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Sonderschaltung "schwarzer Mond" spricht an - und die Robotfestung gibt ihr letztes Geheimnis preis Kurz nach der geglückten Rückkehr aus der Kugelgalaxis M-87 hat Perry Rhodan, der Großadministrator des Solaren Imperiums, entscheidende Schritte unternommen, um die der Menschheit drohende Gefahr abzuwenden. Alle Anstrengungen der Terraner sind darauf gerichtet, das Solsystem und die Erde, die Mutterwelt der Menschheit, gegen eine neue Offensive der Zeitpolizisten und ihrer Dolans wirkungsvoll abzuschirmen. Die Ende Oktober des Jahres 2436 gestartete Halut-Expedition hat das vorgesehene Ziel, eine sofort funktionsfähige Friedenswaffe herbeizuschaffen, leider nicht erreicht. Und auch die Andromeda-Expedition, die einen Tag vor der Halut-Expedition abflog, um die Maahks zu bewegen, das Solare Imperium gegen die Zeitpolizei zu unterstützen, ist auf unerwartete Schwierigkeiten gestoßen. Noch bevor der intergalaktische Diplomat an den Rücksprung von Galaxis zu Galaxis denken kann, geschieht das, was die führenden Persönlichkeiten des Solaren Imperiums seit geraumer Zeit befürchtet hatten: Die neue Großoffensive der Zeitpolizei erfolgt! Der 14. November Erdzeit bricht an, die Dolanflotte der Schwingungswächter erscheint und dringt unaufhaltsam ins Solsystem vor. Terras Ende ist nahe - da spricht die Sonderschaltung "Schwarzer Mond" an, und STIMMEN AUS DER VERGANGENHEIT ertönen...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 376
Stimmen aus der Vergangenheit
Sonderschaltung »schwarzer Mond« spricht an – und die Robotfestung gibt ihr letztes Geheimnis preis
von CLARK DARLTON
Kurz nach der geglückten Rückkehr aus der Kugelgalaxis M 87 hat Perry Rhodan, der Großadministrator des Solaren Imperiums, entscheidende Schritte unternommen, um die der Menschheit drohende Gefahr abzuwenden. Alle Anstrengungen der Terraner sind darauf gerichtet, das Solsystem und die Erde, die Mutterwelt der Menschheit, gegen eine neue Offensive der Zeitpolizisten und ihrer Dolans wirkungsvoll abzuschirmen.
Die Ende Oktober des Jahres 2436 gestartete Halut-Expedition hat das vorgesehene Ziel, eine sofort funktionsfähige Friedenswaffe herbeizuschaffen, leider nicht erreicht. Und auch die Andromeda-Expedition, die einen Tag vor der Halut-Expedition abflog, um die Maahks zu bewegen, das Solare Imperium gegen die Zeitpolizei zu unterstützen, ist auf unerwartete Schwierigkeiten gestoßen.
Noch bevor der intergalaktische Diplomat an den Rücksprung von Galaxis zu Galaxis denken kann, geschieht das, was die führenden Persönlichkeiten des Solaren Imperiums seit geraumer Zeit befürchtet hatten: Die neue Großoffensive der Zeitpolizei erfolgt!
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator steht vor dem letzten Geheimnis OLD MANS.
Oberst Merlin Akran – Kommandant der neuen CREST V.
Major Longline – Kommandant eines Amphibiengleiters der CREST.
Gucky – Der Mausbiber rettet einen Planeten und steigt ins Plattengeschäft ein.
Atlan – Der Lordadmiral identifiziert die »Stimmen aus der Vergangenheit«.
Reginald Bull – Perry Rhodans unmusikalischer Freund und Stellvertreter.
Faro Den
1.
Die erste Linearetappe war kurz. Das gerade aus der Werft gelieferte Ultraschlachtschiff CREST V legte dabei nur zehn Lichtjahre zurück. Als der große Panorama-Bildschirm wieder aufleuchtete, stand die Sonne als winziger gelber Stern auf dem Heckteil. Der gigantische Kugelraumer mit einem Durchmesser von zweitausendfünfhundert Metern hatte natürlich kein Heck im eigentlichen Sinn, aber noch immer wurde die der Flugrichtung entgegengesetzte Seite des Schiffes so genannt.
In der Galaxis-Klasse gab es kein besser ausgerüstetes Schiff, und drei zusätzliche FpF-Geschütze sollten dafür sorgen, dass selbst die Zweitkonditionierten mit ihren Dolans vergeblich angriffen.
Die ehemalige Besatzung der CREST IV hatte das neue Schiff mit Freude und Stolz übernommen. Der erste Testflug sollte seine Tüchtigkeit unter Beweis stellen. Die CREST IV selbst trieb mit ausgebrannten Kalupkonvertern, von der Kugelgalaxis M 87 kommend, auf die Milchstraße zu, und es würde trotz einfacher Lichtgeschwindigkeit noch annähernd dreißig Millionen Jahre dauern, bis sie ihr Ziel erreichte.
Oberst Merlin Akran nickte seinem ersten Offizier, dem Afroterraner Oberstleutnant Ishe Moghu, befriedigt zu.
»Nun, was sagen Sie, Erster?«
Der fast zwei Meter große Neger mit den grauen Haaren und dem sonnigen Gemüt nickte zurück.
»Guter Kahn, Kommandant. Möchte behaupten, dass ich von dieser Sekunde an unserer alten CREST nicht mehr so sehr nachtrauere. Besonders die FpF-Geräte beruhigen mich. Damit schlagen wir jeden Dolan in die Flucht.«
Akran, der kompakte Epsaler, grinste.
»Nicht an Dolans denken, Erster. Wir machen einen Testflug und haben den Auftrag, dabei auf irgendeinem Planeten probezulanden.« Er sah auf den Bordkalender. »Wir haben eine Woche Zeit. Sehen wir uns die Karten mal an. Im Umkreis von zwanzig Lichtjahren gibt es genug Kolonialplaneten, denen wir einen Freundschaftsbesuch abstatten können. Kann aber auch ein unbewohnter Planet sein.«
Der Erste Offizier ging hinüber zum Navigationsoffizier und ließ sich von ihm die entsprechenden Sternkarten geben, mit denen er zum Kommandanten zurückkehrte. Es handelte sich dabei um Klarsichtfolien, auf denen alle wichtigen Angaben deutlich zu erkennen waren. Die entsprechenden Programmierungskarten für den Kurscomputer waren mit ihnen identisch.
Die beiden Männer beugten sich über den Tisch, während die CREST V mit einfacher Lichtgeschwindigkeit durch den leeren Raum raste.
»Wir liegen genau auf Kurs Wega«, stellte Ishe Moghu fest. »Wir sollten vielleicht General Pera Isigonis einen Besuch abstatten. Habe den alten Polterer schon lange nicht mehr gesehen.«
»Lieber nicht, Erster. Das Wega-System gehört zum ersten Verteidigungsgürtel der Erde. Eine Landung dort kann nur unter bestimmten Voraussetzungen erfolgen. Ich schlage vor, wir versuchen es mit dem da ...«
Er deutete auf eine Sonne mit vier Planeten, die scheinbar dicht neben Wega stand, in Wirklichkeit jedoch mehr als zwanzig Lichtjahre von ihr entfernt war.
»Pyros II ...?«, wunderte sich der Erste Offizier. »Noch nie gehört, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Nicht erstaunlich. Es handelt sich um einen Wasserplaneten, der erst kürzlich besiedelt wurde. Die Atmosphäre ist ausgezeichnet, aber leider besteht die Oberfläche von Pyros II zu neunundneunzig Prozent aus Ozeanen. Nur ein paar Inseln – das ist alles. Kein intelligentes Leben, bis die Siedler vor einigen Jahren kamen. Es handelte sich um eine Aktion der Regierung, ich entsinne mich noch genau. Junge Paare wurden gesucht, die ein entbehrungsreiches, relativ primitives Dasein dem Trubel der modernen Zivilisation vorzogen. Da haben sich mehr gemeldet, als man vorausgeahnt hatte. Inseln im Meer – sie haben auch heute ihren Reiz noch nicht verloren. Natürlich bringt eine solche Kolonie keinen großen Nutzen für das Imperium, aber die Aktion war eine Art Notventil – fast möchte ich sie mit der Drangwäsche der Haluter vergleichen. Natürlich im umgekehrten Sinn. Die Haluter verlassen ihren friedlichen Planeten, um Abenteuer und Gefahren und Kämpfe zu erleben, damit sie einen Ausgleich finden. Die Siedler von Pyros II hingegen verließen die Erde, um Ruhe und Frieden zu finden. Warum sollen wir uns nicht einmal ansehen, wie sie jetzt leben?«
»Ich habe nichts gegen eine Ruhepause, wenn sie nicht den Vorschriften zuwiderläuft.«
Darauf gab Oberst Akran keine Antwort. Er nahm wortlos die Karten und marschierte damit zur Navigation. Als er einige Minuten später zurückkehrte, verzog sich sein breites Gesicht zu einem Lächeln.
»Merken Sie sich das, Erster: ich verstoße niemals gegen die Vorschriften, auch dann nicht, wenn es erlaubt ist ...«
*
In einem kleinen Spezialhangar der CREST V stand der Amphigleiter. In der Luft sehr unbeholfen und kaum für weitere Flüge gedacht, entwickelte er im Wasser eine beachtliche Geschwindigkeit. Seine Tauchtiefe war enorm, und die Bewaffnung reichte aus, ganze Schwärme von Meeresungeheuern zu vertreiben.
Kommandant des Amphigleiters war Major Longline, ein hagerer Draufgänger mit erstaunlichen Ideen. Ursprünglich in der Explorerflotte ausgebildet, war er kürzlich auf die CREST V versetzt worden und auf das neue Schiff übergewechselt.
Longline saß in seiner Kabine, die er mit Captain Neupère, seinem Stellvertreter, teilte. Die beiden Offiziere galten als alte Freunde, auch wenn sie sich im Dienst streng nach Vorschrift behandelten und das vertrauliche »Du« vergessen zu haben schienen. Waren sie unter sich, änderte sich das entschieden. Und das traf auf die ganze Besatzung des Gleiters zu, die aus insgesamt sechs Männern bestand.
Neupère zog einen breiten Ring vom Finger und betrachtete ihn solange mit auffälligem Interesse, bis Longline es nicht mehr aushielt.
»Was ist denn damit? Wohl von Monique, der kleinen Blonden, die ich letzte Woche in Terrania kennenlernte ...?«
Neupère sah auf. In seinen großen Kinderaugen lag ehrliches Erstaunen.
»Du hast sie kennengelernt ...? Aber ich habe sie doch auch kennengelernt!«
Longline seufzte.
»Ja, nachdem ich sie dir vorstellte. Und wofür hat sie dir den Ring gegeben, wenn ich fragen darf?«
Neupère lächelte verlegen.
»Der Ring ist gar nicht von Monique, aber ich danke dir doch für deine gute Meinung. Den Ring habe ich mir selbst gekauft. Außerdem ist das gar kein Ring.«
»Sieht aber so aus, mein Lieber.«
»Das täuscht. Es handelt sich um einen raffiniert getarnten Fotoapparat, der nach dem Polaroidverfahren sofort entwickelt. Mikrofilm, natürlich. Willst du mal sehen, was du eben für ein dummes Gesicht gemacht hast?«
Longline sah wortlos zu, wie Neupère an dem Ring herummanipulierte und dann ein winziges Plättchen auf den Tisch legte. Schon mit bloßem Auge war darauf ein Gesicht zu erkennen, und Longline brauchte nicht lange zu raten, um das Gesicht als sein eigenes zu erkennen.
»Ist mein Hobby«, gestand Neupère etwas verlegen. »Was glaubst du, was ich da schon für Aufnahmen machen konnte. Einmal, bei einer Party, natürlich eine private Party ...«
»Verschone mich mit deinen Märchen«, unterbrach ihn Longline wütend. »Deine Angeberei kenne ich.«
Neupère grinste.
»Was meinst du, warum ich mir den Fotoring angeschafft habe?«, erkundigte er sich unschuldig.
Es klopfte an der Tür. Sekunden später füllte sich die Kabine mit den anderen Mitgliedern der Spezialbesatzung. Leutnant Ingo, ein dunkler und schlanker Typ, setzte sich mit verblüffender Selbstverständlichkeit in den Sessel Longlines, ehe dieser auf seinen Platz zurückkehren konnte. Leutnant Esser, etwas beleibt und selbstbewusst, nahm bescheiden auf dem Bett Platz. Er rückte sogar ein wenig zur Seite, damit sich Leutnant Dagen neben ihn setzen konnte. Als letzter betrat Kadett Wolter den Raum, genauso alt wie die anderen, aber kein Offizier. Er würde wahrscheinlich auch nie Offizier werden, weil seine Papiere nicht ganz einwandfrei waren. Trotzdem gehörte er zu Longlines Männern und zu den Männern der CREST.
»Was wollt ihr denn?«, fragte Longline und blieb stehen, weil er sich nicht auf den Boden setzen wollte. »Ich denke, wir wollten uns erholen?«
Ingo deutete auf Wolter.
»Er hat eine Latrinenparole aufgefangen. In der Kommandozentrale.«
Longline sah sehr ungläubig aus.
»Ach nein, in der Zentrale? Wie kommt denn ein Kadett in die Zentrale eines Ultraschlachtschiffes? Der Zutritt ist doch nur Offizieren erlaubt, und dann noch mit Sondergenehmigung.«
»Ich habe einen Freund in der Kommandozentrale«, rief Wolter dazwischen. »Bei der Navigation. Eben wurde er abgelöst, und da hat er es mir erzählt.«
Longline nickte geduldig.
»Und was hat er dir erzählt, Wolter?«
Wolter holte tief Luft, während die anderen vor Neugier bald zu platzen schienen.
»Wir machen eine Zwischenlandung auf Pyros II.«
Sie starrten ihn verständnislos an. Schließlich stieß Dagen hervor: »Pyros II? Was ist denn das?«
»Ein Planet, meine Herren, ein Planet.« Wolter hatte endlich einen freien Platz auf der Tischkante entdeckt und setzte sich darauf. »Eine frische Kolonialwelt ohne intelligente Eingeborene. Nur Siedler leben dort seit einigen Jahren oder Jahrzehnten. Friedliche Leute, die Fische fangen und sich in der Sonne aalen. Meint mein Freund wenigstens. Und was besonders wichtig ist: Pyros II ist eine Wasserwelt!«
Longlines Gesicht hellte sich plötzlich auf.
»Jetzt verstehe ich ...«
»Unser Schnellschalter!«, freute sich Neupère ehrlich und klopfte dem Kommandanten herzhaft auf die Schulter. »Da werden wir mal wieder mit unserem Atomfisch einen Ausflug unternehmen können. Vielleicht kann ich Fotos machen ...«
»Freut euch nicht zu früh«, warnte Longline, dessen Gesicht wieder finster geworden war. »Selbst der unternehmungslustige Akran wird uns nicht nur so zum Spaß ausschleusen lassen. Immerhin habe ich nichts dagegen, mir die Füße auf einer unbekannten Welt zu vertreten.«
Leutnant Esser, der bisher überhaupt nichts gesagt hatte, meinte skeptisch: »Die Füße vertreten? Auf einer Wasserwelt? Bin gespannt, wie du das anstellen willst, Longline ...«
*
Es war reiner Zufall, dass auch der Mausbiber Gucky an dem Testflug der CREST V teilnahm. Ursprünglich hatte er Rhodan begleitet, als dieser der gigantischen Festung OLD MAN einen Besuch abstattete. Kurz zuvor war der Großadministrator vom Planeten Halut in das Sonnensystem zurückgekehrt. Die Robotstation aus der Vergangenheit umkreiste in einem Abstand von einer halben Million Kilometer die Erde, voll bemannt und einsatzbereit.
Als Gucky von dem bevorstehenden Testflug hörte, bat er Rhodan, mitfliegen zu dürfen. Es wurde ihm gestattet.
Natürlich war es kein Zufall, dass sich Gucky sehr bald mit der immer zu Späßen aufgelegten Spezialmannschaft des Amphigleiters befasste. Schon wenige Stunden nach dem Start packte ihn die Langeweile, und als er die Gedankeninhalte seiner Umgebung durchforschte, stieß er unwillkürlich auf Longline und seine Männer. Da wusste er, dass der Flug von nun an abwechslungsreicher sein würde.
Aber noch bevor er Kontakt mit der Einsatzgruppe Longline aufnehmen konnte, fing er die Gedanken des Kommandanten auf und erfuhr so von dessen Absicht, auf Pyros II eine Zwischenlandung vorzunehmen.
Gucky teleportierte in die Zentrale, wo der Navigationsleutnant auch prompt vor Schreck erbleichte und einen Computerschlüssel fallen ließ. Gucky war höflich genug, den Schlüssel aufzuheben und dem jungen Offizier zu überreichen.
»Bitte um Verzeihung, junger Mann, wenn ich so unangemeldet hier eintraf. Aber Sie wissen ja, meine kurzen Beine ...«
Der Leutnant nahm den Schlüssel und wankte davon.
Oberst Akran schüttelte den Kopf.
»Muss denn das sein?«, fragte er vorwurfsvoll. »Nicht jeder hat so starke Nerven, dass er deinen Anblick ohne Vorbereitung ertragen kann.«
Der Mausbiber watschelte zu ihm und sprang auf den Kontrolltisch.
»Nerven ...? Lieber Merlin, was sind denn Nerven? Hat hier jemand Nerven?«
Der Kommandant tippte sich gegen die Stirn.
»Ich, zum Beispiel. Was willst du? Wir haben zu tun.«
»Ja, ich weiß. Eine Zwischenlandung. Kann ich dann mal tauchen gehen?«
»Verflixter Telepath!«, knurrte Akran, ohne wirklich böse zu sein. »Musst du denn immer herumspionieren? Ja, wir landen. Und von mir aus kannst du dich auch von den großen Fischen fressen lassen, die es auf Pyros II geben soll.«
»Danke, Merlin. Wie lange noch?«
Oberst Akran las einige Werte ab.
»In zwei Stunden – wenn der Herr nichts dagegen haben.«
Gucky grinste.
»Der Herr hat nichts dagegen. Bis später.«
So wie er urplötzlich aufgetaucht war, verschwand er auch wieder.
Akran starrte gedankenverloren auf den Fleck, wo Gucky noch eben auf dem Tisch gesessen hatte. Dann lehnte er sich zurück.
»Kann ja heiter werden«, murmelte er ahnungsvoll und gab der Funkzentrale den Auftrag, Verbindung zur Station von Pyros II aufzunehmen. »Warum habe ich ihn nur mitgenommen ...?«
Pyros II meldete sich, und es kam Akran so vor, als verspüre er eine ungemeine Erleichterung in der Stimme des Mannes, dessen Gesicht auf dem Hyperfunk-Bildschirm deutlich zu erkennen war. Er war Zivilist, denn der Siedlerplanet verfügte über keinerlei militärische Einrichtungen. Die Hyperfunkstation und gelegentliche Versorgungsschiffe waren alles, was die Männer und Frauen von Pyros II mit der Zivilisation des Solaren Imperiums verband.
»Sie können auf dem Nordkontinent landen«, sagte der Zivilist. »Wir haben dort alle notwendigen Anlagen zum Löschen Ihrer Fracht. Haben Sie neue Siedler dabei?«
»Wir sind kein Versorgungsschiff«, klärte Akran ihn auf. »Wir wollen Ihnen nur einen Besuch abstatten, wenn es Ihnen recht ist. Mein Identifizierungskode besagt, dass es sich bei unserem Schiff um die CREST V handelt – Sie sollten mal in den Büchern nachsehen.«
»Ein Schiff der Verteidigungsflotte?«
»Wie man's nimmt, mein Herr. Jedenfalls ein militärisches Schiff.«
Die Erleichterung des Zivilisten nahm womöglich noch zu, und seine Worte bestätigten das: »Gott sei Dank! Sie schickt uns der Himmel. Wenn Sie ein wenig Geduld haben, werden Sie mit Aarn Holmer sprechen können. Ich gebe Ihnen inzwischen die nötigen Landekoordinaten.«
»Wer ist Aarn Holmer?«
»Der Sprecher der Kolonie, praktisch unsere Regierung. Sie wissen vielleicht nicht, dass die soziologische Struktur unserer Siedlergemeinschaft ein wenig ungewöhnlich ist. Eine reguläre Regierung haben wir nicht, und wir fühlen uns ganz wohl dabei. Aarn Holmer erledigt alle bürokratischen Dinge mit den Schiffen und der Erde, falls ein Kontakt zustande kommt. Mehr ist nicht notwendig. Kommen Sie im offiziellen Auftrag von Terrania?«
Oberst Akran hatte seine erste Überraschung überwunden.
»Nein, natürlich nicht. Wir unternehmen einen Testflug, zu dem auch eine Landung gehört. Ihr System lag auf unserem Kurs. Das ist alles.«
Eine halbe Stunde verging, und nach einem kurzen Linearmanöver erschien der Planet Pyros II groß und farbig auf dem Panoramaschirm.
Dann meldete sich Aarn Holmer. Er war hochgewachsen und breitschultrig, mit grauen Haaren und einem ehrlichen Gesicht. Tiefe Falten zeugten von einem entbehrungsreichen Leben und vielen Sorgen.
»Es ist gut, dass Sie kommen«, sagte er und studierte Akrans Gesicht. »Ein Epsaler?«
»Mein Name ist Akran, Oberst Merlin Akran. Die CREST V ist ein Ultraschlachtschiff der Galaxis-Klasse. Sind Sie sicher, dass wir ohne Gefahr für Sie und Ihre Anlagen landen können?«
»Die Insel ist groß genug dazu, Oberst. Ich kann Sie beruhigen. Aber halten Sie Ihr Schiff in Alarmbereitschaft, falls man das so nennt. Es könnte Überraschungen geben.«
»Überraschungen? Drücken Sie sich deutlicher aus.«
»Später, Oberst. Sobald wir uns unter vier Augen unterhalten können. Landen Sie, aber nehmen Sie nur einige Offiziere mit, wenn Sie das Schiff verlassen. Es muss einsatzbereit bleiben.«
Oberst Akran überlegte sich, ob es nicht besser sei, den Kurs noch rechtzeitig zu ändern und auf eine Landung zu verzichten. Die Andeutungen des Siedlers waren mehr als geheimnisvoll, und er, Oberst Akran, hatte keine Lust, in Schwierigkeiten zu geraten. Wenn auf Pyros II etwas nicht in Ordnung war, so ging ihn das nichts an. Das war Sache der Kolonialverwaltung in Terrania.
Aarn Holmer schien Akrans Gedanken erraten zu haben.
»Ziehen Sie keine falschen Schlüsse, Oberst. Und wundern Sie sich auch nicht darüber, dass wir der Erde keine Mitteilung von dem machten, was hier vielleicht geschehen ist. Wir müssen damit rechnen, dass Funksendungen abgehört werden. Sie werden alles erfahren.«
Oberst Akran hatte sich entschieden. Er spürte, dass eine unheimliche Drohung über der friedlichen Inselwelt lag, und er ahnte auch, dass er mit der CREST der einzige war, der jetzt zu helfen vermochte.
Er setzte zur Landung an und übergab dann Oberstleutnant Ishe Moghu das Kommando. Mit dem Zweiten Offizier, Major Drave Hegmar, bereitete er sich auf einen Besuch Aarn Holmers vor, der ihn draußen in der Hyperfunk-Station von Pyros II erwartete.