Perry Rhodan 222: Die Doppelgänger von Andromeda - K.H. Scheer - E-Book

Perry Rhodan 222: Die Doppelgänger von Andromeda E-Book

K.H. Scheer

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Beschreibung

Der Tod war ihnen sicher - niemals zuvor waren Menschen so weit ins universum vorgestoßen... Die meisten Menschen des Jahres 2401 wissen nichts von der Gefahr, die von den Methanatmern ausgeht. Sie können nichts davon wissen, denn die galaxisweite Auseinandersetzung mit den Methans oder Maahks spielte sich vor rund zehn Jahrtausenden ab - und die Arkoniden waren es, die diesen Kampf ausfechten mußten. Die Terraner von Perry Rhodans Solarem Imperium haben das wissenschaftlich-technische Erbe der Arkoniden längst übernommen - nun aber müssen sie auch die Bürde dieses Erbes tragen: die weitere Auseinandersetzung mit den Methans, die von Andromeda aus, unter dem Befehl der mysteriösen Meister der Insel stehend, in das Zentrum der Milchstraße vorstoßen und die Existenz des Solaren Imperiums und der galaktischen Zivilisation bedrohen. Nach der Abwehr des Anschlags der Maahk-Festung gegen die Transmitterstraße hat Allan D. Mercant, der solare Abwehrchef, zum Gegenschlag ausgeholt, indem er fünf Männer, die dem Tode geweiht sind, in das Herrschaftsgebiet der Maahks schickt. Mercants Agenten suchen den Tod, um nicht zu Verrätern an der Menschheit zu werden - doch ihre Ebenbilder erwachen zu gespenstischem Leben. Es sind DIE DOPPELGÄNGER VON ANDROMEDA!

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Nr. 222

Die Doppelgänger von Andromeda

Der Tod war ihnen sicher – niemals zuvor waren Menschen so weit ins Universum vorgestoßen ...

von K. H. SCHEER

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Impressum

Die meisten Menschen des Jahres 2401 wissen nichts von der Gefahr, die von den Methanatmern ausgeht. Sie können nichts davon wissen, denn die galaxisweite Auseinandersetzung mit den Methans oder Maahks spielte sich vor rund zehn Jahrtausenden ab – und die Arkoniden waren es, die diesen Kampf ausfechten mussten.

Die Terraner von Perry Rhodans Solarem Imperium haben das wissenschaftlich-technische Erbe der Arkoniden längst übernommen – nun aber müssen sie auch die Bürde dieses Erbes tragen: die weitere Auseinandersetzung mit den Methans, die von Andromeda aus, unter dem Befehl der mysteriösen Meister der Insel stehend, in das Zentrum der Milchstraße vorstoßen und die Existenz des Solaren Imperiums und der galaktischen Zivilisation bedrohen.

Nach der Abwehr des Anschlags der Maahk-Festung gegen die Transmitterstraße hat Allan D. Mercant, der solare Abwehrchef, zum Gegenschlag ausgeholt, indem er fünf Männer, die dem Tode geweiht sind, in das Herrschaftsgebiet der Maahks schickt.

Mercants Agenten suchen den Tod, um nicht zu Verrätern an der Menschheit zu werden – doch ihre Ebenbilder erwachen zu gespenstischem Leben. Es sind DIE DOPPELGÄNGER VON ANDROMEDA!

Die Hauptpersonen des Romans

Major Halgor Sörlund – Anführer der Todgeweihten.

Captain Cole Harper – Der Biophysiker legt eine Bombe.

Leutnant Son-Hao – Der Kosmochemiker will eine Henkersmahlzeit zubereiten.

Sergeant Hegete Hegha – Hegha II kennt nicht den Kernpunkt seines Tagebuchs.

Sergeant Imar Arcus – Er möchte seinem Doppelgänger an die Kehle gehen.

Grek 1

Prolog

Vor den Schiffswänden lauert der Tod. Nur wenige Zentimeter Stahl trennen uns von den giftigen Gasschwaden eines atmosphärischen Überdruckplaneten, auf dem nichts, aber auch gar nichts existiert, das sich mit der Erde vergleichen ließe.

Ich habe unter einem Vorwand die Zentrale verlassen und die Kabine von Sergeant Hegete Hegha aufgesucht. Es interessiert mich, was er während der Vorbereitungen zu unserem kosmischen Geheimeinsatz und der langen Reise zum Andro-Alpha-Nebel niedergeschrieben hat.

Mein Name ist Halgor Sörlund; Major Halgor Sörlund, vierundvierzig Jahre alt und ehemals Erster Kosmonautischer Offizier an Bord des Explorer-Forschungsschiffes 8080.

Das ist aber lange her. Zur Zeit bin ich Kommandant einer Fünf-Mann-Expedition, die den Auftrag erhalten hat, den unwahrscheinlichsten Intelligenzwesen der Galaxis auf die Schliche zu kommen.

Nein – der Begriff »Galaxis« ist in diesem Zusammenhang falsch. Ich muss »Universum« sagen, denn wir befinden uns nicht mehr in unserer Galaxis.

Hegete Heghas Bericht ist erschöpfend. Er hat nichts verschwiegen und nichts hinzugefügt. Wir sind und bleiben Todgeweihte. Allerdings nicht wegen des Einsatzes, der uns wahrscheinlich Kopf und Kragen kosten wird; nein, nicht deshalb!

Unsere Körper wurden schon vor Monaten von einer Krankheit befallen, die wir »Zentrumspest« nennen. Es handelt sich um eine noch nicht heilbare Strahlungskrankheit auf fünfdimensionaler Basis, die die unangenehme Eigenart besitzt, die Atomstruktur eines menschlichen Körpers ohne vorherige Anzeichen so umzuwandeln, dass die Moleküle eine kristalline Form annehmen. Menschen, die an der Zentrumspest leiden, erstarren plötzlich zu Stein. Wir sind die letzten Überlebenden der EXPLORER 8080. Selbst wenn wir diesen verrückten Einsatz nicht gewagt hätten, wäre uns nur noch die Hoffnung auf ein schnelles und schmerzloses Ende geblieben. Niemand kann uns sagen, was man im Augenblick der Erstarrung fühlt. Wahrscheinlich gar nichts mehr.

Ich habe mich aber nicht deshalb in Hegete Heghas Kabine geschlichen, um über die Vorgeschichte unserer Krankheit zu berichten. Es ist überhaupt überflüssig, diese Erklärungen unter den Tagebuchbericht des Sergeanten zu schreiben. Trotzdem kann ich es nicht unterlassen, obwohl ich glaube, dass diese Zeilen niemals in den Besitz von Menschen gelangen werden. In der Zentrale diskutieren meine vier Gefährten. Die fünf Maahks, die wir zur Täuschung des Gegners aus der terranischen Gefangenschaft befreiten, um dadurch einen Aufhänger für unseren Einsatz zu gewinnen, haben vor einer halben Stunde ihre zwecklosen Funkanrufe aufgegeben.

Auf dem einzigen Planeten des so genannten Alpha-Zentra-Transmitters, der aus drei blauen Riesensonnen besteht, rührt sich nichts. Wir sind erst vor wenigen Stunden angekommen, nachdem wir von dem Horrortransmitter in Nullzeit zu einer Zwerggalaxis transportiert wurden, die dem eigentlichen Andromedanebel etwa hundertfünfzigtausend Lichtjahre vorgelagert ist.

Unsere Milchstraße ist eine Million und dreihunderttausend Lichtjahre von uns entfernt. Ich frage mich, wie wir jemals zurückkehren sollen, um Allan D. Mercant und Perry Rhodan Bericht zu erstatten.

Bis zu dieser Stunde ist auch noch nichts geschehen, was eine Meldung wert gewesen wäre.

Wir Todgeweihten haben uns freiwillig für ein Risikounternehmen mit geringster Überlebenschance gemeldet. Niemand weiß genau, wann uns der Erstarrungsprozess überfallen und unsere Körper in Steinblöcke verwandeln wird. Wir werden nacheinander stürzen und wahrscheinlich beim Aufschlag zerbrechen. Wir haben es oft bei unseren verstorbenen Kollegen beobachtet.

Wie hat nun dieser Einsatz begonnen? Ist es überhaupt sinnvoll, die Ereignisse nochmals in kurzer Form zu schildern? Ich glaube nicht daran, aber etwas in mir zwingt mich, es dennoch zu tun. Vielleicht handelt es sich um eine Art von Selbsterhaltungstrieb. Vielleicht will ich nicht wahnsinnig werden, ohne wenigstens vorher gesehen zu haben, wohin und zu wem uns das Schicksal verschlagen hat. Ich bin auch zu müde, um in dieser Situation noch hochgeistige psychologische oder philosophische Betrachtungen anzustellen. Hier geht es nicht mehr um das überleben, sondern um den Erfolg. Das ist für Männer in unserer Lage ein kleiner Unterschied.

Es begann mit den Beobachtungen terranischer Wissenschaftler, die im neunhunderttausend Lichtjahre von der Galaxis entfernten Twin-Transmitter stationiert waren.

Sie stellten fest, dass zwei künstlich aufgebaute Sonnensysteme ununterbrochen sendeten und empfingen. Vorher war es dem Chef, ich meine Perry Rhodan, gelungen, die Festung der Maahks zu vernichten. Es wurden acht Gefangene gemacht. Fünf von ihnen haben wir an Bord.

Es handelt sich um Intelligenzen, die der Arkonide Atlan mit dem allgemeinen Begriff Methans bezeichnet. Die Methans sind in Wirklichkeit keine direkten Methanverbraucher, obwohl man das aus der Bezeichnung herauszulesen glaubt. Wir haben festgestellt, dass diese nichtmenschlichen Intelligenzen Wasserstoffatmer sind. Sie nehmen Methan lediglich als Spurenelement auf und atmen Ammoniak aus. Den Oxydanten zu ihrer Wasserstoffatmung beziehen sie aus ihren Speisen. Das bei der chemischen Abspaltung anfallende NH- oder NH2-Molekül liefert bei der Verbrennung mit dem inhalierten Wasserstoff Ammoniak.

Die Körperchemie der Methans ist für uns kein Geheimnis mehr. Dagegen haben wir keine Ahnung, wie sie in einen Zwergnebel gekommen sind, der dem riesigen Andromedanebel vorgelagert ist. Desgleichen wissen wir nicht, warum der im Zentrum dieser Sternballung stehende Sonnentransmitter ständig auf den Horror-Empfänger einjustiert ist. Diese Tatsache ist von unseren Wissenschaftlern entdeckt worden. Damit begann auch unser Einsatz.

Wir haben den Auftrag erhalten, zu ergründen, was die ständigen Transporte vom Andro-Alpha-Nebel zum Horror-System zu bedeuten haben; ob ein Großangriff auf die Galaxis geplant ist, wer ihn ausführen soll und wie man ihn gestalten wird!

Meine vier Gefährten und ich wurden zum Twin-Transmitter gebracht, der unter terranischer Kontrolle steht. Dort haben wir die fünf gefangenen Maahks »befreit« und uns als Deserteure ausgegeben.

Die Solare Abwehr hat alles getan, um uns eine Rückkehr zu ermöglichen und eine Entdeckung durch die Maahks zu verhindern.

Wir wurden von den besten Gehirnspezialisten der Menschheit operiert. Ich weiß nicht, welche Nervenfasern man durchtrennte, aber seit dem Eingriff sind wir gegen telepathische Verhöre auf natürlicher oder technischer Basis unempfindlich. Wir reagieren auch nicht mehr auf Verhördrogen aller Art.

Das Wissen um unsere Krankheit und über den bevorstehenden Tod wurde durch Medikamente und Psychoschulungen so weit in unser Unterbewusstsein zurückgedrängt, dass wir nicht mehr ständig daran denken müssen. Nur dann, wenn besondere Ereignisse auf uns einstürmen, kommt die Gewissheit, ein Träger der Zentrumspest zu sein, voll zur Oberfläche unseres Geistes durch.

Bisher ist alles gelungen. Die komplizierten Vorbereitungen der Abwehr haben bereits Früchte getragen. Die fünf Maahks, die zur beherrschenden Volksgruppe der so genannten Methans gehören, haben uns geglaubt. Dabei haben wir nicht einmal vorgegeben, tatsächlich Verräter an der Menschheit zu sein! Solche Angaben wären von der artfremden Logik der Nichtmenschlichen nicht akzeptiert worden. Es wäre verkehrt gewesen, einen Verrat aus persönlichen Motiven vorzuheucheln. In dieser Hinsicht haben wir von Lordadmiral Atlan viel lernen können. Er kennt die Methans seit zehntausend Jahren. Sie waren es, die in vorgeschichtlicher Zeit – nach irdischen Maßstäben wohlgemerkt – beinahe das Arkonidenimperium vernichtet hätten.

Nein – wir haben nicht aus eigennützigen Motiven gehandelt! Wir haben vielmehr zu erklären, die besten und treuesten Terraner der Geschichte zu sein. Wir setzen angeblich unser Leben aufs Spiel, nur um zu verhindern, dass Menschen und Methans übereinander herfallen und einen Krieg auslösen, wie er vor zehntausend Jahren zwischen den alten Arkoniden und den Maahks stattfand.

Dieses Motiv, so behauptet Atlan, würde jeder Maahk anerkennen. Wir sind also nach wie vor erstklassige Spezialisten der Erde und durch und durch mit unserer Mutterwelt verwurzelt. Wir lieben unser Volk, schätzen unsere Regierung und denken nicht daran, unseren Treueid zu brechen.

Wir haben nur deshalb Fahnenflucht begangen und fünf gefährliche Feinde befreit, weil wir uns gesagt haben, es müsste doch jemand genügend Energie aufbringen, um mit den Methans Kontakt aufzunehmen, noch ehe die Kanonen sprechen.

Wir sind anschließend mit der Sechzigmeter-Kaulquappe ALTAI gestartet und wurden von dem Twin-Transmitter zum dreihunderttausend Lichtjahre entfernten Horrortransmitter befördert. Dort haben wir zahllose Riesenraumschiffe der Methans beobachtet, aber niemand hat sich um uns gekümmert. Anschließend wurden wir von einem Transportstrahl erfasst, erneut in den Horrortransmitter gezogen und von ihm ins Zentrum eines vorgelagerten Nebels gebracht, der unseren Wissenschaftlern wahrscheinlich jetzt noch Rätsel über Rätsel aufgibt.

Für uns ist das System nicht mehr rätselhaft. Es durchmisst etwa sechseinhalbtausend Lichtjahre und ist demnach schon eine kleine Galaxis für sich. Von der Milchstraße aus war Andro-Alpha nur als verwaschener Lichtfleck vor der strahlenden Kulisse des großen Andromedanebels zu sehen.

Niemals zuvor haben Menschen den Lebensbereich ihrer eigenen Galaxis unter solchen Umständen verlassen; niemals zuvor sind Terraner so weit in die Unendlichkeit des Universums vorgedrungen.

Ich fühle, dass wir hier Fremdkörper sind. Wahrscheinlich wird unser Schicksal darin bestehen, früher oder später in einem Verhörraum zu sterben. Ob wir etwas erfahren können, was für die Menschheit wichtig ist, kann jetzt noch niemand sagen. Außerdem mache ich mir keine Illusionen. Es dürfte wohl gleichgültig sein, ob wir entscheidende Dinge hören oder nicht. Niemand von uns wird Gelegenheit erhalten, nochmals in die Heimat zurückzukehren.

Heimat – wie seltsam das klingt, wenn man damit eine riesige Galaxis meint; unsere Galaxis, unsere Milchstraße!

Nun stehen wir mit der ALTAI auf einem großen Raumflughafen, auf dem außer einer relativ kleinen Energiestation nichts zu sehen ist. Woher kamen die vielen tausend Riesenraumschiffe, die über dem Planeten Horror auf Warteposition stehen? Von hier? Wurden sie von diesem Dreifachtransmitter abgestrahlt, um über Horror zu materialisieren und ihre Angriffsformationen einzunehmen?

Sind sie noch dort, oder rasen sie bereits durch die flammenden Sonnen Horrors hindurch, um über Kahalo oder dem Twin-System zu erscheinen?

Genau das sollen wir erkunden und berichten. Hegete Hegha schreibt in diesem Tagebuch – sozusagen als geheimer Nebengedanke! – wir wären vom Chef der Solaren Abwehr gewissermaßen als Versuchskaninchen ausgeschickt worden, da der Staat im Interesse der Gesamtheit auf die Leiden einer winzigen Minderheit keine Rücksichten nehmen könne.

Ich bin der gleichen Auffassung, auch wenn ich es niemals so grob ausdrücken würde. Hegete ist und bleibt ein Zyniker; das heißt – er ist seit dem Einsatz zu einem Zyniker geworden. Vorher war er nur ein Spötter.

Auf alle Fälle hat die Menschheit mit uns nicht viel verloren. Wir wollen unser Bestes tun, denn wir sind nun einmal Menschen. Wir glauben an die Größe unseres Volkes, und wir glauben auch an die Fügung des Schicksals, die uns an der Strahlungspest erkranken ließ. Habe ich schon gesagt, dass die Explorerbesatzungen sie auch als Medusa-Pest bezeichnen? Wegen der Versteinerung.

Nun, das ist unwichtig. Außerdem hat es Hegete schon erwähnt. Ich werde sein Tagebuch, in das ich nun mit meiner kaum leserlichen Handschrift noch meine geistigen Ergüsse hineingeschrieben habe, irgendwo verstecken und darauf hoffen, dass es von den Methans nicht gefunden wird.

Es wäre vernünftiger, die Aufzeichnungen zu vernichten; aber das bringe ich nicht übers Herz. Vielleicht kommt die kleine ALTAI eines Tages in die Milchstraße zurück. Ich weiß zwar nicht, wie das geschehen sollte, aber ich will die Hoffnung nicht ganz begraben.

Wir sind jedenfalls an unserem Ziel angekommen. Nun fragt es sich nur noch, wem wir hier begegnen werden und was man mit uns anstellen wird.

Wenn die Methans, oder ihr führendes Volk, die Maahks, die Herrscher von Andromeda sind, lässt sich vielleicht ein Weg finden. Wir besitzen schließlich Verstand, und zu verlieren haben wir auch nichts mehr. Wir können also Dinge riskieren, die für einen gesunden Menschen schon infolge seines triebhaften Selbsterhaltungswillens undenkbar und auch undurchführbar wären.

Wissen Sie – ich habe etwas dagegen, in einigen Wochen Standardzeit plötzlich zu einer steinernen Statue zu werden und dann umzufallen wie ein aus dem Gleichgewicht geratenes Denkmal. Man nennt mich zwar einen Phlegmatiker, dessen Tätigkeit hauptsächlich darin bestehen soll, anderen Leuten alle möglichen Arbeiten aufzubürden, aber dieses unabwendbare Umfallen geht mir nun doch auf die Nerven.

Jawohl – ich werde Hegete Heghas Tagebuch verstecken, selbst auf die Gefahr hin, dass es von den Maahks gefunden und studiert wird. Sollte dies der Fall sein, so können wir gleich aufgeben, denn Hegete hat zu genau geschildert, weshalb wir wirklich gekommen sind.

Lassen Sie mich abschließend noch einen Witz machen: »Ich fühle mich so wohl wie ein betrunkener Balancekünstler auf der Spitze des alten Eiffelturmes.«

Wie – das halten Sie nicht für einen Witz? Nun ja, dazu wären drei Erklärungen notwendig:

Erstens sind Sie nicht Major Halgor Sörlund, dessen Humor ohnehin berüchtigt ist; zweitens werden Sie nicht morgen oder in sechs Wochen zu einem missglückten Standbild, und drittens sitzen Sie nicht in einem Kleinraumschiff vom Typ Kaulquappe, das irgendwelche Leute mit einem Traktorstrahl aus dem Rematerialisierungskern eines Sonnentransmitters herausgefischt und gewaltsam auf einem völlig leeren Raumhafen gelandet haben.

Die Sache mit dem Eiffelturm ist also gewissermaßen ein Beweis für meinen gut entwickelten Galgenhumor.

1. April 2401, 20.58 Uhr Standard

gez.: Halgor Sörlund, Major

Solares Imperium

*

Der Mann in der Uniform der Solaren Flotte erhob sich von dem schwenkbaren Schemel.

Hager, fast dem Zerrbild eines Menschen gleichend, stand er vor dem Klapptisch der Kabine und starrte aus tiefliegenden Blauaugen auf das Tagebuch, das ihm nicht gehörte.

Halgor Sörlund räusperte sich, fuhr sich mit der Hand über die strähnigen Blondhaare und sah sich um.

Die Kabine war winzig. Größere Räume standen einem Sergeanten auch nicht zu; besonders nicht an Bord eines terranischen Kleinraumschiffes, das an und für sich zur Klasse der Beiboote zählte.

Halgor blickte in den Spiegel, der über dem Tisch hing. Er sah ein schmales, durchfurchtes Gesicht mit eingefallenen Wangen.

»He, du!«, sagte Sörlund zu sich. Ein müdes Grinsen erschien auf seinen Lippen. »Du siehst fast so aus wie ich. Ist das eine Beleidigung?«

Das Spiegelbild antwortete nicht. Sörlund grinste erneut, nahm das Tagebuch und steckte es in den Entlüftungsschlitz hinter dem Spiegel. Es rutschte nach unten und blieb auf dem Siebfilter liegen.

»Na, also«, murmelte Halgor. »Lass dich nicht zu sehr durchblasen.«

In den Lautsprechern der Bordverständigung knackte es. Eine gereizt klingende Stimme ließ Sörlund aufhorchen.

»Darf man sich bei dem verehrten Kommandanten erkundigen, wann besagter Herr in die Zentrale zurückzukehren gedenkt?«

Sörlund schloss die Augen und atmete tief durch. Das war Hegete Hegha gewesen.

»Zerbrich dir nicht die Zunge«, nörgelte Halgor. »Ich komme eben.«

»Wo steckst du eigentlich?«

»Rate einmal, Sergeant. Darüber spricht man nicht.«

»Ach so«, murrte der Sprecher. »Das dauert aber lange. Ende.«

1.

Major Halgor Sörlund betrat die Zentrale durch das Hauptschott. Er schloss es, blieb stehen und sah sich gelangweilt um.

Weiter links leuchteten die großen Sichtscheiben der Hochdruckkabine, in der die fünf Maahks untergebracht waren.

Sie hatten stundenlang versucht, mit ihrem von der Abwehr hergestellten Spezialgerät Funkkontakt mit ihren Artgenossen aufzunehmen. Niemand hatte geantwortet.

Jetzt saßen die fünf Nichtirdischen auf ihren Andrucklagern und regten sich nicht.

»Wie meditierende Superkröten«, meldete sich Hegete Hegha. »Gibt es bei dir etwas Neues, Kommandant?«

Captain Cole Harper, ein großer, schlanker Sportstyp mit dunklen Stachelhaaren, unterdrückte ein Schmunzeln. Cole Harper war der ruhende Pol unter den Männern der Mannschaft. Sein Fachgebiet war Biophysik; Hegete war Robotiker.

Sörlund winkte mit einer apathischen Geste ab.

»Kaum. Was machen unsere Freunde?«

Sergeant Hegete Hegha erhob sich. Sörlund schaute unwillkürlich auf Hegetes Unterschenkelprothese. Richtig – er zog das linke Bein leicht nach, obwohl er es infolge der hervorragenden Konstruktion nicht nötig hatte.