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Ihr Gegner ist übermächtig - nur der Sturz in die Sonne kann die Rettung bringen... Das Jahr 2326 irdischer Zeitrechnung ist angebrochen, und in dem von terranischen Astronauten durchforschten Teil der Milchstraße haben sich in den letzten zwei Jahrhunderten wesentliche Veränderungen vollzogen. Seit dem 1. Januar 2115, dem Datum von Atlans Verzicht auf die Position als Imperator von Arkon, gibt es kein Solares Imperium mehr und auch kein Arkonidenreich, sondern das Vereinte Imperium, dem Perry Rhodan als Großadministrator vorsteht, während der Arkonide Atlan als Chef der United Stars Organisation (USO) fungiert, deren Spezialisten die "galaktische Feuerwehr" bilden. Immer dann, wenn Probleme oder Gefahren auftauchen, die nicht rein planetarischer Natur sind, sondern auch galaxisweite Auswirkungen haben können, tritt die von Lordadmiral Atlan geschaffene und geleitete USO auf den Plan. Bei der Jagd nach den Zellaktivatoren, die das Geistwesen des Kunstplaneten Wanderer vor seiner überstürzten Flucht in den Weiten der Milchstraße ausstreute, erwies sich die USO bereits als wichtiges Instrument für die Aufrechterhaltung des kosmischen Friedens. Dann aber, beim Einsatz auf Eysal, dem Planeten der Salonen, passiert einem der besten USO-Agenten ein folgenschweres Mißgeschick: Lemy Danger, der zwerghafte Siganese, gibt einen Schuß ab, durch den ein sogenannter "gravitationsenergetischer Stoßfrontgenerator" (kurz: Gravestog-Gerät) zur Tätigkeit angeregt wird. Was die Stoßwellenfront auf 5-dimensionaler Ebene in einigen Teilen der Milchstraße bewirkt, erlebt zuerst die Mannschaft eines terranischen Explorerschiffes. Doch dann erfolgt Katastrophenmeldung auf Katastrophenmeldung: Der violette Tod ist im Anmarsch - er ist DIE GEISSEL DER GALAXIS!
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 158
Die Geißel der Galaxis
Ihr Gegner ist übermächtig – nur der Sturz in die Sonne kann die Rettung bringen ...
von CLARK DARLTON
Das Jahr 2326 irdischer Zeitrechnung ist angebrochen, und in dem von terranischen Astronauten durchforschten Teil der Milchstraße haben sich in den letzten zwei Jahrhunderten wesentliche Veränderungen vollzogen.
Seit dem 1. Januar 2115, dem Datum von Atlans Verzicht auf die Position als Imperator von Arkon, gibt es kein Solares Imperium mehr und auch kein Arkonidenreich, sondern das Vereinte Imperium, dem Perry Rhodan als Großadministrator vorsteht, während der Arkonide Atlan als Chef der United Stars Organisation (USO) fungiert, deren Spezialisten die »galaktische Feuerwehr« bilden.
Immer dann, wenn Probleme oder Gefahren auftauchen, die nicht rein planetarischer Natur sind, sondern auch galaxisweite Auswirkungen haben können, tritt die von Lordadmiral Atlan geschaffene und geleitete USO auf den Plan.
Bei der Jagd nach den Zellaktivatoren, die das Geistwesen des Kunstplaneten Wanderer vor seiner überstürzten Flucht in den Weiten der Milchstraße ausstreute, erwies sich die USO bereits als wichtiges Instrument für die Aufrechterhaltung des kosmischen Friedens.
Dann aber, beim Einsatz auf Eysal, dem Planeten der Salonen, passiert einem der besten USO-Agenten ein folgenschweres Missgeschick: Lemy Danger, der zwerghafte Siganese, gibt einen Schuss ab, durch den ein so genannter »gravitationsenergetischer Stoßfrontgenerator« (kurz: Gravestog-Gerät) zur Tätigkeit angeregt wird.
Was die Stoßwellenfront auf 5-dimensionaler Ebene in einigen Teilen der Milchstraße bewirkt, erlebt zuerst die Mannschaft eines terranischen Explorerschiffes.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Großadministrator des Vereinigten Imperiums.
Professor Nordmann – Seine Vorliebe für Hornschrecken kostet Hunderten das Leben.
Gucky – Der Mausbiber träumt von Ferien am Goshunsee.
Oberstleutnant Schonepal – Ein Kommandant ohne Schiff.
Leutnant Borowski – Schreckwurmbeobachter.
Sergeant Darelle, Sergeant Hoax und Captain McNamara – Überlebende der EXPLORER-3218.
Oberst Hellwege
1.
Fast genau fünftausend Lichtjahre von der Erde entfernt umläuft ein kleiner, unbedeutender Planet eine gelbe Sonne. Er ist der einzige Planet dieser Sonne und liegt rein zufällig in der Lebenszone. Trotzdem hat er nur pflanzliches Leben hervorgebracht, das allerdings in vielfältiger Form und in allen nur denkbaren Variationen.
Der Planet umläuft auch heute noch seine Sonne, alles andere aber gehört längst der Vergangenheit an. Die Geißel der Galaxis hat ihn heimgesucht. Heute ist der Planet tot.
Damals war er es nicht. Damals, Mitte August des Jahres zweitausenddreihundertsechsundzwanzig.
*
Sie hatten den Planeten »Amazon« genannt, weil er im Äquatorgebiet mit einem grünen Vegetationsgürtel bedeckt war. Er hatte nur einen Kontinent und zwei Meere. Eins im Norden, eins im Süden. Die Polkappen froren nur zeitweise zu.
Die gelbe Sonne vom Sol-Typ hieß in den Sternkatalogen GM-35. Einen anderen Namen hatte sie nicht.
Die Mannschaft des Beobachtungsstützpunktes bestand aus einem Leutnant und drei Sergeanten der Raumflotte. Sie hatten die Aufgabe, den Planeten geologisch und biologisch zu erforschen. Eine langweilige Tätigkeit, die auch durch die Benutzung der schnellen Gleiter nicht erstrebenswerter wurde.
Trotzdem war Leutnant Gomez über sein Kommando nicht unglücklich. Der Außenposten war relativ ungefährlich und auf jeden Fall ruhig. Seine zusätzliche Ausbildung in der Forschungsabteilung ermöglichte es ihm, alle auf Amazon erreichbaren Daten auszuwerten und richtig zu speichern. Seine drei Sergeanten waren ebenfalls Wissenschaftler.
Die einzige Verbindung zum Imperium war ein kleinerer Hypersender, mit dem sich die nächste Station der Explorerflotte erreichen ließ. Station Amazon lag in der Nähe des Äquators auf einem Berg, hoch über den wogenden Gipfeln des unermesslichen Urwaldes und in der Nähe eines kleinen, klaren Baches, dessen Felsenbecken oft zum Baden einluden.
Vor zehn Tagen hatte ein Erdbeben den Berg und die Station erschüttert. Es war nur von kurzer Dauer gewesen und hatte keine Beschädigungen hervorgerufen. Eine kurze Probe hatte bestätigt, dass der Hypersender einwandfrei arbeitete. Der Gleiter hatte auf dem Plateau gestanden. Ein Felsbrocken war vom nahen Gipfel herabgerollt und hatte ihn gestreift, ohne Schaden anzurichten. Die Unterkunftshütte war heil geblieben.
Das war nun zehn Tage her. Die Aufregung hatte sich gelegt.
»Wenigstens eine Abwechslung«, sagte Sergeant Hiller, der Biologe. Er hatte heute Küchendienst und musste für die Verpflegung sorgen. Sergeant Gilmore, der sich in seiner Nähe mit Tagebucheintragungen beschäftigte, ließ sich nicht stören. Er schrieb weiter. Unten am Bach lag Sergeant Bendix auf einem flachen Stein und ließ sich bräunen. Leutnant Gomez war mit dem Gleiter unterwegs.
Hiller seufzte und öffnete mehrere Pakete mit Konzentraten. Er musste reden, wenn er nicht platzen wollte.
»Wenn es hier wenigstens Bären oder Schweine gäbe, damit ich ein saftiges Steak servieren könnte. Aber nichts gibt es hier. Nicht einmal eine Wühlmaus oder eine Mücke. Möchte wissen, warum wir hier sitzen.«
Gilmore hörte auf zu schreiben.
»Sei froh, dass es so etwas hier nicht gibt. Glaubst du, dann säßen wir so friedlich herum und erholten uns? Der Urwald in der Ebene ist ein Park zum Spazierengehen, weil es keine Tiere gibt. Uns drohen keine Gefahren. Wir leben wie im Paradies. Außerdem kochst du auch ohne Frischfleisch gut.«
Er schrieb weiter.
Eine halbe Stunde später landete Gomez mit dem Gleiter.
Er kam steifbeinig zu den drei Männern, setzte sich auf eine umgestürzte Kiste und hatte ganz enge Augen. Seine Hand zitterte, als er sich eine Zigarette anzündete.
»Wir sind jetzt zwei Monate auf Amazon«, sagte er gedehnt. »Hat einer von Ihnen schon einmal mit den Ortergeräten eine Strahlung registriert? Nein, keine gewöhnliche Strahlung, sondern mehr Impulse, die aus tausend verschiedenen Richtungen zu kommen scheinen und doch identisch sind.« Als die drei Sergeanten verwundert den Kopf schüttelten, fuhr er fort: »Aber ich habe sie entdeckt. Wenn ich ehrlich sein soll, dann schon vor mehr als zwei Wochen. Ich wollte zuerst sichergehen, ehe ich es Ihnen mitteilte. Ich fürchte, ich habe einen Fehler gemacht.«
Bendix war längst vom Bach auf das Plateau zurückgekehrt. Er warf Gomez einen merkwürdigen Blick zu.
»Einen Fehler, Leutnant? Wie meinen Sie das?«
»Die Strahlung ist weg. Seit acht Tagen ist sie weg.«
»Na und?« Bendix, Physiker und Chemiker zugleich, sah ihn an. »Es kann sich um Erdstrahlung gehandelt haben. Ist sie seit dem Erdbeben etwa weg?«
»Ja, genau. Glauben Sie, es hat etwas damit zu tun?«
»Vielleicht. Ich würde mir an Ihrer Stelle keine Sorgen machen.«
Gomez' Gesicht hellte sich nicht auf. Er wandte sich an Sergeant Hiller, den Biologen.
»Es steht einwandfrei fest, dass auf Amazon keine Lebewesen existieren. Stimmen Sie darin mit mir überein? Gut. Dann erklären Sie mir bitte, wie es möglich ist, dass ein Urwaldgebiet von der Größe Australiens kahlgefressen ist. Ich habe es auf meinem heutigen Flug entdeckt.«
»Kahlgefressen?« Hiller war aufgesprungen. Seine Augen funkelten leidenschaftlich. »Sagten Sie kahlgefressen? Dann muss es mindestens eine Art Insekten geben, die noch niemand entdeckte.« Er schüttelte den Kopf. »Wie ist das möglich?«
»Die Tiere – wenn es welche sind – müssen bisher verborgen irgendwo gehaust haben. Vielleicht sind sie jetzt erst ausgeschlüpft. Was wissen wir schon von Amazon? Wir sind die dritte Besatzung hier. Amazon wurde vor acht Monaten entdeckt. Solange kann es gedauert haben, bis die Insekten ausschlüpften – wenn es Insekten sind.«
Hiller deutete auf den Gleiter.
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich an Ort und Stelle davon überzeuge, worum es sich handelt? Vielleicht kann ich eins der Tiere einfangen und im Labor untersuchen.«
»Eigentlich ...«
»Es gehört zu unserer Aufgabe, und ich bin der Biologe. Es wird erst in drei Stunden Nacht. Geben Sie mir die Position des Waldstücks, damit ich es schnell finde. Kahlgefressen! Pah, noch vorgestern habe ich Amazon zweimal umrundet, aber nichts deutete darauf hin, dass außer uns noch jemand auf dem Planeten existiert. Außer uns und den Pflanzen, heißt das.«
»Es ist erstaunlich«, gab Gomez zu und nickte. »Fliegen Sie los, aber kehren Sie bald zurück. Es wird schnell dunkel. Die Position finden Sie im Logbuch.«
Sergeant Hiller sammelte schnell einige Instrumente ein und rannte zum Gleiter. Bendix, der ihn begleiten wollte, blieb zurück. Ihm war eingefallen, dass heute der übliche Routinespruch zur Base fällig war.
Der Gleiter stieg in die Höhe, glitt über die herumliegenden Felsbrocken und folgte dann dem abfallenden Hang zur Ebene. Bald wurden die ersten Bäume sichtbar. Sie fanden in dem kargen Boden kaum Nahrung. In der Ebene war das anders. Hier war der Boden feucht und fruchtbar. Die Pflanzen wucherten ungehemmt und kannten nur einen Gegner: sich selbst und ihre Artgenossen.
Die Sonne stand schon tief im Westen, aber Hiller flog ebenfalls nach Westen, und er holte die Sonne ein. Langsam stieg sie wieder höher.
»Zweimal am selben Tag die Bullenhitze«, knurrte Hiller und schaltete die Kühlung ein. »Kahlgefressen – pah! Bin gespannt, was Gomez da gesehen hat.«
Die im Logbuch verzeichnete Stelle lag etwa siebentausend Kilometer von der Station entfernt.
Der Kontinent umspannte die Welt wie ein breiter, unregelmäßiger Gürtel. Die beiden Meere waren voneinander getrennt. Er war an der engsten Stelle etwa zweihundert Kilometer breit. Einige größere Inseln im Norden und im Süden waren ohne jede Vegetation.
Hiller stand in dreißig Kilometern Höhe, als er die ersten Anzeichen des von Gomez beschriebenen Phänomens entdeckte. Das überall vorherrschende Grün der Dschungellandschaft war verschwunden. Aber nicht der nackte Fels trat zutage, sondern eine merkwürdig schimmernde Schicht einer undefinierbaren Materie. Auf den vergrößernden Bildschirmen war sie nur undeutlich zu erkennen.
Hiller ging tiefer, bis er in wenigen hundert Metern über der verwandelten Landschaft schwebte. Da war kein Urwald mehr. Da war überhaupt nichts mehr. Auch keine Felsen. Dort, wo welche gestanden hatten, waren kegelförmige Erhöhungen, von der schimmernden Schicht überzogen.
Wenn das wirklich Insekten gewesen waren, so konnten sie doch keine Felsen gefressen haben!
Hiller begann zu ahnen, dass das Problem nicht so einfach zu lösen war. Das Land unter ihm wirkte wie erstarrt. Nichts bewegte sich. Die Hitze flimmerte über der krustigen Schicht, die sehr hart aussah.
Vorsichtig kreiste Hiller eine halbe Stunde lang über dem trostlosen Gebiet, aber er fand kein Lebewesen. Er flog nach Osten zurück, bis er den Rand des verwüsteten Landstrichs fand. Am Horizont grünte der gewohnte Dschungel, aber zwischen ihm und der Kruste war etwas anderes.
Ein violetter Teppich, der sich bewegte.
Das mussten sie sein, die geheimnisvollen »Insekten«, von denen bisher niemand etwas gewusst hatte. Gefräßige Pflanzenfresser, die in einer Woche einen ganzen Kontinent kahlfressen konnten. Leutnant Gomez hatte also doch nicht geträumt.
Hiller ging noch tiefer, bis er die unbekannten Tiere ganz groß auf den Schirmen hatte. Sie sahen nicht sehr gefährlich aus.
Es waren raupenähnliche Tiere, fast drei Zentimeter dick und zehn bis zwölf Zentimeter lang. An der Vorderseite waren eine Unmenge winziger Füße zu bemerken, mit deren Hilfe sie vorankrochen. Aber nicht alle krochen. Die besonders eiligen krümmten sich zusammen und schnellten plötzlich bis zu fünf Metern durch die Luft. Hinter dem runden Kopf saßen vier Beißzangen, die eifrig alle Materie – sogar Steine – zerkleinerten und in die breite Mundöffnung schoben.
»Wie Heuschrecken«, sagte Hiller zu sich, ohne dabei zu ahnen, dass er fast den richtigen Namen erraten hatte. Den Namen nämlich, den ihnen in diesem Augenblick die Galaxis gegeben hatte – Hornschrecken.
Geißel der Galaxis.
Aber das wusste Hiller noch nicht. Fast niemand wusste es.
Auf der Kruste krochen noch vereinzelte Exemplare umher, die sich Zeit ließen. Ihnen widmete Hiller seine ganze Aufmerksamkeit, denn die neuentdeckten Lebewesen interessierten ihn. Er hatte die Absicht, eins einzufangen und mitzunehmen. Das konnte nicht schwer sein. Er verfügte über die notwendigen Hilfsmittel. Im Lager konnte er das Tier dann in aller Ruhe untersuchen.
Schon wollte er den Gleiter aufsetzen, als er plötzlich stutzte.
Er sah etwas, das völlig unmöglich war.
Eins der Tiere lag reglos da und begann sich in der Mitte seines Leibes sichtbar einzuschnüren. Dann fiel der hintere Teil ab. Eine neue Hornschrecke war entstanden. Aus einer waren innerhalb weniger Sekunden zwei geworden.
Hiller glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
Zellteilung!
Die Tiere konnten sich verdoppeln. Kein Wunder, dass ihrer in wenigen Tagen so viele geworden waren, dass sie einen halben Kontinent kahlfressen konnten. Und wenn sich dieser Vorgang ständig wiederholte, war der Zeitpunkt auszurechnen, an dem sie den Berg mit der Station erreichten.
Er landete dicht neben den beiden kleinen, jungen Tieren.
Er nahm den metallenen Fangkasten und sprang aus der Luke.
Der schimmernde Krustenboden fühlte sich hart wie Stahl an. Es war dem Biologen unerklärlich, wie in so kurzer Zeit aus den Pflanzen und dem Humus eine so widerstandsfähige Masse entstehen konnte. Behutsam näherte er sich den beiden Tieren, die immer noch bewegungslos dasaßen und ihm entgegensahen. Aber sie hatten keine Augen. Sie schienen zu lauschen.
Und dann sprang die eine.
Sie landete auf Hillers Kombination und haftete fest. Das kleine Maul öffnete sich langsam. Hiller, der die Gefahr nicht ahnen konnte, sah eine Reihe feiner, spitzer Zähne. In der Mitte saß ein besonders großer, gebogener Zahn, der hohl zu sein schien. Vorn in der Mitte war eine Öffnung, wie eine Düse.
Aus dieser Düse sprühte Hiller ein feiner, weißlicher Nebel entgegen und hüllte ihn ein.
Der Biologe wollte zurückspringen. Unwillkürlich versuchte er, das Tier auf seiner Brust mit den Händen abzustreifen. Er spürte die Haut und er glaubte, ein Stück Stahl angefasst zu haben. Dann setzte der irrsinnige Schmerz ein, der ihm sofort das Bewusstsein raubte.
Er war tot, ehe sein Körper den Boden berührte.
Die zweite Hornschrecke kam herbei.
Aus allen Richtungen kamen sie.
Sergeant Hiller war nach wenigen Minuten nicht mehr zu erkennen. Selbst der Gleiter verwandelte sich in Schleim und erhärtete dann kurz darauf zu der schimmernden Kruste.
Ein Mensch war einer einzigen Hornschrecke erlegen.
Millionen von ihnen drangen weiter nach Osten vor.
Im Osten lag der Stützpunkt.
*
Sergeant Bendix hatte den Funkspruch abgesetzt und die Bestätigung empfangen. Für zwei Tage lag der Sender still. Zu wertvoll war die Energie, denn der Stützpunkt hatte keinen leistungsfähigen Generator zur Verfügung. Im Notfall hingegen konnte jederzeit Verbindung mit der stets empfangsbereiten Hyperstation der Explorerflotte aufgenommen werden.
Diese Möglichkeit schien auf Amazon eine Absurdität darzustellen.
Bis heute wenigstens.
Als die Sonne längst untergegangen war und Sergeant Hiller nicht zurückkehrte, begann Gomez sich Gedanken zu machen. Das winzige Normalfunkgerät an seinem Arm hatte keinen Summton von sich gegeben. Hiller hatte also nicht versucht, Verbindung mit ihm zu erhalten. Wäre er in Schwierigkeiten geraten, hätte er das sicherlich getan. Wo blieb er also?
Sie hatten nur den einen Gleiter, also blieb ihnen nichts anderes übrig, als abzuwarten. Der Morgen graute nach einer langen Nacht, aber Hiller tauchte nicht mehr auf.
Gegen Mittag gab Gomez den Befehl, Verbindung mit dem Hyperfunkstützpunkt aufzunehmen. Er ließ Bendix einen Kurzbericht funken und bat um Entsendung eines neuen Gleiters.
Das wäre an sich kein Problem gewesen. Die Zentrale würde einem in der Nähe kreuzenden Explorerschiff den Auftrag erteilen, GM-35 anzufliegen und einen Gleiter auf dem einzigen Planeten abzusetzen. Die Sache konnte in wenigen Stunden erledigt sein. Leider erhielt Bendix auf seinen Spruch keine Bestätigung, sondern fing dafür eine sich stets wiederholende Alarmmeldung auf.
An alle! Alarm und Vorsicht für alle Welten! Gegenstand: ein zwölf Zentimeter langer Wurm, ohne Bezeichnung. Nur mit konzentriertem Strahlschuss zu töten. Achtung, Zellteiler! Sofort zu vernichten. Bei Überzahl die betreffende Welt sofort evakuieren. Weitere Einzelheiten folgen. Die Zentrale erbittet Meldung jeder Station, wenn Gefahr auftaucht. Achtung! Der Wurm erzeugt alles zerstörende Säure. Kein Schutzmittel bekannt.
gez. Oberkommando.
Leutnant Gomez begann zu fluchen. Zwar ahnte er die Gefahr noch nicht, in der er und seine Leute schwebten, aber er begann sich Sorgen um Hiller zu machen. Der Biologe hätte ihm sagen können, was es mit diesem Wurm auf sich hatte, der die Galaxis erschreckte.
Das hätte Hiller allerdings tun können, wenn er noch lebte.
Gegen Abend bekam Bendix Sprechverkehr mit der Base. Er wiederholte die Bitte, einen Gleiter zu senden. Die Bitte wurde abgeschlagen, weil kein Schiff in der Nähe war. Man versprach aber, die Männer innerhalb der nächsten drei Tage abzuholen.
Ohne Gleiter waren sie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Sie hielten sich nur in der Nähe ihrer Hütte auf. Bendix hockte meist vor dem Empfänger und lauschte auf die Alarmmeldungen, die aus allen Teilen der Galaxis kamen. Er bezog sie nicht auf sich und Amazon. Erst als detaillierte Meldungen über das Auftreten der Hornschrecke verbreitet wurden, kamen ihm Bedenken. Er schaltete den Empfänger ab und ging nach draußen.
Gomez und Gilmore lagen neben dem Bach und starrten in den Himmel empor. Zwei Tage waren seit dem Verschwinden Hillers vergangen. Heute Abend musste das versprochene Schiff mit dem Gleiter landen.
»Leutnant, diese kahlgefressene Stelle – wie sah sie aus?«
Gomez betrachtete Bendix mit zusammengekniffenen Augen.
»Wie soll sie ausgesehen haben? Ich war zu hoch, um das feststellen zu können. Die Bäume waren eben kahlgefressen – na und? Wir haben doch schon darüber gesprochen. Amazon ist erst seit acht Monaten bekannt. Solange kann die Ausschlupfzeit gedauert haben. Die Insekten haben eben unter der Oberfläche gelebt, darum bemerkten wir sie nicht. Jetzt fressen sie sich satt. Es ist ja wohl genug Wald da, oder?«
»Haben Sie vielleicht zufällig bemerkt, dass die kahlgefressene Fläche wie eine Kruste schimmerte, Leutnant?«
»Was sagen Sie? Schimmern? Ja, das tat sie wirklich. So als ob es an dem Tag geregnet hätte und die Sonne schien darauf. Aber es hatte seit Tagen nicht geregnet.«
Bendix setzte sich. Er starrte Leutnant Gomez an.
»Dann kann kein Zweifel daran bestehen. Das sind keine Insekten, sondern Hornschrecken.«