Perry Rhodan 316: Der Sprung ins Verderben - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 316: Der Sprung ins Verderben E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Bully entfesselt die Energieschlacht in Jellicos System - denn der Transport des Todes darf sein Ziel nicht erreichen Auf der Erde schreibt man den 21. November des Jahres 2435. Noch vor kurzer Zeit, anläßlich der ersten Vorstöße nach Magellan, hatte es den Anschein, Perry Rhodan und Atlan würde es ohne großen Aufwand an Machtmitteln gelingen, die Situation in der kleinen Nachbargalaxis unter Kontrolle zu bringen. Inzwischen hat man jedoch klar erkannt, daß einige wenige Einheiten der Solaren Flotte und der USO längst nicht ausreichen, wenn man gegen die verschiedenartigen Gegner in Magellan selbst bestehen und dazu noch verhindern will, daß die Kristallagenten in der Galaxis und auf den Welten des Solaren Imperiums Fuß fassen. Kein Wunder also, daß weitere solare Flottenverbände zur Nachbargalaxis beordert werden, wo sie an strategisch wichtigen Punkten Positionen beziehen sollen. Der Planet Modula II ist gegenwärtig Brennpunkt des turbulenten Geschehens. Während General Ems Kastoris 82. Gemischter-Stabilisierungs-Verband in den Kampf eingreift, der zwischen den Perlians auf Modula und den magellanschen Freischärlern tobt, die sich bislang gegen die Hypnomacht der Kristalle zu wehren wußten, haben Perry Rhodan, Roi Danton und die Spezialisten des Erkundungs- und Rettungsunternehmens den Planeten Modula längst verlassen. Sie befinden sich unfreiwillig an Bord eines Gurrad-Raumers, der ein unbekanntes Ziel ansteuert. Zur gleichen Zeit bricht in Jellicos System, 8418 Lichtjahre von der Erde entfernt, die Hölle los! Bully entfesselt eine Energieschlacht, um den Transporter des Todes abzufangen - und Gucky, Jumpy und Ras Tschubai wagen den SPRUNG INS VERDERBEN...

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 316

Der Sprung ins Verderben

Bully entfesselt eine Energieschlacht in Jellicos System – denn der Transporter des Todes darf sein Ziel nicht erreichen

von CLARK DARLTON

Auf der Erde schreibt man den 21. November des Jahres 2435. Noch vor kurzer Zeit, anläßlich der ersten Vorstöße nach Magellan, hatte es den Anschein, Perry Rhodan und Atlan würde es ohne großen Aufwand an Machtmitteln gelingen, die Situation in der kleinen Nachbargalaxis unter Kontrolle zu bringen.

Inzwischen hat man jedoch klar erkannt, daß einige wenige Einheiten der Solaren Flotte und der USO längst nicht ausreichen, wenn man gegen die verschiedenartigen Gegner in Magellan selbst bestehen und dazu noch verhindern will, daß die Kristallagenten in der Galaxis und auf den Welten des Solaren Imperiums Fuß fassen. Kein Wunder also, daß weitere solare Flottenverbände zur Nachbargalaxis beordert werden, wo sie an strategisch wichtigen Punkten Positionen beziehen sollen.

Der Planet Modula II ist gegenwärtig Brennpunkt des turbulenten Geschehens. Während General Ems Kastoris 82. Gemischter-Stabilisierungs-Verband in den Kampf eingreift, der zwischen den Perlians auf Modula und den magellanschen Freischärlern tobt, die sich bislang gegen die Hypnomacht der Kristalle zu wehren wußten, haben Perry Rhodan, Roi Danton und die Spezialisten des Erkundungs- und Rettungsunternehmens den Planeten Modula längst verlassen.

Sie befinden sich unfreiwillig an Bord eines Gurrad-Raumers, der ein unbekanntes Ziel ansteuert.

Die Hauptpersonen des Romans

Reginald Bull – Perry Rhodans Stellvertreter und OLD MANs Bewacher.

Gucky, Jumpy und Ras Tschubai – Drei Teleporter des Mutantenkorps. Der erste träumt vom Gartenbau, der zweite legt Bomben und der dritte macht eine Reise in die Vergangenheit.

John Marshall und Wuriu Sengu – Sie warten auf die Stunde ihres Einsatzes gegen die Kristallagenten.

Major Wassel Troptinew

1.

Was immer auch außerhalb der Milchstraße im Gebiet der Großen Magellanschen Wolke in der vierten Woche des November im Jahre zweitausendvierhundertfünfunddreißig geschah, es berührte weder das System von Jellicos Stern, noch den Planeten New Luna, um den in großer Höhe noch immer OLD MAN kreiste. Es berührte auch nicht Reginald Bull, der mit seiner Wachflotte von zwanzigtausend Schiffen das System abriegelte und so den Riesenroboter OLD MAN beobachtete.

Es konnte Bully deswegen nicht berühren, weil er von den Geschehnissen in der Großen Magellanschen Wolke nichts ahnte.

Jellicos Stern war achttausendvierhundertachtzehn Lichtjahre von der Erde entfernt, und ziemlich genau einhundertvierzigtausend Lichtjahre von der Magellanschen Wolke.

Die terranischen Siedler aus New Luna waren von den Hypnokristallen übernommen worden und nur noch willenlose Sklaven, die alle Befehle ohne Widerstand ausführten. Da die Kristalle auch OLD MAN kontrollierten, waren sie zu erbitterten Gegnern der Terraner geworden.

Jelly-City war die Hauptstadt der Siedler. Keine zwanzig Kilometer entfernt begann die Hochebene mit dem Gebirge. Und hier befand sich ein geheimer Stützpunkt der Wachflotte, eine Höhle. Ein Transmitter verband sie mit den Schiffen.

Seit einigen Tagen war der Stützpunkt wieder besetzt. John Marshall und Wuriu Sengu hatten es sich in der geräumigen Höhle bequem gemacht und warteten weitere Befehle ab. Sie standen wegen der drohenden Entdeckungsgefahr nicht in Funkverbindung mit Bully, aber im Notfall konnten sie mit Hilfe des Transmitters in ein nicht weit entferntes Kleinstraumschiff springen und sich damit in Sicherheit bringen.

Die automatische Alarmanlage entlastete sie weitgehendst. Eine ständige Wache war daher unnötig.

Sengu kehrte von einem Erkundungsgang zurück. Er hatte die nähere Umgebung der Höhle bis zum klaren Bergsee hin inspiziert und nichts Verdächtiges finden können.

»Wir warten, bis wir schwarz geworden sind«, vermutete Marshall düster.

Wuriu Sengu grinste.

»Macht mir nichts aus, ich bin seit meiner Geburt dunkelhäutig. Solange nichts passiert, ist bei der Wachflotte ja alles in Ordnung. OLD MAN kreist auch noch immer – was wollen wir mehr?«

Marshall grinste nicht zurück.

»Das Warten an sich stört mich weniger, aber ich habe ein ungutes Gefühl. So, als stünde eine Katastrophe bevor – oder sei bereits irgendwo, weit von hier entfernt eingetreten. Ich weiß, wie unsinnig es ist, sich auf Gefühle verlassen zu wollen, aber ich kann mir nicht helfen.«

»Aber, John, du wirst doch keine Depressionen bekommen? Sieh dich doch um: Wir haben eine gute Unterkunft, die Stadt ist weit genug entfernt, um Überraschungen so gut wie ausgeschlossen erscheinen zu lassen. Niemand stört uns. Endlich mal Zeit, daß wir uns erholen.«

Aber Marshall brachte es nicht fertig, den Optimismus seines Freundes zu teilen.

»Irgendeine Gefahr ist im Anzug, ich weiß nur nicht, ob sie uns direkt betrifft. Dann würde ich mir wahrhaftig weniger Sorgen machen.«

Sengu ging in die hintere Ecke der Höhle und kramte in den Vorräten. Endlich fand er, was er gesucht hatte. In aller Ruhe stellte er sich eine Mahlzeit zusammen und öffnete dann die Dosen. Sie wurden automatisch erwärmt, ohne daß ein Feuer benötigt wurde.

Als er damit fertig war, begann er zu essen.

»Ich habe schon zwei Pfund zugenommen«, sagte er.

Marshall gab keine Antwort. Er stand vorn beim Höhleneingang und sah hinauf in den leicht bewölkten Himmel von New Luna. Drüben in Jelly-City rührte sich nichts. Die unter Hypnokontrolle stehenden Terraner besaßen kein Eigenleben mehr. Sie taten nur das, was ihnen befohlen wurde, und Spaziergänge gehörten nicht dazu.

Marshall ließ das Glas sinken. Es hing an einem Riemen um seinen Hals.

Ihm war plötzlich, als sei es kein Riemen, der das Glas hielt.

Ihm war, als sei es eine Schlinge, die sich langsam zuzog.

*

Die Waffenruhe zwischen OLD MAN und der Wachflotte Bullys dauerte nun schon elf Tage. Die Terraner dachten nicht im Traum daran, den unüberwindlichen Roboter ohne besonderen Grund anzugreifen, und die dreizehn Steuergehirne OLD MANs mochten ähnlich denken. Außerdem bestand noch immer Rhodans ausdrücklicher Befehl, den Roboter unter keinen Umständen zu beschädigen oder gar zu vernichten. Er war für die Menschheit bestimmt, und eines Tages würde sie ihn bekommen.

Bully hatte die Alarmbesatzung der Kommandozentrale in der MARSCHALL FREYT kontrolliert und war auf dem Rückweg zu seiner Kabine, als er Gucky begegnete.

Der Mausbiber hatte elf Tage zuvor zusammen mit seinem kleinen Sohn Jumpy und Ras Tschubai zwei Robotschiffe OLD MANs gestohlen. Dabei war es ihm auch gelungen, den zuschnappenden Parafallen des Roboters zu entkommen. Allerdings hatte er auch das Geheimnis der Terraner lüften können, die vor mehr als fünfzigtausend Jahren OLD MAN erdacht und konstruiert hatten. Sie waren nicht mehr am Leben, wie Rhodan fälschlicherweise angenommen hatte. Aber ihre Gehirne existierten noch, und sie waren es, die jetzt von den Hypnokristallen kontrolliert wurden.

Eine Woche später war General Ems Kastori mit seinem Flottenverband zur Magellanschen Wolke abgeflogen. Er sollte Gucky mitnehmen, aber der Mausbiber hatte sich hartnäckig geweigert. Seine Beweggründe blieben umstritten, denn er handelte nach Gefühl. Er behauptete, eine böse Ahnung zu haben und daß er sehr bald hier gebraucht würde.

Bully drängte ihn nicht. Im Gegenteil, heimlich war er froh, daß sein alter Freund bei ihm blieb.

Und so war General Kastori ohne Gucky aufgebrochen.

»Du machst ein Gesicht, Kleiner, als hättest du einen Regenwurm verschluckt.«

Gucky verzog den Mund.

»Immer diese häßlichen Vergleiche, Dicker. Ich bin Vegetarier, und wenn mich ein Regenwurm auch noch so ärgert, essen werde ich ihn nie. Übrigens gibt es auf der FREYT keine Würmer.«

»War bildlich gemeint«, klärte Bully ihn auf, der sich über das düstere Gesicht seines kleinen Freundes wunderte. Gucky war nur halb so groß wie er. »Aber ehrlich, man könnte direkt Angst vor dir kriegen. Du läufst herum, als sei morgen deine Beerdigung.«

»Die Welt würde einen Helden verlieren«, stellte Gucky todernst fest. »Und ich mein Leben. Welch tragische Verluste!«

»Sprechen wir von erfreulicheren Dingen«, schlug Bully vor und schob den Mausbiber vor sich her in die leere Offiziersmesse. »Nehmen wir einen köstlichen Schluck Libilli zu uns.«

»Mit dem Zeug kannst du mich jagen«, versicherte Gucky, aber sein Gesicht leuchtete trotzdem auf. »Es sei denn, es ist kalt.«

Ein Kadett hatte Ordonnanzdienst. Er nahm die bestellten Getränke aus dem Eisfach und servierte sie respektvoll. Gucky kniff ihn ins Bein.

»Herr Oberkellner, wie wäre es mit einem Whisky?«

»Alkohol ist während Alarmstufe I verboten, Sir«, flüsterte der Kadett aufgeregt. Gucky schien für ihn so etwas wie eine Sagenfigur zu sein. »Ich bitte um Entschuldigung, Sir.«

Gucky genoß das »Sir« wie eine seltene Lieblingsspeise. Er sah Bully triumphierend an, grinste mit seinem Nagezahn und meinte:

»Warum kannst du die Alarmstufe nicht für zwei Minuten aufheben?«

»Seit wann trinkst du den Alkohol?« wunderte sich Bully ehrlich.

»Hin und wieder«, gestand Gucky, »und dann nur ein Schlückchen. Es geht nichts über ein Schlückchen, wenn es Schnaps ist.«

»Du solltest dich schämen! Vater eines prächtigen Mausbibers ...«

»Nicht wahr, ganz der Papa?« erkundigte sich Gucky schnell und drückte die Brust heraus. »So einen Burschen bringst du ja niemals fertig.«

Bully nickte überzeugt.

»Da kannst du recht haben. Was sollte ich wohl auch mit einem Mausbiber als Sohn anfangen?«

Gucky schnappte nach Luft, dann trank er verzweifelt einen Schluck Limonade. Die Tür öffnete sich, und herein stolzierte hoch aufgerichtet und mit keckem Blick Jumpy, Guckys erster und einziger Sohn bisher. Er war wesentlich kleiner als sein Vater und vor allen Dingen schlanker.

»Ach, hier also steckst du, Papa? Hätte ich mir denken können.«

»Was soll das heißen?« fragte Gucky mit drohendem Unterton.

»Rate mal«, schlug Jumpy frech vor. »Kriege ich was zu trinken?«

»Keinen Tropfen, Frechdachs!«

Aber so schnell gab Jumpy nicht auf.

»Onkel Bully, aber du gibst mir was zu trinken, ja? Einen Hillbilly.«

»Libilli heißt das Zeug«, protestierte Bully lachend und nickte dem Kadetten an der Theke zu. »Noch eine Flasche, aber nicht so kalt. Der Kleine verkühlt sich sonst den Magen.«

Jumpy setzte sich.

»Ich leide unter Ahnungen«, verkündete er düster.

Bully warf Gucky einen schnellen Blick zu. Der Kleine auch?

»Was ahnst du denn?« fragte er.

»Fürchterliches Unheil, drohende Gefahr, Schreckliches!«

Bully lehnte sich wieder in den Sessel zurück.

»Damit kann ich aber leider nicht viel anfangen, Jumpy. Du mußt schon deutlicher werden. Einzelheiten, wenn es geht.«

»Wie kann man Ahnungen detaillieren?« Jumpy schüttelte den Kopf. »Ahnungen sind Massenware, ein Konglomerat verschiedener Eindrücke. Lassen sich nicht einzeln verkaufen.«

»Und der Gesamteindruck ist negativ?«

»Und wie!« Jumpy schüttelte sich. »Fürchterlich.«

»Dann geht es dir wie deinem Vater. Der sieht auch schwarz in die Zukunft. Ein Glück, daß ich nicht unter solchen Dingen zu leiden habe. Allerdings weiß ich aus Erfahrung, daß dein Vater ein Gefühl für bevorstehendes Unheil hat. Wir wurden oft durch ihn gewarnt. Und nun fängst du auch noch damit an. Da können wir ja bald eine Unheilvorhersagestation einrichten.«

Der Kadett brachte die Limonade und stellte sie vor Jumpy. Er wischte ein Glas ab und setzte es daneben.

»Ich trinke aus der Flasche«, eröffnete ihm Jumpy gelassen. »Nehmen Sie das Glas wieder mit.«

Der Kadett nahm das Glas und zog sich wieder hinter seine Theke zurück.

»Möchte wissen«, sagte Gucky vorwurfsvoll, »wo du die barbarischen Sitten her hast.«

»Von Onkel Axo in Terrania, Papa. Der trinkt Bier immer aus der Flasche, und er behauptet, so schmecke es am besten.« Das Gesicht des Kleinen wurde wieder ernst. »Ich möchte bloß wissen, welches Unheil sich uns nähert. Letzte Nacht konnte ich kaum schlafen, und ich hatte schreckliche Träume. Zum Glück wurden sie dann gegen Ende der Ruhepause besser.«

»Besser?« Bully horchte erfreut auf. »Gott sei Dank! Ist das nicht ein gutes Zeichen?«

Jumpy schüttelte den Kopf.

»Eigentlich nicht – oder vielleicht doch. Jedenfalls habe ich die Flotte der Terraner vor der Vernichtung bewahrt und wurde als Retter des Universums gefeiert. Ohne mich wäre die Erde verloren gewesen ...«

»Angeber!« zischelte Gucky wütend.

Jumpy sah ihn von unten her an.

»Ganz der Papa – das sagst du doch sonst immer, oder ...?«

Bully lachte und vergaß für eine Sekunde alle Sorgen.

»Sei vorsichtig, Gucky. Sonst ziehst du noch den kürzeren. Vielleicht solltest du deinen Sohn etwas besser erziehen. Ein wenig mehr Bescheidenheit würde ihm gut stehen.« Er beugte sich zu Jumpy hinab. »Bescheidenheit, mein Sohn, ist eine Zier ...«

»... doch weiter kommst du ohne ihr«, beendete Jumpy den Satz.

Bully gab es auf. Sein Gesicht verlor den väterlichen Ausdruck und wurde ernst, der Lage angemessen.

»Die Alarmstufe bleibt bestehen, für alle Fälle. Gebt mir Bescheid, wenn sich eure Ahnungen wieder melden. Hoffentlich haben sie nichts mit Perry zu tun. Wir wissen nicht, was er im Augenblick tut.«

Gucky schüttelte den Kopf.

»Sie betreffen nur uns, Bully. Und hier nähert sich die Gefahr, das spüre ich. Aber da nähert sich noch jemand der Messe, aber das ist keine Ahnung, sondern Gewißheit. Er denkt intensiv an ein Glas Bier und versucht sich vorzustellen, wie ein Glas Limonade schmeckt, wenn man sich auf Bier freut. Jetzt muß er da sein ...«

Die Tür öffnete sich, und Ras Tschubai betrat den Raum. Der afrikanische Teleporter nickte Bully und den beiden Mausbibern freundlich zu, steuerte zur Theke und bestellte Sodawasser mit Eisstücken. Er hatte sich nicht für Limonade als Bierersatz entscheiden können. Mit dem Glas in der Hand kam er zum Tisch und setzte sich.

»Möchte wissen, wo der Durst herkommt«, murmelte er und trank.

»Ich habe auch einen trockenen Hals«, tröstete ihn Bully. »Und glaubt nur nicht, mir würde Limonade schmecken – aber Befehl ist Befehl. Übrigens, Ras, leiden Sie nicht auch manchmal unter Ahnungen? Ich meine, können Sie eine bevorstehende Gefahr wittern, voraussehen?«

Ras setzte erstaunt das Glas auf den Tisch zurück.

»Daß Gucky Telepath ist, weiß ich ja, aber bei Ihnen ist mir das bisher verborgen geblieben, Bully. Ich habe nämlich tatsächlich ein schlechtes Gefühl. Mir ist, als würden wir von einem Raubtier beschlichen. Es nähert sich uns ...«

»... und springt von Stern zu Stern, mit zitternden Flanken und gefletschten Zähnen ...«

»Rede keinen Unsinn, Gucky«, unterbrach Bully den Mausbiber. »Wir machen hier keine Witze. Die Sache ist verdammt ernst. Wenn schon drei Personen unabhängig voneinander Ahnungen haben, dann muß ja schließlich etwas daran sein, oder?«

Er wandte sich wieder an Ras: »Also, wie ist das? Träume? Oder ist das Gefühl immer vorhanden?«

»Immer, sogar jetzt. Selbst der Anblick der beiden Ilts kann mich nicht mehr erheitern.«

Jumpy starrte Ras wütend an.

»Soll das vielleicht heißen, daß unser Anblick allgemein erheiternd wirkt?«

»Nein, so war das nicht gemeint«, beruhigte ihn Ras. »Ich wollte damit nur sagen, daß eure Nähe normalerweise alle bösen und schlechten Gedanken verscheucht. Aber diesmal ist das nicht der Fall. Im Gegenteil, ich habe sogar das Gefühl, als sei die Gefahr noch näher gekommen.«

»Auf der Erde«, sagte Gucky, »könnten wir einen Wahrsagerverein gründen. Würden eine Menge Geld damit verdienen.« Er schob seine leere Flasche mitten auf den Tisch und stand auf. »Ich lege mich ins Bett. Wenn was ist, holt mich. Vielleicht kann ich schlafen.«

Mit düsterem Gesicht und hängenden Schultern schlich er durch die Korridore und wich allen Begegnungen aus. Trotzdem ließ es sich nicht verhindern, daß er Bekannte traf, Offiziere und Mannschaften, mit denen er schon zu tun gehabt hatte oder die ihm schon früher begegnet waren. Mit seinem Pessimismus steckte er natürlich jeden an, und bald schien jeder auf dem Schiff zu wissen, was die bestehende Alarmstufe zu bedeuten hatte.

Etwas Unheimliches, Ungeheuerliches näherte sich.

Aber niemand wußte, was das war.

Auch Gucky nicht, der auf seinem Rundgang mit geheimnisvollen Bemerkungen um sich warf und sich in seltsamen Andeutungen erging. Und weil er nichts wußte, ärgerte er sich um so mehr.

Kein Wunder, daß Jumpy sich eine schallende Ohrfeige holte, als sein Vater in die gemeinsame Kabine kam und über den Faden stolperte, der von einem Bett zum anderen gespannt war.

2.

Die bösen Vorahnungen Ras Tschubais und der Mausbiber waren nicht unberechtigt.

Tatsächlich bewegte sich durch den Linearraum eine Gefahr auf Jellicos System zu, die so ungeheuer groß war, daß sie die Existenz aller intelligenten Rassen der Milchstraße ernsthaft bedrohte.

Rein äußerlich gesehen bestand diese Gefahr aus einem Raumschiff, einer Kugel mit zweieinhalb Kilometern Durchmesser. Aber diese Kugel barg eine Last, aufgeteilt und in Hangars oder Laderäumen untergebracht, die ein Universum ins Wanken bringen konnte. Zusammengesetzt und in mathematischen Werten ausgedrückt war diese Last ein Riesenkristall mit einem Durchmesser von vierhundert Metern.

Ein Hypnokristall, von dem wenige Stäubchen genügten, einen Menschen in ein willenloses Werkzeug zu verwandeln, das allen Befehlen gehorchte, auch wenn der Befehl den Selbstmord bedeutete.

Die Besatzung des todbringenden Schiffes bestand aus solchen beeinflußten Menschen. Sie wurden von einem Kommandokristall befehligt. Mit irrsinnigen Beschleunigungswerten war das Schiff – es handelte sich um die I-13 – seinen Verfolgern entkommen. Es war im Linearraum untergetaucht und spurlos verschwunden.

Es nahm Kurs auf die Milchstraße und steuerte dann Jellicos System an, wo der Roboter OLD MAN auf es wartete.

Wenn es OLD MAN erreichte, würde die Katastrophe beginnen.

*

Aber die Flucht des Kristallschiffs war nicht ohne Konsequenzen geblieben.