Perry Rhodan 430: Das Ultimatum der Cappins - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 430: Das Ultimatum der Cappins E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Sie wollen frei sein oder untergehen - das Schicksal des Solsystems liegt in ihrer Hand Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Oktober des Jahres 3433. Perry Rhodan und seine 22 Begleiter, die vor etwa zehn Wochen mit dem Nullzeitdeformator aufbrachen, um 200 000 Jahre in die irdische Vergangenheit einzudringen, sind noch nicht in die Realzeit zurückgekehrt. Dort, auf Terra des Jahres 3433, hat man keine Ahnung, was mit der Zeitexpedition geschehen sein mag. Man weiß nur, daß der Todessatellit, den zu vernichten Perry Rhodan und seine Leute sich vorgenommen haben, nach wie vor in enger Bahn die Sonne umkreist. Und die Cappins, die in diesem Satelliten gefangen sind, können jederzeit die Vernichtungsmaschinerie wieder in Gang setzen, die die Sonne zur planetenverschlingenden Nova machen würde. Reginald Bull, Perry Rhodans Stellvertreter, hofft, daß die Zeitexpedition bald unbeschadet zurückkehren möge - selbst wenn sie ihre Aufgabe nicht hat erfüllen können. Der Großadministrator wird gebraucht - denn eine neue Krise für das Solare Imperium bahnt sich an. Diese Krise wird ausgelöst durch DAS ULTIMATUM DER CAPPINS...

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 430

Das Ultimatum der Cappins

Sie wollen frei sein oder untergehen – das Schicksal des Solsystems liegt in ihrer Hand

von CLARK DARLTON

Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Oktober des Jahres 3433.

Perry Rhodan und seine 22 Begleiter, die vor etwa zehn Wochen mit dem Nullzeitdeformator aufbrachen, um 200.000 Jahre in die irdische Vergangenheit einzudringen, sind noch nicht in die Realzeit zurückgekehrt.

Dort, auf Terra des Jahres 3433, hat man keine Ahnung, was mit der Zeitexpedition geschehen sein mag. Man weiß nur, dass der Todessatellit, den zu vernichten Perry Rhodan und seine Leute sich vorgenommen haben, nach wie vor in enger Bahn die Sonne umkreist. Und die Cappins, die in diesem Satelliten gefangen sind, können jederzeit die Vernichtungsmaschinerie wieder in Gang setzen, die die Sonne zur planetenverschlingenden Nova machen würde.

Reginald Bull, Perry Rhodans Stellvertreter, hofft, dass die Zeitexpedition bald unbeschadet zurückkehren möge – selbst wenn sie ihre Aufgabe nicht hat erfüllen können. Der Großadministrator wird gebraucht – denn eine neue Krise für das Solare Imperium bahnt sich an.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator kehrt aus der Vergangenheit zurück.

Reginald Bull, Julian Tifflor und Galbraith Deighton – Perry Rhodans Empfangskomitee.

Lecufe, Marays und Carscin – Die Zeitpendler stellen der Menschheit ein Ultimatum.

Ralgor Berskin – Ein Mann, der auf den Untergang des Solsystems wartet.

Gucky und Ras Tschubai – Die Teleporter besuchen den Todessatelliten.

1.

Dienstag, der 15. Oktober 3433

Terra-Normalzeit.

Als Solarmarschall Julian Tifflor das Büro Reginald Bulls betrat, wusste er, dass der Staatsmarschall und Stellvertreter Rhodans ihm eine ganz bestimmte Frage vorlegen würde. Und er wusste auch, was er darauf zu antworten hatte.

Sein ganzes Konzept geriet durcheinander, als er feststellen musste, dass Bully nicht allein in seinem Büro war. In einem der bequemen Kontursessel saß Galbraith Deighton, der oberste Chef der Solaren Abwehr. Er sah Julian Tifflor entgegen und grinste für den Bruchteil einer Sekunde, so als freue er sich, dass ihm eine Überraschung gelungen war. Dann wurde sein Gesicht wieder ernst.

Tifflor nickte den beiden Männern zu und nahm Platz.

Bully kam hinter seinem mit Nachrichtengeräten überladenen Tisch hervor, marschierte ein paar Mal in dem großen Raum auf und ab, um sich schließlich ebenfalls in einen der Sessel fallen zu lassen.

»Sie müssten eigentlich längst wieder zurück sein«, sagte er.

Tifflor hatte mit einem anderen Thema gerechnet, aber dieses hier war genauso ernst und lebenswichtig. Seit nahezu zehn Wochen waren Rhodan, Atlan, die restlichen Mutanten – insgesamt dreiundzwanzig Personen mit einer Zeitmaschine in der Vergangenheit verschwunden. Wäre alles glatt gegangen, hätten sie längst zurückkehren müssen.

»Vielleicht ein Fehler in der Funktion des Nullzeitdeformators, der behoben werden muss.« Deightons Stimme verriet nur zu deutlich, wie wenig er selbst an eine derartige Möglichkeit glaubte. »Oder es ist sonst etwas dazwischengekommen.«

»Anzunehmen, Galbraith, anzunehmen«, stimmte ihm Bully freundlich zu. »Ich werde übrigens noch heute zur Fidschi-Insel Viti Levu fliegen, um mich davon zu überzeugen, dass dort alles in Ordnung ist. Die Schuttmassen sollten aus dem Tal auf dem Gipfel des Mount Lemur entfernt werden. Wenn der Deformator zurückkehrt, muss alles so sein wie früher, sonst kann es eine Katastrophe geben. Wie sehen Ihre Berichte in dieser Hinsicht aus, Galbraith?«

»Die Meldung liegt bereits vor. Sie besagt, dass das Enadatal wieder so aussieht, wie es beim Start der Zeitexpedition ausgesehen hat. Sogar die Niveauhöhe des ursprünglichen Gerölls wurde eingehalten, und wo sie nicht mehr vorhanden war, künstlich wiederhergestellt. Wenn die Zeitmaschine zurückkehrt, wird sie keinen Zentimeter fallen können, es sei denn, das Ding materialisiert an anderer Stelle.«

»Das dürfte kaum möglich sein«, meinte Bully. »Wie gesagt, ich werde noch heute hinfliegen und mir die Geschichte ansehen. Wenn Sie Lust haben, können Sie mich begleiten.« Er seufzte und stand auf. An der Rückwand des Raumes gab es ein silbernes Quadrat mit einigen Knöpfen, unter denen Bezeichnungen standen. »Wünschen die Herren eine Erfrischung?«

Deighton und Tifflor äußerten ihre Wünsche. Sekunden später standen die Getränke auf dem Tisch. Bully setzte sich wieder.

»Was ist nun mit den Cappins?«, fragte Tifflor. »Sie haben in den vergangenen Wochen mehrere Ausbruchsversuche unternommen. Zum Glück hält unsere Blockade. Ich frage mich nur: Wird sie ewig halten?«

»Das wird sie natürlich nicht, selbst wenn wir unsere ganzen Kräfte darauf konzentrierten, achttausend Lebewesen zu isolieren, damit sie nicht in unser planetares System eindringen können. Wir wissen, was geschehen kann, wenn auch nur einer dieser Cappins zu uns gelangt. Er übernimmt einen von uns, und wir merken es nicht einmal. Es wäre eine Katastrophe. Unvorstellbar würde sie erst, wenn es allen achttausend Cappins gelänge, die Blockade zu durchbrechen. Allein dieser Gedanke lässt mich nicht mehr schlafen.«

»Es muss also was geschehen!«, meinte Deighton.

Bully sah ihn an, dann nickte er.

»Sie sagen es, Galbraith, Sie sagen es.«

»Und was?«, wollte Tifflor wissen, der immer mehr einsah, dass das Gespräch zu nichts führte. Oder verfolgte Bully einen ganz bestimmten Zweck damit? »Haben Sie eine Idee?«

»Eine Idee habe ich nicht, aber ich kann Ihnen mitteilen, was die Observatorien in allen Teilen der Welt seit gestern nahezu übereinstimmend beobachten konnten. Die Aktivität der Sonne steigt wieder an. So wie damals, bevor, wir den Todessatelliten entdeckten. Es sieht so aus, als wollten die Cappins erneut die Sonne anheizen, bis sie zur Nova wird.«

»Aber damit würden sie sich ja selbst vernichten!« Tifflor schüttelte erregt den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. So verrückt sind sie nicht. Das erneute Aufflammen der Sonne muss einen anderen Grund haben.«

»Welchen?« Bully starrte ratlos auf die Tischplatte. »Ich kann Ihnen nur mitteilen, was festgestellt wurde. Ob wir auch die Ursachen ergründen können, steht auf einem anderen Blatt. Jedenfalls ist die Erscheinung mit jener identisch, die uns schon damals beunruhigte und die zur Entdeckung des Todessatelliten führte. Er kreist nach wie vor um die Sonne, hatte aber seine verderbliche Tätigkeit eingestellt. Vielleicht wegen der achttausend Cappins, die in ihm Zuflucht suchten, vielleicht aber auch nicht. Nun beginnt er wieder zu arbeiten, obwohl die Cappins noch vorhanden sind. Frage: Ist es ein automatischer und von Robotern gesteuerter Vorgang, oder stecken die Cappins dahinter?«

Der Abwehrchef kniff die Augen zusammen.

»Die Cappins, wer sonst? Warum sollte der Satellit wohl auf einmal wieder mit seiner zerstörerischen Tätigkeit beginnen, wenn keine gewichtigen Gründe vorliegen? Das wäre unlogisch. Ich wette, wir werden auch bald den Grund erfahren. Wann fliegen Sie, Bull?«

»In wenigen Stunden, Galbraith. Sie kommen doch mit?«

»Wahrscheinlich. Allerdings verspreche ich mir nicht viel davon. Wir haben die Räumung des Tals angeordnet, und sicherlich ist alles dort so, wie wir es wünschen.«

Tifflor sagte: »Ich gebe eigentlich nicht viel auf Vorahnungen, aber ich habe so das Gefühl, dass heute etwas passiert ...«

Bully betrachtete ihn mitleidig.

»Sie mit Ihren Vorahnungen, Julian ...! Ist da überhaupt schon mal was eingetroffen?«

»O ja, eine ganze Menge, und wenn ich mich recht entsinne ...«

Auf dem Schreibtisch summte das Visiphon der Hauptleitung.

Bully sprang auf und lief zum Tisch. Er drückte einen Knopf ein, und dann leuchtete der Bildschirm auf. Das Gesicht eines Nachrichtenoffiziers erschien.

»Was ist?«, erkundigte sich Bully.

»Sir, eine wichtige Meldung des Flottenoberkommandos. Man hat eine Sonde eingefangen, die aus Richtung Sonne zur Erde flog. Dabei gab sie Funksignale ab, die inzwischen ausgewertet wurden. Es steht einwandfrei fest, dass die Funksonde von den Cappins ausgeschickt wurde.«

»Woher will man das wissen?«

»Die Auswertung konnte mit Hilfe der Übersetzergeräte den Text der Funksendung identifizieren. Es handelt sich um eine Botschaft, Sir. Eigentlich ein Ultimatum.«

»Ein was?«

»Ein Ultimatum, Sir. Sie werden den genauen Wortlaut in wenigen Minuten erhalten. Ein Kurier ist unterwegs. Das Flottenkommando hielt es für richtig, die Sache geheim zu halten.«

Bully holte tief Luft.

»Gut so, Leutnant. Ich warte.«

»Verstanden, Sir.«

Der Bildschirm erlosch.

Bully kehrte zu den beiden Männern am runden Tisch zurück.

»Nun, meine Herren, was sagen Sie nun?«

Er setzte sich.

Tifflor meinte: »Meine Vorahnung – sie hat sich mal wieder bewahrheitet.«

Und Galbraith Deighton sagte knurrig: »Ich sagte, es müsse etwas geschehen. Wenn wir es nicht von uns aus tun, werden wir eben dazu gezwungen. Warten wir also ab, was uns die Cappins mitzuteilen haben ...«

*

Die Cappins waren rein äußerlich gesehen Menschen, aber sie verfügten über erstaunliche Fähigkeiten. Auf sechsdimensionaler Halbspurindividualbasis vermochten sie eine so genannte Pedotransferierung vorzunehmen und ein anderes Lebewesen zu übernehmen. Dabei ließen sie ihren eigenen Körper zurück. Allerdings war diese Transferierung für die Cappins nicht so einfach, denn die Anpeilung einer Sextabezugsfrequenz war äußerst kompliziert. Jeder intelligente Mensch besaß eine solche Strahlung, die dem Cappin als Peilmittel diente. Er benötigte jedoch viel Zeit, sich einzurichten und den Sprung vorzunehmen.

Die ÜBSEF-Konstante, wie die Wissenschaftler jene unverkennbare, aber nicht messbare Energieeinheit nannten, war letztlich dafür verantwortlich, dass es zur Ballung der Atomgruppenmasse im Gehirn und damit zur Erzeugung des denkenden Geistes kam.

Sie war mit dem vergleichbar, was der Mensch »Seele« nannte.

Ein undurchdringbarer Energieschirm umgab die Sonnenstation, die am Rand der glühenden Atmosphäre den Stern umkreiste. Sie erinnerte in ihrem Aussehen an eine riesige Sanduhr, wohl zweitausend Meter lang. In der eingeschnürten Mitte betrug der Durchmesser fünfhundert Meter, an beiden Enden eintausend Meter. Seit zweihunderttausend Jahren etwa umlief diese gigantische Spindel die Sonne, und die Menschen hatten niemals etwas davon geahnt. Als Rhodan sie das erste Mal erblickte, war er unwillkürlich erschrocken.

Die Sanduhr, das unaufhaltsame Vergehen der Zeit, das unvermeidliche Ende, wenn die Uhr ausgelaufen ist ...

Und das Ende hätte sehr leicht von der Spindel ausgehen können.

Die Umlaufgeschwindigkeit der »Sanduhr« war hoch. Sie hob zum größten Teil die gewaltige Sonnenanziehung auf. Außerdem befand sie sich stets im absorbierenden Schutz eines überdimensionalen Energiefeldes, das dem Paratronfeld artverwandt zu sein schien. Welche Energien auch immer von der Sonne abgestrahlt wurden, sie konnten dem geheimnisvollen Gebilde nichts anhaben.

Der Todessatellit, wie er genannt wurde, besaß einen Sender, und dieser Sender strahlte unaufhörlich in verstärkter Form genau jene Impulse aus, die inzwischen als ÜBSEF-Konstante bekannt geworden waren. Nur so hatte es möglich sein können, dass sich achttausend Cappins in höchster Todesnot und vielleicht Millionen Lichtjahre entfernt auf diesen Satelliten einpeilten und pedotransferierten.

Nun saßen sie fest.

*

Drei Männer waren es, die sich in dem Beobachtungsraum aufhielten. Ohne besondere Hilfsmittel hätte man von hier aus allerdings auch nicht viel sehen können, denn die flammende Oberfläche der Sonne war viel zu nah und hätte alles andere Licht überstrahlt. Außerhalb des Energiefeldes jedoch gab es winzige Begleitsatelliten, die mit leistungsstarken Fernsehkameras ausgerüstet waren, ebenfalls eingehüllt in polarisierte Kraftfelder. Nur so war es möglich, dass halbwegs erkennbare Bilder von der Umgebung des Satelliten auf den Bildschirm der Beobachtungszentrale flimmerten.

Lecufe, ein noch junger, hochgewachsener Cappin, ging unruhig in dem Raum auf und ab. Sein Gesicht verriet Ungeduld und Unzufriedenheit mit sich selbst. Ab und zu warf er seinen beiden Gefährten einen Blick zu, sprach sie aber nicht an.

Dafür ergriff Marays, der Dakkar-Techniker, das Wort: »Kein Zweifel, Lecufe, die Verbindung ist endgültig abgebrochen. Sie war niemals gut, dank der temporalen Pendelbewegung dieses Sonnensystems, aber sie war vorhanden. Nun nicht mehr.«

»Die Experimentierstation, von der wir kamen, muss vernichtet worden sein«, sagte der Pedotechniker Carscin, der dritte Mann im Raum. »Oder sie ging endgültig in der Zukunft verloren.«

Lecufe war stehengeblieben. Er starrte auf einen der Bildschirme, sah einem davonziehenden riesigen Sonnenfleck nach, dann kam er zu den beiden Männern und setzte sich. Die Rückenlehne passte sich seinen Konturen an.

»Vielleicht führten sie wirklich ein neues Experiment durch und befinden sich nun in der Zukunft. Da auch wir in der Zeit pendeln, ist eine Verbindung ausgeschlossen. Wir wissen nicht, wie lange dieser Zustand anhält, aber wenn es uns schon vorher nicht möglich war, in die Experimentierstation zurückzutransferieren, wie sollte es da jetzt möglich sein? Ich glaube, wir müssen uns Gedanken über die neue Situation machen.«

»Ausbruch!«, sagte Marays mit Betonung.

Lecufe sah ihn lange an, ehe er antwortete: »Ziemlich aussichtslos, Marays. Wir haben es immer und immer wieder versucht. Sicher, es gibt genügend Raumschiffe und Waffen in der Station unserer Vorfahren, aber sie genügen nicht. Zwei unserer Schiffe haben wir bereits verloren, und auch die beiden Freunde, denen es gelungen war, Terraner zu übernehmen, kehrten nicht zurück. Von hier aus ist es durch die starken Störungen im sechsdimensionalen Bereich nicht möglich, Terraner direkt anzupeilen und zu übernehmen. Ich sehe also keinen Ausweg.«

»Vielleicht ist es aber auch so«, wandte Carscin ein, »dass sich unsere Experimentierstation in der Gegenwart befindet, nicht, wie wir vermuten, in der Zukunft. Selbst die Gegenwart wäre für uns unerreichbar, weil sich dieses Sonnensystem bis zu fünf Minuten in der Zukunft aufhält. Ein Zeitfeld hält es darin fest, pendelnd und immer wechselnd, um jedes Auffinden zu vermeiden.«

»Das kann nichts an unserer Lage ändern«, stimmte Lecufe widerwillig zu. »Aber ich kann nicht zulassen, dass wir einfach abwarten, was weiter geschieht. Wir müssen die Initiative behalten, auch den viel stärkeren Terranern gegenüber. Eigentlich muss ich sie bedauern, denn sie trifft keine Schuld an den Geschehnissen. Unsere Vorfahren richteten diese Station vor langer Zeit ein. Den Grund kennen wir nicht genau, wenn sie sich in unserem speziellen Fall auch als Rettungsstation bewährte. Für die Terraner muss sie jedoch eine Todesstation sein. Sie kann ihre Sonne in eine Nova verwandeln.«

Er verstummte plötzlich. Auf seinem feingeschnittenen Gesicht erschien ein nachdenklicher Zug. Marays und Carscin sahen ihn gespannt und erwartungsvoll an. Sie wussten sofort, dass Lecufe, dem Unermüdlichen, etwas eingefallen war.

Und so war es.

»Ich erwähnte vor wenigen Minuten, dass sich in dieser Station eine Menge kleiner Schiffe und sonstiger Ausrüstungsgegenstände befinden. Unsere Vorfahren haben an alles gedacht, sogar daran, dass jemand hier eingesperrt sein könnte. So hat man auch die Sonden nicht vergessen.«

»Sonden?«, fragte Carscin und sah nicht gerade geistreich aus.

»Ja, Sonden. Nachrichtensonden, die mit Spezialsendern versehen sind. Marays, würden Sie so freundlich sein, mir drei Leute des technischen Personals zu holen. Es soll sich um Leute handeln, die Experten auf dem Gebiet des interstellaren Funkverkehrs sind. Ja, gehen Sie schon. Wir reden dann weiter.«

Als Marays gegangen war, fragte Carscin: »Was haben Sie vor, Lecufe? Wie könnte uns so eine Sonde nützen? Wir wissen nicht einmal, wo der nächste Cappin sich aufhält, wir wissen erst recht nicht, wann er sich aufhält. Wie sollte ihn da eine Nachrichtensonde erreichen? Sie würde Jahrtausende benötigen, selbst wenn sie mehrfache Lichtgeschwindigkeit erreichte, ehe man sie durch Zufall entdeckte.«

»Ich dachte nicht daran, die Sonde ins Ungewisse zu schicken«, belehrte ihn Lecufe, offensichtlich unwillig durch die Störung seiner Gedankengänge. »Ich schicke sie zu den Terranern.«

Carscin starrte ihn verständnislos an. Er begriff nicht, was sein Chef plante. Ehe er abermals eine Frage stellen konnte, betrat Marays mit drei anderen Cappins den Beobachtungsraum. Er kam näher, während die drei Techniker respektvoll neben der Tür stehenblieben.

Lecufe winkte sie näher.

»Sie haben die funktechnischen Geräte geprüft, die in den Räumen vor den verbotenen Bezirken lagern?«

»Ja, das haben wir.«

»Gut, dann sagen Sie mir, ob Sie in der Lage sind, den Sender einer dieser Sonden so zu manipulieren, dass er auf der Frequenz der Terraner ausstrahlt.«

»Das dürfte keine Schwierigkeit bedeuten, Lecufe. Wir können die Sender praktisch auf jede Frequenz einstellen. Außerdem befindet sich in jeder Sonde genügend Raum, Bildbänder und andere kleinere Gegenstände zu lagern.«

»Ausgezeichnet«, lobte Lecufe, sichtlich erleichtert. »Das ist genau das, was wir brauchen. Bereiten Sie eine solche Sonde vor, und sorgen Sie dafür, dass sie in ständiger Folge auf terranischer Frequenz um Aufnahme ersucht. Ein kurzer Hinweis auf eine Botschaft genügt. Die Terraner werden, wenn sie die Sonde einfangen, ein Bildband und eine Tonspeicherung mit zwei identischen Botschaften von uns erhalten. Den Text gebe ich Ihnen noch.«

Die drei Techniker gingen.

Marays setzte sich wieder.

Er und Carscin sahen Lecufe an und warteten.

Lecufe wusste, was sie von ihm wissen wollten, aber er lächelte nur.