Perry Rhodan 52: Der falsche Inspekteur - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 52: Der falsche Inspekteur E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Wer mit Gucky anbindet, verliert den Bart - oder die Hose... Trotz geschickter Schachzüge im galaktischen Raum mußte Perry Rhodans Streben nach Macht und Anerkennung der Menschheit im Universum letztlich Stückwerk bleiben, denn die der Menschheit seinerzeit zur Verfügung stehenden Mittel waren, an den Maßstäben des Universums gemessen, zu klein. Seit der angeblichen Vernichtung der Erde im Jahre 1984 sind inzwischen 56 Jahre vergangen. Eine neue Menschengeneration ist herangewachsen. Wie sich seinerzeit aus der "Dritten Macht" die terranische Weltregierung entwickelte, so ist aus eben dieser Weltregierung inzwischen längst die Organisation des Solaren Imperiums entstanden. Mars, Venus, die Jupiter- und Saturnmonde sind besiedelt, und die für Besiedlungszwecke ungeeigneten Welten des Solarsystems dienen als terranische Stützpunkte oder aber als unerschöpfliche Fundgruben für Bodenschätze aller Art. Andere Intelligenzen sind im Solarsystem nicht entdeckt worden. Die Terraner sind somit die unbestrittenen Beherrscher eines kleinen Planetenreiches, dessen Mittelpunkt die Erde bildet. Dieses technisch und zivilisatorisch hochstehende Planetenreich besitzt natürlich eine schlagkräftige Raumflotte, die in der Lage sein sollte, jedem Angreifer die Stirn zu bieten. Doch Perry Rhodan, der Administrator des Solaren Imperiums, ist noch nicht bereit, den schützenden Mantel der Anonymität fallen zu lassen. Seine kosmischen Agenten - Mitglieder des berühmten Mutantenkorps - haben nach wie vor die Order, ihren irdischen Ursprung unter allen Umständen geheimzuhalten. Auf der Ara-Welt Tolimon scheint es bei einem wichtigen Einsatz eine Panne gegeben zu haben, und Perry Rhodan, von Gucky begleitet, erscheint, um seine Agenten herauszuhauen. Perry Rhodan ist DER FALSCHE INSPEKTEUR!

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Nr. 52

Der falsche Inspekteur

Wer mit Gucky anbindet, verliert den Bart – oder die Hose ...

von CLARK DARLTON

Trotz geschickter Schachzüge im galaktischen Raum musste Perry Rhodans Streben nach Macht und Anerkennung der Menschheit im Universum letztlich Stückwerk bleiben, denn die der Menschheit seinerzeit zur Verfügung stehenden Mittel waren, an den Maßstäben des Universums gemessen, zu klein.

Seit der angeblichen Vernichtung der Erde im Jahre 1984 sind inzwischen 56 Jahre vergangen.

Eine neue Menschengeneration ist herangewachsen. Wie sich seinerzeit aus der »Dritten Macht« die terranische Weltregierung entwickelte, so ist aus eben dieser Weltregierung inzwischen längst die Organisation des Solaren Imperiums entstanden.

Mars, Venus, die Jupiter- und Saturnmonde sind besiedelt, und die für Besiedlungszwecke ungeeigneten Welten des Solarsystems dienen als terranische Stützpunkte oder aber als unerschöpfliche Fundgruben für Bodenschätze aller Art.

Andere Intelligenzen sind im Solarsystem nicht entdeckt worden. Die Terraner sind somit die unbestrittenen Beherrscher eines kleinen Planetenreiches, dessen Mittelpunkt die Erde bildet.

Dieses technisch und zivilisatorisch hochstehende Planetenreich besitzt natürlich eine schlagkräftige Raumflotte, die in der Lage sein sollte, jedem Angreifer die Stirn zu bieten.

Doch Perry Rhodan, der Administrator des Solaren Imperiums, ist noch nicht bereit, den schützenden Mantel der Anonymität fallen zu lassen. Seine kosmischen Agenten – Mitglieder des berühmten Mutantenkorps – haben nach wie vor die Order, ihren irdischen Ursprung unter allen Umständen geheim zu halten.

Auf der Ara-Welt Tolimon scheint es bei einem wichtigen Einsatz eine Panne gegeben zu haben, und Perry Rhodan, von Gucky begleitet, erscheint, um seine Agenten herauszuhauen.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Er fungiert auf Tolimon als Inspekteur Tristol.

Gucky – Die Rolle eines Leibdieners behagt dem Mausbiber ganz und gar nicht.

John Marshall – Chef des Rhodan'schen Mutantenkorps.

Laury Marten – Die 23jährige Tochter der Mutanten Rolf Marten und Anne Sloane.

Graf Rodrigo de Berceo – Er ist in Laury – und in seinen Degen – verliebt.

Glogol

1.

Es gab immer noch Menschen, die den Mausbiber Gucky nicht kannten. Für die meisten von ihnen war das nicht weiter tragisch, denn sie hatten lediglich ein kleines Wunder versäumt. Andere wieder, die nie von ihm gehört hatten und ihm plötzlich begegneten, konnten peinliche Überraschungen erleben.

Wie etwa die revoltierenden Siedler auf dem fruchtbaren Hochplateau südlich von Venus-City. Sie wussten aus Erfahrung, dass die Weltregierung des Heimatplaneten keine Strafexpeditionen ausschickte, um derartige Rebellionen im Keim zu ersticken. Also hatte man beschlossen, die mit geringfügigen Steuern verbundene Abhängigkeit zur Erde abzuschütteln und sich selbständig zu machen.

Da Perry Rhodan irgendwo in den Weiten des Kosmos weilte und nicht erreicht werden konnte, handelte die terranische Weltregierung selbständig und gab Gucky den Auftrag, auf der Venus nach dem Rechten zu sehen.

Was Gucky mit Vergnügen tat.

Die rebellischen Siedler lachten schallend, als eines Tages ein Wesen bei ihnen auftauchte, das wie eine große Micky-Maus aussah. Sie lachten noch viel mehr, als diese ulkige Erscheinung behauptete, im Auftrage des Solaren Imperiums zu erscheinen, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen.

Das Lachen verging ihnen erst, als das wunderliche Tier, welches fehlerfrei Englisch sprach, seine verborgenen Fähigkeiten einsetzte. Kein Gedanke der Rädelsführer blieb ihm verborgen, denn Gucky war Telepath. Er war an allen Orten zugleich, denn er beherrschte auch die Teleportation. Und schließlich machten sich noch alle Waffen der Siedler selbständig und versammelten sich hoch über dem Plateau, um dann in einen sehr tiefen See zu fallen. Denn Gucky war außerdem noch Telekinet.

Das natürlich brachte die Siedler zur Räson. Sie entschuldigten sich mit vielen und schönen Worten, versprachen künftigen Gehorsam und pünktliches Zahlen der vereinbarten Abgaben.

Am Abend dieses ereignisreichen Tages ließ Gucky sich seines erwiesenen Großmutes wegen feiern. Die Anführer der niedergeschlagenen Revolte hatten ihn eingeladen und bewirteten ihn mit frischem Gemüse und heurigem Venuswein. Es wurde ein fröhliches Fest, und der angeheiterte Mausbiber begann allmählich, seine gute Erziehung zu vergessen. Mit piepsender Stimme sang er einige raue Lieder, die er Bully abgelauscht hatte. Grölend begleiteten ihn die Männer mit heiseren Kehlen.

Verwundert über den ungewöhnlichen Lärm schwiegen die Tiere des Waldes, der die Kolonie umgab. Einen singenden Mausbiber hatten auch sie noch nicht gehört. Verdutzt verkroch sich ein Dackelschwein tiefer in seine Höhle und beschloss, sich bei Tagesanbruch ein neues Heim zu suchen. Selbst ein fast tauber Schraubenwurm bohrte sich geschwind hinab in den Boden, um von dem unerfreulichen Geräusch befreit zu werden.

Kurz gesagt: Gucky fühlte sich sauwohl.

Zwar war es ihm mehrmals, als drängten schwache Gedankenimpulse in sein Unterbewusstsein, die nicht von den Siedlern stammten, deren Gehirne von dem starken Wein umnebelt waren, aber er achtete weiter nicht darauf. Hatte er nach getaner Arbeit nicht einen fröhlichen Abend verdient? Was ging ihn die Garnison Terras in Port-Venus, der Hauptstadt, an? Die Leute konnten warten bis morgen.

Also sang Gucky weiter und ließ sich feiern.

Erst viel später, als er im Haus des Bürgermeisters im weichen Bett ruhte und versuchte, die kreisenden Farbringe und schaukelnden Wände zu vertreiben, kamen die Impulse wieder.

Gucky! Hier Einsatzkommando Mutantenkorps! Melde dich! Was ist geschehen?

Das war zu deutlich, um weiter überhört zu werden. Den Schwingungen nach konnte es sich nur um Betty Toufry handeln, deren telepathische Begabung Gucky oft in Erstaunen versetzt hatte. Betty leitete den Einsatz der Mutanten auf der Venus. Sie war es auch, deren Aufgabe lautete, die Revolte der Siedler niederzuschlagen.

Gucky seufzte und bemühte sich, nüchtern zu werden.

Goldmädchen!, dachte er, nur langsam munter werdend. Mir geht es glänzend. Habe ein bisschen geladen, das ist alles.

Geladen?

Der Mausbiber grinste still vor sich hin. Woher sollte das unschuldige Wesen auch wissen, was er geladen hatte. Außerdem kannte sie ja Bullys Ausdrücke nicht so gut wie er.

Wein!, erklärte Gucky also kurz angebunden. Köstlichen Wein! Die Revolte ist vergessen. Morgen komme ich zurück und gebe dir einen Kuss.

Betty schien nicht sehr erfreut über dieses Versprechen.

Du kehrst sofort zurück! Ich habe einen neuen Auftrag für dich.

Der Mausbiber blieb ruhig liegen und schüttelte die aufkommende Müdigkeit ab. Vielleicht hatte er doch zuviel getrunken ...?

Was ist es denn?, wollte er wissen. Nun wurde ihm auch noch übel.

Sondereinsatz, mein Lieber!, kam die telepathische Antwort sofort. Du musst noch morgen früh starten.

Gucky stöhnte gequält auf und richtete sich im Bett auf. Sein Rücken lehnte gegen die Wand. Weißlich schimmerte sein weiches Bauchfell im Schein der vor dem Haus stehenden Straßenlampe.

Starten? Hört denn das Zigeunerleben niemals auf?

Nun wurde Betty allmählich ungeduldig.

Du kommst sofort, Gucky, sonst melde ich Rhodan, dass du einen Befehl verweigert hast. Er hat ausdrücklich dich angefordert und ...

Mit einem Schlag wurde Gucky munter. Müdigkeit und Übelkeit verschwanden, als habe eine unsichtbare Hand sie weggewischt. Mit einem Satz stand er im Bett.

Rhodan? Rhodan hat mich angefordert? Der liebe, gute Chef! Er hat mich nicht vergessen! Die Rührung drohte ihn zu übermannen, aber er fasste sich sofort wieder. Ich bin in fünf Minuten dort. Am Raumhafen?

Gut! Beeile dich!

Schon unterwegs, gab Gucky zurück und begann, sich anzuziehen. Mit seiner zierlichen Schrift schrieb er ein kurzes Dankschreiben an die Siedler und ermahnte sie, eine jede weitere Rebellion zu vergessen.

Dann konzentrierte er sich auf sein Ziel und sprang.

Zuerst begann die Luft um ihn zu flimmern, dann war er verschwunden. Noch in der gleichen Sekunde materialisierte er wieder in Port-Venus am verabredeten Ort.

Betty Toufry erschrak nicht einmal.

Sie saß auf dem Bett. Über dem sicherlich sehr zarten Nachtgewand trug sie einen Morgenmantel. Tag und Nacht wurden auf der Venus nach irdischen Maßstäben gemessen, denn bei der Rotation des zweiten Planeten würde allein die echte Nacht 120 Stunden betragen.

Die Wand des Zimmers bestand aus Bildschirmen und Kontrollen. Hier liefen alle Fäden zusammen, die auf Venus gesponnen wurden; von hier aus wurde der Einsatz der Mutanten geleitet. Solange John Marshall, der eigentliche Chef des Mutantenkorps, abwesend war, hatte Betty sein Amt übernommen.

»Hatte das nicht bis morgen Zeit?«, fragte Gucky, aber dann fiel ihm wieder ein, wer ihn gerufen hatte. »Rhodan selbst hat mich angefordert? Da hättest du mich auch eher rufen können!«

Das Mädchen – jung geblieben durch die Zelldusche des Planeten Wanderer wie alle wichtigen Mutanten – schüttelte über so viel Unlogik den Kopf.

»Der Ruf Rhodans kam erst vor wenigen Stunden über Hyperfunk. Er gab eine merkwürdige Bestellung auf, die wir sofort ausführen mussten. Dann erst war Zeit, an dich zu denken. Du gehörst mit zu der angeforderten Ausrüstung.«

»Ich – eine Ausrüstung?«, empörte sich Gucky und hockte sich auf den Sessel vor Bettys Bett. »Hat der Chef das gesagt?«

»Nicht direkt, natürlich. Aber er bestand darauf, dass wir nur dich und niemand anderen schicken.«

»Er kennt eben meine Qualitäten«, freute sich der Mausbiber.

»Hm, vielleicht«, gab das Mädchen zu, das dem Aussehen nach genau so gut achtzehn wie auch dreißig sein konnte. In Wirklichkeit war Betty Toufry über sechzig Jahre alt. »Jedenfalls wirst du morgen nach der Schlafperiode nach Hellgate fliegen.«

Gucky richtete sich steil auf und spitzte seine großen Ohren. Zwischen den Lippen wurde der Nagezahn sichtbar, der ein Gradmesser seiner Laune genannt werden durfte. Sah man ihn, ließ sich mit Gucky reden.

Hellgate ...

»Hellgate!« Er schüttelte verwundert den Kopf. »Ausgerechnet dieser Hitzeplanet! Konnte sich der Chef nichts Gescheiteres ausdenken?«

»Hellgate ist ein wichtiger Stützpunkt mit einer Funkstation. Er ist der einzige Planet einer kleinen, unbedeutenden Sonne, die in den Katalogen der Arkoniden mit ZW-2536-K 957 bezeichnet wird. Von der Erde ist Hellgate exakt 12.348 Lichtjahre entfernt, gehört jedoch noch zum Imperium Arkons. Zum Glück kümmert sich niemand darum, am allerwenigsten die Arkoniden selbst.«

»Danke für die Aufklärung«, pfiff Gucky verächtlich. »Das hätte ich auch selbst nachlesen können. Was soll ich also auf Hellgate?«

»Frage das besser Rhodan, er wird es wissen. Ich habe keine Ahnung, was dort geschehen ist.« Sie zog den Morgenmantel zurecht und bedeckte die Knie, obwohl bei Gucky nicht die geringste Gefahr bestand, dass er weibliche Beine irgendwie mit Erotik in Verbindung brachte. »Ich habe auch keine Ahnung, was der Chef mit der Luxus-Space-Jet anfangen will.«

»Womit?«, japste Gucky verblüfft.

»Eine Spezialausführung«, nickte Betty und teilte Guckys Erstaunen. »Eine Privatjacht für Millionäre. Wurde gern von den Arkoniden benutzt. Du sollst das kleine Schiff nach Hellgate zu Rhodan bringen.«

»Und dann zu Fuß zurückkehren?«, fragte Gucky.

»Kaum, hätte er sonst ausdrücklich verlangt, dass du der Pilot sein sollst? Hoffentlich kannst du mit dem Ding umgehen?«

Der Mausbiber warf sich in die Brust, was Betty fast zum Lachen gereizt hätte.

»Kleinigkeit, schließlich bin ich auf alle Typen geschult. Auch auf so eine lächerliche Luxusjacht. Wann geht's los?«

»Die Ausrüstung wird noch verladen. Leider ist eben die lange Venusnacht angebrochen, aber es macht dir ja nichts aus, im Dunkeln zu starten. In zehn Stunden also. Wenn du willst, kannst du jetzt noch schlafen. Die Leute in Port-Venus wissen Bescheid und beeilen sich mit den Vorbereitungen. Rhodan erwartet dich in spätestens zwanzig Stunden.«

Gucky zeigte seinen Nagezahn und sah sich interessiert um.

»Darf ich hier bei dir schlafen?«, erkundigte er sich scheinheilig und warf einen sehnsüchtigen Blick auf Bettys Bett. Aber Betty schien keine Lust zu haben, den Mausbiber in den Schlaf zu kraulen. Sie warf den Morgenmantel ab, schlüpfte unter die Daunendecke und schüttelte energisch den Kopf.

»Nebenan steht eine Couch. Gute Nacht.«

Gucky hockte noch einige Minuten enttäuscht in seinem Sessel, dann teleportierte er sich ins Nebenzimmer.

Er war immer noch weinselig genug, sofort einzuschlafen und seinen Kummer zu vergessen.

*

Das Luxusraumboot war eine Klasse für sich.

Es lag im grellen Licht der Scheinwerfer flach auf dem Betonboden, dicht neben dem Leichten Kreuzer, der es von der Erde hierhergebracht hatte. Auf der silbernen Hülle stand in schwarzen Buchstaben die arkonidische Bezeichnung: KOOS-NOR.

Eigentlich besaß es die Form eines riesigen Eies, war 35 Meter lang und in der Mitte fast 20 Meter dick. Durch eine ovale Luke gelangte man in die Luftschleuse und dann in das Innere der Jacht. Ihr Aktionsradius war praktisch unbegrenzt, wenn man die regelmäßigen Überholungsintervalle nicht berücksichtigte. Im Gegensatz zu den anderen Schiffen arkonidischer Bauart besaß es außer der üblichen Hypersprung-Anlage einen Überlicht-Antrieb, der das Schiff im normalen Raum beließ, ihm jedoch unvorstellbare, direkte Geschwindigkeiten verlieh. Das hatte den Vorteil, dass während des gesamten Fluges der Blick in das Universum bestehen blieb, weil Schiff und Mannschaft nicht entmaterialisiert wurden.

Gucky stand mit Betty Toufry vor dem blitzenden Wunder.

»Das Ding kostet eine Menge Geld«, stellte er fest. »Nie hätte ich gedacht, Kapitän eines solchen Wunderschiffes zu werden.«

Das Mädchen sah auf die Uhr.

»Du kennst die Koordinaten, Gucky. Der Chefingenieur hat dir alles noch einmal erklärt. Worauf warten wir noch?«

»Recht hast du, Betty. Ich werde absegeln.«

Sie lachte.

»Du untertreibst, was ich sonst bei dir nicht gewohnt bin. Grüße Rhodan von mir und die anderen. Und – viel Glück.«

»Du meinst, wir hätten es nötig?«

»Sicher. Rhodan sprach von einem äußerst gefährlichen Unternehmen.«

Gucky grinste zufrieden.

»Endlich hat die Langeweile ein Ende. Alle Mutanten sind auf Sonderkommando, nur ich sitze auf der Venus und besänftige harmlose Siedler, nur weil sie keine Steuern bezahlen wollen. Ich würde auch keine Steuern bezahlen.«

»Es gibt eben noch keine Mausbibersteuer«, lächelte Betty und trat zurück. »Mach's gut, Gucky!«

Er grinste zurück und sprang mit einem leichten Satz die wenigen Meter zur Einstiegluke empor. Die unnötige Leiter fuhr sich selbständig ein. Gucky winkte noch einmal, dann verschwand er in der Schleuse. Im Schein der hellen Lampen schloss sich die schwere Klappe.

Dann, wenige Minuten später, ging ein Zittern durch den eiförmigen Leib des Schiffes. Schwerelos erhob es sich und schwebte langsam in die Nacht hinauf. Die Scheinwerfer folgten.

Betty schritt zum Rand des Feldes zurück. Als sie stehenblieb und noch einmal hinauf in den schwarzen Himmel sah, war von dem Schiff nichts mehr zu sehen.

Es war, als hätte es sich entmaterialisiert.

*

Daran aber dachte Gucky nicht.

Er wollte die einmalige Gelegenheit ausnützen, die sich ihm bot. Schließlich verblieben ihm noch zehn Stunden, sein Ziel zu erreichen. Warum sollte er durch den Hyperraum schon in wenigen Sekunden dort sein?

Die ungeheuren Schwerkraftfelder verschluckten jeglichen Andruck, als er die KOOS-NOR beschleunigen ließ und durch die Wolkendecke der Venus stieß. Schon eine Minute später versank der weiße Planet unter ihm und wurde in weiteren zwei Minuten zu einem hell funkelnden Stern. Grell stand seitlich die Sonne, als er den Kurs einrichtete und mehr Energie in die Triebwerke fließen ließ.

Die Sonne versackte hinter dem Heck, als sei sie ein Stein, der in die kristallene Tiefe des Meeres hinabtauchte. Gucky pfiff vergnügt, als sie schließlich nur noch ein kleiner Stern war. Er sah auf die Uhr. Zehn Minuten! Und schon lag das Sonnensystem weit hinter ihm.

Die Jacht musste bereits mit hundertfacher Lichtgeschwindigkeit fliegen. Ein unglaubliches Wunder, das man zwar registrieren, aber niemals begreifen konnte.

Der kleine Mausbiber wurde von einem richtigen Rausch erfasst, als seitlich auf den Bildschirmen die Sterne zu gleiten begannen. Jeder Doppler-Effekt wurde automatisch durch Spezialpolarisation ausgeschaltet und die Einstein'sche Verzerrung neutralisiert. Gucky erhöhte die Beschleunigung weiter. Die Sterne verschoben sich schneller, während die weit entfernten vorerst noch unverändert auf ihrem schwarzen Hintergrund stehen blieben und den plastischen Eindruck des Universums verstärkten.

Längst schon war die Sonne im Gewimmel der Sterne verlorengegangen und im Zielbildschirm stand – nur mit Hilfe der Vergrößerung sichtbar gemacht – ein kleiner, weißer Punkt: ZW-2536-K 957. Gucky ließ die automatische Steuerung einrasten und lehnte sich befriedigt zurück. Mit glänzenden Augen nahm er das Wunder in sich auf. Endlich konnte er es bewusst erleben, ohne Hypersprünge und fünfte Dimension.

Er schaute und schaute, bis seine Augen zu schmerzen begannen.

Dann rutschte er aus dem Pilotensitz und beschloss, sich das Schiff genauer anzusehen. Die Neugier begann ihn zu plagen, was Rhodan mit dem Luxusboot wollte. Warum hatte er keinen bewaffneten Kreuzer bestellt, sondern ausgerechnet dieses herrliche Spielzeug? Damit ließen sich doch keine gefährlichen Abenteuer siegreich bestehen.

Im Laderaum standen die Kisten, die verschlossen von der Erde angelangt waren. Aber Schlösser bereiteten dem Telekineten Gucky keine Schwierigkeiten, und so war es nicht verwunderlich, dass der Mausbiber ohne Gewissensbisse Rhodans Spezialausrüstung inspizierte.

Zehn Minuten später kehrte er in die Zentrale der KOOS-NOR zurück und ließ sich in den Sitz sinken.

Mit verwunderten Augen starrte er hinein in das Gewimmel der unbekannten Sterne.

»Möchte wissen«, flüsterte er vor sich hin, »was Rhodan auf einem Maskenball zu tun hat ...«

*

Hellgate schien wirklich das Tor zur Hölle zu sein, wie der Name schon besagte. Einen einsameren und trostloseren Planeten konnte sich niemand vorstellen. Hier war es auch gewesen, wo Rhodan seinen ersten und furchtbaren Kampf gegen Atlan, den Einsamen der Zeit, angefochten hatte.

Hellgate ...

Eine sonnenüberflutete Hölle aus Sand und Felsen, bar jeden Lebens und jeglicher Hoffnung. Kein vernünftiges Wesen würde je auf den Gedanken kommen, sich hier ansiedeln zu wollen, denn es gab nichts, wovon es sich ernähren könnte. Die einsame Sonne stand abseits aller Raumrouten und war unbedeutender als ein Staubkorn in der Atmosphäre eines bewohnten Planeten irgendwo in der Milchstraße.

Hellgate ...