Perry Rhodan 250: Die sechste Epoche - K.H. Scheer - E-Book

Perry Rhodan 250: Die sechste Epoche E-Book

K.H. Scheer

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Beschreibung

Sein Name war Kalak. - Er kam aus der Vergangenheit, um die Lebenden zu knechten... Die Oberbefehlshaber Perry Rhodan (Großadministrator des Solaren Imperiums, Aktivatorträger) und der Arkonide Atlan (Regierender Lordadmiral der United Stars Organisation, Aktivatorträger) hielten den Zeitpunkt für den ersten Vorstoß zur sogenannten Zweiten Galaxis für gekommen. Die Rückendeckung wurde als militärisch ausreichend berechnet. Mit dem 5. Januar des Jahres 2404 n. Chr. begann die 6. Epoche in der Geschichte der Neuen Menschheit seit 1971. Terraner und die von terranischen Kolonisten abstammenden Menschen flogen den Andromedanebel an...

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Nr. 250

Die 6. Epoche

Sein Name war Kalak. Er kam aus der Vergangenheit, um die Lebenden zu knechten

von K. H. SCHEER

Die Oberbefehlshaber Perry Rhodan (Großadministrator des Solaren Imperiums, Aktivatorträger) und der Arkonide Atlan (Regierender Lordadmiral der United Stars Organisation, Aktivatorträger) hielten den Zeitpunkt für den ersten Vorstoß zur so genannten Zweiten Galaxis für gekommen.

Die Rückendeckung wurde als militärisch ausreichend berechnet. Mit dem 5. Januar des Jahres 2404 n. Chr. begann die 6. Epoche in der Geschichte der Neuen Menschheit seit 1971.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator bekommt einen »großen Bahnhof«.

Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.

Oberst Melbar Kasom – Der USO-Spezialist testet ein neues Waffensystem.

Oberst Cart Rudo – Kommandant der neuen CREST III.

Major Don Redhorse – Chef der 1. Korvettenflottille.

Leutnant Ishe Moghu – Ein »Frischling«.

Kalak – Der letzte kosmische Ingenieur.

Batschadu

Prolog

Die Eroberung des Schrotschusstransmitters als Verbindungsglied zwischen dem galaktischen Sonnensechseck und dem äußeren Abwehrring der Meister der Insel stellte den Schlüssel zum Andromedanebel dar.

Der Wettstreit der Chronisten bei der Suche nach zufälligen oder geplanten Ereignissen in den Expansionsjahren zwischen 2401 und 2404 lässt den Schluss zu, dass die Menschheit unter der Führung des Großadministrators Perry Rhodan nur infolge exakter Wahrscheinlichkeitsberechnungen den Sprung zum Andromedanebel wagte.

Die Invasionsgefahr, die mit dem Auftauchen der Maahks akut geworden war, zwang zu einem Einsatz massierter Flottenstreitkräfte, die anfangs mit ungenügenden Nachschubbasen operieren mussten.

Der Schrotschusstransmitter, im Jahre 2401 noch ein umstrittener Stützpunkt, diente schließlich als vollwertiger Außenposten der Menschheit in Andromeda-Nähe.

Die anschließende Eroberung des Andro-Betanebels, einer dem interkosmischen Andromedanebel vorgelagerten Kleingalaxis, zählt zu den Großtaten der Terraner und eines USO-Kommandos unter der persönlichen Führung Atlans, des Lordadmirals.

Bei der Aufgliederung der Geschehnisse stößt der Chronist auf unüberwindlich erscheinende Schwierigkeiten. Viele Detailaufzeichnungen sind bei den Absetzmanövern der Solaren Flotteneinheiten und den guerillamäßigen Blitzeinsätzen verlorengegangen oder als geheime Verschlusssachen nicht zur Veröffentlichung freigegeben worden.

Feststeht, dass es den Besatzungen von nur fünf Superschlachtschiffen der Imperiumsklasse gelang, eine 7200 Lichtjahre durchmessende Zwerggalaxis mit so unzureichenden Hilfsmitteln zu erobern, dass spätere Berichterstatter am Wahrheitsgehalt der Daten zweifelten.

Geschickte politische Schachzüge und militärische Einsätze führten zum Abzug der Betawachtruppen. Die Mobys, halbenergetische Lebewesen, wurden durch die Zerstörung ihrer Fernlenkstation unschädlich gemacht.

Der wesentlichste Bestandteil der terranischen Kriegführung im Machtbereich der Meister der Inselwar jedoch die völlige Ablenkung gegnerischer Streitkräfte vom eigentlichen Unruheherd. Die in der benachbarten Kleingalaxis – dem Andro-Alphanebel – ansässigen Maahks, wurden von den Meistern der Inselfür die rätselhaften Geschehnisse verantwortlich gemacht.

In den letzten Monaten des Jahres 2402 begann die große Revolte der Wasserstoff-Methan-Atmer. Sie war von den Wissenschaftlern der Solaren Abwehr unter der Leitung des Solarmarschalls Allan D. Mercant (Aktivatorträger, biologisch unsterblich, siehe Erfahrungsstudien Dr. Agrakat, Leiter d. Arahochschule für prakt. Biophysik, Band 1123, Art. 254) erwartet worden. Die kosmopsychologischen Berechnungen über den Widerstandswillen der Maahks waren zutreffend.

Zugleich mit dem forcierten Ausbau des Stützpunktplaneten Gleam im Tri-System, Andro-Beta, erfolgten die ersten Vorbereitungsoffensiven der Maahks wider die Willkür der unbekannten Mächte aus der nahen Andromedagalaxis.

Es ist als sicher anzunehmen, dass der Vorstoß der Menschheit in den Beta-Zwergnebel gescheitert wäre, wenn die Revolte der Methans nicht zum annähernd gleichen Zeitpunkt begonnen hätte.

Ende 2402 gelang die Stabilisierung der Nachschubverbindungen zwischen dem Schrotschusstransmitter und dem Tri-System. Die Entfernung von 400.000 Lichtjahren konnte mit Hilfe neuentwickelter Zusatztriebwerke ohne Benutzung eines Sonnentransmitters überwunden werden.

Eine Großoffensive leibeigener Maahktruppen auf den Schrotschusstransmitter wurde von der terranischen Leerraumflotte unter Führung des Staatsmarschalls Reginald Bull (Aktivatorträger, siehe Anm. I) abgewehrt. Die Vernichtung der Angreifer und die Transportsperre verhinderten sowohl eine unerwünschte Berichterstattung an die Befehlshaber der Maahks als auch weitere Angriffe. Das Schrotschusssystem wurde offensivsicher. (Entfernung von den Grenzen der Milchstraße nach BP-Wert 950.000 Lichtjahre.)

Einsätze des USO-Superschlachtschiffes IMPERATOR und des terranischen Flottenflaggschiffs CREST II im Alphanebel erbrachten den Beweis, dass die Völker der Wasserstoff-Methan-Atmer zu einer ernsten Bedrohung des Andromedanebels geworden waren. Dies führte nach der Vernichtung des Betatransmitters zur Isolierung der Beta-Kleingalaxis und zur Abschirmung der terranischen Basis im Tri-System.

Ein Jahr später, im Januar des Jahres 2404, wurde der Ausbau des Flottenstützpunktes Gleam in der ersten Phase vollendet. Verbesserte dreistufige Zusatztriebwerke für alle Raumschiffe des terranischen Typenprogramms erwiesen sich als ausreichend funktionssicher zur Überbrückung des Abgrunds zwischen dem Schrotschusstransmitter und dem Andro-Betanebel.

Die Menschheit fasste im Betanebel endgültig Fuß. Eine starke Flotte wurde über dem Tri-System und den benachbarten strategisch wichtigen Sternballungen stationiert.

Die Oberbefehlshaber Perry Rhodan (Großadministrator des Solaren Imperiums, Aktivatorträger) und der Arkonide Atlan (Regierender Lordadmiral der United Stars Organisation – Aktivatorträger) hielten den Zeitpunkt für den ersten Vorstoß zur so genannten Zweiten Galaxis für gekommen.

Die Rückendeckung wurde als militärisch ausreichend berechnet. Mit dem 5. Januar des Jahres 2404 n. Chr. begann die 6. Epoche in der Geschichte der Neuen Menschheit seit 1971.

Terraner und die von terranischen Kolonisten abstammenden Menschen flogen den Andromedanebel an ...

1.

Ein Generalstäbler des USO-Hauptquartiers auf Gleam, dem einzigen Planeten des künstlich aufgebauten Tri-Systems, war, vier Wochen nach der Ankunft des Flotten-Großraumtransporters ANBE-205 der Meinung gewesen, die Ladung dieses fünfzehnhundert Meter durchmessenden Kugelschiffes sei mehr wert, als alles, was bisher vom Versorgungshafen Schrotschuss auf die Reise geschickt worden wäre.

Der Name dieses Offiziers war Melbar Kasom, Oberst und Spezialist der USO. Es war fast selbstverständlich gewesen, dass die Auffassung des umweltangepassten Ertrusers von den Fachleuten des terranischen Generalstabes bestritten worden war. Die freundschaftliche Rivalität zwischen den erdgeborenen Besatzungen der solaren Flotteneinheiten und den Männern der USO-Schiffe, die aus Nachkommen ehemaliger Terrakolonisten bestanden, ließ eine sofortige Übereinstimmung nur dann zu, wenn man keine Zeit für Sticheleien hatte.

Melbar Kasom hatte nach einem stundenlangen Für und Wider keinen anderen Weg mehr gesehen, als seine Schlussfolgerung durch die Tat zu beweisen.

Der derzeitige Chef des Einsatzkommandos Andro-Beta, Lordadmiral Atlan, hatte es ebenfalls für richtig gehalten, den Wert dieser Nachschubladung testen zu lassen.

Schon zehn Minuten später hatte er es bitter bereut, seinen Männern die Erlaubnis erteilt zu haben, das Transportgut der ANBE-205 zu erproben.

Die Ladung des Schiffes hatte aus eintausend zweisitzigen Raumjägern vom Typ MOSKITO-Jet und zweihunderttausend Tonnen Ersatzteilen bestanden. Die Maschinen waren sechsundzwanzig Meter lang, am Bug vier Meter und am Heck drei Meter durchmessend. Scharfgepfeilte Deltatragflächen und hochragende Seitenleitwerke wiesen darauf hin, dass die terranischen Konstrukteure auch an Flüge innerhalb einer planetarischen Atmosphäre gedacht hatten. Im freien Raum waren die aerodynamischen Hilfsmittel nutzlos. Dies war es aber nicht, was Melbar Kasom zu seinem begeisterten Ausruf verleitet hatte.

Mit den neuen Moskito-Jets war es erstmalig in der Geschichte des terranischen Flottenbauprogramms gelungen, Kleinstraumschiffe mit einem Überlichttriebwerk auszurüsten.

Die Idee zu einer derartigen Konstruktion war schon alt, nur war es bisher unmöglich gewesen, die Kalupschen Kompensationskonverter in Kompaktbauweise herzustellen. Nun standen die Kompaktgeräte zur Verfügung. Damit war es gelungen, die schlanke Zelle eines Moskitos zusätzlich zu dem Normaltriebwerk mit einem Kalup auszustatten und überdies das Energieversorgungsproblem auf engstem Raum zu lösen.

Terranische Jägerpiloten hatten beim Anblick der Moskitos gemeint, sie würden keinen einzigen Fehler verzeihen! Mit einem anderen Nachschubraumer war gleichzeitig ein Spezialistenteam zur Wartung der neuen Jäger angekommen – und zweiunddreißig Ingenieurroboter pro Maschine. Als die Techniker der über Gleam stationierten Flotteneinheiten die breiten Wartungsklappen in den Rümpfen geöffnet hatten, waren sie erst einmal blass geworden. Anschließend hatten sie sich bedeutungsvoll angesehen, die Klappen wieder geschlossen und dem Fachpersonal ein »herzliches Beileid« zugerufen.

Moskitos waren fliegende Triebwerke und Kraftstationen mit sinnverwirrenden Schaltungselementen. Bei oberflächlicher Betrachtung gewann man den Eindruck, als hätten die Konstrukteure erst in letzter Sekunde daran gedacht, dass Maschinen dieses Typs schließlich auch zwei Besatzungsmitglieder aufnehmen sollten.

Die Umschulung von eintausend Raumjagdpiloten und eintausend Navigatorortern hatte trotz der vorbereiteten Hypnoprogramme vier Wochen gedauert. Nach dieser Zeit war es Atlan nicht mehr möglich gewesen, die Raumflugerprobung noch länger hinauszuschieben. Terraner und USO-Besatzungen hatten sich berufen gefühlt, den Gefechtswert der Moskitos zu beweisen – in erster Linie natürlich die kampferfahrenen Jagdpiloten des USO-Superschlachtschiffes IMPERATOR.

Ihre nicht weniger geschickten Kollegen vom solaren Flottenaufgebot hatten sich vorgenommen, die Meinung ihrer Stabsoffiziere zu unterstützen und zu zeigen, dass Kasoms Enthusiasmus fehl am Plätze sei. Ihnen ging es darum, die Moskitos durch härteste Flugerprobungen im Normaluniversum, im linearen Zwischenraum und schließlich innerhalb einer Atmosphäre ungeachtet der damit verbundenen Gefahren »in ihre Bestandteile« zu zerlegen.

Die USO-Piloten unter Kasoms Führung wollten die Maschinen nicht weniger hart testen; aber sie sollten unbedingt zeigen, dass Moskitos allen Beanspruchungen gewachsen waren.

Vor etwa zwei Stunden waren vierundzwanzig Silberpfeile in Gleams Himmel gerast. Schon der Gewaltstart hatte erkennen lassen, wie ernst es die achtundvierzig Männer meinten.

Sie waren mit, hochgespannten Prallschirmen zur Abwehr der Gasmoleküle angeruckt und hatten in einer Höhe von nur zehntausend Metern die Triebwerke auf volle Schubleistung hochgefahren.

Die Lufthülle des großen Planeten war mit solcher Wucht aufgerissen worden, dass man auf dem neuerbauten Raumhafen von Power Center schleunigst in Deckung gegangen war.

Nachdem das Inferno aus Druckwellen und Donnerschlägen abgeklungen war, hatte man die vierundzwanzig Moskitos nur noch als grüne Leuchtpunkte auf den Schirmen der Energietaster ausmachen können.

Nunmehr, zwei Stunden nach dem Start, kehrten die beiden Jagdverbände aus dem Linearraum zurück. Es waren immer noch vierundzwanzig Maschinen! Die Navigatororter, gleichzeitig Funker, Bordingenieure und Mädchen für alles, hatten über Richtstrahlhyperfunk vierundzwanzig Kurzimpulse abgestrahlt. An Bord der Maschinen war alles in Ordnung, doch nun begannen die gefechtsmäßigen Scheinangriffe und damit die eigentlichen Belastungsproben. Der überlichtschnelle Linearflug konnte entweder nur gelingen, oder misslingen. Materialzerreißende Manöver waren im Halbraum ausgeschlossen.

Kasom war mit seinem Verband zwanzig Lichtjahre weit in den Leerraum zwischen dem Zwergnebel Andro-Beta und der hunderttausend Lichtjahre entfernten Andromedagalaxis vorgestoßen.

Dort war er in das Einsteinuniversum eingetaucht, hatte seine Maschinen gesammelt, die einfach lichtschnelle Fahrt aufgehoben, erneut Geschwindigkeit aufgenommen, um unverzüglich den Rückweg anzutreten.

Die terranischen Besatzungen waren fast gleichzeitig mit ihm über Gleam angekommen. Man war fair genug gewesen, die abgesprochenen Flugdaten genau einzuhalten.

»Hmm ...!«, hatte der Ertruser gesagt. Niemand wusste genau, ob dieser Laut ein Zeichen der Anerkennung oder der Rüge gewesen war.

Jetzt raste Melbar Kasom mit seinem kleinen Verband auf ein ferngesteuertes Zielschiff zu. Es stand vierzigtausend Kilometer jenseits der Kreisbahn, die von den schnellen Kreuzern des äußeren Abwehrringes symbolisiert wurde.

Für Lordadmiral Atlan wurde es Zeit, nochmals an den Fehler zu denken, den er mit der Erlaubnis für eine solche Raumflugerprobung gegeben hatte.

*

»Die sind wahnsinnig – die sind tatsächlich wahnsinnig«, behauptete Oberst Heske Alurin, Kommandant des USO-Superschlachtschiffes IMPERATOR. »Was soll ich machen?«

Atlans Gesicht schaute von den Bildschirmen auf ihn herab.

»Unsere Helden haben soeben das einzige Zielschiff im Betanebel in eine Gaswolke verwandelt. Die Terraner haben aus der Rotposition heraus angegriffen. Dabei geschah es, dass zwei USO-Jäger ins Kreuzfeuer gerieten. Nein, werden Sie nicht schon wieder blass. Es ist nichts passiert. Es genügt, wenn ich dem Weinen nahe bin. Verlassen Sie mit der IMPERATOR die Auffanglinie. Bauen Sie Ihre Schutzschirme auf und versuchen Sie, die Thermoschüsse der angreifenden Jäger zu absorbieren. Jetzt will ich genau wissen, was die kleinen Kanonen taugen. Ist Ihnen übel?«

Heske Alurin starrte aus glasigen Augen zu den Bildschirmen hinauf. Der Arkonide lächelte maliziös.

»Beinahe, Sir«, entgegnete der Epsalgeborene.

»Nur beinahe! Mir ist tatsächlich übel. Unsere vierundzwanzig Amokläufer sind außer Rand und Band. Die hinter ihnen sitzenden Orter sehen ihre Aufgabe darin, ihre Piloten obendrein noch anzufeuern. Wenn die Maschinen das aushalten, werde ich sie sofort zum Fronteinsatz freigeben. Lassen Sie Klarschiff anschlagen, Heske, und passen Sie auf, dass Sie nicht aus purem Übermut mit den Transformkanonen angegriffen werden.«

»Wenn Sie mir verraten könnten, Sir, wie ich das machen soll, wäre ich Ihnen sehr verbunden.«

Atlan stieß einen Seufzer aus.

»Es tut mir leid. Sie sind ein Mensch, nicht wahr? Also lassen Sie Ihren typisch menschlichen Scharfsinn spielen. Ein alter Arkonidenadmiral ist da überfragt.«

Atlan schaltete ab. Heske Alurin sah noch einen Augenblick auf den leeren Schirm, ehe er seinen klobigen Körper in den Kommandosessel zurücksinken ließ. Niemals zuvor hatten die Männer der IMPERATOR ihren Kommandanten so schauerlich fluchen hören.

Oberst Baptiste Rigard, Kommandant des terranischen Superschlachtschiffes NAPOLEON, hatte ähnliche Befehle erhalten. Er zog sein Schiff ebenfalls aus der Umlaufbahn und folgte dem USO-Schiff mit hoher Fahrt.

Vierundzwanzig Terraner und vierundzwanzig Kolonistennachkommen hatten die beiden Kugelriesen im gleichen Augenblick ausgemacht.

Melbar Kasom stand mit seinem Verband im Grünsektor der Gleam-Flotte. Oberstleutnant Faser, der Chef des terranischen Testkommandos, hob soeben die Restfahrt auf. Er hatte erleichtert festgestellt, dass die beiden USO-Jäger, die in das Kreuzfeuer seiner Maschinen geraten waren, den Beschuss unbeschadet überstanden hatten.

Faser blickte sich um. Von den anderen elf Moskitos sah er nur hier und da einen Umriss. Es geschah immer dann, wenn die Düsenflamme der synchron geschalteten Korrekturtriebwerke an den Rümpfen entlangwaberten.

Drei Minuten später hatte Faser seinen weiten Schwenk beendet. In den Lautsprechern der einfach lichtschnellen Funksprechverbindung krachte es. Atlan meldete sich.

»Befehl an alle Jägerpiloten des Testkommandos: Sie dürfen die beiden Superraumer mit Ihren Impulskanonen angreifen. Ich wiederhole – mit Ihren Impulskanonen! Kommen Sie jedoch nicht auf die Idee, die neuen Transformgeschütze ebenfalls zu erproben. Ab sofort herrscht Funkverbot auf Hyperwelle. Die Herren scheinen in ihrer Begeisterung zu übersehen, dass wir uns nicht in der Heimatgalaxis befinden. Die Fahrt darf nicht mehr über dreißig Prozent einfache LG erhöht werden. Schalten Sie Ihre neuen Schutzschirme ein. Ihre Maschinen glänzen bereits in voller Pracht auf den Feuerleit-Zieltastern der Superschlachtschiffe. Sie werden ihr Feuer erwidern. Wie gefällt Ihnen das?«

»Klasse, Sir, Klasse«, sagte jemand. Faser grinste. Er kannte die kühle Stimme.

»Wer war das?«, fragte Atlan zurück. »Nein, schweigen Sie. Ich erinnere mich. Sie sind Captain Arl Tratlo, der Dreitöter, nicht wahr?«

»Jawohl, Sir. Die Männer der NAPOLEON versuchen, dem terranischen Kommando im günstigen Winkel vor die Bugkanonen zu laufen. Das ist nicht korrekt, Sir. Wir sind viel weiter entfernt.«

Atlan holte tief Luft. Man hörte seinen Atemzug.

»Sie sollen auch nicht die NAPOLEON, sondern die IMPERATOR als Zielschiff nehmen. Wenn mich nicht alles täuscht, versuchen diese Herren den gleichen Trick. Terraner bleibt Terraner. Greifen Sie an. Sie werden ebenfalls unter Feuer genommen. Wenn Ihre Warnautomatik eine achtzigprozentige Schirmbelastung anzeigt, drehen Sie ab, verstanden? Das gilt für alle Piloten.«

Fünf Minuten später brach im Raum über Gleam die Hölle los. Je zwölf winzige Raumschiffe griffen einen Superriesen der Imperiumsklasse an. Die Energiefinger der Impulsgeschütze wurden von den Schutzschirmen der Fünfzehnhundertmeter-Raumer mühelos aufgefangen.

Oberst Heske Alurin stand in der Funkzentrale seines Schiffes. Er hörte sich gelassen die Verwünschungen an, die ständig auf der Jägerfrequenz aus den Lautsprechern kamen.

»Mit den kleinen Thermogeschützen kommen sie nicht durch, Sir«, meinte ein Funkoffizier. »Hoffentlich verfällt man nicht auf die Idee, es doch einmal mit Transformbomben zu versuchen. Die Moskitos können Geschosse von zwanzig Gigatonnen verfeuern. Das dürfte gefährlich werden, Sir.«

»Es bedeutete unsere Vernichtung«, sagte Alurin in aller Ruhe. »Feuerleitzentrale, eröffnen Sie das Wirkungsfeuer mit den leichten Thermogeschützen. Ich möchte sehen, wie gut die sagenhaften grünen Schutzschirme sind.«

Die IMPERATOR erbebte unter der Salve. Fünftausend Kilometer entfernt wurden die zwölf USO-Jäger aus dem Anflugkurs gewirbelt. Alurin hielt die Luft an, bis die Maschinen wieder klar erkennbar waren.

»Volltreffer, keine Beschusswirkung«, gab die Robotautomatik bekannt.

Die Offiziere der NAPOLEON machten mit dem terranischen Verband die gleichen Erfahrungen. Die vierundzwanzig Piloten ließen – abgesehen von wilden Verwünschungen – nichts von sich hören. Dann klang Kasoms Stimme auf.

»Verbandsführer USO an IMPERATOR – lasst den Unfug mit den Knallbüchsen. Meine Automatik zeigt knapp sechs Prozent Schirmbelastung an. An Kommandant: Wir haben nagelneue Abwehrwaffen; so genannte Hochenergie-Überladungsschirme, in Kurzform HÜ-Schirme genannt. Es sind wesentlich verbesserte Ausgaben jener grünen Energiefelder, die wir bei den Maahk-Schiffen angetroffen haben. Feuern Sie mit Ihren schweren Impulsgeschützen und Desintegratoren.«

Atlan gab die Erlaubnis. Er war fassungslos. Während des entbrennenden Testgefechtes, das an Gefährlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ, konnte eindeutig festgestellt werden, dass die neue Defensivbewaffnung der Moskito-Jets von den Normalgeschützen der Superschlachtschiffe nicht durchschlagen werden konnte. Allerdings wurden die Maschinen wie welke Blätter im Orkan herumgewirbelt. Die Andruckneutralisatoren liefen ständig mit Höchstbelastung.

Ehe die Angriffe der Jäger noch wilder und heftiger wurden, ließ Atlan die Erprobung abbrechen. Es dauerte jedoch zehn Minuten, bis er überall gehört wurde.

Terraner und USO-Piloten zogen anschließend glühende Gasbahnen durch die Atmosphäre des Planeten Gleam. Sie riskierten Flugmanöver, die jede andere Maschine mit einer sofortigen Explosion quittiert hätte.

Erst als der Arkonide zu toben begann und harte Strafen androhte, setzten die Moskitos zur Landung an.

Als sie auf dem weiten Hafen zwischen den südpolaren Bergen standen und die Besatzungen der beiden Superschlachtschiffe noch über die unglaubliche Widerstandskraft der neuen Schutzschirme diskutierte, meldete sich der mit dem Wartungsteam angekommene Chefingenieur. Sein Name war Marco Sagener.

Er nickte Atlan zu, suchte sich einen Klappschemel und deutete zu den Bildschirmen der Bodenfunkstation hinauf.

»Das hätten Sie sich ersparen können, Sir. Wir haben die Moskitos noch viel eingehender getestet.«

Atlan schwenkte den Drehsessel herum und erhob sich.