Perry Rhodan 454: Plünderer der Sterne - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 454: Plünderer der Sterne E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Sie leben von Tod und Vernichtung - und machen reiche Beute Auf Terra schreibt man Anfang September des Jahres 3437. Friede herrscht wieder zwischen Perry Rhodans Solarem Imperium und den anderen Sternenreichen der Terra-Abkömmlinge. Dennoch besteht für die Galaxis eine Gefahr - und für die Menschheit Grund zur Beunruhigung! Der Cappin Ovaron behauptet es jedenfalls. Ovaron befürchtet eine gegen die Menschheit gerichtete Cappin-Invasion - und gewisse Ereignisse scheinen seine Befürchtungen zu bestätigen. Perry Rhodan ist kein Mann, der ungelöste Probleme lange anstehen läßt. Mit der MARCO POLO, dem neuen Fernraumschiff der Trägerklasse, will er sich schnellstens Gewißheit darüber verschaffen, was im Sombrero-Nebel oder in NGC 4594 oder in Gruelfin, wie Ovarons Heimatgalaxis auch genannt wird, wirklich vorgeht. Rhodans neues Expeditionsschiff hat inzwischen ohne Schwierigkeiten die Randgebiete des Sombrero-Nebels erreicht. Hier nun beginnen die eigentlichen Komplikationen. Die Verhältnisse dort sind äußerst verworren. Tod und Zerstörung sind Trumpf - und die Informationen, die die Terraner über die machtpolitischen Verhältnisse in NGC 4594 bisher erwerben konnten, lassen noch keine sicheren Schlüsse zu. Die Terraner müssen also weitersuchen - und das tun sie auch. Die Kreuzer und die Korvetten der MARCO POLO werden ausgeschleust und auf Erkundung geschickt. Während Oberst Joaquin Manuel Cascal bei einem solchen Erkundungsflug erstmals Bekanntschaft mit der Wirkung von Initialdoppler-Kanonen macht und Perry Rhodan und Ovaron anschließend die sogenannten "Wahrer der Gerechtigkeit" kennenlernen, hat Atlan mit seinen Leuten ebenfalls ein aufregendes Erlebnis. Der Lordadmiral und Mausbiber Gucky stoßen auf die PLÜNDERER DER STERNE...

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 454

Plünderer der Sterne

Sie leben von Tod und Vernichtung – und machen reiche Beute

von CLARK DARLTON

Auf Terra schreibt man Anfang September des Jahres 3437. Friede herrscht wieder zwischen Perry Rhodans Solarem Imperium und den anderen Sternenreichen der Terra-Abkömmlinge.

Dennoch besteht für die Galaxis eine Gefahr – und für die Menschheit Grund zur Beunruhigung! Der Cappin Ovaron behauptet es jedenfalls. Ovaron befürchtet eine gegen die Menschheit gerichtete Cappin-Invasion – und gewisse Ereignisse scheinen seine Befürchtungen zu bestätigen.

Perry Rhodan ist kein Mann, der ungelöste Probleme lange anstehen lässt. Mit der MARCO POLO, dem neuen Fernraumschiff der Trägerklasse, will er sich schnellstens Gewissheit darüber verschaffen, was im Sombrero-Nebel oder in NGC 4594 oder in Gruelfin, wie Ovarons Heimatgalaxis auch genannt wird, wirklich vorgeht.

Rhodans neues Expeditionsschiff hat inzwischen ohne Schwierigkeiten die Randgebiete des Sombrero-Nebels erreicht. Hier nun beginnen die eigentlichen Komplikationen. Die Verhältnisse dort sind äußerst verworren. Tod und Zerstörung sind Trumpf – und die Informationen, die die Terraner über die machtpolitischen Verhältnisse in NGC 4594 bisher erwerben konnten, lassen noch keine sicheren Schlüsse zu. Die Terraner müssen also weitersuchen – und das tun sie auch. Die Kreuzer und die Korvetten der MARCO POLO werden ausgeschleust und auf Erkundung geschickt. Während Oberst Joaquin Manuel Cascal bei einem solchen Erkundungsflug erstmals Bekanntschaft mit der Wirkung von Initialdopplerkanonen macht und Perry Rhodan und Ovaron anschließend die so genannten »Wahrer der Gerechtigkeit« kennenlernen, hat Atlan mit seinen Leuten ebenfalls ein aufregendes Erlebnis.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Lordadmiral geht auf Erkundung.

Gucky – Der Mausbiber betätigt sich als Kidnapper.

Oberstleutnant Pawo Restonow – Kommandant der 5. Kreuzerflottille der MARCO POLO.

Karal, Gorom, Marek und Maron – Mutanten des Planeten Offsohonar.

Ronald Scotch, Giacombo und Andreas Annette – Atlans Begleiter.

Maschekena – Anführer der galaktischen Plünderer.

1.

Elf Millionen Parsek oder mehr als fünfunddreißig Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt bildete die Galaxis NGC 4594 ein Universum für sich. Sie war eine gigantische Welteninsel mit einhundertzwanzig Milliarden Sternen, und von der Erde aus gesehen besaß sie die Form einer fliegenden Untertasse oder eines Sombreros. Es hatte schon immer ausgezeichnete astronomische Photos dieser Galaxis gegeben. Selbst der kosmische Staubring, der den »Sombrero-Nebel« umgab, war deutlich zu erkennen.

Wie Inseln der Küste eines Kontinentes vorgelagert sind, so verteilten sich rund um NGC 4594, naturgemäß dreidimensional betrachtet, etwa siebenhundert Sternhaufen in Kugelform. Jeder von ihnen beinhaltete abermals etwa hunderttausend Sterne mit den dazugehörenden Planeten. Sie wirkten wie die Vorposten von Sombrero.

Jahrhundertelang wurde NGC 4594 für einen Bestandteil des so genannten Virgo-Haufens gehalten, wenn es auch schon Beobachtungen gab, die dem widersprachen. Tatsächlich war Sombrero diesem Virgo-Haufen, der allein schon wieder zweieinhalbtausend eigenständige Galaxien beherbergte, lediglich vorgelagert.

Zweieinhalbtausend mal eine Milliarde Sterne ...!

Nur ein winziger Teil des Universums!

Und unsere Sonne gehört nicht einmal dazu.

*

Der Cappin Ovaron, neuer Freund der Menschheit, war fest davon überzeugt, dass seine für ihn seit zweihunderttausend Jahren verlorengegangene Heimat im Sombrero-Nebel zu suchen war. Dort vermutete er die Reste seines Volkes, und da Rhodan und Atlan fest von einer bevorstehenden Invasion der Cappins überzeugt waren, ließen sie sich von Ovaron nur zu leicht zu einem Flug nach NGC 4594 überreden.

Wohlbehalten erreichte das neue Flaggschiff Rhodans, die MARCO POLO, die fremde Galaxis und begann sofort mit den Nachforschungen. Ovaron besaß alte Sternkarten, die bis auf die Rotationsverschiebung der Welteninsel noch Gültigkeit besaßen. So war es Rhodan möglich, mit kleineren Flottenverbänden, die alle in der riesigen MARCO POLO untergebracht waren, Erkundungsflüge durchzuführen.

Man fand den Moritator Scholschowo in einem ausgebrannten Raumschiffswrack, versuchte ihn zu retten und erhielt wertvolle Hinweise.

Man entdeckte das Almutsan-System und die in den Sümpfen des dritten Planeten hausenden Praipors, mutierte Überlebende der Cappins.

Man besuchte die Lofsooger, ein friedfertiges Volk mit hoher Kultur und wenig Sinn für Technisierung.

Und vor drei Tagen war Rhodan abermals zu einer Expedition gestartet, während Teile der Einsatzflotte in der Nähe des Hydepolosch-Systems im Orterschutz einer riesigen roten Doppelsonne zurückblieben.

Noch bevor Rhodan zurückkehren konnte, brach Atlan zu einer eigenen Expedition auf. Ziel war diesmal das System Bryschuner, zweitausendsiebenhundertzweiundsiebzig Lichtjahre von Hydepolosch entfernt.

Auf dem Panoramaschirm der CMP-41, einem Leichten Kreuzer mit einem Durchmesser von einhundert Metern, wurden die zurückbleibenden Schiffe allmählich kleiner, dann verschwanden sie im roten Glühen der roten Doppelsonne.

Oberstleutnant Pawo Restonow, Kommandeur der 5. Flottille, saß neben dem Schiffskommandanten in einem Sessel. Obwohl nicht besonders groß gewachsen, wirkte er breit und kräftig. Er war mittelblond und hatte Stoppelhaare, so dass er von hinten gesehen ein wenig an Reginald Bull erinnerte. Er sprach viel und lebhaft. Bei allen, die ihn kannten, galt er als hoffnungsloser Idealist, was die Friedfertigkeit intelligenter Lebewesen anbetraf. Er schwor auf die Einheit der Menschen und den Edelmut außerirdischer Völker. Sein Wunschtraum war es, alle diese Völker vereint zu sehen, ein in Frieden dahinlebendes Universum ohne Konflikte und vor allen Dingen ohne Kriege.

Man konnte stundenlang mit ihm darüber diskutieren, kam aber niemals zu einem greifbaren Ergebnis, was natürlich unter den bestehenden Umständen auch weiter kein Wunder war. Selbst hier, in einer fremden Galaxis, ging es auch nicht friedlicher zu als in der Milchstraße.

Restonow wusste nicht, dass ihm die schlimmste Enttäuschung noch bevorstand.

Seitlich wurden die neun Begleitschiffe sichtbar. Sie folgten dem Flaggschiff der 5. Flottille, der CMP-41, in geringem Abstand.

»Der Kurs ist klar«, sinnierte Restonow laut vor sich hin. »Allen Einheiten wurden die Computerunterlagen zugeteilt. Drei Brückenschläge, nicht wahr?«

Brückenschlag war der neue Ausdruck für eine Linearetappe und konnte eigentlich nur für die MARCO POLO angewendet werden, die als einziges Schiff der Solaren Flotte mit dem neuen Dimesextatriebwerk ausgestattet war. Dieses Triebwerk ermöglichte die Flüge von Galaxis zu Galaxis mit unbeschränktem Aktionsradius – wenigstens galt er nach menschlichem Ermessen für unbeschränkt.

»Linearetappen«, verbesserte der Kommandant der CMP-41 ruhig.

Restonow schluckte den versteckten Hinweis auf seine technische Unkorrektheit mit der ihm eigenen Selbstverständlichkeit.

»Gut, Major, auch das. Ich wollte sagen, dass Atlan es für klüger hielt, wenn wir drei Etappen einlegen und die ganze Strecke nicht in einer einzigen zurücklegen. Die Berechnungen stimmen, daran kann kein Zweifel bestehen. Trotzdem!«

Der Kommandant nickte.

»Sicher«, sagte er, so ruhig wie zuvor. Er kannte seinen Vorgesetzten, der nun wiederum dem Befehl Atlans unterstellt worden war. »Drei Linearetappen.«

»Wann beginnt die erste?«

»In vier Stunden, Sir. Bis dahin bleiben wir bei Unterlichtgeschwindigkeit.«

Restonow nickte und erhob sich. Er warf noch einen letzten Blick auf den Bildschirm und meinte: »Sie holen mich dann. Ich bin in Atlans Kabine oder in der meinen. Guten Flug bis dahin.«

Der Kommandant, Major Doghound, gab das Nicken zurück.

»Nicht nur bis dahin, hoffe ich«, knurrte er gelassen.

Auch dieser Hinweis wurde von Oberstleutnant Pawo Restonow ignoriert.

Er verließ den Kontrollraum des Leichten Kreuzers und strebte dem nächsten Lift zu, mit dem er zu den Unterkünften gelangte.

*

Gucky hockte bequem auf Atlans Bett, die Beine angezogen und die Arme vor der Brust verschränkt. Er hatte auf jede Bekleidung verzichtet, um so seinen dienstfreien Zustand klar zu verdeutlichen. Er trug nur sein rotbraunes Fell und eine vergnügte Miene zur Schau.

»Hihihi!«, kicherte er schrill und ließ sich in Atlans säuberlich an seinen Platz gelegtes Kopfkissen fallen. »Ein Einsatz mit dir allein – das war schon seit langem mein Wunschtraum. Und dann noch ein völlig fremdes Sonnensystem in einer unbekannten Galaxis! Was hätte mir Schöneres widerfahren können?«

Atlan, der wie hingegossen in einem Sessel lag, brummte faul: »Ich würde das an deiner Stelle erst dann sagen, wenn wir heil zurück sind. Wir fliegen ja gerade erst los.«

»Pessimist!«, piepste Gucky ihn empört an. »Habe endlich den Mut zum Optimismus, alter Arkonide! Wir beide zusammen ...! Was kann denn da schon schiefgehen? Nichts, sage ich dir! Überhaupt nichts!«

Atlan gähnte.

»Warum sollen wir über Dinge diskutieren, die noch gar nicht geschehen sind? Ich bin müde! Der Kommandant hat die Anweisung, mich nach der ersten Linearetappe zu wecken. Bis dahin könnte ich schlafen. Und ich gedenke das auch zu tun.«

Gucky nickte und richtete sich wieder auf.

»Natürlich, schlafe nur, mein Freund. Ich habe nichts dagegen und will dich auch nicht stören. Ich kenne Leute, die schlafen sogar bei Werbesendungen im Videofunk ein.«

»Und ich kenne welche«, gab Atlan schläfrig zurück, »die sogar bei den regulären Unterhaltungssendungen einschlafen.«

»Na also!« Gucky sah befriedigt aus. »Dann störe ich ja nicht.«

Atlan seufzte.

»Erstens betrachte ich mir keine Unterhaltungssendung, und zweitens hat da so ein winziger, aber sehr lästiger Parasit mein Bett in Beschlag genommen. Hast du einen Rat für mich, Kleiner?«

Gucky legte sich wieder hin und rutschte zur Wand.

»Lege dich neben mich, Platz haben wir beide genug. Aber ich liebe es nun einmal, bei heiteren oder auch hochgeistigen Gesprächen einzuschlafen. Das erzeugt angenehme Träume. Wenn man hingegen allein und mit trüben Gedanken beschäftigt in den Schlummer sinkt, wird man von schauerlichen Albträumen belästigt. Das wollte ich dir ersparen.«

Atlan blieb im Sessel liegen.

»Und du bist davon überzeugt, dass ich neben dir ohne Albträume schlummern kann?« Sein Tonfall veränderte sich um eine Nuance. »Ich fürchte, du irrst dich da. Bleibe du dort, ich bleibe hier. Stelle keine Fragen, sondern rede nur. Das schläfert wunderbar ein ...«

Gucky war durchaus nicht beleidigt. In dieser Hinsicht konnte sich Atlan noch mehr erlauben als Rhodan oder Bully.

»Also gut, du sollst deinen Willen haben. Ich werde nur so reden, dass du nichts zu sagen brauchst. Ich werde keine Fragen stellen. Übrigens: Sind wir schon unterwegs?«

Atlan stöhnte mitleiderregend.

»Du wolltest doch keine Fragen stellen ...! Natürlich sind wir schon unterwegs. Schon eine ganze Zeit sogar. In wenigen Stunden gehen wir in den Linearraum.«

Der Interkom summte, gerade als Atlan die Augen geschlossen hatte.

Es war Oberstleutnant Restonow, der sich meldete und höflich anfragte, ob es Atlan genehm sei, dass er noch vor der ersten Linearetappe einige wichtige Details mit ihm durchsprach.

»Ich empfange Sie gern«, sagte Atlan und schaltete ab. Er fiel in seinen Sessel zurück. »Nun kannst du Fragen stellen, Gucky. Mit dem Schlaf ist es ohnehin vorbei.«

Gucky sagte aus den Kissen heraus: »Aber wenigstens bin nicht ich mal wieder daran schuld.«

»Du bist ein neugeborener Engel«, versicherte ihm Atlan ohne Überzeugung.

»Frage Nummer Eins«, nutzte der Mausbiber rücksichtslos die günstige Gelegenheit: »Warum haben wir bisher in dieser Galaxis immer nur verwüstete oder durch Kriege zerstörte Planeten gefunden?«

Atlan erwiderte unlustig: »Die Frage kann nicht beantwortet werden. Wir wissen noch nicht genug über diese Galaxis.«

Der Türsummer wurde betätigt. Atlan öffnete durch einen Knopfdruck. Pawo Restonow kam in die Kabine. Er grüßte stramm, was Gucky nur ein mitleidiges Grinsen entlockte. Atlan grüßte zurück.

»Setzen Sie sich, Restonow. Sie kommen aus der Zentrale?«

»Ja, wir sind unterwegs. In vier Stunden gehen wir in den Linearraum; zur ersten Etappe, wie Sie wissen. Inzwischen hatte ich Gelegenheit, mir die Sternkarten noch einmal anzusehen. Glauben Sie, dass wir diesmal etwas finden, mit dem sich etwas anfangen lässt? Ich meine, soweit es unsere Nachforschungen angeht.«

»Was die Invasion der Cappins anbetrifft?« Atlan lag wieder bequem im Sessel und sah Restonow mit erwachendem Interesse an. Dann zuckte er die Achseln. »Das lässt sich nicht voraussagen. Selbst wenn wir gute Karten besitzen, so dürfen Sie nicht vergessen, dass wir es mit mehr als einhundert Milliarden Sternen zu tun haben und um ganze zweihunderttausend Jahre zu spät kommen. Da kann sich einiges geändert haben, wie Sie aus unserer eigenen Geschichte wissen.«

»Sie haben recht, Sir. Leider war bei uns die Entwicklung äußerst kriegerisch.«

»Hier auch, wie wir bisher gesehen haben. Es wird überall, wo sich Intelligenz entwickelt hat, ähnlich sein.«

Damit hatte Atlan übereilig den Fehler begangen, Restonows Lieblingsthema anzuschneiden. Als er es bemerkte, war es schon zu spät. Er ahnte, dass es mit dem Schlaf vor der ersten Linearetappe nun endgültig vorbei war, wenn er den Oberstleutnant nicht aus der Kabine warf.

»Sehen Sie, das ist ein Denkfehler!«, stieß Restonow hervor und durchbohrte den Arkoniden fast mit seinem Zeigefinger. »Die Entwicklung muss durchaus nicht überall so verlaufen sein wie bei uns. Ich glaube an das friedliche Zusammenleben verschiedener Rassen, sogar an die friedliche Koexistenz zwischen fremden Galaxien. Es muss einen solchen Frieden und den Glauben daran geben, sonst wäre jedes Leben sinnlos. Verstehen Sie, Sir: Der Glaube daran genügt bereits, das Leben sinnvoll zu machen.«

»Natürlich möchten wir alle an das glauben, was Sie sich da wünschen«, gab Atlan zu. »Aber was hilft der Glaube allein? Wir können immer nur so handeln, wie wir es für richtig halten, und die Wirklichkeit unterscheidet sich nun einmal von unseren Wunschvorstellungen.«

»Wir müssen versuchen, mit allen in Frieden auszukommen, auch mit jenen, die uns angreifen.«

Atlan schüttelte den Kopf. Seiner ruhigen Stimme mischte sich ein verzweifelter Unterton bei.

»Was tun Sie denn, Oberstleutnant, wenn Ihnen jemand die Faust unter die Nase hält und Sie bedroht?«

»Ich versuche, ihm die Sinnlosigkeit seines Handelns klarzumachen. Wenn er Geld will, so gebe ich es ihm. Wenn er etwas von mir haben will, das ich nicht besitze, werde ich ihn davon überzeugen, wie sinnlos es für ihn ist, mich zu schlagen.«

»Und wenn jemand das Sonnensystem haben will, so geben Sie es ihm auch – falls Sie es könnten?« Atlan schüttelte den Kopf. »Sehen Sie, mit diesen Fragen beginnt das Problem des Pazifismus in der Tat unglaubwürdig zu sein. Sich bestehlen und erschlagen lassen, nur um selbst nicht zurückzuschlagen – das kann nicht Pazifismus sein. Ich verstehe darunter etwas ganz anderes. Selbst mit der Waffe in der Hand kann ich ein besserer Pazifist sein als jemand, der sich einfach verprügeln lässt. Nehmen wir den Mann, der Sie mit der Faust niederschlagen will, ein durchaus nicht gerade friedlicher Vorgang. Aber nun haben Sie eine Pistole, setzen sie dem anderen auf die Brust. Was geschieht? Sehen Sie, nichts geschieht. Der Angreifer zieht sich zurück, der Frieden ist gerettet.«

»Nun gut, aber was wollen Sie damit sagen?«

»Dass sehr oft gerade der Besitz einer überlegenen Waffe über Krieg oder Frieden entscheiden kann, es kommt nur darauf an, in wessen Hand diese Waffe ist. Es gibt in der galaktischen Geschichte der Menschheit keinen Fall, in dem wir jemanden angriffen, der uns nichts getan hatte. Bei potentiellen Angreifern haben wir dafür gesorgt, dass der große Krieg nicht stattfand.«

»Aber warum muss es denn immer nur mit Waffengewalt gehen?« Aus Restonow sprach die Verzweiflung dessen, der nach einer Möglichkeit suchte und sie beim besten Willen nicht fand. »Ist es denn so unmöglich, dass zwei Völker in Freundschaft und Vertrauen friedlich nebeneinander leben?«

»Es ist nicht unmöglich, dafür haben wir genug Beispiele. Aber es ist eben nicht immer möglich. Möglich ist es dann, wenn ein Volk, dem wir begegnen, uns restlos unterlegen ist. Dass der Friede bestehen bleibt und das unterlegene Volk nicht ausgebeutet oder gar ausgerottet wird, ist lediglich unserer Ethik zu verdanken – und der nackten Tatsache, dass wir seinen Planeten nicht brauchen. Umgekehrt würden wir jeden Kontakt mit einem Volk vermeiden, das bessere Waffen als wir besitzt und sie auch anzuwenden gedenkt, sei es aus Furcht, sei es aus Prinzip. Es gibt tausend Dinge, die einen Krieg hervorrufen können, und es gibt hundert, die ihn vermeiden.«

»Ich bin Pazifist«, murmelte Restonow entmutigt.

»Ja, das wissen wir alle, zum Glück jedoch einer mit der Waffe in der Hand. Sie werden sich wehren, wenn Sie angegriffen werden. Sie werden sich niemals einfach abschlachten lassen.«

Gucky, der schweigend zugehört hatte, richtete sich auf.