Perry Rhodan 300: Alarm im Sektor Morgenrot - K.H. Scheer - E-Book

Perry Rhodan 300: Alarm im Sektor Morgenrot E-Book

K.H. Scheer

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Beschreibung

Sie jagen den König der Freihändler - dann werden sie selbst gejagt

Das E-Book Perry Rhodan 300: Alarm im Sektor Morgenrot wird angeboten von Perry Rhodan digital und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Science Fiction, Perry Rhodan, Erstauflage, M 87

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Nr. 300

Alarm im Sektor Morgenrot

Sie jagen den König der Freihändler – dann werden sie selbst gejagt

von K. H. SCHEER

Liebe Perry-Rhodan-Leser und SF-Freunde!

Am 26. März 1961 wurde der erste Roman der Perry-Rhodan-Serie beendet und an den Moewig-Verlag zur Drucklegung abgeliefert.

Damals, vor mehr als sechs Jahren, hatten die Verlagsleitung, das Autorenteam und das Lektorat nach sorgfältiger Planung damit begonnen, eine Geschichte der MODERNEN MENSCHHEIT zu veröffentlichen.

Die Perry-Rhodan-Serie entstand!

Zu jener Zeit ahnte noch niemand, welch gewaltige Problemstellung auf alle Beteiligten zukam. Teamautoren, Geschäftsführung, Lektorat und die koordinierende Redaktion erkannten erst ein halbes Jahr später in voller Konsequenz, wie schwierig es war und noch immer ist, eine unter vielen möglichen Entwicklungen der Menschheit exakt, logisch, sprachlich einwandfrei und in denkbarer Ausweitung technischer Erkenntnisse zu schildern.

Das ist gelungen! Perry Rhodan ist zur größten und bedeutendsten Weltraumserie der Welt geworden. Den vielen Freunden dieser modernen Menschheitsgeschichte soll an dieser Stelle und anläßlich des Jubiläumsbandes 300 für ihre Treue zu Perry Rhodan gedankt werden.

Wir, die am Perry-Rhodan-Werk Beteiligten, danken auch für die vielen, vielen Leserzuschriften und Vorschläge, die im Verlauf dieser sechs Jahre bei den Autoren und der Redaktion eingegangen sind. Gleichzeitig bitten wir unsere Leser wegen der Nichtbeantwortung vieler Briefe sehr herzlich um Entschuldigung.

Dies gilt besonders für die Teamautoren und die Redaktion. Niemand unter uns ist auch nur annähernd in der Lage, die Berge von Zuschriften, Fragen und Vorschläge aller Art zu bearbeiten; es sei denn, wir würden die verfügbare Zeit nur noch für die Beantwortung Ihrer Briefe verwenden.

Wir bitten um Verständnis und Toleranz. Selbstverständlich wird jede Zuschrift gelesen und – falls sie gute Ideen enthält – sogar in die Serie eingebaut. Unser Stillschweigen soll und darf niemals mit Unachtsamkeit, Gleichgültigkeit oder gar Überheblichkeit identifiziert werden. Wir wissen, daß die Zuschriften der Rhodan-Freunde schon wegen der darin enthaltenen Kritik unschätzbar wertvoll sind. –

Nunmehr, sechs Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes, beginnt der siebte Zyklus in der Geschichte der modernen Menschheit. Das Jahr 2435 n. Chr. stellt Perry Rhodan und die mit ihm handelnden Personen vor Probleme, die niemand ersehnte und die dennoch auf das Solare Imperium zukommen.

Der Menschheit sind nur dreißig Jahre der Ruhe, des Friedens und des internen Aufbaues gegönnt worden. Dann unterliegt sie wieder einem ungeschriebenen Gesetz, dem alle bedeutenden Völker der Milchstraße unterworfen sind. Eine galaktische Großmacht vom Range des Solaren Imperiums kann immer nur eine gewisse Zeit unangefochten ihren Weg gehen. Danach aber wird sie unausbleiblich in den Strudel von Ereignissen gezogen werden, die deshalb nicht ignoriert werden können, weil diese Großmacht ihre mühevoll aufgebaute Position wahren muß, wenn sie nicht untergehen will.

Auch Perry Rhodan muß erkennen, wie schwer die Verantwortung für das Wohlergehen von Milliarden Menschen zu tragen ist.

Dies zu schildern, ist nach wie vor die Aufgabe und Zielsetzung aller Männer, die am Entstehen der Perry-Rhodan-Serie beteiligt sind.

Wir geben unser Bestes – Für SIE und für alle Menschen in dieser Welt, die sich auf Grund ihrer Lebenseinstellung schon heute TERRANER nennen dürfen.

Wir verbleiben mit herzlichen Grüßen an alle Perry-Rhodan-Freunde,

Ihre

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.

Atlan – Der Lordadmiral wird zum Duell gefordert.

Roi Danton – König der kosmischen Freihändler.

Oro Masut – Ertrusischer Diener und Leibwächter »König« Dantons.

Rasto Hims – Stellvertretender Kommandant des Freihändlerschiffs FRANCIS DRAKE.

Major Kary Akanura – Kommandant des Leichten Kreuzers KOBE.

Oberst Don Redhorse

Prolog

Nach dem siegreichen Abschluß des Kampfes gegen die Meister der Insel im Februar 2406 hatten die führenden Männer der Menschheit erkannt, daß das Solare Imperium im Verlauf der Abwehrschlachten die Grenzen seiner wirtschaftlichen und militärischen Macht überschritten hatte.

Die außenpolitische Situation im Gebiet der Milchstraße und die finanziellen Aufwendungen beim Ausbau neuentdeckter Welten machten es erforderlich, die im Andromedanebel operierenden Verbände der Solaren Flotte sofort zurückzuziehen. Das Sternenreich stand vor dem Ruin.

Perry Rhodan, Großadministrator des Solaren Imperiums (Aktivatorträger), gelang es durch die Fürsprache des Arkoniden Atlan, Regierender Lordadmiral der USO (Aktivatorträger), das im Februar 2406 unterzeichnete Nichtangriffs- und Beistandsabkommen mit den Maahks zu einem dauerhaften Friedensvertrag und Freundschaftsbündnis mit Handelsrechten auszudehnen.

Rhodans Streben nach interner Solidität und Vermeidung bewaffneter Auseinandersetzungen hatte fast dreißig Jahre lang Erfolg. Die Menschheit erlebte eine Blütezeit ungeahnten Ausmaßes; Stellung, Ansehen sowie wirtschaftliche und militärische Macht des Solaren Imperiums erreichten einen neuen Höhepunkt.

Die solare Außenpolitik wurde auf das Ziel ausgerichtet, den Frieden unter allen Umständen zu wahren. Kleinere Revolten wurden auf dem Verhandlungswege beigelegt.

Zu Beginn des Jahres 2435 n. Chr. beherrschte oder verwaltete das Imperium 1151 von Menschen besiedelte Sonnensysteme.

Der Geschichtsschreibung ist nicht überliefert, von welchem terranischen Staatsmann der Plan stammte, das Autarkiegesetz zu reformieren und es mit bemerkenswerten Änderungsvorschlägen dem Solaren Parlament vorzulegen. Der Antrag wurde von den demokratisch gewählten Vertretern der Menschheit mit Zweidrittel-Mehrheit gebilligt und erlangte somit Gesetzeskraft.

Die bisher gültige Verordnung zur Autarkiegewährung für neubesiedelte Welten stieß lediglich bei jenen jungen Kolonialvölkern auf Widerstand, denen es aller Voraussicht nach gelungen wäre, nach dreißigjähriger Besiedlungsdauer die industrielle, ökonomische und kulturelle Unabhängigkeit von der Mutterwelt Terra zu erreichen.

Mit der Verabschiedung des neuen Autarkiegesetzes wurde die Zeitspanne bis zur Unabhängigkeitsgewährung von ehemals dreißig Jahren auf hundert Jahre hinaufgesetzt, gerechnet vom ersten Tage der Landung an.

Die innenpolitischen Vorteile, die das Imperium damit errang, waren nicht zu übersehen. Terra besaß plötzlich das Recht, alle Neuwelten sieben Jahrzehnte länger zu kontrollieren und unerwünschte Entwicklungen rechtzeitig in geordnete Bahnen zu lenken.

Etwa zwanzig Jahre vor diesen Ereignissen, zu Beginn des Jahres 2415, stießen terranische Wachschiffe unverhofft auf die ersten Kugelraumschiffe der Kosmischen Freihändler.

Zahlreiche Kontrollen bewiesen, daß diese hochmodernen Handelsfahrzeuge ausschließlich von Besatzungen menschlichen Ursprungs bemannt wurden. Wenig später wurde von der Solaren Abwehr ermittelt, daß die Freihändler, auch Freifahrer genannt, über einen Stützpunktplaneten mit umfassenden technischen Einrichtungen, Ersatzteillagern und Automatwerften verfügten.

Da kein Freihandelskapitän jemals seine menschliche Abstammung dazu benutzte, um seine Rechte auf die solare Raumfahrt-Zulassungspolice mit allen Zoll-, Hafen- und Gebührenvergünstigungen geltend zu machen, war es dem Imperium nicht möglich, die für die private Raumschiffahrt geltenden Gesetze auch im Falle der Freifahrer zur Anwendung zu bringen.

Das Vorhaben terranischer Schiffahrtsgesellschaften und anderer Monopolbetriebe, die Freifahrer auf dem Klagewege aus dem Raum zu verdrängen, schlug fehl.

Ein gewaltsamer Versuch der Springer, die bis zum Jahre 2415 das Privileg in Anspruch nahmen, alleine freien Handel betreiben zu dürfen, wurde von den Kosmischen Freifahrern überraschend zerschlagen. Die Raumschlacht im Urbtridensektor zwischen Springern und menschlichen Freifahrern endete mit schweren Verlusten für die aus den Arkoniden hervorgegangenen Springer. Die Solare Flotte griff nicht ein.

Die galaktische Position des Freihändler-Planeten blieb geheim. Als sich nach fünfjähriger Kontrollarbeit der solaren Nachrichtendienste erwies, daß die Freihändler niemals gegen die fundamentalen Sicherheitsgesetze verstießen und niemals versuchten, das Wohl der Menschheit zu schädigen, wies Perry Rhodan die Abwehr und die Flottenführung an, die Freifahrer unbehelligt zu lassen.

Im Jahre 2435, kurz nach der Verabschiedung der Autarkiereform, wiesen die Freifahrer nach, daß sie über eine Flotte von etwa 7500 bewaffneten Handelsraumschiffen modernster Bauart verfügten. Sie waren zu einer unübersehbaren Wirtschaftsmacht in der Milchstraße geworden.

Ihr Oberhaupt, der sogenannte »Kaiser« Lovely Boscyk, stellte mit Beginn des 25. Jahrhunderts den Antrag auf politische Anerkennung durch das Imperium. Perry Rhodan lehnte mit der Begründung ab, die Freifahrer könnten weder als terranische Kolonisten noch als Nachkommen einer ursprünglich vom Imperium gegründeten Handelsgesellschaft angesehen werden. Durch diesen Beschluß blieben die Freifahrer eine politisch außenstehende Gruppe ohne Stimmrecht ihres Abgeordneten im Solaren Parlament.

In den Akten der Abwehr wurden sie nach wie vor als »suspekt« bezeichnet.

Die Geschichtsforschung beweist jedoch, daß die Freihandelskapitäne, die sogenannten »Fürsten«, niemals ernsthaft gegen das menschliche Wohl verstießen. Fälle verbrecherischer Tätigkeit wurden nicht bekannt. Allerdings stellt die Chronik fest, daß sich fast alle Kapitäne und Schiffseigner in vielen Fällen an den Grenzen des Erlaubten bewegten. Für die »Fürsten« war es selbstverständlich, bei neuentdeckten Primitivvölkern billige Gebrauchswaren gegen kostbare Rohstoffe und Konsumgüter aller Art einzutauschen.

Man nannte die Freihändler »charmante Gauner«, die es immer wieder verstanden, durch die Maschen des Gesetzes zu schlüpfen.

Die bemerkenswerteste Persönlichkeit unter den Freifahrern war als Roi Danton bekannt.

Während »Kaiser« Lovely Boscyk lediglich die Rolle eines mit Repräsentationsaufgaben betrauten Oberhauptes spielte, fungierte Roi Danton allem Anschein nach als Befehlshaber der Freihändler.

Niemand wußte, wer Roi Danton tatsächlich war, woher er stammte und wo er seine hervorragende Ausbildung als Kosmonaut und Hochenergietechniker erhalten hatte.

Roi hatte den Namen eines Revolutionärs angenommen, der im Frankreich des 18. Jahrhunderts bei der Beseitigung der menschenunwürdigen Feudalherrschaft entscheidend mitgewirkt hatte.

Roi Danton war grundsätzlich nach der Mode des ausgehenden 18. Jahrhunderts gekleidet. Er gab und bewegte sich wie ein seinerzeit lebender Feudalherr, ahmte die einem modernen Menschen abartig erscheinenden Gesten und Redewendungen nach und schockierte damit seine Umwelt. Dennoch konnte die Solare Abwehr, vordringlich aber die USO, schon 2435 feststellen, daß dieser undurchsichtige »König« der Freihändler ein loyal denkender Mensch war, dem außer kleinen Täuschungsaffären auf unbekannten Primitivplaneten keine verwerflichen Taten nachzuweisen waren.

Am 25. August 2435 n. Chr. wurde das Imperium nach einer dreißigjährigen Periode des Friedens und des internen Aufbaues plötzlich in ein kosmisches Geschehen verwickelt, das innerhalb weniger Wochen zu einer katastrophalen Bedrohung wurde. Der Großadministrator war erneut gezwungen, die Solaren Notstandsgesetze anzuwenden und die absolute Macht im Staate zu beanspruchen.

Mit Rhodans Startbefehl für die Heimatflotte begann die siebte Epoche in der Geschichte der modernen Menschheit.

1.

Leutnant Gazil Rhombat, Offizier vom Dienst und für die Zeitspanne von zwölf bis achtzehn Uhr Befehlshaber der »Innenwache«, traute seinen Augen nicht.

Es war 17:26 Uhr, am 25. August 2435. Rhombat hatte sich vor zehn Minuten entschlossen, die beiden Posten an der Pforte des kleinen Privatparks zu inspizieren. Die Grünanlage war den Wohnräumen des Großadministrators angegliedert und diente zur Erholung des am meisten beschäftigten Mannes im Imperium.

Weit entfernt starteten und landeten die bläulich schimmernden Kugelriesen der Heimatflotte. In der Luft lag ein dumpfes Grollen und Rumoren, das eigentlich niemals ganz verstummte. Man hatte sich daran gewöhnt. Die Einwohner Terranias, der größten und modernsten Stadt der Erde, bezeichneten es spöttisch als »Göttergesang«.

Das war es aber nicht, was Leutnant Rhombat den Atem verschlug.

Er hatte die Posten kontrolliert, die Sauberkeit der Uniformen überprüft, und war dann einige Schritte in den Park hineingegangen. Die Wachsoldaten hatten ihm mitgeteilt, Perry Rhodan hätte vor einer halben Stunde Arbeitsraum III über die breite Freitreppe verlassen, um – wie es schien – die Fische in dem prächtigen Zierteich zu füttern.

Rhombat beabsichtigte keineswegs, den Großadministrator in irgendeiner Form zu stören. Er wollte nur einmal nachschauen, ob alles in Ordnung war. Es gehörte zu seinen Aufgaben.

Wenn er dieses »Nachschauen« von Rhodan unbemerkt erledigen konnte, hatte er seine dienstlichen Obliegenheiten geschickt und gewissenhaft erfüllt.

Also schritt der Offizier der Innenwache auf den Zehenspitzen über den breiten Kiesweg und lugte vorsichtig um die Ecke eines Gewächshauses herum, in dem Rhodan oft Ablenkung suchte.

Bei diesem Blick um die Ecke wäre Rhombat vor Schreck beinahe in den Boden versunken.

Perry Rhodan, das Idol von Milliarden Menschen, gefiel sich darin, eine bildhübsche junge Dame zu umarmen, ihr über die dunkelblonden Haare zu streichen und sie sogar zu küssen.

Leutnant Gazil Rhombat war nur ein Mensch; dazu noch ein Mensch, der seinen Oberbefehlshaber liebte und verehrte.

Es kam Rhombat nicht in den Sinn, Rhodan für dieses Verhalten verantwortlich zu machen. Rhombat war felsenfest davon überzeugt, daß sein Chef in die Fänge eines gewissenlosen Geschöpfes geraten sei.

Selbstverständlich besaß er nicht das Recht, wie ein Racheengel zu erscheinen und seinen Chef darauf aufmerksam zu machen, daß Mory Rhodan-Abro mindestens eintausend Lichtjahre entfernt weilte und daher ein Treuebruch in dieser Form noch widerwärtiger sei, als wenn Mory im Gästehaus der Administratur von Terrania gewohnt hätte.

Nein – das stand Rhombat nicht zu! Da er jedoch zur Solaren Abwehr und überdies zur speziell geschulten Leibwache des Großadministrators gehörte, handelte er auf andere Weise.

Rhombat zog sich leise zurück und rannte zu den beiden Posten hinüber. Die Männer entsicherten automatisch ihre Thermostrahler, als sie ihren Wachoffizier im Sprintertempo näherkommen sahen.

Rhombat blieb stehen, umfaßte die Oberarme der verblüfften Soldaten und zog sie vom Tor weg. Seine Stimme klang erregt.

»Hören Sie genau zu! Der Chef hält es für richtig, eine junge Dame zu küssen. Halten Sie den Mund, Sergeant. Jetzt rede ich! Ich habe keine Ahnung, wer dieses Frauenzimmer ist, das sich hier erdreistet, die menschlichen Schwächen unseres Chefs auszunutzen. Er muß sie durch einen der Geheimgänge eingelassen haben, oder wir hätten sie bemerkt. Sie sollen immer noch den Mund halten, Sergeant!«

Rhombat schaute nervös zur Pforte hinüber und zog die Männer noch tiefer in die Sichtdeckung blühender Ziersträucher.

»Hier Ihre Befehle. Sie lassen niemand in den Park hinein, egal, wer immer den Eintritt fordern mag. Verweigern Sie jede Auskunft. Verschanzen Sie sich hinter meinem Befehl. Ich verantworte das. Niemand darf den Chef in dieser verfänglichen Situation beobachten. Ist das klar? Ich verpflichte Sie zu unverbrüchlichem Stillschweigen. Ein Wort, und ich bringe Sie wegen Eidesverletzung vor ein Kriegsgericht der Abwehr. Ich meine es verdammt ernst! Sie haben über alles zu schweigen, was Sie während Ihrer dienstlichen Tätigkeit sehen und hören. Noch Fragen?«

»Endlich«, seufzte der Sergeant. »Sie hätten mir nicht dauernd das Wort verbieten sollen, Sir. Da hinten kommt Solarmarschall Julian Tifflor. Es sieht ganz so aus, als wollte er in den Park. Was nun, Sir? Wir können doch nicht einen Marschall ...!«

»Schweigen Sie«, unterbrach der Leutnant. Er war blaß. »Gehen Sie ans Tor zurück und sperren Sie den Zugang. Ich spreche mit dem Marschall.«

Julian Tifflor, groß, schlank und infolge seines Zellaktivators noch immer jungenhaft wirkend, wunderte sich über die verkrampften Gesichter der drei Männer. Rhombat grüßte in vorbildlicher Haltung.

Tifflor legte flüchtig die Hand an den Schirm der Dienstmütze und ging so selbstverständlich auf die Pforte zu, wie er immer darauf zugegangen war.

Rhombat rannte an ihm vorbei und stellte sich ihm mit ausgebreiteten Armen in den Weg.

Der junge Leutnant wußte, daß er Rang, Ansehen und Laufbahn aufs Spiel setzte. Tifflor gehörte zu den wenigen Vertrauten, die Rhodan jederzeit ohne besondere Anmeldung aufsuchen durften.

»Sir – es tut mir außerordentlich leid, aber ich muß Ihnen den Eintritt verwehren«, sagte er hastig. Sein schmales Gesicht zuckte in innerer Erregung.

Julian Tifflor verhielt den Schritt und betrachtete erstaunt das schweißüberströmte Gesicht des Wachoffiziers.

»Wie bitte? Was müssen Sie?«

»Sir, es tut mir leid, Sie dürfen heute nicht den Park betreten. Sir, bitte, seien Sie vernünftig. Vielleicht in einer Stunde, ich meine ...!«

Rhombat suchte nach Worten. Es war ungeheuerlich, einem der höchsten Offiziere des Imperiums zu raten, er solle »vielleicht in einer Stunde« wiederkommen.

Tifflor musterte den jungen Mann unbewegt. Er bemerkte auch, daß Rhombat offenbar unbewußt an seiner Waffentasche herumfingerte und den Sicherungsschalter des Impulsstrahlers auf Feuerstellung schob.

Tifflor beherrschte sich. Nur seine Stimme klang sehr kühl.

»Sie müssen entweder geistig verwirrt oder betrunken sein. Im ersten Falle werde ich Ihnen verzeihen und Sie zu einem Arzt schicken. Sollten Sie jedoch betrunken sein, werde ich Sie mit aller Härte bestrafen. Melden Sie sich sofort beim Chef des Palastkommandos. Sie werden abgelöst. Und nun geben Sie gefälligst den Weg frei.«

Rhombat handelte nun tatsächlich wie ein Geisteskranker. Er zog seine Waffe und richtete die Mündung auf den Marschall. Tifflor verfärbte sich. Hilfesuchend sah er zu den Soldaten hinüber, doch sie trafen keine Anstalten, ihm behilflich zu sein.

»Ist – ist das eine Revolte?« erkundigte sich Tifflor stockend.

»Nein, Sir, nein, um Himmels willen nein. Sir, mir bleibt keine andere Wahl! Bitte, entfernen Sie sich. Ich ...!«

»Zu spät, Leutnant«, sagte der Sergeant plötzlich laut. »Drehen Sie sich um. Der Chef kommt soeben um das Gewächshaus herum – mit dieser Person!«