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Der Fünfhundertjahresplan ist in Gefahr - und der Mausbiber Gucky geht auf Agentenjagd Man schreibt Anfang April des Jahres 3432. Seit dem Tage, da das Projekt Laurin durchgeführt wurde, sind etwa achtzehn Monate vergangen. Für Außenstehende oder Nichteingeweihte sind Terra und die übrigen Planeten des Heimatsystems der Menschheit zusammen mit Sol in einem gewaltigen Energieausbruch untergegangen. Die im Solsystem Lebenden wissen es jedoch besser: Sie wurden um exakt fünf Minuten in die Zukunft versetzt, auf daß die Flotten der antisolaren Koalition ins Leere stoßen und es zu keinem Kampf zwischen Menschenbrüdern kommen möge. Perry Rhodan, der Großadministrator des Solaren Imperiums, hat, um Blutvergießen zu vermeiden, ganz bewußt einen spektakulären Rückzug angetreten. Dieser kosmische Schachzug ist Teil des Solaren Fünfhundertjahresplans. Terra verschwindet, um aus der Anonymität heraus desto wirksamer operieren zu können. Und das ist um den Fortbestand der galaktischen Menschheit willen bitter nötig, denn die Herrscher einzelner Sternenreiche sowie andere, weit mysteriösere Gruppen treiben brutale Machtpolitik und schrecken vor nichts zurück. Zudem erregt auch das Erscheinen der Accalauries allerorten die Gemüter. Hinzu kommt noch die dringende Meldung eines Solaren Agenten. Sie besagt, daß das Versteck der Menschheit in Gefahr ist, entdeckt zu werden! Die Sicherheitsmaßnahmen des "Ghost-Systems" sind geschickt umgangen worden - und eine NACHRICHT AUS DER ZUKUNFT hat die Gegenwart erreicht...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 406
Nachricht aus der Zukunft
Der Fünfhundertjahresplan ist in Gefahr – und Mausbiber Gucky geht auf Agentenjagd
von CLARK DARLTON
Man schreibt Anfang April des Jahres 3432. Seit dem Tage, da das Projekt Laurin durchgeführt wurde, sind etwa achtzehn Monate vergangen.
Für Außenstehende oder Nichteingeweihte sind Terra und die übrigen Planeten des Heimatsystems der Menschheit zusammen mit Sol in einem gewaltigen Energieausbruch untergegangen.
Die im Solsystem Lebenden wissen es jedoch besser: Sie wurden um exakt fünf Minuten in die Zukunft versetzt, auf dass die Flotten der antisolaren Koalition ins Leere stoßen und es zu keinem Kampf zwischen Menschenbrüdern kommen möge.
Perry Rhodan, der Großadministrator des Solaren Imperiums, hat, um Blutvergießen zu vermeiden, ganz bewusst einen spektakulären Rückzug angetreten. Dieser kosmische Schachzug ist Teil des Solaren Fünfhundertjahresplans. Terra verschwindet, um aus der Anonymität heraus desto wirksamer operieren zu können.
Und das ist um den Fortbestand der galaktischen Menschheit willen bitter nötig, denn die Herrscher einzelner Sternenreiche sowie andere, weit mysteriösere Gruppen treiben brutale Machtpolitik und schrecken vor nichts zurück. Zudem erregt auch das Erscheinen der Accalauries allerorten die Gemüter.
Die Hauptpersonen des Romans
Tont Tatre – Ein Ertruser, der bereit ist, sein Geheimnis mit ins Grab zu nehmen.
Derek Kalbor – Tont Tatres Gegenspieler.
Galbraith Deighton – Chef der Solaren Abwehr.
Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums der Menschheit.
Gucky und Fellmer Lloyd – Zwei von Perry Rhodans alten Getreuen.
Ken Albrich – Staragent der Solaren Abwehr.
Jordan Peynchester und Kalim Afanch
1.
Unruhig ging Dr. Tont Tatre in seinem Zimmer auf und ab. Er wusste selbst nicht, welche Ungewissheit ihn so quälte, seit Wochen schon und immer stärker werdend. Dabei gab es keinen Grund für ihn, sich Sorgen zu machen. Er hatte eine gutbezahlte Stelle in der Zentralklinik der Hauptstadt Baretus, besaß einigen Einfluss in medizinischen Kreisen und ...
Ja, vielleicht war es dieses »und ...«, das ihm so Kopfzerbrechen bereitete.
Er setzte sich in einen der bequemen Kontursessel und starrte auf den leeren Bildschirm des Videogerätes. Rechts in der Ecke stand ein zweites Gerät, äußerlich völlig identisch mit dem ersten. Aber nur äußerlich. In Wirklichkeit barg es einen leistungsfähigen Sender mit einem entsprechenden Empfänger.
Dr. Tont Tatre war ein fähiger Agent der Solaren Abwehr Rhodans.
Er sah auf den automatischen Kalender.
Heute war der 2. April des Jahres 3432 alter Terra-Normalzeit.
Sie galt auch heute noch auf dem Planeten Ertrus, der Stammwelt der Ertruser, die umweltangepasste Terraner waren und einst zu den besten Verbündeten des Solaren Imperiums zählten. Aber seit es kein Sonnensystem und kein Imperium mehr gab, konnten sich die Ertruser noch freier und unabhängiger fühlen als zuvor. Zwar bestand der so genannte »Carsualsche Bund« bereits seit einigen hundert Jahren, und Rhodan hatte nie den Versuch unternommen, sich in die Angelegenheiten der freien Ertruser einzumischen, aber seine bloße Gegenwart genügte, das regierende Triumvirat einen ausgezeichneten Geheimdienst aufbauen zu lassen. Auch davon wusste Tont Tatre, und es war der eigentliche Grund dafür gewesen, das Angebot des Terranischen Geheimdienstes anzunehmen. Hinzu kam, dass er ein Urenkel des einst so berühmten Ertrusers Melbar Kasom war, der damals als einer der besten Freunde Rhodans gegolten hatte.
Das Triumvirat ...! Tont Tatre musste lächeln, wenn er an die drei Männer dachte, die ein gewaltiges Sternenreich aufgebaut hatten. Vor fünfhundert Jahren hatten die drei Zellaktivatorträger Nos Vigeland, Terser Frascati und Runeme Shilter die Macht an sich gerissen. Mit Hilfe einer gigantischen Raumflotte war es ihnen gelungen, mehr als neunhundert Sonnensysteme zu unterwerfen und zum Carsualschen Bund zusammenzuschließen.
Hauptplanet war Ertrus, dritter Planet der Sonne Kreit, sechstausendeinhundertsechsunddreißig Lichtjahre von der verschwundenen Erde entfernt. Ertrus war ein Riesenplanet mit einem Durchmesser von mehr als neunundsechzigtausend Kilometern. Die Sauerstoffatmosphäre wurde von 3,4 Gravos Schwerkraft gehalten. Da die Rotation nur knapp vierzehn Stunden betrug, waren die Pole stark abgeplattet.
Ein normaler Mensch hätte auf Ertrus nur mit Hilfe eines Druckanzuges existieren können, der die gewaltige Anziehungskraft mit seinen Antigravreglern neutralisierte. Die Ertruser aber benötigten derartige Hilfsmittel nicht. Ihr riesiger Körperbau, bis zu zweieinhalb Meter hoch und entsprechend breit, hatte sich den Verhältnissen angepasst.
Sie hatten sich daran gewöhnt, nur nicht an die Wundfäule.
Diese verdammte Seuche, Wundfäule genannt!
Sie war es auch gewesen, die Ertrus wieder von der Erde abhängig machte, denn nur terranischen Wissenschaftlern war es gelungen, ein Gegenmittel zu entdecken. Im Rahmen besonderer Verträge hatte sich Terra verpflichtet, regelmäßig den Impfstoff zu liefern, wenn bestimmte Voraussetzungen eingehalten wurden. Es war den Ertrusern nicht gelungen, das Medikament zu analysieren und selbst herzustellen.
Die Wundfäule gab es nur auf Ertrus. Sie wurde durch Erreger hervorgerufen, die durch geringfügigste Verletzungen in den Stoffwechsel gelangten und den ganzen Körper verseuchten. Hinzu kam noch, dass diese Seuche schwer ansteckend war.
Selbst die Galaktischen Mediziner, die Aras, hatten vergeblich versucht, ein Gegenserum zu finden. Dabei war die Wundfäule absolut tödlich. Nach sechs Wochen führte sie unweigerlich zum Exitus.
Ertru-Cosmobin hieß das Zaubermittel, mit dem terranische Wissenschaftler der Seuche Einhalt geboten. Es tötete die Erreger ab und ließ den davon Befallenen gesunden. Ertru-Cosmobin wurde naturgemäß der wichtigste Ausfuhrartikel Terras für den Planeten Ertrus. Es trug dazu bei, die terranische Vorrangstellung in der Galaxis auf wirtschaftlicher Basis zu halten.
Denn ohne Ertru-Cosmobin waren die Ertruser verloren.
Aber Terra und das gesamte Sonnensystem waren seit fast anderthalb Jahren verschwunden. Niemand wusste, was mit der Sonne und den neun Planeten geschehen war. Es gab nur wenige Menschen, die Rhodan nicht für tot hielten, wenigstens außerhalb des Sonnensystems in der normalen Zeitebene.
Zu ihnen zählte auch Dr. Tont Tatre.
Er setzte sich wieder hin. Die Wundfäule hatte ihm schon manches Kopfzerbrechen verursacht, und nicht nur ihm. Es gab auf Ertrus keinen Mediziner, der sich nicht mit dem Problem befasste, und sicherlich wäre der ein Nationalheld geworden, dem es gelungen wäre, ein Gegenmittel zu entwickeln.
Aber selbst dann, wenn man über Ertru-Cosmobin verfügte, war die Heilung alles andere als einfach.
Die Erreger griffen nur umweltangepasste Menschen an, und dann auch nur Ertruser. Versuche hatten ergeben, dass sich weder Terraner noch andere humanoide Lebewesen infizieren ließen. Sie ließen sich nicht einmal von einem erkrankten Ertruser anstecken. Es handelte sich also bei der Wundfäule um eine der so genannten »planetengebundenen Krankheiten«.
Die Behandlung war, wie schon erwähnt, äußerst kompliziert. Und es gab auch nur einen einzigen Ort, an dem die Krankheit behandelt werden konnte: die Zentralklinik von Baretus.
Sie lag am nördlichen Rand der Stadt, abgeschirmt von ungewöhnlichen Sicherheitsvorkehrungen. Es wäre für die Ertruser eine unvorstellbare Katastrophe gewesen, wäre es feindlichen Agenten gelungen, die kostbaren und fast unersetzlichen Geräte zur Bekämpfung der Seuche zu zerstören.
Sechs Wochen nach der Infektion starb jeder Ertruser unter unbeschreiblichen Qualen, wenn er nicht entsprechend behandelt wurde. Im wahrsten Sinne des Wortes verfaulte sein Körper.
Das Ertru-Cosmobin wurde von Terra aus in kleinen, runden und zylindrischen Ampullen geliefert. Diese Ampullen waren selbstverständlich luftdicht verschlossen und bestanden aus einem Material, das keine radioaktive Strahlung durchließ. Sie fassten etwa zehn Kubikzentimeter.
Obwohl die einzelnen Ampullen gegen Strahlendurchlass abgesichert waren, schrieben die terranischen Sicherheitsmaßnahmen vor, dass sie beim Transport in strahlungssichere Behälter verpackt wurden. Das war auch der Grund für die erstaunliche Tatsache, dass eine Klinikpackung mit nur fünfzig Ampullen ungewöhnlich groß und umfangreich war.
Der Wirkstoff Ertru-Cosmobin selbst bestand aus silberglänzenden Kristallen von der Größe eines Stecknadelkopfes. Wenige von ihnen waren größer, bis zu drei Millimeter Durchmesser. Die einzelnen Kristalle schickten eine schwache radioaktive Strahlung aus. Ihr war der Heileffekt zuzuschreiben.
Nun kam noch eine Kleinigkeit hinzu, die eine Behandlung noch schwieriger gestaltete: Wurde eine solche Ampulle unvorschriftsmäßig geöffnet, dann verdampften die Kristalle mit einer Wärmeentwicklung, die etwa bei fünfundsechzig Grad Celsius lag. Das Heilmittel wurde dadurch wirkungslos. Somit wurden zur Behandlung erkrankter Ertruser komplizierte Geräte notwendig, die so kostspielig waren, dass es nur diese einzige Spezialklinik auf dem ganzen Planeten gab: die Zentralklinik von Baretus.
Tont Tatre seufzte, als er an den heutigen Tag zurückdachte. Zehn Patienten waren es gewesen, die er zu behandeln gehabt hatte. Nicht viel, zugegeben, aber er war ja auch nicht der einzige Arzt. Er war nur einer von vielen.
Unter den gegebenen Umständen war natürlich eine normale Injektion mit dem Heilstoff unmöglich. Das Medikament musste in speziell dafür konstruierten Hochdruckprojektoren eingelagert werden, ehe es sich in dessen Verdampfungskammern verflüchtigte und zu Dampf wurde. Dieser Dampf, radioaktiv und mit dem heilenden Wirkstoff angereichert, wurde mit Hilfe von Projektordüsen mit hohem Druck unter die Haut des Patienten gebracht.
Der ganze Vorgang spielte sich in einer Unterdruckkammer ab, die den Größenverhältnissen auf Ertrus angepasst war. Die Wände bestanden aus solidem Stahl. Die Kammer konnte luftleer gepumpt werden.
Da Ertru-Cosmobin nur in der Zentralklinik von Baretus verwendet werden konnte, wurde es auch nur hier gelagert. Seit dem rätselhaften Verschwinden des terranischen Sonnensystems wurde das lebensnotwendige Medikament dem Handelsplaneten »Olymp« ausgeliefert.
Tont Tatre, der Geheimagent Terras, lächelte vor sich hin. Obwohl er selbst nicht vollständig eingeweiht war, ahnte er die Zusammenhänge. Er war davon überzeugt, dass Rhodan noch lebte, denn die wichtigsten Offiziere der Solaren Abwehr lebten auch noch. Das wusste er aus Kodenachrichten seines Verbindungsmannes, wenigstens ging es ziemlich eindeutig daraus hervor. Den Sinn und Zweck aller Geheimnisse, die mit Rhodans Verschwinden verbunden waren, ahnte er allerdings nicht.
Und das war gut so.
Es gab also Dinge, die Tont Tatre wusste.
Weiter gab es Dinge, die er nur ahnte.
Und dann gab es Tatsachen, von denen er nichts wusste.
Vor etwas mehr als anderthalb Jahren fand im Palast des Triumvirats in Baretus eine Konferenz der leitenden Offiziere des ertrusischen Geheimdienstes statt. Der oberste Chef selbst war anwesend, wenn er auch kaum ein Wort sprach. Er hörte nur zu, und gerade diese Eigenschaft machte ihn so gefährlich für seine Gegner.
Zu dieser Zeit existierte Terra noch, und mit Terra gab es noch das Sonnensystem, das Solare Imperium – und Perry Rhodan, den gewählten Großadministrator.
Zwischen dem Carsualschen Bund und dem Solaren Imperium bestanden gute und fast freundschaftliche Beziehungen, obwohl ersterer praktisch eine Diktatur war. Das Triumvirat herrschte nach eigenem Ermessen und konnte niemals abgelöst werden. Die drei Männer waren unsterblich.
Aber trotz der guten Beziehungen schwelte unter der Oberfläche das ständige Misstrauen des einen gegen den anderen. Besonders die drei Männer des Triumvirats fürchteten das eventuelle Druckmittel Terras, das Medikament gegen die Wundfäule. Es war daher kein Wunder, dass sie alles versuchten, die entsprechende Formel in die Hand zu bekommen.
Aber nicht nur das.
Ertru-Cosmobin wurde bisher immer geliefert, auch wenn sich die Beziehungen zwischen den Machtblöcken zeitweise abkühlten. Es war Rhodan niemals eingefallen, ein lebensnotwendiges Medikament als Druckmittel zu missbrauchen. Das Triumvirat jedoch rechnete damit. Sie jedenfalls hätten an Rhodans Stelle entsprechend gehandelt.
»Wir brauchen einen zuverlässigen Agenten auf Terra«, sagte ein junger Offizier, für ertrusische Verhältnisse schmächtig gebaut und nicht besonders groß. »Wenn möglich, direkt bei Fosser in Sydney.«
»Sie sind verrückt, Derek Kalbor«, rief ein älterer Ertruser, ein wahrhafter Riese. »Wie sollte uns das gelingen?«
»Halten Sie das wirklich für undurchführbar, Munru Drabel?« Es war einige der wenigen Gelegenheiten, bei denen sich der Chef des Geheimdienstes einmischte. Er saß am Kopfende des Tisches, den Kopf aufgestützt und beinahe unauffällig. »Wir haben unsere Verbindungen. Ein Terraner wird sich finden lassen, wenn wir gut zahlen.«
»Es geht nicht um Geld«, sagte Derek Kalbor unbeirrt. »Wir müssen jemand finden, der gute Gründe hat, Rhodan und die Menschheit zu hassen. Und ich glaube, ich kenne einen solchen Mann. Wie Sie alle wissen, begleitete ich die letzte Handelsmission vor einem halben Jahr. Man ließ uns nicht viel Bewegungsfreiheit auf Terra, immerhin aber erhielt ich Gelegenheit, mit einer Ärztekommission das Fosser-Werk in Sydney zu besuchen. Man hielt uns von den wichtigen Anlagen fern, aber man erlaubte uns einen Blick in den Fertigungsvorgang. Und dabei gelang es mir, mit einigen wichtigen Wissenschaftlern Kontakt aufzunehmen.«
»Fein.« Munru Drabel sah nicht gerade sehr glücklich aus. »Und was versprechen Sie sich davon? Wollen Sie mir vielleicht erzählen, Sie würden auf diese Weise herausfinden, wie Ertru-Cosmobin hergestellt wird?«
»Darum geht es in diesem Augenblick nicht«, erwiderte Derek Kalbor erregt. »Wir erörtern lediglich die Frage, wie es möglich ist, Nachrichten des Geheimdienstes unauffällig von Terra hierher gelangen zu lassen.«
»Was haben die Fosser-Werke auf Terra damit zu tun?«
»Eine ganze Menge, Drabel. Soweit ich orientiert bin, ist das Medikament die einzige Handelsware, die unkontrolliert alle Sperren passieren kann. Niemand könnte es wagen, auch nur eine Stichprobe zu entnehmen, um sie zu untersuchen. Auf dieser unbestreitbaren Tatsache fußt mein Plan.«
Der Chef des Geheimdienstes nickte beifällig.
»Lassen Sie hören, Derek Kalbor.«
Munru Drabel schwieg verbittert. Derek Kalbor aber fuhr fort: »Im Grunde genommen ist die Geschichte ganz einfach: Sobald wir einen entsprechenden Mann gefunden haben, und zwar in den Fosser-Werken, hat er nichts anderes zu tun, als seine Nachrichten in eine der Ampullen mit Ertru-Cosmobin zu praktizieren. Ist das einmal geschehen und die Ampulle verschlossen, gelangt sie praktisch von selbst hierher. Das Medikament ist ausschließlich für unsere Klinik bestimmt, es kann keine Fehlleitung geben. Wichtig ist nur, dass die betreffende Ampulle von unserem Mann auf Terra kenntlich gemacht wird.«
Der Chef des Geheimdienstes lächelte anerkennend.
»Ein guter Plan, Derek Kalbor, weil er so einfach ist. Nun liegt es bei uns, den geeigneten Mann auf Terra zu finden. Haben Sie da einen Anhaltspunkt? Sie deuteten eben an ...«
»Ich kenne den Mann. Besteht die Möglichkeit für mich, in nächster Zeit Terra zu besuchen – ganz unauffällig, versteht sich. Ich hörte von einem Gegenbesuch unserer Wirtschaftsexperten ...«
»Richtig. Der Start ist für morgen vorgesehen. Ich werde dafür Sorge tragen, dass Sie daran teilnehmen. Sie haben uneingeschränkte Vollmachten, Derek Kalbor. Ihren Bericht erwarte ich unmittelbar nach Ihrer Rückkehr in etwa zehn Tagen ...«
*
Der Agent erhielt seine Ausweise und den Identifikations-Impulsgeber, dessen Frequenz mit der des Kontrollgeräts identisch war. Achtundvierzig Stunden später passierte das ertrusische Schiff den Sperrgürtel des Sonnensystems und landete auf Terra. Wichtige Industrieanlagen wurden besichtigt, und eine Abordnung terranischer Spezialisten und Berater begleiteten die Besucher auf ihrer Rundreise. Am vierten Tag stand Fosser-Radiochemie auf dem Programm.
Noch immer galt Sydney als eine der schönsten Hafenstädte der Erde, und noch immer liefen hier die luxuriösen Passagierschiffe ein und aus, um Reisende zu den Inseln oder den nahen Unterwassersiedlungen zu bringen, von wo aus Tauchfahrten zu den Riffen unternommen wurden. Es gab auch heute noch genug Menschen, die Zeit für solche erholsamen Reisen fanden.
Nach einer Stadtbesichtigung brachte ein Düsengleiter die Delegation hinaus zu den Werken. Wenn Ertruser nach Terra kamen, war es selbstverständlich, dass die Fabrikationsstätte des Ertru-Cosmobin besucht wurde. Das gehörte automatisch zum Programm.
Sie konnten sich ziemlich frei bewegen, denn der eigentliche Fabrikationsvorgang war derart abgeschirmt, dass keine Einzelheiten zu erkennen waren. Panzerglas schützte die Förderbänder und Herstellungsanlagen, die Verpackungsautomatik und die Kontrollstationen. Alles war strahlungssicher abgeschirmt, und der ganze Prozess verlief automatisch, von positronischen Computern gesteuert.
Derek Kalbor interessierte sich weniger für den technischen Aufwand als für die Menschen, die ihn bewachten und kontrollierten. Es dauerte bis zum späten Nachmittag, dann begegnete er ihm. Er kannte seinen Namen nicht, wohl aber sein Gesicht – und das Erkennen war gegenseitig.
»Sie hier?«, wunderte sich der terranische Wissenschaftler. »Ich hätte es mir eigentlich denken können.«
»Ich muss Sie sprechen, dringend und unter vier Augen«, sagte Derek Kalbor ohne viel Umschweife. »Es ist wichtig.«
Der Mann mit den dünnen, blonden Haaren lächelte ein wenig verlegen.
»Wenn Sie Lust haben, besuchen Sie mich zu Hause. Ich wohne außerhalb der Stadt, an der Küste. Warten Sie – hier ist meine Adresse. Ab sechs Uhr können Sie mich dort erreichen. Drücken Sie dreimal auf den Knopf unter der Lampe. Bis dann ...«