Perry Rhodan 324: Im Nichts gestrandet - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 324: Im Nichts gestrandet E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Die Zeitpolizei überfällt OLD MAN - und Mausbiber Gucky springt ins große Abenteuer Alles verlief, relativ gesehen, reibungslos in Magellan - zu reibungslos vielleicht! Die Gurrad-Freischärler wurden zu Verbündeten der Terraner, die Kristallagenten wurden binnen kurzem ausgeschaltet und selbst die Generäle und die Perlians verschwanden nach der Eroberung der Kristall- und der Programmierungswelten von der Bildfläche. Und doch haben Perry Rhodans Terraner trotz ihrer schnell errungenen, durchschlagenden Erfolge keinen Grund zum Triumphieren. Denn der "Schwingungsalarm", der durch das Versagen der Perlians und durch die Vernichtung der Kristallagenten ausgelöst wurde, ruft einen neuen Gegner auf den Plan - einen Gegner, mit unheimlichen Machtmitteln ausgerüstet und damit beauftragt, eine Strafexpedition zu unternehmen. Am 22. 12. 2435 irdischer Zeitrechnung wird Schwingungswächter Tro Khon durch den Hyperalarm aus seinem 31 Jahre währenden lebenserhaltenden Tiefschlaf geweckt. Tro Khon aktiviert seinen Dolan, ein künstliches Lebewesen, das dem Schwingungswächter als Raumschiff dient, und begibt sich in den Einsatz. Tro Khons Auftrag ist klar umrissen. Er soll die terranischen "Zeitverbrecher" stellen und zur Verantwortung ziehen. Doch schon nach dem ersten Gefecht muß der Zeitpolizist erkennen, daß die Terraner stärker sind, als er ursprünglich erwartete. Am 4. 1. 2436 nimmt Tro Khon den Kampf erneut auf. Seine Aktion gilt jedoch nicht der terranischen Flotte, sondern dem Riesenroboter OLD MAN...

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 324

Im Nichts gestrandet

Der Zeitpolizist überfällt OLD MAN – und Mausbiber Gucky springt ins große Abenteuer

von CLARK DARLTON

Alles verlief, relativ gesehen, reibungslos in Magellan – zu reibungslos vielleicht!

Die Gurrad-Freischärler wurden zu Verbündeten der Terraner, die Kristallagenten wurden binnen kurzem ausgeschaltet und selbst die Generäle und die Perlians verschwanden nach der Eroberung der Kristall- und der Programmierungswelten von der Bildfläche.

Und doch haben Perry Rhodans Terraner trotz ihrer schnell errungenen, durchschlagenden Erfolge keinen Grund zum Triumphieren. Denn der »Schwingungsalarm«, der durch das Versagen der Perlians und durch die Vernichtung der Kristallagenten ausgelöst wurde, ruft einen neuen Gegner auf den Plan – einen Gegner, mit unheimlichen Machtmitteln ausgerüstet und damit beauftragt, eine Strafexpedition zu unternehmen.

Am 22. 12. 2435 irdischer Zeitrechnung wird Schwingungswächter Tro Khon durch den Hyperalarm aus seinem 31 Jahre währenden lebenserhaltenden Tiefschlaf geweckt. Tro Khon aktiviert seinen Dolan, ein künstliches Lebewesen, das dem Schwingungswächter als Raumschiff dient, und begibt sich in den Einsatz.

Tro Khons Auftrag ist klar umrissen. Er soll die terranischen »Zeitverbrecher« stellen und zur Verantwortung ziehen. Doch schon nach dem ersten Gefecht muß der Zeitpolizist erkennen, daß die Terraner stärker sind, als er ursprünglich erwartete.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.

Gucky – Der Mausbiber springt ins große Abenteuer.

Tro Khon – Schwingungswächter und Zeitpolizist.

Der Bleep – Ein Lebewesen, das nichts vergißt.

Fellmer Lloyd – Der Telepath wird zum unfreiwilligen Verräter.

Tronar und Rakal Woolver – Wellensprinter des Mutantenkorps.

Rogar

1.

Seit drei oder vier Tagen fühlte sich Fellmer Lloyd nicht wohl. Er verbrachte die meiste Zeit in seiner Kabine und dachte vergeblich darüber nach, warum er auf einmal unter Kopfschmerzen zu leiden hatte.

Der Chefarzt der CREST IV, Dr. Ralph Artur, hatte sich eigens zu ihm bemüht und ihn untersucht. Mit mißmutigem Gesicht richtete er sich auf, strich sich über die Glatze und runzelte die Stirn.

»Kopfschmerzen!« sagte er mit Betonung. »Wie kann ein Mensch nur Kopfschmerzen haben, frage ich mich. Haben Sie zuviel nachgedacht?«

Lloyd schüttelte den Kopf – und verzog das Gesicht.

»Ihre Tabletten taugen nichts, Doktor. Es wird höchstens noch schlimmer. Das beste wird sein, Sie geben mir ein Schlafmittel. Der Chef hat mich ohnehin beurlaubt, und ob ich nun hier auf dem Bett herumliege und Kopfschmerzen habe, oder ob ich schlafe – das spielt nun auch keine Rolle mehr.«

Dr. Artur betrachtete seinen Patienten mit offensichtlichem Interesse. Er schien in Lloyd eine Art Versuchskaninchen zu sehen.

»So einfach ist das nicht, Lloyd. Unsere medizinische Wissenschaft ist derart weit fortgeschritten, daß Kopfschmerzen eine Seltenheit geworden sind. Ich muß die Ursache herausfinden, um dem Übel auf die Spur zu kommen. Ja, hätten Sie Krebs oder einen Tumor im Gehirn, dann wäre ich beruhigt. Da wüßte ich, was zu tun wäre. Aber Kopfschmerzen ...?« Er versank ins Grübeln und schüttelte schließlich den Kopf. »Drehen Sie sich mal auf den Bauch.«

Lloyd verfluchte insgeheim die Tatsache, daß er den Arzt geholt hatte. Gehorsam legte er sich auf den Bauch. Der Arzt schlug die Decke zurück und klopfte den Rücken ab. Er beschäftigte sich insbesondere mit dem Rückgrat. Als er Lloyds Meinung nach zu tief nach unten kam, fragte der Mutant:

»Vermuten Sie da meinen Kopf, Doktor?«

Dr. Artur räusperte sich und murmelte:

»Bei manchen Leuten könnte man wahrhaftig meinen, sie hätten ihr Gehirn dort – aber seien Sie beruhigt, Lloyd, ich weiß genau, was ich tue. Das Rückenmark ist ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Körpers.« Er knurrte unzufrieden und gab seine Klopfversuche auf. »Da wäre eine eingehende Untersuchung angebracht. Ich werde daher Ihre Überweisung in das Lazarett anordnen.«

Lloyd erschrak.

»Wegen der lächerlichen Kopfschmerzen? Ich protestiere, Doktor. Geben Sie mir ein paar Tabletten, und der Fall hat sich. Ein paar Schlaftabletten. Vielleicht habe ich mich nur überanstrengt auf dem Planetenbruchstück, als wir dem Zweitkonditionierten begegneten. Und das Ereignis arbeitet noch in mir. Da kann man nicht schlafen, auch wenn man müde und erschöpft ist. Ist das eine Erklärung?«

Dr. Ralph Artur zögerte.

»Natürlich ist es eine, wenn man will. Also gut: Sie sollen Ihren Willen haben. Aber wenn es schlimmer wird, rufen Sie mich sofort. Kopfschmerzen sind ein bedenkliches Symptom, mein Lieber ...«

Lloyd nickte und nahm die Tabletten. Als der Mediziner die Kabine verlassen hatte, seufzte der Mutant erleichtert auf. Lieber Kopfschmerzen, als von dem leidenschaftlichen Wissenschaftler auseinandergenommen zu werden.

Eine Sekunde später materialisierte Gucky in der Kabine. Der Mausbiber war einfach teleportiert, nachdem er der Unterhaltung zwischen Dr. Artur und Lloyd telepathisch gefolgt war. Er setzte sich unaufgefordert auf den Bettrand.

»Na, Fellmer, wie ist es denn, wenn man krank feiert?«

Lloyd hatte die Tabletten geschluckt.

»Mache dir keine übertriebenen Hoffnungen, Kleiner. Die Schlafpillen wirken schnell und zuverlässig. Gleich bin ich weg.«

Gucky grinste.

»Ich werde dich bis in deine tiefsten Träume verfolgen. Du bist ja selbst Telepath und weißt daher, wie interessant das sein kann. Aber Spaß beiseite: Was machen deine Kopfschmerzen? Perry ist in Sorge. Er glaubt, du hättest dir vielleicht etwas geholt, als wir diesem Zeitpolizisten begegneten.«

»Ich glaube nicht, und du?«

»Nicht die Spur, aber ich bin ja auch für meine Widerstandsfähigkeit bekannt. Dein sensibler Charakter ist es nicht, schon gar nicht dein Gehirn. Du bist empfindlicher. Vielleicht sind es Strahlen gewesen, die von dem Zweitkonditionierten ausgeschickt wurden. Hat Dr. Artur nichts feststellen können?«

»Es ist so, als wolltest du einem spezialisierten Antriebstechniker eine altertümliche Dampflokomotive zur Reparatur übergeben. Er ist völlig konsterniert, daß es noch Kopfschmerzen gibt.«

»Verstehe.« Gucky stand auf und spazierte in der Kabine hin und her. »OLD MAN kreist noch immer um Navo-Nord.«

OLD MAN war das riesenhafte Robotergebilde aus der Vergangenheit, das den Terranern schon eine Menge Kopfzerbrechen bereitet hatte. Mit einem Durchmesser von zweihundert und einer Dicke von hundert Kilometern, trug es rund fünfzehntausend Ultraschlachtschiffe und bildete so eine ungeheuerliche Streitmacht. Gesteuert wurde es von dreizehn Kommandogehirnen – und den Kristallagenten, die es übernommen hatten.

Navo-Nord war eine rote Riesensonne am Rande der Großen Magellanschen Wolke, mehr als hunderttausend Lichtjahre von der heimatlichen Milchstraße entfernt. Hier hatte sich Rhodans Flotte versammelt und wartete die weitere Entwicklung ab. Nach Ausschaltung der Perlians war es dieser plötzlich aufgetauchte Zweitkonditionierte gewesen, der alle Pläne über den Haufen warf – und der eine neue Gefahr darstellte.

Ganz zu schweigen von OLD MAN.

»Mit dem Ding werden wir niemals fertig, oder wir müssen es zerstören.«

»Die Meinungen darüber sind geteilt, Fellmer. Besonders Roi Danton macht einen ziemlichen Wirbel.«

»Der hat ja immer seine eigene Meinung.«

Gucky grinste. Er wußte schließlich, daß Roi Danton in Wirklichkeit Rhodans Sohn war – wenn es Lloyd und Rhodan selbst auch nicht wußten.

»Mein Gefühl sagt mir, daß bald etwas passiert«, lenkte er ab. »Dieser Zeitpolizist wird bald hier auftauchen. Er hat OLD MAN gewittert, wette ich. Und so eine fette Beute wird er sich nicht entgehen lassen.«

Lloyd richtete sich auf, wenn ihm auch schon bald die Augen zufielen.

»Wenn das Biest in den Besitz von OLD MAN gelangt, sind wir geliefert. Was sagt Rhodan zu der Idee?«

»Er macht sich Sorgen. Gleich ist eine Besprechung. Eigentlich dachte ich ja, du würdest daran teilnehmen ... o je, nun ist er eingeschlafen. Wenigstens hat er jetzt keine Kopfschmerzen mehr.« Er ging zur Tür, aber dann überlegte er es sich anders. Er konzentrierte sich auf die Messe, in der die Besprechung stattfinden sollte – und teleportierte.

Lloyd hingegen schlief friedlich und fest.

*

Vor zwei Tagen war die GULINI in der Magellanschen Wolke eingetroffen und stand dicht neben der CREST. Es handelte sich um ein Spezialschiff der Experimentalflotte, um ein bewegliches Robotgehirn. Man hatte es in die Zelle eines Superschlachtschiffes eingebaut. Da die meisten Waffen und kriegswichtigen Geräte fehlten, war Platz genug für die Positronik. Nun konnten an Ort und Stelle Berechnungen angestellt werden, und man war nicht mehr darauf angewiesen, die Daten zuerst an NATHAN auf dem irdischen Mond zu leiten.

Kommandant der GULINI war Oberst Sinbal Kalalit, ein mittelgroßer, schlanker Plophoser mit dunklen Haaren und schwarzen Augen. Er war nicht nur Offizier, sondern auch ein ausgezeichneter Mathematiker. Als er in der Magellanschen Wolke eintraf, brachte er die neuesten Berechnungen und Ergebnisse der positronischen Kalkulation mit. Er hielt seinen Vortrag auf der CREST und fand aufmerksame Zuhörer.

»Ich habe eine Zweitberechnung von NATHAN erhalten«, fuhr Oberst Kalalit nach einer winzigen Pause fort. Seine veränderte Stimme kündigte weitere Überraschungen an. »Die Positronik auf dem Mond gelangte zu den gleichen Ergebnissen. Es steht mit fünfundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit fest, daß die Kristallagenten OLD MAN nur deshalb übernommen haben, weil der Riesenroboter der einzige greifbare und wirklich vorhandene Gegenstand ist; der aus einem sogenannten Zeitverbrechen hervorging. OLD MAN ist somit der einzige existierende Beweis für das unfreiwillige Zeitexperiment der Terraner. Damit steht weiter fest, daß sich die Zeitpolizei ebenfalls für OLD MAN interessiert. Wir werden nicht lange warten müssen, bis sie hier eintrifft, um den Fall zu untersuchen.«

Atlan sah Rhodan an, als er sagte:

»Eine weitere Folge wäre wohl, daß dem Zweitkonditionierten OLD MAN als wichtiges Kampfmittel in die Hand fiele.«

»Ein Grund mehr«, warf Solarmarschall Julian Tifflor hitzig ein, »das verfluchte Ding endlich anzugreifen und zu vernichten.«

Rhodan warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.

»Warum so hastig, Julian? OLD MAN stellt eine ungeheure Macht dar. Vielleicht gelänge es uns, den Robot zu vernichten, aber damit verlören wir ein für alle Mal die Möglichkeit, ihn in unseren Besitz, zu bringen. Nur das hindert uns daran, OLD MAN anzugreifen. Nur das!«

Julian Tifflor schwieg verbittert.

Gucky, der sich die ganze Zeit über ruhig und abwartend verhalten hatte, nickte Tifflor ermunternd zu.

»Nur nicht aufregen, Julian. Die Gefahr wird auch nicht größer, wenn der Zeitpolizist mit seinem Golem OLD MAN übernimmt. Vielleicht kann man mit ihm reden und ihn davon überzeugen, daß wir nicht schuld an dem ›Zeitverbrechen‹ sind. Schließlich waren es doch die Meister der Insel gewesen, die uns in die Zeitfalle lockten. Was können wir dafür?«

»Hast du wirklich den Eindruck«, erkundigte sich Rhodan ruhig, »daß mit dem Zweitkonditionierten zu reden ist, Gucky?«

Der Mausbiber wurde um ein paar Zentimeter kleiner.

»Wenn ich ehrlich sein soll – eigentlich nicht«, gab er zu.

»Na also!« trumpfte Tifflor auf.

»Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben«, riet Atlan. »Ich setze meine ganze Hoffnung auf die erstaunliche Tatsache, daß der Zweitkonditionierte einem Haluter ähnlich sieht, auch wenn er viel größer ist. Vielleicht können wir eines Tages diesen Zusammenhang klären und zu unseren Gunsten ausnützen. Icho Tolot und Fancan Teik werden uns dabei helfen können ...«

»Du scheinst zu vergessen«, unterbrach ihn Perry Rhodan, »daß die beiden Haluter zur Ursprungswelt der Gurrads geflogen sind, um dort an Ort und Stelle zu untersuchen, welches Zeitexperiment vor vierhundert Jahren stattfand. Wie wir heute wissen, begann damals die Bestrafung der Gurrads und der mit ihnen verbündeten Generäle durch die Zeitpolizei.«

Atlan nickte und schwieg.

Nicht nur die beiden Haluter, auch Rhodans Tochter, Suzan Waringer, hatte die Region um Navo-Nord verlassen. Sie war in die heimatliche Galaxis zurückgekehrt.

»Warten wir also auf den Zeitpolypen«, schlug Gucky schnodderig vor.

Bully, der neben dem Mausbiber saß, sah ihn verdutzt an.

»Wo hast du denn den Ausdruck schon wieder her?«

»Von dir«, eröffnete ihm Gucky ungerührt.

Bully räusperte sich.

»Muß aber schon vierhundert Jahre her sein. Außerdem ...«

Er schwieg plötzlich.

Die Tür zum Versammlungsraum hatte sich geöffnet, und Fellmer Lloyd kam herein. Er sah blaß und geschwächt aus, aber er stand fest auf den Beinen. Er lächelte, als er die erstaunten Gesichter der führenden Männer sah. Langsam ging er auf einen freien Stuhl zu und setzte sich.

»Es hielt mich nicht mehr länger im Bett«, sagte er, als er Rhodans fragenden Blick auf sich fühlte. »Ich habe eine Schlaftablette genommen, aber höchstens fünf Minuten geschlafen. Dann wurde ich wach und verfolgte die Unterredung hier auf telepathischem Wege mit. Ich bin also unterrichtet. Bitte, lassen Sie sich durch meine Anwesenheit nicht aufhalten.«

Rhodan hatte eine steile Falte auf der Stirn.

»Was sagt Dr. Artur zu Ihren Experimenten? Sie sind krank und gehören ins Bett.«

»Wegen der lächerlichen Kopfschmerzen?« Fellmer Lloyd lächelte geringschätzig. »Ich bitte Sie, Sir. Die Probleme hier sind wichtiger, finde ich.« Er beugte sich vor. »Die Lage dürfte allen verständlich sein. Aber was soll nun geschehen, wenn der Zweitkonditionierte wirklich hier eintrifft und OLD MAN angreift oder gar übernimmt?«

Rhodans Augen wurden eine Spur enger. Er betrachtete den Telepathen aufmerksam, schien aber zu keinem schlüssigen Ergebnis zu gelangen. Er warf Gucky einen schnellen Blick zu. Der Mausbiber nickte zurück zum Zeichen, daß er begriffen hatte. Er würde Fellmer Lloyd telepathisch überwachen.

»Wenn wir den Zeitpolizisten nicht an der Übernahme des Roboters hindern, muß er unseren guten Willen zur Verständigung erkennen«, sagte Atlan. »Er wird dann eher zu Verhandlungen bereit sein.«

»Hm«, knurrte Julian Tifflor voller Zweifel.

»Die CREST steht mit allen Kommandeuren in Verbindung«, meldete sich Oberst Merlin Akran, der Kommandant des Flaggschiffs. »Die Flotte kann jederzeit eingreifen, wenn der Befehl dazu erteilt wird.«

Damit glitt das Thema in militärische Bereiche ab. Fellmer Lloyd hörte interessiert zu. Er schien geistig sehr frisch zu sein, auch wenn sein Gesichtsausdruck das Gegenteil verriet. Mehr als einmal fielen ihm die Augen zu, aber immer wieder richtete er sich auf und folgte der Unterhaltung.

Gucky beobachtete den Telepathen aufmerksam und drang tief in seine Gedanken ein. Aber er konnte nichts Verdächtiges entdecken. Wenn also wirklich irgend etwas nicht stimmte, dann wußte Lloyd selbst nichts davon.

»Ist was?« flüsterte Bully plötzlich und beugte sich zu Gucky herüber. »Sehe ich dir doch an, daß ...«

»Pst!« zischelte der Mausbiber erregt. Lloyd hatte von dem Zwischenfall nichts bemerkt. Er war zu sehr damit beschäftigt, den Ausführungen Kalalits zu folgen, der die Ansichten des Positronengehirns bekanntgab und einen eventuellen Angriffsplan gegen OLD MAN entwickelte. »Da sind unendlich schwache Gedankenimpulse, aber sie stammen nicht von Fellmer. Sie stammen von keinem, der hier anwesend ist.«

»Bist du sicher?«

»Eben nicht. Schwer anzupeilen, diese Impulse. Sie stammen von keinem hier, denn das Muster ist fremd. Und doch kommen sie aus diesem Raum.«

»Aus welcher Richtung?«

»Aus Fellmer Lloyds Richtung.«

Bully gab keine Antwort. Er starrte über den Tisch, wo Lloyd saß, den Kopf in die Hände gestützt. Er schien sich kaum noch aufrecht halten zu können. Er war zweifellos blasser geworden. In seinen Augen flackerte ein merkwürdiges Feuer, als habe er Fieber.

Bully fing Rhodans forschenden Blick auf.

Er stand auf und ging zur Tür. Breitbeinig blieb er davor stehen und nickte Gucky zu.

»Es ist besser, du erzählst ihnen, was du bemerkt hast, Kleiner. Niemand darf den Raum verlassen. Es ist etwas geschehen, mit dem wir nicht rechnen konnten. Erst müssen wir herausfinden ...«

In diesem Augenblick stieß Fellmer Lloyd einen schmerzerfüllten Schrei aus, sprang hoch – und sackte sofort besinnungslos in sich zusammen. Ehe es jemand verhindern konnte, lag er auf dem Boden.

Rhodan sprang sofort hinzu und legte den bewußtlosen Telepathen mit Atlans Hilfe auf den Konferenztisch. Akran unterrichtete Dr. Artur über den Interkom. Der Arzt schimpfte fürchterlich, versprach aber dann, sofort zu erscheinen.

»Was?« machte Rhodan und sah Gucky an.

Der Mausbiber kam um den Tisch gewatschelt.

»Leider hat Bully ein wenig voreilig gehandelt. Ich habe fremde Gedankenmuster aufgefangen und versucht, sie anzupeilen. Wäre mir das gelungen, dann wüßten wir jetzt, ob Lloyd sie ausstrahlte. Ich weiß allerdings nicht, ob uns das weiterhelfen könnte. Jetzt sind diese fremden Impulse nicht mehr vorhanden. Jemand schirmt sich ab. Aber wer?«

Dr. Ralph Artur kam in die Messe gestürmt, einen kleinen Metallkoffer in der Hand.

»Ist der Kerl denn verrückt geworden?« rief er entrüstet aus und begann, Fellmer Lloyd zu untersuchen. Er gab ihm eine Injektion und wartete gespannt auf das Ergebnis. Aber nichts geschah. Lloyd kam nicht wieder zu sich. »Wenn er so weitermacht, kann ich ihm auch nicht helfen. Kopfschmerzen ... pah! Da steckt mehr dahinter.«

Die Männer standen schweigend um den Tisch herum. Der plötzliche Zusammenbruch des Mutanten hatte sie arg erschüttert, denn es gab praktisch keine unheilbaren Krankheiten mehr. Zum erstenmal erlebten sie, daß Dr. Ralph Artur hilflos vor einem Patienten stand. Vor einem Patienten, der nur über Kopfschmerzen geklagt hatte.

Rhodan stieß Gucky an und flüsterte:

»Hast du eine Erklärung? Hier in der Messe kann es kein einziges Gehirnwellenmuster geben, das du nicht kennst.«

»Keine Erklärung«, gab Gucky ebenso leise zurück. »Aber es ist jemand hier im Raum, den wir alle nicht kennen. Im Augenblick allerdings denkt er nicht. Er muß Verdacht geschöpft haben. Vielleicht hat Fellmers Ohnmacht etwas damit zu tun. Warten wir noch ab ...«

Dr. Ralph Artur sagte laut: