störend. Anderes wiederum fehlte und sollte eingebaut werden. Transformkanonen wurden gefordert. Rhodan hatte jedoch kategorisch abgelehnt. Bis zum Tag besaßen allein die Terraner die Konstruktionspläne von dieser vernichtenden Waffe.

Drei Jahre lang waren diese dreißig Schiffe in den Einsatz geschickt worden. Drei Jahre lang beschwerten sich die Kommandanten, wenn sie aus diesen Einsätzen zurückkamen.

Aus dieser dreijährigen Erfahrung heraus entstanden die Explorer, die Forschungsschiffe des Vereinten Imperiums.

Rund zehntausend wurden in Großserie aufgelegt. Von der Grundkonstruktion her waren es Schlachtkreuzer, fünfhundert Meter durchmessend und kugelförmig. Was die Besatzung anbetraf, so hatte es eine solche in der Galaxis noch nie gegeben: Sie bestand lediglich aus Wissenschaftlern, und zwar kamen auf je einen Explorer tausend Experten!

Mit dem 9618ten Explorer lief die Serie aus. Der Verband unterstand Rhodan. Jeder, der die richtige Vorstellung von der Milchstraße hatte, wusste, dass ihre Durchforschung Jahrhunderte dauern würde.

Nicht die Ausdehnung der Galaxis machte die Forschungsaufgabe so schwer, sondern die Aberhundertmillionen Systeme, die Planeten besaßen. Viele von ihnen wurden beim Anflug als lebensfeindliche Welten erkannt. Trotzdem hatten die Schiffe darauf zu landen. Der Großadministrator vertrat immer wieder die These, dass es auch auf Planeten, die für eine menschliche Besiedlung nicht geeignet waren, andersgeartetes Leben geben könnte.

Das neue inpotronische Gehirn auf Luna mit seinem unwahrscheinlich leistungsstarken Hyperfunkempfänger nahm ununterbrochen die Forschungsberichte der Spezialschiffe aus den Tiefen der Milchstraße entgegen. Die gigantische Anlage hatte das Wichtigste längst ausgewertet, wenn die Raumer von ihren Flügen zurückkamen.

EXPLORER-2115 stand 52.419 Lichtjahre tief in der Galaxis, in Richtung auf das Zentrum der Milchstraße.

Nach seinem Gespräch mit Gus Orff hatte Oberstleutnant Herzog wieder die Zentrale seines Raumers aufgesucht. Die vielen so unwahrscheinlich dicht zusammenstehenden Sonnen, die er schon vor zwei Stunden auf dem Panoramaschirm beobachtet hatte, strahlten auch jetzt noch ihre weiche Lichtflut ins Schiff. In diesem Abschnitt der Sternenpopulation war es außergewöhnlich, wenn die Entfernung von einer Sonne zur anderen größer als ein Lichtjahr war. Dadurch kam der optische Effekt zustande, sehr viele Doppel- und Dreifachsonnen zu sehen. Tatsächlich war ihre Zahl, gemessen am Gesamtverhältnis, nicht viel größer als in anderen Abschnitten der Galaxis.

Hinter dem Erkunder schrumpfte eine Sonne allmählich zusammen. Das in trübem Rot leuchtende Muttergestirn besaß vier Planeten, die in mehrtägiger Arbeit von der EXPLORER-2115 durchforscht worden waren. Als Nummer EX-2115-484 hatte man sie im Sternenverzeichnis aufgenommen und die vielen erkundeten wissenschaftlichen Daten der Speicherabteilung der Bordpositronik zugeführt. Die Gesamtbeurteilung lautete: Für das Imperium ohne Bedeutung. Bodenschätze auf den einzelnen Planeten nicht abbauwürdig.

Mit halber Lichtfahrt flog der Raumer sein nächstes Ziel an. Ein großer Teil der Wissenschaftler, die die Besatzung bildeten, war noch mit der Feinauswertung vom System EX-2115-484 beschäftigt; deshalb konnte der Explorer noch nicht in den Linearflug gehen. In der Zentrale gab es keine Neuigkeiten; Herzog verließ sie und suchte den Funkraum auf. Auf dem Weg dahin musste er wieder an es denken. Er konnte sich unter dem Wesen von Wanderer nicht viel vorstellen. Aber er war sich klar darüber, dass es über eine unvorstellbare Macht verfügen musste.

Auf dem Weg zum Funk ertappte sich Herzog dabei, wie er in der unbeschreiblichen Vorstellung schwelgte, einen der verstreuten Zellaktivatoren zu finden.

Wer möchte nicht ewig leben?, dachte Herzog. Gleichzeitig wurde ein anderer Gedanke in ihm wach. Würde sein Leben in dem Falle nicht zu einer einzigen Flucht vor all den anderen werden, die versuchen würden, ihm den lebensverlängernden Aktivator abzujagen?

Lieber nicht, dachte Herzog und schüttelte sich. Der Wunsch, auch eins dieser unbegreiflichen Wundergeräte zu besitzen, verging.

Vor dem Schott zur Funkzentrale war Herzog stehengeblieben. Er hatte jetzt es, seine über die Milchstraße versteckten Zellaktivatoren und alles, was damit zusammenhing, vergessen. Vor seinem geistigen Auge stand Tyll Leyden. Deutlich glaubte er das lange, etwas schmale Gesicht des jungen, neunundzwanzigjährigen Mannes zu sehen, der Astronom und Physiker war. Trug er sein aschblondes Haar glatt nach hinten gekämmt, oder war es kurzgeschnitten? Herzog wusste es nicht mehr. Er konnte sich auch Leydens Figur nicht mehr vorstellen. Um so besser aber erinnerte er sich der Gleichgültigkeit des jungen Mannes, mit der dieser sein Projekt vorgetragen hatte.

Gus Orff hatte ihm erklärt, was ein faltonscher Versuch war. Falton, ein Arkonide, der schon vor sechseinhalbtausend Jahren gestorben war, hatte kurz vor seinem Tod eine Theorie entwickelt, nach der man auf Grund einer Anzahl bestimmter Messungen im freien Raum feststellen sollte, welche Sonnen Planeten besaßen und ob sie bewohnt waren.

Faltons Theorie war erst vor einigen Monaten wiederentdeckt worden. So war es auch zu verstehen, dass Terra sie bis heute noch nicht überprüft hatte. Anscheinend hatte es sich Tyll Leyden in den Kopf gesetzt, als erster Wissenschaftler damit zu arbeiten.

»Kommt nicht in Frage!«, sagte Herzog laut vor sich hin. »Wer sich so schwunglos für sein eigenes Projekt einsetzt wie Leyden ... und Orff hält ja auch nichts von dem Versuch!« Herzogs Gesicht drückte Verärgerung aus. »Freundchen, ich werde Sie von jetzt ab scharf kontrollieren, wie Sie Ihre Aufgabe erledigen, wenn Sie Besatzung sind!«

Sein Gesicht zeigte noch Unmut, als er den großen Funkraum betrat. Alle Explorer waren mit gigantischen Hyperfunkanlagen ausgerüstet. Sie verfügten über die modernsten Chiffriergeräte, über automatisch arbeitende Sender, die ununterbrochen einen Peilnotruf ausstrahlten, wenn die Besatzung des Schiffes durch irgendeinen Katastrophenfall nicht mehr dazu in der Lage war. Vom Technischen her war an alles gedacht worden. Seitdem es in der Milchstraße Akonen, Arkoniden und Terraner gab, hatte es nie besser ausgerüstete Forschungsschiffe gegeben.

Die Wissenschaftler arbeiteten mit dem Wissen der Akonen und Arkoniden und mit den Ergebnissen ihrer Forschungen. Von der wissenschaftlichen Seite her konnte keine Panne passieren. Der Unsicherheitsfaktor Mensch war durch Reihentests und schwierige Prüfungen so klein gehalten worden, dass bisher nur drei Explorer verlorengegangen waren.

Im stillen war Oberstleutnant Herzog stolz auf seine Besatzung.

»Etwas Neues?«, fragte er den im Funkraum diensttuenden Wissenschaftler.

»Nein. Aber die Jagd nach den verstreuten Zellaktivatoren nimmt noch größere Ausmaße an, Sir. Die Preise für Privatraumer schnellen wie Raketen in die Höhe. Wie wir aus aufgefangenen Funksprüchen erfahren haben, ist es auch auf Schiffen der Überschweren zu Tumulten und Meutereien gekommen. Viele Frachtschiffe haben keine kompletten Besatzungen mehr. Alles rennt hinter diesen Zellaktivatoren her. Auf der Hyperfunk-Notwelle verstopfen SOS-Rufe die Frequenzen. Ich kann mich nicht erinnern, dass es einmal eine Zeit gegeben hat, in der sich so viele Schiffe in Raumnot befunden haben.«

»Diese Sonntagsfahrer!«, sagte Herzog böse. »Aber in unserer näheren oder weiteren Umgebung kurvt kein Privatschiff herum?«

Der Offizier lachte. »Hier? So weit draußen?« Er schüttelte den Kopf. Er setzte erneut zum Sprechen an, als es Alarm im Schiff gab.

Oberstleutnant Herzog rannte aus der Funkzentrale. Als das Schott des Kommandoraumes vor ihm aufsprang, schloss er geblendet die Augen. Eine Stelle des Panoramaschirmes, größer als vier Quadratmeter, glich einem Scheinwerfer mit mehr als zehn Millionen Stilb.

»Abblenden!«, schrie Herzog und hielt beide Hände vor seine Augen.

»Dann müssen wir blind fliegen!«, sagte eine Stimme.

Herzog reagierte sofort. »Schiff stoppen! Verdunkeln! Warum ist das nicht getan worden?«

»Schiff steht schon, Sir. So ... Schiff verdunkelt!«, meldete der Pilot.

Als Herzog sich die letzten Tränen aus den Augen wischte, lag der gewaltige Rundsichtschirm tot vor ihm. Sein 1. Offizier erstattete ihm Bericht.

»Unsere Ortungen liefen auf Null, Sir. Das Schiff marschierte, wie angeordnet, mit halber Lichtgeschwindigkeit. Plötzlich auf Grün 67:34,00 eine punktförmige Lichtquelle. Dann war es schon aus. Automatisch schlossen sich unsere Blenden, aber sie schlossen nicht vollständig. Was sie an Licht hereinließen, machte uns alle blind. Wie, bitte?«

Hinter dem 1. Offizier wurde geflüstert. Die ersten Auswertungen kamen. Die Geräte hatten bei der Lichtflut nicht versagt. »Sprechen Sie lauter. Geben Sie Auswertungen an Kommandanten!«, schnarrte der 1. Offizier.

Über Interkom meldete sich die Abteilung Physik. Leuchtsignale gaben an, dass drei weitere wissenschaftliche Abteilungen auch mit der Schiffszentrale sprechen wollten.

Dieser Lichtausbruch, der die EXPLORER-2115 getroffen hatte, schien nicht natürlichen Ursprungs zu sein.

Herzog hörte Stilb-, Candela-, Lux- und Lumenwerte in einer Größenordnung, die über seine Vorstellungskraft gingen. Dazwischen klang die Stimme des Abteilungsleiters für Physik. Er sprach von einer Lichtblitzbombe mit langer Brenndauer.

Herzog blickte über seinen Piloten hinweg auf das Steuerpult. Es beruhigte ihn, festzustellen, dass die Waffentürme auf Feuerbefehl warteten.

»In welcher Entfernung von uns hat sich die Lichtquelle befunden?« Die Angaben vermisste Herzog immer noch.

Von der Distanzortung kam Stöhnen. »Sir«, erklärte der Mann an dem Gerät, »ich kann Ihnen nur unterschiedliche Werte mitteilen. Das Lichtding rast ja hinter uns her!«

»Was?«, fragte Herzog kurz.

»Ja, Sir! Beim Aufblitzen, Abstand 1,7 Millionen Kilometer. Beim Verlöschen 200.007 Kilometer. Wir flogen mit Halblicht. Innerhalb der ersten sechs Sekunden war die Lichtquelle bis auf rund 300.000 Kilometer an unser Schiff heran. Als wir stoppten, ging es mit seiner Fahrt fast auf Null herunter und trieb von da an nur noch langsam auf uns zu, bis das Grelllicht vor wenigen Sekunden erlosch.«

Herzog blickte zum Mikrophon, das ihn mit der physikalischen Abteilung verband. »Haben Sie mitgehört?«

»Mitgehört, Sir. Leider ist durch den Alarm meine Abteilung nicht mehr besetzt gewesen. Von unserer Seite kann dazu nichts gesagt werden.«

Herzog nickte. Zum Piloten sagte er: »Verdunklung aufheben.«

Über den Panoramaschirm kam das Licht der Milliarden Sonnen in die Zentrale herein.

Der Oberstleutnant ging die Geräte ab. Alle hatten ihre Messungen ausgewertet, nur nicht die Energie- und Materieorter. Sie zeigten Nullwerte.