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Ein alter Freund der Terraner - er war tausend Jahre verschollen - meldet sich und bittet um Hilfe Im Solsystem schreibt man Ende März des Jahres 3433. Somit sind seit dem Tag "Laurin", dem Tage, als Sol und alle ihre Satelliten um fünf Minuten in die Zukunft versetzt und für das übrige Universum unsichtbar wurden, rund zweieinhalb Jahre vergangen. Und das ist ein kritischer Zeitpunkt für die Menschheit, denn Nathan, das biopositronische Riesengehirn auf Luna, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit errechnet, daß etwa zweieinhalb Jahre nach "Laurin" die erste Problemphase innerhalb des Fünfhundertjahresplans auftreten würde. Eine Krise, die die Existenz der Terraabkömmlinge der drei großen Sternenreiche Dabrifa, Carsual und ZGU betraf, konnte durch das Eingreifen Joak Cascals, des "galaktischen Kuriers", bereits gemeistert werden. Und auch die Unzufriedenheit im solaren System und bei der außerhalb des Systems eingesetzten Flotte legte sich schnell, nachdem das Kontaktproblem gelöst wurde. Und schließlich wirkte sich die sogenannte "Konferenz der Verräter" nicht zum Nachteil, sondern zum Vorteil des Solaren Imperiums aus - und Perry Rhodan mußte zu seiner Schande gestehen, daß er Esybon Herrihet völlig falsch eingeschätzt hatte. Der Generalkoordinator des Kekile-Systems erwies sich nämlich als einer der getreuesten Freunde der Menschheit. Ein weiterer Freund der Menschheit, ja einer der ältesten Freunde überhaupt, meldet sich kurz darauf. Er erscheint, bittet Perry Rhodan um Hilfe und enthüllt DIE RÄTSEL DER VERGANGENHEIT...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 420
Die Rätsel der Vergangenheit
Ein alter Freund der Terraner – er war tausend Jahre verschollen – meldet sich und bittet um Hilfe
von CLARK DARLTON
Im Solsystem schreibt man Ende März des Jahres 3433. Somit sind seit dem Tag »Laurin«, dem Tage, als Sol und alle ihre Satelliten um fünf Minuten in die Zukunft versetzt und für das übrige Universum unsichtbar wurden, rund zweieinhalb Jahre vergangen.
Und das ist ein kritischer Zeitpunkt für die Menschheit, denn NATHAN, das biopositronische Riesengehirn auf Luna, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit errechnet, dass etwa zweieinhalb Jahre nach »Laurin« die erste Problemphase innerhalb des Fünfhundertjahresplans auftreten würde.
Eine Krise, die die Existenz der Terraabkömmlinge der drei großen Sternenreiche Dabrifa, Carsual und ZGU betraf, konnte durch das Eingreifen Joak Cascals, des »galaktischen Kuriers«, bereits gemeistert werden. Und auch die Unzufriedenheit im solaren System und bei der außerhalb des Systems eingesetzten Flotte legte sich schnell, nachdem das Kontaktproblem gelöst wurde.
Und schließlich wirkte sich die so genannte »Konferenz der Verräter« nicht zum Nachteil, sondern zum Vorteil des Solaren Imperiums aus – und Perry Rhodan musste zu seiner Schande gestehen, dass er Esybon Herrihet völlig falsch eingeschätzt hatte. Der Generalkoordinator des Kekile-Systems erwies sich nämlich als einer der getreuesten Freunde der Menschheit.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator wird dringend um Hilfe gebeten.
Atlan – Lordadmiral der USO und Perry Rhodans treuer Freund.
Gucky – Der Mausbiber wird zum interstellaren Diplomaten.
Harno – Ein alter Freund der Terraner kehrt nach tausend Jahren zurück.
Julian Tifflor – Solarmarschall und Flottenkommandeur.
Accutron Mspoern und Mitare Shban – Die Accalauries suchen das Geheimnis ihres Ursprungs.
Cliff Nordberg
1.
Leutnant Cliff Nordberg war heilfroh über die Tatsache, dass ihm der Kommandant der TIBETA für diesen Tag dienstfrei gegeben hatte. Der Schwere Kreuzer stand zehntausend Lichtjahre von der Erde entfernt tief im Weltraum und wartete auf weitere Befehle des Solaren Flottenkommandos.
Oberst Pferlinger hatte erstaunt aufgesehen, als sich der junge Leutnant bei ihm melden ließ.
»Sie wünschen, Leutnant?«
Cliff war die Verlegenheit auf fünf Lichtjahre anzusehen.
»Sir, ich bitte um Verzeihung ... ich werde heute vierzig.«
»Gut so«, hatte Pferlinger leutselig genickt. »Machen Sie so weiter, dann werden Sie auch achtzig oder hundertzwanzig. Sind Sie deshalb zu mir gekommen? Sie wissen, dass wir auf Warteposition stehen und jeden Augenblick mit wichtigen Befehlen rechnen.«
»Ja, ich weiß, Sir, trotzdem möchte ich Sie um etwas bitten. Ich habe heute Geburtstag und einige Freunde gebeten, ein wenig mit mir in der Messe zu feiern. In Maßen, selbstverständlich, Sir. Ich hatte gestern Sonntagsdienst. Vielleicht wäre es Ihnen möglich, mir den heutigen Tag dienstfrei zu geben.«
Pferlinger sah auf den Datumskalender.
Montag, der 25. März des Jahres 3433 Terra-Normalzeit.
Er nickte.
»Also gut, Leutnant, genehmigt. Sollten aber inzwischen die erwarteten Befehle eintreffen und die Lage es erforderlich machen, müssen Sie mit einer sofortigen Aufhebung der Freiwache rechnen.«
»Danke, Sir.«
Leutnant Cliff Nordberg salutierte und wollte die Kommandozentrale verlassen.
»Einen Augenblick noch!« Die Stimme des Kommandanten hielt ihn zurück. Er drehte sich um und sah ihn fragend an. »Sir ...?«
»Herzlichen Glückwunsch, Leutnant.«
Cliff atmete erleichtert auf.
»Danke, Sir. Vielen Dank.«
Auf dem Weg zurück in die Kabine, die er mit einem jüngeren Kadetten teilte, pfiff er sogar. Seit vier Jahren tat er nun auf der TIBETA Dienst, und in diesen vier Jahren war eine Menge geschehen. Gerüchten nach zu urteilen hatte es plötzlich das heimatliche Sonnensystem nicht mehr gegeben und Rhodan selbst sollte tot oder verschollen sein. Nun war er aber wieder aufgetaucht, und zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren hatte es gestern wieder Post von den Angehörigen gegeben.
Er griff in die Tasche und fühlte den glatten, kühlen Folienumschlag des Briefes. Er war wie ein Wunder gewesen, und zugleich die Bestätigung dafür, dass daheim noch alles in Ordnung war. Es gab die Erde noch. Und mit ihr gab es auch noch die Menschen, seine Eltern, und vor allen Dingen Margit.
Als er um die letzte Biegung kam, wäre er fast mit Captain Bullby von der Technik zusammengestoßen. Er hörte auf zu pfeifen und grüßte. Der Offizier grüßte zurück und ließ ihn wortlos passieren.
Cliff ging in seine Kabine und war froh, dass Kadett Myser Dienst hatte und nicht anwesend war. Er setzte sich und las noch einmal den Brief, den er bekommen hatte.
Viel war ihm nicht zu entnehmen.
»Lieber Cliff, es geht uns gut, und wir sind froh, Dir nun wieder schreiben zu können. Wenn Du zurückkommst, werden wir Dir alles erzählen. Nun warten wir auf einen Brief von Dir, und wir wissen, dass er bald eintreffen wird. Margit hofft, dass Deine Versetzung zur Heimatflotte bald erfolgt, damit Ihr heiraten könnt. Sie wünscht sich so sehr ein Kind ...«
Cliff las den Brief mehrere Male durch, und er fühlte mehr als er wusste, dass nichts zwischen den Zeilen stand. Er sagte nur das Wichtigste, vielleicht nur das Erlaubte. Es sagte nicht alles, was inzwischen geschehen war.
Er klärte keine Geheimnisse.
Cliff schrak zusammen, als Kadett Myser in die Kabine kam.
»Hast du keinen Dienst?«
»Doch, natürlich, Cliff. Ich mache Pause. Was hast du da?«
»Meinen Brief. Du bekamst keinen?«
»Von wem denn?« Für eine Sekunde lag ein Schatten auf Mysers Gesicht, dann lachte der Kadett wieder. »Zensiert, was?«
»Sieht so aus.« Cliff zuckte die Achseln. »Was soll's? Die Hauptsache ist, wir bekommen überhaupt wieder Post. Wir feiern später ein bisschen. Kommst du auch?«
»In der Messe? Mal sehen, ob ich kann. Bis dann.«
Cliff war wieder allein.
Er las den Brief noch einmal durch, dann legte er ihn in seinen Schrank, wo er seine persönlichen Dinge aufbewahrte. Er würde antworten müssen, besonders Margit. Seit vier Jahren hatte er sie nicht mehr gesehen, seit er versetzt worden war. Und solange hatte er auch die Erde nicht mehr gesehen.
Cliff wusste nicht, dass sie und das gesamte Sonnensystem nicht mehr in der Gegenwart existierten, sondern durch ein Zeitfeld ständig fünf Minuten in der Zukunft gehalten wurden.
Er gehörte nicht zu den Wissenden.
Noch nicht.
*
Als Cliff viele Stunden später frohgelaunt nach der gelungenen Feier im kleinen Kreis in seinem Bett lag und Kadett Myser auf der anderen Seite der Kabine leise vor sich hin schnarchte, gingen seine Gedanken unwillkürlich einige Wochen zurück. Damals wäre es fast zu einer Meuterei auf der TIBETA gekommen.
Seit dem Oktober 3430 waren alle direkten Kontakte zu dem Flottenhauptquartier auf Terrania abgebrochen. Eine gewisse Zeit lang blieben die weit verstreuten Einheiten ohne Befehle, bis sie plötzlich wieder eintrafen, diesmal aber nicht aus Terrania, sondern von besonders dafür vorgesehenen Schiffen, die alle Vollmachten besaßen.
Oberst Pferlinger widersetzte sich allen Gerüchten, nach denen das Sonnensystem vernichtet worden sein sollte. Er glaubte fest daran, dass Rhodan noch lebte. Und die ausgefallene Postverbindung versuchte er mit taktischen Maßnahmen zu entschuldigen.
Mehr als zwei Jahre gelang es ihm, die immer unruhiger werdende Mannschaft zu beschwichtigen, bis ihn ein Auftrag zu einer Stelle im Raum führte, die einigen Offizieren, darunter auch Captain Bullby, besonders günstig erschien.
Bullby ließ sich bei Pferlinger melden.
»Sir, wir haben Ihnen einen Vorschlag zu machen.«
Pferlinger hatte erstaunt aufgesehen.
»Einen Vorschlag? Was soll das heißen, Captain?«
Bullby fühlte sich sicher. Hinter ihm standen einige höhere Offiziere der TIBETA und fast die halbe Mannschaft, dessen war er sich sicher.
»Wir kennen die Koordinaten unseres Bestimmungsortes, Sir. Der Kurs führt mit einer Abweichung von nur einem Lichtjahr am Sonnensystem vorbei. Wir schlagen vor, dass Sie die kleine Abweichung in Kauf nehmen.«
Pferlinger wirkte damals sehr erstaunt.
»Captain, Sie verlangen von mir, dass ich mich einem Befehl des Oberkommandos widersetze? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
»Doch, wir verlangen es, Sir. Unsere Mission erleidet dadurch keinen Zeitverlust, aber es wäre für die Mannschaft ungemein beruhigend, die Sonne und ihre neun Planeten wenigstens auf den Bildschirmen zu sehen. Sie verstehen, Sir ...«
»Ja, ich verstehe. Aber ich glaube nicht, dass ich Ihrer Bitte entsprechen kann, Captain.«
»Sie haben keine andere Wahl, Sir. Ich weiß, Sie werden unsere Entscheidung als Meuterei auffassen, und das ist Ihr gutes Recht. Aber versuchen Sie einmal, unseren Standpunkt zu verstehen. Seit fast zweieinhalb Jahren bekommt niemand mehr Post von seinen Angehörigen, und bisher wurde uns dafür keine Erklärung gegeben. Immer wieder kommen neue Befehle. Wir führen sie aus, aber wir wissen nicht, von wem die Befehle stammen. Von Rhodan? Das glauben Sie doch wohl bald selbst nicht mehr, Sir. Wer weiß, wer hinter der Aktion steckt. Vielleicht sind es nicht einmal mehr Terraner, die uns Anordnungen geben.«
Oberst Pferlinger hatte Captain Bullby damals lange angesehen, dann nickte er.
»Ich betrachtete Ihren Vorschlag nicht als Meuterei, Captain, wenn ich mich auch nicht gerade darüber freue, dass einer meiner zuverlässigsten Offiziere versucht, mir etwas aufzuzwingen, das ich gern selbst getan hätte. Es war nur das Pflichtgefühl, das mich davon abhielt. So betrachtet, versetzt mir Ihre Initiative einen Stoß in den Rücken – und ich bin Ihnen sogar dankbar dafür. Also gut, wir werden den Kurs so korrigieren, dass wir zwar unseren Bestimmungsort ohne Zeitverlust erreichen, das Sonnensystem jedoch gerade in einer Linearpause passieren. Einverstanden?«
Captain Bullby berichtete später in der Messe bei einer Besprechung, dass ihm ein Stein vom Herzen gefallen sei. Er hätte Zwang ausgeübt, wenn Pferlinger nicht eingewilligt hätte. Und das wäre dann allerdings einer offenen Meuterei gleichgekommen. Mit allen Konsequenzen.
Wenige Tage später tauchte die TIBETA zurück in den Normalraum, und über die Interkombildschirme konnte die gesamte Mannschaft den Vorbeiflug am Sonnensystem beobachten. Oberst Pferlinger hatte das Ansuchen der »Meuterer«, wie die Gruppe der Offiziere heimlich genannt wurde, offen behandelt. Jeder wusste davon, und jeder billigte die Handlungsweise beider Seiten.
Die Bildschirme blieben leer.
Pferlinger ließ die Daten überprüfen und ein zweites Mal nachrechnen. Aber schon die bekannten Sternbilder in diesem Sektor sagten ihm, dass ein Irrtum ausgeschlossen war. Die TIBETA stand ohne jeden Zweifel in jenem Sektor der Galaxis, in dem sich auch das Sonnensystem befinden musste. Von der Sonne aber war weit und breit nicht die geringste Spur zu sehen.
Einige Handelsschiffe und zwei Forschungsexpeditionen selbständig gewordener Kolonisten trieben sich ebenfalls in der Nähe herum. Pferlinger nahm Kontakt zu ihnen auf und erkundigte sich, was sie suchten.
Die Antwort verblüffte ihn nun nicht mehr sonderlich.
»Das verschwundene Sonnensystem.«
Ehe er den Flug fortsetzen konnte, erschienen wieder Captain Bullby und seine Anhänger. Diesmal kamen sie jedoch im Auftrag der gesamten Mannschaft.
»Haben Sie einen neuen Vorschlag, Captain?«
»Den haben wir, Sir. Sie werden einsehen, dass es ziemlich sinnlos ist, den Befehlen eines uns unbekannten Hauptquartiers zu folgen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was mit dem Sonnensystem geschehen ist und ob Rhodan lebt. Fest steht: Sol ist nicht mehr da. Wer weiß, ob wir nichts als Puppen an den unsichtbaren Fäden einer uns feindlich gesinnten Macht sind.«
»Ihre Phantasie geht mit Ihnen durch, Captain!«
»Kaum. Ich halte mich sogar für ausgesprochen nüchtern und realistisch. Sie können doch Tatsachen nicht leugnen, Sir. Keine Erde mehr, kein Rhodan mehr. Seit Jahren keine Postverbindung mehr! Und das ist einer der wichtigsten Gründe, warum niemand von uns noch Lust hat, den imaginären Flottenkommandos auch nur noch ein einziges Wort zu glauben.«
Oberst Pferlinger verstand den Standpunkt seiner Offiziere, aber noch war er nicht gewillt, seinen Treueeid Rhodan gegenüber zu brechen, der ihn dazu verpflichtete, auch die unglaublichsten Ereignisse als normal hinzunehmen und alle Befehle zu beachten.
»Wollen Sie damit andeuten, dass Sie mir vorschlagen möchten, die befohlenen Koordinaten nicht anzufliegen?«
»Ja, Sir.«
Oberst Pferlinger hätte zu jeder anderen Zeit genau gewusst, was er nun zu tun hatte. Aber jetzt war er plötzlich allein. Er begegnete den Blicken der anderen Offiziere, die nicht zu Bullbys Delegation gehörten. Von ihnen hatte er kaum Unterstützung zu erwarten.
Er zuckte die Schultern.
»Meine Herren, in mir sträubt sich noch immer alles dagegen, Ihr Verhalten als Meuterei zu bezeichnen, aber ich möchte Sie auch bitten, meinen Standpunkt zu verstehen. Das Verschwinden des Sonnensystems scheint mir noch kein Beweis dafür zu sein, dass es nicht mehr existiert. Wir alle wissen, welche unvorstellbaren technischen Machtmittel der Solaren Regierung zur Verfügung stehen. Ich mache Ihnen einen Gegenvorschlag: Wir fliegen die befohlenen Koordinaten an und befolgen damit noch einmal eine Anordnung des Flottenkommandos. Wir werden dort mit anderen Einheiten zusammentreffen, und ich verspreche Ihnen, dass ich mit den Kommandeuren sprechen werde. Sollten diese Zusammenkünfte kein Ergebnis in unserem Sinne bringen, bin ich bereit, mit Ihnen ein beliebiges Ziel anzufliegen und dort zu bleiben, bis sich die Lage klärt. Sind Sie damit einverstanden?«
Captain Bullby und seine Leuten waren es nach längerer Beratung.
Trotzdem blieb die Unruhe unter der Mannschaft. Keiner der Leute wusste, ob seine Angehörigen noch lebten. Sie fühlten sich allein und verlassen, von Rhodan verraten.
Doch dann stellte es sich heraus, dass Pferlinger richtig gehandelt hatte. Als die TIBETA die befohlenen Koordinaten erreichte, erhielt sie durch den Kleintransmitter einen Sack mit Post, der genau drei Wochen unterwegs gewesen war.
*
Cliff musste lächeln, als er an die dummen Gesichter Captain Bullbys und seiner Getreuen dachte. Aber dann überschwemmte eine Welle der Erleichterung und der Freude das Schiff, und vergessen war jeder Gedanke an Meuterei. Zwar wurden durch die Post nicht alle Fragen beantwortet, aber es stand fest, dass »irgendwo oder irgendwann« die Erde noch bestand. Keiner wagte, eine direkte Frage danach zu stellen.
Und Rhodan lebte, auch das stand fest.
Die TIBETA flog zu ihrem alten Standort zurück und ging erneut in Warteposition.
Sie wartete heute noch immer.
Cliff war müde und bald eingeschlafen. Er wurde erst wieder wach, als der Alarm durch das Schiff gellte. Die Summzeichen besagten einwandfrei, dass es sich nicht um Kampfalarm handelte, aber die Mannschaft war so diszipliniert, dass das keine Rolle spielte. Alarm blieb Alarm, auch wenn es sich nur um eine Übung handelte.
Es war jedoch keine Übung.
Über Interkom unterrichtete Oberst Pferlinger seine Leute: »Wir haben vor zehn Minuten einen Funkspruch erhalten, den ich Ihnen im Wortlaut vorlesen möchte. Hier der Text:
Flottenoberkommando Solares Imperium
an
Schweren Kreuzer TIBETA,
Kommandant Oberst Pferlinger.
Flaggschiff INTERSOLAR befindet sich im Anflug auf Ihre Position. Erwarten Sie den persönlichen Besuch des Großadministrators Rhodan und Atlans an Bord Ihres Schiffes,
gezeichnet:
Oberst Elas Korom-Khan
Kommandant INTERSOLAR.
Leute, ich erwarte, dass alle von Ihnen ...«
Was Pferlinger noch sagte, ging unter im plötzlich ausbrechenden Jubel der Besatzung. Cliff, der Dienst in der Funkzentrale tat, fühlte sich plötzlich von einem unbekannten Kadetten umarmt und kräftig auf die Schulter geklopft. Männer schüttelten sich die Hände, und selbst die unnahbare Hyperfunkerin Eri Phantas kassierte drei Freudenküsse, ehe sie etwas dagegen unternehmen konnte.
Rhodan lebte! Er kam an Bord der TIBETA!
Es war eine Nachricht, die von einer Sekunde zur anderen alle Zweifel beseitigte, die trotz der eingetroffenen Post noch heimlich unter der Mannschaft geschwelt hatten. Die Stunde der Offenbarung war gekommen. Bald würden alle Fragen beantwortet sein. Man würde endlich wissen, woran man war.
Nach dem Freudentaumel hatten Pferlingers Worte keine Bedeutung mehr. Er ermahnte Offiziere und Mannschaften zur Ruhe und empfahl, dass man dem Großadministrator gefasst und mit selbstverständlicher Disziplin gegenübertreten solle. Er drückte es etwa so aus: Meine Herren, zeigen Sie Rhodan Ihre Freude nur mit den Augen, nicht aber mit Armen und Beinen!
In Cliff ging eine Veränderung vor.
Er hatte Rhodan noch nie in seinem Leben persönlich gesehen, und er verspürte plötzlich ein wenig Angst, dem mächtigsten Mann des Solaren Imperiums gegenüberzutreten. Er hatte kein schlechtes Gewissen, im Gegenteil. Trotzdem hatte er Angst.
Er ahnte noch nicht, wie sehr sich seine unterbewusste Ahnung bestätigen sollte.
*
Die INTERSOLAR tauchte in das Einsteinuniversum zurück.
Neben Oberst Korom-Khan saßen Rhodan und Atlan. Sie sahen auf den Bildschirm, als die Sterne wieder sichtbar wurden und die TIBETA erschien. Der schwere Kreuzer stand bewegungslos zwischen zwei nahen Sonnen, die keine Planeten besaßen. Drei weiße Scheinwerfer zeigten an, dass alles für den angekündigten Besuch bereit war.
Vom Funkraum her kam Gucky herbeigewatschelt. Der Mausbiber trug seine Galauniform, die er bei derartigen Anlässen gern anlegte. Schulterstücke waren mit Goldrändern verziert, und auf der Brust baumelten ein paar Orden.