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Gucky stößt auf alte Gegner - und enträtselt das Geheimnis der Laurins... Das Jahr 2402 steht im Zeichen terranischen Vordringens in Richtung Andromeda. Obwohl noch kein Raumantrieb entwickelt wurde, mit dessen Hilfe die Terraner den gewaltigen Abgrund zwischen den Galaxien überbrücken können, befinden sich Perry Rhodan und seine Leute bereits im Andro-Betanebel, im Vorfeld von Andromeda. Transmitterstationen der mysteriösen Meister der Insel, der Herren Andromedas, haben ihr kühnes Vordringen ermöglicht. Fast scheint es, als wäre das "Unternehmen Brückenkopf" zu riskant. Schließlich geriet die CREST II, Perry Rhodans Flaggschiff, bei einem Erkundungsflug in die Gewalt der Twonoser, und nach einem erbitterten Kampf mußten Perry Rhodan und 2000 Terraner den bitteren Weg in die Gefangenschaft antreten. Der Krieg der Kasten wurde entfesselt, und es dauerte nicht lange, bis die Gefangenen sich einen Weg zurück in die Freiheit bahnten. Während dies sich im Innern eines abgestorbenen Mobys vollzog, traf an den Grenzen des Andro-Betanebels das Nachschubgeschwader ein: sechs riesige Transporter und ein Schwerer Kreuzer! Da der Gegner eine hektische Aktivität im Betanebel entwickelt, können Perry Rhodan und seine Leute froh sein, unter dem ewigen Eis des Planeten Arctis ein gutes Versteck zu finden, bis die feindlichen Suchflotten wieder abziehen. Aber ist dieses Versteck wirklich sicher...? Da ist doch Destroy in gefährlicher Nähe, die mysteriöse WELT UNTER HEISSER STRAHLUNG...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 239
Welt unter heißer Strahlung
Gucky stößt auf alte Gegner – und enträtselt das Geheimnis der Laurins ...
von CLARK DARLTON
Das Jahr 2402 steht im Zeichen terranischen Vordringens in Richtung Andromeda. Obwohl noch kein Raumantrieb entwickelt wurde, mit dessen Hilfe die Terraner den gewaltigen Abgrund zwischen den Galaxien überbrücken können, befinden sich Perry Rhodan und seine Leute bereits im Andro-Betanebel, im Vorfeld von Andromeda. Transmitterstationen der mysteriösen Meister der Insel, der Herren Andromedas, haben ihr kühnes Vordringen ermöglicht.
Fast scheint es, als wäre das »Unternehmen Brückenkopf« zu riskant. Schließlich geriet die CREST II, Perry Rhodans Flaggschiff, bei einem Erkundungsflug in die Gewalt der Twonoser, und nach einem erbitterten Kampf mussten Perry Rhodan und 2000 Terraner den bitteren Weg in die Gefangenschaft antreten.
Der Krieg der Kasten wurde entfesselt, und es dauerte nicht lange, bis die Gefangenen sich einen Weg zurück in die Freiheit bahnten. Während dies sich im Innern eines abgestorbenen Mobys vollzog, traf an den Grenzen des Andro-Betanebels das Nachschubgeschwader ein: sechs riesige Transporter und ein Schwerer Kreuzer!
Da der Gegner eine hektische Aktivität im Betanebel entwickelt, können Perry Rhodan und seine Leute froh sein, unter dem ewigen Eis des Planeten Arctis ein gutes Versteck zu finden, bis die feindlichen Suchflotten wieder abziehen.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums und Leiter der Expedition zur »Welt unter heißer Strahlung«.
Gucky – Der Mausbiber geht auf Entdeckungsreise und findet »alte Freunde«.
Atlan – Der Arkonide erscheint als Retter in der Not.
Icho Tolot – Der Haluter soll »grillfertig« gemacht werden.
Wuriu Sengu – Perry Rhodans Spähermutant.
Major Peanut – Kommandant einer Kaulquappe.
Sergeant Tom Jones
1.
Die viele Kilometer dicke Eisdecke hatte sich geschlossen.
Glitzernd lag sie nun da im Schein der dunkelroten Sonne, die dicht über dem flachen Horizont stand und deren Strahlen so schräg einfielen, dass vereinzelte Eisblöcke lange Schatten warfen. Im Osten war es schon dunkel, und tiefes Schwarz geworden. Davor stand die prächtige Sternenkulisse des nahen Andromedanebels. Sie füllte den halben Himmel aus und stieg langsam am Horizont empor.
Nichts rührte sich auf der Oberfläche des vollkommen vereisten Planeten Arctis, und selbst ein kritischer Beobachter hätte feststellen müssen, dass er unbewohnt war. Hätte er sich dann noch der Mühe unterzogen, eine Bahnbestimmung des zweiten Planeten der Sonne Alurin vorzunehmen, wäre er in seiner Feststellung noch bestärkt worden. Denn Arctis beschrieb eine stark ellipsenförmige Bahn, die ihn weit von seiner Sonne wegführte. Vierzehn Jahre dauerte so ein Umlauf, und elf Jahre davon herrschte Winter auf Arctis. Die Temperatur sank dann fünfzig Grad unter Null.
Nein, auf Arctis gab es kein Leben. Das war auf den ersten Blick zu erkennen, und genau das war es auch, was Rhodan beabsichtigte.
Tief unter der Eisdecke standen die fünf Superschlachtraumer der Terraner, jeder in seinem eigenen Hangar. Die mächtigen Teleskopstützen ruhten auf dem nackten Fels, aber Wände und Decken der Hangars bestanden aus Eis. Die Thermostrahler hatten Gänge und Korridore geschmolzen und so eine Verbindung von Schiff zu Schiff hergestellt. Hier waren sie sicher, bis sich die Aufregung gelegt hatte, die ihr Erscheinen im Beta-Nebel erregt hatte. Die Verfolger würden sich müde suchen. Sie würden zu ihren Stützpunkten zurückkehren. Bis dahin tat die erzwungene Ruhepause den Terranern nur gut.
Der Weg nach Andromeda war mit Hindernissen gepflastert.
Im Flaggschiff CREST herrschte an diesem dritten September des Jahres zweitausendvierhundertzwei eine ungewohnte Stille. Die Mannschaft genoss die Ruhepause. Nur in der Zentrale saßen die Wachoffiziere vor den Orterschirmen und beobachteten die Oberfläche des Eisplaneten und den sich darüber spannenden Weltraum. Das war nur deshalb möglich, weil vor dem Zufrieren der Eisdecke Verbindungskabel zur Oberfläche gelegt worden waren. Winzige Antennenspitzen verrieten, wo diese Kabel endeten.
Immer wieder erschienen auf den Orterschirmen die eiförmigen Suchschiffe der Twonoser. In Geschwadern zogen sie durch das System, ohne die geringste Spur der verschwundenen Terraner zu entdecken. Das Universum schien sie verschluckt zu haben.
Als Rhodan erwachte, fühlte er sich frisch und gut aufgelegt. Und doch war in ihm eine Unruhe, die er sich zuerst nicht erklären konnte. Er verließ sein Bett und ging in die Badekabine. Als er unter der Dusche stand und das heiße Wasser über seinen Körper strömte und die Haut rötete, wusste er plötzlich, was sich in seinem Unterbewusstsein regte und ihm keine Ruhe ließ.
Der Planet Destroy!
Die Sonne Alurin hatte zwei Planeten. Der äußere war der Eisplanet Arctis, den sie sich als Zufluchtsort ausgesucht hatten. Der innere hingegen war alles andere als vereist. In aller Eile angestellte Untersuchungen hatten eine Sauerstoffatmosphäre ergeben, dazu eine wilde und völlig verwüstete Oberfläche mit abgetragenen Gebirgszügen und verdampften Meeren. Es gab zahlreiche Ruinenstädte, aber kein Leben. Starke Radioaktivität ließ vermuten, dass ein fürchterlicher Atomkrieg stattgefunden hatte. Als Versteck kam Destroy somit nicht in Frage.
Wirklich nicht?
Rhodan trocknete sich ab und zog sich an. Der Gedanke an Destroy ließ ihm plötzlich keine Ruhe mehr.
Was wusste er überhaupt über diesen Planeten? Er ließ sich noch einmal die Daten durch den Kopf gehen, die sie in der Eile hatten sammeln können.
Durchmesser sechzehntausendzweihundert Kilometer.
Schwerkraft etwa eineinviertel Erdgravitation.
Rotation nahezu dreiunddreißig Stunden.
Umlaufzeit unbekannt.
Eine Strahlenhölle.
Das war alles. Viel zuwenig, dachte Rhodan.
Viel zuwenig jedenfalls, um sich in seiner Nähe sicher fühlen zu dürfen.
Rhodan rückte den Rock zurecht und verließ die Kabine. Unterwegs sah er auf seine Uhr. Vierundzwanzig Stunden Ruhepause. Das genügte, Offiziere und Mannschaften waren ausgeruht. Es war höchste Zeit, die versäumte Erkundung des ersten Planeten von Alurin nachzuholen.
Er betrat die Zentrale der CREST.
Der wachhabende Offizier sprang auf und erstattete Meldung.
»Keine besonderen Vorkommnisse, Sir. Vereinzelte Schiffe der Twonoser überflogen Arctis. Entfernten sich wieder.«
»Danke, Richter.« Rhodan setzte sich in einen der Sessel, die vor den Kontrollen standen. Er schien zu überlegen. Endlich sagte er: »Bitten Sie Atlan, Tolot und Kasom in einer halben Stunde in meiner Kabine zu sein. Ebenfalls Oberst Cart Rudo.« Er stand wieder auf und ging einige Mal hin und her. »Das wäre alles. Danke.«
Er verließ die Zentrale und kehrte in seine Kabine zurück.
*
Genau neunundzwanzig Minuten nach Rhodans letzten Worten erschien Mausbiber Gucky in Rhodans Kabine.
»Erschien« war die richtige Bezeichnung für sein Auftreten, denn er kam nicht etwa durch die Tür wie jedes normale und vernünftige Lebewesen, sondern er materialisierte einfach aus dem Nichts. Als perfekter Teleporter konnte er sich das erlauben. Da er außerdem noch Telekinet und Telepath war, brauchte Rhodan sich eigentlich über nichts mehr zu wundern. Aber er tat es doch.
»Ach ... du? Ich dachte, du würdest schlafen?«
»Falsch gedacht, Perry.« Gucky watschelte behäbig zu Rhodans Bett und ließ sich darauf nieder. »Es war reiner Zufall, dass ich gerade wach war, als du über Destroy nachdachtest. Du willst eine Erkundungsexpedition unternehmen, zusammen mit den beiden Bullen und noch einigen Spezialisten. An mich hast du dabei auch ein wenig gedacht ...«
Rhodan lachte.
»Lass die ›Bullen‹ das nicht hören, Kleiner. Sie spielen dann Fußball mit dir. Besonders der Haluter Icho Tolot ist da etwas empfindlich.«
Gucky verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Sein einziger Nagezahn wurde dabei sichtbar.
»Soll er doch! Nicht die körperliche Größe, sondern die Qualität des Gehirns ist entscheidend. Und da ist er mir gegenüber sichtlich im Nachteil.«
»Mein lieber, kleiner Freund«, machte Rhodan ihn aufmerksam, »du scheinst vergessen zu haben, dass Tolot zwei Gehirne besitzt.«
Gucky nickte traurig.
»Wie recht du doch hast – ich hätte es wirklich fast vergessen!«
Die Tür öffnete sich. Gebückt kam einer der »Bullen« herein, der Haluter Tolot, gefolgt von dem »nur« zweieinhalb Meter großen Kasom. Atlan bildete den Abschluss. Sie begrüßten Rhodan und nahmen Platz. Lediglich Kasom deutete mit dem Daumen auf Gucky und fragte: »Was will denn der Kleine dabei? Können sich denn Erwachsene nicht einmal unterhalten, ohne auf Kinder Rücksicht nehmen zu müssen?«
Guckys Haltung versteifte sich.
»Nicht die körperliche Größe ist entscheidend«, wiederholte er feierlich. »Die Wissenschaft hat längst festgestellt, dass gerade die kleinen Lebewesen mehr Intelligenz besitzen als die Riesen. Denke nur an die Hirne der Saurier, hochverehrter Kasom.«
»Was soll der Quatsch?«, fragte Kasom und grinste.
»Unterbrich mich nicht!«, fuhr Gucky ihn wütend an und überzeugte sich davon, dass Rhodan keine Anstalten traf, die Diskussion zu beenden. »Ich halte einen gelehrten Vortrag. Hör lieber zu, dann kannst du noch etwas lernen. Tolot übrigens auch. Wo war ich stehengeblieben?«
»Bei den Sauriern«, erinnerte ihn Kasom gutmütig.
»Stimmt, beim Gehirn der Saurier. Es war nur eine Handvoll in einem Riesenkörper. Das Biest wusste nichts damit anzufangen. Der große Körper regierte das Gehirn, nicht umgekehrt. Immer waren es die Kleinen, die im Vergleich zum Körper ein größeres Gehirn besaßen. So ist es auch bei uns. Ich bin von geringer Größe, besitze jedoch ein gut funktionierendes Gehirn. Du aber bist groß. Und dein Gehirn bedarf einer gründlichen Überholung. Falls es da etwas zum Überholen gibt«, fügte er mit gütig klingender Stimme hinzu.
Kasom hob die riesige Hand. Er sah Rhodan an.
»Soll ich ihn hochnehmen und in der Luft verhungern lassen?«, erkundigte er sich freundlich. »Manchmal ist er wirklich zu frech.«
Gucky watschelte auf ihn zu. Er lächelte entwaffnend.
»Aber, aber«, murmelte er. »Deinen besten Freund?«
Kasom ließ die Hand sinken.
Rhodan sagte: »Mir macht der erste Planet dieses Systems Sorgen. Was wissen wir schon von ihm? Eine Strahlungshölle und Ruinenstädte. Das ist alles, aber nicht genug. Ich fühle mich hier auf Arctis nicht sicher. Logische Folge: Ich schlage eine Expedition vor.«
»Nach Destroy?« Atlan fragte es erstaunt, dann aber nickte er. »Hm, vielleicht hast du recht. Mit der IMPERATOR?«
»Ich dachte mehr an eine Kaulquappe«, gab Rhodan zu.
»Sie fiele weniger auf, das stimmt. Die Kaulquappe ist klein, damit wäre es allerdings möglich, unbemerkt das System zu durchqueren. Die Entfernung ist nicht groß.«
»Sie wird noch kleiner, wenn wir es im Linearflug versuchen.«
Oberst Rudo starrte Rhodan an.
»Im Linearflug, Sir? Auf so geringe Entfernung wäre das lebensgefährlich.«
»Wir müssen es riskieren. Tolot und Kasom werden mich begleiten. Dazu Gucky und Wuriu Sengu, der Späher.« Er wehrte mit einer Handbewegung ab. »Tut mir leid, Rudo, Sie bleiben auf der CREST zurück. Atlan übernimmt das Oberkommando. Ich kann Sie beide hier nicht entbehren. Außer mir und den vier Genannten wird die Kaulquappe eine Besatzung von dreißig Mann erhalten, ausgesuchte Leute, Wissenschaftler und Männer des Landekommandos. Nähere Einzelheiten gebe ich noch bekannt. Ich wollte Sie nur unterrichten, bevor ich die Expedition vorbereiten lasse. Hat jemand Bedenken?«
Atlan räusperte sich.
»Davon gäbe es eine ganze Menge«, sagte er. »Aber wahrscheinlich ist das Risiko größer, wenn wir einfach hier unter dem Eis hocken bleiben und nichts unternehmen.«
»Genau das ist auch meine Meinung«, gab Rhodan zu. »Erst wenn wir sicher sein können, dass uns aus diesem System keine Gefahr droht, können wir die nächsten Schritte planen und einleiten. Außerdem habe ich so ein komisches Gefühl, das mich warnt ...«
Es sollte sich bald herausstellen, dass man hin und wieder doch etwas auf Gefühle geben konnte.
*
Die Kaulquappe mit der Bezeichnung »C-17« stand startbereit im Hangar neben der CREST. Sie wirkte wie ein Zwerg neben dem gigantischen Schlachtraumer. Die Besatzung war bereits an Bord gegangen, nur Kommandant Peanut stand noch vor dem Schiff und überwachte das Freischmelzen des Ausflugschachtes. Das verdampfende Wasser wurde von Gravitationsfeldern abgesaugt. Ein breiter Schacht entstand bis hinauf zur Oberfläche.
Rhodan und Atlan kamen aus der CREST. Neben Peanut blieben sie stehen.
»Nun, Major, werden wir es schaffen?«
Peanut nickte mit betonter Lässigkeit.
»Kein Problem, Sir. Hauptsache ist, die Techniker schließen den Eisdeckel sofort wieder, damit niemand den Hangar entdeckt.«
»Keine Sorge, Major. Niemand wird Louvre-Station entdecken. Noch fünf Minuten. Ist alles an Bord?«
»Wir sind startbereit, Sir.«
Rhodan nickte Atlan zu.
»Dann ist es bald soweit. Du wartest höchstens drei Tage, Atlan. Wenn bis dahin keine Landebestätigung erfolgt oder auch sonst Funknachrichten ausbleiben, kommst du uns mit der IMPERATOR holen. Vergiss aber nicht, dass wir äußerst sparsam mit Funkmeldungen umgehen müssen, um die Anpeilungsgefahr herabzumindern. Das gilt auch für euch.«
Gucky und Sengu kamen herbei.
»Sind die Bullen schon an Bord?«, erkundigte sich der Mausbiber.
»Meinst du Kasom und Tolot?«, fragte Atlan höflich.
Gucky nickte.
»Ja, die meine ich.«
»Ihr seid die letzten«, eröffnete ihm Rhodan und beantwortete zugleich seine Frage. »Geht schon. Wir kommen gleich nach.«
Die Techniker meldeten, dass der Eisdeckel oben im Schacht nur noch zehn Meter dick war.
Rhodan klopfte Atlan auf die Schultern.
»Bis später – hier oder auf Destroy«, sagte er und ging mit Major Peanut davon.
Atlan sah hinter ihnen her, bis sie in der Unterluke verschwunden waren.
Dann kehrte er in die CREST zurück, um seinen Beobachtungsposten einzunehmen.
Rhodan begab sich in die Zentrale der C-17.
Zwei Minuten später stieg das kleine Schiff senkrecht nach oben. Die glattgeschmolzenen Eiswände des Schachtes glitten immer schneller nach unten.
Zwei, drei, fünf Kilometer.
Und dann schoss die C-17 hinaus ins Freie.
Inzwischen war es Nacht geworden. Nur der nahe Andromedanebel stand am Himmel und gab genügend Licht, das blanke Eis der Oberfläche bis zum Horizont in einem milchigen Schimmer schimmern zu lassen.
Die Orterschirme der Kaulquappe waren leer.
Rhodan saß neben Peanut, der selbst die Kontrollen bediente.
»Die Luft scheint rein zu sein«, murmelte er. »Gehen Sie auf Höchstgeschwindigkeit, so schnell wie möglich. Im Linearraum ist ein Anpeilen unmöglich.«
Der Planet Arctis versank scheinbar im Andromedanebel, als die C-17 den Kurs änderte und der wieder aufgetauchten Sonne entgegenflog. Der Navigationscomputer arbeitete ununterbrochen und gab Korrekturen durch. Der geringste Fehler konnte den sicheren Tod bedeuten.
Die C-17 erreichte die Lichtgeschwindigkeit und überschritt sie.
Nun flog das Schiff blind, wenn man von dem Steuercomputer absah, aber der hatte seine Daten ursprünglich auch von Menschen erhalten. Rhodan verließ sich darauf, dass sie richtig waren.
Nach zehn Minuten bereits wurde die C-17 wieder langsamer. Auf den Bildschirmen traten die Sterne hervor. Unverändert leuchtete die rote Sonne, jetzt allerdings auf dem Heckschirm. Man war an ihr vorbeigeflogen. Arctis war längst verschwunden.
Auf dem Frontschirm stand deutlich und ungemütlich nah der Planet Destroy, das Ziel der gefährlichen Reise.
Die Spektraluntersuchungen liefen an, während Major Peanut die Kaulquappe an dem Planeten vorbeischießen ließ und eine weite Schleife zog, um sich dann von der anderen Seite erneut zu nähern.
Destroy war die Hölle, das hatten schon die ersten Voruntersuchungen ergeben. Ein Wunder, dass es noch eine Sauerstoffatmosphäre gab. Aber sie war strahlenverseucht. Jeder Aufenthalt in ihr war ohne Schutzanzug unmöglich. Die Messungen ergaben, dass ein Mensch bereits nach wenigen Stunden tot wäre.
In geringer Höhe strich die Kaulquappe über die von Zeit und Witterung abgeflachte Oberfläche dahin. Es gab keine steil aufragenden Gebirgszüge und keine tiefen Schluchten, sondern nur wellige Ebenen und breite Täler, in denen einst Flüsse und Ströme geflossen sein mochten. Heute war das nicht mehr der Fall. Der Planet Destroy war ausgetrocknet.
Die erste Stadt kam in Sicht – oder vielmehr das, was einst eine Stadt gewesen war. Major Peanut verringerte auf Rhodans Zeichen hin die Geschwindigkeit des Schiffes. Sie gingen tiefer.
»Es muss eine große Stadt gewesen sein«, murmelte Kasom verwundert.
Rhodan nickte stumm.
Die Stadt besaß eine Ausdehnung von vielen Quadratkilometern. Ihr Rand verschmolz mit der Wüste. Die Straßenzüge waren aus der Höhe noch undeutlich zu erkennen, aber von den einstigen Gebäuden war nichts geblieben – nichts außer abgerundeten Hügeln, die nur durch ihre Regelmäßigkeit auffielen. Vielleicht waren die einen oder anderen höher und breiter, aber im Grunde ähnelten sie sich alle. Auf keinen Fall konnte ein Zweifel daran bestehen, dass dort unten einmal eine riesige Stadt gestanden hatte.
»Wann mag es geschehen sein?«, fragte Major Peanut leise.
»Wir werden das feststellen«, versprach Rhodan. »Vielleicht ist es wichtig für uns, das zu wissen. Überlebende werden wir wohl kaum noch vorfinden, aber vielleicht Hinweise, wer sie waren.«
Gucky sah ungewöhnlich ernst aus, als er sagte: »Es ist eigentlich sehr entmutigend, finde ich. Wohin wir auch kommen, überall finden wir die Spuren des Krieges. Kann es denn keine Zivilisation ohne den Krieg geben? Keine Intelligenz ohne Mord? Die einfachen Tiere töten nur dann, wenn sie dazu gezwungen werden oder wenn sie Nahrung brauchen. Die Intelligenzen morden, weil es ihnen Spaß macht. Und wenn sie morden, dann tun sie es gründlich. Das ist in unserer Milchstraße so, das ist auch hier vor dem Andromedanebel so. Wird sich das niemals ändern?«
Rhodan wandte sich um. Er legte dem Mausbiber die Hand auf die Schulter.