Perry Rhodan 348: Die kosmische Falle - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 348: Die kosmische Falle E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Der Großadministrator stellt ein Ultimatum - und gefährlich Gäste gehen an Bord der CREST Abgeschnitten von der Erde und der heimatlichen Milchstraße, befinden sich Perry Rhodan, die Männer der CREST IV und die beiden Haluter Icho Tolot und Fancan Teik schon seit langen Wochen in der Kugelgalaxis M-87. Mehr als 30 Millionen Lichtjahre trennen das Solare Flaggschiff von seinem Heimatstützpunkt. Niemand von den in den Weiten des Universums verschollenen Terranern weiß, ob das Solare Imperium der Menschheit den Angriffen der Zeitpolizisten bereits zum Opfer gefallen ist, oder ob es noch existiert. Inzwischen schreibt man an Bord der CREST Anfang April des Jahres 2436 irdischer Zeitrechnung. Die Abenteuer und Gefahren, die Perry Rhodan und seine Gefährten seit Beginn ihrer Sternenodyssee in M-87 zu bestehen hatten, übersteigen bereits weit das Maß dessen, was terranische Raumfahrer in Jahrzehnten des galaktischen Flottendienstes gemeinhin zu erleben pflegen. Mit den Herren von M-87 in freundlichen Kontakt zu kommen, hat sich als unmöglich erwiesen. Niemand will mit den Terranern etwas zu tun haben, solange sie Freunde der sogenannten "Bestien" sind. Stützpunktingenieur Agen Thrumb, der zu den Regierenden der fremden Galaxis gehört, hat im Kampf mit den Terranern schon etliche Niederlagen einstecken müssen - aber auch Perry Rhodans Männern blieben leidvolle Erfahrungen bei der Konfrontation mit dem Stützpunktingenieur nicht erspart. Aus der Gefangenschaft auf dem Planeten Dwellion entflohen, ist jetzt Perry Rhodan wieder am Zuge. Der Großadministrator versucht es mit einem Bluff. Er stellt den Herren von M-87 ein Ultimatum, um die Entscheidung zu erzwingen. Zwei gefährliche Gäste gehen an Bord der CREST - und "Die kosmische Falle schnappt zu..."

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 348

Die kosmische Falle

Der Großadministrator stellt ein Ultimatum – und gefährliche Gäste gehen an Bord der CREST

von CLARK DARLTON

Abgeschnitten von der Erde und der heimatlichen Milchstraße, befinden sich Perry Rhodan, die Männer der CREST IV und die beiden Haluter Icho Tolot und Fancan Teik schon seit langen Wochen in der Kugelgalaxis M 87. Mehr als 30 Millionen Lichtjahre trennen das Solare Flaggschiff von seinem Heimatstützpunkt. Niemand von den in den Weiten des Universums verschollenen Terranern weiß, ob das Solare Imperium der Menschheit den Angriffen der Zeitpolizisten bereits zum Opfer gefallen ist, oder ob es noch existiert.

Inzwischen schreibt man an Bord der CREST Anfang April des Jahres 2436 irdischer Zeitrechnung. Die Abenteuer und Gefahren, die Perry Rhodan und seine Gefährten seit Beginn ihrer Sternenodyssee in M 87 zu bestehen hatten, übersteigen bereits weit das Maß dessen, was terranische Raumfahrer in Jahrzehnten des galaktischen Flottendienstes gemeinhin zu erleben pflegen.

Mit den Herren von M 87 in freundlichen Kontakt zu kommen, hat sich als unmöglich erwiesen. Niemand will mit den Terranern etwas zu tun haben, solange sie Freunde der sogenannten »Bestien« sind.

Stützpunktingenieur Agen Thrumb, der zu den Regierenden der fremden Galaxis gehört, hat im Kampf mit den Terranern schon etliche Niederlagen einstecken müssen – aber auch Perry Rhodans Männern blieben leidvolle Erfahrungen bei der Konfrontation mit dem Stützpunktingenieur nicht erspart.

Aus der Gefangenschaft auf dem Planeten Dwellion entflohen, ist jetzt Perry Rhodan wieder am Zuge. Der Großadministrator versucht es mit einem Bluff. Er stellt den Herren von M 87 ein Ultimatum, um die Entscheidung zu erzwingen.

Zwei gefährliche Gäste gehen an Bord der CREST – und »Die kosmische Falle schnappt zu ...«

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator empfängt zwei gefährliche Gäste.

Kibosh Baiwoff und Agen Thrumb – Zwei Stützpunktingenieure.

Icho Tolot und Fancan Teik – Freunde und Schicksalsgenossen der Terraner von der CREST IV.

Gucky, Ras Tschubai und Iwan Iwanowitsch Goratschin – Mitglieder des Mutantenkorps spezialisieren sich auf Sabotage.

Melbar Kasom

1.

Im Raum stand eine gewaltige Riesensonne, feuerrot und mit weitreichenden Protuberanzen. Dicht in ihrer Nähe und auf den ersten Blick kaum zu bemerken, war ein kleiner, intensiv leuchtender weißer Fleck. Er präsentierte einen weißen Zwerg, der den roten Riesen in geringer Entfernung umlief. Seiner großen Dichte wegen besaß er ein ungemein starkes Gravitationsfeld, das im Zusammenwirken mit seiner Umlaufgeschwindigkeit das Schwerefeld des roten Riesen kompensierte. Aber auch der rote Stern stand nicht unverrückbar fest im Raum. Zusammen mit seinem weißen Zwergbegleiter umlief er einen gemeinsamen Mittelpunkt, der für das System als Gravitationszentrum galt.

In Wirklichkeit handelte es sich jedoch nicht um ein Sonnensystem, denn es gab keine Planeten, die das Gravitationszentrum umkreisten. Es waren nur zwei relativ winzige Metallkörper, die auf verschiedenen Bahnen die beiden Sterne umliefen.

Wenn man sich von außen dem System näherte, traf man zuerst auf den kleineren Metallkörper. Er war eine Kugel mit einem Durchmesser von einhundertdreißig Metern und tiefschwarz. Seine Oberfläche verschluckte jeden Lichtstrahl. Es war auch offensichtlich, daß er kein natürliches Gebilde war.

Es war das Spezial-Raumschiff der beiden Haluter Icho Tolot und Fancan Teik.

Näher an den beiden Sonnen und fast die riesigen Protuberanzen streifend, umlief die größere Kugel den Gravitationsmittelpunkt. Auch sie war aus Metall gefertigt, aber nicht tiefschwarz gefärbt. Vielmehr reflektierte die Oberfläche die roten Lichtstrahlen der Hauptsonne. Es war die CREST IV, das verschollene Raumschiff der Terraner, das sich nun in der Virgo-Wolke aufhielt, mehr als dreißig Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt.

Die CREST war zwar verschollen, jedoch sie war nicht verloren. Noch immer bestand die Hoffnung, daß die Terraner das Geheimnis entdecken würden, wie sich die Entfernung zur heimatlichen Milchstraße überbrücken ließ. Obwohl das Schiff, eine Kugel mit zweitausendfünfhundert Metern Durchmesser, ruhig die beiden Sonnen umkreiste, herrschte in seinem Innern eine ständig anwachsende Spannung. Selbst Perry Rhodan und Atlan, sonst die Ruhe selbst, konnten ihre Erregung nicht unterdrücken. Im Augenblick zur Untätigkeit verdammt, blieb ihnen nur das Abwarten – und abwarten war nicht jedermanns Sache.

Auch unter den Besatzungsmitgliedern machte sich die nervöse Spannung bemerkbar. Es gab mehr Zusammenstöße zwischen der Mannschaft als jemals zuvor, und selbst alte Freunde gerieten sich wegen Nichtigkeiten in die Haare.

Sogar der Mausbiber Gucky wurde von der Krise nicht verschont. Sonst immer zu Späßen aufgelegt, kam er ziemlich mißmutig aus der Richtung des Verpflegungslagers marschiert und trug einen Beutel halbgefrorener Mohrrüben. Er hatte die ewigen Konzentrate und Konserven satt, und so war es durchaus verständlich, daß er sich einen neuen Vorrat seiner Lieblingsspeise geholt hatte. Da er zu der Auffassung gelangt war, daß ihm ein wenig körperliche Betätigung guttäte, teleportierte er nicht. Er marschierte. Und als er um eine Korridorecke bog, prallte er mit einem Arbeitsroboter zusammen.

Bei einem menschlichen Wesen wäre ihm das nicht passiert, denn Menschen denken zumeist, auch wenn sie nicht zu denken wähnen. Und da Gucky Telepath war, empfing er die Gedankenimpulse und wäre in diesem Falle gewarnt gewesen. Ein Roboter aber denkt nicht und sendet auch keine Impulse aus. Daher kam der Zusammenprall für beide Beteiligten überraschend.

Gucky taumelte zurück und verlor den Beutel. Während des Fallens öffnete er sich, und dann purzelten die Mohrrüben über den Metallfußboden. Sie verteilten sich in alle Himmelsrichtungen.

Der Roboter war mit einem Ruck stehengeblieben. Seine Facettenaugen richteten sich tastend auf den Mausbiber, und in seinem Inneren begannen einige Relais zu ticken. Wahrscheinlich begann sein positronisches Gehirn im Erinnerungsspeicher nach den Daten eines Terraners zu suchen, der nur hundert Zentimeter groß war und über ein rostbraunes Fell verfügte. Wie es schien, fand er Guckys Daten nicht. Er rührte sich nicht vom Fleck.

Gucky hingegen war vorsichtshalber drei Schritte zurückgegangen. Er starrte den Roboter wütend an, dann ließ er alle Flüche vom Stapel, die er im Verlauf der letzten vierhundert Jahre von Bully und den anderen Terranern gelernt hatte. Es war eine Sammlung, die manchem alten und erfahrenen Raumkapitän Achtung abgerungen hätte. Aber den Roboter konnte sie nicht beeindrucken.

»Du verrostete Blechkanne«, beendete Gucky schließlich die Schimpfkanonade. »Kannst du nicht aufpassen? Dir sind wohl einige Nervenenden durchgeschmort. Paß auf, wo du deine Kartoffelbrei-Stampfer hintust. Und nun hilf mir gefälligst, meine Rüben wieder einzusammeln.«

Der Roboter rührte sich noch immer nicht vom Fleck.

Gucky betrachtete ihn durchdringend.

»Aha, du willst also nicht. Ich will dir mal etwas sagen: Solltest du vielleicht überholungsreif sein, so genügt ein Wort von mir, und sie stecken dich in die Schmieranlage. Aber ich werde etwas ganz anderes mit dir machen. Ich werde dir eine Flasche Orangeade ins Getriebe schütten – da sollst du mal sehen, wie munter du wieder wirst. Es gibt nichts besseres als frische Vitamine. Selbst für Roboter.«

Die Vorstellung, künftig mit Limonadenschmierung arbeiten zu müssen, löste bei dem Roboter eine Art Panikschaltung aus. Wortlos drehte er sich um und stampfte davon. Gucky sah hinter ihm her, grinste und begann dann, seine verstreuten Mohrrüben einzusammeln. Er tat es auf höchst einfache Weise. Er hockte sich mitten in den Gang und hielt den Beutel geöffnet vor sich, dann fixierte er die einzelnen Mohrrüben und ließ sie telekinetisch an den Ort zurückkehren, dem sie so unverhofft entronnen waren. Das Spiel machte dem Mausbiber Spaß. Außerdem hinderte die telekinetische Konzentration ihn daran, auf Gedankenimpulse zu achten. So war er ziemlich überrascht, als plötzlich eine Stimme hinter ihm sagte:

»Nanu, willst du mitten im Hauptkorridor eine Plantage anlegen? Das dürfte wohl gegen die Schiffsordnung verstoßen.«

Seelenruhig ließ Gucky eine dicke Mohrrübe, die herangeschwebt kam, in die Öffnung des Beutels gleiten. Dann drehte er sich um und sah nach oben.

Der Mann, der hinter ihm stand, war fast zwei Meter groß und sehr breitschultrig. Er trug die grüne Uniform des Mutantenkorps, und sein Gesicht glänzte tiefschwarz. Ein gutmütiges Grinsen ließ sein Gesicht etwas weniger wild wirken. Gucky erhob sich langsam und stemmte den rechten Arm in die Hüfte. Mit der linken Hand hielt er den Beutel fest.

»Du Kinderschreck! Wie kann man sich nur so leise von hinten an jemand heranschleichen und ihn dann einfach anreden? Jeden anderen hätte der Schlag getroffen. Du kannst von Glück reden, daß mein Kreislauf in Ordnung ist.«

Der Teleporter Ras Tschubai grinste noch breiter.

»Es sieht aber wirklich zu komisch aus, wie du da auf dem Boden herumkriechst und Mohrrüben einsammelst. Warum hast du sie denn weggeworfen?«

Gucky berichtete ihm von dem Zwischenfall und bat ihn, bei der Suche nach dem restlichen Gemüse behilflich zu sein. Der gutmütige Ras, einer der besten Freunde des Mausbibers, entsprach ohne Zögern dieser Bitte. Als sie endlich mit ihrer Arbeit fertig waren, öffnete sich plötzlich eine der vielen Türen, die in den Korridor führten, und ein jüngerer Offizier des technischen Personals kam aus seiner Kabine. Er starrte die beiden verwundert an, sah den geöffneten Beutel mit dem heraushängenden Grünzeug, runzelte die Stirn und meinte:

»Was soll der Unsinn? Was tun Sie hier vor meiner Kabine?«

Das sagte er, und er dachte noch eine ganze Menge dazu, wie Gucky in einem schnellen telepathischen Vorstoß feststellte.

Gucky knurrte:

»Ras, halte mich fest! Dieser junge Schnösel macht seinen ersten Einsatz mit und will einem Oldtimer wie mir Vorschriften machen. Halte mich fest, Ras, sonst knalle ich ihm den Beutel mit den Rüben gegen die Birne.«

»Immer mit der Ruhe«, empfahl Ras und klopfte dem Mausbiber besänftigend auf die Schulter. »Und Sie, mein lieber Leutnant, täten gut daran, Ihren Pflichten nachzugehen, statt sich um Dinge zu kümmern, die Sie nichts angehen.«

Der Leutnant zuckte die Achseln und marschierte mit steifen Schritten davon. Gucky warf Ras Tschubai einen bedauernden Blick zu.

»Schade«, murmelte er. »Er hätte so lustig ausgesehen – in beiden Ohren und im Mund eine Mohrrübe ...«

»Du sollst die Dinger essen, nicht pflanzen!« belehrte ihn Ras und zog ihn mit sich fort.

*

Nicht alle Begegnungen im Schiff verliefen so friedlich wie diese. Im Hangar der Moskito-Jäger gerieten zwei alte Freunde aneinander, zwei Hauptmechaniker. Wenn die anwesenden Piloten nicht eingegriffen hätten, wäre es sicher zu Blutvergießen gekommen. Anlaß zu dem Streit war irgendeine Schraube, von der beide behaupteten, der andere hätte sie nicht angezogen. Die Sachlage blieb den Piloten allerdings unverständlich, denn die Schraube war in der Tat nicht angezogen.

In der Küche, wo die Konzentratwürfel in eine nahrhafte und schmackhafte Suppe verwandelt werden sollten, verschüttete ein junger Kadett, der heute hier Dienst tat, eine Probekelle der glühendheißen Flüssigkeit. Das wäre an sich nicht so schlimm gewesen, aber zufällig hatte der Chefkoch eben seine Füße dort stehen, wo die Suppe landete. Mit einem hysterischen Aufschrei sprang der Koch fast einen halben Meter hoch, dann hatte der Junge seine Ohrfeige weg.

In der Funkzentrale war es nicht viel anders. Kadett Maier behauptete dauernd, Funkimpulse zu empfangen, während Kadett Miller, der direkt neben ihm saß, keinen Pieps hörte. Das führte zu Meinungsverschiedenheiten, die fast in Handgreiflichkeiten ausarteten. Zum Glück wurden diese verhindert, als Atlan, der Arkonide, die Funkzentrale betrat.

»Was Neues?« erkundigte er sich mit ruhiger Stimme. Er hatte die Auseinandersetzung gehört, ging aber nicht darauf ein. »Haben Sie Verbindung mit den beiden Halutern?«

Es stellte sich heraus, daß die Verbindung zu Icho Tolot noch einwandfrei funktionierte, aber der Haluter hatte gemeldet, daß noch keine Nachricht von dem Stützpunktingenieur Agen Thrumb eingetroffen war. Das war auch nicht zu erwarten, denn er hatte Rhodans Ultimatum erst vor wenigen Stunden erhalten.

Atlan gab den beiden diensthabenden Funkern noch den Rat, sich in ihrer Aufmerksamkeit durch nichts ablenken zu lassen und verließ die Funkzentrale.

Er war mit Rhodan in dessen Kabine verabredet.

Rhodan erwartete ihn bereits.

Er saß hinter dem Schreibtisch, der eine Ecke der Kabine ausfüllte und deutete auf einen Sessel.

»Setz dich. Es wird gut sein, wenn wir alle Punkte noch einmal einzeln durchgehen. Vielleicht erraten wir dann eher, wie der Stützpunktingenieur auf unser Ultimatum reagieren wird. Die Hauptsache ist, er nimmt den Bluff ernst.«

Atlan setzte sich. Er bemerkte, daß Rhodans Schreibtisch mit einer Unmenge Zeichnungen und Notizen bedeckt war. Wollte Rhodan den schier unlösbaren Problemen etwa mit einfachen Notizen zu Leibe rücken? Wohl kaum.

»Ich sehe, du hast schon gearbeitet«, sagte er und deutete auf die Papierstöße. »Dabei ist Agen Thrumb erst seit vierundzwanzig Stunden im Besitz unseres Ultimatums. Ich nehme an, daß er nicht allein entscheiden kann. Unsere Nachricht muß auf ihn – immer vorausgesetzt, daß er unseren Bluff glaubt – wie ein Schock gewirkt haben. Die Haluter sind für ihn Bestien, Ausgeburten der Hölle. Er glaubt sie in dieser Galaxis ausgerottet, und nun muß er durch uns erfahren, daß wir einen ganzen Planeten dieser Bestien entdeckt haben. Die Frage ist: Wie wird Agen Thrumb reagieren? Hast du da eine mögliche Antwort gefunden?«

»Eben nicht. Es hängt alles davon ab, ob der Stützpunktingenieur oder seine Vorgesetzten unseren Bluff ernst nehmen. Tun sie es nicht, sind alle unsere mühseligen Vorbereitungen umsonst gewesen. Ob sie uns nun glauben oder nicht, wir müssen auf jeden Fall damit rechnen, daß sie uns zu überlisten versuchen. Aber es kommt noch ein weiteres Problem hinzu.«

»Welches?«

»Die Mutanten. Insbesondere Ras Tschubai und Gucky sind mehrmals eingesetzt worden, und es ist sehr fraglich, ob ihre Tätigkeit unbemerkt geblieben ist. Wenn der Gegner ahnt oder gar weiß, daß wir paraphysisch begabte Lebewesen an Bord der CREST haben, wird er sich darauf einrichten können. Aber zurück zu unserem Bluff. Ich komme soeben aus der Astronomischen Abteilung, wo ich mich ausführlich mit dem wissenschaftlichen Leiter unterhielt. Wir sprachen über unsere Landung auf jenen Planeten, auf denen wir Frischwasser aufnahmen und die Büffel schossen. Es handelt sich in beiden Fällen um Planeten, die dem Stützpunktingenieur und den Konstrukteuren des Zentrums unbekannt sind. Wir dürfen also annehmen, daß es noch genügend Welten in M 87 gibt, die weder erforscht noch zivilisiert wurden. Bei der gigantischen Ausdehnung dieser Kugelgalaxis ist es auch kaum zu erwarten, daß die Beherrscher dieses Sternensystems jeden einzelnen bewohnbaren Planeten kennen. Wir haben die Positronik zu Rate gezogen und die Daten errechnen lassen. Auf meine Veranlassung hin wurden die Werte stark gedrückt, trotzdem hat der Computer errechnet, daß es in M 87 noch zweihundert Millionen Systeme mit schätzungsweise fünfhunderttausend bewohnbaren Welten gibt – mit Welten wohlgemerkt, die noch nicht entdeckt wurden. Damit gewinnt unser Bluff, wir hätten einen Haluterplaneten entdeckt, an Glaubwürdigkeit. Das wird Agen Thrumb auch wissen.«

Atlan nickte langsam. Im Grunde genommen verlangten er, Rhodan und die Terraner nicht viel von den Konstrukteuren des Zentrums, die sich die Beherrscher des Sternennebels M 87 nannten. Man verlangte von ihnen nur, daß sie als friedfertige und vernunftbegabte Lebewesen anerkannt wurden. Man sollte ihnen glauben, daß man unfreiwillig in diese Galaxis verschlagen wurde und keinen anderen Wunsch hatte, als in die heimatliche Milchstraße zurückzukehren. Da man aber die technischen Mittel dazu nicht besaß, sollten sie von den Konstrukteuren – notfalls leihweise – zur Verfügung gestellt werden.

»Man muß sich in ihre Lage versetzen, Perry. Natürlich haben wir in unserer eigenen Milchstraße nicht die festgefügte soziale Struktur, wie wir sie hier vorgefunden haben. Einerseits bin ich ganz froh darüber, auf der anderen Seite hat unsere lockere Ordnung auch ihre Nachteile. Nehmen wir trotzdem einmal an, ein gigantischer unbekannter Körper dringt in unsere Milchstraße ein und entpuppt sich als gefährlicher Gegner. Müßten wir nicht auch an eine Invasion glauben? Müßten wir uns nicht auch fragen: Wie kann ein solches Schiff um Hilfe bitten, wenn es eine Entfernung von rund zweiunddreißig Millionen Lichtjahren zurücklegen konnte? Du mußt doch zugeben, daß unsere Erklärung, wie wir hierhergelangt sind, sehr unwahrscheinlich klingt. Ich kann also das Mißtrauen des Agen Thrumb vollauf verstehen. Vielleicht ändert sich alles, wenn wir einen seiner Vorgesetzten sprechen könnten.«

»Ich weiß nicht, ob das etwas an der Situation änderte. Wie ich Agen Thrumb kenne, hat er längst Verbindung mit den Konstrukteuren des Zentrums aufgenommen. Es kommt nun darauf an, welche Befehle man ihm gibt. Und es kommt vor allen Dingen darauf an, ob sie uns das mit dem Haluterplaneten glauben. Wir haben alles vorbereitet, ihnen entsprechende Beweise vorzulegen – und es ist unmöglich zu erkennen, daß diese Beweise gefälscht sind. Wir müssen nur Gelegenheit erhalten, diese Beweise vorzulegen –, mehr wollte ich auch nicht mit meinem Ultimatum erreichen. Wir warten noch einen Tag, dann unternehmen wir etwas.«

»Und was sollen wir unternehmen?« erkundigte sich Atlan.

Rhodan zuckte die Achseln und gab keine Antwort.

*

Und abermals vergingen vierundzwanzig endlose Stunden.

Rhodan hatte die CREST in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Wenn auch Agen Thrumb und die ihm untergeordneten Einheiten der Dumfries – die Soldatenrasse der Kugelgalaxis M 87 – keine Ahnung vom Standort der CREST hatten, so mußte doch damit gerechnet werden, daß man sie zufällig entdeckte. Das konnte auch im Ortungsschutz einer Doppelsonne geschehen, zumal diese Doppelsonne nur 1,3 Lichtjahre vom Planeten Dwellion entfernt war.