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Der Heilige Dämon und der Mann ohne Gesicht - im Kampf um Leben und Tod Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Mitte Juli des Jahres 3442. Im Verlauf eines Absetzungsmanövers ist Perry Rhodan mit der MARCO POLO in den "Kopf" des Sternenschwarms vorgestoßen. Hier halten sich gegenwärtig alle jenen Gelben Eroberer auf, die binnen kurzem den Schwarm verlassen und in die Galaxis ausschwärmen müssen, um ihrem Vermehrungsdrang nachzugehen. Mit der Vernichtung des Planeten Kokon durch die Kampfflotten des Schwarms hat Perry Rhodan einen wichtigen Stützpunkt verloren, besitzt aber noch genügend Virenkulturen, um sämtliche Planeten der Gelben Eroberer infizieren zu können. Dennoch verzichtet der Großadministrator seit dem Unternehmen GEPLA-I auf jedweden Virenangriff. Er verfolgt das Ziel, nicht die Hilfstruppen des Schwarms, sondern deren Beherrscher, die so genannten Götzen, auszuschalten. Bald nachdem sich gezeigt hat, dass der Tod eines Götzen Verwirrung und Chaos auslöst, kommt es zu einer weiteren Konfrontation mit einem Mächtigen des Schwarms. Alaska Saedelaere spielt dabei die Hauptrolle, Saedelaere, DER MASKENTRÄGER ...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 545
Der Maskenträger
Der Heilige Dämon und der Mann ohne Gesicht – im Kampf auf Leben und Tod
von WILLIAM VOLTZ
Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Mitte Juli des Jahres 3442.
Im Verlauf eines Absetzungsmanövers ist Perry Rhodan mit der MARCO POLO in den »Kopf« des Sternenschwarms vorgestoßen. Hier halten sich gegenwärtig alle jenen Gelben Eroberer auf, die binnen kurzem den Schwarm verlassen und in die Galaxis ausschwärmen müssen, um ihrem Vermehrungsdrang nachzugehen.
Mit der Vernichtung des Planeten Kokon durch die Kampfflotten des Schwarms hat Perry Rhodan einen wichtigen Stützpunkt verloren, besitzt aber noch genügend Virenkulturen, um sämtliche Planeten der Gelben Eroberer infizieren zu können.
Dennoch verzichtet der Großadministrator seit dem Unternehmen GEPLA-I auf jedweden Virenangriff. Er verfolgt das Ziel, nicht die Hilfstruppen des Schwarms, sondern deren Beherrscher, die so genannten Götzen, auszuschalten.
Die Hauptpersonen des Romans
Alaska Saedelaere – Der Transmittergeschädigte verliert seine Maske.
Perry Rhodan – Expeditionschef der MARCO POLO.
Cryt Y'Torymona – Der Heilige Dämon von Nimquo.
Konasco-Cy – Ein »Knöcherner« kämpft um sein Leben.
Salton Urq – Ein Militärkommandant.
Kytoma
1.
Du siehst nur einen Teil jener Umwelt, die andere Menschen erblicken, denn dein Gesichtskreis wird eingeengt von einem Cappinfragment und einer dünnen Plastikmaske. Obwohl du dich längst an deine verminderte Sehfähigkeit gewöhnt hast, wirken deine Bewegungen manchmal unsicher, zumal du noch groß und hager bist. Du sprichst langsam und holprig, deine Gesprächspartner haben manchmal den Eindruck, dass du nach Worten suchen musst.
Das Schlimmste jedoch ist, dass du anderen Menschen unheimlich bist. Sie spüren das Fremde an dir, obwohl ihnen ihre Vernunft sagt, dass du ihnen nicht gefährlich werden kannst, werden unterschwellige Ängste in ihnen wach.
Was ist das für ein Mensch, dessen Gesicht wir nicht sehen können?, fragen sie sich.
Das Gesicht ist das Spiegelbild deiner Seele.
Weißt du überhaupt noch, wie dein Gesicht aussieht?
Manchmal, wenn du allein in deiner Kabine bist, nimmst du die Plastikmaske ab und blickst in einen Spiegel.
Die gesamte Fläche deines Gesichts, bis auf Augen, Nase und Mund, wird von einem Cappinfragment bedeckt.
Wenn andere Menschen diese schillernde Masse ansehen, werden sie wahnsinnig und sterben. Deshalb musst du ständig eine Plastikmaske tragen. Du könntest dich sonst nicht frei bewegen.
Wie lange ist es schon her, dass du dein richtiges Gesicht gesehen hast?
War es damals, während des Kampfes gegen Ribald Corello – oder noch früher?
Wie sieht dein Gesicht aus?
Vielleicht existiert es nicht mehr, vielleicht ist es nur noch eine verwüstete rosafarbene Fläche.
Manchmal erwachst du während der Ruhezeit aus schrecklichen Albträumen, in denen dir wie eine Vision dein Gesicht erscheint: eine vernarbte, bis zur Unkenntlichkeit zerfressene Fratze.
Schweißbedeckt sitzt du in deinem Bett und starrst in die Dunkelheit, bis die Vision sich auflöst. Es kann nicht sein, denkst du. So kannst du nicht aussehen. Unter dem Cappinfragment muss dein richtiges Gesicht erhalten geblieben sein.
Was hast du schon alles angestellt, um das Cappinfragment loszuwerden!
Die Zahl der Wissenschaftler, die dich untersucht haben, ist Legion. Niemand konnte dir helfen, denn niemand durfte wagen, das Cappinfragment während der Untersuchung anzusehen.
Es kommt immer noch vor, dass deine Gedanken in die Vergangenheit zurückeilen. Du erinnerst dich, wie es passiert ist. Es war ein Unfall, ein Ereignis, das sich nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht hätte ereignen dürfen. Du befandest dich zusammen mit einem Cappin in der Desintegratorzone eines Transmitters. Die atomare Zellstruktur deines Körpers verwob sich mit einem Teil jenes Wesens.
Als du aus dem Transmitter tratest, mussten mehrere Menschen sterben, bevor du und die anderen begriffen, was überhaupt geschehen war.
Es gibt Menschen, die sich wundern, wie gelassen du dein Schicksal erträgst.
Natürlich bist du ruhig. Du regst dich selten auf. Stets behältst du die Übersicht.
Die anderen sagen, dass du absolut zuverlässig bist.
Perry Rhodan überträgt dir wichtige Aufgaben, bestimmt nicht nur, um deinen Seelenfrieden zu sichern.
Dabei bist du verzweifelt!
Du willst diese Maske loswerden, dieses kalte Stück Plastik, das mit zwei Schlingen über den Ohren befestigt wird und sich fest gegen das Cappinfragment presst.
Die Hoffnung, dass du dich eines Tages von diesem organischen Klumpen in deinem Gesicht befreien kannst, hast du noch nicht aufgegeben. Immer wieder träumst du davon. Ein Gefühl sagt dir, dass du deine Chance bekommen wirst. Du wirst sie nicht ungenutzt lassen. Sogar Opfer würdest du bringen.
In den Tiefen deines Unterbewusstseins schlummern schreckliche Gedanken. Du befürchtest, dass du zum Verbrecher werden könntest, nur um dein Cappinfragment loszuwerden. Skrupellos würdest du es einem anderen Menschen übertragen.
Jedenfalls glaubst du in deiner Verzweiflung, dass du es tun könntest.
Vielleicht wirst du das Fragment bis zu deinem Tod tragen. Dann wird es dich freiwillig verlassen, denn es braucht einen lebenden Träger.
Oft genug hast du mit dem Gedanken gespielt, Selbstmord zu begehen. Du weißt noch ganz genau, wie du breitbeinig in deiner Kabine standest und die Mündung des Desintegrators gegen deine Schläfe presstest. Doch du hast nicht abgedrückt. Dein Wille zum Leben war größer.
Ob die anderen merken, was sich in deinem Innern abspielt?
Einige merken es sicher, die Mutanten und so erfahrene Männer wie Rhodan und Atlan. Die anderen werden es zumindest ahnen. Sie geben sich alle Mühe, dich wie ihresgleichen zu behandeln.
Aber solange du das Cappinfragment im Gesicht hast, bleibst du der Mann mit der Maske ...
*
Bort Desancon hob den Kopf und blickte in den langen Korridor, an dessen Ende sich der Eingang zu einem Antigravschacht befand. Seit zwei Stunden hatte Desancon zusammen mit Ättler Deckwache. Niemand an Bord befürchtete, dass etwas passieren konnte, doch Perry Rhodan war seit dem Überfall der Lacoons vorsichtig geworden.
Desancon versetzte seinem Kameraden einen Rippenstoß.
Ättler zuckte zusammen und brummte ärgerlich.
»Du solltest während der Deckwache nicht schlafen«, sagte Desancon ärgerlich.
Ättler erhob sich von der Kiste, auf der er die ganze Zeit über gesessen hatte, und strich sich über seinen ansehnlichen Bauch.
»Du hast gesagt, dass du allein aufpassen wolltest«, erinnerte er Desancon. Seine Augen verengten sich. »Was ist überhaupt los?«
Desancon deutete in den Gang.
»Ich habe irgend etwas gehört!«
»Tsss! Tsss!«, machte Ättler kopfschüttelnd.
Sie starrten sich an. Im allgemeinen kamen sie gut miteinander aus, aber in letzter Zeit hatte Desancon wenig geschlafen und war reizbar geworden. Nach Ättlers Ansicht machte sich sein Freund zuviel Sorgen über den Schwarm und die Zukunft der MARCO POLO. Im Verlauf seines Absetzungsmanövers vom Planeten Kokon hatte das Ultraschlachtschiff inzwischen den Kopf des Schwarmes erreicht. Hier befand sich das Ballungszentrum jener Planeten, auf denen sich ockergelbe, gebärfreudige Wesen aufhielten. Die so genannten »Frühgeburtler« unter den Gelben Eroberern hielten sich ausnahmslos in diesem Gebiet auf.
An Bord der MARCO POLO befanden sich genügend Virenkulturen, um einen Großteil der von Ockergelben bewohnten Planeten infizieren zu können. Nach den Erfahrungen während des Unternehmens GEPLA-I hatte Rhodan jedoch auf weitere Angriffe mit Viruspaketen verzichtet, denn er war sich darüber im klaren, dass es bestenfalls Störmanöver sein konnten.
Perry Rhodan hatte zur Besatzung der MARCO POLO gesprochen und ihr mitgeteilt, sein neues Ziel bestünde in der Ausschaltung der offenbar im Schwarm lebenden Ressortchefs. Nachdem Sandal einen dieser geheimnisvollen Herrscher besiegt hatte, erschien es den Terranern nicht mehr unmöglich, mit ähnlichen Aktionen den Schwarm endgültig zu stoppen. Die Panik und das Chaos, die sich nach dem Tod des Y'Xantramon entwickelt hatten, bewiesen, dass hier eine empfindliche Stelle des Gegners lag. Jeden Augenblick konnte die nächste Flotte von Wabenraumschiffen den Schwarm verlassen, dann würde innerhalb der Galaxis wieder eine Welt untergehen.
Das wollte Rhodan unter allen Umständen vermeiden.
Rhodan hatte die achttausend Personen an Bord der MARCO POLO über die neue Situation unterrichtet. Das Ultraschlachtschiff mit seinen einhundert großen Beibooten stellte innerhalb des Schwarms einen nicht zu übersehenden Machtfaktor dar, wahrscheinlich vor allem deshalb, weil die Machthaber im Innern des Schwarmes noch nicht in letzter Konsequenz begriffen hatten, von wem sie angegriffen wurden.
»Da ist es wieder!«, drang Desancons Stimme in Ättlers Gedanken. »Es hört sich an wie das Schlurfen von Schritten.«
Auch Ättler hatte ein Geräusch gehört. Er blickte in den Korridor, wo sich niemand aufhielt. Doch das bedeutete gar nichts. Es gab zahlreiche Seitengänge, in die die beiden Männer nicht einblicken konnten.
Aus den Augenwinkeln beobachtete Ättler, wie Desancon nach seinem Desintegrator griff.
Er lachte auf.
»Du bist verrückt!«
»Denke, was du willst!«, gab Desancon zurück.
Aus einem der Seitengänge taumelte eine Gestalt hervor. Es war ein Mann, der sich offenbar mühsam auf den Beinen hielt.
Ättler griff ebenfalls nach seiner Waffe und rannte los. Desancon folgte ihm. Der Mann, der so unverhofft aufgetaucht war, wandte ihnen den Rücken zu und stützte sich mit einer Hand an der Wand.
Vor dem nächsten Interkomanschluss blieb Ättler stehen und beugte sich über das Mikrophon.
»Hier spricht der Wachhabende Ättler!«, rief er. Er wusste, dass irgend jemand in der Deckstation ihn hören würde, vielleicht sogar der Diensttuende Offizier, Major Hughens. »Wir haben einen Mann aufgegriffen. Er scheint krank oder betrunken zu sein.«
Desancon, der an ihm vorbeigestürmt war, hatte den Mann erreicht und machte Ättler heftige Zeichen.
Ättler wartete nicht auf eine Antwort oder eine Bestätigung, dass man seine Nachricht verstanden hatte, sondern rannte weiter.
Als er Desancon fast eingeholt hatte, wandte der Fremde sich um.
Ättler erkannte ihn sofort.
Der Mann war Alaska Saedelaere.
Aus den Augen- und Mundschlitzen von Saedelaeres Plastikmaske zuckten farbige Lichtblitze.
»Saedelaere!«, rief Ättler. Er kannte den Transmittergeschädigten von mehreren Besprechungen her. »Ist Ihnen nicht gut?«
Alaska antwortete nicht. Er schien die Anwesenheit der beiden Männer nicht zu registrieren.
»Wie ist er hierher gekommen?«, fragte Desancon aufgeregt. »Seine Kabine liegt doch im Hauptdeck.«
»Darüber können wir später noch nachdenken«, erklärte Ättler. »Auf jeden Fall müssen wir Hughens unterrichten, damit er die Zentrale informiert. Irgend etwas ist mit Saedelaere nicht in Ordnung.«
Desancon deutete auf die Maske, hinter der es aufleuchtete.
»Glaubst du, dass das gefährlich ist?«
Ättler zuckte mit den Schultern. Er ging zum Interkomanschluss zurück.
»Hier spricht Ättler!«
Diesmal war Hughens zur Stelle.
»Geben Sie Ihre Nachrichten immer durch, ohne auf Antwort zu warten, Ättler?«, fragte er ärgerlich.
»Tut mir leid«, entgegnete Ättler. »Wir haben Saedelaere aufgegriffen. Er scheint nicht bei Sinnen zu sein. Ich vermute, dass er krank ist.«
Hughens Stimmung schlug sofort um.
»Bleiben Sie bei ihm und lassen Sie niemand an ihn heran. Der Korridor in dem Sie ihn gefunden haben, wird abgesperrt. Ich unterrichte die Zentrale.«
»Gut«, sagte Ättler.
Als er aufblickte, war Saedelaere zu Boden gesunken. Desancon stand breitbeinig neben ihm und wusste offenbar nicht, was er tun sollte.
Sekunden später flimmerte es am Ende des Korridors. Perry Rhodan und der Mausbiber Gucky wurden sichtbar. Ättler begriff, dass der Ilt zusammen mit Rhodan aus der Zentrale direkt hierher teleportiert war, um möglichst schnell bei Alaska Saedelaere zu sein.
Rhodan trug eine verwaschene Hose und ein offenes Hemd. Er übersah die Situation mit einem Blick.
Während er sich zu Alaska hinabbeugte und ihn auf den Rücken drehte, fragte er die beiden Raumfahrer: »Wann haben Sie ihn gefunden?«
»Vor ein paar Minuten«, machte sich Ättler zum Sprecher. »Er kam aus diesem Seitengang. Wir sahen ihn zunächst nicht von vorn und dachten, es wäre irgendein Betrunkener oder ein Kranker.«
Rhodan nickte.
»Alaska!«, rief er leise.
»Sein Cappinfragment ist aktiv«, sagte Gucky mit seiner hellen Stimme. »Ich kann die Mentalimpulse des verdammten Dinges genau spüren. Ich möchte wissen, warum es sich so aufführt. Irgend etwas muss geschehen sein.«
Rhodan überlegte einen Augenblick.
»Kannst du mit ihm teleportieren?«
»Du meinst, in die nächste Krankenstation?«, erriet der Mausbiber.
Rhodan nickte bestätigend.
»Die Einflussnahme des Cappinfragments wird sich zwar störend auswirken, aber dieses kurze Stück werde ich schaffen«, erklärte Gucky. Er maß Rhodan mit einem abschätzenden Blick. »Vorausgesetzt natürlich, dass du zu Fuß gehst.«
»In Ordnung«, sagte Rhodan.
Der Ilt berührte Saedelaere am Arm und entmaterialisierte.
»Es ist vielleicht besser, wenn Sie vorläufig den Mund halten«, sagte Rhodan zu den beiden Raumfahrern. »Dieses Ereignis könnte unnötigen Gerüchten Vorschub leisten.«
Desancon rieb sich das Kinn.
»Sie verpassen uns einen Maulkorb«, stellte Ättler fest. »Aber ich denke, dass Sie recht haben.«
»Ich werde mit Major Hughens ebenfalls darüber sprechen«, kündigte Rhodan an.
»Ein paar Wachhabende werden in der Deckstation alles mitgehört haben«, sagte Desancon. »Ich bin nicht sicher, ob sie schweigen werden.«
»Ich werde auch mit ihnen reden«, versprach Rhodan. »Sie haben beide richtig gehandelt.«
Er wandte sich ab und ging davon.
»Ob er uns etwas verheimlicht?«, überlegte Desancon.
»Ich hatte den Eindruck, dass er selbst nicht genau wusste, was die Aktivität von Saedelaeres Cappinfragment ausgelöst hat«, erwiderte Ättler. »Aber irgendwie ist diese Sache unheimlich. Das Cappinfragment reagiert nur auf bestimmte Strahlungen. Jedenfalls hörte ich einmal einen der Ärzte etwas Ähnliches sagen. Irgend etwas ist nicht in Ordnung.«
Desancon ächzte.
»Es wird nie alles in Ordnung sein, solange wir uns in diesem verdammten Schwarm aufhalten.«
»Ich habe mich damit abgefunden«, sagte Ättler. »Wahrscheinlich weiß auch Rhodan, dass wir diesen Schwarm niemals besiegen können. Ich nehme an, dass wir nur hier sind, um eine Änderung hervorzurufen, die den Schwarm zum Rückzug zwingen könnte.«
Desancon hielt nicht viel von den privaten Theorien seines Freundes. Er gab seiner Meinung mit einem Achselzucken Ausdruck. Wahrscheinlich verstand keiner von ihnen, was mit dem Schwarm überhaupt los war. Zwar gab die Zentrale ständig Erklärungen ab, aber diese wurden von den wenigsten Besatzungsmitgliedern einwandfrei verstanden.
Der Zustand, in dem sich Alaska Saedelaere befand, war nur ein weiteres Rätsel, das zu lösen sie der Schwarm zwang.
*
Saedelaere lag auf dem Rücken und bewegte sich nicht. Aus Mund- und Augenschlitzen seiner Plastikmaske blitzten farbige Lichtimpulse. Um den Körper des Transmittergeschädigten hatte sich eine schwach erkennbare Aura aus reiner Energie gebildet.
Dr. Kennsingby griff mit beiden Händen durch diesen wallenden Energiemantel und schüttelte den Kopf.
»Wenn Sie mich fragen, ist dieses Problem nicht medizinischer, sondern hyperphysikalischer Natur, Sir.«
»Danke, Doc!« Rhodan war von dieser Auskunft nicht überrascht, wenn sie auch nicht dazu angetan war, ihn zu beruhigen.
»Diese Aura aus Energie habe ich noch nie bei ihm beobachtet«, erklärte Ras Tschubai, der zusammen mit Atlan in die Krankenstation teleportiert war. »Ich frage mich, ob es zwischen ihr und der Aktivität der Cappinmasse einen Zusammenhang gibt.«
»Ich habe den Eindruck, dass sich dieses nebelartige Energiefeld um seinen Körper verstärkt«, mischte sich Dr. Kennsingby ein. »Die Tatsache, dass es durchdrungen werden kann, bedeutet noch nicht, dass es ungefährlich ist.«
»Sie haben recht, Doc«, stimmte Atlan zu. »Wir sollten diese Station unter Quarantäne stellen. Ab sofort darf sie nur noch von den Personen betreten werden, die sich jetzt in ihr aufhalten.«
Rhodan war an einen Interkomanschluss getreten und sprach mit der Zentrale.
»Vollalarm für die MARCO POLO!«, befahl er. »Wir müssen uns auf Zwischenfälle aller Art vorbereiten.«
Er erklärte den Offizieren mit knappen Worten, was sich ereignet hatte. Noch während er sprach, rollten ein paar flache Roboter mit Strahlmessgeräten und Feldprojektoren in die Krankenstation. Atlan leitete die Untersuchung Saedelaeres.
Gucky versuchte eine telepathische Verbindung zu Saedelaere herzustellen.
Es misslang.
»Ich habe den Eindruck, dass er Schmerzen empfindet, obwohl sein Bewusstsein fast völlig ausgeschaltet ist.«
Der Energienebel um Alaskas Körper begann zu wallen und nahm eine andere Form an. Das Cappinfragment leuchtete jetzt in allen Farben des Spektrums.
Rhodan empfand beim Anblick des Transmittergeschädigten Schmerzen und musste wegsehen.
Atlan stieß eine Verwünschung aus.
»Er baut ein Energiefeld um seinen Körper auf. Ich möchte wissen, was das zu bedeuten hat.«
Tschubai deutete auf die Messgeräte.
»Wenn nicht alles täuscht, besitzt dieses Kraftfeld einen Sextadimcharakter.«
Rhodan und Atlan tauschten einen schnellen Blick.