Perry Rhodan 436: Testflug nach Atlantis - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 436: Testflug nach Atlantis E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Mit dem Nullzeitdeformator zum Berg der Götter - und zum Kampf der Titanen Auf Terra und den anderen Planeten des Solaren Imperiums der Menschheit schreibt man Mitte März des Jahres 3434. Ribald Corello hat sich grundlegend gewandelt. Für den Supermutanten - noch vor kurzem als Menschheitsfeind Nummer eins verfolgt - hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen, nachdem sich herausgestellt hat, daß er für seine bisherigen Taten nicht verantwortlich zu machen ist. Corello hat unter dem Zwang der Embryo-Blockade und des Offensivprogramms der Antis gehandelt. Sobald er von der Gehirnblockade befreit war, die ihn zum Feind der Menschen machte, griff Corello als Helfer der Menschheit ein, indem er das Solsystem wieder zum "Ghost-System" machte. Anschließend tat Corello noch mehr: Er erzeugte Sextagonium und beseitigte damit die letzte Hürde, die einer unbehinderten Reise in die ferne Vergangenheit bisher im Wege stand. Doch bevor Perry Rhodan die große Expedition unternimmt, deren Ziel die Zerstörung des Sonnensatelliten sein soll, will er erst auf Nummer Sicher gehen und feststellen, ob der neue Dakkar-Tastresonator auch programmgemäß funktioniert. DER TESTFLUG NACH ATLANTIS soll den Beweis erbringen!

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 436

Testflug nach Atlantis

Mit den Nullzeitdeformator zum Berg der Götter – und zum Kampf der Titanen

von CLARK DARLTON

Auf Terra und den anderen Planeten des Solaren Imperiums der Menschheit schreibt man Mitte März des Jahres 3434.

Ribald Corello hat sich grundlegend gewandelt. Für den Supermutanten – noch vor kurzem als Menschheitsfeind Nummer eins verfolgt – hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen, nachdem sich herausgestellt hat, dass er für seine bisherigen Taten nicht verantwortlich zu machen ist. Corello hat unter dem Zwang der Embryo-Blockade und des Offensivprogramms der Antis gehandelt.

Sobald er von der Gehirnblockade befreit war, die ihn zum Feind der Menschen machte, griff Corello als Helfer der Menschheit ein, indem er das Solsystem wieder zum »Ghost-System« machte. Anschließend tat Corello noch mehr: Er erzeugte Sextagonium und beseitigte damit die letzte Hürde, die einer unbehinderten Reise in die ferne Vergangenheit bisher im Wege stand.

Doch bevor Perry Rhodan die große Expedition unternimmt, deren Ziel die Zerstörung des Sonnensatelliten sein soll, will er erst auf Nummer Sicher gehen und feststellen, ob der neue Dakkar-Tastresonator auch programmgemäß funktioniert.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator macht einen erneuten Ausflug in die Vergangenheit.

Major Orsolon – Ausbilder für »uralte« Flugapparate.

Atlan, Alaska Saedelaere und Joak Cascal – Major Orsolons Flugschüler.

Professor Geoffry Abel Waringer – Wissenschaftlicher Leiter der Testexpedition in die Vergangenheit.

Dr. Kenosa Bashra – Der Anthropologe wandelt auf den Spuren der Neandertaler.

Gucky – Der Mausbiber macht Geschichte, indem er Geschichten macht.

Moru

1.

Abseits des großen Raumhafens von Terrania gab es den Übungshafen der Solaren Raumflotte. Er war schon seit längerer Zeit nicht mehr intensiv benutzt worden und erinnerte an ein Stück totes Land. Die flachen Hangars und Verwaltungsgebäude grenzten das Übungsgelände gegen die fruchtbaren Felder ab, die von Robotkommandos betreut wurden. Am Horizont stand die Skyline der irdischen Hauptstadt Terrania.

Der Traktor zog ein seltsames Gebilde aus einem der Hangars.

Seltsam zumindest für die Menschen des Jahres 3434 Terra-Normalzeit.

Keineswegs seltsam für die Menschen des Jahres 2000.

Atlan verzog daher keine Miene, während Oberst Joak Cascal und Alaska Saedelaere verblüffte Gesichter machten. Major Timar Orsolon, der von Rhodan mit der Ausbildungsaufgabe betraute alte und bewährte Offizier der Solaren Flotte, grinste unverschämt.

»Das also wäre die Maschine«, sagte er.

Die »Maschine«, wie er sie nannte, war ein Flugzeug. Ein Flugzeug, wie es Ende des zwanzigsten Jahrhunderts auf der Erde entwickelt worden war. Es handelte sich um einen so genannten Abfangjäger, der auch als Jagdbomber Verwendung gefunden hatte. Typ McD-F-2020 war die offizielle Bezeichnung.

Es hatte die Form eines Diskus und besaß einen Durchmesser von achtzehn Metern. Mit einer Besatzung von sechs Mann erreichte es achtfache Schallgeschwindigkeit bei Gipfelhöhe. Nach aerodynamischen Grundgesetzen flugfähig, verfügte es über ein Fusionstriebwerk, das ihm einen unbegrenzten Aktionsradius verlieh.

Die durch die hohe Fahrtgeschwindigkeit einströmenden Luftmassen wurden durch Passieren eines Wärmeaustauschers erhitzt und in der Form weißglühender Gase aus den Düsen der beiden Triebwerke auf der Oberseite des Rumpfes ausgestoßen.

Die F-2020 besaß außerdem am Außenrand des diskusförmigen Rumpfes zwei gegenläufig rotierende Rotoren, die einen Senkrechtstart und die entsprechende Landung erlaubten. Die Gipfelhöhe betrug achtundsiebzig Kilometer, der Atomantrieb erlaubte dem Flugzeug jedoch, für kürzere Zeitabschnitte in den eigentlichen Weltraum vorzustoßen und sogar als Satellit um die Erde zu kreisen. Mitgeführter Parawasserstoff ermöglichte den mühelosen Flug im luftleeren Raum. Er wirkte als expandierende Masse beim Ausstoß und erzeugte den notwendigen Schub.

Joak Cascal klappte seinen Mund wieder zu und starrte das Ding noch immer fassungslos an.

Alaska Saedelaere, der Transmittergeschädigte mit der Plastikmaske, sagte zweifelnd: »Und damit soll man fliegen können!?«

Der Major besann sich auf seine Aufgabe als Ausbilder.

»Man soll nicht nur, man kann! Dieser Hochleistungsjäger war die letzte Neuentwicklung menschlichen Erfindergeistes vor Beginn des eigentlichen Raumzeitalters. Hinzu kommt ein weiterer Vorteil, der für das geplante Unternehmen von größter Wichtigkeit ist: Die Maschinenanlagen funktionieren weder auf fünfdimensionaler noch auf sechsdimensionaler Grundlage. Was das zu bedeuten hat, brauche ich Ihnen wohl nicht mehr zu erklären.«

»Und wir sollen damit fliegen?«, vergewisserte sich Alaska misstrauisch.

»Ich bringe es Ihnen bei«, versprach Major Orsolon brummig, aber keineswegs unfreundlich. »Sie haben ja alle Ihre Flugerfahrungen, wenn auch mit modernen Geräten. Da kann es Ihnen nicht schwerfallen, auch mal mit einem Museumsstück in die Luft zu gehen. Den ersten Flug unternehmen wir gemeinsam. Ich werde Ihnen alles zeigen und erklären, und ich gehe jede Wette darauf ein, dass Sie heute Abend begeistert sein werden. Sie werden kein anderes Flugzeug mehr anrühren wollen.«

»Na, na!«, machte Joak Cascal und verzog das Gesicht. »Nun übertreiben Sie nur nicht, Kollege.«

Orsolon rückte seine Mütze zurecht und strich einige graue Strähnen aus der Stirn.

»Diese jungen Spritzer bringen es einfach nicht fertig, einem erfahrenen Mann etwas zu glauben. Wir werden ja sehen.«

Alaska stieß Atlan in die Seite, dann fragte er den Major: »Bekommen wir wenigstens Fallschirme?«

Orsolon hielt in seiner Vorwärtsbewegung inne. Es war so, als sei er gegen ein unsichtbares Hindernis gelaufen. Sein Gesicht war ein einziger Vorwurf. Anklagend fast sah er den Arkoniden an.

»Sir!« Das Flehen in seiner Stimme war kaum zu überhören. »Sir, würden Sie die Güte besitzen, den Herren einmal zu erklären, dass ein solcher Fallschirm völlig sinnlos wäre, wenn wir in einer Höhe von siebzig Kilometern fliegen und abstürzen? Wir tragen nur einfache Kombinationen, und um zu überleben, wären Druckanzüge notwendig. Außerdem, glauben Sie mir das, die F-2020 ist absolut absturzsicher.«

»Ja, aber Sie fliegen sie doch!«, murmelte Joak Cascal bissig.

Der Major warf ihm einen anklagenden Blick zu und verzichtete auf eine Entgegnung. Er setzte sich wieder in Bewegung und kletterte in die Kanzel. Wortlos ließ er sich im Pilotensitz nieder und wartete auf seine Schüler.

Atlan gab den beiden Abwehroffizieren einen Wink.

»Nun los, meine Herren, worauf warten Sie noch? Und tun Sie mir den Gefallen, unseren Ausbilder gerecht zu behandeln. Er kann doch nichts dafür, dass Rhodan darauf besteht. Er tut nur seine Pflicht. Außerdem möchte ich Sie an die alte Weisheit erinnern: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Könnte gut sein, dass es unser Major ist.«

»War ja nur Spaß«, sagte Cascal indigniert und kletterte als zweiter in die Kanzel. Er setzte sich hinter Major Orsolon und studierte das Instrumentenbrett.

»Schon gut, Sir«, sagte Alaska und folgte Cascal.

Der Arkonide bestieg als letzter die Kanzel und verschloss den Einstieg. Major Orsolon drehte sich zu ihnen um.

»Ich will Sie jetzt nicht mit technischen Einzelheiten langweilen, meine Herren. Sie erhalten sämtliche Unterlagen mit und haben genug Zeit, sie in aller Ruhe durchzulesen. Wichtig ist nur, dass Sie mit der Praxis zurechtkommen, die Maschine einwandfrei fliegen zu können. So lautet Rhodans Anordnung, und ich werde sie bei Gott genau befolgen, ob es Ihnen passt oder nicht. Achten Sie auf jeden meiner Handgriffe, das ist wichtig. Es ist alles ganz klar und einfach, wenn Sie den Vorgang logisch durchdenken. Sie können sich überhaupt nicht irren. Alles verstanden?«

»Natürlich«, sagte Alaska und nickte freundlich. »Ab geht die Post!«

»Ich zünde zuerst die beiden Startkränze«, erklärte Orsolon und drückte einige Knöpfe ein, nachdem er den Hauptschalter betätigt hatte. »Sie können sie durch die Fenster gut beobachten.« Das Pfeifen wurde so schrill, dass es in den Ohren wehtat. Es drang bis in die drucksicher abgeschirmte Kanzelkabine. »Passen Sie jetzt auf ...!«

Der Drehkranz begann zu rotieren. Wabernde Feuerströme schossen aus den Rotordüsen, die sich langsam schräg nach unten richteten. Das Flugzeug hob vom Boden ab.

»Das muss von unten aus ja ziemlich unheimlich aussehen«, bemerkte Joak Cascal und beobachtete fasziniert das Schauspiel. »Wie ein sich drehender Kranz aus purem Feuer.«

»Genauso!«, bestätigte Orsolon. »Und wenn wir eine gewisse Höhe erreicht haben, schalte ich die Hauptantriebsdüsen ein. Dann erst beginnt der eigentliche Flug. Bitte, achten Sie wieder auf die Kontrollen.«

Während die starren Antriebsdüsen ihre weißglühenden Luftmassen auszustoßen und das Flugzeug voranzutreiben begannen, erloschen die Rotordüsen allmählich. Das Fluggerät nahm mit hoher Beschleunigung Fahrt auf und stieg steilwinklig in den blauen Himmel empor. Unten versank der Übungsplatz, dann kam Terrania in Sicht, und schließlich wurden die Einzelheiten der Erdoberfläche undeutlich und verschwommen.

»Vierzig Kilometer!«, sagte Major Orsolon stolz. »Lordadmiral, würden Sie so freundlich sein, mir noch einmal alle Kontrollgriffe zu wiederholen, die ich bisher ausführte? Wichtig scheint mir dabei die richtige Reihenfolge zu sein. Erklären Sie zugleich die Bedeutung der einzelnen Schalter und Hebel oder Knöpfe, die ich betätigte.«

Ruhig und ohne jede Überheblichkeit sprach Atlan seine Lektion. Er hatte gut aufgepasst und sich jeden Handgriff des alten Majors gemerkt. Kein Wunder, dass er ein anerkennendes Lächeln für seine Gelehrigkeit erntete.

»Ausgezeichnet, Sir. Sie werden das Steuer bald übernehmen können, sobald wir noch einige Flugmanöver ausgeführt haben.«

»Dann lassen Sie mich aber vorher aussteigen«, bat Cascal mit weinerlicher Stimme, wobei er sich das Grinsen verbiss. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Lordadmiral mit so einem vorsintflutlichen Apparat fliegen kann. Sie gefährden unser Leben, Major.«

»Ich bleibe neben ihm sitzen«, beruhigte ihn Orsolon nicht ohne Ironie.

Die F-2020 gewann immer schneller an Höhe, überflog Europa, den Atlantik und schließlich Amerika. Als der Pazifik unter ihnen lag, war sie knapp achtzig Kilometer hoch.

Orsolon drehte sich um.

»Alles in Ordnung, Sir? Kann ich Ihnen das Steuer übergeben?«

Atlan nickte und nahm den Platz des Offiziers ein. Die Maschine blieb automatisch auf Kurs, solange er nichts dagegen tat. Er nutzte die Zeit, noch einmal alle notwendigen Griffe an seinem photographischen Gedächtnis vorbeiziehen zu lassen; in dieser Hinsicht hatte er es natürlich leichter als Alaska und Cascal.

»Kurs Südpol!«, befahl Major Orsolon plötzlich.

Atlan nickte.

Die Maschine legte sich Sekunden später stark auf die Seite, und die vier Männer spürten die Gewichtsverlagerung, hervorgerufen durch den starken Andruck. Sie verlor ein wenig an Höhe, stabilisierte aber dann ihren Flug wieder.

»Gut!«, lobte Orsolon zufrieden. »Und nun machen Sie mal aus uns eine kleine Raumstation. Bin gespannt, ob Ihnen das gelingt.«

Für Atlan genügte es, die Funktion der einzelnen Kontrollhebel zu kennen, um ihre Nutzung logisch auszuwerten. Er musste lediglich die Zufuhr an Parawasserstoff verstärken, um die Geschwindigkeit weiter zu erhöhen. Als auch das geschehen war, zog er die Maschine steil nach oben und schaltete auf Höchstbeschleunigung.

Alaska und Cascal wurden merklich blass, als die Kabinenwände zu vibrieren begannen. Unter ihnen schien die Erde versinken zu wollen. Weiße Wolkenfelder ließen Kontinente und Ozeane zu undeutlichen Konturen verschmelzen.

»Noch mehr!«, ermunterte Major Orsolon den Arkoniden.

Cascal beugte sich etwas vor.

»Lassen Sie doch den Unsinn!«, keuchte er mühsam. »Das kann der alte Kasten doch unmöglich aushalten. Ist doch schrottreif, die Mühle!«

Alaska zog ihn zurück.

»Nur ruhig, immer ganz ruhig! Wie ich Atlan kenne, plant er keinen Selbstmord. Und unser lieber Major sieht auch nicht gerade lebensmüde aus.«

Orsolon drehte sich zu ihnen um.

»Ganz recht, Major. Sprechen Sie Ihrem Kollegen nur Mut zu, er wird ihn noch nötig haben. Besonders dann, wenn er selbst fliegen muss.«

»O weh!« Cascal sank in die Konturpolster zurück. »Auch das noch!«

Atlan ließ sich nicht ablenken. Mit Hilfe eines Trickmanövers gelang es ihm, für drei Minuten antriebslos in einer Kreisbahn zu verharren, dann setzte die F-2020 zu einem steilen Sturzflug an. Atlan ließ sie stürzen.

Orsolon warf ihm einen forschenden Blick zu und bemerkte das verstohlene Grinsen um die Lippen des Arkoniden. Da schwieg auch er. Mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck sah er aus den Fenstern.

Alaska und Cascal verhielten sich vorerst einmal abwartend, obwohl sie genau verfolgen konnten, was geschah. Ein Sturzflug, nun ja, warum auch nicht?

Die Wolkenfelder kamen unheimlich schnell näher und begannen, sich aufzulösen. Erste Fetzen jagten an den Fenstern vorbei, und dann wurde die Erde sichtbar. Festland, ein Kontinent. Welcher, das wusste niemand.

Cascal klammerte sich an den Lehnen fest.

»Vielleicht wäre es ganz gut«, sagte er mit erstaunlicher Fassung, »wenn man mal versuchen würde, ob das Ding noch fliegen kann, ob es dem Steuer noch gehorcht.«

Atlan drehte sich um.

»Warum das? Wenn es das nicht tut, sind wir ohnehin verloren. Und tut es das doch, haben wir noch Zeit.«

Cascal nickte verkrampft.

»Logisch, Sir, äußerst logisch und beruhigend. Danke.«

Er warf Alaska einen resignierenden Blick zu, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er schien sich mit seinem bevorstehenden Ende abgefunden zu haben.

Atlan sah auf den Höhenmesser.

Noch drei Kilometer. Höchste Zeit!

Mit einem Griff schaltete er Antrieb und Rotoren zugleich ein und zog zusätzlich das Höhensteuer.

Der plötzliche Ruck warf den unvorbereiteten Alaska in die Haltegurte, aber er gab keinen Ton von sich. Lediglich Cascal brummte etwas von einem »schnellen und glücklichen Ende«, kümmerte sich aber nicht mehr um das, was um ihn geschah.

Major Orsolon deutete auf einen gelben Knopf.

»Sie müssen noch die Zufuhr abschalten«, erinnerte er Atlan.

Atlan hatte den Parawasserstoff vergessen, der innerhalb der Lufthülle allerdings nicht mehr ausströmte, weil der atmosphärische Druck ihn daran hinderte. Immerhin hatte der Ausbilder darauf zu achten, dass seine Schüler nicht leichtsinnig handelten und nichts vergaßen.

Langsam nur gehorchte die F-2020 dem Steuer und kam unter Kontrolle. In fünfhundert Meter Höhe raste sie über unwirtliche Berge dahin, überquerte einige Siedlungen und gewann schließlich wieder an Höhe. Major Orsolon klopfte Atlan anerkennend auf die Schulter.

»Ausgezeichnet gemacht, Sir. Ich bewundere Ihren Mut. Das hätte selbst ich nicht gewagt, ehrlich gesagt.«

»Eine fabelhafte Maschine, Major. Nur deshalb war es möglich, ein solches Risiko einzugehen. Aber ich wollte wissen, was man mit ihr anstellen kann, ihre Leistungsgrenze testen. Ich glaube, das ist gelungen.«

»Meine Leistungsgrenze wurde auch getestet«, bemerkte Cascal, dessen Gesicht wieder Farbe bekam. »Ich steige das nächste Mal wirklich vorher aus.«

»Sie werden als nächster fliegen«, eröffnete ihm Orsolon trocken.

Atlan stand auf und machte Platz frei. Cascal zuckte ergeben die Schultern und setzte sich hinter die Kontrollen. Er spürte Atlans und Alaskas Blicke in seinem Nacken.

»Die Aufgabe, Major?«, fragte Cascal nüchtern.

»Erst mal etwas üben, Normalflug, dann Gipfelhöhe mit Höchstbeschleunigung. Aber streichen Sie lieber Atlans Sturzflug aus Ihrem Programm, wenn Sie uns gern haben, Oberst.«

Zum ersten Mal grinste Cascal wieder.

»Mich habe ich auch gern«, sagte er.

Sie überquerten den südamerikanischen Kontinent in nordöstlicher Richtung, während die Maschine ständig an Höhe gewann. Cascal stellte sich recht geschickt an, so dass Alaska zu vermuten begann, sein Freund habe ihm nur ein Theater vorgespielt, als er sich so ängstlich zeigte. Immerhin konnte auch er sein ursprüngliches Misstrauen gegen die veraltete Flugmaschine nicht ganz überwinden.

»Mehr Geschwindigkeit, mehr Höhe, Kurs genau Ost«, befahl Major Orsolon.

Cascal befolgte strikt alle Anweisungen des Ausbilders, aber er konnte nicht verhindern, dass er einmal den falschen Kontrollhebel erwischte und senkrecht mit Höchstbeschleunigung in den fast schwarzen Himmel schoss.

»Wollen Sie zum Mond?«, fragte Orsolon sarkastisch.

»Der ist auf der anderen Seite«, belehrte ihn Cascal schlagfertig.

Orsolon grinste und schwieg.

Europa, Asien, wieder der Pazifik.

Höhe: dreiundsiebzig Kilometer.

Geschwindigkeit: sieben Mach.

»Landen!«, befahl der Major plötzlich zur Überraschung aller.

Cascal starrte ihn von der Seite her an.

»Wie, bitte?«, fragte er verwundert. »Landen?«

»Richtig! Landen Sie, aber schnell!«

»Aber da unten ist doch Wasser, nichts als Wasser!«

»Herrgott! Dann simulieren Sie eben eine Landung, wenn kein Land da ist. Außerdem ist unsere Kabine druck- und wasserfest. Keine Sorge also!«

Cascal hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. Der Major wollte also, dass er ein Landemanöver ausführte. Gut, konnte er haben. Aber ohne Sturzflug! Und wenn schon, dann sanfter als Atlan, der mal wieder Kopf und Kragen riskiert hatte.

Cascal stellte das Flugzeug auf den Kopf und ließ es antriebslos in die Tiefe stürzen.

»Ich sagte doch schon, dass Sie Ihren Vorgänger nicht unbedingt noch übertreffen müssen.«

»Übertreffen nicht gerade, aber wenn ich im Gleitflug 'runtergehe, verhungern wir inzwischen.«

Das sah Major Orsolon ein. Er nickte seine Zustimmung.