Perry Rhodan 507: Zwischenspiel auf Tahun - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 507: Zwischenspiel auf Tahun E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Chaos auf dem Medo-Planeten - Roi Danton greift ein Der August des Jahres 3441 Terrazeit geht seinem Ende zu. Perry Rhodan, erst vor kurzem aus der Galaxis Gruelfin zur Erde zurückgekehrt, stand vor den Trümmern dessen, was in jahrhundertelanger Arbeit mühsam aufgebaut worden war. Er ließ die bewährte MARCO POLO auf dem Flottenhafen von Terrania zurück und begab sich zusammen mit 60 Gefährten, unter ihnen Gucky und Atlan, mit der GOOD HOPE II, einem kleinen, speziell ausgerüsteten Raumkreuzer, erneut ins Ungewisse. Perry Rhodan versucht, den mysteriösen "Schwarm" zu erforschen, der unaufhaltsam immer weiter in die Galaxis eindringt. Er geht von der Annahme aus, dass es gelingen könnte, ein Gegenmittel gegen die vom Schwarm ausgehende Manipulierung der Gravitationskonstante, die die Verdummung der meisten Intelligenzen bewirkt, zu finden, oder die Beherrscher des Schwarms wenigstens davon abzubringen, die Milchstraße zu durchqueren. Perry Rhodans erster Vorstoß galt dem "Planeten der Digger", einer Welt am Rande der Galaxis, an der der Schwarm bereits vorübergezogen war. Dann, nach den erregenden Abenteuern auf jener öden Welt, wurde ein Sonnensystem untersucht und einer Welt Hilfe geleistet, die vom Schwarm unmittelbar bedroht war. Doch was spielt sich inzwischen im Bereich des Solaren Imperiums ab, das nur noch dem Namen nach existiert? Roi Danton, der erst kürzlich als Nothelfer von Olymp fungierte, erfährt es beim ZWISCHENSPIEL AUF TAHUN ...

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 507

Zwischenspiel auf Tahun

Chaos auf dem Medo-Planeten – Roi Danton greift ein

von CLARK DARLTON

Der August des Jahres 3441 Terrazeit geht seinem Ende zu. Perry Rhodan, erst vor kurzem aus der Galaxis Gruelfin zur Erde zurückgekehrt, stand vor den Trümmern dessen, was in jahrhundertelanger Arbeit mühsam aufgebaut worden war. Er ließ die bewährte MARCO POLO auf dem Flottenhafen von Terrania zurück und begab sich zusammen mit 60 Gefährten, unter ihnen Gucky und Atlan, mit der GOOD HOPE II, einem kleinen, speziell ausgerüsteten Raumkreuzer, erneut ins Ungewisse.

Perry Rhodan versucht, den mysteriösen »Schwarm« zu erforschen, der unaufhaltsam immer weiter in die Galaxis eindringt. Er geht von der Annahme aus, dass es gelingen könnte, ein Gegenmittel gegen die vom Schwarm ausgehende Manipulierung der Gravitationskonstante, die die Verdummung der meisten Intelligenzen bewirkt, zu finden, oder die Beherrscher des Schwarms wenigstens davon abzubringen, die Milchstraße zu durchqueren.

Perry Rhodans erster Vorstoß galt dem »Planeten der Digger«, einer Welt am Rande der Galaxis, an der der Schwarm bereits vorübergezogen war. Dann, nach den erregenden Abenteuern auf jener öden Welt, wurde ein Sonnensystem untersucht und einer Welt Hilfe geleistet, die vom Schwarm unmittelbar bedroht war.

Die Hauptpersonen des Romans

Harm Davis – Ein USO-Agent macht Umwege.

Dr. Truc Rotkel – Chef einer Klinik auf Tahun.

Gesine – Eine seltsame Kuh.

Merceile – Oberschwester in Dr. Rotkels Klinik.

Roi Danton – Perry Rhodans Sohn besucht den Medo-Planeten.

Derek Kandis

1.

Harm Davis war Spezialagent der USO und bekannt dafür, dass er keine Furcht kannte. Er nahm jeden Auftrag an, und mochte er auch noch so gefährlich und sein Ausgang ungewiss sein. Und was das Erstaunlichste an ihm war: Er löste auch jeden dieser Aufträge und kehrte heil und gesund zu seinem Stützpunkt zurück.

Mitte des Jahres 3441 landete er mit seiner BARKA, einem umgebauten Kleinraumschiff des ehemaligen Typs »Gazelle«, auf einem der vielen Siedlungsplaneten der Galaxis. Er selbst war Kommandant der BARKA, einem Diskus von dreißig Metern Durchmesser. Zu seiner Besatzung gehörten vier Mann, obwohl er durchaus in der Lage gewesen wäre, das Schiff allein zu steuern, auch über Tausende von Lichtjahren hinweg.

Eden V war ein paradiesischer Planet. Die Siedler lebten in erster Linie vom Anbau köstlicher Weine. Zweimal im Jahr fand eine Lese statt, und der Boden war so günstig, dass eine Qualitätsminderung nicht zu bemerken war.

Harm Davis war längere Zeit unterwegs gewesen, und ein Spezialauftrag hatte ihn bis zum nördlichen Rand der Milchstraße geführt. Nun kehrte er zurück, erfolgreich wie immer – und einige Wochen vor dem festgelegten Zeittermin. Nun war Harm Davis trotz seines Pflichteifers kein Dummkopf, und seine Mannschaft schon gar nicht. Auf dem Flug nach Quinto-Center, so hatte der Navigator festgestellt, passierten sie Eden V in geringer Entfernung. Was also lag näher als ein Abstecher zum fröhlichen Weinplaneten des Solaren Imperiums?

Der Navigator hatte es ausgesprochen, und wie die erwartungsvollen Gesichter der anderen drei Männer Harm Davis verrieten, sprach er auch zugleich für sie.

»Wie wäre es, Kommandant, wenn wir die Gelegenheit nutzten und uns dort umsähen? Es soll auf Eden V nicht nur gute Weine, sondern auch hübsche Frauen geben – und beides haben wir nun lange genug vermisst.«

Harm Davis bemühte sich, eine dienstliche Miene aufzusetzen.

»Fen Dal, wie oft muss ich dir noch erklären, dass Abstecher nicht zu unserem Aufgabenbereich gehören? Was sollen wir denn auf Eden V?«

Fen Dal nickte ergeben, grinste dabei aber von einem Ohr zum anderen.

»Nach dem Rechten sehen, Harm. Wir haben uns eine Ruhepause redlich verdient, das musst du zugeben. Nordrand der Galaxis, der Zusammenstoß mit den Feudaken, dann dieser Brender, den wir erledigten und ins nächste Gefängnis der USO schickten, wochenlang im Linearraum ... ich meine, das genügt. Wenn wir nach Quinto-Center zurückkehren, wird man uns sofort wieder losschicken, ganz ohne Urlaub und die nötige Erholung. Außerdem sind wir ein paar Wochen zu früh dran.«

Das allerdings war nicht abzustreiten.

Harm Davis wandte sich an den Funker.

»Haben Sie vielleicht schon eine Erfolgsmeldung an Quinto abgesetzt, Coal Rider?«

Manchmal versuchten sie, wenigstens nach außen hin, das Verhältnis Vorgesetzter-Untergebener ein wenig zu dramatisieren und hervorzuheben, obwohl sie privat die besten Freunde waren. Coal Rider wusste das, ging aber diesmal nicht darauf ein.

»Bin ich verrückt, Harm? Fen hatte mir noch rechtzeitig verraten, dass wir nahe genug an Eden V vorbeifliegen würden.«

»Hm, gut.« Harm Davis suchte nach einer weiteren Lücke in der Dienstvorschrift. »An Bord alles gesund, Ko-Fo-La?«, erkundigte er sich beim Bordmedikus. »Niemand hat Beschwerden?«

Der Arzt, ein fröhlicher und dicker Bursche mittleren Alters, nickte eifrig.

»O doch, Harm. Müller hat welche. Da er die meiste Zeit damit beschäftigt ist, für unser leibliches Wohl zu sorgen, wird er sich wohl eine Magenverstimmung zugezogen haben. Eine Erholungspause würde ihm gut tun, und ich würde dringend dazu raten, den nächstbesten Planeten anzufliegen, zu landen und einen erfahrenen Spezialisten zu konsultieren.«

Harm Davis betrachtete seine Fingernägel, wobei er die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht laut herauszulachen.

»So, also wieder mal der Müller!«, sagte er schließlich. »Eine Erholungspause hat er nötig, soso!« Er reckte sich. »Um ehrlich zu sein, ich fühle mich auch nicht ganz wohl. Wir hatten zu wenig Bewegung in letzter Zeit. Immerzu im Schiff, selten nur festen Boden unter den Füßen – das verursacht Kreislaufstörungen. Na, ich werde mir die Karten noch einmal ansehen und mit Fen Dal beraten. Ich gebe euch dann Bescheid.«

Damit war die Sache an sich bereits entschieden, aber der Schein musste gewahrt bleiben. Immerhin würde später ein Protokoll angefertigt werden müssen, und in ihm sollten stichhaltige Gründe für die Landung auf Eden V angegeben werden. Und die galt es noch zu finden.

Es war selbstverständlich reiner Zufall, dass die BARKA nur zweieinhalb Lichtjahre von Eden V entfernt aus dem Linearraum in den Normalraum zurücktauchte. Mit einem unschuldigen Blick betrachtete der Navigator die gelbe Sonne auf dem Bildschirm.

»Campbells Stern!«, sagte er verwundert. »Hat drei Planeten, und der dritte ist Eden V. So ein Zufall!«

Im Hintergrund ließ sich Dr. Ko-Fo-La vernehmen: »Unserem Patienten geht es wieder schlechter. Er hat heute sogar den von mir verordneten Synthowhisky verschmäht.« Er räusperte sich. »Ich habe ihn selbst trinken müssen.«

Harm Davis machte ein bedenkliches Gesicht.

»Sie wollen damit andeuten, Doktor, dass wir dem Patienten mit bordeigenen Mitteln nicht helfen können?«

»Ganz richtig, Sir, das wollte ich damit andeuten.«

»Sie halten es also für notwendig, die Hilfe der Bewohner von Eden V in Anspruch zu nehmen?«

»Ja, Sir, das halte ich für unbedingt notwendig.«

Harm Davis seufzte schwer.

»Also gut, dann werden wir unseren Flug unterbrechen und um Landeerlaubnis bitten. Coal Rider, nehmen Sie Kontakt auf, sobald wir die nächste Linearetappe beendet haben.«

Gleichzeitig beugte sich Harm Davis vor und schaltete den Bordtagebuch-Aufzeichner ab. Er lehnte sich wieder zurück.

»So, Freunde«, sagte er zufrieden, »das hätten wir. Jetzt können wir wieder normal reden.«

Die Landegenehmigung wurde erteilt.

Die BARKA landete auf dem kleinen Handelshafen in der Nähe der Hauptstadt Vino City.

*

Alles wirkte völlig normal, wenigstens auf den ersten Blick. Auch die Funkverbindung mit dem Raumhafen gab keinen Anlass, misstrauisch zu werden. Harm Davis, der allerdings noch niemals auf Eden V gewesen war, fiel lediglich auf, dass niemand zu sehen war, als er die Luke seines Schiffes öffnete und die warme, würzige Luft der paradiesischen Welt einatmete. Das war an und für sich natürlich, denn es musste gerade genau mittags sein, und die heiße Sonne stand fast im Zenit.

»Die machen ihre Siesta«, murmelte Fen Dal, der neben ihn getreten war. »Kein Wunder, bei der Hitze.«

»Kein Grund, uns hier einfach warten zu lassen. Ich sehe nicht ein, warum wir ... Moment! Da drüben kommt jemand!«

Aus einem der flachen Gebäude trat eine Gestalt, blieb stehen, winkte zu dem gelandeten Schiff herüber, machte jedoch keine Anstalten, sich ihm weiter zu nähern. Der Mann stand einfach da und wartete.

»Komisch«, meinte Fen Dal misstrauisch. »Scheint der einzige hier zu sein, der nicht eingeschlafen ist. Sehen wir uns den Kerl mal an?«

In Harm Davis erwachte wieder der Detektiv. Instinktiv spürte er, dass auf Eden V etwas nicht stimmte. Mit seinen Leuten hatte er sich lange Zeit weit außerhalb der Reichweite aller Hyperfunk-Relaisstationen aufgehalten, und so konnte er auch nicht wissen, was inzwischen geschehen war. Er hatte noch nichts von dem Schwarm gehört.

»Sage den anderen Bescheid, sie sollen aufpassen. Wir verlassen die BARKA und gehen zu dem Mann. Wer weiß, was hier passiert ist.«

Wenig später kletterten sie die schmale Leiter hinab, die sich von der geöffneten Luke aus nach unten geschoben hatte. Um für den Notfall gewappnet zu sein, nahmen sie Nadelstrahler mit, die so klein und handlich waren, dass man sie unauffällig in der Hosentasche tragen konnte. Ihre Uniformen kennzeichneten sie als Agenten der USO, der Abwehrorganisation des Solaren Imperiums.

Der Mann, auf den sie zugingen, erwartete sie in aller Ruhe. Er wusste, wer sie waren, denn Coal Rider hatte die BARKA ordnungsgemäß angemeldet.

»Ein ruhiges Gewissen scheint er jedenfalls zu haben«, meinte Fen Dal, als sie noch fünfzig Meter von dem Gebäude entfernt waren. »Bewaffnet ist er auch nicht, aber das hat wenig zu sagen.«

Sie gingen weiter und blieben erst stehen, als sie ihn erreichten. Er trug eine undefinierbare Uniform, wahrscheinlich eine Spezialanfertigung der autarken Siedlerzivilisation von Eden V. Sein Gesicht wirkte nervös und abgespannt, aber keineswegs unsympathisch. Als er ihnen die Hand entgegenstreckte, versuchte er sogar ein Lächeln.

»Willkommen auf Eden V, meine Herren von der USO. Ich darf wohl annehmen, dass Sie im Spezialauftrag der Abwehr kommen und mir den wahren Grund nicht über Funk verraten wollten. Das hätten Sie aber ruhig tun können, denn niemand hätte zugehört. Nun, Sie wissen ja selbst, was geschehen ist.«

Harm Davis gab den Händedruck zurück und stellte sich und seine Kollegen vor.

»Wir wissen überhaupt nichts«, gab er zu und sah sich nach allen Seiten um. »Was ist eigentlich hier los? Wo ist das übrige Personal des Raumhafens? Wird hier immer so intensiv Mittagspause gehalten?«

»Mittagspause?« Der Mann blickte verblüfft drein, dann hellte sich sein Gesicht ein wenig auf. »Von wegen Mittagspause! Übrigens, mein Name ist Ganders. Ich bin hier für den Funk verantwortlich und vielleicht nur deshalb einigermaßen über die Geschehnisse orientiert. Mittagspause!« Er schüttelte den Kopf. »Die Siedler hier machen schon seit Wochen nichts anderes als Mittagspause.«

Harm Davis warf Ganders einen befremdeten Blick zu.

»Wie darf ich das verstehen? Streik?«

»So könnte man es auch nennen, jedenfalls denkt kein Mensch mehr an Arbeit. Sie liegen in den Kellereien herum und lassen sich vollaufen. Auf den Berghängen werden die Trauben überreif, aber niemand macht den Versuch, sie abzuernten. Es gibt in diesem Jahr keine zweite Lese.«

Harm Davis deutete auf das Gebäude.

»Es ist heiß in der Sonne. Wie wäre es, Ganders, wenn wir hineingingen und Sie uns ausführlich berichteten, was eigentlich los ist. Wir haben nicht die geringste Ahnung, was geschehen ist, obwohl Sie eben erwähnten, Sie wüssten, warum wir gekommen sind. Ich versichere Ihnen, dass wir es nicht wissen. Es ist reiner Zufall, dass wir hier landeten. Wir haben einen Kranken an Bord.«

»Ja, einen Schwerkranken«, versicherte Fen Dal ernsthaft.

»Ich fürchte, Ihnen da nicht sehr behilflich sein zu können«, sagte Ganders, während sie die kühle Vorhalle betraten. »Die Ärzte auf Eden V sind ebenfalls betrunken. Und das nun schon seit Wochen. Die Leute leben fast nur noch vom Wein. Kommen Sie, gehen wir in mein Büro.«

Sie folgten ihm.

Obwohl Harm Davis absolut nichts verstand und auch keine Erklärung für die angedeutete Situation finden konnte, beherrschte er seine Neugier. Er würde alles noch früh genug erfahren, sagte er sich, und eine unmittelbare Gefahr für ihn oder sein Schiff bestand auch nicht. Gut, die Siedler von Eden V arbeiteten nicht mehr, sondern betranken sich an ihrem Wein. Das war zwar eine Handlungsweise, die jeder Arbeitsmoral spottete, die aber durchaus nicht als gesetzeswidrig oder gar gefährlich anzusehen war. Die Handelspartner würden eben weniger Wein bekommen, das war alles.

Kein Grund für die USO, einzugreifen. Vorerst wenigstens nicht.

Aber nach einem wohlverdienten Zwischenurlaub sah das auch nicht gerade aus.

»Also, was ist geschehen?«, fragte er, als sie endlich in bequemen Sesseln saßen und Ganders einen Wandschrank öffnete, um Gläser und eine Flasche echten Edenwein hervorzuholen. »Wenn kein regulärer Streik, was dann? Es ist doch recht unwahrscheinlich, dass die Bewohner einer ganzen Welt plötzlich auf die Idee kommen, zu faulenzen. Wo bleibt denn da das Verantwortungsgefühl, sogar der Selbsterhaltungstrieb? Haben Sie eine Erklärung? Ja, und noch eine weitere Frage: Was ist mit Ihnen? Warum machen Sie bei dem allgemeinen Feiern nicht mit? Warum sitzen Sie hier und passen auf die Funkgeräte auf, wenn schon mal alles egal ist?«

Ganders prostete ihnen zu.

Sie tranken.

»Ja, meine Herren, das ist eigentlich eine recht lange Geschichte, und wenn ich ehrlich sein soll, so muss ich gestehen, nicht ganz schlau aus ihr zu werden, obwohl ich sie von Anfang an miterlebte. Es begann vor einigen Wochen, als die Trauben reif wurden.«

»Wollen Sie damit andeuten, dass die Weinlese damit zu tun hat?«

»Nicht unbedingt, vielleicht ist der Zusammenhang nicht mehr als Zufall. Jedenfalls hörten die Leute mitten in der Lese plötzlich mit der Arbeit auf, begannen sich sinnlos zu besaufen und kehrten voll wie die Haubitzen nach Hause zurück – wenn sie überhaupt nach Hause zurückkehrten. Die meisten blieben gleich in den Bergen, ernährten sich von den reifen Trauben und stillten ihren Durst mit den reichlich vorhandenen Weinvorräten der letzten Lese. Und ich sage Ihnen: Das war ein ausgezeichneter Halbjahrgang!«

Harm Davis nahm einen beachtlichen Schluck davon.

»Ja, gut ist er wirklich. Aber was ich frage, ist: Trat diese Veränderung nur in dieser Region ein, oder war sie planetenweit?«

»Überall, Mr. Davis! Ohne Ausnahme, würde ich sagen. Und sie betrifft nicht nur die eigentlichen Siedler und Weinbauern, sondern auch das technische Personal des Raumhafens. Ich bin nur noch allein hier und versehe meinen Dienst. Alle anderen haben sich in die Kneipen und Weinkellereien verkrochen. Wenn man sie anspricht, geben sie keine vernünftige Antwort. Der Suff hat sie ergriffen, der totale und restlos verdummende Suff. Ich habe keine Erklärung dafür.«

Harm Davis nickte seinem Navigator zu.

»Ein Fall für die USO, ganz klar. Wir werden ihn klären!«

Fen Dal stieß einen langen Seufzer aus.

»Urlaub ade! Und ich dachte ...«

»Denken«, dozierte Harm Davis, »gehört zu den hervorstechenden Merkmalen intelligenter Wesen. Aber man kann auch falsch denken. Du, mein lieber Freund, hast falsch gedacht. Kein Urlaub, dafür Arbeit. Wir werden uns Eden V genau ansehen. Ohne Weinproben, natürlich!«

»Da bin ich aber gespannt«, meinte Ganders und schenkte nach, »ob Sie das schaffen. Ich habe es selbst versucht. Was soll ich Ihnen sagen? Kein Argument, kein einziges Argument bekam ich zu hören. Ich musste mit ihnen trinken, sonst hätten sie mich totgeschlagen. Nur wer trinkt, wird für voll genommen.«

»Das ist normal«, ließ Fen Dal sich vernehmen. »Denn nur wer trinkt, kann auch voll werden.«

Harm Davis räusperte sich. Das Verlangen nach Urlaub und das Gefühl der Pflicht fochten einen unerbittlichen Kampf in seiner Seele. Letzteres siegte nach Punkten.

»Wenn es sein muss, werden wir ein Glas zu uns nehmen«, verkündete er. »In erster Linie jedoch geht es mir darum, die Ursache für das merkwürdige Verhalten der Einwohner von Eden V herauszufinden. Das kann kein Zufall sein, und auch nicht das Werk feindlicher Agenten, die uns die Ernte stehlen wollen. Was also ist es?«

»Keine Ahnung«, bekannte Ganders freimütig. »Ich jedenfalls trinke gern einen guten Schluck, aber ich verblöde nicht dabei.«

Sie beschlossen nach dem nächsten Glas des wirklich einmalig guten Weines, am nächsten Tag eine Aktion zu starten. Harm Davis und Fen Dal wollten, als Einkäufer getarnt, Verbindung zu den Siedlern aufnehmen und versuchen, Verträge mit ihnen abzuschließen. Dabei würde sich herausstellen, ob überhaupt noch Interesse an einem Verkauf bestand. Wenn nicht, so schloss der USO-Spezialist scharfsinnig, gab es einen anderen Abnehmer. Dann wiederum sagte er sich, dass auch das unsinnig sei, denn wenn es wirklich einen anderen, vielleicht illegalen Abnehmer gab, würde dieser ebenfalls darauf bestehen, dass die Lese durchgeführt wurde.

Die ganze Sache wurde immer verzwickter, denn nichts war logisch.

Aber ohne Grund verblödete niemand, schon gar nicht die Bevölkerung eines ganzen Planeten.

Auch die Bevölkerung eines Weinplaneten nicht!