Perry Rhodan 229: Feind aus fremder Galaxis - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 229: Feind aus fremder Galaxis E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Sein Geist stürzt in die Vergangenheit - er lenkt die Entwicklung des Urplaneten Als im Jahre 2401 die Duplos in der Galaxis auftauchten, sah sich Lordadmiral Atlan, der Chef der United Stars Organisation, veranlaßt, seine Geheimmutanten Tronar und Rakal Woolver in den Einsatz zu schicken, um Perry Rhodan zu helfen, die Invasoren von Andromeda zurückzuschlagen. Die "Parasprinter" - so werden die Woolver-Zwillinge genannt, weil sie sich in jedem Energiefluß fortbewegen können - leisteten ganze Arbeit. Die Zwillinge vom Planeten Imart, von deren Existenz nicht einmal Gucky, der beste Mutant aus Perry Rhodans Spezialkorps etwas ahnte, lösten das Rätsel der Duplos und spionierten in der Invasionszentrale der Maahks. Rakal Woolver, dessen Bruder den Maahks zum Opfer gefallen zu sein schien, kehrte noch einmal zu Greks Kommandoschiff zurück. Der Wellensprinter übte Rache und verhinderte die Invasion der Milchstraße. Während Greks Invasionszentrale nun schwerbeschädigt um eine Riesensonne kreist, ergreifen Perry Rhodans Spezialisten und Mutanten wieder die Initiative. Gucky springt in die Höhle des Löwen - und begegnet dem FEIND AUS FREMDER GALAXIS...

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Seitenzahl: 142

Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 229

Feind aus fremder Galaxis

Sein Geist stürzt in die Vergangenheit – er lenkt die Entwicklung des Urplaneten ...

von CLARK DARLTON

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Impressum

Als im Jahre 2401 die Duplos in der Galaxis auftauchten, sah sich Lordadmiral Atlan, der Chef der United Stars Organisation, veranlasst, seine Geheimmutanten Tronar und Rakal Woolver in den Einsatz zu schicken, um Perry Rhodan zu helfen, die Invasoren von Andromeda zurückzuschlagen.

Die »Parasprinter« – so werden die Woolver-Zwillinge genannt, weil sie sich in jedem Energiefluss fortbewegen können – leisteten ganze Arbeit. Die Zwillinge vom Planeten Imart, von deren Existenz nicht einmal Gucky, der beste Mutant aus Perry Rhodans Spezialkorps etwas ahnte, lösten das Rätsel der Duplos und spionierten in der Invasionszentrale der Maahks.

Rakal Woolver, dessen Bruder den Maahks zum Opfer gefallen zu sein schien, kehrte noch einmal zu Greks Kommandoschiff zurück. Der Wellensprinter übte Rache und verhinderte die Invasion der Milchstraße.

Während Greks Invasionszentrale nun schwerbeschädigt um eine Riesensonne kreist, ergreifen Perry Rhodans Spezialisten und Mutanten wieder die Initiative.

Gucky springt in die Höhle des Löwen – und begegnet dem FEIND AUS FREMDER GALAXIS ...

Die Hauptpersonen des Romans

Grek 1 – Der Befehlshaber der Invasoren hat Schiffbruch erlitten.

Rakal Woolver – Ein Mutant von Imart.

Tronar Woolver – Als er »stirbt«, beginnt seine phantastische Reise durch Zeit und Raum.

Oberst Cart Rudo – Kommandant der CREST II.

Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.

Ras Tschubai und Tako Kakuta – Teleporter des Mutantenkorps.

Solbar – Patriarch einer Springersippe.

Grum und Gruma – Wesen eines Urplaneten.

Gucky

1.

Die riesige rote Sonne besaß keine Planeten. Einsam flammend stand sie vierzig Lichtjahre von Kahalo entfernt im All und verschwendete ihre unvorstellbaren Energien.

Verschwendete?

Wenn es auch kein Planet war, der die namenlose Riesensonne umkreiste, so doch zumindest ein Himmelskörper. Allerdings ein künstlicher Himmelskörper ungeheuren Ausmaßes. Er hatte die Form eines Zylinders, war etwa zweieinhalb Kilometer lang und von schwarzer Farbe. Das rote Licht der Sonne wurde von ihm fast hundertprozentig absorbiert.

Der Zylinder war ein Raumschiff, das nicht aus der Milchstraße stammte. Über gigantische Materietransmitter hatte es mehr als eine Million Lichtjahre zurückgelegt, um die Invasion der Milchstraße durch die Rasse der Methanatmer einzuleiten. Das Experiment war fehlgeschlagen. Der geniale Plan der Maahks war misslungen.

Von der stolzen Invasionsflotte war nur dieses eine Schiff übriggeblieben. Mit beschädigtem Antrieb und halb ausgebrannt umkreiste es die unbekannte Sonne. Früher oder später würde es die noch stabile Bahn verlassen, immer mehr in den Bann der zerrenden Gravitationsfelder geraten und schließlich in den glühenden Stern stürzen.

Genau betrachtet war also das Raumschiff ein hilfloses Wrack.

Grek 1, der Kommandant der Maahks, wusste das. Aber er gab nicht auf. Trotz der Nähe der abwartenden Schiffe der Terraner ordnete er an, dass der Antrieb und die Schutzschirme repariert wurden. Ein Maahk gab nicht auf, solange noch der winzige Funke der Hoffnung glühte. Gefangenschaft gab es nicht, nur den Tod. Die Flucht aber war dem Tod vorzuziehen.

Grek 1 hockte vor den Kontrollen der Notzentrale. Seine mächtige Gestalt – mehr als zwei Meter hoch und bei den Schultern anderthalb breit – wirkte wenig menschenähnlich. Sein blassgrauer Körper war überall mit kleinen Schuppen bedeckt, soweit die Uniform ihn freiließ. Im Gegensatz zu den stämmigen Beinen, die von einem Knochengerüst gehalten wurden, waren die Arme nichts als Sehnen und Muskeln und konnten wie Gummi in jede beliebige Richtung bewegt werden. Sechs Finger an jeder Hand standen dieser Beweglichkeit keineswegs nach.

Das Nichtmenschliche der Maahks trat am deutlichsten beim Kopf in Erscheinung. Er war in seiner Gesamtheit ein direkter Bestandteil des Körpers und mit diesem auch starr verbunden. Er glich einem langgezogenen, halbmondförmigen Wulst, der von Schulter zu Schulter reichte. Etwa wie ein Gebirgsgrat. Auf diesem Grat waren vier Augen, mit denen der Maahk gleichzeitig nach allen Seiten sehen konnte. Ein beweglicher Kopf war daher unnötig. Der Mund wiederum wirkte menschlich und erfüllte auch entsprechende Aufgaben. Die Sprache der Maahks wurde von Menschen verstanden, wenn Übersetzergeräte zur Verfügung standen. Lediglich der Arkonide Atlan und einige geschulte Agenten beherrschten das Kraahmak bis zur Vollendung.

Grek 1 bewegte sich nur wenig. Seine Offiziere standen in unmittelbarer Nähe und warteten auf seine Befehle. Die Anordnung zur sofortigen Selbstvernichtung wäre von ihnen mit dem gleichen Stoizismus entgegengenommen worden wie der Befehl zum Angriff auf die Terraner.

»Ich habe nachgedacht«, sagte Grek 1 und richtete zwei seiner vier Augen auf die Offiziere. »Es ist nicht alles mehr logisch, was wir tun. Die Meister der Insel befahlen, dass wir die Milchstraße von Akonen und Arkoniden zurückerobern. Die Milchstraße aber gehört weder den Akonen noch den Arkoniden. Sie gehört den Terranern. Und die Terraner waren es nicht, die uns vor zehntausend Jahren vertrieben.«

»Befehl ist Befehl«, warf einer der Offiziere ein.

»Auch Befehle unterliegen dem Gesetz der Wandlung«, wies Grek 1 ihn zurecht. »Sie verlieren ihre Gültigkeit und auch ihre Glaubwürdigkeit, wenn die Situation sich verändert. Wenn Terraner gegen uns kämpfen, so folgen sie nur ihrem Selbsterhaltungstrieb. Wir würden nicht anders handeln. Aber sie kämpfen nicht deshalb gegen uns, weil sie uns unserer Geschichte wegen hassen. Die Arkoniden hingegen wissen, dass ihr alter Feind zurückkehrte. Ihr Kampf ist voller Leidenschaft und Hass. Und voller Angst.«

»Es waren die Terraner, die die geplante Invasion vereitelten.«

»Ja, es waren die Terraner. Sie sind bewundernswerte Kämpfer und eine Rasse, die ich näher kennenlernen möchte. Vielleicht werde ich einmal Gelegenheit dazu haben. Aber vorerst ist es unsere Pflicht, der Gefangenschaft zu entgehen und Arkoniden wie Akonen noch mehr Schaden zuzufügen. Vielleicht hilft uns dabei die Tatsache, dass Akonen und Terraner keine Freunde sind.«

»Ein Arkonide ist Perry Rhodans bester Freund.«

Vielleicht hätte Grek 1 genickt, wenn er es gekonnt hätte. So blinzelte er nur träge mit den beiden Augen, die auf die Offiziere gerichtet waren.

»Sehr richtig. Jener Arkonide, wie wir erfuhren, der auch vor zehntausend Jahren schon lebte und unsere Niederlage mit verursachte. Er ist unsterblich. Auch ihn möchte ich sehen. Ich möchte sein Geheimnis kennenlernen. Ich muss wissen, wie er die Zeit und den Tod besiegte.«

Die Offiziere bewegten sich unsicher hin und her. Grek 1 bemerkte es mit Genugtuung. Natürlich, sie verstanden ihn nicht. Wie sollten sie auch? Hatten sie vielleicht nachgedacht? Er jedenfalls hatte es getan.

»Wir werden die Terraner bekämpfen, wann immer sie sich uns in den Weg stellen«, fuhr er fort und widmete sich wieder den Kontrollen. »Aber wir werden ohne Hass gegen sie kämpfen. Auch sie kämpfen ohne Hass. Der Beweis? Sie hätten uns längst vernichten können, wenn sie das wollten. Aber sie stehen mit ihren achtzig Schlachtschiffen keine fünf Millionen Kilometer von uns entfernt und warten. Sie helfen uns nicht, aber sie greifen auch nicht an. Sie warten nur. Das wäre unlogisch, wenn sie uns hassten.«

»Die Meister der Insel ...«, begann einer der Offiziere, aber er wurde sofort von Grek 1 unterbrochen: »Die Meister der Insel sind jetzt sehr weit von uns entfernt, und sie wissen nicht, was hier geschehen ist. Wir werden ihren Befehl ausführen, soweit wir dazu in der Lage sind. Mehr nicht. Es hängt alles davon ab, ob unsere Techniker den Antrieb reparieren und die Schutzschirme wieder installieren können. Ohne Schutzschirme sind wir verloren. Es soll niemand glauben, die Terraner hätten das nicht bereits erkannt.«

»Und warum greifen sie uns nicht an? Es wäre die beste Gelegenheit, uns unschädlich zu machen.«

»Vielleicht erfahren wir bald ihre Beweggründe«, sagte Grek 1 und schaltete einen Bildschirm ein. »Seht nur – die Flotte Rhodans. Achtzig Kugelraumer modernster Bauart. Schwer bewaffnet und uns im Augenblick unsagbar überlegen. Ein einziger Angriff gegen uns, und wir wären verloren. Was aber tun die Terraner? Sie kreisen mit uns um die rote Sonne. Sie beobachten uns. Sie warten ab. Sie unternehmen nichts.«

»Wertvolle Zeit vergeht«, murmelte einer der Offiziere besorgt.

Grek 1 drehte sich um und sah ihn mit allen vier Augen an.

»Zeit? Weißt du, was Zeit ist? Sie fließt wie ein gewaltiger Strom dahin, und wir stehen am Ufer. Was aber, wenn der Strom sich zu einem See staut und nicht mehr fließt? Ist die Zeit dann nicht etwas, das auf einmal ist? Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – alles in einer einzigen Sekunde?«

Es war ein reiner Zufall, dass Grek 1 den Begriff »Zeit« erwähnte. Er hatte keine Ahnung davon, dass sich gerade in diesem Augenblick der von ihm erwähnte Strom zu einem See gestaut hatte, der Jahrmillionen in sich aufnahm. Jahrmillionen, die wiederum nur Sekunden dauerten – Sekunden allerdings, die von Ewigkeit durchtränkt waren.

»Über die Zeit lässt sich gut philosophieren, Grek 1, aber das gibt uns keine Antwort auf unsere Frage, wie wir unserem Gegner entkommen. Wir sollten dann über die Zeit reden, wenn sie günstig dafür ist.«

Eine Kontrolllampe glühte auf. Grek 1 drückte auf einen Knopf.

»Was ist?«, fragte er.

Der Cheftechniker erwiderte: »Der Fehler wurde gefunden. Wir werden die Schutzschirme in Kürze wieder einschalten können. Auch der Antrieb ist einsatzbereit. Es handelte sich nur um eine geringfügige Beschädigung der Zuleitungen.«

Grek 1 schaltete ab. Er drehte sich zu seinen Offizieren um.

»Vielleicht hatte ich doch recht«, meinte er und deutete auf die Bildschirme, die das Universum zeigten. »Vielleicht ist die Zeit doch etwas, über das wir nachdenken sollten – auch dann, wenn man sie nicht hat. Oder gerade dann!«

*

Fünf Millionen Kilometer weiter sonnenauswärts führte die CREST II den Verband der terranischen Schlachtschiffe an. Perry Rhodan hatte gerade einige Stunden geschlafen und kehrte erfrischt in die Kommandozentrale zurück. Oberst Cart Rudo, der Epsaler, begrüßte ihn.

»Keine Veränderungen, Sir. Das Schiff der Maahks scheint tatsächlich manövrierunfähig zu sein. Ein Schutzschirm ist auch nicht zu beobachten. Wie lange sollen wir noch warten?«

Rhodan lächelte ihm zu, ehe er sich vor die Kontrollen setzte, wo er die Bildschirme besser im Auge behalten konnte.

»Warten? Vielleicht haben Sie recht, und ich warte wirklich auf etwas. Aber sicherlich nicht darauf, dass die Maahks sich in die rote Sonne stürzen und Selbstmord begehen. Ich habe auch nicht die Absicht, sie dazu zu treiben. Ich möchte diesen Grek 1 lebendig.«

»Das wird Ihnen nie gelingen, Sir. Es ist dem Zwilling nicht gelungen ...«

»Rakal Woolver? Oder meinen Sie Tronar?«

»Tronar Woolver ist tot, Sir.«

»Bleibt also Rakal. Ein Teil der Seele seines toten Bruders ist in ihn gefahren – so behauptet er jetzt. Ich glaube es, denn die beiden waren schon immer eine Einheit. Warum sollten sie es nicht mehr sein, wenn der eine Teil nicht mehr existiert?«

Im Hintergrund der Zentrale bewegte sich etwas. Es war nicht größer als einen Meter und trug die Uniform der Raumflotte – allerdings eine Spezialanfertigung. Es rutschte von der Couch und kam quer durch den Raum zu den Kontrollen gewatschelt.

»O Herr«, piepste Mausbiber Gucky todernst, »du sprichst weise.« Er sprang in den leeren Sessel neben Rhodan. »Wie kann jemand eine Einheit mit einem anderen bilden, der nicht mehr existiert? Ob es da wohl eine vernünftige Erklärung gibt?«

Rhodan vergaß für einen Augenblick die Bildschirme, auf denen das schwarze Schiff der Maahks so deutlich zu sehen war, als stünde es nur wenige Kilometer von der CREST II entfernt im Raum.

»Verlangst du allgemein eine vernünftige Erklärung für das Vorhandensein eines Mannes wie Rakal, oder bist du mit Andeutungen zufrieden?«

»Ich kenne Rakal, Perry. Ich kenne seine Fähigkeiten, die mich oft genug vor Neid erblassen lassen – ich gebe es wenigstens zu. Aber ich verstehe nicht, wieso der tote Zwillingsbruder noch eine Rolle spielen soll. Oder war das nur so dahergesagt?«

»Keineswegs, Gucky. Rakal behauptet, einen Teil des von den Maahks Getöteten in sich aufgenommen zu haben. Ich kann es dir nicht erklären. Ich kann es nicht einmal mir selbst erklären. Ich wiederhole nur, was Rakal behauptet hat.«

Gucky setzte sich bequemer hin. Einige Offiziere im Hintergrund des großen, runden Raumes grinsten. Sie wurden sofort wieder ernst, als sie einen warnenden Blick des Mausbibers auffingen. Fast hätten sie vergessen, dass er Telepath war und ihre Gedanken las.

»Wir können ihn gleich selbst fragen, Perry. Er ist auf dem Weg hierher. Jetzt biegt er um die Korridorecke neben dem Interkom. Er geht auf die Tür zu. Sie muss sich jeden Augenblick öffnen – da, was habe ich gesagt?«

Rakal Woolver kam in die Zentrale, sah sich um und steuerte dann auf Perry Rhodan zu.

Er sah etwa so aus, wie man sich früher einmal die Marsbewohner vorgestellt hatte. Knapp zwei Meter groß, war der Unterbau schlank und sehnig, die Brust dagegen weit hervorgewölbt und von unglaublicher Kapazität. Darüber saß auf dem Hals der völlig normale Kopf.

Rakal Woolver stammte von dem Planeten Imart, nahezu zwanzigtausend Lichtjahre von Terra entfernt. Er war ein Mutant, ein so genannter parapsychischer Nullpoler, ein Wellensprinter. Er konnte jede nur denkbare Energieeinheit dazu benutzen, sich von einem Ort zum anderen zu bewegen. Dabei spielte es keine Rolle, ob diese Energieeinheit ein Sonnenstrahl, eine Funkwelle oder das Hitzebündel einer Strahlwaffe war. Eine Entfernungsbegrenzung gab es nicht. Wenn ein Hyperfunkspruch über fünfzigtausend Lichtjahre hinweg gesendet wurde, konnte Rakal ihn für seine Zwecke ausnutzen. Er materialisierte am anderen Ende zusammen mit dem Funkspruch, und zwar beim Empfänger. Ohne einen Energieträger allerdings blieb Rakal diese eigentümliche Art der Fortbewegung versagt. Er war kein Teleporter, der sich nur Kraft seines eigenen Willens von einem Ort zum anderen bewegen konnte.

Als sein Bruder noch lebte, bildete er mit ihm eine geschlossene Einheit. Beide fühlten dasselbe, und jeder spürte den Schmerz des anderen. Aber nun war Tronar tot. Die Maahks hatten eine atomgetreue Kopie von ihm hergestellt, die in die Hände der Terraner gefallen war. Sie lag im Lazarett von Kahalo in Tiefnarkose.

Rakal lächelte Gucky zu.

»Ich wette«, sagte er zu Rhodan, »dass unser kleiner Freund sich wieder einmal den Kopf über mich zerbricht. Ich glaube sogar, er hält mich für schizophren.«

»Wir wissen, dass es etwas anderes ist«, beruhigte ihn Rhodan und lächelte zurück, während Gucky die Unterlippe herabhängen ließ, um seine geistige Überlegenheit zu bekunden. »Aber es lässt sich mit herkömmlichen Mitteln nicht definieren. Sie sind doch dem Doppelkopfmutanten Iwan Goratschin begegnet, Rakal? Ein Körper und zwei Köpfe, zwei Gehirne. Also auch ein Doppelwesen, das vereint denkt und handelt. Und doch lässt sich Iwan nicht mit Ihnen vergleichen.«

»Allerdings nicht«, gab Rakal zu. »Tronar und ich lebten getrennt voneinander, wenigstens körperlich. Nur unsere Seele, unsere Gefühle gehörten zusammen. Als er starb, wäre auch ich bald gestorben, wenn mich der Gedanke an Rache nicht am Leben gehalten hätte. Es war Tronars Seele, die zu mir kam und mich zur Vernunft brachte. Und doch bin ich beunruhigt.«

»Warum?«

»Nur ein Teil von Tronars Seele kam zu mir. Ich weiß nicht, wo der Rest geblieben ist. Und leider ist es mir nicht möglich, mit dem körperlosen Bewusstsein meines toten Bruders Verbindung aufzunehmen.«

»Vielleicht bin ich beschränkt«, sagte Gucky dazwischen und machte sein unschuldigstes Gesicht, »aber ich verstehe kein Wort. So ein ganz kleines bisschen erinnert mich die ganze Geschichte an diesen Ernst Ellert, der vor Jahrhunderten starb und dessen Seele auch auf Wanderung ging. Wir begegneten ihr einmal, dann verschwand sie und ließ sich nicht mehr blicken.«

»Rakal und Tronar und Ellert lassen sich auch nicht vergleichen«, erklärte Rhodan ernst. »Außerdem bin ich davon überzeugt, dass wir Ellert noch einmal begegnen werden. Er versprach es. Vielleicht im Andromedanebel.«

»Ich kenne Ellerts Geschichte.« Rakal nickte nachdenklich. »Ich habe vor dem Grabmal in Terrania gestanden und die Inschrift gelesen. Er muss ein merkwürdiger Mann gewesen sein, von dem heute nichts mehr existiert. Nur noch die Erinnerung. Immerhin war es doch wohl so, dass seine Seele eine Einheit blieb. Die Seele Tronars aber hat sich gespalten. Ein Teil kam zu mir. Wo aber blieb der andere Teil?«

Gucky zuckte die Schultern, ließ seinen Nagezahn verschwinden und kehrte zu seiner Couch zurück. Mit einem Satz sprang er in die äußerste Ecke und schloss die Augen. Damit ließ er deutlich durchblicken, dass ihn das Gespräch nicht mehr interessierte. Vielleicht wollte er aber auch nur andeuten, dass er den Inhalt nicht verstand.

Im gleichen Augenblick ging mit dem Schiff der Maahks eine Veränderung vor. Rhodan sah es und hielt für einen Moment die Luft an.

Auch Rakal und Oberst Rudo starrten auf die Bildschirme.

Bisher war die riesige Walze schwarz und fast unsichtbar gewesen. Jetzt legte sich plötzlich ein grün schimmernder Schleier um das Schiff, an mehreren Stellen noch dünn und durchlässig, aber von Sekunde zu Sekunde intensiver leuchtend und lückenloser.

Der Energieschutzschirm der Maahks!

Nun wurde das Schiff so gut wie unangreifbar. Selbst Teleporter konnten nicht mehr hinüberspringen. Unter normalen Umständen wurde auch die Transformkanone der Terraner wirkungslos, denn nichts konnte den grünen, fünfdimensionalen Schutzschirm durchdringen.

Rakal stand noch immer neben Rhodan. Er sah auf das Schauspiel, das sich seinen Augen bot und schien das Gespräch vergessen zu haben.

Und dann, urplötzlich, krümmte er sich zusammen, als empfinde er einen fürchterlichen Schmerz. Er sackte in sich zusammen, hielt sich aber noch auf den Beinen. Gucky kam herbeiteleportiert und stützte ihn.

»Was ist, Rakal?«, fragte Rhodan verblüfft.

Aber er bekam keine Antwort.

Rakal stieß einen schrecklichen Schrei aus und stürzte besinnungslos zu Boden.

Unverändert umkreiste das in grüne Schleier gehüllte Schiff der Maahks die rote Sonne.