Perry Rhodan 367: Im Zentrum der Riesensonne - K.H. Scheer - E-Book

Perry Rhodan 367: Im Zentrum der Riesensonne E-Book

K.H. Scheer

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Beschreibung

Seit Jahrtausenden lebten sie im Schutz der lodernden Sonne - bis der Plan der Verzweifelten anlief Auf der CREST IV, dem Flaggschiff der Solaren Flotte, schreibt man Mitte August des Jahres 2436. In den langen Monaten der Irrfahrt durch das Sternenmeer der fremden Galaxis M-87 erlebten die Männer und Frauen der CREST IV phantastische und gefahrvolle Abenteuer. Wiederholt schon vermeinten die Verschollenen, einen Weg zur Rückkehr in die heimatliche Milchstraße gefunden zu haben - doch immer wieder wurden ihre Hoffnungen durch das Einwirken der Herren der Kugelgalaxis zunichte gemacht. Die Herren von M-87 - sie nennen sich Konstrukteure des Zentrums - werden nun umgehend Farbe bekennen müssen, wie sie zu der Forderung Perry Rhodans stehen, seiner kleinen Flotte durch die Lieferung von Paratron-Konvertern den Weg zurück zu ermöglichen - in ein von der Attacke der Zweitkonditionierten bedrohtes Solares Imperium. Was die Terraner und ihre Verbündeten betrifft, so haben sie durch ihr Handeln längst eindeutig bewiesen, daß sie keinen Krieg gegen die Herrscher der fremden Galaxis führen wollen und daß sie nicht als Zerstörer und Eroberer kommen, sondern als faire Verhandlungspartner, die zu ihrem Wort stehen. Letzteres läßt sich von den Konstrukteuren des Zentrums leider nicht behaupten, und daher bleibt Perry Rhodan und seinen Leuten nur die Möglichkeit, ihr Ziel durch erpresserische Maßnahmen zu erreichen. Die Terraner müssen aufs Ganze gehen - und die Herren von M-87 mit harten Tatsachen konfrontieren. Die mysteriösen Beherrscher der Kugelgalaxis sind allerdings schwer zu erreichen, denn sie leben seit Jahrtausenden IM ZENTRUM DER RIESENSONNE...

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Nr. 367

Im Zentrum der Riesensonne

Seit Jahrtausenden lebten sie im Schutz der lodernden Sonne – bis der Plan der Verzweifelten anlief

von K. H. SCHEER

Auf der CREST IV, dem Flaggschiff der Solaren Flotte, schreibt man Mitte August des Jahres 2436.

In den langen Monaten der Irrfahrt durch das Sternenmeer der fremden Galaxis M 87 erlebten die Männer und Frauen der CREST IV phantastische und gefahrvolle Abenteuer. Wiederholt schon vermeinten die Verschollenen, einen Weg zur Rückkehr in die heimatliche Milchstraße gefunden zu haben – doch immer wieder wurden ihre Hoffnungen durch das Einwirken der Herren der Kugelgalaxis zunichte gemacht.

Die Herren von M 87 – sie nennen sich Konstrukteure des Zentrums – werden nun umgehend Farbe bekennen müssen, wie sie zu der Forderung Perry Rhodans stehen, seiner kleinen Flotte durch die Lieferung von Paratronkonvertern den Weg zurück zu ermöglichen – in ein von der Attacke der Zweitkonditionierten bedrohtes Solares Imperium.

Was die Terraner und ihre Verbündeten betrifft, so haben sie durch ihr Handeln längst eindeutig bewiesen, dass sie keinen Krieg gegen die Herrscher der fremden Galaxis führen wollen und dass sie nicht als Zerstörer und Eroberer kommen, sondern als faire Verhandlungspartner, die zu ihrem Wort stehen.

Letzteres lässt sich von den Konstrukteuren des Zentrums leider nicht behaupten, und daher bleibt Perry Rhodan und seinen Leuten nur die Möglichkeit, ihr Ziel durch erpresserische Maßnahmen zu erreichen. Die Terraner müssen aufs Ganze gehen – und die Herren von M 87 mit harten Tatsachen konfrontieren.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator akzeptiert den Plan der Verzweiflung.

Atlan – Der Lordadmiral mimt den Unerbittlichen.

Icho Tolot – Freund und Helfer der Terraner.

Eynch Zigulor – Sprecher der Okefenokees.

Major Hole Hohle – Kommandant der 1. Korvettenflottille der CREST IV und Spezialist für gefährliche Einsätze.

Baloon Recizan – Ein »Neundenker« wird überrumpelt.

Kibosh Baiwoff – Festungsingenieur und alter Gegenspieler der Terraner.

Major Tschai Kulu

Prolog

Der Ertruser warf einen Blick auf die Großbildschirme der Kajüte. Die Rundsichtaufnahme der Außenbordoptik wurde vom Verteilersystem der Ortungszentrale exakt überspielt. Ein Mann, der bei voll eingeschalteter Schirmgalerie im Mittelpunkt von Atlans Kajüte stand, konnte den Eindruck gewinnen, schwerelos im Raum zu weilen.

»Kann ich noch etwas für Sie tun, Sir?«

Atlan unterbrach seine unstete Wanderung. Er schaute den ertrusischen Spezialisten geistesabwesend an, zwang sich zu einem Lächeln und verneinte.

Melbar Kasom hielt es für richtiger, sich kommentarlos zurückzuziehen. Die beiden Wachroboter am Außenschott ließen ihn passieren. Das Aufleuchten ihrer Identifizierungseinheiten bewies jedoch, dass sie so reagierten, wie man es von terranischen Fabrikaten erwarten konnte.

Atlan vernahm das Zischen der Hermetikschleuse nur unterbewusst. Das Donnern der Kraftwerke war während der langen Reise zu einem Geräusch geworden, das man ohnehin nicht mehr zur Kenntnis nahm. Wenn die Stromreaktoren allerdings einmal aussetzten, wirkte das Verhallen der typischen Geräuschkulisse wie ein Vollalarm.

Atlan drückte auf einige Platten der Schaltleiste. Sein Bett schob sich aus der Wand heraus. Die Kajütenautomatik blies augenblicklich die Schaumstoffauflage durch und meldete die vorprogrammierte Oberflächentemperatur als betriebsklar.

Der Arkonide trat noch einmal vor die Bildschirme und versuchte, sein Spiegelbild zwischen dem Glühen und Leuchten Milliarden fremder Sonnen herauszufinden. Es gelang ihm nicht.

Immer noch in Gedanken versunken, nahezu automatisch, löste er die Magnetschnalle seines Kombinationsgürtels und ließ ihn achtlos auf das Lager fallen.

Weiter vorn hatte sich ein Wandfach geöffnet. Die Geräte für Atlans persönliche Datenaufzeichnung waren in Griffweite geglitten.

Der hochgewachsene Mann nahm auf dem Schwenksitz Platz. Die Rückenlehne schob sich automatisch etwas nach oben. Sie hielt an, als die eingebauten Taster die korrekte Andrucklage festgestellt hatten.

Atlan griff zum Mikrophon. Nur zwei Meter vom ihm entfernt gleißte auf dem Rundschirm das Sternenmeer der Kugelgalaxis M 87. Das elektronische Tagebuch lief an.

»Einundzwanzigster August 2436, Standardzeit. Ich habe mich in meine Kabine zurückgezogen, um zu versuchen, die Ereignisse der letzten Stunden zu vergessen. Dabei ist mir klar geworden, dass ein Vergessen im Sinne des Wortes unmöglich sein wird. Also werde ich gezwungen sein, ebenso wie die fünftausend anderen Besatzungsmitglieder dieses Raumschiffes, meine Gefühle so unter Kontrolle zu bringen, dass eine seelische Ausgeglichenheit erreicht wird.

Die CREST IV, Flottenflaggschiff des Solaren Imperiums, steht zur Zeit dreißigtausend Lichtjahre von Zentrum M 87 entfernt auf Warteposition. Wir werden unablässig gejagt und verfolgt. Es sei dahingestellt und der späteren Geschichtsschreibung überlassen, ob wir falsch oder richtig gehandelt haben. Meiner Meinung nach gab es für Perry Rhodan keinen anderen Weg, als nach unserem ungewollten Ausflug in eine fremde Galaxis zu versuchen, die hier herrschenden Machtgruppen zugunsten der Menschheit gegeneinander auszuspielen.

Unser einziges Ziel war und ist die Heimkehr zur Milchstraße. Niemand an Bord der CREST, der beiden halutischen Raumschiffe oder auf dem Posbi-Nachschubfrachter BOX-13111 ist daran interessiert, aktiv in die Politik fremder Völker eingeschaltet zu werden.

Dennoch ist es dazu gekommen. Wir sind jetzt in der Situation eines Wolfes, der einer Lämmerherde gegenüber seine Friedfertigkeit zu bezeugen versucht.«

Atlan unterbrach sich. Ein winziges Lächeln umspielte seine Lippen. Er drückte auf die Schaltleiste des Mikrophons und fügte seinen Worten mit einem leicht ironischen Unterton hinzu: »Korrektur! Meine zehntausendjährige Wanderung durch die Entwicklungsgeschichte der Menschheit verführte mich dazu, den Begriff von einem friedfertig gewordenen Wolf zu gebrauchen. Dem Zuhörer sei gesagt, dass es mir fern liegt, den modernen Bewohnern Terras noch immer vorzuwerfen, die dünne Tünche ihrer Zivilisation würde bei erster Gelegenheit abblättern. Dem ist nicht so! Perry hat sich alle Mühe gegeben, nicht in das Spiel um die Macht in M 87 verwickelt zu werden. Allerdings – und das entspricht vollauf meiner arkonidischen Mentalität! – war er gezwungen, hier und da aktiv zu werden. Die Verhandlungsbereitschaft eines Mannes von seinem Range kann immer nur bis zu einer gewissen Grenze strapaziert werden.

Vor fünf Tagen Standard, am 16. August, ist es uns gelungen, die Heimatwelt der so genannten Perlians zu finden. Das Schicksal dieses Volkes ist erschütternd. Wir wissen nun, wie die Wasserlebewesen in die Große Magellansche Wolke kamen, welche Aufgabe sie dort zu erfüllen hatten und weshalb es ihnen niemals gelang, sich aus der Sklaverei der Zeitpolizisten zu befreien.

›Bestien‹ nennt man diese haluterähnlichen Geschöpfe im Bereich der Galaxis M 87. Ich frage mich jedoch ernsthaft, wem die Bezeichnung ›Bestie‹ eher zuzusprechen ist: Den Intelligenzwesen, die sie durch die geniale Beherrschung der Naturkräfte erzeugten, oder jenen, die schließlich als Produkt der Experimente entstanden.

Wir haben in all unserer Not und inneren Verzweiflung keine Zeit und wahrscheinlich auch nicht die psychische Ausgeglichenheit, um erschöpfend über diese Probleme nachdenken zu können. Einige Wissenschaftler des Schiffes versuchen es. Sie werden aber wohl kaum zu brauchbaren Resultaten kommen.

Unser Problem besteht nach wie vor darin, die Milchstraße wieder zu erreichen. Sie ist etwa zweiunddreißig Millionen Lichtjahre vom derzeitigen Standort der CREST IV entfernt.«

Fünfhundert Meter unter Atlans Kajüte lief ein Hilfskraftwerk an. Ein stärkeres Dröhnen erschütterte die zweieinhalb Kilometer durchmessende Zelle des Flottenflaggschiffes.

Die Überspielungsanlage schaltete weitere Filter vor. Die CREST IV war von einem Gasausbruch der nahen Sonne erfasst worden. Die Abwehrschirme mussten verstärkt werden.

Atlan wartete, bis das Dröhnen abgeklungen war.

»Das Katz-und-Maus-Spiel, seit Monaten von uns praktiziert, hat erneut begonnen. Die CREST befindet sich so nahe einer roten Sonne, wie es gerade noch verantwortet werden kann. Wir dürfen nicht entdeckt werden. Die beiden halutischen Schiffskommandanten, Icho Tolot und Hisso Rillos, sind noch unterwegs. Sie befinden sich auf einem Erkundungsflug zu der Dunkelwolke und dem Bourjaily-System, um festzustellen, ob die Konstrukteure des Zentrums von unserem Eingreifen Kenntnis genommen haben.

Wenn die Haluter zum vereinbarten Treffpunkt zurückkehren, werden wir ihnen die wahrscheinlich unangenehmste Überraschung dieses an Zwischenfällen wirklich nicht armen Fluges bereiten müssen. Es ist eine Katastrophe! Die Männer der CREST IV, an starke körperliche und geistige Belastungen gewöhnt, stehen vor dem Zusammenbruch. Das ist weniger darauf zurückzuführen, dass uns allen eine Verbannung bis an unser Lebensende droht, als vielmehr auf die Frage, was ohne Perry Rhodan in unserer Heimatgalaxis geschehen muss. Dort wird die Großoffensive der Zeitpolizisten erwartet. Nunmehr sieht es so aus, als würde es uns nie mehr gelingen, den Abgrund zwischen den Galaxien zu überwinden. Man spricht bereits davon, einen erdähnlichen Planeten zu suchen und dort in aller Heimlichkeit eine Kolonie der Menschheit zu gründen. Die Überlebenschancen wären gut; sogar sehr gut. Die CREST IV birgt in ihren Lagerräumen genügend Ausrüstungsgüter, die eine Kolonisierung zuließen. Dazu kommen noch die ungeheuren Materialmengen aller Art in den Frachthallen des Posbischiffes.

Dennoch – welcher Mensch könnte ernsthaft daran denken, sein bedrohtes Heimatsystem und seine Artgenossen zu vergessen, nur weil sich plötzlich unüberbrückbar erscheinende Schwierigkeiten aufgeworfen haben?«

Atlan schaltete wiederum ab. Das Gerät blieb stehen. Der Arkonide sah nachdenklich in die Optik des Bildaufzeichners. Das Dröhnen der Kraftwerke mäßigte sich. Das Schütteln der Schiffszelle ließ nach. Atlan sprach weiter.

»Wir haben die Wartezeit benutzt, um den fast ausgebrannten Kalupschen Kompensationskonverter Nummer eins auszuwechseln. Die CREST verfügt somit wieder über vier fabrikneue Geräte, die ihr eine Reichweite von vier Komma acht Millionen Lichtjahren geben. Wir verankerten uns auf der abgeflachten Oberfläche des Posbiraumers und tauschten den Kalup aus. Dabei erwies es sich erneut, wie schwierig und gefährlich es ist, im freien Raum Arbeiten durchzuführen, die normalerweise schon für einen gut ausgerüsteten Werftbetrieb technische Probleme ersten Ranges aufwerfen. Während des Ein- und Ausbaus wurde ständig darüber diskutiert, ob man den Heimflug nicht doch mit Hilfe des Posbiraumers wagen sollte. Die Technikergruppe, die diese Theorie vertrat, wurde immer stärker. Verschiedenartige Pläne für den vielfachen Kalupaustausch im Leerraum waren bereits ausgearbeitet. Ich neigte zu der Annahme, dass Rhodan infolge unserer eminenten Schwierigkeiten mehr und mehr zu der Überzeugung kam, es bliebe keine andere Wahl, als das Risiko auf sich zu nehmen.

Dann aber, wenige Stunden nach dem vollzogenen Kalupaustausch, ereignete sich auf der BOX-13111 die Explosion, die uns auch noch den letzten Ausweg verbaute.

Ein Schaltfehler im Synchronisationsimpulsgeber brachte uns an den Rand des Abgrunds. Die Einspeisungsanlage eines Hochenergiereaktors, der direkt neben den beiden großen Kalupräumen drei und vier aufgestellt war, wurde durch einen Schaltfehler im Synchronisator übersättigt. Das Deuterium wurde noch vor der vollzogenen Einspritzung zur Kernfusion angeregt. Physikalisch betrachtet, war die Reaktion geringfügig. Es handelte sich nur um einen staubfeinen Nebel, der durch die Überhitzung im Schirmfeld der Speisungspumpe seinen kritischen Zündpunkt erreichte und zur Kernverschmelzung überging. Die freigewordene Energie war bestenfalls mit dem Wert von fünfzehn Tonnen explodiertem TNT vergleichbar.

Dennoch reichten Druckwelle und Hitze aus, um die beiden benachbarten Kalupräume so zu zerstören, dass an eine Reparatur nicht mehr gedacht werden konnte.

Die restlichen neunundzwanzig für die CREST konstruierten Kompaktkalups, die auf dem Versorgungsfrachter eingelagert waren, waren für das Würfelraumschiff völlig ungeeignet. So ergab sich die groteske Situation, in der wir uns jetzt noch befinden.

Die BOX besitzt noch genügend Austauschkonverter, um den Bedarf der CREST für einen Zweiunddreißig-Millionen-Lichtjahre-Flug decken zu können. Nur ist der Posbifrachter durch die Zerstörung von acht eigenen Überlichtfluggeräten nicht mehr in der Lage, dem Flaggschiff so lange folgen zu können, bis der letzte Austausch erforderlich wird. Den Posbis fehlt plötzlich eine Reichweite von genau zwölf Millionen Lichtjahren! Die schönen Ersatzkonverter, alle in Leistung und Dimension auf ein Raumschiff der Galaxis-Klasse zugeschnitten, nützen uns nichts, wenn es uns nicht gelingt, sie bis zur erforderlichen Auswechsel-Position zu transportieren.

Das ist der Grund für den inneren Zusammenbruch von fünftausend Männern und Frauen. Die Haluter ahnen noch nicht, welche Überraschung ihnen bevorsteht. Wie mir Icho Tolot und Hisso Rillos erklärten, besitzen ihre Schiffe nach der totalen Zerstörung der Fernflugtriebwerke – damit sind die geheimen Dimetransmaschinen gemeint! – noch eine Restreichweite von etwa eineinhalb Millionen Lichtjahren. Das ist zu wenig, um die Besatzung der CREST nach dem Ausbrennen des letzten Posbikalups noch bis zur Milchstraße transportieren zu können.

Es hilft kein Rechnen und kein Planen mehr. Aus eigener Kraft werden wir unter keinen Umständen unsere Galaxis erreichen können. Also bleibt uns nur die Wahl zwischen dem Aufgeben oder dem direkten Vorstoßen. Niemand ist ernsthaft daran interessiert, unsere Aufgabe zu vergessen und im Sternenmeer von M 87 einen Planeten zu suchen, auf dem wir kolonisieren können. Wahrscheinlich würden wir auch sehr bald entdeckt und angegriffen werden. Ich habe mich dazu entschlossen, Perry Rhodan einen Vorschlag zu unterbreiten, den ich bereits zusammen mit dem plophosischen Hyperphysiker, Dr. Armond Bysiphere, und dem Chefphysiker der CREST IV, Dr. Jean Beriot, durchgerechnet habe. Bysiphere ist ein Genie. Vor allem besitzt er Phantasie.

Wenn es uns gelingt, die beiden Haluterschiffe mit neuen Dimetranstriebwerken auszurüsten, ist der Heimflug kein Problem mehr. Die Frage ist nur, wie sich die Konstrukteure des Zentrums zu unserer Forderung verhalten werden.«

Atlan schaltete das Gerät ab und steckte das Mikrophon in die Pulthalterung. In den weiten Räumen der CREST herrschte eine nervenzermürbende Stille. Nach dem Lärm der letzten Einsätze innerhalb der Dunkelwolke und über dem Wasserplaneten Ednil wirkte sie erdrückend.

Vor Atlan leuchtete ein Bildschirm der Bordverbindung auf. Rhodans Gesicht wurde erkennbar. Zwei scharfe Falten zwischen Nase und Mundwinkel zeugten von der auf ihm lastenden Sorge.

»Hallo, Terraner ...!«

Rhodan zwang sich zu einem Lächeln.

»So beschäftigt, alter Freund? Wie man hört, hast du vier Stunden lang die Rechenzentrale mitsamt der großen Bordpositronik blockiert. Warum?«

Atlans Gesicht war unbewegt.

»Weil ich ein Mensch arkonidischer Abstammung bin. Man nennt mich auch Beuteterraner.«

Rhodan runzelte die Stirn.

»Oh, ich verstehe. Das bedeutet also, dass du Plänchen geschmiedet hast. Sind sie gut?«

Atlan wiegte den Kopf.

»Das kommt darauf an. Ich bin hier nicht der Chef.«

»Und wenn du es wärst?«

Der Arkonide erhob sich, fuhr die Bandanlage in das Wandfach ein und beugte sich zur Aufnahmeoptik hinüber.

»Dann würde ich lediglich noch die Rückkehr der Haluter abwarten, um anschließend bestimmte Anordnungen zu treffen. Vorher würde ich jedes Besatzungsmitglied fragen, ob es bereit ist, Kopf und Kragen zu riskieren oder ob man es vorzieht, auf einem noch zu entdeckenden Sauerstoffplaneten Kolonist zu spielen. Die einfache Mehrheit wäre für meine anschließende Befehlsgebung entscheidend.«

Rhodans Gesicht wurde kleiner. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. Ein Teil seiner Uniformkombination wurde erkennbar.

»Aha! Seine Erhabenheit, Imperator a. D. von Arkon, sind wieder einmal bereit, mit dem Feuer zu spielen.«

»Mit einem sehr heißen Feuer. Wir benötigen für die halutischen Raumschiffe zwei annähernd geeignete Paratronkonverter. Abmessungen, Anschlüsse und Leistungen müssen auf Gewicht, Masse, Konstruktionsdetails und statische Festigkeit der nur hundertdreißig Meter durchmessenden Raumflugkörper zugeschnitten sein. So etwas sollte es in den Arsenalen der KdZ geben. Wir haben die tatsächlichen Beherrscher dieser Riesengalaxis lediglich davon zu überzeugen, dass es für sie auf alle Fälle besser ist, uns die beiden Konverter zu überlassen.«

Rhodan hustete plötzlich, ohne daran zu denken, die Hand vor den Mund zu halten.

»Verzeihung. Sonst hast du aber keine Wünsche, wie?«

Atlan, Regierender Lordadmiral der USO, ehemals Imperator und Admiral des arkonidischen Sternenreiches, fuhr sich mit der Rechten glättend über das weißblonde Haar. Er ging auf Rhodans Ironie nicht ein.

»Doch! Ich bin nicht so bescheiden. Das Psychospiel mit den so genannten Bestien ist vorbei. Also sollten wir auf Grund unserer Kenntnisse über die Konstrukteure damit beginnen, sie sehr ernsthaft um die beiden Geräte zu bitten.«

»Blutvergießen?«

Atlan seufzte. Er setzte sich wieder.

»Es besteht meinerseits keine Absicht. Dagegen baue ich auf den menschlichen Geist.«

»Wohl deshalb, weil selbst ein erfahrener Admiral der ehemaligen Arkonidenflotte genügend Einsicht besitzt, um mit nur einem Ultraschlachtschiff des Solaren Imperiums nicht gegen zirka zehntausend Dumfries anzurennen.«

»Gerade deshalb. Ganz davon abgesehen, Freund: Die alten Arkoniden wussten immer, wann Verhandlungen und List angebracht waren. Du solltest dich wieder einmal mit unserer Geschichte befassen. Aber lassen wir das. Wann können wir uns sehen?«

Rhodan lachte humorlos auf. Sarkasmus zeichnete sein Gesicht.

»Jederzeit, Admiral, jederzeit! Wir haben unendlich viel zu tun, nicht wahr? Wir umkreisen wieder einmal eine namenlose Sonne, damit wir nicht als Echopunkt auf den Reliefschirmen eines hiesigen Patrouillenschiffes erscheinen. Man sollte es nicht glauben – aber diese Galaxis ist bei all ihrer ungeheuren Größe beinahe kleiner als eine irdische Stadt des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Dumfries müssen gewaltige Flotten aufgeboten haben.«

»Ich hoffe, du meinst das nur symbolisch«, entgegnete Atlan ruhig. »Werde nicht bitter. Es gibt noch einen Weg nach Hause. Es kommt nur darauf an, ihn mit den denkbar besten Schuhen zu beschreiten.«

»Irgendwo in den Abgründen dieses Schiffes gibt es bestimmt eine Kiste mit Nägeln oder selbstklebenden Profilsohlen. Du wirst ein besonders gutes Schuhwerk benötigen. Dein Weg ist bestimmt so steinig, wie wir es uns jetzt noch nicht vorstellen können. Ich warte, Freund. Bringe gute Laune mit. Die Explosion auf dem Posbifrachter ließ mich für einige Zeit meinen Humor vergessen.«

1.