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Drei Mutanten erleben die Ewigkeit - und Mausbiber Gucky veranstaltet eine Roboterschlacht Die CREST hat die "Realzeit" des Jahres 2404 verlassen müssen. Der Zeittransmitter des Planeten Vario hat Perry Rhodans Ultraschlachtschiff mitsamt der Besatzung ganze 52 392 Jahre in die Vergangenheit - und zurück in die Milchstraße geschleudert. In der wichtigsten Phase ihrer Operationen gegen die CREST war den Herren Andromedas jedoch kein Erfolg beschieden: Es gelang ihnen nicht, das solare Flaggschiff bei seinem Auftauchen über Kahalo vernichten zu lassen! Die Befehlshaber der lemurischen Wachflotte wurden getäuscht, und die CREST konnte in Sicherheit gebracht werden. Doch diese Sicherheit ist trügerisch, denn die Terraner der Vergangenheit - sie nennen sich Lemurer - sind Feinde der Terraner aus der Zeit des Solaren Imperiums, und auch die Haluter kämpfen in jenem Jahr 49 988 vor der Zeitenwende erbittert gegen alle Menschen. Jeder Weg aus dieser feindlichen Zeit zurück ins Solare Imperium des Jahres 2404 ist der CREST wirkungsvoll versperrt - durch Frasbur, den Agenten der MdI. Doch selbst Frasbur konnte trotz seiner ungeheuren Machtmittel nicht verhindern, daß die Wellenspringer Tronar und Rakal Woolver zu Reginald Bull stoßen und von der Realzeit aus ein entscheidendes Unternehmen einleiten: Die JAGD AUF DEN ZEITAGENTEN!
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 269
Jagd auf den Zeitagenten
Drei Mutanten erleben die Ewigkeit – und Mausbiber Gucky veranstaltet eine Roboterschlacht
von CLARK DARLTON
Die CREST hat die »Realzeit« des Jahres 2404 verlassen müssen. Der Zeittransmitter des Planeten Vario hat Perry Rhodans Ultraschlachtschiff mitsamt der Besatzung ganze 52.392 Jahre in die Vergangenheit – und zurück in die Milchstraße geschleudert.
In der wichtigsten Phase ihrer Operationen gegen die CREST war den Herren Andromedas jedoch kein Erfolg beschieden: Es gelang ihnen nicht, das solare Flaggschiff bei seinem Auftauchen über Kahalo vernichten zu lassen!
Die Befehlshaber der lemurischen Wachflotte wurden getäuscht, und die CREST konnte in Sicherheit gebracht werden.
Doch diese Sicherheit ist trügerisch, denn die Terraner der Vergangenheit – sie nennen sich Lemurer – sind Feinde der Terraner aus der Zeit des Solaren Imperiums, und auch die Haluter kämpfen in jenem Jahr 49.988 vor der Zeitenwende erbittert gegen alle Menschen.
Jeder Weg aus dieser feindlichen Zeit zurück ins Solare Imperium des Jahres 2404 ist der CREST wirkungsvoll versperrt – durch Frasbur, den Agenten der MdI.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Jahrtausende liegen zwischen dem Großadministrator und seinem Imperium.
Rakal Woolver, Tronar Woolver und Tako Kakuta – Die Mutanten erleben die Unendlichkeit – und empfangen Besuch aus der Ewigkeit.
Gucky – Der Mausbiber veranstaltet eine Roboterschlacht.
Lemy Danger – Der kleinste Generalmajor des Solaren Imperiums.
Don Redhorse – Seine Korvette soll »verschlungen« werden.
Melbar Kasom – Der Ertruser landet auf Kahalo.
Frasbur
1.
Rund fünfzigtausend Jahre vor Christi Geburt gab es auf der Erde eine Zivilisation, wie sie selbst heute noch unvorstellbar ist. Die Menschen, damals nannten sie sich Lemurer, kannten die Raumfahrt und unterhielten Handelsverbindungen zu vielen Sonnensystemen der Milchstraße. Bis eines Tages die Haluter auftauchten und die Galaxis eroberten.
Sie trafen auf die Lemurer, und dann begann der erbitterte Existenzkampf.
Der Gegner war stärker. Er vertrieb die Menschen von ihrem Heimatplaneten und jagte sie durch das Universum.
Aus der Zukunft kam die scheinbare Rettung. Geheimnisvoll war sie, aber immer noch besser als die Gewissheit des Unterganges. Die Lemurer wagten den Sprung über den Großen Abgrund, hinüber zum Andromedanebel. Aber es war ein Sprung durch die Zeit.
Perry Rhodan machte den gleichen Sprung mit der CREST III, nur nicht nach vorn, sondern zurück. Die planetarische Zeitmaschine Vario schleuderte die CREST mehr als zweiundfünfzigtausend Jahre in die Vergangenheit – mitten hinein in den ersten galaktischen Krieg, der zwischen Lemurern und Halutern geführt wurde.
Die Meister der Insel der relativen Gegenwart hatten damit ihren größten Gegner Perry Rhodan ausgeschaltet. Es gab keine Verbindung mehr zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die für Rhodan zur fernen Zukunft wurde.
Aber die Meister der Insel hatten sich geirrt.
Es gelang den Wellensprintern Rakal und Tronar Woolver, in die Gegenwart zurückzukehren und Reginald Bull zu unterrichten. Die Terraner waren somit gewarnt. Mit Hilfe eines Tricks gingen die Zwillinge Rakal und Tronar, der Teleporter Tako Kakuta und der winzige Siganese Lemy Danger freiwillig in die Zeitfalle und ließen sich in die Vergangenheit schleudern. Rhodan musste unterrichtet werden.
Und dann passierte die Panne.
*
Als das Robotschiff R-10 in die Vergangenheit stürzte, war zuerst auf den Bildschirmen keine Veränderung zu sehen. Dann aber huschten die Schatten schneller vorbei, um urplötzlich wieder langsam zu werden und Form anzunehmen. Die Bilder gewannen an Schärfe.
»Gleich ist es soweit«, murmelte Rakal und entspannte sich. »Jeden Augenblick muss nun der Vario-Situationstransmitter erscheinen.«
Sie brauchten nicht lange zu warten. Über Vario – zweiundfünfzigtausend Jahre in der Vergangenheit – erschien am Himmel ein rötlich schimmernder Ring von einer Million Kilometern Durchmesser. Der Transmitterbogen. Die R-10 wurde zugleich von einer gewaltigen Schubkraft abgestoßen und raste steuerlos auf den Ring zu.
Das Schiff tauchte ein.
Der Schock war kaum zu spüren, als die R-10 einen Sprung von achtzehn Lichtjahren machte und mitten im Zentrum des Andromedanebels rematerialisierte. Mitten im Sonnensechseck des intergalaktischen Transmitters.
Es waren sechs blaue Riesensonnen, die jene Energie lieferten, die für eine Materietransmission über anderthalb Millionen Lichtjahre hinweg notwendig war.
Ohne Pause raste die R-10 auf den unsichtbaren Transmitter zu, der den Schwerpunkt der sechs Sonnen bildete. Diesmal war ein leichter Schock zu verspüren, als sie entmaterialisierten – und gleich darauf wieder rematerialisierten.
Sie waren in der heimatlichen Milchstraße.
Rund fünfzigtausend Jahre vor Christus.
Doch die Verstofflichung dauerte nur Sekunden, dann strahlte das galaktische Sechseck sie wieder ab, diesmal zum Justierungsplaneten Kahalo.
Als die Bildschirme wieder funktionierten, sprang Rakal von der Liege.
Mit einem Satz war er hinter den Kontrollen.
Er hatte die lemurische Abfangflotte erkannt, die sich mit aufblitzenden Geschützen auf den bereits erwarteten Gegner stürzte.
Der grüne HÜ-Schirm der R-10 verhinderte ihren sofortigen Abschuss.
Sie begann, das Feuer der Lemurer zu erwidern.
Die Flotte des lemurischen Admirals Hakhat bestand zum großen Teil aus kugelförmigen Schlachtraumern mit einem Höchstdurchmesser von eintausendachthundert Metern – Schiffen also, wie sie später die Arkoniden besaßen. Zeitagent Frasbur hatte den Lemurern mitgeteilt, dass es einigen Schiffen jener fremden Rasse, die sich der Übersiedlung der Lemurer in den Andromedanebel widersetzten, gelungen sei, in den Transmitter einzudringen. Sie müssten jeden Augenblick über Kahalo materialisieren.
Der Befehl lautete, sie zu vernichten.
Admiral Hakhat gab seine Anweisungen. Von allen Seiten kamen die Verbände herbei und bezogen Stellung. Die Abwehrlinie staffelte sich bis zu einer Tiefe von zehn Lichtjahren.
Frasbur hatte keine Zahl angegeben. Es konnten fünf, aber es konnten auch mehrere tausend Schiffe sein, die man erwartete.
Das Kugelschiff mit einem Durchmesser von sechzig Metern – die R-10 – entkam dem ersten Angriff. Kein Wunder, denn noch saß Rakal Woolver hinter den Kontrollen.
Der Mutant hatte den Angriff erwartet. Er beschleunigte mit irrsinnigen Werten und durchbrach die Front der Lemurer mit Hilfe des eingeschalteten HÜ-Schirms. Unaufhörlich feuerten die Bordgeschütze, gesteuert von der Robotautomatik, auf jedes sich nähernde Objekt.
Es war Rakals Absicht, die Automatik erst dann abzuschalten, wenn der Weg auf die Oberfläche des Planeten Kahalo hinab gesichert war.
Tronar saß neben ihm in der Zentrale.
»Du bist leichtsinnig, Rakal. Schalte den Hypersender ein, damit wir auf dem Funkstrahl hinab zur Oberfläche gelangen. Tako kann teleportieren. Lemy soll dann versuchen, mit der HELLTIGER zu entkommen.«
Abermals näherten sie sich Kahalo. Der HÜ-Schirm leitete spielend alle Energieschüsse ab, aber die Skalen auf der Kontrolltafel vor Rakal spielten plötzlich verrückt. Die Zeiger tanzten wie irrsinnig hin und her.
»Der Schirm!«, rief Tronar. »Er hält die Belastung nicht mehr lange aus! Er bricht zusammen!«
Rakal zögerte.
Sie stürzten auf Kahalo zu.
»Meinst du?« Mit einem Knopfdruck wollte er den Interkom einschalten, um Lemy zu unterrichten und um ihm zu sagen, er solle seinen Miniaturkreuzer startklar machen, als ein schwerer Schlag die R-10 taumeln ließ. Das Schiff kam vom Kurs ab und wurde von zehn schweren Schlachtraumern der Lemurer abgefangen.
Der grüne Schirm brach endgültig zusammen.
Im Wulstring explodierten einige Triebwerke.
»Springen!«, brüllte Tronar und ergriff seinen Bruder bei der Hand. »Ein Energiestrahl – egal, was es ist! Sonst sind wir verloren!«
Tako hatte es einfacher.
Er benötigte kein Hilfsmittel. Er teleportierte in der gleichen Sekunde, in der die R-10 endgültig detonierte, von einer Robotbombe getroffen.
Dann waren sie alle – Rakal, Tronar, Tako – spurlos verschwunden.
Die HELLTIGER wurde aus der Luke gerissen und in den Raum geschleudert.
Als Lemy das Bewusstsein wiedererlangte, trieb er unbeachtet zwischen den riesigen Schiffen der Lemurer hindurch den Sternen entgegen.
Es war sein Glück, dass man die HELLTIGER als Trümmerstück getarnt hatte. Nur so gelang es ihm, nach einigen unvorhergesehenen Abenteuern, den Stützpunkt Redpoint und die CREST zu erreichen, um Rhodan Bericht zu erstatten.
Tronar, Rakal und Tako aber blieben verschollen.
*
Wie schon erwähnt, hatte Tako Kakuta es besonders leicht. Als das Schiff explodierte, teleportierte er blind. Da er den Spezialkampfanzug trug, war das kein Risiko. Er materialisierte mitten im Raum, viele Lichtsekunden von den Schiffen der Lemurer entfernt.
Unter ihm schwebte Kahalo, der Justierungsplanet. Unter den Pyramiden war die Memo-Halle, in der sich der Zeitagent Frasbur verborgen hielt.
Es war vielleicht falsch, gleich dorthin zu springen. Der Zeitagent war gefährlich, und er stand mit den Meistern in Verbindung. Es gab Nachrichtenmittel, die anderthalb Millionen Lichtjahre und fünfzigtausend Zeitjahre überwanden.
Tako ließ sich einfach fallen. Die Schwerkraft des Planeten zog ihn an, und der Teleporter stürzte immer schneller. Er war ein winziger Punkt in der Unendlichkeit und kaum zu orten. Ihm blieben einige Minuten, sich Gedanken um seine Freunde zu machen. Die Zwillinge würden sich auch in Sicherheit gebracht haben, was aber war mit Lemy geschehen?
Der Siganese – nur etwas über zwanzig Zentimeter groß, aber von völlig menschlicher Gestalt – saß in seinem nur drei Meter langen Schiff. Wenn es noch existierte. Er konnte nicht einfach auf Kahalo landen, und er sollte es auch gar nicht. Hoffentlich war es ihm gelungen, den Lemurern zu entkommen. Wenn ja, dann war er bereits auf dem Weg zur CREST.
Und Rhodan würde bald Hilfe entsenden.
Aus den Augenwinkeln heraus sah Tako ein Aufblitzen. Mehrere Schiffe der Lemurer kamen in eng gestaffelter Formation auf ihn zu, schwenkten dann aber ab und gingen in eine Landebahn um den Planeten. Tako fiel weiter.
Das Problem war, Rakal und Tronar wiederzufinden. Die Zwillinge mussten den erstbesten Impuls dazu benützt haben, sich in Sicherheit zu bringen. Vielleicht einen Funkstrahl, vielleicht aber auch das Energiebündel eines Strahlgeschützes. Es war vereinbart, dass man sich auf Kahalo traf, vielleicht irgendwo in der Memo-Halle, die genug Verstecke bot und ja auch nicht nur aus einem einzigen Raum bestand.
Als Tako die obersten Schichten der Atmosphäre erreichte, schaltete er den Individualschirm ein, um vor der Reibungshitze geschützt zu sein. Er ließ sich noch immer fallen und beobachtete dabei das, was unter ihm lag.
Die sechs Pyramiden waren deutlich zu erkennen. Sie erzeugten das Materialisationsfeld. In ihm verstofflichten sich alle Gegenstände, die vom Sonnensechseck hierher abgestrahlt wurden. Und umgekehrt.
Und unter den Pyramiden lag die Memo-Halle.
Auf dem Raumfeld herrschte ungewöhnlicher Betrieb. Schwere Lastenfahrzeuge rollten auf den Transportbahnen zu den Schiffen und versorgten sie mit Nachschubgütern. Abseits standen die Kampfgeschwader der Lemurer und warteten auf ihren Einsatzbefehl. Es war klar ersichtlich, dass Hakhat fest entschlossen war, Kahalo gegen jeden Angriff zu verteidigen. Wenn Kahalo verlorenging, wurde den Lemurern die letzte Rückzugsmöglichkeit abgeschnitten.
Im letzten Augenblick teleportierte Tako in das etwa zwanzig Kilometer von den Pyramiden entfernte Gebirge und rematerialisierte auf einem der Gipfel. Er sah die Stadt in der Ebene vor sich liegen und erkannte den schimmernden Widerschein Tausender von Raumschiffen auf dem Landefeld. In der Luft zogen die Geschwader dahin, aber ihre Orter registrierten Tako nicht, denn er hatte den Schutzschirm längst abgeschaltet. Seine Ausstrahlung hätte ihn verraten. Aber das Risiko würde er auch dann eingehen, wenn er das Flugaggregat oder den Deflektor einschaltete, der ihn unsichtbar machte.
Der Anblick Kahalos würde sich in fünfzigtausend Jahren kaum verändert haben. Immer würde Kahalo der Mittelpunkt der Galaxis bleiben, denn er war der Beginn der Straße nach Andromeda.
Eine Staffel kleiner Jäger raste in geringer Höhe über das Gebirge dahin. Tako duckte sich unwillkürlich, obwohl er nicht damit rechnete, gesehen zu werden. Sie verschwanden in Richtung der Stadt.
Tako schaltete den Telekom ein und versuchte, dem Helmlautsprecher einen Ton zu entlocken. Aber alles blieb still. Die Reichweite des kleinen Gerätes war beschränkt, aber wenn die Zwillinge irgendwo auf diesem Planeten waren, musste er sie empfangen können. Es war natürlich möglich, dass sie in ihrer augenblicklichen Lage keinen noch so kurzen Funkverkehr wagen konnten. Es gab empfindliche Geräte, die auch die geringfügigste Ausstrahlung sofort registrierten und orteten.
Tako schaltete wieder ab. Ihm blieb keine andere Wahl, als auf eigene Faust zu handeln und die Begegnung mit Rakal und Tronar mehr oder weniger dem Zufall zu überlassen.
Die Lemurer waren Menschen wie er. Wenn er ihre Uniform trug, würde er sich ungehindert unter ihnen bewegen können, ohne aufzufallen, zumal seine Hautfarbe der der Lemurer angepasst worden war. In seinem Spezialanzug aber war das unmöglich. Sie erkannten ihn als »Fremden«, wenn sie ihn nur sahen. Vielleicht war es vorteilhaft, einfach hier im Gebirge zu warten und den Telekom auf Empfang zu schalten. Das bedeutete kein Risiko. Außerdem würde er sofort Verbindung mit den Zwillingen aufnehmen können, wenn sie sich meldeten.
Tako untersuchte seine nähere Umgebung und fand in einem steilen Felshang, der Stadt zugewandt, eine kleine Höhle. Sie war nicht gerade sehr geräumig, bot aber Schutz gegen Sicht von oben. Er rollte sich einen Stein in die Mitte und ließ sich darauf nieder. Im Augenblick fühlte er sich verhältnismäßig sicher, aber die Sorge um die Zwillinge und vor allen Dingen um Lemy ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.
Aber er konnte jetzt nichts tun.
Aus den Vorratstaschen kramte er Konzentrate und Wassertabletten hervor und stillte seinen ärgsten Hunger. Dann rollte er den Stein mehr zur Felswand hin und machte es sich zum Schlafen bequem. Da es kühl wurde, schaltete er die Heizung seines Anzuges ein. Den Empfänger des Telekoms schaltete er auf größte Lautstärke. Wenn einer der Zwillinge sich auf der vereinbarten Welle meldete, würde das unüberhörbar sein.
*
Die Zwillinge waren Mutanten. Sie wurden deshalb Wellensprinter genannt, weil sie in der Lage waren, auf jedem nur denkbaren Energiefluss zu reisen. Sie entmaterialisierten nach Wunsch und benutzten diesen Energiefluss – Licht, Funkwellen, Stromleitungen oder Energieschüsse eines Impulsstrahlers – als Fortbewegungsmedium.
Als die R-10 schwer getroffen wurde, ergriff Tronar die Hand seines Bruders.
»Springen! Ein Energiestrahl – egal, was es ist! Sonst sind wir verloren!«
Und so fädelten sich die Zwillinge in das Energiebündel eines Strahlschusses ein, der die R-10 endgültig auseinanderriss. Ohne jeden Zeitverlust und im entmaterialisierten Zustand gelangten sie an den Ausgangspunkt des Energiestrahls – und verstofflichten sich wieder.
Auf diesen Vorgang hatten sie allerdings keinen Einfluss. Ob sie wollten oder nicht – sie wurden wieder zu Menschen.
Und sie standen vor Menschen.
Die entsetzt aufgerissenen Augen der lemurischen Kanoniere in der Geschützkuppel des Schlachtschiffes bewiesen, wie erschreckend der Anblick der Zwillinge sein musste, die so plötzlich aus dem Nichts heraus auftauchten. Die Lemurer waren keiner Bewegung fähig. Tronar und Rakal nutzten die Gelegenheit und rasten aus der Kuppel. Die Bauweise des Schlachtschiffes – denn um ein solches handelte es sich zweifellos – war mit dem irdischer Konstruktionen verwandt. So bereitete es keine besonderen Schwierigkeiten, den Weg zur Funkzentrale zu finden.
Mit dem Weg dorthin allein war es allerdings nicht getan.
Auf dem Schiff bestand Gefechtsbereitschaft. Überall auf den Gängen eilten Mannschaften und Offiziere hin und her. Sie achteten kaum auf die Zwillinge, deren Spezialanzüge zwar fremd, in einem so großen Schiff aber nicht besonders auffällig wirkten. Es konnte sich um neue Konstruktionen handeln, vielleicht zur Reparatur an der Außenhülle.
Tronar und Rakal konnten sich des geschlossenen Helms wegen nicht unterhalten, ohne den Funk einzuschalten. Das aber bedeutete in dieser Umgebung eine zu große Gefahr. Also verständigten sie sich durch Handzeichen.
Sie sprangen in einen Antigravlift und wurden nach oben getragen. Sekunden später befanden sie sich auf dem Hauptkorridor, der wenig danach vor einer Tür endete.
Es war die Tür zur Funkzentrale.
Die Frage war nur, ob das Schiff gerade Funkverbindung zu Kahalo unterhielt.
Für Sekunden zögerte Tronar, dann trat er auf die Tür zu. Sie glitt automatisch zur Seite. Die Zwillinge traten ein.
Die gesamte Anlage unterschied sich auf den ersten Blick nicht von der auf terranischen Schiffen. Der große Hyperkombildschirm war in Betrieb. Er zeigte das Gesicht eines lemurischen Admirals. Auf einem Stuhl davor war Admiral Hakhat zu erkennen, der Befehlshaber der Abfangflotte von Kahalo.
Hinter Tronar und Rakal schloss sich lautlos die Tür.
Niemand achtete auf sie, aber sie waren auch schon so gut wie in Sicherheit. Entmaterialisation und Einfädeln in die Hyperimpulse dauerten nur Bruchteile einer Sekunde.
Die Zwillinge verstanden die Sprache der Lemurer. Sie war mit dem Tefrodischen praktisch identisch.
»... sind weitere Schiffe kaum zu erwarten«, sagte der Admiral auf dem Bildschirm gerade. »Ziehen Sie Ihre Einheiten möglichst zurück, Hakhat. Lassen Sie nur Wacheinheiten über Kahalo kreisen. Halten Sie auf Kahalo selbst die Abwehrflotte einsatzbereit. Das wäre alles.«
»In Ordnung, Sir«, antwortete Hakhat.
Einen Augenblick Pause, dann sagte der fremde Admiral: »Wer ist das dort?«
»Wo, Sir?«
»Die beiden Männer, die eben in die Zentrale kamen. Handelt es sich um neue Versuchsanzüge?«
Hakhat drehte sich um.
Er hatte die terranischen Spezialkampfanzüge schon einmal gesehen. Er brauchte nur eine Sekunde, sich von seiner Überraschung zu erholen. Er wusste, dass die Terraner Mutanten besaßen, unter anderem auch Teleporter.
Er reagierte blitzschnell – und doch zu spät.
»Es sind die Fremden! Feuer eröffnen! Töten!«
Er riss seinen eigenen Strahler aus dem Gürtel und richtete ihn auf Tronar, der ihm am nächsten stand.