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Sie kehren zurück - und finden kein Zuhause mehr Nach zwölfmonatigen Kämpfen und Abenteuern in NGC 4594 oder Gruelfin, der Heimatgalaxis der Cappins, können Perry Rhodan und seine 8000 Gefährten von der MARCO POLO endlich - nach einem zuvor missglückten Versuch - den Rückflug in die Milchstraße antreten. An Bord des großen Trägerraumschiffes schreibt man den 27. Juli des Jahres 3438 solarer Standardzeit, als es soweit ist. In Gruelfin hat Perry Rhodan nichts mehr zu tun. Die endgültige Entscheidung zwischen Takerern und Ovarons Ganjasen ist längst gefallen. Auch wenn die Juclas noch Schwierigkeiten machen - sie werden letztlich nicht verhindern können, dass in der seit Jahrtausenden von Kämpfen erschütterten Galaxis Gruelfin endlich der Friede einkehrt. Perry Rhodan und seine Gefährten hoffen, dass der Dimesextaflug zurück nach Hause reibungslos verlaufen wird. Schließlich arbeiten die Pralitzschen Wandeltaster wieder einwandfrei, nachdem sie nach ihrem Versagen von ganjasischen Technikern und Wissenschaftlern überprüft worden sind. Perry Rhodan und seine Gefährten hoffen auch, dass sie das Solsystem und die Menschheit unversehrt vorfinden werden. Sie erlebten zwar das Eingreifen der Urmutter mit, als sie auf Sikohat waren, aber sie wissen nicht, welche Folgen dieses Eingreifen im Solsystem gezeitigt hat, da keine Dakkarfunkverbindung mehr zwischen den Galaxien besteht. Nur zwei Männer an Bord der MARCO POLO wollen keine Rückkehr zur Milchstraße. Sie haben eigene Pläne, doch sie ahnen nichts von den Fremden, die die Milchstraße bedrohen, denn diese KAMEN AUS DEM NICHTS ...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 500
Sie kamen aus dem Nichts
Sie kehren zurück – und finden kein Zuhause mehr
von K. H. SCHEER
Nach zwölfmonatigen Kämpfen und Abenteuern in NGC 4594 oder Gruelfin, der Heimatgalaxis der Cappins, können Perry Rhodan und seine 8000 Gefährten von der MARCO POLO endlich – nach einem zuvor missglückten Versuch – den Rückflug in die Milchstraße antreten.
An Bord des großen Trägerraumschiffes schreibt man den 27. Juli des Jahres 3438 solarer Standardzeit, als es soweit ist. In Gruelfin hat Perry Rhodan nichts mehr zu tun. Die endgültige Entscheidung zwischen Takerern und Ovarons Ganjasen ist längst gefallen. Auch wenn die Juclas noch Schwierigkeiten machen – sie werden letztlich nicht verhindern können, dass in der seit Jahrtausenden von Kämpfen erschütterten Galaxis Gruelfin endlich der Friede einkehrt.
Perry Rhodan und seine Gefährten hoffen, dass der Dimesextaflug zurück nach Hause reibungslos verlaufen wird. Schließlich arbeiten die Pralitzschen Wandeltaster wieder einwandfrei, nachdem sie nach ihrem Versagen von ganjasischen Technikern und Wissenschaftlern überprüft worden sind.
Perry Rhodan und seine Gefährten hoffen auch, dass sie das Solsystem und die Menschheit unversehrt vorfinden werden. Sie erlebten zwar das Eingreifen der Urmutter mit, als sie auf Sikohat waren, aber sie wissen nicht, welche Folgen dieses Eingreifen im Solsystem gezeitigt hat, da keine Dakkarfunkverbindung mehr zwischen den Galaxien besteht.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator wird mit einer neuen Entwicklung konfrontiert.
Atlan – Der Lordadmiral ist für harte Maßnahmen.
Ricod Esmural und Terso Hosputschan – Zwei Männer, die Perry Rhodans Rückkehr verhindern wollen.
Elas Korom-Khan – Kommandant der MARCO POLO.
Roi Danton – Ein Mann, der versucht, das Chaos zu bekämpfen.
Holtogan Loga
1.
»Wie benehmen sich Ihre Wandeltaster?«
Oberstleutnant, Dr.-Ing. Nemus Cavaldi, Leitender Ingenieur der MARCO POLO, lachte.
»Wie guterzogene Kinder, Sir. Alles in Ordnung. Ich glaube nicht, dass wir nochmals mit Schwierigkeiten zu rechnen haben. Das wäre innerhalb der Dakkarzone auch nicht wünschenswert. Ende, Sir.«
Perry Rhodan schaltete die Bildsprechverbindung ab. Cavaldis feistes Gesicht verblasste.
»Ein tüchtiger Mann«, stellte Atlan fest. Der Regierende Lordadmiral der USO saß neben Rhodan im zweiten Kommandeursessel des Ultraträgerschlachtschiffes MARCO POLO, das sich auf dem Heimflug zur Milchstraße befand.
»Ein Könner!«, verbesserte Rhodan. »Du solltest mit deinem Lob nicht sparsam umgehen.«
Atlan runzelte die Stirn. Er schaute sich prüfend in der großräumigen Zentrale des terranischen Superriesen um.
Während des Brückenschlags durch die Dakkarzone zwischen der fünften und sechsten Dimension hatten alle drei Emotionauten ihre Manöverplätze eingenommen.
Oberst Elas Korom-Khan flog das Schiff. Der Erste Kosmonautische Emotiooffizier, Oberstleutnant Senco Ahrat, überwachte die auf geistiger Ebene aufgenommenen Schaltvorgänge des Kommandanten.
Major Mentro Kosum, Zweiter Emotiooffizier der MARCO POLO, saß einsatzbereit im dritten Kontursitz. Ebenso wie seine beiden Kollegen trug er eine SERT-Haube, deren Impulstaster die befehlsgebenden Gedankenströme der parapsychisch begabten Männer abnahm, sie weitergab und die entsprechenden Geräte zur Reaktion zwang.
»Simultane Emotio- und Reflex-Transmission« nannte man diesen erstaunlichen Vorgang. Nicht einmal die als reaktionsschnell bekannten Haluter oder Ertruser waren fähig, die gedankenschnelle Schaltgeschwindigkeit der Emotionauten annähernd zu erreichen. Atlan schwenkte seinen Kontursitz herum und schaute erneut auf die großen Bildschirme der Panoramagalerie.
Dort draußen war alles und nichts. Das dunkelrote Wabern und Wallen, in dem zahllose Riesenmoleküle zu schwimmen schienen, war der optisch erkennbare Teil eines dimensionalen Überlagerungsraumes, der bislang nur rechnerisch erfasst werden konnte; und das nur vage.
Atlan wusste lediglich, dass die MARCO POLO mit billionenfacher Geschwindigkeit des Lichts durch ein Kontinuum raste, das mit dem gewohnten und begreifbaren Einsteinschen Weltraum nichts mehr zu tun hatte.
Rhodans Frage nach der Funktionstüchtigkeit des derzeit eingeschalteten Pralitzschen Wandeltasters war daher berechtigt gewesen. Diese Geräte waren die wichtigsten Teilaggregate des Dimesextatriebwerks, mit dessen Hilfe man die gigantischen Entfernungen zwischen den Galaxien ohne nennenswerten Zeitaufwand überwinden konnte.
Bedeutsam zu dieser technischen Neuentwicklung war die Tatsache, dass die MARCO POLO das erste von Menschen erbaute Raumschiff war, das über derartige Maschinenanlagen verfügte.
Atlan entschloss sich zu einer verspäteten Antwort.
»Also schön, dann ist Cavaldi eben ein Könner. Einverstanden! Wenn er das Schiff diesmal programmgemäß bis zur Milchstraße bringt, will ich ihm sogar noch mehr ehrenvolle Bezeichnungen zubilligen. Übrigens – gilt der letzte Befehl immer noch?«
Atlan klopfte mit dem Zeigefinger bedeutungsvoll an den zurückgeklappten Panzerhelm seines Kampfanzuges.
»Er gilt noch!«, bestätigte Rhodan knapp. »Funksprechverbindung bleibt zusätzlich zum Interkomkontakt bestehen.«
Atlan seufzte in sein vorgeschwenktes Helmmikrophon. Mentro Kosum lachte verhalten. Dieser Mann war in der Lage, trotz seiner angestrengten Tätigkeit auch noch die Gespräche auf der Interkom- und Funkfrequenz zu verarbeiten.
»Bitte keinen Knüttelvers, Mr. Kosum«, warnte Rhodan. »Sie haben uns damit ausreichend strapaziert.«
»Wie Sie meinen, Sir«, ertönte eine Stimme aus den Helmlautsprechern.
»Das meine ich nicht nur, sondern das ist eine begründete Vorsichtsmaßnahme! In der Dakkarzone fühle ich mich so wohl wie in einem dunklen Keller. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie meine Auffassung teilen würden.«
»Genau, genau, so sprach der Richter, erging es meinem Lieblingsdichter. In Klammern Schüller.«
Rhodan holte tief Luft. Das unterdrückte Gelächter aus etwa achttausend Kehlen klang in seinem Helmlautsprecher wie ein Donnergrollen.
»Ich bitte um Ruhe«, rief der Großadministrator. »Und Sie, Mr. Kosum, Sie sollten sich endlich abgewöhnen, sich für einen Historiker und Altsprachenforscher zu halten. Der Dichter hieß nicht Schüller sondern Schiller. Außerdem kann ich mich nicht erinnern, aus seinem Munde jemals etwas derart Absurdes gehört zu haben.«
»Ah, den haben Sie noch persönlich gekannt, Sir?«
Rhodan grinste. Kosum war in seiner Art unschlagbar.
»Ruhe, hat der Chef gesagt«, ertönte Atlans Stimme.
»Kosum, Sie sind ein verkanntes Genie. Melden Sie sich nach der Heimkehr bei der USO. Ich kann Ihnen auf alle Fälle eine wesentlich bessere Bordverpflegung bieten.«
»Schmutzige Abwerbung eines auf Kosten des Solaren Imperiums geschulten Mannes«, klang es aus den Helmgeräten. »Ja, runzle nur nicht die Stirn, alter Arkonide. Hier spricht Sonderoffizier Guck, auch Gucky genannt. Von wegen unsere besten Leute mit deiner lächerlichen USO-Bordverpflegung ködern. Mein Freund Kosum wird dir etwas husten.«
Tatsächlich hörte man ein Husten. Danach Kosums Stimme, die infolge seiner SERT-Haube verzerrt wurde.
»Verzeihung, Herr Mausbiber; aber ich habe mich soeben entschlossen, das Angebot eines ehrenwerten Mannes mit allen Konsequenzen zu überdenken. Wenn man an die dehydrierten Nahrungsmittel in terranischen Kampfschiffen denkt, könnte ein kluger Mann sehr wohl zu der Auffassung kommen, dass ...!«
»Halte ja den Mund«, vernahm man Guckys schrille Stimme. »Kein Wort mehr, oder ich bin die längste Zeit dein Freund gewesen.«
Atlan rüttelte am Halsverschluss seines Kampfanzuges.
»Verflixtes Ding! Wann werden die Terraner endlich Kombinationen bauen, die ihre Träger nicht erwürgen. Was das Angebot betrifft: Es gilt, Mr. Kosum.«
Rhodan achtete nicht mehr auf den Meinungsaustausch. Er wusste nur zu gut, dass die achttausend Männer der MARCO POLO während des riskanten Fluges nichts besser gebrauchen konnten als Ablenkung und nochmals Ablenkung.
Atlan, Kosum und Gucky verhielten sich sehr geschickt. Natürlich waren sie ebenfalls über die psychologischen Gefahrenmomente orientiert, die eine solche Reise mit sich brachte.
Rhodan duldete das Wortgeplänkel. Auch Korom-Khan unterbrach es nicht, obwohl es seine Aufgabe als Kommandant gewesen wäre, an Bord des von ihm geführten Raumschiffes die unerlässliche Disziplin aufrecht zu erhalten.
Rhodans und Atlans Blicke kreuzten sich. Beide Männer schmunzelten. Sie hatten sich wortlos verstanden.
*
Captain Verso Honadri. Erster Streifenoffizier vom Dienst an Bord der MARCO POLO, kümmerte sich weder um die Gefahrenmomente der Dakkarreise noch um das Geplänkel. Er hörte es ebensogut wie die anderen Männer der Besatzung, nur dachte er nicht daran, seine Aufgabe auch nur eine Sekunde lang zu vernachlässigen.
Zu seiner Streife gehörten zehn Mann des Wachkommandos und fünf Kampfroboter, die er mit Hilfe eines tragbaren Spezialgerätes jederzeit umprogrammieren konnte.
Die Kontrolltrupps waren während der turbulenten Ereignisse in der Galaxis NGC 4594 zusammengestellt worden. Erst vor wenigen Tagen und Wochen hatten takerische Pedotransferer versucht, unauffällig einzusickern und besonders die führenden Männer des Schiffes geistig zu übernehmen. Das war auch der Grund dafür, dass die Roboter und zusätzlich zwei Spezialisten Geräte mitführten, die einen von Transferern übernommenen Menschen orten konnten. Eine weitaus bessere Entwicklung war unterdessen auf der Erde herangereift.
Honadri befand sich mit seinem Trupp in Höhe der 22. Etage, Zwischendeck II. Hier lagen die kleineren Stauräume für hochwertige Bedarfsgüter.
Im Labyrinth der Gänge, Aufzüge und Lagerhallen, den benachbarten Maschinenräumen und Ersatzteildepots musste man sich schon auskennen, um sich nicht rettungslos zu verirren.
Die Raumfahrersage berichtete vom Tode eines neuen Besatzungsmitgliedes, das sich derart verlaufen hatte, bis der Mann schließlich verhungerte. Das aber sollte sich an Bord eines Superschlachtschiffes vom Typ der Imperiumsklasse zugetragen haben. Das Kugelschiff hatte 1,5 Kilometer durchmessen; die MARCO POLO jedoch durchmaß 2,5 Kilometer. Dennoch herrschte in dieser gewaltigen Kugelrundung eine drangvolle Enge. Sie wurde durch die Konstruktion an sich, die Maschinenräume, Lagerhallen, Hangars und tausend andere Einrichtungen hervorgerufen.
Es war daher nicht verwunderlich, dass sich Captain Verso Honadri überwiegend auf seine vielfältigen Ortungsgeräte verließ.
Sie arbeiteten auch in der Dakkarzone, denn die Umwelteinflüsse des fünf- und sechsdimensionalen Raumes wurde von dem Sextadimschirm des Brückenschlagtriebwerks reflektiert.
»Ortung Energiestrahl, Sir«, plärrte die Stimme eines Kampfroboters. »Geringe Leistung. Wahrscheinlich Desintegrator. Handfeuerwaffe.«
Honadri blieb stehen. Mit einer unbewussten Bewegung umklammerte er den Griff seiner Dienstpistole. Es war eine Variowaffe. Sie konnte töten oder auch nur schocken.
»Einpeilen, sofort.«
»Peilung steht. Auswertung nach programmiertem Lageplan beendet. Raum VALO-III-sechs-st-geheim. Erneute Energieentwicklung.«
Captain Honadri begann zu rennen. Die Halle III-sechs-st-geheim war ihm sehr gut bekannt. Dieses Deck glaubte er wie seine Notration zu kennen, was sich aber gelegentlich als Irrtum erwiesen hatte. Niemand konnte die Räumlichkeiten dieses Ultragiganten genau registrieren.
Nach drei Minuten kam das Kommando vor dem Sicherheitsschott der kleinen Lagerhalle an. Die beiden davor stationierten Kampfroboter lagen bewegungsunfähig am Boden. Sie hatten sich erstaunlicherweise selbst zerstört.
Honadri zog wortlos die Dienstwaffe. Das Mikrofunkgerät des Helms schaltete er ab. Ein hinweisender Wink wurde von seinen Männern verstanden. Niemand sprach ein Wort. Die Roboter standen reglos im Hintergrund.
»Funksprechverbot«, ordnete der Streifenoffizier an. »Nur normale Verständigung. Wenn dort drinnen jemand ist, wird er auf jeden Funkpiepser lauschen, der ihm eventuell gefährlich werden könnte. Darasch, öffnen Sie die Schleuse mit Katastrophenimpuls. Los schon!«
*
Er war hochgewachsen, schmal und wirkte zerbrechlich. Blonde Haare quollen unter seinem zurückgeklappten Kampfhelm hervor. Seine Stirn war hochgewölbt; verträumt wirkende Augen visierten durch die Optik einer kleinen Waffe ein Ziel an, das für die Vereinte Menschheit lebenswichtig war.
Er schoss erneut.
Der fünfte Dakkarkom löste sich unter dem flimmernden Energiestrahl des Desintegrators auf. Das Gerät zerfiel in seine molekularen Bestandteile.
Er lächelte, sah sich prüfend um und steckte die Waffe durch den geöffneten Magnetverschluss seiner Kampfkombination in eine Außentasche seiner normalen Borduniform.
Ein Fauchen ließ ihn zusammenfahren. Lohende Atomglut zischte an ihm vorbei.
Die Strahlbahn schlug in die Wandung, wölbte einen kleinen Vulkan aus sofort verflüssigtem Material auf und überschüttete ihn mit einem Schauer aus winzigen Glutperlen. Sie hätten ihn sofort getötet, wenn er nicht den Panzerhelm geschlossen und die Magnethalterungen verankert hätte. Ein glühheißer Luftwirbel schleuderte ihn zur Seite.
Er stolperte über ein Ersatzteil, fiel zu Boden und blieb reglos liegen.
»Liegenbleiben, Hände nach hinten strecken, keine Bewegung, oder ich verwandle dich in eine Gaswolke. Liegenbleiben habe ich gesagt!«
Über sich, aber noch einige Meter entfernt, gewahrte er das verzerrte Gesicht eines Captains.
Die Trichtermündung seiner Energiewaffe flammte ultrablau. Ein winziger Druck auf den Feuerknopf und ...
»Der Kerl hat alle fünf Dakkarkomgeräte mit einem Desintegrator zerstrahlt, Sir!«, vernahm er die Stimme eines anderen Mannes. »Das – das kann es doch nicht geben, Sir! Jetzt bekommen wir nie mehr Funkkontakt mit Ganjo Ovaron und der Galaxis Gruelfin. Du verdammter ...«
Er schrie. Er hatte geglaubt, niemals in seinem Leben schreien zu müssen. Jetzt schrie er trotzdem in Todesangst.
Der zweite Mann kam mit schussbereiter Waffe auf ihn zu.
»Ich schieße dich nieder ...!«
»Ruhe, Sergeant!«, schrie der Captain. »Beherrschen Sie sich. Oldert, Peytcher, richten Sie den Saboteur auf. Schutzanzug entfernen, nach Waffen durchsuchen.«
Er fühlte sich von vier kräftigen Männerfäusten hochgerissen. Dann stand er wieder auf seinen Beinen, doch dicht vor seinem Körper flammte immer noch die Mündung einer Waffe.
Captain Verso Honadri hatte seine Fassung zurückgewonnen. Er hatte den Strahlschuss abgefeuert, doch jetzt stand er einer neuen Situation gegenüber. Er fühlte, dass sich seine Männer kaum noch beherrschen konnten.
So sprang Honadri zwischen den Saboteur und Sergeant Daraschs Waffe. Nur langsam ließ der schweratmende Mann seine Dienstpistole sinken.
»Sir«, sagte er. »Warum lassen Sie mich diesen Kerl nicht ...!«
»Weil es hier nach den Kriegsartikeln der Solaren Flotte ein Bordgericht gibt, Darasch. Deshalb! Kommen Sie zu sich! Sichern Sie vor allem Ihre Dienstwaffe. Na, alles wieder in Ordnung?«
Darasch nickte nur. Ein Blick des Hasses traf den Saboteur.
Jetzt erst hatte der Wachoffizier Gelegenheit, seinen Gefangenen näher zu mustern.
»Ach, Sie sind das! Captain Ricod Esmural, Dimesextaingenieur, Mitglied des Schaltmeisterteams aus Dr. Calvaldis Garde. Interessant, mein Herr. Warum haben Sie sich in diesen Lagerraum geschlichen und die fünf Dakkarfunkgeräte zerstört? Warum, Mann? Sind Sie wahnsinnig geworden?«
Der Wachoffizier schrie. Esmural überwand seine Todesangst schneller, als sie ihn übermannt hatte.
»Es steht Ihnen nicht zu, mir Fragen zu stellen. Schon gar nicht in einem solchen Tonfall.«
Honadri beherrschte sich erneut. Er drehte sich um, ging zum nächsten Visiphon hinüber und drückte auf die rote Notruftaste.
2.
»Was? Sind Sie betrunken? Ein Saboteur ...?«
Oberst Toronar Kasom, Ertruser und II. Stellvertretender Kommandant der MARCO POLO, war mehr verblüfft als schockiert.
Etwas hilflos sah er zu der Empore mit den großen Hauptschaltgeräten hinüber. Rhodan war aufmerksam geworden.
»Was ist? Schwierigkeiten?«
»Es sieht so aus, Sir. Ein gewisser Captain Esmural, Dimesextaingenieur, soll die fünf Dakkarkomgeräte zerstrahlt haben. Er wurde von der Streife gefasst.«
Atlan und Perry Rhodan handelten gleichzeitig. Ihre Hände berührten sich auf der Umschalttaste, die eine Verlegung des Visiphongespräches auf die Bildschirme der zentralen Schiffsführung bewirkte. Honadri wurde eingeblendet.
»Wen haben Sie verhaftet?«, fragte Rhodan mit anomal wirkender Ruhe. »Berichten Sie.«
Captain Honadri wiederholte seine Meldung. Der Saboteur wurde von zwei Männern des Streifenkommandos vor die Aufnahmekamera des Lagerraumes gestellt.
Rhodan kannte ihn nur flüchtig. Atlan war besser informiert. Er beugte sich weit vor.
»Esmural! Ein Außenseiter. Keinerlei Kontakt mit anderen Männern der Besatzung. Und er hat die unersetzbaren Dakkarkomgeräte vernichtet? Ich ...«
»Unterbrechung«, drang eine andere Stimme aus den Lautsprechern. »Wichtige Meldung. Psychologische Abteilung, Dr. Eysbert spricht. Ich habe die Meldung mitgehört. Ich darf die Schiffsführung darauf aufmerksam machen, dass Esmurals Psychogramm sehr eigentümlich ist. Seine Verhaltensweise ist ...«
»Ebenfalls Unterbrechung«, warf Rhodan ein. Seine Stimme klang lauter als sonst. »Kommen Sie zur Sache. Ihr wissenschaftlicher Kommentar kann später erfolgen. Was gibt es dringend zu sagen?«
Thunar Eysbert, der Chef-Kosmopsychologe der MARCO POLO, galt als überlegener Spötter, der sich selten grob ausgesprochenen Anweisungen unterwarf. Diesmal war er dazu bereit.
»In Kurzform: Esmurals Intelligenzquotient liegt nahezu hundert Prozent über der Norm. Zurückhaltender, abweisender Typ. Er besitzt an Bord nur einen Freund und Vertrauten. Sein Name und Rang: Terso Hosputschan, Captain und Hyperphysiker. Gehört zum Waringer-Bordteam. Es wäre zu überlegen, ob der Sabotageakt des Verhafteten kontinuierlich mit anderen Maßnahmen verläuft. Ich denke an die Tatsache, dass wir vor einiger Zeit vergeblich versuchten, zur Milchstraße zu starten. Die Wandeltaster versagten aus bislang ungeklärten Gründen. Ende.«
Rhodan bewies erneut, dass man ihn nicht umsonst einen Sofortumschalter nannte. Seine Anweisungen kamen umgehend. Sie wurden gleichzeitig über Helmfunk und Interkom in jede Abteilung übertragen.
»An Kommandant – Dakkarflug sofort unterbrechen. Zurück in den Normalraum. Maschinenhauptleitstand – blockieren Sie alle manuellen Sonderschaltungen aus den Notsteuerzentralen. Nur die Emotiobefehle durchlassen. Ausführung.«
Rhodan war aus seinem Sessel gesprungen. Seine Hände bebten kaum merklich, als er einige Verschlüsse seiner Kampfkombination öffnete und den Helm zu Boden fallen ließ.
»Sir, wir liegen exakt auf Zielkurs«, vernahm er Korom-Khans Stimme.
»'raus aus der Dakkarhalbspur«, schrie Rhodan. »Wer sagt Ihnen, dass der laufende Wandeltaster einwandfrei funktioniert? Schalten Sie.«
Korom-Khan befolgte die Anordnung. Gedankenbefehle aller Art wurden von der SERT-Haube aufgenommen und auf die ausführenden Positroniken übertragen. Seine Emotioimpulse waren hundertmal schneller, als es die zugreifenden Hände eines Ertrusers hätten sein können.
Schalter klackten in unvorstellbar rascher Reihenfolge. Die Sextadim-Positronik zeigte plötzlich Rotlicht. Sie war lahmgelegt worden.
Die beiden anderen Emotionauten griffen in die vielfachen Steuervorgänge ein. Sicherheitsschotte schlugen zu. Die normalen Impulstriebwerke des Schiffes sprangen an, noch ehe die optisch erkennbaren Symbole der Dakkarzone auf den Bildschirmen verblassten.
Das rote Wallen verging. Mit ihm die darin schwimmenden Riesenmoleküle, die aber nur wie solche aussahen. Jedermann an Bord wusste aus der Hinreise zur Galaxis Gruelfin, dass die so harmlos erscheinenden Gebilde Stück für Stück ein Universum waren.
Der Dakkarflug, in terranischer Begriffsfassung »gesteuerte Massentransmission durch Neutralisierung der 5- und 6-D-Konstante« genannt, wurde unvermittelt beendet.
Die MARCO POLO stürzte in das Einsteinsche Normaluniversum zurück. Rhodan wandte den riesigen Bildschirmen der Panoramagalerie den Rücken zu. So konnte er nicht merken, dass die MARCO POLO nicht wie erwartet dicht vor der Milchstraße stand, sondern inmitten der trostlosen Einöde zwischen den Galaxien.
Weder die Galaxis NGC 4594 noch die Heimat der Menschen, die Milchstraße, konnte auf Anhieb und mit bloßem Auge erkannt werden. Auf den Schirmen glänzten nur zahllose Leuchtpunkte und milchig strahlende Sternballungen.
Vor dem Raumflugkörper öffnete sich weit die Schwärze des interkosmischen Leerraumes.
Atlan sprang auf. Fassungslos schaute er auf die Heckbildschirme.
Rhodan hatte längst gehandelt. Als Atlan die Sachlage erfasste, seine Dienstwaffe aus der Gürteltasche riss und die Sicherung auf Grünwert schaltete, entstand dicht vor Rhodan eine flimmernde Leuchterscheinung. Sekundenbruchteile später war Gucky nach einem Teleportersprung materialisiert.
»Wohin?«
Rhodan riss den nur einen Meter großen Mausbiber mit dem linken Arm hoch, drückte ihn gegen seine Brust und erklärte mit jener seltsamen Ruhe, die für Rhodan in derartigen Augenblicken typisch war: »In den Hochenergieraum, wo der zur Zeit eingesetzte Wandeltaster aufgehängt ist. Schnell, Kleiner. Atlan, du kommst mit Ras Tschubai nach.«
Ehe Gucky und Rhodan aus der Zentrale verschwanden, bemerkte der Arkonide noch, dass Perry seine Waffe feuerbereit in der Rechten hielt.
Der Teleporter Tschubai kam ebenfalls in der Steuerzentrale an. Es geschah in dem Augenblick, als sich der Emotionaut Mentro Kosum eigenmächtig entschloss, die wichtigsten Maschinenanlagen der MARCO POLO durch eine Notschaltung stillzulegen. Das war nur in Gefahrenmomenten erster Größenordnung erlaubt.
»Besser ist besser«, erklärte Kosum. Er schien die Ruhe selbst zu sein. »Wenn hier schon sabotiert wird, dann wenigstens nicht bei laufenden Atomkraftwerken.«
*
Rhodan und Gucky materialisierten im Ultraenergie-Wandelraum. Die glockenförmig konstruierte Halle wurde von halbmeterstarken Wänden aus Ynkelonium-Terkonitstahl von der nebenan installierten Haupteinheit des Dimesextatriebwerks abgeriegelt.