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Die Welt der Zentrumswächter gleicht einer uneinnehmbaren Festung - selbst Teleporter haben keine Chance... Man schreibt den 10. März 2404 terranischer Standardzeit. Perry Rhodans Vorstoß in die Andromeda-Galaxis, das eigentliche Herrschaftsgebiet der mysteriösen Meister der Insel, hat längst begonnen. Das Fahrzeug, dessen sich Perry Rhodan bei dieser gefahrvollen Expedition bedient, ist die CREST III, das neue Flaggschiff der Solaren Flotte, ein nahezu unangreifbarer 2500-Meter-Kugelraumer, von 5000 Elitesoldaten des Solaren Imperiums bemannt. Daß selbst ein solches Riesenraumschiff in akute Gefahr geraten kann, bewies der Zwischenfall auf KA-preiswert, der fliegenden Werft des kosmischen Ingenieurs Kalak. Inzwischen sind Kalak, der "Paddler", und seine geretteten Artgenossen zu verläßlichen Verbündeten der Terraner geworden, und KA-preiswert dient längst als Stützpunkt für die Andromeda-Expedition. Perry Rhodan kann nun daran gehen, weiter ins Unbekannte vorzudringen! Anfang März steht die CREST bereits tief in der Warnzone vor dem verbotenen Zentrum von Andromeda, und die erste Begegnung mit den Tefrodern ist bereits erfolgt. Die Zentrumswächter sehen wie Menschen der Erde aus, doch sie kämpfen für die Meister der Insel. Tefrod selbst, die Zentralwelt der Wächter, gleicht einer uneinnehmbaren Festung. Sogar Gucky, das kleine Wesen mit den großartigen Paragaben, gerät in Schwierigkeiten, als er IM REICHE DER ZENTRUMSWÄCHTER auftaucht...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 256
Im Reich der Zentrumswächter
Die Welt der Zentrumswächter gleicht einer uneinnehmbaren Festung – selbst Teleporter haben keine Chance ...
von CLARK DARLTON
Man schreibt den 10. März 2404 terranischer Standardzeit. Perry Rhodans Vorstoß in die Andromedagalaxis, das eigentliche Herrschaftsgebiet der mysteriösen Meister der Insel, hat längst begonnen. Das Fahrzeug, dessen sich Perry Rhodan bei dieser gefahrvollen Expedition bedient, ist die CREST III, das neue Flaggschiff der Solaren Flotte, ein nahezu unangreifbarer 2500-Meter-Kugelraumer, von 5000 Elitesoldaten des Solaren Imperiums bemannt.
Dass selbst ein solches Riesenraumschiff in akute Gefahr geraten kann, bewies der Zwischenfall auf KA-preiswert, der fliegenden Werft des kosmischen Ingenieurs Kalak. Inzwischen sind Kalak, der »Paddler«, und seine geretteten Artgenossen zu verlässlichen Verbündeten der Terraner geworden, und KA-preiswert dient längst als Stützpunkt für die Andromeda-Expedition.
Perry Rhodan kann nun daran gehen, weiter ins Unbekannte vorzudringen!
Anfang März steht die CREST bereits tief in der Warnzone vor dem verbotenen Zentrum von Andromeda, und die erste Begegnung mit den Tefrodern ist bereits erfolgt. Die Zentrumswächter sehen wie Menschen der Erde aus, doch sie kämpfen für die Meister der Insel. Tefrod selbst, die Zentralwelt der Wächter, gleicht einer uneinnehmbaren Festung.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator soll zum Tode verurteilt werden.
Kalak – Ein kosmischer Ingenieur.
André Noir – Hypno des Mutantenkorps.
Gucky – Der Mausbiber wird durch Parafallen außer Gefecht gesetzt.
Atlan – Perry Rhodans Begleiter bei der »Spionageaktion Tefrod«.
Icho Tolot – Der Haluter läuft Amok.
Watula
1.
Die kleine, gelbe Sonne besaß einen Trabanten.
Seit zwei Tagen schon kreiste das Ultraschlachtschiff CREST III knapp am Außenrand der glühenden Atmosphäre um den Stern. Hier war die CREST vor jeder Ortung sicher.
Man konnte die CREST III getrost als einen »Himmelskörper« bezeichnen, denn das Ultraschlachtschiff war eine Kugel mit zweieinhalb Kilometer Durchmesser. Der Hochenergie-Überlastungsschirm, kurz HÜ-Schirm genannt, und die schwere Bewaffnung machten sie zu einer unangreifbaren Festung. Fünfzig Beiboote vom Typ »Korvette« – verbesserte Kaulquappen – und fünfhundert Zweimannjäger des »Moskito-Typs« warteten in den riesigen Hangars auf ihren Einsatz. Mit ihren drei neuartigen Kalupkovertern erhielt die neue CREST eine Flugreichweite von einer Million und zweihunderttausend Lichtjahren.
Perry Rhodan hatte die zwei Tage nicht nutzlos verstreichen lassen. Die Leichen der drei Tefroder wurden in den Speziallabors der medizinischen Abteilung genauestens untersucht. Jeden Augenblick konnte das Gesamtergebnis eintreffen.
Die Tefroder ...!
Man war ihnen zum ersten Mal begegnet, als man versuchte, tief in den Andromedanebel einzudringen. Der kosmische Ingenieur Kalak hatte Rhodan vor ihnen und vor dem ganzen Unternehmen gewarnt. Die Tefroder, behauptete er, seien die engsten Vertrauten der Meister der Insel, jener geheimnisvollen Wesen, die den ganzen Nebel beherrschten. Sie würden als »Sektorenwächter« bezeichnet und hinderten jeden daran, in die verbotene Sperrzone des Zentrumskerns einzudringen. Schon in der so genannten Warnzone, fünfhundert Lichtjahre vor Beginn der Sperrzone, patrouillierten die Wachkreuzer der Tefroder.
Die Begegnung war unvermeidlich, sie brachte die erste große Überraschung. Die Schiffe der Tefroder waren Kugelraumer, mit denen der Arkoniden und Terraner nahezu identisch. Aber das war noch nicht alles. Die Tefroder selbst – waren Menschen.
Sie unterschieden sich in nichts von den Terranern.
Rhodan gab das weitere Vordringen in die Sperrzone daher vorerst auf, um das Geheimnis der Tefroder zu ergründen. Es konnte kein Zufall sein, dass zwei Rassen – durch anderthalb Millionen Lichtjahre getrennt – die gleiche Entwicklung durchgemacht hatten. Dahinter steckte ein Geheimnis, und es würde noch größer werden, wenn sich seine vage Theorie bewahrheiten sollte, dass die Tefroder mit den Meistern der Insel identisch waren.
Doch gerade das war der strittige Punkt.
»Sie irren sich, Perry Rhodan«, sagte der kosmische Ingenieur Kalak mit einem leichten Lächeln, als sie nach dem Essen in der Offiziersmesse saßen und sich unterhielten. »Die Tefroder sind die Diener der Meister, nicht mehr und nicht weniger. Ich habe es Ihnen schon gesagt.«
Kalak sollte es eigentlich wissen. Er gehörte jener Rasse an, die Tausende von Jahren auf ihren Reparaturplattformen den Andromedanebel durchstreift und den raumfahrenden Völkern ihre Dienste angeboten hatte. Die Meister hatten diese Rasse vernichtet, als sie ihnen zu gefährlich wurde. Kalak war entkommen, und Rhodan hatte ihn aus seinem achthundert Jahre dauernden Tief schlaf erweckt.
Atlan nickte.
»Ich bin nun auch Ihrer Meinung, Kalak. Die Lösung wäre zu einfach. Außerdem wäre die Tarnung sinnlos. Wozu dann die verbotene Zone um den Zentrumskern? Dort muss es etwas geben, von dem niemand wissen darf. Vielleicht die Heimatwelt der Meister.«
Der Haluter Icho Tolot stand dabei. Er war dreieinhalb Meter groß, ein gewaltiger Kämpfer und ein genialer Wissenschaftler. Er schwieg, denn für ihn gab es ein anderes Problem, das ihn beschäftigte. Es hatte nur indirekt mit den Meistern zu tun.
Zwei der drei toten Tefroder gingen auf sein Konto. Als sie ihn erblickten, verloren sie den Verstand. Sie brachen in verzweifelte Schreie aus und verübten Selbstmord, um ihn nicht mehr sehen zu müssen. Das war eine Handlungsweise, die jeder Logik widersprach, und die Tefroder hatten sich als äußerst logische Denker erwiesen.
Warum also hatten sie es getan?
Es gab keine Antwort darauf.
»Wenn wir etwas herausfinden wollen, gibt es für uns nur eine Möglichkeit«, sagte Rhodan in die Pause hinein. »Kalak, wissen Sie, wo die Hauptwelt der Tefroder liegt? Kennen Sie die Koordinaten? Wie heißt sie – und ist es schwer, auf ihr zu landen?«
Kalak sah Rhodan erschrocken an, dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht, und er schüttelte den Kopf.
»Sie sind ein unglaublicher Mensch, Rhodan. Ich beginne zu begreifen, wie Sie es fertigbringen konnten, den Sprung über den großen Abgrund der Sternenleere zu wagen. Sie bringen es auch fertig, die Tefroder zu überraschen oder gar auf Tefrod zu landen.«
»Tefrod also. Wissen Sie mehr?«
»So ziemlich alles, Rhodan. Mein Gedächtnis hat nicht nachgelassen. Aber ich sage Ihnen gleich, es ist aussichtslos, ohne Erlaubnis der Zentralregierung der Tefroder auf Tefrod zu landen. Und die Erlaubnis werden Sie niemals erhalten.«
»Ist es weit von hier?«
Kalak seufzte.
»Ich sehe, dass es wenig Sinn hat, Ihnen den Gedanken ausreden zu wollen. Sie sollen Ihren Willen haben. Ich werde Ihnen alles sagen, was ich darüber weiß – aber lassen Sie mich bitte aus dem Spiel. Ich werde nicht mit nach Tefrod fliegen.«
»Das verlangt auch niemand von Ihnen. Es gab schon einmal einen Planeten, der für Fremde verboten war, im Nebel Andro-Alpha. Wir verbargen uns im Innern eines kleinen Handelsschiffes und landeten dort unbemerkt. Ähnlich werden wir hier vorgehen.«
»Haben Sie eine Ahnung, wie gut die Sicherungen der Tefroder sind. Doch davon später. Warten Sie, ich hole die Karten. Vorher sehe ich in der Kommandozentrale nach und erkundige mich nach unserem jetzigen Standort. Dann kann ich Ihnen mehr sagen.«
Er stand auf und verließ die Messe.
Atlan sah ihm nach.
»Wir können froh sein, ihn zu haben. Ohne ihn wären wir hilfloser.«
»Nur etwas ahnungsloser«, widersprach Rhodan. »Immerhin konnten wir durch ihn von den Tefrodern erfahren, dass die verbotene Zone einen Durchmesser von zwanzigtausend Lichtjahren hat. Sie gleicht einer Kugel, die von der Warnzone wie eine Schale umgeben ist. Die Warnzone ist fünfhundert Lichtjahre dick. Die Tefroder haben an die zwanzigtausend Sonnensysteme mit fünfunddreißigtausend Planeten kolonisiert und besiedelt. Es sind fast alles Stützpunkte, die zur Überwachung der verbotenen Zone dienen. Ein gewaltiges Imperium, von dem wir uns keine Vorstellung machen können.«
»Und doch nur die Vorhut«, sagte André Noir, der Hypnomutant.
Die Tür öffnete sich. Der Chef des Mutantenkorps, John Marshall, betrat die Messe. An seiner Hand hielt er den Mausbiber Gucky, der immer noch den Kopfverband trug. Im Kampf gegen die Tefroder war er auf höchst unrühmliche Art und Weise verwundet worden. Vier Tefroder lagen als Gefangene in der Krankenstation. Als sie entflohen, machten sie Gucky durch einen Schlag auf den Kopf unschädlich. Dieser Schlag war mit einer äußerst ungewöhnlichen Waffe geführt worden: einem Nachtgeschirr der Krankenstation.
Seitdem litt Gucky unter einem Nachttopfkomplex.
»Wir hörten, dass Sie hier Ihre Mittagspause genießen«, sagte John Marshall und setzte sich. Er nahm Gucky auf den Schoß. »Schon Ergebnisse der Untersuchungen aus dem Labor?«
»Leider noch nicht.« Rhodan sah auf seine Uhr. »Müssten aber jeden Augenblick eintreffen.« Er betrachtete Gucky. »Geht's schon besser?«
»Ich brauche den dummen Verband nicht mehr«, piepste der Mausbiber wütend. »Die Beule ist längst verschwunden.«
»Man sollte ab sofort Nachtgeschirre aus Weichgummi einführen«, schlug Noir vor. »Dann kann so etwas nicht mehr passieren.«
Gucky warf ihm einen vernichtenden Blick zu, hielt aber den Mund.
Kalak kam wieder. Unter dem Arm trug er die Sternenkarten der kosmischen Ingenieure, die den ganzen Andromedanebel – bis auf die verbotene Zone – katalogisiert hatten.
»Ich denke, wir haben es«, sagte er und setzte sich neben Rhodan. Er legte die Karten auf den Tisch. »Wir stehen jetzt hier, bei dem einzelnen Stern. Der Hauptplanet der Tefroder, Tefrod genannt, ist von unserem derzeitigen Standort elftausendzweihundertunddrei Lichtjahre entfernt. Er ist der dritte Planet von insgesamt sieben, die alle die gelbe Normalsonne Tefa umkreisen. Das wären die Daten.«
»Entfernung von der Sperrzone?«
»Fünfhundert Lichtjahre. Tefa steht genau am Rand der Warnzone.«
»Was wissen Sie von Tefrod selbst? Welcher Art ist dieser Planet. Ich wäre Ihnen dankbar ...«
Das Visiphon summte. Rhodan stand auf und drückte auf den Knopf. Auf dem kleinen Bildschirm erschien das Gesicht eines Mannes. Er hatte eine Glatze, war außerordentlich hager und sah alles andere als fröhlich aus. Aber das hatte nicht viel zu bedeuten. Chefarzt Dr. Ralph Artur machte immer ein missmutiges Gesicht.
»Die Ergebnisse«, fragte Rhodan sofort.
Dr. Artur nickte, ohne dass sich sein Gesichtsausdruck veränderte.
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ins Labor kämen. Wir haben einige Überraschungen für Sie bereit. Außerdem könnten Sie sich dann selbst überzeugen.«
»Wir sind in zehn Minuten dort«, versprach Rhodan und schaltete ab. Er sah die anderen an. »Sieht so aus, als gäbe es doch Unterschiede zwischen den Tefrodern und uns, nicht wahr?«
*
Auf dem Weg zu den medizinischen Labors meinte Kalak: »Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass die Körperform des Menschen, überhaupt die humanoide Körperform, die Idealform eines intelligenten Lebewesens darstellt. Daher verwundert es mich kaum, dass ihr Terraner den Tefrodern ähnlich seht. Allerdings ist es erstaunlich, dass selbst die Organe identisch sind.«
»Als die vier Gefangenen noch lebten, konnten nur oberflächliche Untersuchungen angestellt werden. Sie brachten keine Unterschiede zutage. Dann flohen die Gefangenen. Einer wurde draußen im Raum mit dem erbeuteten Moskito vernichtet, die anderen drei starben im Schiff.« Rhodan deutete auf den nächsten Lift. Sie stiegen ein und schwebten nach oben. »Jetzt, da die drei Tefroder tot sind, ist eine genauere Untersuchung möglich. Das Ergebnis scheint jedenfalls interessant zu sein.«
»Von wegen Idealform«, sagte Icho Tolot und grinste. »Das sieht man an mir. Bin ich als humanoid zu bezeichnen?«
Kalak betrachtete den Koloss mit den zwei Säulenbeinen und vier Armen.
»Ja, das möchte ich schon behaupten. Variationen spielen keine große Rolle. Sie sind durchaus humanoid, auch wenn Sie nicht wie ein Mensch aussehen.«
Sie erreichten die schalldichten Schottentüren zur medizinischen Abteilung. Dieser Teil, abgeschlossen vom übrigen Schiff, war eine Welt für sich. Nicht einmal das Vibrieren des Antriebs war hier zu spüren, wenn die CREST mit irrsinnigen Kräften beschleunigte.
Die Einrichtung der Labors war nach den letzten Erkenntnissen der Wissenschaft erfolgt. Hier konnte praktisch alles gemacht werden, und es gab keine Art von Operation, die man hier nicht hätte durchführen können.
Dr. Artur nahm seine Gäste in Empfang und führte sie in sein Büro. Der Schreibtisch war mit großen Photos, und einigen Gläsern bedeckt, in denen Organteile in einer klaren Flüssigkeit schwammen.
»Setzen Sie sich bitte, meine Herren. Ich will mich bemühen, Ihnen die Ergebnisse unserer Untersuchungen so einfach wie möglich darzulegen, damit Sie alles verstehen. Zu Beginn noch einmal die Rückblende.
Als ich die vier Gefangenen zuerst untersuchte, musste ich auf ihren Zustand Rücksicht nehmen. Außerdem wussten wir nicht, was uns noch bevorstand und welches Verhältnis wir zu dieser Rasse gewinnen würden. Eine intensive Untersuchung hätte etwaigen guten Beziehungen abträglich sein können.
Dann aber hatte ich drei Tote. Eine Untersuchung von Leichen erfordert keine Rücksichtnahme. Es war uns möglich, Obduktionen vorzunehmen, und sie brachten in der Tat einige erstaunliche Ergebnisse.
Um es gleich vorwegzunehmen, an dem Resultat der organischen Untersuchung änderte sich nichts. Herz, Lungen, Leber, Nieren – sie alle sind wie beim Menschen vorhanden und sitzen an der richtigen Stelle. Da gibt es keine Unterschiede. Anders jedoch ist es beim Gehirn. Unsere Neurochirurgen haben bei der ersten Spezialobduktion einwandfrei festgestellt, dass es bedeutsame Unterschiede gibt, über die man nicht einfach hinweggehen konnte und die zu einer genaueren Analyse geradezu herausforderten. Der gesamte Aufbau des Großhirns ist mit dem der Menschen identisch. Nicht aber der des Zwischenhirns. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu erläutern, dass die Funktion des Zwischenhirns für das vegetative Nervensystem verantwortlich ist. Stoffwechsel, Wasserhaushalt, Wärmegleichgewicht und Herzschlagfolge werden von ihm aus reguliert. Der Unterschied zum Menschen besteht darin, dass dieses Zwischenhirn ausgeprägter ist und damit auch leistungsfähiger.
Die zweite Unregelmäßigkeit betrifft das so genannte Riechhirn. Beim Menschen ist es verkümmert, und wir finden es auf der Erde eigentlich nur noch bei primitiven Völkern und vor allen Dingen bei Jagdhunden. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die Tefroder einen erstaunlichen Geruchssinn besitzen. Sie könnten Spuren folgen wie Hunde. Das unterscheidet sie sehr erheblich vom Menschen.
Der dritte Unterschied ist unserer Meinung nach der bedeutsamste. Er betrifft das Kleinhirn. Wie Sie wissen, hat das Kleinhirn in erster Linie die Aufgabe, das Gleichgewicht des Menschen zu regulieren. Es ist eine Koordinierungsstation, von der alle Haut- und Muskelreflexe des Körpers aufgenommen, verarbeitet und mit Hilfe der so genannten Brücke an das Großhirn weitergeleitet werden. Bei den Tefrodern ist das Kleinhirn doppelt so groß wie beim Menschen und daher wesentlich leistungsfähiger.«
Dr. Artur machte eine Pause und betrachtete seine Zuhörer.
Rhodan fragte: »Das ist alles?«
Die Mundwinkel des Arztes zuckten, das war die einzige Reaktion auf Rhodans Frage.
»Das ist nicht alles. Wir haben in diesem tefrodischen Kleinhirn eine etwa erbsengroße Drüse entdeckt, die es beim Menschen nicht gibt. Sie hat eine sehr eigenartige Funktion und ist nur mit einem minimalen Hyperstrahl auf fünfdimensionaler Basis zu vergleichen. Ich muss allerdings betonen, dass bei dieser geheimnisvollen Drüse Erscheinungen zu bemerken sind, die darauf schließen lassen, dass es sich um ein verkümmertes Paraorgan handelt. Aus diesem Grund haben wir die Drüse auch Paradrüse genannt. Ihre wirkliche Funktion muss noch herausgefunden werden.«
»Sonst noch Unterschiede?«, fragte Rhodan, ohne seine Überraschung zu verraten.
»Keine, Sir.« Dr. Artur schien enttäuscht, bemühte sich aber ebenfalls, es nicht merken zu lassen. »Abgesehen von den mir geschilderten Unregelmäßigkeiten sind bei der Obduktion der drei Gehirne keine weiteren Abnormalitäten festgestellt worden. Wären nicht die Gehirne, man könnte die Leichen für die von Terranern halten.«
»Was halten Sie persönlich von dieser Paradrüse, wie Sie das unbekannte Organ tauften?«
»Vorerst noch nichts, Sir. Es ist mir unmöglich, da eine These aufzustellen oder die Bedeutung des Organs auch nur zu erraten. Dass es eine Funktion hat oder zumindest hatte, steht außer jeden Zweifel. Erst die Untersuchung eines lebenden Tefroders kann da eine Antwort geben.« Seine Augen funkelten unternehmungslustig. »So eine Chance werde ich ja wohl mal erhalten, Sir ...?«
Rhodan lächelte flüchtig.
»Vielleicht, Doktor, vielleicht. Vorerst danke ich Ihnen für Ihre Bemühungen. Sie haben mir sehr geholfen.«
»Habe ich das wirklich?« Dr. Artur erhob sich. »Würde mich ehrlich freuen, Sir.«
Draußen auf dem Korridor, auf dem Weg zum Schott, fragte Marshall: »Halten Sie die zusätzliche Drüse für wichtig?«
Rhodan schwieg eine Weile und dachte nach. Dann sagte er: »Vielleicht ist sie der Schlüssel zu der Frage, wer die Tefroder sind. Wir werden es bald wissen – wenn wir Glück haben.«
*
Der Kommandant der CREST, Oberst Cart Rudo, saß hinter den Hauptkontrollen in der Zentrale. Links und rechts von ihm hatten die anderen Offiziere Platz genommen, die für das bevorstehende Manöver alle ihre speziellen Aufgaben hatten. Atlan und Rhodan waren stehengeblieben. Ebenso Kalak, der es sich nicht nehmen ließ, beim Start dabei zu sein.
Für die CREST mit einem Beschleunigungsvermögen von fast siebenhundert Kilometern pro Sekunde war es kein Problem, dem Schwerebereich der kleinen Sonne zu entrinnen. Der HÜ-Schirm sorgte dafür, dass selbst weitreichende Protuberanzen der Hülle nicht zu nahe kamen. Das Schiff entfernte sich schnell von der Sonne und stieß hinein in den unbekannten Raum des Andromedanebels.