Perry Rhodan 247: Der Herr der Androiden - H.G. Ewers - E-Book

Perry Rhodan 247: Der Herr der Androiden E-Book

H.G. Ewers

5,0

Beschreibung

Fünf Mann und Mausbiber Gucky - gejagt von den Monstren der Dunkelwelt... Auf der Erde schreibt man Anfang November des Jahres 2402. Perry Rhodans Expedition nach Andromeda, das sogenannte "Unternehmen Brückenkopf" hatte nicht nur Erfolge zu verzeichnen, sondern auch Rückschläge. Nach mehrfachem Hin und Her scheint es so, als habe sich die terranische Expedition auf dem Planeten Gleam im Andro-Betanebel endgültig einen sicheren Stützpunkt geschaffen, von dem aus der Vorstoß in das eigentliche Herrschaftsgebiet der Meister der Insel unternommen werden könnte. Dann tauchen die leuchtenden Sphären auf - eine neue Waffe der Herren Andromedas -, und der Andro-Betanebel wird zur Gefahrenzone Nummer eins! Ein kluger Schachzug Perry Rhodans führt die Terraner zur KONTROLLSTATION MODUL, dem Ausgangspunkt der leuchtenden Sphären. Baar Lun, der Beherrscher der Kontrollstation, haßt die Meister der Insel. Denn er ist ihr Sklave - genauso wie die vielen anderen Intelligenzwesen, denen Perry Rhodans Expedition auf der gefahrvollen Straße nach Andromeda bisher begegnet ist. Baar Lun liefert den Fremdlingen einen harten Kampf, denn er, der HERR DER ANDROIDEN, unterliegt einem grundlegenden Irrtum...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 146

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
5,0 (1 Bewertung)
1
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 247

Der Herr der Androiden

Fünf Mann und Mausbiber Gucky – gejagt von den Monstren der Dunkelwelt ...

von H. G. EWERS

Auf der Erde schreibt man Anfang November des Jahres 2402. Perry Rhodans Expedition nach Andromeda, das so genannte »Unternehmen Brückenkopf« hatte nicht nur Erfolge zu verzeichnen, sondern auch Rückschläge.

Nach mehrfachem Hin und Her scheint es so, als habe sich die terranische Expedition auf dem Planeten Gleam im Andro-Betanebel endgültig einen sicheren Stützpunkt geschaffen, von dem aus der Vorstoß in das eigentliche Herrschaftsgebiet der Meister der Insel unternommen werden könnte.

Dann tauchen die leuchtenden Sphären auf – eine neue Waffe der Herren Andromedas –, und der Andro-Betanebel wird zur Gefahrenzone Nummer eins!

Ein kluger Schachzug Perry Rhodans führt die Terraner zur KONTROLLSTATION MODUL, dem Ausgangspunkt der leuchtenden Sphären.

Die Hauptpersonen des Romans

Baar Lun – Herr der Androiden und Letzter seines Volkes.

Gucky – Der Mausbiber kann wieder »spielen«.

Curt Bernard – Ein Versorgungsoffizier in Nöten.

Sven Henderson, Bron Tudd, Ray Burdick, Taka Hokkado und Finch Eyseman – Die Männer der »Operation Dunkelwelt«.

Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.

Loor Tan – Ein lebender Beweis.

1.

Sie waren Ungeheuer.

So monströs wie sie war der Prozess, der sie schuf. Gigantische Aufbereitungskessel ließen das aus einem intelligenten Wesen gerissene Plasma zu einer zähflüssigen, willenlosen Masse werden. Aus den dampfenden Schlünden der Kessel wälzte sich anschließend ein Brei wie flüssige Lava. Bevor der Abkühlungsprozess fortschreiten konnte, schlugen metallene Stangen hernieder. Genau abgewogene Stücke der flexiblen Masse wurden aus dem zähen Fluss gehämmert. Während alles Überflüssige wieder in die Kessel zurückglitt, kippten die rohen Stücke eins nach dem anderen in die klaffenden Trichter von monumentalen Biobänken.

Es begann der letzte Teil eines verbrecherischen Pseudo-Schöpfungsaktes.

Je nach Grundeinstellung liefen in den Biobänken die Formprozesse ab. Von riesenhaften, selbstwandelbaren Amöboiden über tentakelbewehrte Quallenmonstren bis zu zweibeinigen, zweiarmigen Giganten reichte die Skala des Schreckens.

Aber nicht die Äußerlichkeiten verkörperten das Grauen an sich. An sie konnte man sich gewöhnen. Das Grausige und Verbrecherische waren die Pseudogehirne, die jenen Wesen mitgegeben wurden. In ihnen gelangte ein vager Schimmer des Bewusstseins zum Durchbruch, des Kollektivbewusstseins, das dem Urplasma so etwas wie Beseeltheit verliehen hatte, als es noch eine körperliche Einheit gewesen war. Die Erinnerung daran wurde von den aufgezwungenen Handlungsschablonen eingekapselt, aber nicht völlig verdrängt.

Ich durfte nicht daran denken, welche seelischen Qualen im Hintergrund der künstlichen Hirne nisteten. Andernfalls wäre ich wahnsinnig geworden. Mir kam einzig und allein die Aufgabe zu, durch meine Gabe der Energietransformation die fünfdimensionalen Schwingkristalle zu erzeugen, die den Androidengehirnen den Funken sinnlosen Scheinlebens verliehen. Diese Schwingkristalle bestanden aus fünfdimensional schwingenden Mineralien, die sonst weder natürlich noch künstlich vorkamen.

Es war eine bittere Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet ich, der infolge seiner Sensibilität jede Qual verstärkt mitempfand, entscheidend an der Auslösung kreatürlicher Qual mitwirkte. Nur ein noch furchtbareres Grauen hatte mich dazu zwingen können. Diejenigen, die sich in grenzenloser Anmaßung Meister der Insel nannten, erpressten mich, seit ich unter die Oberfläche Moduls verschleppt worden war. Wenn ich ihnen bei ihren verbrecherischen Plänen nicht zu Willen wäre, würden sie mein Volk vernichten.

Das Schlimmste dabei ist, dass keine Verbindung mehr mit Angehörigen meines leidgeprüften Volkes besteht. Ich entsinne mich nur, dass sie in kleinen Ansiedlungen unter dem ewigen Eis und der ewigen Nacht Moduls ein freudloses Dasein fristen. Ein anderer Teil meines Volkes vegetiert auf einem Planeten jenes Zwergnebels, den ich oft in den Teleskopen vor dem gleißenden Hintergrund Andromedas beobachtete. Die Erinnerung an Einzelheiten meiner Kindheit wurde unter dem Psycholator gelöscht. Darum weiß ich kaum, wie mein Volk lebt. Aber ich entsinne mich noch gut der Überlieferungen. Danach lebte das Urvolk der Moduls einst auf einem Planeten des Zwergnebels. Man nannte diesen Planeten die »Welt der ersten Verbannung«, worunter ich mir aber nichts vorstellen kann. Ein Kristall sollte schuld daran sein, dass mein Volk seine Heimat verlassen musste. Es wurde zerrissen. Einen Teil verbannten die Meister der Insel auf die »Welt der Gesänge«, einen anderen Teil unter das Eis des Leerraumplaneten Modul.

Was hätte ich anderes tun sollen, als mich dem Willen der Meister zu beugen? Zwar wäre ich in der Lage gewesen, die Kontrollstation mit Hilfe meiner Parafähigkeit zu erobern. Doch eine solche Auflehnung hätte nur die endgültige Ausrottung meines Volkes zur Folge gehabt. Die Meister der Insel pflegten ihre Drohungen wahr zu machen.

Unwillkürlich riss ich die Hände hoch und presste sie gegen meine Ohren, als das schrille Heulsignal ertönte. Es ist ein Erbübel meiner Rasse, dass wir sehr heftig und spontan reagieren.

Das Heulen kam von Biobank vier. Es war das Zeichen dafür, dass die Gehirne und Körper der nächsten hundert Monstren fertig waren – fast fertig, denn noch fehlte ihnen der Kristall ...

Auf der Antigravplatte fuhr ich hinauf zum Sphären-Lenkraum, der gleichzeitig mein Kontrollraum für die »Belebung« der Androiden war. Mit dumpfem Schlag schloss sich die Luke hinter mir. Das marternde Geräusch der Kessel und Biobänke blieb draußen. Der 4-D-Projektor arbeitete und projizierte die Leuchtzeichen der Arbeitskontrolle über mein nach oben gewandtes Gesicht. Eine Art technischer Hypnoeffekt zwang meine Sinne zu höchster Aufmerksamkeit. Gleichzeitig formte er die abstrakten Lichtmuster zu den Botschaften, die meinen Geist erreichten und mir ein genaues Imago-Bild der Androidengehirne vermittelten.

Rein automatisch arbeiteten meine Hände an dem Schaltbrett. Die mechanische und die parapsychische Arbeitsleistung mussten genau koordiniert werden, sollten die Monstren zu pseudointelligentem Leben erwachen.

Das, was danach in meinem Gehirn und mit den Plasmagehirnen der Androiden vor sich ging, kann nicht mit Worten erklärt werden. Es handelte sich dabei stets um einen nur halb bei Bewusstsein erlebten Vorgang. Die eigentliche Kraft zur Transformierung von Energie in Materie kam aus den tiefsten Abgründen meines Unterbewusstseins.

In Schweiß gebadet, tauchte ich aus dem albtraumhaften Zustand auf. Die Pulsationsmuskeln meiner Adern pumpten das Blut rascher durch den Körper als gewöhnlich. Schweratmend lag ich in der Sitzschale. Ich begann innerlich zu beben, als ich das Ergebnis meiner Arbeit überprüfte. Wieder waren hundert Androidenmonstren fertiggestellt. Auf stummelähnlichen Tentakeln wankten die Quallengeschöpfe vorwärts, in die wartenden Energiesphären hinein.

Auch die Sphären waren letzten Endes Produkte meiner Parafähigkeit. Ohne die von mir produzierten Schwingkristalle konnten sie ihre Aufgabe nicht erfüllen: den Zwischenraum als Transportmedium zu benutzen und dem Zielplaneten einen raschen Tod zu bringen.

Ich fühlte mich selbst als Ungeheuer, als die hundert Sphären den Startschacht verließen. Doch mir blieb keine Zeit zur Austragung des Kampfes, der sich zwischen meinem Gewissen und der Furcht vor dem Ende meines Volkes abspielte. Die Biobänke sechs und sieben meldeten gleichzeitig den Vollzug des Formprozesses.

Insgesamt musste ich fünftausend weitere Monstren zu ihrem »geliehenen« Leben verhelfen. Fünftausend Sphären begaben sich auf den Weg zum Zwergnebel, um die dort aufgetauchten Feinde der Herren Andromedas zu vernichten. Millionen waren bereits dort – und viele Tausende hatten ihr grausames Werk inzwischen vollbracht.

Danach gönnte ich mir eine Ruhepause. Ich begab mich in meine private Unterkunft. Dort stellte ich den Nahrungsautomaten ein. Kurz darauf erschien in der runden Tischöffnung eine flache Schüssel. Lustlos stülpte ich die Unterlippe vor und löffelte damit die lauwarme, graugrüne Brühe. Es handelte sich dabei um Synthesenahrung. Sie schmeckte dennoch äußerst gut und enthielt alle Nährstoffe, Mineralsalze und Vitamine, die mein Organismus benötigte. Ich entsann mich, dass mein Volk diese Flüssigkeit als »Pilzschaumsaft« bezeichnete. Dort, woher wir stammten, mussten Pilzkolonien die Hauptnahrungsquelle gewesen sein.

Vergeblich versuchte ich, mir diese Welt vorzustellen. Die Überlieferungen sprachen nur von Pilzwäldern und gigantischen Pilzsümpfen, von drei roten Riesensonnen und bläulich fluoreszierender Lufthülle. Was eine Sonne war, wusste ich zwar, auch, was ich mir unter Fluoreszenz vorstellen sollte – doch Wälder und Sümpfe waren lediglich Worte ohne Inhalt. Zeit meines Lebens hatte ich nur Kälte, Halbdunkel, abgestandene Luft, Fels und irgendwelche Unterkünfte kennengelernt. Die Psychobehandlung machte die Eindrücke vage und unbestimmt. Dennoch wusste ich, dass es unter dem ewigen Eis Moduls weder eine blaue Lufthülle, noch Pilzwälder oder Pilzsümpfe gab.

Nach der Nahrungsaufnahme hätte ich ruhen sollen. Es war ein weiteres Erbübel meiner Rasse, dass ich vor nervlicher Anspannung nicht schlafen konnte. Alles in mir fieberte der nächsten Aufgabe entgegen ...

Vor kurzer Zeit waren fremde Raumschiffe vor Modul aufgetaucht. Mit Hilfe der Sphären hatte ich sie vom Stützpunkt ferngehalten. Nur ein kleines Fahrzeug war gelandet – oder von den Verteidigungsforts abgeschossen worden. Nach offizieller Version sollte es sich um feindliche Agenten handeln. Aber ich kannte die Mentalität der Meister der Insel zu gut, um mich täuschen zu lassen. Ich wusste, dass sie nervös und misstrauisch geworden waren. Nicht zuletzt dadurch, dass in einer ausgesandten Sphäre plötzlich zwei tote Maahks aufgetaucht waren. Ich hatte die Sphäre zurückbeordert. Die Stationsroboter waren sehr behutsam mit den geborgenen Maahks umgegangen. Dennoch war etwas sehr Peinliches geschehen. Die schwache Berührung mit einem chirurgischen Schneidgerät hatte ausgereicht, beide Maahk-Körper zerschmelzen zu lassen. Sie waren mit Brennladungen versehen gewesen, soviel stand fest. Die Panne hätte trotzdem nicht sein dürfen.

Angesichts dieser Lage glaubte ich nicht an feindliche Agenten. Die Herren Andromedas pflegten stets mit Tricks und unter Verschleierung ihrer wahren Absichten zu arbeiten. Ich war sicher, dass die »feindlichen Agenten« in Wahrheit Spione der Meister waren – man konnte auch geheime Inspekteure dazu sagen.

Endlich ergab sich eine Gelegenheit, auf die ich bisher vergeblich gewartet hatte. Jetzt konnte ich den Unterdrückern oder doch wenigstens ihren willfährigen Dienern etwas von dem heimzahlen, was sie mir und meinem Volk angetan hatten.

Ich würde die offizielle Version akzeptieren. Damit ergab sich eine legale Möglichkeit, die falschen Agenten zu jagen, unter dem Psychogerät zu verhören und – wenn sie Verbrechen begangen hatten – mit dem Tode zu bestrafen. Und das, ohne dass die Meister der Insel meine Loyalität anzweifeln konnten!

Zwanzigtausend selbstwandelbare Riesen-»Amöben« aus belebtem Plasma befanden sich auf der Eisdecke Moduls. Ihr Auftrag stand fest: die Eindringlinge mit allen Mitteln psychisch zu zermürben, bis sie den Tod als Erlösung betrachteten. Leider konnte ich nur bedingt in das Geschehen an der Oberfläche eingreifen, da ich keine Sichtverbindung nach »oben« besaß. Ich würde es nicht verhindern können, dass die Spione von den Ungeheuern getötet wurden. Ihr Leben mussten sie selbst schützen.

Ich begab mich in den Kontrollraum und nahm die stereotypen Meldungen der Androiden entgegen. Meine Augen begannen wie im Fieber zu glänzen.

Die Jagd hatte begonnen!

*

Er war nahezu menschenähnlich, fast zwei Meter groß, feingliedrig und sehr schlank. Die zartblaue Hautfarbe kontrastierte eigentümlich mit der gelblichen Iris seiner heliumgefüllten Augäpfel. Mit seinem Kahlkopf hätte er wie ein alter Mann von der Erde gewirkt, wenn seine nervöse Lebhaftigkeit nicht gewesen wäre – und er die wulstige Unterlippe seines erschreckend breiten Mundes nicht hin und wieder löffelartig vorgestülpt hätte.

Loor Tan war der einzige Überlebende der auf Gleam entdeckten Intelligenzwesen.

Der Planet Gleam war vor rund sieben Wochen von Captain Don Redhorse und seinem Kommandotrupp entdeckt und benannt worden. Den Namen hatte er von seiner bläulich fluoreszierenden Lufthülle erhalten. Gleam war eine ausgesprochene Extremwelt. Er umlief die mittlere dreier roter Riesensonnen, die in einer Linie hintereinander wie Perlen auf einer Schnur im Andro-Betanebel standen. Tri-System hatte man die eigentümliche Konstellation genannt. Gleam war der einzige Planet. Die hohe Rotationsgeschwindigkeit hatte ihn zu einem stark abgeplatteten Ellipsoid werden lassen.

Durch die Explosion des Mondes Siren hatten sich die Lebensverhältnisse auf Gleam radikal verändert. Alle Gleamors starben infolge der Hitzestrahlung Sirens oder der folgenden tektonischen Beben.

Nur der Anführer überlebte. Don Redhorse hatte ihn seinerzeit als Geisel benutzt, um der Gefangenschaft zu entrinnen. Nun war Loor Tan selbst ein Gefangener.

Perry Rhodan wurde erneut in einen seelischen Zwiespalt gestürzt, als man ihm den Gleamor vorführte. In gewisser Hinsicht fühlte er sich schuldig am Untergang dieses Volkes. Auf seinen Befehl hin war Gleams einziger Mond Siren mit Arkonbomben vernichtet worden. Aber innerhalb des ausgehöhlten Mondes hatte sich die gigantische Hyperfunkstation befunden, die die Vernichtungsaktion der Mobys steuerte. Niemand hätte anders entscheiden können als er, Perry Rhodan. Millionen bedrohter Welten wurden dadurch gerettet. Nur die Gleamors starben ...

Rhodan räusperte sich.

Loor Tan fuhr zusammen und starrte ihn aus glitzernden Augen an. Der Gleamor hatte seinen typischen breiten Reifrock abgelegt. Auf der CREST II brauchte er das rein zweckbedingte Kleidungsstück nicht. In den Pilzsümpfen Gleams hatte es ihn vor dem Untersinken bewahrt. Jetzt trug Loor Tan die schmucklose Arbeitskombination eines terranischen Wartungstechnikers. Das machte ihn bedeutend menschlicher, wenn auch die Beinkleider viel zu weit für seine dürren Glieder waren.

Eine Handbewegung Rhodans schickte den Wachtposten aus der Kabine. Nicht ohne Grund hatte der Großadministrator seinen privaten Aufenthaltsraum als Ort des Gesprächs gewählt. Er wollte versuchen, die unsichtbare psychische Schranke zwischen sich und dem eigenartigen Wesen niederzureißen.

Mit einem Knopfdruck schaltete er den Translator ein.

»Bitte, Loor Tan, nehmen Sie Platz!«

Der Gleamor sank langsam in einen Gelenksessel, ohne dabei Rhodan aus den Augen zu lassen. Lächelnd nahm Perry Rhodan den mentalen Angriff zur Kenntnis. Es handelte sich dabei um fünfdimensionale Schwingungen, die vom Gehirn des Gleamors ausgingen. Einen Durchschnittsterraner hätte diese Ausstrahlung in gefährliche Euphorie versetzt. Rhodans geschulter Geist wehrte den Angriff mühelos ab.

»Lassen Sie es sein. Es hat keinen Zweck, Loor Tan. Außerdem sollten Sie aufhören, sich als Gefangenen zu betrachten. Lebewesen unserer Art sind miteinander verwandt, auch wenn ihre Entwicklung sich durch einen Abgrund getrennt vollzogen hat. Ihre wirklichen Gegner sind die Herren Andromedas. Es sind auch unsere Gegner. Wenigstens auf dieser Basis sollten wir zu einer Verständigung kommen.«

Zufrieden spürte er, wie der Gleamor seinen geistigen Angriff einstellte. Doch zeigte er seine Zufriedenheit nicht. Wachsam musterte er das nervös zuckende Gesicht seines Gegenübers.

»Man hat Ihnen den toten Androiden gezeigt ...?«

Ein tiefer Seufzer drang aus Loor Tans Brust. Anschließend schüttelte sich der Gleamor.

»Ich kenne Ungeheuer dieser Art nicht, Sir.«

Perry Rhodans Stimme füllte sich mit tiefem Ernst, als er entgegnete: »Ähnliche Ungeheuer gab es zu Tausenden und aber Tausenden auf dem Mond Ihrer Welt, Loor Tan. Nachdem Siren explodiert war, fielen sie durch den Weltraum über Gleam her. Es besteht begründeter Verdacht, dass sie die letzten Überlebenden Ihres Volkes umbrachten.«

Loor Tan schnellte aus dem Sessel, als wäre die Sitzfläche plötzlich glühend geworden. Er atmete heftig. Dabei stülpte er seine Unterlippe in kurzen Intervallen heraus und zog sie wieder zurück. Ohne Zweifel raubte die typische hochgradige Erregung dem Gleam die Sprache.

Endlich beruhigte er sich wieder.

»Was macht es schon aus, dass mein Volk nicht mehr lebt!«, sagte er müde. »Wir auf der Welt, die ihr Gleam nanntet, waren nur noch wenige. Außerdem befanden wir uns im letzten Stadium der Degeneration.« Er setzte sich wieder. »Von mir können Sie nicht viel erfahren, Sir. Suchen Sie die ›Mächtigen‹. Sie allein können Ihnen helfen, die Feinde unserer beiden Rassen zu finden.«

Perry Rhodan seufzte resigniert. Da war es wieder, dieses ominöse Wort. Die »Mächtigen« – angeblich die lebenstüchtig gebliebenen Rassegenossen eines weit verstreut lebenden Volkes – wo lebten sie und worin bestand ihre Macht ...?

Darüber hatte Loor Tan nichts aussagen können. Er selbst bezeichnete sich und die umgekommenen Gleamors als völlig degenerierte Nachkommen eines ehemals großen Volkes, die von Unbekannten verbannt worden waren. Es fiel nicht schwer, sich die Meister der Insel als die Unbekannten vorzustellen. Doch das führte ebenso in eine gedankliche Sackgasse wie alle anderen Überlegungen.

Rhodan zwang sich zur Ruhe. Die Nervosität des Gleamors wirkte ansteckend. Kurz berichtete er, was Loor Tan seiner Meinung nach über die Entdeckung der Dunkelwelt, die Sphären und die Monstren wissen musste.

Danach zwang er den Gleamor, ihm in die Augen zu sehen. Alle Willensenergie legte Rhodan in seinen Blick. Manche Leute sagten ihm nach, dass dieser Blick hypnotische Kraft ausstrahlte. Das stimmte zwar nicht, aber so sensible Naturen wie Loor Tan spürten den unbändigen Willen – und beugten sich.

Perry Rhodan wusste, dass Loor Tan die Wahrheit sprach, als er angab, keine Erklärung für die Ereignisse zu haben.

Er erhob sich und ging mit schweren Schritten auf den zurückweichenden Gleamor zu. Obwohl er dessen innerliches Sträuben spürte, legte er ihm beide Hände auf die Schultern.

»Hören Sie gut zu!«, sagte er beschwörend. »Wir sind keine Feinde, Loor Tan. Eigentlich sollten wir sogar Freunde sein. Doch ich weiß, dass so etwas seine Zeit braucht. Wenn ich gewisse Sicherheitsmaßnahmen treffe, so nur deshalb, weil ich aus Prinzip nicht anders handeln kann. Es wäre mir jedoch lieb, wenn Sie sich nicht als Gefangenen betrachten würden. Sollten Sie einen Wunsch haben, so lassen Sie es mich wissen.«

Er ließ die Hände sinken und ging zur Tür.

»Sergeant!«, rief er den Wachtposten an. »Begleiten Sie Loor Tan zu seiner Kabine. Ich wünsche jedoch, dass er zuvorkommend behandelt wird. Richten Sie sich bitte danach. Ihren Posten vor Loor Tans Tür nehmen Sie selbstverständlich wieder ein.«

Der Sergeant bestätigte.

Da Loor Tan sich nicht im geringsten sträubte, fiel seinem Bewacher die Aufgabe relativ leicht. Er ging neben dem Gleamor den Gang entlang, als ob sie beide zur normalen Besatzung der CREST II gehörten.

Mit undeutbarem Lächeln blickte Perry Rhodan hinter ihnen her.

*

Der große Panoramabildschirm in der Hauptzentrale war auf die Hypertaster geschaltet. Demzufolge zeichnete sich ein gestochen scharfes Abbild des Dunkelplaneten darauf ab.

Icho Tolot, der halutische Gigant, stand breitbeinig vor dem Halbrund des Kontrollpultes. Seine drei rotleuchtenden Augen hatte er ausgefahren. Er blickte unverwandt auf den Bildschirm, während die großen Augen auf ihren Stielen gleich Antennenköpfen kreisten.