Perry Rhodan 423: Sonderkommando Atlan - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 423: Sonderkommando Atlan E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Sie wissen nicht, was sie tun! - Terraner werden zu Marionetten der Cappins Im Solsystem schreibt man Ende Juni des Jahres 3433. Somit sind seit "Laurin", dem Tage, als Sol und alle ihre Satelliten um fünf Minuten in die Zukunft versetzt und für das übrige Universum unsichtbar wurden, über zweieinhalb Jahre vergangen. In dieser relativ kurzen Zeitspanne haben die solare Menschheit und die außerhalb des Solsystems lebenden Terraabkömmlinge bereits schwere Krisen durchgemacht, die jedoch alle beigelegt werden konnten, ohne daß es zu größeren kriegerischen Verwicklungen oder politischen Auseinandersetzungen kam. Ein Problem ist allerdings noch nicht aus der Welt geschafft - und dieses Problem gewinnt für Perry Rhodans Terraner von Tag zu Tag mehr an Bedeutung! Es ist der kürzlich entdeckte Sonnensatellit, den die mysteriösen "Zeitpendler" zu ihrem Stützpunkt gemacht haben. Die Invasion der Cappins, wie die Fremden genannt werden, hat aber auch ihre Vorteile! In den Sonnensatelliten zurückgetrieben, mußten die Cappins um ihres eigenen Überlebens Willen den Mechanismus abschalten, der Sol binnen kurzem zur Explosion gebracht hätte. Und so hat die Menschheit noch eine Frist erhalten, um wirksame Gegenmaßnahmen zu treffen. Doch was ist, wenn die Cappins erneut ausbrechen? Lordadmiral Atlan trifft Vorsorge. Er traut dem gegenwärtigen Frieden nicht, sondern gründet das SONDERKOMMANDO ATLAN!

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 423

Sonderkommando Atlan

Sie wissen nicht, was sie tun! – Terraner werden zu Marionetten der Cappins

von CLARK DARLTON

Im Solsystem schreibt man Ende Juni des Jahres 3433. Somit sind seit »Laurin«, dem Tage, als Sol und alle ihre Satelliten um fünf Minuten in die Zukunft versetzt und für das übrige Universum unsichtbar wurden, über zweieinhalb Jahre vergangen.

In dieser relativ kurzen Zeitspanne haben die solare Menschheit und die außerhalb des Solsystems lebenden Terraabkömmlinge bereits schwere Krisen durchgemacht, die jedoch alle beigelegt werden konnten, ohne dass es zu größeren kriegerischen Verwicklungen oder politischen Auseinandersetzungen kam.

Ein Problem ist allerdings noch nicht aus der Welt geschafft – und dieses Problem gewinnt für Perry Rhodans Terraner von Tag zu Tag mehr an Bedeutung! Es ist der kürzlich entdeckte Sonnensatellit, den die mysteriösen »Zeitpendler« zu ihrem Stützpunkt gemacht haben.

Die Invasion der Cappins, wie die Fremden genannt werden, hat aber auch ihre Vorteile!

In den Sonnensatelliten zurückgetrieben, mussten die Cappins um ihres eigenen Überlebens Willen den Mechanismus abschalten, der Sol binnen kurzem zur Explosion gebracht hätte. Und so hat die Menschheit noch eine Frist erhalten, um wirksame Gegenmaßnahmen zu treffen.

Doch was ist, wenn die Cappins erneut ausbrechen?

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator wird von einem Attentäter bedroht.

Atlan – Der Lordadmiral geht auf Cappin-Jagd.

Alaska Saedelaere, Fellmer Lloyd, Ras Tschubai, Gucky und Lord Zwiebus – Mitglieder des geheimen Sonderkommandos Atlan.

Leutnant Habas Beruda – Ein Übernommener, der sich gegen sein Schicksal auflehnt.

Galbraith Deighton – Solarmarschall und Abwehrchef.

Raymond Brandner – Ein rebellischer Tomatenzüchter.

1.

Mittwoch.

Mittwoch, der 19. Juni des Jahres 3433 Terra-Normalzeit.

Vor genau 1462 Jahren war Perry Rhodan auf dem irdischen Mond gelandet und hatte die schiffbrüchigen Arkoniden entdeckt. Damit begann ein neues Zeitalter, das kosmische Zeitalter der Menschheit.

Die Maßstäbe verschoben sich auf allen Gebieten menschlicher Lebensgrundlagen. Sie verschoben sich in Dimensionen, die der Mensch des zwanzigsten Jahrhunderts niemals für möglich gehalten hätte. So wie er einst den Flug zum Mond für die Ausgeburt eines wahnsinnig gewordenen Gehirns gehalten hatte, so musste er nach der erfolgten Landung die von weiterdenkenden Zeitgenossen geschilderten Konsequenzen ebenfalls für lächerliche Phantastereien halten.

Aber alle Utopien wurden Realität, schöne, wunderbare und oft erschreckende Realität.

Völker und Rassen schmolzen zwangsläufig zum Terraner zusammen, der das Sonnensystem besiedelte und zu fernen Sternen vorstieß. Das Solare Imperium entstand. Die Begegnung mit fremden Intelligenzen führte zu Konflikten, die mit Waffen und Kampfmitteln ausgetragen wurden, die man bisher für unmöglich gehalten hatte. Aber auch die soziale Struktur des solaren Staates war im positiven Sinne fortschrittlich und ideal, viel idealer jedenfalls, als es sich die Vorkämpfer des Sozialismus im zwanzigsten Jahrhundert vorgestellt hatten – einfach deshalb, weil diese von falschen Voraussetzungen ausgegangen und die künftige Entwicklung bei ihren Kalkulationen unberücksichtigt gelassen hatten.

1462 Jahre kosmische Entwicklung! Und vor Beginn dieser Entwicklung hatte es ganze 25 Jahre gedauert, eine lächerliche Flüssigkeitsrakete in eine funktionsfähige Mondrakete umzuwandeln, die die ersten Menschen zum irdischen Trabanten brachte.

1462 : 25!

Das war der Maßstab!

*

Das Flottenflaggschiff INTERSOLAR stand zwischen dem Planeten Merkur und der Sonne im Raum. Perry Rhodan hatte es aus taktischen Gründen vorgezogen, den großen Tag nicht auf der Erde zu begehen. Zusammen mit seinen engsten Freunden und Mitarbeitern hatte er sich an Bord der INTERSOLAR begeben. Von hier aus wollte er seine zur Tradition gewordene Ansprache an die fünfundzwanzig Milliarden Terraner halten.

Und er wollte ihnen die Wahrheit mitteilen.

Die Wahrheit über die Cappins.

Die Funkzentrale erhielt nach und nach die Bestätigungen der einzelnen Televisionszentralen von allen Planeten. Vor Milliarden von Bildschirmen saßen die Menschen und warteten. Selten nur hatten sie Gelegenheit, Perry Rhodan zu sehen und zu hören. Der Nationalfeiertag war eine solche Gelegenheit.

Auch Dr. Sigenberg und Dr. Gruppe, leitende Angestellte eines großen Computerwerkes in Mitteleuropa, hatten es sich im Garten des Doppelhauses gemütlich gemacht und warteten auf das Eröffnungssignal der TV-Station. Eine Sonnenblende sorgte dafür, dass der Bildschirm völlig im Schatten lag und das farbige 3-D-Bild klar und deutlich erkennen ließ. Im Augenblick allerdings war nur das Solarvisionszeichen zu sehen.

»Es ist erstaunlich, dass Rhodan sich überhaupt die Zeit nimmt, eine Ansprache zu halten«, meinte Helena Sigenberg, die den Kaffee brachte. »Man sollte doch wahrhaftig glauben, er hätte andere Sorgen.«

Sigenberg schüttelte den Kopf.

»Wann werden Frauen es endlich lernen, logisch zu denken«, bemängelte er den Einwurf seiner Frau. »Natürlich hat Rhodan wenig Zeit, aber wenn er schon über alle Sender des Solaren Imperiums spricht, wird er diese Gelegenheit wahrscheinlich dazu benützen, uns über die augenblickliche Situation aufzuklären. Und wenn ich mich nicht sehr irre, scheint diese Lage ernst zu sein.«

»Ganz richtig«, pflichtete Dr. Gruppe ihm bei und sah mit zusammengekniffenen Augen zur Sonne empor. »Die gute alte Sonne macht uns Sorgen. Sogar eine ganze Menge Sorgen. Da kreist so ein Ding um Sol, und wir können nichts daran ändern, dass dieses Ding vielleicht eines Tages die Sonne zur Nova werden lässt.«

»Schlimmer noch sind die Cappins«, sagte Sigenberg bitter.

Gruppe nickte.

»Das sind sie, und außerdem haben sie den Todessatelliten gebaut, vor mehr als zweihunderttausend Jahren.« Auf dem Bildschirm veränderte sich das Sendezeichen. »Aha, es geht gleich los.« Er seufzte. »Bin ich froh, nichts mit der offiziellen Feier im Werk zu tun zu haben. Ist immer eine langweilige Angelegenheit.«

»Ganz Ihrer Meinung«, stimmte Sigenberg zu und ließ den Bildschirm nicht aus den Augen. »Da, die INTERSOLAR. Wirklich, eine fabelhafte Aufnahme aus dem Raum. Wie groß mag die Entfernung sein?«

»Schlecht abzuschätzen, Sigenberg. Wenn die Zoom nehmen, kann die Aufnahmekamera glatt hundert Kilometer entfernt sein. Gleich geht es so – ja, da haben wir ja schon die Kommandozentrale. Der korpulente Bursche neben Atlan muss unser Staatsmarschall sein, der gute Reginald Bull. Habe ihn noch nie persönlich gesehen.«

»Klar, das ist Bully. Ich kenne ihn. Leider scheinen ihm in letzter Zeit die Scherze ausgegangen zu sein. Da sind vielleicht auch die Cappins dran schuld.«

»Dieser Neandertaler Lord Zwiebus ist schon eine komische Gestalt, finden Sie nicht, Sigenberg? Die Geschichte mit Saedelaere hat ja seinen Intelligenzquotienten mächtig ansteigen lassen. Der kann jetzt sogar Raumschiffe fliegen, habe ich mir sagen lassen.«

Sigenberg nickte seiner Frau zu.

»Nun setz dich endlich, Helena. Dauernd stehst du vor dem Bildschirm herum und nimmst mir die Aussicht.«

Gruppe sagte: »Da kommt Rhodan in die Zentrale, zusammen mit dem Chef der Solaren Abwehr, Galbraith Deighton. Damit wären wohl alle versammelt, und wenn jemand auf die Idee käme, die INTERSOLAR jetzt in die Luft zu sprengen, hätte er alle wichtigen Leute auf einen Schlag beseitigt.«

Sigenberg schüttelte den Kopf.

»Ideen haben Sie manchmal, Gruppe, das ist kaum zu glauben. Wer sollte wohl ein Interesse daran haben, etwas Derartiges zu tun?«

Gruppe erwiderte kurz und knapp: »Die Cappins, wer sonst?«

Das Bild war so deutlich, dass man das Gefühl haben musste, selbst in der Kommandozentrale der INTERSOLAR zu sein. Julian Tifflor und Professor Waringer unterhielten sich leise; man konnte kein Wort von dem verstehen, was sie sich zu sagen hatten. Deighton sprach mit Atlan, ungezwungen und ohne auf die Fernsehkameras zu achten. Rhodan näherte sich dem provisorischen Rednerpult.

»Dieser Mausbiber darf natürlich nicht fehlen!«, knurrte Gruppe und fügte erklärend hinzu: »Meine Frau ist richtig in ihn verliebt.«

»Welche Frau ist das nicht?« Sigenberg lächelte. »Aber kein Grund zur Eifersucht, glaube ich. Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass wir Gucky viel zu verdanken haben.«

»Rhodan wird jetzt sprechen. Es ist besser, wir hören mal zu, was er uns zu sagen hat.«

Maria Gruppe schob ihrem Mann die Tasse hin und setzte sich ebenfalls.

So wie sie sahen in diesem Augenblick mehr als zwanzig Milliarden Menschen auf ihre Bildschirme.

Rhodan hielt eine Festansprache.

Oder sollte man sie lieber als einen Informationsbericht bezeichnen?

*

»Meine Freunde, Terraner!«

Rhodans Stimme verriet einen Teil jener verhaltenen Emotionen, die an diesem Tag die ganze Menschheit bewegten. Er hatte keinen Grund, sich seiner Gefühle zu schämen. Schließlich war er es gewesen, zusammen mit seinem Freund Bully, der die kosmische Entwicklung damals eingeleitet hatte.

»Seit nahezu anderthalb Jahrtausenden ist die Erde nicht mehr unsere alleinige Heimat. Wir nahmen den Himmel dazu, und wir wissen heute, dass die Erde nur ein winziger Teil dieses Himmels ist. Ich will Ihnen eine Schilderung der ganzen Entwicklung in diesen fünfzehn Jahrhunderten ersparen – Sie kennen sie alle nur zu gut. Wir wollen diesen Tag in Freude begehen und in dem Bewusstsein, dass wir alle Schwierigkeiten meisterten und alle kommenden genauso meistern werden.«

Er machte eine Pause und warf einen Blick auf seine Notizen, die er lässig in der rechten Hand hielt. In schillernden Farben lag »Whisper« wie ein Vorhang um seine Schultern, das telepathische Lebewesen mit seinen erstaunlichen Fähigkeiten, die Rhodan schon mehr als einmal das Leben gerettet hatten.

»In den Becher der Freude fällt jedoch ein bitterer Tropfen, und es ist meine Pflicht, Sie alle über die Gefahr aufzuklären, in der wir uns befinden. Über den Todessatelliten brauche ich nicht zu sprechen. Sie alle kennen ihn. Es ist unmöglich, ihn zu vernichten. Es sieht so aus, als solle er unsere Sonne zur Nova werden lassen, um unser System zu vernichten. Dann tauchten die Cappins auf und nisteten sich im Todessatelliten ein.

Ich weiß nicht recht, wie ich Ihnen das Wesen der Cappins erklären soll, ohne dass Missverständnisse entstehen. Wir wissen noch zu wenig über sie, viel zu wenig. Aber ich will es versuchen, wobei ich mich auf die Untersuchungsergebnisse unserer Kosmobiologen stütze.

Schon zweimal in unserer Geschichte begegneten wir Intelligenzen, die in dieser oder jener Form andere Lebewesen übernehmen konnten. Auch die Cappins sind dazu in der Lage, wenn die Methode uns auch noch unbekannt ist. Es muss sich um eine sehr komplizierte, aber äußerst wirkungsvolle Methode handeln.«

Gruppe nickte Sigenberg zu und flüsterte: »Wie einst die Individualverformer, nehme ich an. Oder die Bestien in M 87. Alles wiederholt sich, alte Weisheit.«

Rhodan fuhr inzwischen fort: »Die Cappins sind von einem Menschen nicht zu unterscheiden, sie hätten also eine Übernahme nicht notwendig. Wenn sie es dennoch tun, so werden sie ihre Gründe dafür haben. Unserer Schätzung nach müssen sich im Todessatelliten, der unsere Sonne umläuft, etliche tausend Cappins aufhalten. Eine unvorstellbare Gefahr für unsere Erde und die anderen solaren Planeten. Nach dem einen Ausbruchsversuch ist mit weiteren zu rechnen. Wie Ihnen allen bekannt ist, veränderten wir das Zeitfeld, das unser Sonnensystem konstant fünf Minuten in der Zukunft hielt. Damit versperrten wir den Cappins den Rückzug auf ihrer eigenen Zeitspur. Sie sind praktisch gefangen.

Der Sonnensatellit selbst ist unangreifbar. Soweit wir bisher herausfinden konnten, wird er von einem Energiefeld innerhalb der inneren Sonnenatmosphäre gehalten. Die Struktur dieses Feldes ist zwar rechnerisch zu erfassen, kann aber von uns nicht nachgeahmt werden. Damit fehlt uns die technische Möglichkeit, das Feld zu neutralisieren. Wie unsere Wissenschaftler weiter herausfanden, handelt es sich um ein sechsdimensionales Energiefeld. Auf diesem Gebiet fehlen uns alle Erfahrungen, und wir müssen wohl oder übel zugeben, dass uns die Cappins in der Beherrschung von Raum und Zeit weit überlegen sind. Davon zeugt schon die Methode ihres Transportes über Universen hinweg.

Immerhin ist es uns gelungen, die auf dem Sonnensatelliten versammelten Cappins an der Flucht zu hindern, ihnen aber gleichzeitig auch den Weg in unser System zu versperren. Zehntausend Einheiten der Heimatflotte sind am so genannten Cappin-Sektor aufgestellt worden.

Dieser Cappin-Sektor ist jene Schneise, die von den Invasoren für den Ein- oder Ausflug benutzt werden muss. Sie können das Sonneninnere, wenn man es einmal so bezeichnen will, nur durch diese von uns errechnete Schleuse verlassen. Ich will versuchen, Ihnen das näher zu erläutern, damit Sie unsere Taktik besser verstehen.

Auch die Cappins, so intelligent und fortgeschritten sie auch sein mögen, haben die Naturgesetze zu respektieren und müssen sich nach ihnen richten. Sie umlaufen die Sonne in einer Entfernung, die uns praktisch unzugänglich ist, aber wir besitzen alle Daten der Satellitenbahn. Somit verschiebt sich die Einflugschneise zwar dauernd, aber unsere Einheiten folgen ihr. Eine Kreisbahn um die Sonne, das ist alles. Für die Cappins gibt es kein Entkommen. Es ist ihnen unmöglich, in den unterplanetaren Raum vorzustoßen, weil unsere Flotte den einzigen Fluchtweg blockiert, und die Zeitspur bleibt ihnen ebenfalls vorenthalten. Somit haben wir sie eingekesselt.

Damit jedoch ist das Problem keineswegs gelöst. Wir müssen mit ihrem Angriff rechnen, und damit haben wir das Kernproblem. Ich will es Ihnen erklären.«

Rhodan nahm wieder seine Notizen zu Hilfe. Eine Weile studierte er sie, dann sah er wieder in die Kamera und damit in die Gesichter von mehr als zwanzig Milliarden Menschen.

»Wie ich schon betonte, ist uns die Methode der Übernahme eines Menschen durch einen Cappin noch unbekannt. Wir wissen lediglich, dass er in erster Linie Zeit und Ruhe dazu benötigt. Unsere Spezialisten nennen die Methode der Vorbereitung ›Pedopeilung‹. Ist diese Peilung erfolgreich, kann der Cappin die ›Pedotransferierung‹ vornehmen, wenn er nicht daran gehindert wird. Wir haben also den gefährlichen Gegner trotz seiner schwierigen Lage direkt im Nacken sitzen, und wir wissen nicht, wenn er zuschlägt. Vor allen Dingen wissen wir nicht, welche Absichten er hegt.

Ein weiteres Problem: Wir haben keine Ahnung, ob es einem Cappin möglich ist, unter den gegebenen Umständen eine Pedopeilung vorzunehmen. Unsere Wissenschaftler bezweifeln das, und ich möchte ihnen beipflichten. Das enorme sechsdimensionale Energiefeld, das den Satelliten vor der Sonne schützt, erzeugt gewaltige Störungsfronten, deren eigentliche Natur uns jedoch noch unbekannt ist. Mit ziemlicher Mühe haben wir uns den fünfdimensionalen Raum erschlossen, aber die sechste Dimension können wir uns nicht einmal vorstellen. Nicht weniger störend scheinen uns die Überlagerungsstrahlungsfelder der Sonne selbst zu sein. Wir sind davon überzeugt, dass die Cappins für ihre Anpeilung einen störungsfreien Raum benötigen, frei von allen ablenkenden Einflüssen und vor allen Dingen frei von Energiefeldern dieser oder jener Art. Alle diese Dinge sind jedoch vorhanden. Damit dürfte die Möglichkeit wegfallen, dass die Cappins von ihrem sicheren Versteck aus Menschen unter ihre Kontrolle bringen, die ihnen wichtig erscheinen.«

Dr. Sigenberg flüsterte seinem Kollegen zu: »Ein entsetzlicher Gedanke, finden Sie nicht? Da werden wir von Fremden belauert, die nur auf eine Gelegenheit warten, unsere Körper und unser Bewusstsein zu übernehmen.«

»Sie hören ja, Sigenberg: es wird ihnen kaum möglich sein.«

Sigenberg schüttelte den Kopf.

»Rhodan hat nur wenige Möglichkeiten erwähnt. Ich bin davon überzeugt, dass er die wahrscheinlicheren verschweigt, um uns nicht zu beunruhigen. Aber ruhig, es geht weiter ...«

Sie sahen wieder auf den Bildschirm. Inzwischen war es dunkler geworden. Längst war die Sonne untergegangen. Schweigend entfernte Helena Sigenberg die Sonnenblende.

Rhodan setzte seine Ansprache fort.

*

Leutnant Habas Beruda galt als äußerst zuverlässiger Offizier und genoss das volle Vertrauen des Führungsstabes. Innerhalb der INTERSOLAR fungierte er als Kurier zwischen der Funkzentrale und dem Kommandanten, wenn der Interkom abgeschaltet oder für andere Zwecke benutzt wurde. Letzteres war jetzt der Fall.

Beruda hatte das Entermanöver mitgemacht, als es einigen Cappins gelungen war, mit einem kleineren Schiff den Todessatelliten zu verlassen und in das Sonnensystem vorzustoßen. Der Kampf gegen die Insektenabkömmlinge war ihm noch in guter Erinnerung, den Cappins jedoch gelang die Flucht. Es schien eine Art der Teleportation gewesen zu sein, wenn auch auf sechsdimensionaler Ebene. Man durfte vermuten, dass sie zu ihrem Satelliten zurückgekehrt waren.

Habas Beruda konnte sich gut an jene Ereignisse erinnern, aber da gab es noch etwas, an das er sich beim besten Willen nicht erinnern konnte. Es war da, tief in seinem Unterbewusstsein verankert, unfassbar und unbegreiflich. Es war da, aber es existierte nicht.

Der diensthabende Offizier der Funkzentrale rief ihn zu sich.

»Eine Meldung aus Terrania, Leutnant. Der Interkom ist besetzt. Bringen Sie den Text Oberst Korom-Khan, aber vermeiden Sie jede Störung der laufenden Videosendung.«

»In Ordnung, Sir.« Leutnant Beruda nahm die Notizfolie und salutierte. »Sie können sich auf mich verlassen.«

Der Major nickte.

»Das weiß ich, danke.«