Perry Rhodan 232: Die Zeitfalle - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 232: Die Zeitfalle E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Die Wellensprinter überwinden Zeit und Raum - und Gucky wird zur Sagengestalt... Seit dem Zeitpunkt, da Grek 1, der Chef der fehlgeschlagenen Maahk-Invasion, eine riesige Akonen-Flotte in die Falle von Twin gelockt und damit eine uralte Rechnung beglichen hatte, sind sechs Monate vergangen. Auf der Erde schreibt man Ende Dezember des Jahres 2401. Die Lage innerhalb der besiedelten Milchstraße ist ruhig, die raumfahrenden Völker scheinen durch die Ereignisse von Twin einen Schock erlitten zu haben - besonders natürlich die Akonen und die Arkoniden, die einstmals so mächtig waren und die inzwischen nicht mehr sind als Satelliten der Akonen. Auch die Blues von der Eastside der Galaxis, die immer noch mit ihren internen Streitigkeiten beschäftigt sind, bilden keine Gefahr für das Solare Imperium. Und so kann es Perry Rhodan wagen, mit seinem Flaggschiff die Galaxis zu verlassen und in das "System der Verlorenen" vorzustoßen, das nach Greks Angaben von den Meistern der Insel längst nicht mehr bewacht wird. Bei ihrem Auftauchen wurde die CREST jedoch überraschend angegriffen, und nur der glückliche Ausgang des Spähtruppunternehmens "Ural" ließ Perry Rhodan und seine Leute dem sicheren Untergang entgehen. Jetzt warten die Männer der CREST auf Bully, der Verstärkung bringen soll... Bully kommt mit einer Flotte - und Gucky tappt in DIE ZEITFALLE!

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Seitenzahl: 146

Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 232

Die Zeitfalle

Die Wellensprinter überwinden Zeit und Raum – und Gucky wird zur Sagengestalt ...

von CLARK DARLTON

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Impressum

Seit dem Zeitpunkt, da Grek 1, der Chef der fehlgeschlagenen Maahk-Invasion, eine riesige Akonenflotte in die Falle von Twin gelockt und damit eine uralte Rechnung beglichen hatte, sind sechs Monate vergangen.

Auf der Erde schreibt man Ende Dezember des Jahres 2401. Die Lage innerhalb der besiedelten Milchstraße ist ruhig, die raumfahrenden Völker scheinen durch die Ereignisse von Twin einen Schock erlitten zu haben – besonders natürlich die Akonen und die Arkoniden, die einstmals so mächtig waren und die inzwischen nicht mehr sind als Satelliten der Akonen.

Auch die Blues von der Eastside der Galaxis, die immer noch mit ihren internen Streitigkeiten beschäftigt sind, bilden keine Gefahr für das Solare Imperium.

Und so kann es Perry Rhodan wagen, mit seinem Flaggschiff die Galaxis zu verlassen und in das »System der Verlorenen« vorzustoßen, das nach Greks Angaben von den Meistern der Insel längst nicht mehr bewacht wird.

Bei ihrem Auftauchen wurde die CREST jedoch überraschend angegriffen, und nur der glückliche Ausgang des Spähtruppunternehmens »Ural« ließ Perry Rhodan und seine Leute dem sicheren Untergang entgehen.

Jetzt warten die Männer der CREST auf Bully, der Verstärkung bringen soll ...

Bully kommt mit einer Flotte – und Gucky tappt in DIE ZEITFALLE!

Die Hauptpersonen des Romans

Allan D. Mercant – Geheimdienstchef des Solaren Imperiums.

Reginald Bull – Der Staatsmarschall nimmt eine Armada mit auf die Reise.

Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.

Tronar und Rakal Woolver – Der eine der Parasprinter überwindet die Zeit, der andere überwindet den großen Abgrund des Weltraums.

Grek 1 – Ein Gefangener seiner Umwelt.

Beukla – Kommandant der Maahk-Mutanten.

Gucky – Der Mausbiber entpuppt sich als legendärer »Überall-zugleich-Töter«.

Hope Schwag

1.

Der Mann mit dem schütteren Haarkranz starrte mit düsterer Miene auf den automatischen Kalender an der Wand. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte traurig den Kopf.

»Das sind keine schönen Weihnachten«, sagte er überzeugt. Er saß in einem Sessel hinter einem wuchtigen Schreibtisch, der mit Nachrichtengeräten aller Art nur so übersät war. An den Wänden hingen Bildschirme. Ein riesiges Fenster gab den Blick auf einen Raumflughafen frei, der sich bis zum Horizont erstreckte. Er war voller Schiffe. »Oder sind Sie vielleicht anderer Meinung, Bull?«

Reginald Bull, der ruhelos im Zimmer auf- und abwanderte, blieb mit einem Ruck stehen. Er warf dem Sprecher einen bitterbösen Blick zu. »Ausnahmsweise bin ich mal Ihrer Meinung, Mercant. Aber Sie brauchen sich nicht darüber zu freuen. Gut, ich habe gegen Rhodans Anweisungen gehandelt, aber ich bin davon überzeugt, dass es in seinem Interesse geschieht. Noch lange kein Grund, Ihr pflichtgetreues Beamtenherz mit einem Infarkt zu belasten. Übrigens haben wir heute den ersten Weihnachtstag. Morgen, am zweiten, ist es soweit.«

»Mir ist nicht wohl in meiner Haut«, gab Allan D. Mercant, Geheimdienstchef der Erde und des Solaren Imperiums, widerstrebend zu. »Seit einer Woche fehlt von Rhodan und der CREST jede Nachricht. Was mag geschehen sein?«

»Wir werden es bald wissen«, versprach Bully. »Morgen starte ich mit der Einsatzflotte.«

Als Rhodan am 18. Dezember des Jahres 2401 mit der CREST in Richtung Andromedanebel vorstieß, hatte er seinem Stellvertreter Reginald Bull den Auftrag erteilt, ihm nach einer Frist von acht Tagen mit drei Schiffen zu folgen, falls er nichts von sich hören ließ. Bully, im Grunde seines Herzens ein vorsichtiger und sehr misstrauischer Mann, hatte gleich am ersten Tag damit begonnen, die Rettungsflotte zusammenzustellen. Nur dachte er nicht an drei, sondern an über dreihundert Schiffe.

Als er die auf Kahalo stationierten Besatzungen der Raumflotte aufforderte, sich freiwillig zu einem Risikoeinsatz zu melden, sah er zu seiner freudigen Überraschung, dass sich jeder meldete. Keiner wollte zurückstehen, wenn es galt, Perry Rhodan und seinen Freunden aus einer eventuellen Klemme zu helfen. In welches Abenteuer sie sich da einließen, ahnte keiner von ihnen. Auch Bully nicht.

»Dreihundertzwanzig Schiffe statt drei«, knurrte Mercant missbilligend. »Ich möchte nicht dabei sein, wenn Sie das dem Chef zu erklären haben.«

»Brauchen Sie auch nicht«, beruhigte ihn Bully. »Außerdem handelt es sich um dreihunderteinundzwanzig Schiffe, Mercant. Sie haben den Lazarettraumer vergessen.«

Außer den beiden Männern war noch eine dritte Person in dem Raum. Eine Frau. Eine sehr schöne und stolz aussehende Frau mit rötlichem Haar. Sie hatte bisher geschwiegen, aber nun sah sie auf, musterte Bully mit einem skeptischen Blick und fragte: »Sie sind nicht sehr optimistisch, Reginald, nicht wahr?«

Bully kam mit einigen Schritten zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. Sein Gesicht drückte Wohlwollen und Zuversicht aus.

»Meine teuerste Mory, ganz im Gegenteil. Mein Pessimismus ist zweckbedingt. Wer sich auf Böses vorbereitet, kann niemals unangenehm enttäuscht werden.«

Mory Rhodan-Abro, Rhodans Frau, lächelte unmerklich.

»Dann werden Sie ja wohl auch jetzt nichts mehr dagegen einzuwenden haben, wenn ich Sie morgen begleite. Schließlich ist es meine Pflicht als Gattin des Administrators ...«

»Wenn ich Ihnen sage, was ich von den Pflichten einer Frau halte, Mory, jagen Sie mich mit dem Kochlöffel aus der Küche.« Bully zog sich vorsichtshalber einen Meter zurück, als er das sagte. »Sie bleiben natürlich hier auf Kahalo, Teuerste. Hier sind Sie gut aufgehoben. Mercant kümmert sich um Sie, und ich weiß, dass er das gern tut.«

»Hm«, murmelte Mercant.

Mory starrte Bully wütend an.

»Scheusal!«, stellte sie fest.

»Nichts zu machen«, sagte Bully. »Ich habe meine Anweisungen. Sie können froh sein, dass ich Sie nach Kahalo brachte. Aber bis hierher und nicht weiter, wie man so hübsch sagt. Ich starte morgen. Falls bis dahin keine Nachricht eintrifft. Die Berechnungen von NATHAN müssen auch jeden Augenblick eintreffen. Sie sind wichtig. Ohne sie kann ich nicht starten.«

Mory erhob sich.

»Ihr letztes Wort, Bully?«

»Unwiderruflich – tut mir leid, Mory. Ich würde von Perry die größten Vorwürfe erhalten, nähme ich Sie mit.«

»Also gut, Sie dürftiger Befehlsempfänger.« Sie lächelte plötzlich und streckte ihm die Hände entgegen. Er nahm sie. »Viel Glück morgen, Reginald. Bringen Sie mir Rhodan und seine Leute wieder. Heil und gesund.«

Er brachte sie zur Tür. Als er zu Mercant zurückkehrte, sah er nicht mehr so fröhlich aus.

»Hoffentlich hat sie nicht bemerkt, wie uns wirklich zumute ist.«

»Kaum.« Mercant grinste schwach. »Sie sind ein guter Schauspieler. Auf der anderen Seite hat es nicht viel zu bedeuten, wenn keine Nachricht von Rhodan eintraf. Wir hatten das schon mehrmals. Es gab dann immer eine Erklärung.«

»Diesmal ist das etwas anderes. Sie haben die Zwillinge mitgenommen, die Wellensprinter. Wäre alles in Ordnung, könnte einer von ihnen jederzeit auf einem Hyperimpuls hierher gelangen, um uns zu unterrichten. Da niemand kam, stimmt etwas nicht. Das ist sonnenklar. Ich starte also morgen.«

Er ging zum Fenster und sah hinaus. Da stand seine Flotte. Einhundert schwere Schlachtraumer vom gleichen Typ wie die CREST, gigantische Kugeln mit einem Durchmesser von anderthalb Kilometern. Sie füllten das ganze Blickfeld bis zum Horizont aus. Sie bildeten das Rückgrat der Einsatzflotte und stellten eine Kampfmacht dar, wie man sie sich stärker und unwiderstehlicher nicht mehr vorstellen konnte.

Auch die zweihundert Leichten Kreuzer waren nicht zu verachten. Zwar betrug ihr Durchmesser nur einhundert Meter, aber sie waren mit Transformstrahlern bewaffnet und konnten in konzentrischem Angriff jeden nur denkbaren Gegner vernichten.

Zwanzig Fragmenter der Posbis, würfelförmige Riesenschiffe, begleiteten die Expedition. Sie waren mit Nachschubgütern und Ersatzteilen aller Art vollgeladen. Hinzu kam ein Lazarettschiff.

»Woran denken Sie?«, hörte Bully hinter sich Mercant fragen.

Er drehte sich um.

»Ich denke daran, welcher Irrsinn es ist, dass wir unbedingt nach Andromeda vorstoßen wollen. Haben wir nicht genug in der eigenen Galaxis zu tun? Ja, ich weiß, was Sie sagen wollen. Um der Drohung aus dem Andromedanebel zuvorzukommen, müssen wir angreifen. Stimmt schon, aber verrückt ist es trotzdem. Die Transmitterstationen haben schon bestanden, als wir noch auf den Bäumen herumkletterten. Da haben sie uns auch nicht gestört. Jetzt aber tun sie es. Es ist zum Verzweifeln!«

»Einem Affen ist es heute noch egal, ob jemand das elektrische Bügeleisen oder eine Atombombe erfindet. Ihn interessieren nur seine Bananen.«

Bully nickte.

»Ein sinniger Vergleich, Mercant. Dabei ist mir überhaupt nicht nach Scherzen zumute. Im Gegenteil, ich mache mir Sorgen. Ich möchte am liebsten schon heute starten ...«

»Auf keinen Fall! Die Frist wird eingehalten, und wenn ich Sie bis dahin paralysieren muss, Bull.«

»Schon gut, Mercant. War nur so eine Bemerkung. Wann trifft der Kurier von Terra ein?«

»Noch heute.«

»Hoffentlich.«

Sie schwiegen. Es gab nicht mehr viel zu sagen. Sie hatten schon genug geredet. Die Zeit arbeitete gegen sie. Niemand wusste, was in diesen Sekunden, die sie nutzlos vertaten, alles geschah.

Bully ging zur Tür.

»Ich kümmere mich um Mory. Geben Sie mir Bescheid, sobald der Kurier eintrifft?«

»In Ordnung.«

Bully war froh, als er draußen auf dem Gang stand. Es kostete ihn eine ganze Menge Beherrschung, so ruhig und gelassen zu erscheinen. In seinem Innern tobten Verzweiflung und Ungewissheit. Heute war der siebente Tag, und es war noch keine Meldung von Rhodan eingetroffen.

Dieser Maahk, Grek 1, musste ein Verräter sein, denn er war es gewesen, der Rhodan zu dem Unternehmen verleitet hatte. Er musste gewusst haben, dass im Raum zwischen Milchstraße und Andromeda der Tod auf die Terraner wartete. Eine Transmitterstation, von den Meistern der Insel vergessen – das war ja einfach lächerlich! Wie konnte Rhodan auf einen so plumpen Trick hereinfallen?

System der Verlorenen – wirklich eine sehr treffende Bezeichnung für die Station. Wahrscheinlich hatte sich Grek 1 unter den Verlorenen die Terraner vorgestellt, keine Maahks.

Bully ballte die Fäuste und ging weiter, um Mory Trost zuzusprechen.

Sie hatte ihn genauso nötig wie er.

*

Vier Stunden vor dem festgesetzten Start traf der Kurier ein.

Er überbrachte die letzten Informationen des bio-positronischen Gehirns NATHAN, das auf dem irdischen Mond stationiert war und als das größte seiner Art in der Galaxis galt.

Die wichtigste Information war die Berechnung der Schaltphasen des Sechsecktransmitters auf dem Planeten Kahalo. Wie bekannt, war die Sperrschaltung in Betrieb genommen worden. Damit wurde eine zweite Invasion aus Richtung Andromedanebel verhindert, denn jeder Gegenstand, der nun durch den Sonnentransmitter kommend über den Pyramiden von Kahalo eintraf, wurde automatisch zu seinem Sender zurückgestrahlt. Um jedoch eigenen Schiffen die Rückkehr zu ermöglichen, hatte NATHAN die Schaltphasen errechnen müssen.

Innerhalb von vierundzwanzig Stunden wurde die Sperrschaltung fünfmal aufgehoben, und zwar jeweils für zehn Sekunden. Es schien unmöglich, dass in dieser winzigen Zeitspanne, die dazu noch unbekannt war, ein Gegner über den Pyramiden von Kahalo materialisieren würde. Das Schaltschema lag Bully nun vor, und zwar für die kommenden drei Monate. Täglich insgesamt fünfzig Sekunden konnte der Transmitter von Kahalo empfangen. Keine Sekunde mehr, keine weniger. Die streng geheimen Listen wurden den Kommandanten der Einsatzflotte ausgehändigt, damit sie notfalls selbständig und ohne Rückfrage den Weg zurück in die Milchstraße fanden.

Die weiteren Berechnungen des Positronengehirns betrafen Grek 1. NATHAN war auf Grund der vorhandenen Daten eindeutig zu der Erkenntnis gelangt, dass der Maahk keinen bewussten Verrat begangen hatte. Es musste demnach etwas geschehen sein, was auch Grek 1 nicht hatte voraussehen können. Eine Panne also, ein Unglück, oder gar eine Katastrophe.

Bully riskierte viel, als er jetzt seinen Plan noch immer nicht aufgab, alles auf eine Karte zu setzen. War das »System der Verlorenen«, wie es offiziell noch hieß, wirklich eine absolut sicher funktionierende Todesfalle, war er mit seinen mehr als dreihundert Schiffen genauso erledigt wie Rhodan mit der CREST. Immerhin jedoch sollten dreihundert Schiffe eine größere Chance haben als nur drei.

NATHAN hatte auch das errechnet und bestätigt.

Bully atmete erleichtert auf, als er es erfuhr. Er legte Mercant die entsprechenden Berichte vor und sah auf seine Uhr.

»Noch eine Stunde, dann sind die acht Tage vorbei. Ich werde auf die Minute starten. Sie haben, hoffe ich, nun keine Einwände mehr.«

Mercant sah von den Papieren hoch.

»Nein, keine. Bis auf den, dass ich mich schlecht dazu eigne, Frauen zu besänftigen. In meiner bisherigen Laufbahn ...«

»Mory wird Ihnen keine Schwierigkeiten bereiten«, versicherte Bully grinsend. »Sie hat eingesehen, dass ihr Platz hier auf Kahalo ist. Aber Ihrem Gesicht sehe ich an, dass Sie in dieser Hinsicht, was Sie persönlich angeht, nicht so überzeugt sind. Sie kämen liebend gern mit, nicht wahr?«

»Hm«, knurrte Mercant. »Ich bin nicht so sicher.«

»Auch gut. Halten Sie uns die Daumen.« Bully sah abermals auf die Uhr. »Noch fünfundfünfzig Minuten. Ich verabschiede mich noch von Mory, dann ist es soweit. Halten Sie die Ohren steif, Mercant.«

»Sie besser auch«, riet der Chef des Geheimdienstes.

Dreißig Minuten später stand Bully auf dem Gelände des Raumhafens. Mory begleitete ihn bis zur Rampe, wo das Zubringerfahrzeug auf ihn wartete. Er drückte ihre Hand und strahlte über das ganze Gesicht, als führe er auf Urlaub. Zu allem Überfluss machte er auch noch eine weltmännische Verbeugung, die dem Mausbiber Gucky sicherlich Tränen in die Augen getrieben hätte.

»Ich werde Perry von Ihnen grüßen, Mory«, versprach er. »Und in ein paar Tagen sind wir alle wieder zurück, verlassen Sie sich darauf.«

»Viel Glück«, antwortete Mory, und zum ersten Mal klang ihre Stimme unsicher. »Ich habe so ein merkwürdiges Gefühl ...«

»Auch das noch! Gefühle!« Bully schüttelte den Kopf und marschierte davon. Nach zehn Metern drehte er sich noch einmal um. »Geben Sie bloß nie etwas auf Gefühle!«, rief er und marschierte weiter. Das Fahrzeug wartete schon. Er stieg ein und fuhr los. Er winkte zurück. Morys Gestalt, ein Punkt zwischen den hohen Gebäuden und riesigen Schlachtraumern, war bald verschwunden.

In verbissenem Schweigen starrte Bully vor sich hin. Er konnte jetzt endlich die Maske fallen lassen und so aussehen, wie es seiner seelischen Verfassung entsprach: besorgt und voller Zweifel. Ganz so leicht, wie er getan hatte, fiel ihm dieser Einsatz nicht. Er ahnte, dass es ein Sprung in den Tod sein konnte, denn niemand wusste, was auf der anderen Seite des Materietransmitters auf sie wartete.

Rhodan war gesprungen und nicht zurückgekehrt.

Das Fahrzeug hielt.

Bully nickte dem Offizier zu und stieg aus. Der Zugstrahl erfasste ihn sofort und brachte ihn zur Luke des Flaggschiffs empor, von dessen Kommandozentrale aus er die Aktion leiten würde. Alle Vorbereitungen waren beendet. Auf allen Schiffen hielten sich Posbi-Roboter auf, die im Notfall eingreifen würden, wenn die Mannschaft nicht rechtzeitig aus dem Tiefschlaf erwachen sollte. Diese Schutznarkose war bei Transitionen über derartige Strecken unumgänglich. Da Bully jedoch mit Schwierigkeiten am Rematerialisationsort rechnete, hatte er für weitere Schutzmaßnahmen gesorgt.

Sie würden automatisch in Aktion treten, wenn die Materialisation erfolgt war – was immer dort auch geschah oder nicht geschah.

Oberst George Brenner war von diesen Schutzmaßnahmen unterrichtet. Er begrüßte Bully sehr respektvoll. Dann sah er auf die Uhr.

»Der Start war in fünf Minuten geplant, Sir ...?«

»Er ist es noch«, eröffnete ihm Bully freundlich, jetzt wieder ganz Zuversicht und Optimismus. »Nichts hat sich geändert, und es wird sich auch nichts ändern, es sei denn, Rhodan würde jetzt innerhalb der nächsten fünf Minuten mit der CREST über den Pyramiden auftauchen – aber das ist unmöglich, denn die nächste Schaltphase tritt erst in zwei Stunden ein.«

Oberst Brenners Gesicht blieb ernst.

»Also Start. Jedes Besatzungsmitglied gibt sich in genau drei Minuten die Injektion. Ich will noch die Endbestätigung durchgeben.«

»Bis später«, sagte Bully und ging zu der Couch in der Ecke neben dem Navigationstisch. Er legte sich darauf und zog die Injektionsautomatik aus der Brusttasche.

Jeder Mann an Bord der dreihunderteinundzwanzig Schiffe besaß eine solche Injektionsautomatik und würde sie eine Minute vor dem Start anwenden. Bis auf die Kommandanten. Sie mussten noch weitere sechzig Sekunden warten.

Pünktlich zur festgesetzten Minute erhoben sich die riesigen Schiffe und sammelten sich hoch über dem Raumfeld zum Einflug in den Transmitter. Als die Formation eng geschlossen war, gab Oberst Brenner den entscheidenden Befehl.

Mit eingeschalteter Steuerautomatik glitt das Geschwader in das Entstofflichungsfeld des Pyramidentransmitters. Die Kommandanten saßen in ihren Sesseln und gaben sich die Schutzinjektion. Sie verfielen sofort in tiefen Schlaf.

Alle dreihunderteinundzwanzig Schiffe entmaterialisierten, wurden zum Sonnensechseck abgestrahlt und von dort ohne Aufenthalt noch in derselben Sekunde in den großen Abgrund zwischen Milchstraße und Andromeda weitergeleitet.

Jenseits von Zeit und Raum bewegte sich das Geschwader mit seiner bewusstlosen Mannschaft durch ein Medium, das keine Bezeichnung hatte, weil niemand wusste, woraus es bestand. Jedenfalls existierte in diesem Medium die Zeit nicht mehr als gleichmäßig vorbeifließender Strom, sondern nur – um schon bei diesem Vergleich zu bleiben – als gigantischer Wasserfall, den man in Sekunden hinabstürzen konnte und so ein Gefälle überwand, für das der Strom unter normalen Verhältnissen Wochen und Monate benötigte. Wie alle Vergleiche hinkte auch dieser, denn in Wirklichkeit war der Wasserfall so hoch, dass er eine Strecke von neunhundertfünfzigtausend Lichtjahren repräsentierte. Trotzdem fiel man nur eine Sekunde. Verständlich, dass man bei diesem Fall die Besinnung verlor, wenn man nicht vorsichtshalber schon vorher auf das bewusste Erleben verzichtet hatte.

Als Bully bei der Planung des Unternehmens an diese Minuten der Bewusstlosigkeit gedacht hatte, war ihm nicht besonders wohl zumute gewesen. Niemand kannte die genaue Dauer einer solchen Transition. Vielleicht dauerte sie nur den Bruchteil einer Sekunde, vielleicht Minuten. Auf die Uhren war kein Verlass. Die Zeit spielte einem Streiche, wenn man sie so herausforderte.

Wenn aber auf Menschen kein Verlass war, hatte Bully gefolgert, dann wenigstens auf eine exakt funktionierende Positronik. Sie aber auf Zeit einzustellen, war sinnlos. Auf irgendeine Akustik? Kaum möglich. Im Raum gab es keine Akustik. Wohl aber Licht.

Licht!